Dragon - Drachen lieben gefährlich von Ten-nii-san ================================================================================ Kapitel 44: Kapitel 45 und 46 ----------------------------- Kapitel 45  Ich saß gemütlich in meinem Sessel und wartete auf Drago. Er sollte mir die Kleine bringen, nur deswegen war ich aus London nach Miami gekommen. Und er ließ mich schon zwanzig Minuten warten. Aber im nächsten Moment ging die Flügeltüre des Wohnzimmers auf und ich hörte seine schwarzen Springerstiefel. „Wurde auch mal Zeit. Ich warte schon zwanzig Minuten.“ Er kniete sich vor mich, sodass ich auf seinen kahlen Kopf sehen konnte, wo ein Drache prangte. „Es tut mir leid, ich musste nur Jillian davon überzeugen, dass sie nicht doch noch anfängt nach der Kleinen zu suchen.“ Ich nickte. „Wie macht sich die Kleine?“ „Es geht, getan habe ich ihr noch nichts, wie befohlen.“ „Das ist gut. Wir müssen sie erst zurück nach London schaffen, damit sie in Alecs Nähe ist.“ Drago nickte. „Gibt es etwas neues?“ Er sah auf und lächelte. „Sie ist von ihm schwanger.“ Sofort bekam ich ein Lächeln auf dem Gesicht. „Ach nein. Weiß er es?“ „So wie es aussieht nicht.“ „Das wird ja immer besser.“ Drago neigte wieder seinen Kopf. „Ich werde mich erst einmal nicht zeigen, aber du kannst ja schon mal anfangen. Heute Abend geht der Flieger zurück. Ich will das sie die ganze Zeit schläft.“ „Wird gemacht, Sir.“ Drago stand auf und verschwand wieder. „Ein Kind, oh Alec, es macht ja immer mehr Spaß, dich zu vernichten.“  Kapitel 46 Wir waren gerade auf dem Weg zurück in die Villa. Ich saß neben Marina und hielt ihre Hand. Sie hatte, seit wir aufgebrochen waren, kein Wort gesagt. Ich hatte die ganze Zeit ihre Hand gehalten und die Fragen der anderen beantwortet, weil Marina einfach nichts gesagt hatte. Sie wollte auch nichts auf der Beerdigung sagen. Es war einfach zu viel für sie. Und ich glaubte, sie gab sich auch die Schuld dafür, dass sie tot waren, obwohl sie mir weiß machen wollte, dass es nicht meine Schuld gewesen war, obwohl ich ihr gerne diese Last abgenommen hätte. Es wäre einfacher, wenn sie auf mich sauer war, als hier stumm zu sitzen und nichts zu tun. Sanft strich ich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Sie sah zu mir und ich zog sie wortlos in meinen Arm. „Danke“, murmelte sie an meiner Schulter; ich nickte nur. Als wir an der Villa ankamen, war Marina schon längst am schlafen. Also hob ich sie auf meine Arme und trug sie in ihr Zimmer. Dort legte ich sie ins Bett und deckte sie zu. Ein paar Minuten blieb ich stehen und sah auf ihr friedlich schlafendes Gesicht herunter. Früher war ich immer früher wach gewesen und hatte ihr beim Schlafen zugesehen, weil ich sie einfach wunderschön fand. Sie sah im Schlaf so friedlich und unbeschwert aus. Ich schüttelte den Kopf, ging schnell zum Fenster und zog den Vorhang vor, dann wollte ich gehen, aber Marina gab einen Laut von sich, sodass ich mich noch mal nach ihr umdrehte. „Geh nicht“, flüsterte sie. Vor einem Jahr wäre ich geblieben, davon war ich überzeugt, aber nicht heute. Ich wollte Dejna anrufen, ich brauchte sie jetzt. Und wäre Marina nicht hier, hätte ich mich sogar in den Flieger gesetzt und wäre nach Miami geflogen. Ich musste in ihr Gesicht sehen und