Constant Craving von Phoenix_Michie (~alone no more~) ================================================================================ Kapitel 6: Aki -------------- Als am nächsten Tag weiche Finger sanft über seinen Arm streichelten, kam er langsam zu sich und regte sich blinzelnd. "Bist du auch wach?", erklang Zeros leise Stimme, woraufhin er nur zustimmend brummte. Der Bassist drehte sich zu ihm um. "Ich bin immer noch sauer auf dich", ließ er verlauten, streichelte ihm aber unter der Decke über die Seite. Karyu brummte nur leise, anstatt etwas darauf zu erwidern. "Aki wird auch bald wach sein...wir sollten aufstehen. Ich mach uns einen Kaffee", sagte Zero leise und ließ ihn los, um aufzustehen. Als Karyu später aus dem Badezimmer kam, sprang Zeros kleiner Bruder tatsächlich schon fröhlich durch die Wohnung. "Nicht so laut, Aki-chan! Hier wohnen noch andere Leute", murmelte Zero und drückte ihm eine Tasse warmen Kakao in die Hand. "Setz dich, ich bring dir deine Cornflakes." Beim gemeinsamen Frühstück quengelte Aki, dass er mal wieder rausgehen wollte. "Ich will Enten füttern!" "Enten?", erwiderte Zero verblüfft. "Hier gibts doch Enten, oder?" Der Bassist seufzte. "Ja, gibt es. In Ordnung, wir gehen nach dem Frühstück in den Park, Enten füttern." Der Junge jubelte und beeilte sich, seine Cornflakes aufzuessen. Zero schüttelte nur den Kopf und trank in Ruhe seinen Kaffee aus. "Nii-chan, kommt Yoshi-chan mit?", hörte er Aki wenig später seinen großen Bruder fragen, während er selbst gerade in der Küche das benutzte Geschirr in die Spüle stellte. "Ich weiß nicht, Aki..", antwortete Zero zögernd, weswegen er zu ihnen zurück kehrte und lächelte. "Ich komm gern mit. Ich liebe Enten!" Aki strahlte und lief in den Flur, um sich anzuziehen. "Du musst das nicht machen, Karyu", meinte Zero und lächelte ihn schief an, doch er zuckte nur mit den Schultern. "Ich hab sonst nicht viel zu tun. ich suche nach Jobs und übe auf der Gitarre, das war's. Das kann ich auch nachher noch machen." Er zögerte kurz und wollte noch hinzufügen, dass er wusste, wie es schwer und anstrengend es sein konnte, ein kleines Kind zu betreuen, vor allem alleine, aber das hob er sich für ein anderes Mal auf. Aki musste es nicht unbedingt hören. "Lass uns gehen." Zero nickte. "Ich hole nur noch etwas Brot für die Enten." ~~~ Stumm betrachteten sie den kleinen Jungen, der ab und an etwas Futter ins Wasser warf und sich vorsichtig den schnatternden Enten näherte. Zero hatte ihm eingeschärft, nicht zu nahe an das Ufer zu gehen. Wenn Aki nasse Füße bekommen würde, würde er sich vielleicht bald erkälten und sie würden früher nach Hause gehen müssen. Der Kleine hatte sich das zu Herzen genommen und passte auf, nicht ins Wasser zu tapsen. Etwas abseits vom Ufer hatten sie eine Picknickdecke auf dem Rasen ausgebreitet, worauf Karyu nun mit Zero saß. Er räusperte sich. Ob es jetzt der richtige Moment war, den Anderen auf seinen Bruder anzusprechen? Gestern Abend hatte er nicht mehr drüber reden wollen. Unsicher sah er ihn an und knabberte auf seiner Unterlippe. "Nun frag schon", seufzte der Bassist nach einer Weile und lächelte ihn milde an. "Also..Aki ist dein kleiner Bruder..?", wollte er sich noch mal vergewissern. Er wollte das mal ganz genau verstehen. "Na ja...nicht ganz. Er ist mein Halbbruder. Denke ich." Verwundert sah er Zero an. Dachte er? "Ich sagte ja gestern, dass es etwas komplizierter ist", murmelte der Bassist und sah ihn kurz an, bevor er auf den See blickte. "Ich kenne meinen Vater nicht, und von wem Aki ist, weiß ich nicht. Denn er kennt seinen Vater auch nicht. Wir wissen nur, dass wir