Schwarz vor Augen von ChuuyaNakahara ================================================================================ Kapitel 5: Vorbeiziehender Sturm -------------------------------- Es vergingen einige Stunden, und als Eren aufwachte, merkte er, dass er alleine auf der Couch lag. Levi war wohl gegangen, als er noch schlief. Er schnappte sich seine Klamotten und zog sich an. Währenddessen musste der Brünette danach denken, was vor wenigen Stunden stattgefunden hatte. Er hatte mit einem Mann geschlafen, mit Levi, mit seinem Boss. Er konnte es kaum glauben. Wie würde er nun dastehen? Der Braunhaarige schüttelte sich bei jenem Gedanken den Kopf und näherte sich zur Tür. Als er den Türknauf runterdrückte, bemerkte er, dass die Tür offen war. Er verließ das Billardzimmer und sah sich im Flur um. Niemand war da. Eren wusste nicht, was er machen sollte, also begab er sich in sein Zimmer. Doch unterwegs wurde er aufgehalten, als plötzlich eine junge Frau vor ihm stehen blieb. Ihre rotbraunen Haare waren zu einem Pferdezopf gebunden und sie trug eine Brille. “Soso! Du bist also der Neue!” sie sah den Jungen mit einem strengen Blick an. Der Brünette fühlte sich ein wenig eingeschüchtert. Hatte er irgendwas angestellt? Doch dann formte sich ein Grinsen auf ihren Lippen und sie tätschelte ihren Kopf. “Nett, nett! Hätte einen strafferen Burschen erwartet!” “H-hanji..?”, stammelte er nachfragend. “Hanji? Wo? Oh, du meinst mich! Ich dachte, hier wäre noch eine, die Hanji heißt, hehe!” sie kicherte. “Ich bin Eren Jaeger! Freut mich, Sie kennen zu lernen.” “Na na! Du kannst mich duzen, mach ich doch auch mit dir!” sie lächelte ihn an. Ihr Lächeln schien ansteckend zu sein, denn auch Eren zeigte ein kleines Lächeln hervor. “Hast du Levi gesehen?”, wollte er wissen. “Der ist in einer Besprechung. Ich dachte, du kommst von dort?”, die junge Frau sah ihn fragend an. “Ehm… nein. Ich habe im Billardraum geschlafen.” Sie japste. “Du hast ein Treffen verpennt! Ooooooooooh, das wird Ärger geben…!” “M-mir wurde nichts von einem Treffen erzählt”, meinte er kurz darauf, “ich hatte gestern noch mit Levi eine Runde gespielt und er hatte mir nichts von einem Treffen erzählt.” Sie sah ihn nachdenklich an. Eren müsste doch wissen, wenn ein Treffen war. Aber ihm wurde es wohl verschwiegen oder er brauchte nicht zu erscheinen. “Es kann aber auch sein, dass du als Neuling noch nicht bereit bist. Denn du siehst noch ganz schön grün hinter den Ohren aus.” Wo sie recht hatte. “Komm! Lass uns zusammen etwas essen! Magst du Bratwurst?” Eren nickte nur. “Super! Ich auch! Ich esse es nur selten, denn ich bin eigentlich dafür verantwortlich, fein zu kochen. Aber hin und wieder bestelle ich mir eine Pizza! Außerdem gibt es hier in der Nähe eine Bratwurstbude! Das beste Essen des Universums!” Hanji wollte also mit dem Brunetten nach draußen gehen. “Ehm… Levi sagte, ich dürfte die Villa nicht verlassen…” “Ach echt?” sie schnappte sich ihr Telefon und suchte nach Levis Nummer. “W-warte! Geht das in Ordnung, ihn einfach so beim Meeting zu stören?” Hanji schaute auf die Uhr. “Das Meeting müsste jetzt vorbei sein, also gibt’s da kein Problem.” Als Levi an der anderen Leitung ran ging, unterhielt sich die ältere Dame einige Minuten mit ihm, bis sie schließlich auflegte. “Okay, alles geklärt! Du hast Ausgang!” Der Brünette starrte sein Gegenüber an. Okay, sie war die beste