Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 25: Wahrheit oder Lüge ------------------------------ Sie hatten Edo kaum verlassen, da heftete sich diese Nervensäge von Tobi an ihre Fersen. Deidara war schleierhaft, wo der Mann plötzlich hergekommen war und wie er sie so scheinbar mühelos gefunden hatte, aber nun verfolgte er sie beharrlich und ließ sich auch von Warnungen nicht abbringen. Noch ignorierte Sasori den Möchtegern-Krieger und Deidara hielt es ähnlich, aber dessen Geschwätz ging ihm gehörig auf die Nerven. Eigentlich erstaunlich, dass sein Meister dem noch kein Ende bereitet hatte. „…und dann haben die Wachen Tobi seine Schwerter abgenommen“, sprach der Schwarzhaarige weiter. Tobi redete und redete und interessierte sich offenbar nicht einmal dafür, ob man ihm zuhörte. Glaubte der wirklich, einer von ihnen würde ihm Aufmerksamkeit schenken mit solchem Unfug? Ein echter Krieger ließ sich nicht einfach so seine Waffen abnehmen. Egal welchem Grund die Wachen hatten, man konnte sie sich wieder beschaffen oder sich neue besorgen. Davon abgesehen glaubte Deidara Tobi kein Wort. Hin und wieder waren Gespräche am Esstisch von Akatsuki auf Tobi gefallen. Er schien jedes Mal eine andere Version zu erzählen. Kisame hatte er berichtet, dass er angeblich seine Waffen beim Klettern verloren habe. Yahiko dagegen hatte eine andere Version in aller Ausführlichkeit hören müssen, man hätte sie ihm gestohlen. Und Kakuzu hatte vor sich hin gebrummt, dass er sie gegen Nahrungsmittel eingetauscht habe. Seit Jahren suchte Zetsu nach Informationen über den Kerl, aber er fand nichts. Niemand wusste, wo Tobi her kam, wer er war und aus welchem Grund er sein linkes Auge hinter einem Stoffstreifen verbarg. „Hört Deidara-Senpai überhaupt zu?“, fragte Tobi. Genervt verdrehte der Blonde die Augen. Der Typ hatte plötzlich angefangen, ihn Senpai[34] zu nennen. Dabei war Deidara sich sicher, jünger zu sein als Tobi. Allerdings schien dieser geistig deutlich zurückgeblieben. Oder aber er schauspielerte nur. Deidara tippte eher auf Zweiteres. Doch aus welchem Grund sollte man sich dermaßen dumm stellen? Wenn Tobi unbedingt zu Akatsuki gehören wollte, könnte er einfach zeigen, wozu er wirklich fähig war. Auf die Art würde er vermutlich längst zu ihnen gehören. Dann wäre er auch nicht solch eine ätzende Nervensäge, die wenige Meter hinter ihren Pferden her lief. „Nein, hm“, erwiderte Deidara schlicht und hoffte irrsinnigerweise, damit sei endlich Ruhe. Seine Hoffnung wurde schnell vernichtet. In den letzten Tagen hatte keine Methode funktioniert, Tobi dazu zu bringen, sich von ihnen zu entfernen. Mussten sie ihn wirklich erst umbringen, damit der Idiot von ihnen abließ? „Wie gemein Ihr zu Tobi seid!“, jammerte der Schwarzhaarige. Deidara konnte sich die Leidensmiene nur zu deutlich vorstellen. Da Tobi hinter ihnen war, sah er ihn nicht, aber dafür hörte er ihn umso genauer. „Dabei hat Tobi Euch wirklich gern.“ Natürlich. Als ob Deidara interessierte, wen Tobi gern hatte. Und ihm lief lediglich ein kalter Schauer über den Rücken. Von einem geistig Verwirrten solche Worte zu hören, grenzte an einen seelischen Gewaltakt. „Tobi würde so gern zu Akatsuki gehören.“ Nach einer kurzen Pause, sprach der Mann auch schon weiter, dieses Mal wieder voller Hoffnung. „Tobi hat interessante Informationen über Orochimaru. Tobi könnte sie Euch erzählen. Für Akatsuki ist das sicher sehr nützlich!“ Ruckartig brachte Sasori sein Pferd zum Stehen. Dessen Fuß übte leichten Druck auf die rechte Flanke aus und sein Tier gab nach, drehte sich seitlich von dem Druck weg, sodass er Tobi und auch Deidara den Weg versperrte. Eilig zog Deidara an seinen Zügeln. Verwirrt huschte sein Blick zu seinem Meister. „Danna, hm?