Liebeschaos! Teas Sprechstunde von Dornentanz ================================================================================ Kapitel 1: Erste Sitzung ------------------------ Disclaimer: Das Copyright an Yu-Gi-Oh!, sowohl dem Manga als auch dem Anime, liegt bei Kazuki Takahashi, nicht bei mir. Selbiges gilt für die Charaktere. Weder ich noch andere verdienen mit dieser Geschichte Geld; es handelt sich um ein nicht-kommerzielles Fanprojekt. Erste Sitzung Teas Augen brannten vom flimmernden Leuchten ihres Laptops. Stundenlang hatte sie gearbeitet, die ganze Nacht hindurch, und war nun hundemüde - jetzt war es schon wieder Mittagszeit. Ein letztes mal sortierte Tea die Dateien in dem Ordner, bis sie alle feinsäuberlich an Ort und Stelle gerückt waren. Für ein paar Minuten schloss sie die Augen, atmete tief ein, und dann geräuschvoll aus. Zwar war sie erschöpft, aber auch von tiefer Zufriedenheit erfüllt. Ihr Kopf sank auf die Tischplatte hinab. Kurz bevor der Schlaf seine Finger nach ihr ausstrecken konnte, klingelte es an der Tür. Hastig sprang sie auf, und dachte gerade noch daran, den Laptop zuzuklappen. Dann tänzelte sie durch den Flur zur Wohnungstür. Auf der anderen Seite stand Joey, der sich verlegen am Kopf kratzte. „Hey Tea, kann ich reinkommen?“ Tea trat einen Schritt beiseite, so dass ihr Freund hereinkommen konnte. „Sicher. Willst du zu mir, oder Yugi, oder dem Pharao?“ Sie lächelte, und Joey lief rot an. „Wie kommst du darauf, dass ich...!? Nein, ich wollte zu dir.“ „Soll ich dir einen Tee machen?“ Tea hielt in der kleinen Küche, die sie sich mit ihren Mitbewohnern teilte, und hielt den Wasserkocher hoch. „Jaaa... Nein. Ich weiß nicht!“ „Du bist ja heute noch zerstreuter als sonst!“ Tea lachte. „Ich meine, das ist heute nicht so wichtig. Wie läuft dein Studium im Moment?“ Tea stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich merkwürdig heute. Es läuft alles gut. Danke der Nachfrage, auch wenn sie ziemlich oberflächlich war.“ Joey winkte hastig ab und schüttelte gleichzeitig den Kopf. „Nein! So meinte ich das nicht. Ich wollte nur wissen, ob du schon Fortschritte machst.“ Tea seufzte, und begann nun doch einen Tee für sie beide zu kochen. „Mittlerweile glaube ich, dass ihr Recht hattet. Es war wirklich eine blöde Idee, Tänzerin werden zu wollen. Wie lange kann man da arbeiten? Und was ist, wenn man mal einen Unfall hat und irgendetwas am Körper nicht mehr einwandfrei funktioniert? Ich bin froh, dass ihr mich dazu überredet habt, hier zu bleiben. Und das Fach ist auch sehr spannend.“ Sie goss sich beiden eine Tasse Tee ein, und stellte die Kanne auf dem Tisch. „Ja, also, genau deswegen... Mit so einem Psychologiestudium, da lernt man ja auch, gute Tipps zu geben, wenn jemand nicht weiterweiß, oder?“ Joey nahm einen Schluck vom Tee, und verbrannte sich die Lippen. Viel zu heftig stellte er die Tasse ab, und die heiße Flüssigkeit lief ihm über die Hand. „Au au au!“ Tea sah ihn gespielt beleidigt an. „Joey, wenn du einen Rat von mir brauchst, wäre es mir lieber, du kämst als Freund zu mir, und nicht als Patient.“ Joeys schmerzverzerrtes Gesicht glättete sich, und er sah schuldbewusst auf die Tischplatte hinab. „Du hast Recht. Ich bin ein Trottel.“ „Na los! Jetzt spann mich nicht auf die Folter! Was ist los?“, fragte Tea. Joeys Mund klappte auf, und gerade noch rechtzeitig wieder zu, als Yugis Kopf in der Küchentür erschien. „Hallo Joey! Spielen wir nachher eine Runde Risiko?“ Joey sprang auf. „Wie lange stehst du da schon und lauschst? Das ist gemein, sowas macht man nicht, das ist absolut privat!“ Yugis Augen wurden noch größer, als sie ohnehin schon waren. „Ich weiß nicht, wovon du redest, ich wollte doch nur...“ Joey packte Tea am Arm. Diese hatte gerade noch Zeit, ihre Teetasse zu nehmen, dann zog er sie schon hinter sich her in ihr Zimmer. „Tut mir leid, Kumpel!“, rief er in den Flur, schloss er die Zimmertür, und hielt den Zeigefinger vor die Lippen, um Tea zu bedeuten, still zu sein. Dann öffnete er die Tür noch einmal, und spähte hinaus. „Yugi lauscht doch nicht!