sie einfach küssen … aber das ging nicht. „Schlaf weiter, Marina. Ich werde nachher noch mal nach dir sehen“, sagte ich und schloss die Türe hinter mir. Als ich dann in meinem Zimmer war, holte ich sofort mein Handy raus und hatte auch schon Dejnas Nummer eingetippt, aber da viel mir ein, dass sie vielleicht immer noch etwas mit den Jungs machte. Also wählte ich stattdessen Mutters Nummer. Diese ging auch nach dem vierten Tuut dran. „Alec, mein Sohn, eine Überraschung. Ich dachte, du würdest eher Dejna anrufen, als mich“, fing sie sofort an mich zu sticheln. „Ich hatte sie heute Morgen schon mal angerufen, aber sie hatte mir ne Sms geschrieben das sie beschäftigt sei, deswegen wollte ich dich erst einmal anrufen, ob du weißt, ob sie und die Jungs schon wieder da sind.“ Es wurde leise bei Mom. „Mom, alles okay?“ „Sie hat dir geschrieben, dass sie mit den Jungs unterwegs ist?“ Jetzt wurde ich auch stutzig. „Ja, sie wollten doch neue Songs schreiben.“ „Sie bekommen das Tonstudio erst Morgen.“ Das war das letzte, was ich hören wollte. „Mom, wo ist sie?“ „Ich hab sie seit heute Morgen nicht mehr gesehen. Sie hat mir erzählt, dass sie Streit mit Bastian hatte und dann etwas Auszeit gebraucht hatte. Am Strand hat sie dann einen alten Freund getroffen mit dem sie den ganzen Tag zusammen sein wollte.“ Ein alter Freund? Warum hatte sie mir dann nicht geschrieben das … Nein, nein, nein, raus aus meinen Gedanken. Dejna würde mich nicht betrügen, so jemand ist sie nicht. … Aber warum sagt sie mir, dass sie mit den Jungs unterwegs war, obwohl sie genau wusste, dass meine Mutter bei ihr in Miami war? Da passt doch was nicht zusammen. So dumm wäre Dejna nicht. Sie hätte nicht zwei Ausreden benutzt, sie hätte die gleiche Ausrede benutzt, um uns nicht auf dumme Gedanken zu bringen. Da stimmte etwas ganz und gar nicht. „Wann hast du zuletzt mit ihr gesprochen?“, fragte ich Mom. „Heute Morgen, als ich sie nach dem Frühstück angerufen habe. Sie sagte zu mir, dass sie den ganzen Tag mit diesem Typen zusammen blieb, sie wollten ins Kino glaub ich. Allerdings sollte ich dir auch nichts davon erzählen.“ Ich kniff mir in den Nasenrücken und schloss die Augen. Das passte doch alles nicht zusammen. „Alec, meinst du, sie betrügt dich? Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen, weil sie ja ...“, plapperte Mutter einfach drauf los, redete aber dann plötzlich nicht mehr weiter. Das ließ mich aufhorchen. „Mom? Weil sie was?“ „Nichts, nichts. Das geht dich nichts an.“ „Mom, wenn es wichtig ist, musst du es mir sagen.“ „Nein, nein, also wichtig ist es schon, aber es kann noch etwas warten, bis du es erfährst.“ Das gefiel mir gar nicht, aber jetzt musste ich erst einmal überlegen, was es mit diese zwei Ausreden von Dejna zu tun hatte. „Meinst du ihr ist etwas passiert?“, sprach meine Mutter meine schlimmste Befürchtung aus, die ich noch nicht einmal gewagt habe zu denken. „Ich weiß nicht“, gab ich zu und schloss die Augen. „Sag Chad er soll nach ihr suchen. Er soll versuchen in jedes Kino zu kommen, was er schafft und nach ihr fragen.“ „Okay, und was machst du?“ „Ich muss sie finden. Ich komme zu euch.“ „Alec … wenn ihr was zugestoßen ist, dann solltest du zuhause bleiben. Hier geht es immer noch um dich, sie wird nur ein Druckmittel sein.