dieselbe Mutter haben. So ist sie..hat mit vielen rumgemacht und den Überblick verloren, welches Kind von wem ist. Na ja, so ein paar Ideen hatte sie..aber sicher war sich nie einer." Er zuckte mit den Schultern. "Ich hab damals im Proberaum einen Anruf von einem Freund aus Kumagaya bekommen - meiner Heimatstadt in Saitama, wenn du dich erinnerst. Er hat mir erzählt, dass er meine Mutter schon vor einer Weile dort wiedergesehen hatte - sie war zwischenzeitlich verschwunden - und dass sie oft ein kleines Kind bei sich hatte. Und da hab ich mich entschieden, mal hochzufahren und nachzuschauen, ob es dem Kind gut geht. Und ich wollte dringend mal mit einer Mutter reden. Sie ist nicht gerade..die beste Mutter gewesen. Ich war besorgt um den Jungen. Tja, und als ich da war, saß er alleine in der Wohnung. Er war ganz verängstigt und hat mir erzählt, dass seine Mama schon ein paar Tage weg ist und nicht wiedergekommen sei. Er hatte kaum noch was zu essen... Einen 7-Jährigen kannst du nicht mal eben für ein paar Tage alleine lassen." Zero schüttelte mit finsterem Blick den Kopf. "Das ist unverantwortlich, aber da wurde mir klar, dass meine Mutter sich überhaupt nicht verändert hat. Ich bin bei ihm geblieben und habe mich um ihn gekümmert. Ich hatte gehofft, dass sie zurück kommen würde, aber das tat sie nicht. Ich hab versucht, sie ausfindig zu machen, das tue ich auch jetzt noch, aber es ist nicht einfach, sie zu finden. Immer noch hab ich keine Ahnung, wo sie nun ist... Ich konnte nicht ewig in dieser Wohnung mit Aki bleiben. Die Miete wurde nämlich nicht gezahlt und Strom und Wasser haben nach der ersten Woche, in der ich da war, nicht mehr funktioniert. Also hab ich ihn mit hierher genommen...und was ich jetzt machen soll, weiß ich nicht. Ich finde unsere Mutter einfach nicht.." Zero seufzte und senkte betrübt den Kopf. Karyu schluckte und räusperte sich. Das musste erstmal sacken lassen. "Er hat..keine anderen Verwandten?" Zero zuckte mit den Schultern. "Ich wüsste niemanden, dem ich Aki anvertrauen könnte. Ich muss mich allein um ihn kümmern. Zur Schule schicken kann ich ihn nicht, da er ja eigentlich nicht zu mir gehört, ich hab kein Sorgerecht. Außerdem war er noch nie in einer Schule. Meine Mutter hat es offenbar versäumt, ihn dorthin zu schicken." Vorsichtig sah er Zero an. "Müsstest du nicht eigentlich zur Polizei gehen wegen der ganzen Sache?", wollte er leise wissen, woraufhin Zero tief seufzte. "Ja. Dann würde sich das Jugendamt einschalten und ihn mir wegnehmen. Dann kommt er ins Kinderheim und das will ich wirklich nicht. Es ist...dort ist einfach nicht der richtige Ort für ihn. Er braucht jemanden, der ihn liebt. Ich kümmer mich gern um ihn", sagte der Bassist leise und starrte abwesend ins Leere. "Warum sollte er ins Kinderheim, wenn er doch eigentlich Familie hat? Der Aufenthalt dort würde ihn nur kaputt machen.." Zero klang, als würde er wissen, wovon er redete. Karyu hegte da einen düsteren Verdacht - war Zero selbst in einem Kinderheim gewesen? "Ich verstehe... Aber Zero, du..bist erst 21. Du kannst dich nicht für die nächsten..10,11 Jahre oder so um ihn kümmern. Wie soll das gehen? Du hast kein Sorgerecht, er braucht eine Ausbildung, er braucht seine Mutter..und du, du musst arbeiten. Und dann..ist doch da auch unsere Band", sagte er und wurde gegen Ende immer leiser. Wahrscheinlich war dem Bassisten die Musik unwichtig geworden, jetzt wo er Wichtigeres zu tun hatte... Zero vergrub das Gesicht in den Händen. "Ich weiß. Das weiß ich ja. Aber ich kann Aki nicht weg geben. