Kalter Regen von Raija (PainxOC) ================================================================================ Prolog: Der Alltag ------------------ Sie lächelte und klimperte mit den langen, vollen Wimpern, während sie den Mann in ihre Wohnung zerrte. Der Mann stolperte durch die Tür. Nachdem sie diese geschlossen hatte, drückte sie ihn mit sanfter Gewalt in einen Sessel. Dann ging sie zu einem Plattenspieler, der schon bessere Zeiten hinter sich hatte, genau so wie die restliche Einrichtung. Alles sah ein wenig alt, abgewetzt und gebraucht aus. „Stehst du auf Musik?“, fragte sie und grinste verführerisch. Der Mann, in Ledermantel, mit Halbglatze und dicker Hornbrille, war zu keiner Antwort fähig und nickte eifrig. Er starrte sie an. Ihre langen, schlanken Beine, die in einer engen Hotpants endeten. Ihre seidigen, weißblonden Haare, die ihr sanft über die Schulter fielen. Ihre dunklen, blauen Augen, die ihn frech an funkelten. Ihre vollen Lippen, die sich wieder zu einem Lächeln formten. „Gut.“, sagte sie und legte eine Platte auf. Als die Musik zu spielen begann, drehte sie sich ihm zu und öffnete langsam den Reißverschluss ihrer Jacke. Sie streifte sie von den Schultern und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Er sah, dass sie darunter nackt war. Sie hatte volle, wohlgeformte Brüste mit schönen, rosa Knospen. Ein ersticktes Geräusch der Erregung entwich ihm. Quälend langsam schlenderte sie auf ihn zu und setzte sich rittlings auf seinen Schoß. Sein Blick lag noch immer auf ihren Brüsten. Zaghaft hob er die Hände, legte sie auf ihre Schultern, fuhr ihrem Dekolletee entlang und packe schließlich ihren Busen. Sie waren warm und fest, stellte er freudig fest und begann sie zu massieren. Ein wohliges Seufzen war von der Blonden zu vernehmen, was ihn nur noch mehr dazu anstachelte zu zupacken. Er beugte sich vor und glitt mit der Zunge über ihre Knospe. Sie begann ihre Hüfte zu bewegen. Dabei öffnete sie sein stinkendes, verschwitztes Hemd. Er stöhnte auf und fummelte wild geworden an ihr. Er leckte, knabberte, sabberte und seufzte. Sachte strich sie über seine Hauptschlagader am Hals. Er begann nun an dem Knopf ihrer Hose zu werkeln. Sie ignorierte ihn. Lautlos zog sie ein großes Messer aus dem Sesselbezug. Ohne nachzudenken rammte sie ihm das Messer in den Hals, zog es wieder hinaus und stieß wieder zu. Das Ekel von einem Mann bekam nicht mal die Chance sich zu wehren. Sie attackierte nun seine Brust, stieß immer wieder zu. Erst als ihr die Puste ausging, ließ sie von ihm ab. Sie stand auf und schmiss das Messer vor seine Füße. „Blöder Wichser!“, stieß sie keuchend aus und betrachtete für einen Moment ihr Werk. Dann kehrte sie ihm den Rücken zu. Auf dem runden Holztisch stand eine kleine Schatulle. Sie nahm sie in die Hand. Sie war zerbeult und verkratzt. Vorsichtig öffnete sie den Deckel. Ein letzter prüfender Blick zu dem Toten wenige Schritte von ihr entfernt. Mit zitternden Händen fingerte sie eine Pille aus dem Kästchen, auf der ein Smiley abgebildet war. Sie lächelte und legte sich die Pille genüsslich auf die Zunge. Kurz darauf hatte sie sie geschluckt. Sie würde sich jetzt frisch machen und danach dem Ekel die Taschen ausräumen. Bis dahin dürfte es dunkel sein und sie könnte ihn wegschaffen. Ja so würde sie es machen. Sie lächelte noch immer als sie das kalte Wasser aufdrehte und sich die gewohnte Übelkeit von der Tablette einstellte. Kapitel 1: Der Freier ---------------------- Genervt schaute sie auf die nasse Zigarette zwischen ihren Fingern. Nanami fror. Seit einer gefühlten Ewigkeit stand sie in diesem kalten Regen und die wenigen Kleider, die sie trug, wärmten sie nicht und waren auch nicht für dieses