“, fragte er. Sasoris Augen waren starr auf Tobi gerichtet. „Was für Informationen hast du?“, fragte der Rothaarige Tobi fordernd. Angesprochener freute sich, endlich ihre volle Aufmerksamkeit erlangt zu haben. „Wenn Ihr Tobi bei Akatsuki aufnehmt, sagt Tobi Euch, was er weiß.“ So unschuldig wie Tobi sie nun anschaute, war er garantiert nicht. Deidara würde sein Pferd verwetten, dass der Kerl gerissener war als es den Anschein hatte. „Einverstanden.“ Erstaunt weiteten sich Deidaras Augen. „Aber Sasori no Danna! Das kannst du doch nicht ernst meinen!“ Wieso stimmte sein Meister einfach zu? Sie konnten gar nicht entscheiden, wer zu Akatsuki gehörte und wer nicht. Das war letztendlich Yahiko überlassen. Und Sasori wäre der Letzte, der sich mit diesem Idioten abgeben würde. Ein Gedanke kam ihm. Log sein Meister vielleicht? Es wäre nicht das erste Mal. Tobi indes hüpfte glücklich im Kreis. „Tobi wird zu Akatsuki gehören! Tobi wird zu Akatsuki gehören!“, flötete er, bis Sasori ihn anherrschte. „Welche Informationen hast du nun?“ Die typische Ungeduld war deutlich heraus zu hören. „Natürlich!“, lenkte Tobi hastig ein. „Tobi war in Nagaoka unterwegs und hat dort Gefolgsleute von Orochimaru gesehen.“ Deidara zog die Augenbrauen zusammen. Nagaoka war mehrere Tagesreisen nördlich von ihnen. Dort herrschte der Uesugi-Clan, der ihnen den Auftrag erteilt hatte, die Hojo zu erledigen. „Wie sahen sie aus?“, hakte Sasori nach. Sein Blick bohrte sich derweil in den Mann, der nur wenige Meter neben ihren Pferden stand. „Tobi hat fünf Männer gezählt und eine Frau in Samurai-Kleidung. Einer der Männer, Tobi glaubt, dass es der Anführer war, war fast in Weiß gekleidet und auch sein Haar war so weiß wie Schnee, wie bei einem alten Mann. Aber Tobi hat gesehen, dass er noch sehr jung sein muss. Er hat gar …“ Wild gestikulierte der Schwarzhaarige, während er erzählte, aber Sasori wurde das Geschwafel zu viel. Deidara wusste, dass sein Meister nur an Fakten interessiert war. „Weiter! Wie sahen die anderen aus?“, fuhr er ihn unnachgiebig an. Tobi zuckte kurz zusammen und kratzte sich dann am Kopf. Ein nachdenklicher Ausdruck zeigte sich in seinem Gesicht. „Tobi hat zwei Männer gesehen, die sich wie ein Ei dem anderen glichen. Als wäre der eine das Spiegelbild von dem anderen. Die Frau hatte rote Haare. Dann hat Tobi noch einen großen, dicken Mann bei ihnen gesehen und einen Schwarzhaarigen mit einem wirren Zopf.“ Es handelte sich unzweifelhaft um Orochimarus Gefolgsleute. Kimimaro und dessen Gruppe kannten sie inzwischen zur Genüge. Ein Zufall konnte es also nicht gewesen sein, dass sie Edo passiert hatten. Allerdings lag Edo auch nicht gerade auf dem direkten Weg nach Nagaoka von Orochimarus Residenz aus in Nagoya. „Und was wollten sie in Nagaoka?“, fragte Sasori. Tobi zuckte mit den Schultern. „Sie sind in das Anwesen der Uesugi eingedrungen. Tobi hat es gesehen. Sie haben alle überrascht. Die Samurai haben sich tapfer gewehrt. Aber die meisten der Uesugi sind tot. Tobi weiß nur, dass ein paar wenige fliehen konnten. Frauen mit ihren Kindern…“ Eine herrische Geste seines Meisters und Tobi verstummte augenblicklich. Diese Informationen waren Gold wert, wenn sie der Wahrheit entsprachen. Zetsu würde das für sie überprüfen. Sasori hatte ihm vor Wochen erzählt, dass der Uesugi-Clan für Orochimaru eine größere Bedrohung darstelle als der kleine Hojo-Clan, der gerade erst aufstrebte. Doch für die Uesugi müssen die Hojo ein Dorn im Auge gewesen sein, sonst hätte man Akatsuki nicht angeheuert. Wenn nun allerdings sowohl die Hojo als auch die Uesugi zum Großteil beseitigt waren, würde