“ „Ja.“ „Ich werde mit Chad nach ihr suchen und dann melde ich mich noch mal.“ „Ja.“ „Tu nichts unüberlegtes.“ Ich legte auf und schmiss mein Handy auf mein Bett. Dann schrie ich auf, ballte meine Hand zu einer Faust und schlug gegen eine Wand. Ich schnaubte und Rauch stieg aus meiner Nase empor. Mein Körper hatte sich halb in einen Drachen verwandelt. Mein Drachenschwanz fegte Schränke bei Seite. In der Wand war ein riesiges Loch und meine Hand war zu einer riesigen Klaue geworden. Die Türe wurde aufgeschlagen und Jamie stand sofort im Türrahmen, hinter ihm stand Sven. „Alec?“, fragte Jamie langsam und leise. Ich ballte meine Klaue noch mehr und sah die beiden aus lodernden Augen an. „Ganz ruhig. Alles ist okay.“ „Jamie, geh zu Marina und bring sie nach unten“, befahl Sven und trat vor Jamie. „Sven, er schafft das.“ „Das glaube ich eher weniger. Wir zwei werden nicht mit ihm fertig, wenn er sich noch weiter verwandelt.“ „Du musst mit ihm reden, Sven, nicht drauf schlagen und ihn auch nicht drängen, das hat beim letzten Mal auch nicht geholfen.“ „Ich weiß es, ich war auch dabei gewesen.“ Ich knurrte tief aus der Brust. „Jetzt mach schon.“ Jamie nickte und war dann auch verschwunden. „Alec, hörst du mich?“ Idiot, klar hörte ich ihn, aber um ehrlich zu sein, wollte ich ihn nicht hören. Ich wollte mich nur noch verwandeln und alles zerstören, was mir in den Weg kam. Alec war schon zur Hälfte ein Drache, es dauerte nicht mehr lange, da würde er sich ganz verwandeln und das wäre nicht so gut, weil er einfach zu groß für das kleine Zimmer sein würde. Ich konnte mich noch gut an das eine Mal erinnern, als ich gesehen hatte, wie Alec sich vor Wut in einen rasenden Drachen verwandelt hatte, der einfach alles und jeden zerstörte, was ihm in den Weg kam. Es war vor 500 Jahren gewesen, als Chester gestorben war. Ich war neu bei Alec eingestellt gewesen. Gerade mal einen Monat hatte ich mit Alec zu tun gehabt und hatte echt nicht damit gerechnet, dass er so blutrünstig werden konnte. Vor 500 Jahren war Chad hier gewesen und hatte Alec besänftigen können, allerdings hatte Alec das ganze Haus auseinander genommen. Und nach diesem Vorfall hatte man mir dann richtig erzählt, was mit Alec war. Er war nicht normal, das wusste ich seit diesem Tag an. Er war kein normaler Drache, er war der Drache. Bei uns in der Anderswelt gab es eine Prophezeiung, die besagt, dass es einen wahren Herrscher gab. Von Jahrhundert zu Jahrhundert wechselte er seine Gestalt. Vor 550 Jahren war es ein Werwolf gewesen. Als dieser gestorben war, hatte er sich eine neue Hülle gesucht und diese war Alec gewesen. Auf jeden Fall heißt es, dass dieses Wesen das mächtigste auf der Welt sei, allerdings war es auch unberechenbar. Wenn dieses Wesen aus einem ausbrach, dann war die Hülle verloren, tot, existierte nicht mehr. Alec hatte noch nie richtig mit diesem Wesen kämpfen müssen, seit dem Tag an dem sein Vater gestorben war. Seitdem hatte er es eigentlich ganz gut im Griff … bis jetzt. Alec stieß sich von der Wand ab und drehte sich zu mir. Ich schluckte und ballte eine Hand zur Faust. Ich musste ruhig mit ihm reden und ihn dazu bringen, sich nicht ganz zu verwandeln. „Alec, es bringt doch nichts. Wenn du mir sagst, was los ist, dann kann ich mich daran setzten, okay?