Freundin vom Boss, vielleicht deswegen? “Wir müssen nur vor Sonnenuntergang wieder da sein”, meinte sie, “aber dafür machen wir uns einen schönen Tag” sie zückte eine goldene Karte raus, “auf Levis Rechnung” ihr Grinsen wurde düsterer. “Warte! G-geht das in Ordnung?” er wollte auf gar keinen Fall, dass alles auf die Rechnung des Bosses gehen würde. “Das war ein Scherz, Dummchen! Geht alles auf meine Rechnung! Ich lade dich ein! Und dann können wir uns besser kennen lernen!” Besser kennen lernen… was konnte er da so groß erzählen? Er konnte ihr nicht sagen, dass er bei der Polizei gearbeitet hatte. “Also! Hüpf in die Dusche und mach dich fertig! Und wir gehen eine Bratwurst essen und geben Geld aus!” Eren mochte es so gar nicht, wenn jemand Geld für ihn ausgab. “G-geht das denn in Ordnung? Ich meine, ich kann es nicht zurückzahlen.” “Jetzt komm mir nicht mit der Nummer! Würde ich es sonst anbieten? Es geht total in Ordnung, dass ich dir was spendiere!” Der Brünette seufzte. Er musste da durch,ohne Widerrede. “In ‘ner dreiviertel Stunde in der Empfangshalle!”, sagte Hanji. Eren wartete eine Weile in der Empfangshalle. Dreiviertel Stunde hatte sie gesagt, jetzt wurde daraus eine Stunde. Dann polterte sie die Treppe runter. “Aaaaaah, tut mir ja so leid!!” sagte sie, “hast du lange gewartet?” Eren hob eine Braue. “Also… abgemacht war eine dreiviertel Stunde. Nun wurde daraus eine Stunde.” “Fünfzehn Minuten. Och, tut mir Leid…” Der Brünette zuckte nur mit den Schultern. Immerhin war sie eine junge Frau gewesen. Da kann man schon etwas zu spät kommen- manchmal. “Na! Dann lass uns los! Wir fahren mit dem Auto in die Stadt!” Dem Jüngeren überkam ein mulmiges Gefühl. Was, wenn er jemand aus dem Präsidium treffen würde? Beide verließen die Villa und stiegen in den Wagen, der schon auf sie wartete. “Auf zum Nordviertel! Ich mag das Südviertel nicht”, meinte sie. Nordviertel. Dort war sein eigentliches Zuhause gewesen. Das konnte ja heiter werden. Die Fahrt dauerte schneller mit dem Wagen, als mit der U-Bahn. Eren wollte so gar nicht dorthin gehen. Dort waren seine ehemaligen Kollegen. “Eine Frage Hanji… bekommst du keine Probleme, wenn du hier frei herumläufst?” “Nee, wieso? Ich bin kein Mafiamitglied, du Dummchen! Ich wohne nur in der Villa vom Boss! Auch wenn ich Versicherungskauffrau bin, stehe ich auf neutralem Boden!” Der Brünette musste erleichtert aufseufzen. “Hätte ich sonst beschlossen, zum Nordviertel zu fahren? Die kennen mich hier nur als Versicherungskauffrau, Fragen oder Informationen über die Mafia können sie mir nicht rausprügeln!” Da war was dran gewesen. “Nun, lass uns was essen! Hier muss eine deutsche Bratwurstbude sein!” “Du meinst Schneiders Wursthaus? Ist hier um die Ecke”, platzte es aus dem Brünetten raus. Er musste kurz seinen Mund halten. Er kannte das Viertel in- und auswendig, da konnte so was schon mal passieren. “Wow, du kennst dich aus! Bist du hier aufgewachsen?” Er nickte. “Na, das ist ja ein Ding! Ich arbeite hier seit einem Jahr und ich kenne immer noch nicht den ein oder anderen Teil!” “Ich könnte dich rum führen”, bot Eren an. Nicht, dass er jene Entscheidung bereuen würde. Aber wenn schon, denn schon. Er musste nur darauf acht geben, dass ihn niemand erkennen würde. “Das wär toll!” die Augen der Älteren funkelten. “Also. Wo ist diese Wurstbude?” Eren lächelte und ging vor. Nebenbei zeigte er ihr die