Wetter gemacht. Gierig zog sie an dem Glimmstängel, atmete den Rauch tief ein. Sie dachte daran nach Hause zu gehen, verwarf den Gedanken jedoch gleich wieder. Der Wurm vom Vortag hatte zwar einiges an Geld eingebracht, was sie jedoch gleich für Ecstasy und Kippen ausgegeben hatte, doch ihre Lebensmittel waren fast aufgebraucht und die Miete war bald fällig. Immerhin hatte sie noch ein Zuhause und musste sich nicht zwischen Müllcontainern und alten Pappkartons ficken lassen, um sich ihre Sucht zu finanzieren. Also stand sie sich bei diesem Hundewetter die Beine in den Bauch und wartete auf Kundschaft. Sie war als Jugendliche in diese Szene gerutscht. Mit Drogen hatte sie versucht sich das Leben in Amegakure schöner zu gestalten, was am Anfang auch funktioniert hatte. Doch mit der Zeit musste sie feststellen wie kostspielig das war. Mit den Jobs, die sie angenommen hatte, konnte sie ihre Pillen nicht finanzieren. Eines Abends wurde sie von einem Mann angesprochen, der sie für eine Prostituierte gehalten hatte. Er bat ihr viel Geld dafür, dass sie ihm mit der Hand 'aushalf'. Sie erkannte, dass sie so viel schneller an das Geld kam, das sie benötigte. Mit ihren langen weißblonden Haaren und großen blauen Augen war sie bei den Männern sehr gefragt. Auch ihr sinnlich geformter Körper sorgte immer für Kundschaft. Zu Beginn war sie recht scheu gewesen und wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Viele Nächte hatte sie weinend unter der Dusche verbracht und versucht sich den Geruch und die Berührungen der Männer von Körper und Seele zu waschen. Doch mit der Zeit hatte sie sich eine Mauer aufgebaut, ein anderes Ich geschaffen, das sich den Männern hingab, während die wahre Nanami im Geiste in eine Art anderen Raum ging. Irgendwann war sie an einen üblen Kerl geraten. Er hatte sie geschlagen, vergewaltigt und blutend liegen gelassen. Seit diesem Tag gab es Kerle, die nicht lebend ihre Wohnung verließen. Sie hatte begonnen zu morden. Die, die gut bezahlten und auch gut mit ihr umgingen, durften wieder gehen. Andere, wie dieses ekelhafte Schwein gestern, mussten eben mal dran glauben. Sie raubte sie aus und schaffte sie in irgendeine dunkle Gasse. Die Straßenhunde und ganz verzweifelten hungrigen Penner kümmerten sich dann um den Rest. Mittlerweile kümmerte es sie sich nicht mehr was richtig oder falsch war. Nanami blies den Rauch aus und spähte um die Ecke. Kein Schwein war bei diesem Mistwetter unterwegs, also warum sollte sie noch länger warten? Es würde keiner mehr kommen. Als sie sich wieder umdrehte zuckte sie vor Schreck zusammen. Vor ihr stand ein gepiercter Mann. Sein Blick bohrte sich in den ihren. Sie brauchte einen Moment, um sich von seinen Augen zu lösen und bemerkte dann auch, dass er ihr einen Bündel Scheine entgegen hielt. Ihr anderes Ich steuerte sie jetzt. Ohne zu zögern griff sie nach den Scheinen. Es war viel Geld. Sehr viel Geld. Als sie ihm wieder in die Augen schaute, lächelte sie. „Irgendwelche besonderen Wünsche?“, fragte die Blonde. „Nein.“, antwortete er mit tiefer Stimme, die ihr eine Gänsehaut bereitete. „Gut.“, lächelte sie und trat den Weg zu ihrer Wohnung an, gefolgt von dem Piercingfreak. Es dauerte nicht lange, da schloss sie die Tür auf und deutete dem Mann, dass er eintreten sollte. Nachdem sie die Tür hinter ihm geschlossen hatte, führte sie ihn zu einem Sessel, auf welchen sie ihn drückte. Er hatte kein weiteres Wort mehr gesagt, sondern sie die ganze Zeit aus diesen abnormalen Augen angestarrt. „Wie wäre es mit Musik?“, fragte sie mit heller klarer Stimme und tänzelte zum Plattenspieler. Behutsam zog sie eine Platte aus der Hülle, wobei sie ihm den Rücken zuwandte. „Wie heißt du?