“ Er knurrte nur laut. „Ich weiß, du bist sauer und das ist auch verständlich, aber damit hilfst du keinem. Du musst bei klarem Verstand sein.“ „Alec!“, hallte Marinas Stimme durchs Haus und im nächsten Moment stand sie hinter mir im Türrahmen. Verdammt, Jamie! „Sven, lass mich zu ihm.“ „Er wird dich töten, Marina.“ „Er wird mir nichts tun.“ Sie wollte an mir vorbei gehen, aber ich hielt sie am Handgelenk fest. „Das kann ich nicht zulassen. Er hat beim letzten Mal das ganze Haus zerstört, er wird nicht vor dir halt machen, Marina.“ Sie riss sich los und ging langsam auf Alec zu. „Alec, du darfst dich nicht verwandeln, hörst du mich?“ Sie ging immer nur einen Schritt weiter. „Ich liebe dich, Alec, hörst du? Du darfst nicht zu diesem Wesen werden, das weißt du doch. Und willst du uns das antun? Willst du das Dejna antun?“ Wieder knurrte Alec laut und ging einen Schritt auf Marina zu. Sein riesiger Schwanz bewegte sich schon und ich sah, wie er Marina erfasste und an die Wand schleuderte. Ich packte sie und drückte sie nach hinten, bevor Alecs Schwanz sie erfassen konnte, allerdings erfasste er dann mich und ich wurde voller Wucht gegen die Wand geschleudert. „Sven!“, rief Marina. Ich rutschte die Wand herunter und keuchte. Irgendwas hatte geknack, als ich gegen die Wand geschleudert wurde und das war irgendwas in meinem Rücken gewesen, aber das interessierte mich gerade nicht wirklich. „Verschwinde, Marina“, knurrte ich und auch mir wuchs mein Drachenschwanz. „Sven, du schaffst es nicht alleine gegen Alec.“ „Jetzt verschwinde endlich!“, knurrte ich sie an. Sie sah noch mal zu Alec, der sich aufbäumte. Es dauerte nicht mehr lange, bis er sich ganz verwandelte. Sie unterdrückte aufkommende Tränen und lief schnell aus dem Zimmer. Ich rappelte mich schnell auf und fixierte Alec. Er stand vor der Fensterfront, das war meine einzige Möglichkeit. Also rannte ich auf ihn los, packte ihn und flog zusammen mit ihm durchs Fenster. Wir krachten durch die Scheibe und knallten unsanft im Garten auf. Alec knurrte laut und bestialisch. Ich sprang schnell von ihm herunter und stellte mich in Angriffsposition. Alec rappelte sich auch langsam auf und sah mich aus starrem Blick heraus an. Seine Augen waren nicht wie sonst eisblau. Diesmal waren sie gelb glühende Schlitze. Ich wusste, dass Alec auch einmal ausrasten konnte, aber so hatte ich ihn wie gesagt erst ein Mal erlebt und das noch nicht mal richtig. Man hatte mich vor 500 Jahren mit den anderen Angestellten in Sicherheit gebracht. Ich hatte noch nicht mit Alecs glühenden gelben Schlitzen zu tun gehabt. Wie sollte ich ihn nur besänftigt bekommen? Es half einfach nichts. Wenn ich es so machte, wie Chad vor 500 Jahren, dann würde ich verlieren. Ich konnte nicht gut reden, also musste ich es auf meine Art machen … die mich vielleicht mein Leben kosten würde. Dann wollen wir mal. Ich schloss die Augen und verwandelte mich in einen Drachen. „Verdammt, Sven. Was tust du da?“, ertönte Jamies Stimme hinter mir. Ich versuche, ihn wieder zur Vernunft zu bekommen. Du weißt genauso gut wie ich, dass ich nicht reden kann, noch nie. Ich muss es so versuchen, sagte ich Jamie durch Gedanken. „Aber bitte pass auf.