Nur ein Tag von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Nur ein Tag... ------------------------- Es war ein Tag, an dem der Regen wie aus Eimern vom grauen Himmel goss. Ein Tag, an dem ich in meinen gelben Gummistiefeln durch die Pfützen lief und mich des Wetters ärgerte. Ein Tag, an dem Ranma mir mit einem knallroten Regenschirm entgegenkam und ihn mir warm lächelnd über den Kopf hielt. Ein Tag, an dem die Nähe zu ihm in dem engen regengeschützten Raum unter dem Schirm ein so großes Kribbeln in meinem Bauch hervorrief. Ein Tag, an dem er zum ersten Mal zärtlich meine Hand hielt. Ein Tag, an dem ich seinen Händedruck erwiderte. Ein Tag, an dem sich unsere Blicke trafen wie noch nie. Ein Tag, an dem die Zeit stehen blieb. ... Ein Tag, an dem es keiner Worte mehr bedarf und wir uns küssten. Ein Tag, an dem in mir das schönste Gefühl aller Zeiten entstand. Ein Tag, an dem jenes Gefühl alsbald verdrängt wurde. Ein Tag, an dem sich plötzlich alles in mir zusammenzog. Ein Tag, an dem die ganze Welt sich rot färbte. Ein Tag, an dem ich Blut spuckte. Ein Tag, an dem ich Ranma weinen sah. Ein Tag, an dem ich so viel hätte sagen können. Ein Tag, der nicht komplett war. ... Ein Tag, an dem ich aufhörte zu atmen... *** Act I - Nur ein Tag "Bist du fertig, Ranma?" Herr Saotome sah sehr ehrenvoll aus in seinem dunklen Anzug. Fast wie ein hoher Geschäftsmann. Sehr ungewohnt an ihm. Ranma dagegen hatte sein übliches rotes Hemd aus China und seine Trainingshose an. "Ich werde nicht mitkommen", sagte er tonlos als er sich kurz umdrehte und lehnte seine Stirn dann wieder gegen die Fensterscheibe. "Es hat genauso geregnet... genau so..." Seine Stimme war matt und leise. Vorsichtig bewegte ich mich auf ihn zu und beugte mich zu ihm hinunter. Seine Augen waren ganz trocken. Gedankenverloren wandte er seinen Blick nicht von der Regenlandschaft ab. "Oh Ranma..." sagte ich kopfschüttelnd, während ich mich wieder aufrichtete. "Ich hätte es besser wissen sollen. Du bist und bleibst ein unsensibler Idi--" "Wir können gehen." Im Türrahmen erschien Nabiki ganz plötzlich. Ihre Augen waren leer. Wenn ich sie für eines immer bewundert habe, dann für ihre innere Stärke. Meine Stärke bestand immer nur darin, Ziegelsteine zu zerschlagen. Nicht sehr effizient im Nachhinein betrachtet. Nabiki hingegen besaß die Kontrolle über sich selbst, ihr Handeln und Denken, ihre Mimik, ihre Wirkung. Aber nun... nun strahlte sie gar nichts aus, rein gar nichts. Selbst wenn sie ihr übliches geheimnisvolles Lächeln für ein weiteres Pokerface hervorgeholt hätte - ihre geröteten Augen hätten sie verraten. "Nabiki..." hauchte ich. "Du brauchst doch nicht..." Aber sie sah an mir vorbei. "Er... möchte nicht..." brachte Herr Saotome sehr hilflos nach einer Weile hervor. Meine Schwester nickte. "Es ist mir egal, ob ihr mitkommt oder nicht. Als ob... als ob das..." Ohne ihren Satz zu beenden drehte sie sich um und schwebte mehr hinfort, als dass sie ging; so leise waren ihre Schritte. "Sie gibt mir die Schuld..." flüsterte Ranma. Noch immer hatte er sich nicht zu seinem Vater umgedreht und zählte stattdessen laut die Regentropfen, die an das beschlagene Glas des Fensters prasselten. "31, 32,... 33,.... 34, 35, 36,.... .... ....... 37,...." "Ranma, du musst doch wenigstens..." begann Herr Saotome sehr warm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Verärgert schüttelte Ranma sie ab und wandte sich dann wütend zu ihm. "GAR NICHTS MUSS ICH, KAPIERT?!" brüllte er mit vor Zorn verzerrtem Gesicht. Dann glättete sich seine Ausdruck wieder, als er sich in seine vorherige Position begab und den Regen weiter beobachtete. "Es ist ein Tag wie jeder andere." Das Klopfen der Regentropfen, die an die Fensterscheibe schlugen, wurde für einige Sekunden etwas lauter, als ein starker Wind aufwehte. "Verdammt" knurrte er. "Jetzt muss ich wieder von vorn anfangen... 