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn er im Heim landet! Das tue ich ihm nicht an. Und seine Mutter ist nun mal nicht für ihn da, was soll man da also machen?!" Der Dunkelhaarige klang überfordert und traurig. Vorsichtig legte er einen Arm um ihn und dachte über eine Lösung nach. Aber das war schwierig. Und eine Teillösung? "Hmm...gehst du dann zur Zeit eigentlich arbeiten?" Zero schüttelte stumm den Kopf. "Wie bezahlst du denn dann..die Miete, das Essen und so?", fragte er leise nach. "Hab ein bisschen was angespart", murmelte der Bassist. "Aber lange wird das auch nicht mehr reichen.. Aki hatte fast nichts in dieser Wohnung, weißt du. Ich meine Spielsachen und sowas..ich hab ihm also erstmal das ein oder andere gekauft", sagte er leise. Und das war natürlich auch ins Geld gegangen. "Uns fällt da was ein", meinte Karyu zuversichtlich. "Ich will dich nicht drängen, aber... Vielleicht solltest du Tsukasa und Hizumi auch von Aki erzählen. Sie können das sicher verstehen, und möglicherweise fällt ihnen auch noch eine Lösung ein." Unsicher sah Zero ihn an. "Bring Aki doch mit zu den Proben. wir sollten zusammen darüber reden. Was denkst du denn, was passiert? Es gibt nichts zu befürchten", war er sich sicher. "Mh...ich weiß nicht..", murmelte der Bassist, aber Karyu ahnte, dass er ihn überredet hatte. "Wir beide haben ja nun eigentlich genug Zeit. Ich rufe Tsukasa an und bitte ihn, einen Tag für uns zu finden. Dann bringst du Aki mit und erklärst den beiden, was passiert ist. Ich passe solange auf den Kleinen auf. Vielleicht haben die beiden einen Vorschlag, wie wir die Sache einfacher machen können." "Hmm..davon bin ich nicht überzeugt. Aber du hast Recht, ich sollte die Karten auf den Tisch legen. Das haben sie verdient..." Zero sah ihn reumütig an. "Ich hätte euch allen schon früher davon erzählen sollen. Aber so einfach war das eben nicht.." "Schon gut." Karyu griff nach seinem Handy. "Bevor ich es vergesse, sage ich ihnen gleich Bescheid." Zero nickte und stand auf, um zu Aki ans Ufer zu gehen. Mittlerweile war ihm das Futter ausgegangen und hockte sich hin, um mit den Händen im Wasser zu planschen. "Tsukasa? Hier ist Karyu. Es geht um Zero. Ich hab mit ihm reden können." "Geht's ihm denn gut?" "Ja, er ist gesund und munter. Könnten wir uns alle schnellstmöglich im Probenraum treffen? Ich hab ja keine Arbeit und er hat frei...es richtet sich nach euch." "Kommt Zero also auch?" "Ja, er will erklären, was los ist." "Das freut mich zu hören. Am Wochenende passt es. Freitag Nachmittag?" "In Ordnung. Wann genau?" "16 Uhr würde ich vorschlagen." "Dann machen wir das", willigte Karyu ein. Das war schon übermorgen. "Je schneller, desto besser." "Ok. Dir geht's auch gut?", wollte Tsukasa dann noch wissen, was er bejahte und wenig später verabschiedeten sie sich voneinander. Da das Entenfutter leer war, kam Zero mit Aki zu ihm zurück. Sie überlegten, ein Eis essen zu gehen, wo er natürlich gern mitmachte. Es machte Spaß, mit Zeros kleinem Bruder unterwegs zu sein und mit ihm zu spielen. Er kam wunderbar mit dem Kind klar. Das schien auch Zero zu bemerken und sich darüber zu freuen. Am Nachmittag wollte Karyu sich auf den Weg nach Hause machen. Er musste duschen und die Kleidung wechseln. "Wann kommst du denn wieder?", wollte Aki wissen, als sie im Flur standen. Er hob die Schultern und sah zu Zero. "Wir wollten morgen Nachmittag ins Kino gehen. Hättest du Lust? Ist natürlich ein Film ab 6...", sagte er schief lächelnd. "Irgend so ein Animationsfilm." "Der heißt..Wolkig..mit Aussicht auf...Fleischklöße", meinte Aki stirnrunzelnd, woraufhin Zero lachte. "Mit Aussicht auf Fleischbällchen, Kleiner.", korrigierte der Bassist