“ Mache ich. Keine Sorge. Alec hatte sich noch kein Stück bewegt, aber jetzt rappelte er sich auf und … lachte. Er fing an, zu lachen. Es war ein grässlicher Laut, den er von sich gab. Ich hoffte nur, dass Alec noch irgendwo dadrin war und wir ihn nicht schon längst verloren hatten. Alec, du musst dagegen ankämpfen, hast du gehört? Marina ist noch hier, wenn du ausrastest, wird sie es nicht überleben. Du willst doch keinem etwas tun, das bist nicht du, versuchte ich in Gedanken auf ihn einzureden. Im nächsten Moment stand Alec in seiner vollen Drachengestalt vor mir und überragte mich. Er war bestimmt drei Mal größer als ich. Ich bin stärker als du!, kreischte es in meinem Kopf. Ich verzog das Gesicht und kniff die Augen zusammen. Es war nicht Alec, der gerade gesprochen hatte. Es war das Wesen. Sven, hilf mir!, schrie Alecs Stimme in meinem Kopf. Sofort hob ich den Kopf wieder und sah den riesigen Drachen vor mir an. Alec! Er war doch noch darin und er kämpfte gegen dieses Wesen an, nur wie konnte ich ihm helfen, es zu besiegen? Ich konnte nur eins tun und das war, es abzulenken. Also fackelte ich nicht mehr lange und lief auf den Drachen vor mir zu. Er fixierte mich sofort, aber ich rannte weiter und sprang kurz vor ihm in die Luft, nur um auf ihm zu landen und ihn zu Boden zu drücken. Ich benutzte all meine Kraft, um den Drachen unter mir fest zunageln und nicht los zulassen. Ich würde nicht zulassen, dass er Alec zerstörte. Der Drache wehrte sich heftig gegen meinen Griff, aber ich blieb stur auf ihm sitzen. Das war das einzige, was ich für Alec tun konnte. Ich wusste nichts, was ich sonst tun konnte. Der Kampf gegen diesen großen Drachen wollte einfach nicht aufhören. Mir schwanden langsam die Kräfte, aber ich rief mir immer und immer wieder ins Gedächtnis, dass ich Alec retten musste. Es kam mir vor wie Stunden, Stunden die ich schon gegen eine ungeheure Kraft ankämpfte, als diese mich doch besiegte und weg schleuderte. Ich knallte gegen die Hauswand und rutschte geschafft an ihr herunter. Mein Blick war weiter auf Alec gerichtet, denn ich hatte die Befürchtung, dass sich der Drache aufsetzten würde und dann davon fliegen würde … aber das tat er nicht. Er krümmte sich auf dem Boden und schrie laut auf. Und im nächsten Moment verwandelte sich der Drache zurück in einen Menschen, in Alec. Dieser krümmte sich vor Schmerzen und krallte sich ins Gras. Ich verwandelte mich sofort zurück und lief zu ihm, aber eine Person war schneller wie ich. Marina. Sie lief mit einer Decke auf Alecs nackten Körper zu und deckte ihn sofort zu. Sie kniete neben ihm und hielt seine Hand fest umschlossen. Ich war zu weit weg, um zuhören, was sie vor sich her flüsterte, aber das war mir gerade im Moment auch egal. In mir tobte auch ein Sturm von Schmerzen. Durch den Aufprall gegen die Wand, hatte ich mir zwei Rippen gebrochen. Ich sackte zu Boden und schloss schmerzhaft die Augen. Plötzlich legte sich etwas um meine Schultern. „Alles okay?“, fragte Jamie mich. Ich machte mühevoll die Augen wieder auf und sah ihn an. „Ja, das wird wieder“, meinte ich nur. Er nickte und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Das hast du gut gemacht. Ich glaube, dass hat Alec mehr gebraucht, als jemand der auf ihn einredet.