Schwarz vor Augen von ChuuyaNakahara ================================================================================ Kapitel 1: Vor dem Sturm ------------------------ Dass im Polizeibüro ein Aufstand war, war alles andere als ungewöhnlich. Viele Polizisten machten sich für einen Großeinsatz bereit. Es hatte vor wenigen Stunden ein Banküberfall stattgefunden. Über zwanzig Geiseln waren in dem Bankinstitut, darunter auch Kinder. Wie gesagt- nichts ungewöhnliches. Dies passierte sehr häufig. Banküberfälle, Prügeleien, wilde Verfolgungsjagden. Doch den frischgebackenen Polizisten kümmerte es wenig. Er war nicht für den Außendienst bestimmt, sondern kümmerte sich um den anderen Kram. "Ey, Jäger! Sicher, dass du nicht mitkommen willst?", Eren hob seinen Kopf und starrte auf seinen Kollegen. Jean Kirschtein kannte er schon seit beide die Polizeischule besucht hatten. Sie waren immer Rivalen gewesen- auch jetzt, nachdem sie das Abschlussexamen bestanden hatten und ins gleiche Präsidium geschickt wurden. "Mich kriegen keine zehn Pferde in deinen Wagen, Jean", war das einzige was Eren zu sagen hatte und widmete sich wieder dem Papierkram. Papierkram war zwar nicht seine Stärke, aber immer noch besser als der Außendienst. Ihm war der Straßenlärm und andere Sachen zuwider. Jean zuckte nur mit den Schultern und setzte sich seine Mütze auf. "Dann halt nicht. Aber komm nachher nicht angeheult, dass du was verpasst hast! Ich wette, ich knall' heut jemanden ab!" Eren zog eine Braue hoch. Polizei sein heißt nicht rum rasen und Kriminelle erschießen, dachte er nur und machte mit seinem Papierkram weiter. "Darfst du eigentlich schon Pistolen tragen?", ertönte eine weibliche Stimme. Eren schaute kurz auf und starrte auf eine junge Frau. Sie hatte kurze, schwarze Haare. Mikasa Ackerman. Ebenfalls im Außendienst tätig. Eren kannte sie besser als jeder andere. Die beiden waren in der High Schoolzeit ein Paar gewesen, waren sogar zusammen zum Abschlussball gegangen. Doch dann beendeten sie die Beziehung. Eren konnte nichts mehr für sie fühlen, denn sie war sowas wie seine Schwester gewesen. Die Trennung war jedoch problemlos abgelaufen. Zwar hatten beide danach für einige Wochen kein Wort mehr miteinander gewechselt, aber Eren war es recht. Er hatte ihr das Herz gebrochen. Aber was wollte man machen. "Aber sicher doch, Schätzchen!", Jean grinste sie an. "Ich bezweifle es, denn ich hab immer noch meinen Knüppel. Die Pistolen bekommt man erst zwei Jahre nach Eintritt ins Präsidium. Wem hast du sie wieder abgeknüpft?" Wo sie recht hatte. Erst nach zwei Jahren durfte man mit den Feuerwaffen handeln. Vorher hatte man die Knüppel zur Verfügung. "Jean, du bist unmöglich", Mikasa seufzte und nahm die Pistolen an sich und starrte auf die Initialen, welche in der Waffe eingeprägt waren, "war ja klar..." "Och, komm schon! Nur für dieses eine Mal!" "Ich bin hier nicht der Boss, aber wenn der Boss dich erwischen würde, dann wärst du dran." Eren seufzte und war weiterhin am Papierkram vertieft. "Du hast auch nur einen Knüppel, oder?", Jean schaute ihn an. "Ich habe gar keine Waffe. Weder Knüppel, noch Pistole." "Schwächling", Jean grinste. "Geh arbeiten und nerv' nicht rum", war Erens Kommentar. Er wollte die Nervensäge unbedingt vertreiben. Das war ja nicht auszuhalten. Der Auftrag schien in die Länge zu gehen. Es waren schon drei Stunden vergangen, und der Trupp war immer noch nicht zurück gekehrt. Nebenbei wurde nach Verstärkung gerufen, mittlerweile waren nun drei Patrouillen daran beteiligt. Eren und sein bester Freund Armin hatten das Büro für sich alleine. Da Armin ebenfalls nicht für den Außendienst bestimmt war, weil er eher ein Stratege war, kümmerte er sich genau wie Eren um den ein oder anderen Papierkram. Langweilig wurde ihm dabei nicht. Dann klingelte Erens Telefon. Es war Polizeichef Erwin, welcher wünschte, den Brünetten zu sprechen. Eren erhob sich von seinem Stuhl und begab sich zum Flur, wo er anschließend den Aufzug nahm. Er hätte auch die Treppen hochgehen können, aber das Büro war im obersten Stockwerk und so viele Treppen wollte er dann doch nicht steigen. Als er oben ankam, klopfte er an die Tür und wartet auf eine Antwort, die ihm erlaubt