“, ertönte es plötzlich hinter ihr. Sie hielt in ihrer Bewegung inne und wandte den Kopf ihrem Freier zu. „Äh..Was?“ Diese Frage warf sie aus dem Konzept. Es kam nicht oft vor, dass sie nach ihrem Namen gefragt wurde. „Wie ist dein Name?“, wollte er wissen und betonte dabei jedes Wort. Sie blickte noch immer ein wenig verwirrt drein. „Sora.“, gab sie ihm zur Antwort. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und signalisierte ihr, dass er ihr nicht glaubte. Die Blonde gab ihm durch ein Lächeln und gleichzeitigem Schultern zucken zu verstehen, wie egal es ihr war. Dann legte sie die Platte auf. Musik drang aus dem Lautsprecher. Raubtierhaft bewegte sie sich auf ihn zu, öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. Er musterte ihren Körper. Auch wenn er es zu verbergen versuchte, sie sah im an, dass sie ihm gefiel. Also setze sie sich auf seinen Schoß. Schnell hatte sie die oberen Knöpfe seines Mantel geöffnet und seinen Hals frei gelegt. Sachte begann sie diesen zu liebkosen. Nach kurzem Zögern gingen nun auch seine Hände auf Wanderschaft und strichen ihren nackten Rücken hinab. Innerlich lächelt sie, während sie einen weiteren Kuss auf seine empfindliche Haut hauchte. Geräuschlos fingerte sie wieder nach dem Messer und richtete sich auf, als sie den Griff fest umschloss. Es wurde Zeit diesen Freak los zu werden, er bereitete ihr Bauchschmerzen. Doch bevor sie zustechen konnte, traf sie eine Faust mitten im Gesicht, wodurch sie nach hinten umkippte und hart mit dem Rücken auf den Boden aufschlug. Sie schmeckte Blut und der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen, während sie sich Mund und Nase hielt. Entsetzt starrte sie zu ihrem Peiniger auf, der sich mittlerweile erhoben hatte. Abfällig musterte er sie und in diesem Moment realisierte sie, dass dieses Mal sie diejenige war, die da nicht lebend rauskam. Sie erkannte es an seinem Blick. Panisch versuchte sie sich aufzurappeln. Sie musste hier weg! Doch kaum hatte sie Boden unter den Füßen, wurde dieser ihr wieder entrissen. Der Piercingträger hatte die Hand um ihren Hals gelegt und hielt sie mühelos in die Höhe. Luft! Sie bekam keine Luft. Verzweifelt versuchte sie sich zu befreien. Sie zerkratzte ihm den Unterarm mit ihren Fingernägel und trat nach ihm. Zwecklos. Sie hatte kein Chance gegen ihn. Nanami schaute ihren Gegenüber aus großen blauen Augen an. Sie wurde ruhig und stellte jeden Widerstand ein. Auch ihre Angst wich. Fühlte sich so das Sterben an? Etwas veränderte sich im Ausdruck des Mannes vor ihr. War er erstaunt? Hatte er mehr erwartet? Das war nun egal. Er presste auf ihre Hauptschlagader und ihre Sicht verschwamm. Pain schaute auf die bewusstlose Frau zu seinen Füßen. Ein Gedanke ploppte in seinem Kopf auf, doch er schüttelte diesem, um dieses Hirngespinst wieder zu vertreiben. Er schaute aus dem Fenster. Wieder meldete sich der Gedanke. Diesmal schrie er ihn förmlich an und sein Blick wanderte automatisch zurück zu der Blonden. Bevor er weiter nachdachte, wickelte er sie in ihre Jacke und eine dünne Wolldecke, die über der Sessellehne lag. Eingepackt legte er sie sich über die Schulter und trat hinaus in den kalten Regen. Kapitel 2: Die Fremde --------------------- Kapitel 2 – Die Fremde Das Erste, das Nanami wieder wahrnahm, war ein höllischer Schmerz, der sich von Mund und Nase über ihren ganzen Kopf ausstrahlte. Danach hörte sie die Stimmen. Die eine hell und von Wut verzerrt, die andere tief und emotionslos. Es dauerte einen Augenblick, bis sie die zweite Stimme erkannte. Schlagartig öffnete sie die Augen. Was sie sah gefiel ihr gar nicht. Am Fußende des Bettes, in dem sie lag, standen eine blauhaarige Frau und der Piercingfreak, der