Utopian dream von Rix (Eine OneShot-Sammlung zu KNB-Pairs) ================================================================================ Kapitel 3: Mucksmäuschenstill ----------------------------- III. Mucksmäuschenstill “You have to love. You have to feel. It is the reason you are here on earth. You are here to risk your heart.” — Louise Erdrich Da ist dieses traurige Ding, welches wir besitzen. Wir nennen es Herz. Es pocht stetig in uns, wohnt tief in unserem Körper verankert. Lässt uns leben oder sterben. Lenkt und entscheidet unaufhörlich über uns. Ist der Mittelpunkt unseres biologischen Systems. Und von Zeit zu Zeit erinnert es uns daran, dass es nicht nur ein Organ ist, sondern so viel mehr im weitem Spektrum unseres Daseins. Eine selbst aufgestellte Erklärung dessen, was wir uns sonst nicht zu begreifen wüssten. Ein Versuch einen Namen für all die Gefühle in uns zu finden. Herz, das Label für Liebe. Ein Label, welches in Mayuzumi das Verlangen nach einem No-Name-Produkt auslöst. Es war nicht so, als hätte er nicht geahnt, dass es ihm eines Tages passieren würde. Dieses ganze 'sich in jemanden verlieben', war nur niemals sein Lieblingsgericht auf der Speisekarte gewesen. Aber bei dem Menü 'Leben' hatte man selten eine freie Auswahl und er hatte das seltene Pech, dass die Überraschungsbeilage äußerst bitter und sauer war. Fast ungenießbar, wenn man ihn fragte, aber es tat niemand und so schluckte er den Frust darüber hinunter. Was nur noch bittere war als das Gericht und die Beilage an sich, war sein verräterisches Herz. Albern an sich, zu denken, dass das Herz als simples Organ mit dem Wort Verrat in Verbindung gebracht werden konnte, da es dazu eine Art Bewusstsein benötigte. Aber dennoch war es so und wer konnte schon wirklich behaupten, dass es unmöglich war? Manchmal erschien alles möglich, auch wenn die Wissenschaft einem diese Freiheit versuchte zu nehmen. Mayuzumi entdeckte rotes Haar in der Menge der Studenten, sein Herz verkrampfte sich. Das rote Haar schlängelte sich wie ein dünner Faden durch die Massen des grauen Meeres, sein Herz fing an zu rasen. Ein Mädchen lief lachend mit ihrer Freundin dicht an ihm vorbei und spielte mit einer Strähne ihres roten Haares, sein Herz wurde schwer wie Blei. Es regnet im Herzen. Der Herzschmerz. Die Sehnsucht im Herzen. Das Herz zerbricht in tausende Stücke. Der selbe Herzschlag zweier Personen. Die Stimme des Herzen. Mit dem Herzen fühlen. Die Gewalt über das Herz. Die Kraft des Herzen. Mit dem Herzen sehen. Herzensangelegenheit. Herz hier, Herz dort. Herz. Herz. Herz. Herz. Es gibt Tage und sogar Wochen, in denen Mayuzumi komplett vergisst, dass er überhaupt ein Herz besitzt. Zu gestresst und eingenommen von der Welt um ihn herum und der Welt in seinem Kopf. Hält es für eine Selbstverständlichkeit, wie so viele andere Funktionen seines Körpers. Würdigt es keiner besonderen Beachtung. Bis es sich aufmerksam macht. Ein Stechen, dort wo es sitzt. Ein Rasen, weil er sich körperlich angestrengt hat. In stillen Momenten, wo er alles um sich herum ausblendet und nur noch den Rhythmus seines eigenen Lebens wahrnimmt. Das Beben unter der Hand, weil er sich selbst lauschen möchte, wie er noch immer da ist, sich noch nicht selbst aufgegeben hat. Ein Herzschlag zu viel und zu kräftig, wenn er an Akashi Seijuurou denkt. Eine Bedienungsanleitung samt Fernbedienung für das Herz wäre eine optimale Lösung. Man könnte nachlesen, was mit dem Ding in der Brust nicht stimmt. Warum es handelt wie es handelt. Entscheiden wie es handeln soll. Am besten wie ein Receiver. Aufnehmen, anschauen, löschen. Wollen Sie wirklich diese Einstellung ändern? Ja. Wenn Sie das tun, werden alle gespeicherten Gefühle gelöscht. Sind Sie sich wirklich sicher? Ja. Wirklich? ...Vielleicht? „Mayuzumi.“ Eine bekannte Stimme, ein unwillkommenes Ziehen in seinem Herzen. Die Stirn in Unmut runzelnd, dreht er sich um. Erblickt rotes Haar, starrt es an und sein Herz signalisiert in ihm eine seltsame Wärme. Rotes Haar, rotes Herz. „Ich bin froh, dass du gekommen bist“, sagt der Junge vor ihm. 'Ich auch' antworte Mayuzumis Herz erleichtert. „Hatte nichts Besseres vor, Akashi“, erwidert er nüchtern. Akashi lächelte nur leicht, die Lüge mit Leichtigkeit durchschauend. „Wir haben uns lange nicht gesehen, nicht wahr?“ „Möglich, wen kümmert es“, entgegnet Mayuzumi abwertend, während sein Herz 'Ich habe dich vermisst' flüstert. Der Jüngere schüttelt auf die abwehrende Reaktion nur leicht den Kopf. Einen Ausdruck von Zuneigung und Verständnis in den Augen, welcher den Älteren binnen weniger Sekunden komplett aus der Bahn werfen lässt. „Bevor wir gehen, wollte ich dir das hier noch überreichen.“ Kurz kramt Akashi in seiner Tasche herum, bevor er ein schlicht eingepacktes Geburtstagsgeschenk hervorzieht und es Mayuzumi entgegenhält. „Alle Gute zum Geburtstag.“ In diesem Augenblick hasst Mayuzumi sein eigenes Herz für alles was es ist und für alles was es nicht ist. Zögerlich greift er nach dem Päckchen, wobei seine Fingerspitzen leicht Akashi seine berühren. Die Berührung lässt beinahe sein Herz kollabieren und daher fährt er unsicher mit seinen Fingern über das Geschenkband, versuchend die Erinnerung mit einer Neuen zu ersetzen. Es gelingt ihm nicht und als eine fremde, trotzdem so bekannte Hand sich auf seine Hand legt, ist es auch egal. Da ist dieses traurige Ding, welches wir besitzen. Wir nennen es Herz. Und wenn wir Glück haben, singt es das stillste 'Ich liebe dich'-Duett. 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