“ Ja, er hatte gegen das Wesen ankämpfen müssen und gewinnen müssen, sonst würde es immer und immer wieder aus ihm herausbrechen. Jamie half mir auf zustehen und zusammen gingen wir zu Alec und Marina. Ich ließ mich neben Alec ins Gras fallen. Sein Gesicht war schmerzhaft verzerrt und er krallte sich in Marinas Hand. Diese strich mit ihrer freien Hand über seine Schläfe und durch sein Haar. „Wird er wieder oder haben wir ihn verloren?“, schluchzte sie. Jamie kniete sich neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schultern. „Wir haben ihn nicht verloren, Marina. Er hat es geschafft.“ Ja, er hatte es geschafft, wenn nicht, dann hätte ich mir das nie verziehen. Ich war schon wieder betäubt worden, denn ich war nicht mehr in dieser kleinen Zelle, wo ich das erste mal aufgewacht war. Ich hatte mitbekommen, als dieser Typ, der mein Handy mitgenommen hatte, wieder gekommen war, um mich wohl irgendwohin zu bringen. Dieser Trottel, der mich mit entführt hatte, hatte seinen Namen gesagt und irgendwas von einem Flug geredet. Drago, so hieß der Typ mit der Glatze, war dann zu mir in die Zelle gekommen und hatte mich wieder mit einem Handtuch betäubt. Was mir jetzt wieder Kopfschmerzen bereitete. Ich war schon etwas länger wach, sodass ich mir meine neue Zelle anschauen konnte. Diesmal saß ich in der Mitte eines Raumes, eines Schlafzimmers. Es war eigentlich ganz nett eingerichtet, es sah aus wie ein ganz normales Schlafzimmer. Mit Bett, Kleiderschrank, Schreibtisch und Kommode. Und trotzdem saß ich hier auf einem Stuhl gefesselt, diesmal waren meine Arme an den Lehnen des Stuhles gefesselt. Ich versuchte wieder, diese zu lösen, aber es war das gleiche, wie in der anderen Zelle. Das stramme Seil schabte mir nur meine Haut auf. Ach, und den Knebel hatte ich natürlich auch wieder im Mund, damit ich nicht herum schrie und die Nachbarn mich vielleicht hören konnten. Ich nahm an, dass wir schon Nachmittag hatten, da die Sonne durch ein Fenster, das hinter mir war, herein schien. Ich musste mir irgendwie überlegen, wie ich hier raus kam. Ich musste mich und mein Baby in Sicherheit bringen. Und ich durfte ihnen erst Recht nicht Alec liefern. Ich musste verhindern, dass sie mich benutzten, um an Alec heran zukommen. Ich versuchte den Stuhl etwas zu bewegen, aber das half auch nicht wirklich. Würde ich weiter wackeln, würde ich nur zur Seite fallen und das half mir erst Recht nicht weiter. „Ist sie schon wach?“, hörte ich plötzlich jemanden vor der Tür fragen. Und nein, es war nicht irgendjemand, sondern Drago. Diese Stimme, sie verpasste mir immer und immer wieder eine unangenehme Gänsehaut. „Ja, sie hat versucht sich mit dem Stuhl zu bewegen“, antwortete ihm ein Typ. Bitte was? Hängt der mit seinem Ohr an der Türe oder was? Diese wurde allerdings jetzt geöffnet und Drago stampfte ins Zimmer, hinter ihm ging die Türe wieder zu. Ich sah ihn an und ballte meine Hände zu Fäusten. Er hielt wieder mein Handy in seiner Hand und spielte damit. „Hast du schön geschlafen?“, fragte er mit seiner unangenehmen Stimme. Ich funkelte ihn nur an. „Ach, wir sind heute ein bisschen zickiger. Machst du dir keine Gedanken mehr um dein Kind?“ Nein, D, du springst da nicht drauf an, das will er nur. „Hmm, du gefällst mir. Ich hab nur ein Problem. Anscheinend wissen sie, dass du verschwunden bist, weil dein Romeo schon die ganze Zeit anruft und Nachrichten hinterlässt.