“, zischte Tea empört. „Ich weiß, ich weiß. Aber der Pharao vielleicht.“ Tea wollte widersprechen, aber Joey schnitt ihr mit einer Geste das Wort ab. „Ich denke, es ist besser, wenn du dich setzt.“ Tea kam seinem Vorschlag nach, setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl, und drehte sich in seine Richtung. „Tea, ich bin verliebt.“ Joey sah ängstlich zu seiner Freundin herüber, die, entgegen seiner Erwartungen, nicht in schallendes Gelächter ausbrach. „Das freut mich für dich, Joey!“, Tea strahlte ihn an, aber er zog ein wehleidiges Gesicht. „Sag das nicht. Es ist... es ist...“ Joey begann, im Zimmer auf und ab zu gehen und öffnete noch einmal die Tür, um zu überprüfen, ob keiner lauschte. „Du lachst doch nicht, oder? Egal wie blöd es ist?“ Am liebsten hätte Tea entnervt aufgestöhnt. „Nein. Ich lache nicht.“ Joey schnaufte und verbarg sein Gesicht hinter den Händen. „Ich habe mich in Yugi verliebt.“ Tea schüttelte den Kopf. „Ja... und?“ Joey ließ die Hände sinken. „Was meinst du mit: 'Ja, und?' Ja, und, was?!“ „Ich dachte nur, da kommt noch irgendetwas Peinliches. Weil du Angst hattest, dass ich lachen würde.“ „Ist das nicht schon lächerlich genug? Ich fühle mich wie ein Vollidiot. Immerhin ist er mein bester Freund, wenn ich es ihm sage, könnte ich alles kaputt machen. Kennst du nicht dieses unangenehme Gefühl, wenn du glaubst, ein Freund könnte mehr von dir wollen, als du von ihm? Und du möchtest ihn auf Distanz halten, willst aber gleichzeitig nicht eure Freundschaft gefährden?“ Teas Gedanken schweiften zu Yugi. Sie nickte mit düsterem Gesichtsausdruck. „Ich kann's mir ungefähr vorstellen.“ „Ich will ihn nicht in so eine Situation bringen.“, schloss Joey seinen Gedankengang ab. Tea zog die Augenbrauen hoch. „Das ist erstaunlich weitsichtig von dir, Joey. Aber was willst du sonst ma-“ „Das ist noch nicht alles“, fiel ihr Joey ins Wort. „Ich bin mir nämlich nicht hundertprozentig sicher. Wenn ich an Yugi denke, dann habe ich das Gefühl, dass ich ihm grenzenlos vertrauen kann, und dass er immer für mich da sein wird. Und das möchte ich auch. Er hat so ein reines gutes Herz, dass es für mich ein Rätsel ist, dass nicht jeder ihn liebt.“ Tea zuckte mit den Schultern. „Für mich klingt das ziemlich sicher.“ Joey schnappte sich Teas Kuriboh-Kopfkissen, und drückte es gegen sein Gesicht, als wolle er sich selbst ersticken. „Ja, schon. Aber mir fehlt da auch etwas.“ „Verdammt, Joey! Jetzt lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen und sag endlich, was Sache ist!“ „Yugi ist einfach zu gut. In einer Beziehung sollte man sich ja eigentlich gegenseitig unterstützen. Aber ich glaube, an ihm gibt es einfach nichts, dass mit meiner Hilfe besser werden könnte. Und ab und zu muss man sich doch auch mal streiten, damit es spannend bleibt. Ich wünschte, Yugi wäre ein bisschen gemeiner zu mir und anderen Menschen. Jemand, bei dem ich dafür arbeiten müsste, dass er mich anerkennt, und mir nicht einfach alles durchgehen lässt. Jemand wie...“ Joey beendete den Satz nicht, und Tea seufzte erneut. „...wie Kaiba?“ Joey hielt Teas Kuriboh-Kissen fest umklammert, und versteckte sein halbes Gesicht dahinter. Nur seine Augen blinzelten vorsichtig zu ihr herüber, so dass seine Stimme gedämpft klang. „Wie kommst du so schnell darauf?“ Tea lächelte. „Es kann ja nicht jeder so schwer von Begriff sein, wie du. Tristan und Serenity machen sich schon seit Jahren über dich lustig, weil du es nicht mitbekommen hast. Ich war wirklich überrascht, als du eben mit Yugi angefangen hast.“ Joey schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Was soll ich denn jetzt machen, Tea? Es ist nicht nur so, dass ich mich entscheiden muss, und, dass ich mir mit Yugi alles kaputt machen könnte. Stell dir vor, wie Seto reagieren würde, wenn ich... wenn ich...