sie bewusstlos geschlagen und anscheinend verschleppt hatte. Als die Zwei bemerkten, dass sie wach war, verstummte ihr Gespräch augenblicklich. Nanami stand die Panik ins Gesicht geschrieben. Was hatte er mit ihr vor? Was wollte er von ihr? Wo war sie? Ruckartig richtete sie sich auf und wich soweit zurück, bis sie am Kopfende ankam und mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Verängstigt blickte sie durch den Raum und erkannte, dass sie in der Falle saß. Der einzige Ausweg war die Tür, vor der die zwei Personen standen. Der blauhaarigen Frau blieb der Mund offen stehen, als sie das Verhalten der Blonden beobachtete. Wütend schlug sie ihrem Gesprächspartner auf den Oberarm. „Pain!“, fauchte sie, „Das kannst du nicht machen! Sieh sie dir doch an.“ Sie deutete auf Nanami, die die Augen panisch aufgerissen hatte. Pain schenkte seinem Gast einen kurzen Seitenblick und zuckte dann mit den Schultern. Ohne ein Wort zu sagen verließ er den Raum. Konan starrte ihm fassungslos hinterher. Das war doch nicht wirklich sein Ernst! Sie schaute wieder zu Nanami, die sich so dicht wie möglich an die Wand presste. „Ist schon ok, du brauchst keine Angst zu haben.“, versuchte Konan sie zu beruhigen. Langsam näherte sie sich dem Bett. „Ich werde dir nichts tun.“, versicherte sie, während sie sich ans Fußende setzte. Nanami schien das Herz fast aus der Brust zu springen, dabei atmete sie heftig ein und aus. Gott, sie hyperventilierte fast! Die Blauhaarige bekam Mitleid mit der Jüngeren. „Wie heißt du?“, frage sie sanft. Ein Augenblick verging, bis sie eine Antwort bekam: „Nanami.“ „Und woher kommst du?“, wollte sie nun wissen, obwohl sie es schon von Pain erfahren hatte. Aber sie versuchte ein Gespräch mit ihr aufzubauen, damit sie vielleicht nicht mehr ganz so ängstlich war. Ermutigend lächelte sie ihr zu. „Wieso bin ich hier?“, stellte sie aber die Gegenfrage. Konan war kurz überrascht. „Das kann ich dir leider nicht beantworten.“, gab sie ehrlich zu. „Was will er von mir?“, hakte Nanami nach. Doch bevor Konan antworten konnte, wurde die Tür geöffnet und Pain stand im Türrahmen. „Du kannst ins Bad und dich waschen.“, sprach er Nanami an. Diese erstarrte wieder augenblicklich. Ihre feinen Härchen an Unterarmen und Nacken stellte sich beim Klang seiner Stimme auf. „Ich kümmere mich darum.“, mischte Konan sich ein. Pain wandte sich ihr zu, nickte und verließ abermals den Raum. „Komm.“, forderte sie Nanami sanft auf. Nach einem weiteren ängstlichen Blick zur Tür erhob Nanami sich und folgte ihr. Nanami fröstelte als sie durch die dunklen Gänge liefen. Wo war sie hier nur gelandet? Ihre Führerin blieb vor einer robusten Holztür stehen. „Hier kannst du dich frisch machen. Ich werde dir neue Kleidung besorgen und dann hier auf dich warten.“, sagte Konan. Nanami nickte und legte die Hand auf den Türgriff. „Übrigens: ich bin Konan!“, stellte sich die Blauhaarige vor. Nanami brachte ein schwaches Lächeln zustande. Dann verschwand sie im Bad. Kaum hatte sie die Tür geschlossen vernahm sie das Geräusch eines Schlüssels, der im Schloss gedreht wurde. Sie wartete bis Konans Schritte sich entfernten, dann drückte sie die Türklinge hinunter. Abgeschlossen! Sie hatte sie eingeschlossen. Eine kleine Blase gefüllt von Angst und Panik breitete sich in ihrer Brust aus. Langsam atmete sie ein und aus. Solange die Tür verschlossen war, konnte auch keiner hinein kommen und ihr etwas antun, wollte sie sich einreden. Trotzdem war ihr unwohl. Unsicher ging sie zum Waschbecken und schaltete das Licht über dem Spiegel ein. Als sie sich im Spiegel sah, erkannte sie, dass Mund und Nase blutverkrustet waren. Sie drehte den Wasserhahn auf. Sie wartete nicht bis das