“ Drago drückte eine Taste auf meinem Handy und spielte eine Voicemail ab. „Dejna, bitte melde dich. Ich muss wissen, dass es dir gut geht“, ertönte Alecs Stimme aus dem Handy. Ich ballte meine Hände noch etwas mehr und biss mir auf die Zunge, damit ich nicht etwas unüberlegtes machte. „Was für einen Hinweis hast du ihnen gegeben?“, fragte er mich, kam auf mich zu und riss mir den Knebel aus dem Mund. Ich schluckte und bekam noch mehr Angst vor diesem Typen. „Ich … ich hab nichts gesagt. Ich schwöre.“ Drago beugte sich zu mir und stützte sich auf meinen Armen ab, die auf der Stuhllehne gefesselt waren. Er stützte sich mit seiner ganzen Kraft darauf und packte auch fest zu, sodass ich aufschrie. Er hätte mir die Arme brechen können, aber kurz davor ließ er mich los und drehte mir den Rücken zu. „Und jetzt noch mal.“ „Ich weiß nicht, wie sie darauf gekommen sind. Ihr Freund hat eine Sms von meinem Handy an Alec geschickt, kurz bevor Sie gekommen sind“, rief ich schnell, aus Angst er könnte mir wieder wehtun. Sofort drehte er sich zu mir um und sah mich genau an. Dann suchte er in meinem Handy herum und fluchte. Ich schluckte. Drago stampfte zur Türe und rief etwas. Als nächstes hörte ich schnelle Schritte und dann stand auch schon der Typ in der Tür, der mich entführt hatte. „Was ist das?“, fragte Drago sauer und der Mann vor ihm wurde immer kleiner. „Er hat angerufen und ich dachte mir, damit er nicht nach ihr sucht schreibe ich ihm etwas“, verteidigte sich der Mann. „Idiot!“ Was jetzt geschah raubte mir den Atem. Drago packte den Mann einfach am Kopf und brach ihm das Genick. Ich schrie vor Schreck auf. Der Mann fiel leblos zu Boden und bewegte sich nicht mehr. „Bringt ihn weg“, bellte Drago und schob die Leiche, mit Hilfe der Türe, aus dem Zimmer; die Türe machte er wieder zu. Jetzt hatte ich noch mehr Angst vor diesem Typen. Ich wollte nur so weit es ging von ihm weg, da wäre noch nicht mal ein riesiges Fußballfeld weit weg genug, wenn er auf der einen Seite stand und ich auf der anderen Seite. Ich presste meinen Rücken an die Rückenlehne des Stuhles, um weiter von diesem Mörder weg zu sein, aber es nützte nichts. Im nächsten Moment klingelte wieder mein Handy. „Hmm, Bastian. Was machen wir denn jetzt, Dejna? Weiter anlügen kannst du sie nicht.“ „Bitte, bitte lasst Bastian da raus“, flehte ich. Drago zeigte mir mein Handy und dann drückte er den Anruf weg. „Gut, dann tut es mir leid“, meinte er und drehte sich um. Wie … was … was meinte er damit? „Wir müssen dich für das Treffen mit Alec fertig machen.“ Mir wich alle Farbe aus dem Gesicht. Er hatte ja schon gesagt, dass ich sterben werde, aber so schnell? Ich … ich konnte noch nicht sterben, ich musste Alec doch noch … das ging nicht. Ich wollte ihn noch einmal sehen. Verdammt, ich wollte noch nicht sterben. Drago ging zur Tür und jemand mit einer Kamera kam ins Zimmer. Nein. Ich wehrte mich gegen meine Fesseln, aber es half alles nichts, ich war ihnen ausgeliefert und keiner wusste, wo ich war. Ich würde hier in diesem Zimmer sterben und mein kleines Baby hatte noch nicht einmal die Chance zu leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)