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Rauschen

von

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Abend

Es war bereits dunkel, als sie endlich doch aufhörten zu spielen. Leslie war richtig erschrocken, als sie das bemerkte. Sie hatte diese Gegend schon tagsüber nicht gerne und um diese Uhrzeit noch um ein vielfaches weniger. Darum seufzte sie auch leise und ließ sich nun doch vollkommen in den Sessel fallen.

„Also... verlieren kannst du wirklich klasse!“, erklärte sie dabei, um ein wenig davon abzulenken, das sie eigentlich viel lieber im Hotel und dort in ihr Bettchen gekuschelt wäre. Auch Jamie sah müde aus, wie sie fand. Was nichts hieß.Bei seinem letzten Besuch hatte er jede Nacht nur ein paar Stunden geschlafen, weil er dauernd meinte seinen Stiefvater oder seine Mutter zu hören. So weit war es bereits mit dem Kleinen.

„Ich weiß“, bestätigte Seth. Der war während ihrer unzähligen Runden immer unkonzentrierter geworden und sie hatte noch immer ihren Verdacht, der bislang unausgesprochen geblieben war.

„Jamie, ich hätte gerne langsam was zu Essen. Wie ist es bei dir?“

„Hmm, oh ja! Bestellen wir wieder Pizza?“

Leslie schaute zu Seth, der ein wenig grinste. Dann wusste sie ja bereits, was es die letzten Tage über gegeben hatte. Also war die Schachtel vielleicht nicht einmal von gestrigen Tag.

„Ich dachte eigentlich, das wir was essen gehen, bevor wir im Hotel unser Zimmer beziehen“, schlug sie vor und versuchte nicht so sehr auf Seth zu achten. Der machte es sich nämlich mehr und mehr auf seinem Bett gemütlich.

„Das klingt gut“, stimmte Jamie ihr zu und fing an das Spiel einzuräumen. „Kommst du mit, Seth?“

Das hatte sie eigentlich nicht beabsichtigt, aber vielleicht hätte sie Glück und er würde absagen. Im ersten Moment sah es auch so aus, aber Jamie hatte offenbar nicht vor, so schnell aufzugeben. Sicher war er es gewohnt, das er Seth überreden musste.

„Na..“, murmelte der nur und streckte sich. „Ihr habt euch so lange nicht gesehen und es gibt die ganzen Pläne, da braucht ihr sicher die Zeit für euch.“

Diese Erklärung gefiel Leslie gut. Da hatte sie nicht die schwierige Aufgabe es Jamie auszureden. Doch genau der, ließ das gar nicht gelten. Woran das lag, konnte Leslie nur schwer beurteilen.

„Du musst mit!“, sagte Jamie noch einmal und stellte dabei das fertig eingepackte Spiel zurück in das Regal, wo er es auch gefunden hatte.

Seth schaute daraufhin zu Leslie, wo sich ihre Blicke trafen. Er konnte ihre Abneigung erkennen. Vielleicht meinte er es nur, aber Gründe gab es dafür genug. Abgesehen davon, würde er gerne die Chance nutzen, die sich ihm hier gerade bot. Jamie war bereits lange bei ihm, auch wenn er erst seit einigen Tagen hier auch übernachtete. Aber er hatte sich vorgenommen keine Drogen vor dem Kind zu nehmen, nur wurde dass, durch dessen dauerhafte Anwesenheit, immer schwerer. Rausschmeißern konnte er ihn aber auch nicht einfach. Das fühlte sich falsch an.

„Wie lange seit ihr noch da?“, fragte Seth nun Leslie und setzte sich wieder auf, um sie etwa auf Augenhöhe zu haben.

„Die ganze nächste Woche. Ich muss noch zum Anwalt und ein paar Dinge mit dem Jugendamt klären.“

Seth nickte und sah dann wieder Jamie an. „Dann können wir doch ein anderes Mal zusammen was essen, hm? Es ist doch schon spät und du hast morgen Schule.“

Jamie seufzte. Er mochte es nicht, wenn man ihn mit Argumenten kam, gegen die er nichts aufzufahren hatte.

„Aber genau das ist es ja“, kam ihm dann doch eine Idee. „Es ist schon dunkel und du weißt, wie es dann hier ist. Das Taxi wird sicher auch erst am nächsten Block auf uns warten.“ Denn mit der U-Bahn zu fahren, war keine gute Idee. Er alleine würde es tun, aber mit seiner Tante – niemals. Dafür war die Gegend hier wirklich zu gefährlich. Das war auch etwas, das Seth überzeugen konnte, das sah er ihm einfach an, als sie sich nun anstarrten. Irgendwann blinzelte Seth und zuckte mit den Schultern.

„Wisst ihr, ich komme mit, oder bleibe hier. Ganz wie ihr wollt. Aber ich gehe jetzt erst einmal duschen und ihr klärt das unter euch.“ Auch wenn das mehr eine Ausrede war, um mal kurz alleine zu sein. Das brauchte er jetzt einfach.
 