Wasser eine angenehme Temperatur erreicht hatte, sondern wusch direkt ihr Gesicht. Die Krusten lösten sich. Sorgfältig spülte sie nach, dann blickte sie ihrem Spiegelbild entgegen. Sie brauchte eine Zigarette. Sofort! Es fühlte sich an, als würde sie jemand würgen und alles in ihr schrie nach Nikotin. Hecktisch betastete sie die Lederjacke, die sie trug, und machte ein Päckchen Kippen ausfindig. Erleichtert atmete sie aus. Sie lächelte zufrieden als sie sich eine Zigarette zwischen die Lippen schob. Doch gleich darauf folgte das Entsetzen: Sie hatte kein Feuerzeug! Aufgebracht durchsuchte sie Jacken- und Hosentaschen. Ergebnislos. Dann räumte sie alles aus ihren Taschen und schmiss es ins Waschbecken. Bei einer Plastiktüte mit kleinen Pillen, auf denen verschiedene Motive abgebildet waren, hielt sie inne. Sie hielt ihren Fund in der Hand und starrte darauf, abwartend, abschätzend. Sollte sie sich nun wirklich die Sinne betäuben? Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern. Sie war so wie so in diesem Alptraum gefangen, da konnte sie sich die Situation ein wenig angenehmer gestalten. Und schon hatte sie eine der Pillen geschluckt. Wieder überwältigte Nanami das Gefühl Eine zu rauchen. Sie durchsuchte nun das Bad und schließlich fand sie eine Schachtel Streichhölzer. Genüsslich inhalierte sie den blauen Dunst ein. Locker und entspannt öffnete sie ihre Jacke und zog nach und nach ihre wenigen Kleidungsstücke aus. Nackt schnippte sie den Zigarettenstummel in die Toilette. Jetzt würde sie erst einmal schön duschen und dann würde sie ja sehen, wie es weiter gehen würde. Konan und Pain schritten die düsteren Gänge ihres Versteckes entlang. Schon wieder redete Konan auf ihn ein, wieso er diese Frau mitgebracht hatte. Gott, das konnte er sich selbst nicht mal genau beantworten. Sie hatte etwas an sich, als er ihr den Gnadenstoß geben wollte, etwas selbstzerstörerisches, etwas faszinierendes. So viel Schmerz und Leid konnte er in ihren Augen erkennen. Er konnte es nicht in Worte fassen. Pain und seine Begleitung hatten fast das Bad erreicht. In dem Moment, in dem er den Mund öffnete, um Konan zu antworten, vernahm er den Geruch von kaltem Rauch. Mit einem Handzeichen deutete er Konan zu warten, schloss die Badezimmertür auf und trat ein. Die Prostituierte saß entspannt zurück gelehnt mit feuchten Haaren und in ein Handtuch eingewickelt auf dem Toilettendeckel, während sie sich rauchend die Fingernägel feilte. Ernergisch schritt er auf sie zu. Bei ihr angekommen, riss er ihr die Kippe aus dem Mundwickel. Gleich darauf trat er den Glimmstängel auf dem Fliesenboden aus. Er blickte wütend zu Nanami hinab. Sie lächelte ihm frech entgegen. Sofort stellte er anhand ihrer geweiteten Pupillen fest, dass sie irgendwelches Zeug eingeschmissen hatte. Ohne ein Wort packte er sie grob am Oberarm und riss sie auf die Füße. Schlagartig änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Doch er achtete nicht drauf, ebenso wenig auf ihre Schreie, als er sie hinter sich her in ihr Zimmer schleifte, genauso wie er Konans Proteste überhörte. Im Zimmer angekommen ließ er sie neben ihrem Bett fallen. Dann wandte er sich an Konan. „Durchsuche sie. Nimm ihr alles ab, was sie bei sich hat.