ein oder anderen Geschäfte. Bis der Brünette dann bemerkte, dass er beobachtet wurde. “Ehm… Hanji? Könntest du bitte kurz hier stehen bleiben? Ich muss auf Toilette…” ihm war es etwas unangenehm, aber er wusste, dass jemand hinter ihm war. “Okay!” Eren lief wieder zurück und traf plötzlich Mikasa in einer Gasse. “Mikasa, was machst du hier? Warum verfolgst du mich?” “Eren! Geht es dir gut?”, wollte die Schwarzhaarige wissen. “Es geht mir sehr gut, mach’ dir keine Sorgen! Nun tue mir einen Gefallen und verfolge mich nicht!” “Wer ist diese Frau?”, wollte Mikasa wissen. “Sie ist nur die beste Freundin meines Boss, okay? Sie hat mir angeboten, zusammen essen zu gehen!” “... und da läuft nicht mehr zwischen euch?” Eren hörte wohl schlecht. War das gerade Eifersucht? “Mikasa... ich kenne sie erst seit heute… und da wird schon nichts laufen…” er seufzte. Mikasa nickte nur. “Pass auf dich auf” sie umarmte ihren ehemaligen Geliebten und verließ die Gasse. Als Eren zurück kam, hatte Hanji immer noch auf ihn gewartet. “Tut mir Leid für die Verspätung”, sagte er verlegen. “Ach, ist okay! Lass uns weitergehen, mein Guter!” sie grinste. Nach einer Weile kamen sie bei der Wurstbude an. Eren konnte sich noch erinnern, dass er dort mal als Aushilfe gearbeitet hatte. Zum Glück war das noch zur Zeit gewesen, bevor er den Job als Polizist angenommen hatte. So wusste das Personal nichts über seine momentane Situation. “Also? Was willst du?” Hanji starrte auf die Angebote, die sie hatten. Ihr sprach vieles an, doch sie entschied sich für eine Currywurst. “Currywurst klingt lecker” sie grinste. “Eine der Besten!”, meinte Eren und bestellte gleich zwei. Nach dem Essen redeten die beiden miteinander. “Und was hast du vorher gemacht?” fragte Hanji. “Oh, ehm…” Eren wusste nicht, ob er von seiner Vergangenheit bei der Polizei erzählen sollte. “Ach, du bist Polizist!” Eren verschluckte sich. Das war’s dann wohl, sie hatte ihn durchschaut. “Auf frischer Tat ertappt!” sie grinste. “W-woher…!?”, fing er an zu stammeln. “Deine Gestik und Mimik an den Händen! Ich kenne das.” Eren trank etwas Wasser, Hanji klopfte ihn auf den Rücken. “Aber, aber! Kein Grund zur Dramatik! Viele ehemalige Polizisten finden ihren Weg bei der Mafia! So tragisch ist das nicht!” “B-bitte erzähle Levi nichts davon…!” stammelte der Brünette. “Keine Sorge, meine Lippen sind versiegelt, mein Lieber.” sie lächelte. “Ehrenwort?” “Indianerehrenwort! So, und nun iss deine Bratwurst auf! Es ist bald Abend.” Eren musste nachdenken. Konnte er Hanji wirklich trauen? Sie war so nett und vertrauenswürdig. Sie wusste, dass er ein Polizist war. Es war fast dunkel, als Eren und Hanji im Anwesen ankamen. “Yuchuuu, home sweet home!” rief sie fröhlich und stieg vom Auto. “Eren, das müssen wir irgendwann wiederholen!” Er nickte nur. Der Brünette wollte nur in sein Zimmer. Der Tag war zwar angenehm, aber die Tatsache, dass Hanji von Eren’s ehemaligen Beruf wusste, ging ihm nicht aus den Kopf. Hanji sagte zwar, dass sie schweigen würde, aber konnte er ihr wirklich vertrauen? Sie war die beste Freundin von Levi gewesen. Die beiden kannten sich Jahre. Er kannte Hanji erst einen Tag. Der Tag hatte ihn fertig gemacht. Der Trip, Mikasa, dann wurde Eren als Polizist ertappt. Der Brünette hoffte von ganzem Herzen, dass die restlichen Tage besser werden würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)