ihn. "Ich komme mit euch mit!", sagte Karyu begeistert. Den ersten Teil hatte er mal im Internet gesehen und es hatte ihm gefallen. "Um 11 hab ich aber ein Vorstellungsgespräch. Danach komme ich her und hol euch zwei ab." Zero sah ihn interessiert an. "Ein Vorstellungsgespräch? Das ist schön. Wo denn?" "Es wäre ein Bürojob. Quasi Aushilfskraft. Bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Nichts Besonderes." Er zuckte mit den Schultern. "Aber ein Job", erwiderte Zero, woraufhin er nickte. "Genau. Na dann ihr beiden, bis morgen." Er wuschelte Aki liebevoll durchs dunkle, lockige Haar, dann umarmte er Zero und machte sich auf den Weg nach Hause. Gern wäre er bei den beiden auch wieder über Nacht geblieben, aber sie lebten ja nun mal nicht zusammen. ~~~ Er lachte leise und nahm Zero den schlafenden Aki ab. Es war Abend und sie kamen gerade vom Kino nach Hause. Über den Kinderfilm hatten sie sich alle drei amüsiert. In der U-Bahn war Aki dann auf dem Rückweg eingeschlafen. Ihn sicher auf dem Arm, folgte Karyu dem Bassisten zum Reihenhaus und ließ sich aufschließen. Zusammen legten sie den Jungen ins Bett und Zero zog ihm noch die Schlafsachen an. "Ob das moralisch noch vertretbar ist, dass ich ihm jetzt nicht die Zähne geputzt habe?", fragte sich der Bassist und lächelte Karyu im Wohnzimmer schief an. Dieser grinste nur. "Wenn er aufwacht, putzt er sich die eben gleich zweimal", schlug er vor, weswegen Zero lachte. "Wäre eine Möglichkeit. Willst du auch ein Bier?", erkundigte er sich dann, woraufhin er nickte. "Ja, gerne." Eine Minute später saßen sie zusammen auf der ausgezogenen Couch, ließen den Fernseher nebenbei laufen und tranken ihr kühles Bier. "Das Treffen morgen steht also noch?", fragte Zero und sah ihn von der Seite an. Er nickte. "Ja, ich denke schon. Die Anderen haben sich zumindest nicht mehr gemeldet." "Hmm..." Zero seufzte. "Ich hab schon seit über 2 Wochen nicht mehr auf meinem Bass gespielt. Hab bestimmt schon alles verlernt." Karyu schüttelte den Kopf. "Ach was. Das dachte ich letztens auch noch, aber seit ich aus dem Krankenhaus raus bin, hatte ich wieder Zeit zum Üben. Und es läuft besser. Das wird bei dir auch so sein." Zero schnaubte. "Ja, fragt sich nur wann. Wenn das so weitergeht..kann das dauern." "Sieh das nicht so eng. Nur weil du dich um Aki kümmerst, heißt das nicht, dass du zu nichts Anderem mehr kommst. Pass auf, morgen sieht schon alles anders aus. Und zwar besser!" Zero rang sich ein sachtes Lächeln ab und kuschelte sich an ihn, nachdem er sein Bier abgestellt hatte. "Dein Optimismus ist so ungewöhnlich.", stellte er trocken fest. "Aua.. Aber du hast wohl Recht. Keine Ahnung, woher der Optimismus kommt." "Du willst mich nur aufmuntern, das ist ok. Sehr lieb von dir." Der Bassist beugte sich zu ihm hoch und küsste ihn. Stürmisch erwiderte er den Kuss und drückte Zero gleich in die Polster nieder. Dieser kicherte leise. "Wie war das, du hast mich vermisst, richtig?" Er nickte und drückte ihm gleich wieder seine Lippen auf. Er liebte es, diese weichen Kusspolster auf seinen zu spüren. "So oft haben wir uns auch gar nicht geküsst..", hauchte er gegen die vollen Lippen des Anderen. "Das war bisher zu wenig, als dass ich es wirklich genießen und genug Küsse für die Zeit ohne dich sammeln konnte.." Zero lächelte ihn leicht an und strich ihm über die Wange. "Was ist das eigentlich zwischen uns?", wollte er unvermittelt wissen. Das traf Karyu unvorbereitet. Er sah auf den Bassisten nieder und summte nachdenklich. "Ich weiß auch nicht. Ist das wichtig?" Zero lachte. "Eigentlich ist das schon wichtig, Karyu. Wir lassen uns hier auf