“, befahl er und verschwand sogleich aus dem Raum. Konan starrte erst Pain hinterher, dann blickte sie auf die Frau am Boden. Sie hatte die Knie bis zum Kinn angezogen und die Arme um ihre Beine gelegt. Sachte wippte sie vor und zurück. Ihre Augen warten dabei panisch aufgerissen. Sie wandte sich von Nanamis erbärmlichen Anblick ab und widmete sich ihrer Kleidung, die sie aus dem Bad mitgebracht hatte. Zögerlich begann sie die Taschen der Jacke zu durchsuchen. Als sie die Plastiktüte mit dem Ecstasy fand, schaute sie fassungslos auf die Fremde zu ihren Füßen, deren Augen nun hektisch hin und her zuckten. Sie halluzinierte anscheinend. Nun konnte Konan sich ansatzweise vorstellen was Pain mit ihr vor hatte. Der jungen Frau stand viel Leid bevor, das konnte Konan vorhersagen. Mit einem letzten bemitleidenden Blick verließ sie das Zimmer und ließ Nanami mit ihrem Horrortrip alleine. Kapitel 3: Der Entzug --------------------- Kapitel 3 – Der Entzug Klirrend zersprang das Trinkglas an der Wand und ließ Splitter zu Boden regnen. Schwer atmend stand Nanami an der gegenüberliegenden Wand. Ihre Augen waren weit aufgerissen und starrten irre auf die Stelle, an der sie das Glas gegen die Wand geschleudert hatte. Nun ging es ihr besser. Seit Stunden schon hatte sie weder eine Zigarette geraucht, noch Pillen geschmissen oder eine Line gezogen. Den kompletten Raum hatte sie auf den Kopf gestellt, war auf und ab geschritten und es wurde nicht besser. Sie brauchte ihren Stoff. Wenigstens eine Zigarette! Der kleine Wutausbruch tat ihr gut. Es fühlte sich gut an etwas zu zerstören. Jedoch hielt dieses Gefühl nicht lange an. Frustriert setzte sie sich auf die Bettkante, fasste sich ans Kinn und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, was sich als schwierig erwies. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab und sie dachte an Kippen und Ecstasy. Es war zum Durchdrehen. Nanami konnte es ebenfalls nicht verhindern, dass ihr Blick des öfteren zur Tür huschte. Wie lange war sie nun hier? Würde er bald wieder kommen? Würde er ihr etwas antun? Mittlerweile hatte sie wenig Hoffnung von dort weg zu kommen. Wo war sie eigentlich? Der Raum, in dem sie eingeschlossen war, war fensterlos und einzig durch Kerzen erhellt. Jedoch brauchte sie bald Nachschub, denn die Kerzen waren weit niedergebrannt und sie würde demnächst im Dunkeln sitzen. Nervös fummelte sie an den Fransen der Tagesdecke. Als ihr bewusst wurde wie unruhig sie war, schlug sie die Decke beiseite und stand auf. Wie schon so oft in den letzten Stunden schritt sie hin und her. Ihr Blick blieb an dem Spiegel, der an der Wand hing, kleben. Zögernd ging sie auf diesen zu und betrachtete sich. Ihre Wangen waren eingefallen und ihr wurde bewusst, dass sie abgemagert aussah. Das Haar war stumpf und zerzaust und ihre Augen gerötet, sowie von dunklen Rändern untermalt. Die Kleidung, die auf dem Bett gelegen hatte, als sie auf dem Boden aufgewacht war, war ein schwarzer Trainingsanzug und ein navyfarbenes Top, wobei sie die Jacke bereits wieder ausgezogen hatte. Nachdem es ihr erst eiskalt gewesen war, war ihr nun verdammt warm. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, als die plötzlich das Klicken, des Türschlosses vernahm und sich eben diese öffnete. Erschrocken fuhr sie herum und presste sich an die kalte Oberfläche des Spiegels. Konan tauchte im Türrahmen auf, in den Händen ein Tablett. „Wie geht es dir?“, fragte diese direkt, während sie mit einem Fuß die Türe hinter sich zu schwang. Misstrauisch beobachtete Nanami jede ihrer Bewegungen. Konan hatte ihr zwar nichts getan, dennoch steckte sie mit ihrem Entführer unter einer Decke, was sie nicht unbedingt vertrauenswürdig machte. Konan begriff, dass sie keine Antwort erhalten würde, weshalb sie weiter sprach. „Ich habe dir etwas zu essen und Kerzen mitgebracht.“ Sie stellte das Tablett auf dem kleinen Tisch in der einen Zimmerecke ab. Mit einem prüfenden Blick Richtung Tür ging sie sicher, dass diese noch immer geschlossen war und sich somit nur die zwei Frauen in dem Raum befanden. Aus ihrem Mantel zauberte sie eine gläserne Flasche mit hochprozentigem Inhalt hervor. „Das sollte alles ein wenig erträglicher machen“, sagte sie, wobei ein Anflug von einem Lächeln auf ihren Lippen lag. Anscheinend meinte sie es wirklich nur gut mit Nanami. Diese löste sich langsam vom Spiegel. „Danke.