ein Angriff seitens Orochimaru auf die von ihm aus östlich und nordöstlich gelegenen Gebiete einfacher werden. Die jeweiligen Daimyô hatten ihre besten Samurai verloren. Das schwächte die Moral der restlichen Krieger. Ob Orochimaru gewusst hatte, dass man Akatsuki auf die Hojo angesetzt hatte? Nach diesen Informationen wäre das keine Überraschung mehr. Vermutlich hatte er abgewartet, bis sie ihm lästige Fliegen aus dem Weg räumten, um die er sich nicht selbst kümmern wollte. Die Uesugi waren dadurch abgelenkt gewesen, war ihre Aufmerksamkeit auf die Hojo gelenkt. Und dann hatte Orochimaru wie eine Schlange plötzlich zugebissen. Deidara tauschte einen ernsten Blick mit seinem Meister. Das bedeutete, wenn sie die zweite Hälfte ihrer Bezahlung noch nicht erhalten hatten, würden sie diese niemals erhalten. Ohne Anzahlung rührte Akatsuki keinen Finger, aber nun hatten sie sich umsonst abgemüht, wenn ihre Auftraggeber zum Großteil tot waren. Es sei denn Zetsu konnte die Flüchtigen auftreiben und von ihnen das Geld verlangen. Sasori wandte sich wieder Tobi zu. „War das alles?“ Der Schwarzhaarige nickte eifrig. „Tobi ist ein guter Beobachter!“ Doch Sasori wandte sich bereits ab und spornte sein Pferd zu einem zügigen Schritt an und Deidara folgte ihm. „Was ist jetzt mit Tobi? Darf Tobi jetzt mit Euch kommen?“ Erneut dackelte der Kerl ihnen hinterher. Inzwischen war Deidara sich sicher, dass Sasori Tobi schlichtweg angelogen und niemals die Absicht verfolgt hatte, ihn mit zu Yahiko zu nehmen. Das schadenfrohe Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. „Tobi, verpiss dich. Wir haben schon einen Idioten bei Akatsuki. Das reicht völlig, hm.“ Amüsiert sah er auf ihn herab. Tobi sollte Schauspieler werden. Der Kerl konnte auf Kommando weinen, denn nun kullerten ihm Tränen die Wangen hinab. „Ihr habt Tobi angelogen, Akasuna no Sasori! Das ist hinterhältig!“ Laut schniefte der Schwarzhaarige. „Ihr macht Eurem Namen alle Ehre, wie der Skorpion auf Eurem Haori. Ihr stecht ohne Vorwarnung zu. Ihr habt Tobi versprochen, ihn bei Akatsuki aufzunehmen, wenn Tobi Euch die Informationen gibt. Tobi hat sein Wort gehalten…“ Erneut zügelte Sasori sein Pferd und sah auf den Schwarzhaarigen herab. „Ich habe überhaupt nichts versprochen“, erwiderte er und die Überheblichkeit schwang gut hörbar in seiner Stimme mit. „Yahiko hat dich abgelehnt. Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst.“ In den braunen Augen blitzte Mordlust auf und Sasori löste seine rechte Hand vom Zügel, zog seinen vergifteten Dolch aus der Unterarmschiene und holte aus, um ihn nach Tobi zu werfen. Tobis Auge weitete sich. Kreidebleich wandte er sich um und rannte davon. Man hörte nur noch ein: „Tobi ist zu jung zum sterben!“, während er zwischen ein paar Kiefern verschwand. Deidara lachte belustigt. Tobi hatte den Bogen bei seinem Meister überspannt. Wäre er nur einen Herzschlag länger geblieben, hätte Sasori den Dolch tatsächlich nach ihm geworfen, doch so verstaute er ihn nun wieder sicher in der Saya unter der Armschiene. „Endlich ist der weg, hm.“ Deidara streckte sich und lenkte sein Pferd neben Sasoris, der keinen weiteren Kommentar in Bezug auf Tobi verschwendete. Von der Seite betrachtete der Blonde seinen Meister. „Wenn das stimmt, dann plant Orochimaru etwas, oder? Ob er wusste, dass wir die Hojo umbringen sollten und hat absichtlich genau jetzt die Uesugi angegriffen, hm?“ Sasoris Augen blieben weiter auf den Weg vor ihnen gerichtet, doch nach ein paar Augenblicken antwortete er: „Das bleibt abzuwarten.“ ______________________ [34]Senpai: Bezeichnung für Ältere Schüler, Kollegen etc. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)