eine enge emotionale Bindung ein." Er machte eine kurze Pause. "Wir dürfen's nicht verpfuschen. Das heißt, du bringst dich nicht um, ob nun aus Versehen oder mit Absicht. Und ich..ich sehe zu, dass ich mit euch allen gleich über meine Probleme rede, statt alles totzuschweigen in der Hoffnung, dass sich alles schnell von selbst erledigt damit es keiner mitbekommt." Er lächelte Karyu zuckersüß an, der leise seufte. "Ja, so ist es wohl. Du hast Recht." "Ist das jetzt ein Versprechen?" Kurz hielt er inne, dann nickte er seufzend. "Ja, ist wohl ein Versprechen." "Du klingst ja begeistert", murmelte Zero und zog ihn wieder zu sich herab, um ihn zu küssen. Anstatt was darauf zu erwidern, widmete er sich lieber dem Kuss, aber bevor er diesen vertiefen konnte, wälzte Zero sich mit ihm auf der Couch herum, bis er über ihn gebeugt lag. Karyu spreizte die Beine, damit der Bassist sich dazwischen legen konnte. "Dann holen wir die Küsse jetzt eben nach", meinte dieser lächelnd und sah ihn an. "Wir haben auch noch gar nicht miteinander geschlafen." Karyu lief rot an. "Weißt du, das hatte ich eigentlich schon am Anfang vor." "Am eh..Anfang?", hakte Karyu nach, woraufhin Zero leise lachte. "Schau mich nicht so verängstigt an. Du bist doch neugierig, oder? Das kannst du ruhig zugeben. Mir sind die Blicke nicht entgangen, wenn du uns in Momenten beobachtet, wo du dachtest, wir würden es nicht merken." "Wir..?", fragte er mit dünner Stimme und ahnte Böses. Zero nickte bestätigend. "Ja, du hast ja nicht nur mich, sondern auch Tsukasa und Hizumi mit eindeutigen Blicken bedacht..als würdest du uns ausziehen." Karyus Kopf wurde nun knallrot. "Und..haben die Anderen das auch gemerkt?" "Du kannst sie ja fragen", kicherte der Bassist. Er zog eine Schnute. "Als ob." Zero seufzte, schmunzelte aber und küsste ihn wieder. Eng drängte er sich an den warmen Körper auf sich. Der Bassist biss ihm in die Unterlippe. "Weißt du, du hast so eine Ausstrahlung. Sie sagt mir, dass du gern dominiert wirst. Du brauchst jemanden, der die Regeln macht, damit du dich nicht kümmern musst und dich fallen lassen kannst. Das kommt mir nur entgegen." Der Bassist sah ihn aus dunklen Augen an. "Ich kann Regeln aufstellen, und wenn du mich lässt, kann ich dir Schmerz und Vergnügen zugleich geben, wie du es willst", schnurrte er mit gesenkter Stimme. Atemlos erwiderte er den Blick. Der Andere hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sollte er dem einfach zustimmen? Zero schenkte ihm ein anzügliches Lächeln. "Ich werde dich für nichts verurteilen, Karyu. Wofür auch immer du dich entscheidest und wovon auch immer du im Geheimen träumst." Bestimmt war Zero schon so erfahren, dass er alles mögliche gesehen hatte. "Ich sagte doch, ich mag dich wirklich. Ich will dich..", sagte er leise und wich Karyus Blick aus. 'Ich liebe dich' konnte er zu diesem Punkt noch nicht sagen, aber wahrscheinlich lief alles gerade genau darauf hinaus. Langsam nickte Karyu und rang sich ein zurückhaltendes Lächeln ab. "Ich mag dich auch sehr und..will dich", erwiderte er leise. Zufrieden blickten die schwarzen Augen ihn an und im nächsten Moment waren sie in einen heißen Kuss verwickelt. Karyu keuchte leise auf und klammerte sich an seinen Bassisten, schlang ein Bein um die schlanke Hüfte des Anderen, während er den Kuss verlangend erwiderte. Auch Zeros Atem ging schneller. Sie wälzten sich auf der Couch, versanken in ihrer Leidenschaft und aus Zeros gierigen Küssen wurden kleine Bisse. Leise stöhnend drückte Karyu den Kopf in den Nacken, während die Hand des Anderen dabei war, ihm das Hemd aufzuknöpfen. Gerade wollte er sich