“ Zögernd ging sie wenige Schritte vorwärts, sodass nur noch das Bett zwischen ihr und Konan stand. Sie griff nach der Jacke, die sie vorher achtlos auf das Bett geschmissen hatte, und zog sich das Kleidungsstück über, denn es fröstelte sie. „Ich lass dich dann mal wieder alleine“, informierte Konan und schritt zur Tür. „Ich schaue später noch mal nach dir.“ Somit war sie verschwunden. Nanami hörte erneut das Drehen des Schlüssels im Schloss. Kurz darauf entfernten sich Schritte von ihrer Tür, welche Augenblicke später verstummten. Wie ein wildes Tier stürzte sie sich auf das Essen. Es war ihr, als hätte sie Ewigkeiten nichts mehr gegessen. Reis, Gemüse, Fleisch. Alles schob sie sich in den Mund, kaute kaum und schlang es hinunter. Einmal verschluckte sie sich, was sie heftig husten ließ. Schnell hatte sie die Flasche geöffnet und einen großen Schluck getrunken. Der Schnaps brannte auf der Zunge und ließ sie spüren, wie er ihren Hals hinunter lief. Gierig nahm sie noch einen Schluck und atmete danach erleichtert auf. Urplötzlich bekam sie Bauchkrämpfe und eine schlimme Übelkeit überkam sie. Hilfesuchend sah sie sich mit einer Hand vor dem Mund um, stürzte sich nach vorne, ehe sie sich in den kleinen Mülleimer unter dem Holztisch, auf welchem Konan das Essen abgestellt hatte, übergab. Nachdem sie sich entleert hatte, setzte der Schüttelfrost ein, welcher ihre Zähne klappern ließ. Nanami versuchte sich aufzurichten, um sich ins Bett zu legen, doch war ihr zu schwindelig und sie kippte seitlich um. Schlotternd lag sie in Embryonalstellung auf dem kalten Boden ehe sie das Bewusstsein verlor. Dunkelheit umhüllte sie und strich über ihre weiche Haut, wie die zärtlichen Küsse eines Liebhabers. Sie spürte weder Arme noch Beine, lediglich den Kopf, denn in diesen hatte sich ein pochender Schmerz festgesetzt. Nanami fühlte sich, als wäre sie unter Wasser und würde langsam zur Wasseroberfläche emporsteigen. Mit einem Mal brach sie hindurch. Gierig sog sie Sauerstoff in ihre Lungen und nahm die sengende Hitze war. Sie schlug die quälende Bettdecke beiseite und tastete nach dem Reißverschluss ihrer Jacke, welchen sie auch sogleich öffnete. Jedoch brachte all dies nicht die gewünschte Erleichterung. Etwas zu trinken würde sie abkühlen. So öffnete die Augen und sah sich in dem dunklen Raum um. Dabei stellte sie fest, dass sie nun im Bett lag und nicht laut ihrer Erinnerung auf dem Boden. Irritiert musterte sie ihre Umgebung. Ein feiner Lichtstrahl fiel in den Raum, wo die Tür einen Spalt breit offen stand. Das war ihre Chance abzuhauen! Sie wollte aufspringen, aus dem Raum stürmen und laufen, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihr her, allerdings war ihr das nicht möglich. Ihre Beine fühlten sich taub an, als würden sie nicht zu ihrem Körper gehören. Von einer schlimmen Vorahnung gequält, ließ Nanami sie von der Bettkante baumeln, sehe sie den Versuch machte aufzustehen. Doch wie sie geahnt hatte, klappten ihre Beine unter ihr weg und sie viel zu Boden. Hoffnungslosigkeit erfüllte sie. Voller Wut über ihre Niederlage schlug sie auf ihre tauben Gliedmaßen, als könnte sie so irgendwas bezwecken. Tränen der Verzweiflung trübten ihre Sicht. Als sie den Kopf hob, erkannte sie dennoch, dass der gepiercte Freak, Pain hatte Konan ihn genannt, im Türrahmen aufgetaucht war. Sie biss sich auf die Unterlippe und konnte nicht verhindern, dass die Tränen ihren Weg über ihre Wangen fanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)