“ Joey lief rot an. „Er würde mich so gnadenlos in der Luft zerreißen, auslachen, bloßstellen, dass ich dann sicher vor Scham sterben will. Selbst wenn er mich auch... du weißt schon... was ohnehin nahezu unmöglich ist... würde er das ja nie zugeben. Ganz egal also, was ich tue, eine falsche Bewegung, und ich könnte mein Leben für immer ruinieren.“ Seine Stimme war weinerlich geworden. Tea stand auf, und setzte sich neben Joey auf das Bett. Beruhigend legte sie ihm die Hand aufs Knie. „Jetzt beruhig dich erstmal. Du musst doch nicht immer alles so dramatisieren. Die Welt geht in keinem Fall unter, dass verspreche ich dir, und wenn doch, wird der Pharao schon rechtzeitig zur Stelle sein.“ Sie lachte leise, und auch Joey musste schmunzeln. Er ließ die Arme sinken, und gab sein Kuriboh-Schutzschild auf. „Pass auf“, sagte Tea. „Es gibt für alles eine Lösung. Ich schlage vor, du gehst langsam und Schritt für Schritt vor. Erst einmal überlegst du dir ganz genau, was du eigentlich willst. Du musst dir hundertprozentig sicher sein, dass wäre doch den beiden gegenüber sonst einfach unfair, oder? Du darfst nur auf dein Herz hören, alles andere ist ganz egal, verstanden?“, ermahnte sie mit strengem Tonfall und hob den Zeigefinger. Joey nickte langsam. „Und wenn du so weit bist, kommst du wieder her. Dann überlegen wir, wie du es angehen kannst.“ Sie zwinkerte Joey zu. „Glaub mir, ich habe Tricks drauf, mit denen du sogar Kaibas Herz erweichen könntest.“ Joey atmete durch, legte dann endgültig das Kissen beiseite, und seine Arme stattdessen um Tea. Er umarmte sie so heftig, dass sie keuchte. „Jetzt mach mal halblang, Joey!“ „Danke Tea. Man kann sich einfach keine bessere Freundin als dich wünschen!“ Er sprang vom Bett auf, und ballte die Hände zu Fäusten. „Ich habe eine geniale Idee! Ich gehe in den Stadtpark und suche Weevil. Und wenn ich ihn gefunden habe, verpasse ich ihm die schlimmste Niederlage, die je Einzug in die Geschichtsbücher gefunden hat. Dann ist mein Kopf so richtig frei, und wenn mir dann noch nichts einfällt, werfe ich einfach eine Münze!“ „Du kannst gerne mit Weevil den Boden aufwischen, aber wenn ich herausfinde, dass du eine Münze geworfen hast, bei wem du dein Glück versuchst, schreibe ich Kaiba in deinem Namen den peinlichsten Liebesbrief, den du dir nur vorstellen kannst.“ Joey schluckte schwer. „Das – das war ja nur ein Scherz! Das würde ich nie tun!“ „Gut...“, sagte Tea mit finsterem Blick. „Und jetzt wird es langsam Zeit für dich. Ich muss noch einkaufen, und irgendwann würde ich gerne schlafen.“ Joey trank seinen mittlerweile kalt gewordenen Tee in einem Zug aus, und ging dann in den Flur. Tea begleitete ihn bis zur Wohnungstür. „Also dann. Melde dich, sobald ich dir wieder helfen kann, ja?“ Joey winkte zum Abschied, und ging dann das Treppenhaus hinunter. Tea schloss die Tür. Aus den Augenwinkeln sah sie einen Schatten hinter der Garderobe hervorhuschen. Ein leiser Schrei entfuhr ihr, dann erst erkannte sie ihren Mitbewohner. „Yugi! Hast du mich erschreckt!“ „Naja, nicht ganz Yugi.“ Yami trat ins Licht, sodass Tea ihn besser sehen konnte. Er lächelte auf diese schwer zu deutende Art, und Teas Herz machte einen kleinen Satz. Sie spürte, wie ihr Gesicht warm wurde, und räusperte sich. „W-wo ist denn dein Puzzle?“ Sie deutete auf seine Brust, wo das jahrtausendealte Schmuckstück sonst immer hing. „Ich brauchte ein bisschen Privatsphäre“, antwortete der ehemalige Pharao. „Wenn es nicht da ist, kann der jeweils andere uns nicht hören.“ Er machte einen Schritt auf Tea zu. „Ich wollte mit dir reden, allein. Yugi ist einverstanden, keine Sorge.“ Teas Mund klappte vor Erstaunen auf. Sollte das etwa heißen...? Meinte er etwa? Sie knetete ihre Finger und lachte unsicher, gleich darauf ärgerte sie sich darüber. Was für eine blöde Angewohnheit! „Natürlich nur, wenn du Zeit hast“, fügte Yami hinzu. Tea vergaß den geplanten Einkauf, und von ihrer Müdigkeit war nichts mehr zu spüren. „Für dich habe ich doch immer Zeit. Kommst du mit in mein Zimmer?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)