aufrichten und es sich von den Schultern streifen, als Akis Stimme unweit erklang. "Nii-chan..!" Seufzend hielt Zero inne und setzte sich auf, sah in Richtung Flur. "Aki, du solltest schlafen." "Ich hab Durst..und ich muss auf die Toilette.." Zero fuhr sich durch die Haare und sah auf Karyu hinab. "Warte kurz, ja?" Karyu nickte lächelnd und sah dem Bassisten hinterher, der ein Glas Apfelsaft für seinen kleinen Bruder holte und in das Schlafzimmer verschwand. Er atmete tief durch und rollte sich auf die Seite. In seinem Unterleib hatte sich Hitze angestaut, seine Wangen waren rot vor Erregung. Er schloss genießend die Augen, während er auf den Dunkelhaarigen wartete. Dieser ging noch mit Aki Zähne putzen und setzte ihn auf die Toilette, dann brachte er ihn zurück ins Bett und las ihm eine kurze Gute-Nacht-Geschichte vor. Als er zu Karyu ins Wohnzimmer zurück kehrte, war dieser aber schon eingeschlafen. Schmunzelnd zog Zero sich um und zerrte dem Gitarristen wenigstens die Jeans aus, bevor er sich zu ihm auf die Couch legte und sie beide in die Bettdecke einhüllte. "Zero noch nicht da?" Tsukasa und Hizumi schüttelten den Kopf. "Wir hatten gehofft, dass er mit dir zusammen kommt..", meinte Hizumi. "Oh...nein, ich hatte heute meinen ersten Arbeitstag beim neuen Job. Aber Zero kommt sicher gleich." Die beiden zuckten mit den Schultern. Während Karyu seine Gitarre abstellte, wandte sich Tsukasa an ihn. "Wie lief denn dein erster Tag?" "Sehr gut!", antwortete er lächelnd. "Nette Leute, viele verschiedene Aufgaben...ich kann mir meine Arbeitszeit recht flexibel einteilen und muss mich nur mit einer Person abstimmen. Wenn alles so bleibt, wäre das wunderbar. Die Bezahlung ist auch ok." "Freut mich zu hören.", erwiderte Tsukasa und schenkte ihm ein Lächeln. Nachdenklich sah Hizumi währenddessen zur Tür. Immer noch kein Bassist. Dafür meinte er, Schritte zu hören. "Also Kleiner, du erinnerst dich, was ich dir gesagt habe? Du lernst jetzt meine Freunde kennen, mit denen ich was klären muss. Fass nichts an, ok?" Das war eindeutig Zeros Stimme. Verwirrt tauschten Hizumi und Tsukasa einen Blick. "Zero kommt in Begleitung. Das hätte ich euch wohl sagen können", schaltete Karyu sich schief lächelnd ein, als auch schon die Tür aufging. Zero hatte Aki auf dem Arm und nickte leicht in die Runde. "Hi Zero", begrüßte er seinen Bassisten. "Hallo ihr beiden", sagte Tsukasa mit großen Augen, während Zero näher kam. Karyu ging zu ihm und tätschelte Aki den Kopf. "Na Großer, alles klar?" Aki grinste und nickte. "Das hier ist Tsukasa. Und das Hizumi", stellte Zero dem Jungen seine Freunde vor und stellte ihn auf den Boden. "Aki hier..ist mein Halbbruder." Drummer und Sänger staunten nicht schlecht. "Aaaha...", machte Hizumi nur, lächelte den Jungen aber freundlich an. Aki sah etwas verloren zwischen ihnen allen hin und her, weswegen Karyu einen Arm um ihn legte. "Komm, willst du dir mal meine Gitarre anschauen?", fragte er ihn und führte ihn von seinen Bandkollegen weg, damit die drei in Ruhe reden konnten. Kurz sahen Tsukasa und Zero ihnen hinterher, dann setzten sie sich auf die Couch und der Bassist begann ihnen leise zu erklären, wie das mit Aki gekommen war. Wenn Karyu ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er da eigentlich noch selbst die ein oder andere Frage. Zero Eltern schienen sehr unverantwortliche Menschen zu sein - wie es ihm wohl ergangen war? Es musste eine schwere Zeit gewesen sein. Wie schwer, konnte er sich vermutlich gar nicht vorstellen. Karyu nahm sich seine E-Gitarre und setzte sich mit Aki auf den Boden, erklärte ihm kurz etwas dazu, zumal der AMP