einzutreten. Das Büro war recht klein, dennoch war es mit Büchern, Plakaten und Bildern übersät. "Eren, ich habe dich hierher gebeten, weil ich dir einen speziellen Auftrag geben werde.", begann der Polizeichef zu reden. Wie bitte? Ein Auftrag? Aber Eren war doch nicht im Außendienst, warum sollte er...? "Ich habe es mir schon lange überlegt und ich denke, dass du für diesen Auftrag perfekt geeignet bist." "Aber... ich bin nicht im Außendienst..." Sogleich bereute er es, dies gesagt zu haben. Erwin sah ihn mit strengen Augen an. Dies konnte meist nichts Gutes heißen. "Doch nicht so einen Auftrag. Sondern... du wirst für mich jemanden ausspionieren." "Eh...?" "Seit Jahren haben wir eine Mafia am Hals. Du hast sicherlich von ihr gehört als du uns beigetreten bist. Nun, ich möchte, dass du dich als ein Mitglied der Mafia ausgibst und sie für uns ausspionierst. Deinen Namen kannst du behalten, wir werden ihn voraussichtlich aus allen Polizeiakten entfernen, damit keiner der Hacker auf die Idee kommen kann, Informationen über dich zu sammeln. Dich kennen sie nicht, also wird keiner darauf kommen, dass du von der Polizei bist." Eren konnte nicht fassen, was er da hörte. Die Mafia von Trost City war sehr wohl für ihre kriminellen Aktivitäten bekannt. Seien es Drogenhandel oder Schwarzmarkt. Die Mafia war flinker als ein Fuchs und nun sollte er sich als besagtes Mitglied tarnen. "D-die Polizeilizenz wird mir aber nicht entzogen, oder?", wollte er wissen. "Wenn du aus dem Schlamassel lebend raus gekommen bist, müssen wir dich leider woanders verlegen. Denn was wäre wenn die raus finden, dass du hier arbeitest oder gearbeitet hast? Du wärst kein lebender Mensch mehr." Da hatte Erwin recht. Was wäre, wenn er es nicht schaffen würde? "Aber mach dir darum keinen Kopf. Wir werden schon sehen, wohin uns das ganze bringt. Vergiss nicht, Bericht zu erstatten. Mir soll es gleich sein, wie du dies anstellst. Aber wir wollen schon wissen, was diese Verbrecher planen." Eren nickte. War dies wirklich eine gute Idee? Er kannte die Mafia nur vom Hören und nun sollte er für sie arbeiten. "A-alles klar", sagte er zögernd, "ich erledige den Job..." Eren konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Im Grunde hatte er gar nicht geschlafen. Er studierte die Informationsmappe, welche er von Erwin in die Hand gedrückt bekommen hatte, nachdem er den Auftrag übernommen hatte. Übermorgen würde es soweit sein. Er fragte sich, wie die Mafia wohl sein mag. Italienisch? Eine Yakuza? Er hatte keine Ahnung. Alles stand in der Mappe, doch die kam ihm spanisch vor. Dann blieb er bei einem Abschnitt stehen. Levi. Er war der Boss der Mafiatruppe. Er erinnerte sich an Erwins Worte. "Auf den Boss musst du besonders Acht geben. Er kennt alles und jeden. Er kann sogar erkennen, ob einer von der Polizei ist. Aber ich bezweifle, dass er dich erkennen würde, als Neuling und unbekannt." Es konnte ihn zwar beruhigen, aber dies machte ihm die Laune nicht besser. Der Boss. Levi. Es gab ihm ein mulmiges Gefühl. Er wollte gar nicht daran denken. Die nächsten Stunden verbrachte Eren im Präsidium wie immer. Auch wenn er schon das eine oder andere gepackt hatte und seine Sachen abgeben musste. Er war aus allen Akten des Präsidiums verschwunden und verschleiert worden. So konnte kein Hacker der Mafia erfahren, dass er eigentlich ein Polizist war. Mikasa und Armin waren so gar nicht begeistert. Sie waren auch von Anfang an strikt dagegen gewesen. "Eren, pass auf dich auf! Die Typen sind gefährlich! Mach bloß keine Anstalten und fall nicht als Polizist auf!", Mikasa drückte ihn. "Mikasa... alles wird gut, versprochen...", er seufzte und tätschelte ihren Kopf, "mir wird nichts passieren..." Doch Mikasa wollte sowas nicht hören. Es könnte sonst noch was passieren und wenn er mal unvorschtig sein würde, wäre es schon zu spät. Nachdem Eren seine Sachen abgegeben hatte, ging er nach Hause. Er war total fertig. Wie konnte er auch wissen, dass sein "letzter" Tag voller Stress sein konnte. Es war schrecklich. Morgen früh sollte es dann los gehen. Sein "zweites" Leben würde dann beginnen... und er war alles andere als bereit dafür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)