Sie schwiegen sich kurz an, während Seth aufstand und ins Badezimmer verschwand. Als sie alleine waren, seufzte Leslie leise und setzte sich wieder mehr auf die Kante des Sessels, um näher bei Jamie zu sein.

„Möchtest du ihn wirklich unbedingt dabei haben?“, fragte sie ihn gerade heraus. Jamie nickte und nahm die Getränkeflasche, die neben ihm stand, um diese ganz langsam aufzudrehen und sie dann doch nur in der Hand zu halten.

„Wenn er mit kommt, dann hat er wenigstens was davon, das ich hier bleiben durfte“, erklärte er leise. „Außerdem …“ Jamie schüttelte den Kopf und trank nun doch etwas der Limonade, um die Flasche dann wieder zu schließen und weg zu stellen.

„Was ist 'außerdem'?“

„Seth ist von Duncan verprügelt worden, nachdem der gesehen hatte, das ich … öfter hier war. Er hat ihn angeschrien, das er sich lieber ne Freundin suchen sollte, als sich an kleinen Jungs zu vergreifen.“

„Oh...“

Duncan, Jamies Stiefvater, war meistens eigentlich zu betrunken, um sich überhaupt um Jamie zu kümmern. Darum war Leslie sich nicht sicher, was sie erschütternder fand, das sich Duncan einmal in seinem Leben dazu aufgerafft hatte, um etwas für Jamie zu tun, oder das Seth nach dieser Anschuldigung Jamie erlaubt hatte bei ihm zu bleiben. Vielleicht wusste er, dass von Duncan nur heiße Luft ausging. Vielleicht war es ihm auch einfach egal...

Aber die Wahrheit war wohl, das sich Duncan nur jemanden gesucht hatte, um seine alkoholbedingte Wut rauszulassen und Seth hatte eben wunderbar gepasst. Sicher hätte er auch vor Jamie nicht halt gemacht, wenn dieser dazwischen gegangen wäre.

„Wann war das?“, wollte Leslie wissen.

„Vor einer Woche... etwa. Ich war eben von der Schule zurück, als Duncan klopfte und im nächsten Moment war er auch schon hier drin und ist auf Seth los.“

„War er denn schwer verletzt?“

„Ging. Nur ein paar blaue Flecken, Kratzer und eine kleine Platzwunde. Aber ich hab ihn verarztet.“

Sie nickte und seufzte erneut. Das Jamie das so selbstverständlich erzählte. Das machte es ihr nicht leichter sich zu entscheiden. Aber Tatsache war, das sie es langsam mal tun mussten. Auch wenn Seth noch nicht wieder aus dem Bad gekommen war und sie nicht einmal einschätzen konnte, wann das passieren würde.

„Möchtest du darum, das er mitkommt?“

„Er soll vor allem hier mal raus... ohne sich dann... naja... zuzudröhnen.“

Also hatte Leslie recht, mit ihrer Vermutung. Ein Grund mehr Jamie hier heraus zu holen, bevor der – aus welchen Gründen auch immer – auf die dumme Idee kam, es auch mal zu probieren. Sein Vater hatte es ja auch nicht besser gewusst, bis er daran zugrunde gegangen war.

„Okay, dann nehmen wir ihn mit. Dann sollten wir es ihm wohl mal sagen und ein Taxi rufen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Shunya
2013-12-08T14:51:54+00:00 08.12.2013 15:51
Die Story kommt erst langsam in Fahrt, ich bin jetzt schon ganz hibbelig. XD
Ui, Jamies Vater macht sich doch mal Sorgen um seinen Jungen? Wenn man es denn als das bezeichnen kann. Okay, es ist schon fragwürdig, wenn ein kleiner Jung ständig mit einem älteren Kerl zusammen hängt, aber in diesem Fall ist es harmlos. Auch wenn Seth drogenabhängig ist, was es auch nicht unbedingt besser macht. Nicht, dass Jamie irgendwann mal auf dumme Gedanken gekommen wäre. Trotzdem kümmert Seth sich immer noch besser um Jamie als dessen Eltern. Er achtet ja sogar darauf, dass der Kleine auch zur Schule muss.
Von:  RhapsodosGenesis
2013-10-11T15:52:40+00:00 11.10.2013 17:52
Die Entscheidung find ich gut - und ich mag Seth. Wie alt ist er denn in etwa?
Jedenfalls finde ich es total schockierend, dass Jamie so erwachsen ist. Es erscheint naheliegend, dass er sich anders entwickelt hat als andere Kinder, wenn er unter diesen Umstaenden aufwaechst, aber ... er ist so ganz anders als im ersten Kapitel, falls er das war :/
Mir gefallen auch die Lebensumstaende wirklich nicht >.<
Ich hoffe, Leslie kann beiden bei ihrem Problem helfen!
Mal schauen, was sich da noch alles so abspielt D:


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