auch nicht angeschlossen war und er das auch nicht vorhatte zu ändern, damit der Sound die Anderen nicht stören würde. Ein bisschen spielte er ihm was vor, aber dann kam ihm eine andere Idee. "Magst du auch mal spielen?", fragte er Aki und dieser sah ihn aus großen Augen an. "Aber Nii-chan hat gesagt, ich darf hier nichts anfassen." Sanft streichelte er ihm übers Haar. "Stimmt. Nichts, was hier im Raum ist. Aber nebenan hab ich eine Akustikgitarre. Auf der kannst du spielen. Ich zeig dir, wie das geht", bot er ihm an, worauf Aki leicht nickte. Ganz überzeugt schien er noch nicht. "Bin sofort wieder da." Einen Moment später gab er ihm seine Akustik und setzte sich hinter ihn, um ihm die Griffe zu zeigen. Die Arme und Hände von Aki waren natürlich noch viel zu klein, als dass er viel machen konnte, aber mit Karyus Hilfe entlockte er ihm sogar eine Melodie: Happy Birthday. Aki war begeistert und sie strahlten sich gegenseitig an. "Ok..was machen wir jetzt?" Fragend sah Karyu sich kurz um, aber in diesem Moment stand Tsukasa schon auf. "Wir spielen jetzt Schlagzeug?" "Hä?" Verwirrt sahen ihn alle an. Der Drummer setzte sich an sein Drumset und lächelte Aki an. "Wie sieht's aus? Hast du Lust, mal hierauf zu trommeln?" Zögernd sah der Kleine zu seinem Bruder auf, der mit den Schultern zuckte. "Wenn du willst, mach es." Sofort sprang Aki auf die Beine und lief zu dem Drummer, welcher den Jungen zu sich auf den Schoß nahm. Während Tsukasa ein bisschen mit ihm zusammen aufs Drumset einschlug, wanderte Karyus Blick zu dem Bassisten - dieser hatte ein seliges Lächeln auf den Lippen. Lautlos kicherte er und stellte sich nah neben ihn. "Du siehst aus wie ein stolzer Papa.." Erschrocken sah Zero ihn an und schüttelte den Kopf, boxte ihm leicht in die Schulter. "Mach mal halblang.." Karyu grinste nur und schaute wieder Aki und Tsuka beim Drums spielen zu. Es war wirklich furchtbar süß. Dem Kleinen gefiel es richtig gut und seine Augen glänzten, als Tsukasa ein Drumsolo hinlegte. "Ich will auch mal so spielen können wie du!" Zero lachte und war sich sicher, dass der Drummer da jetzt was angerichtet hatte und aus dem Kleinen später auch einer werden würde. "Hey Aki, was denkst du: meinst du, du kannst dich noch etwas mit deinen Bilderbüchern beschäftigen? Oder mit malen? Dann würden meine Freunde und ich noch ein bisschen Musik machen. Es dauert auch nicht lange." Aki nickte. "Ok..ich kann ja euch malen!", meinte er motiviert und kramte in Zeros Tasche herum. Nachdem der Bass ausgepackt und zusammen mit der Gitarre angeschlossen war, Hizumi seine Stimmbänder etwas angewärmt hatte und auch Tsukasa hinter den Drums bereit war, konnte die Probe beginnen. Zero war nicht mehr ganz im Spiel drin, aber sie schafften es trotz der kleinen Fehler, über die sie hinweg sehen konnten, immerhin 3 Lieder durchzugehen. Danach hatte Aki keine Lust mehr auf Malen und der Musik zuhören. Nachsichtig beendete Zero die Probe und sie räumten auf und packten zusammen. Doch bevor sie den Probenraum verließen, richtete Tsukasa sich noch an den Bassisten. "Du kannst Aki gern immer mitbringen. Wir denken uns was aus, wie wir ihn beschäftigen, während wir proben. Vielleicht können wir uns ja auch wieder öfter als nur einmal in der Woche treffen. Wir sollten wirklich was tun, und ich denke nicht, dass dein kleiner Bruder stört." Zero nickte und sah ihn dankbar an. Es war eine gute Lösung. Draußen auf der Straße trennten sie sich alle voneinander. Karyu musste am folgenden Tag noch mal kurz arbeiten, wollte danach aber Zero und Aki besuchen kommen. --- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)