1,... 2,... 3,... 4, 5, 6,..... ..... 7,... 8, 9, 10,...." Resigniert schüttelte sein Vater den Kopf und verließ mit hängenden Schultern den Raum. Ranma war noch immer eifrig dabei zu zählen, während die anderen das Haus verließen. Ich seufzte, unwissend darüber, was ich jetzt tun sollte. "Ranma..." sagte ich schließlich sehr ruhig. "Kannst du dich denn nicht wenigstens ein einziges Mal ganz normal verhalten?" Keine Reaktion. Als wenn ich etwas anderes erwartet hätte. Es vergingen drei Minuten, vier, fünf, bis er sich schwer erhob und langsam an mir vorbei ging. Sein Verhalten ärgerte mich, gleichzeitig aber war ich neugierig, wo er hingehen würde und folgte ihm unbemerkt. Durch den offenen Türspalt erkannte ich, dass er ausdruckslos die unterste Schublade seiner Kommode öffnete und ein paar Kleider beiseite schob. Dann funkelten seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde ein ganz klein wenig auf. Plötzlich hielt er einen winzigen Gegenstand hoch und führte ihn in Augenhöhe, um ihn genau betrachten zu können. Ich musste mich anstrengen, um zu sehen, was es war, das er da herausgeholt hatte. Und auf einmal erkannte ich es... Es war das winzige Herz aus Schokolade, das ich ihm einst zum Valentinstag schenkte. Ich war zu schüchtern, ihm etwas Größeres, etwas Schöneres zu kaufen. Und so entschied ich mich dazu, ihm das kleinste Stück Schokolade zu schenken, das ich finden konnte. Irgendwie erinnerte es mich an mein eigenes Herz. Es war so kümmerlich und klein und doch steckte so viel Liebe darin. Ich hatte Angst, es würde ihm nicht gefallen, hatte Angst, er würde enttäuscht sein. Aber dann beugte er sich langsam zu mir herunter und sagte ohne seinen überraschten Blick von dem winzigen Geschenk abzuwenden: "Es ist perfekt." ... Nun hielt er eben dieses Herz wieder in seinen Händen. Die dünne Folie, in die es verpackt war, glänzte. Schwer zu glauben, dass er es in all der langen Zeit aufgehoben hatte. Er hatte es also ernst gemeint, es gefiel ihm wirklich. Doch seine Mimik war nicht die selbe wie zuvor. Sämtliches Leben floss aus seinen Augen, aus seinen Mundwinkeln, aus jeden seiner Gesichtsmuskeln. Plötzlich drehte er sich um und warf es in den Papierkorb. "Das brauch' ich nicht mehr", flüsterte er bitter. Schockiert fuhr ich zusammen. Hatte er das eben wirklich getan? Ich hatte damit gerechnet, dass er es längst aufgegessen hätte... Aber dass er es einfach so wegwerfen würde, ganz emotionslos... "Ich weiß, dass du hier bist." sagte er auf einmal laut heraus. Erschrocken zuckte ich zusammen. 'Er hat mich bemerkt?!' fuhr es mir wie ein Blitz in den Sinn. Ich wollte bereits näher treten, als ich auf einmal erkannte, dass er zum Fenster hinüber sah und Ukyo vorsichtig ins Haus kletterte. "Was willst du?" Seine Stimme war eiskalt. Schwer atmend schaute Ukyo zu Boden. "Ranma...", sprach sie leise zu ihm. "Das ist nicht der richtige Weg." "So?" fragte er in noch immer sehr kaltem Ton. "Und was ist der Richtige?" Sie räusperte sich. "Es ist viel geschehen, ich weiß. Aber du musst dich einfach dazu überwinden... gewisse Dinge zu tun... um sie hinter dich zu bringen... einen Schlussstrich zu ziehen... sie zu beenden." "Das habe ich doch getan." Seine Stimme wurde noch kälter, so kalt, wie ich sie noch nie zuvor an ihm bemerkt hatte. "Es ist vorbei. Mit dem Thema hab' ich abgeschlossen. Ich habe Shampoo umgebracht." --- ~Ende von Act I Ich hoffe, ich habe euch damit nicht allzu sehr verstimmt. Klingt sehr dark, ja... Lest einfach weiter und ihr findet mehr heraus. Diese Story habe ich schon seit einer ganzen Weile fertig. Da ich aber momentan wegen meines Abi-Stresses nichts schreiben kann, gebe ich euch diese Story als kleine Durststrecke mit. ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)