The Lost Story von Avalya ================================================================================ Kapitel 2: 2 ------------ KAPITEL 2: Während die meisten Bewohner von Midgar noch friedlich schliefen, herrschte im Shinra Gebäude bereits Hochbetrieb. Für viele Menschen ist es deprimierend, wenn es bei Arbeitsbeginn und –schluss dunkel ist und sie somit keine Chance auf Sonne hatten. Doch wer bei Shinra arbeitete, musste genau darauf eingestellt sein. An Ausschlafen war sowieso nicht zu denken. Man konnte bei manchen Menschen die Arbeitsjahre hier im wahrsten Sinne des Wortes von den Augen ablesen: Einfach die Größe der Augenringe ansehen. Ich für meinen Teil konnte mit meinen Arbeitszeiten gut leben. Könnte schlimmer sein… Als ich wieder im Foyer hinter den Tresen stand und meiner Kollegin beim Sortieren der Dokumente half, läutete das Firmentelefon. Es war Lazard, Direktor der SOLDAT-Einheit. Reno hätte schon längst in seinem Büro sein sollen, wurde mir grimmig mitgeteilt. Das hieß für mich, dass ich am Firmencomputer die Anwesenheit überprüfen sollte. Ich klemmte den Hörer zwischen Kopf und Schulter und sah in den Computer. „Nein. Reno war heute noch nicht hier“, sagte ich. „Ja, ich werde es ihm mitteilen.“ Sieht so aus als hätte Reno tatsächlich verschlafen… Genervt verdrehte ich meine Augen und griff nach meinem Handy um den Turk anzurufen, doch nach mehrmaligem Läuten hob trotzdem keiner ab… Ich sprach nichts auf die Mailbox. Zirka zwanzig Minuten später fragte Lazard noch einmal nach, doch auch diesmal musste ich von Renos Abwesenheit berichten… Kaum hatte ich aufgelegt, kam eilig Rude auf mich zu. „Falls jemand nach mir sucht, ich geh’ mal schnell Reno aus dem Bett prügeln“, sagte er, zog seine Lederhandschuhe bedrohlich zurecht und wandte sich zum Gehen um, doch genau in diesem Moment schlenderte der Gesuchte auf uns zu und sah ziemlich fertig aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett gestiegen… „Ja, hab’ verschlafen und ja, hab’ doch mehr getrunken und bin leicht verkatert. Also erspart euch eure Predigt“, murmelte er und lehnte sich an die Tresen und hielt sich seinen Kopf. Ich konnte sehen wie Rude hinter der Sonnenbrille die Augen genervt verdrehte. „Mach es dir nicht zu gemütlich. Lazard hat schon zweimal nach dir gefragt und er ist sauer“, teilte ich dem Rotschopf mit, der daraufhin genervt seufzte. Rude räusperte sich. „Gehen wir, bevor er dich nicht auch noch feuert oder dir den Kopf abreißt.“ Und damit gingen sie davon. Rude im Eiltempo und Reno darauf bedacht nicht über seine eigenen Füße zu stolpern… Kopfschüttelnd verdrehte ich dir Augen, denn das war mal wieder typisch für Reno. Ich hoffe nur, dass er nicht zum Alkoholiker wurde… Andererseits war es doch Rude, der mehr Mitleid bekommen sollte, da er den Rotschopf dauernd aushalten musste… Nichts gegen Reno, aber er sollte seine Grenzen kennen. Ich hatte einmal wieder Botengänge zu erledigen, also schnappte ich mir die nötigen Akten und lief zum Aufzug. Nach dem „Ping!“ eilte ich weiter zum Besprechungsraum um die Akten abzuliefern und wurde gebeten vor der Tür zu warten, bis ich andere zum Bearbeiten bekam. Beeilt euch! Andere warten auch auf ihr Zeug! Ungeduldig stieg ich von einem Bein auf das andere und ging im Kopf meine Arbeitsaufträge durch. Etwas weiter weg ging eine andere Tür auf und die Turk Cissnei kam heraus, gefolgt von Zack, der sie fragte: „Gehst du heute Abend mit mir essen?“ Gedanklich klatschte ich meine Hand auf die Stirn. Der Typ hatte Nerven… Cissnei drehte sich zu ihm und antwortete nach kurzem Schweigen: „Ich habe gerade einen Auftrag bekommen. Das wird heute nichts.“ Was? Hatte sie ernsthaft darüber nachgedacht mit Zack auszugehen!? „Dann rede ich mit deinem Boss, damit du frei bekommst!“, sagte Zack voller Begeisterung. Na, ob Rufus darüber erfreut wäre… „Das würde ich dir nicht raten“, sagte Cissnei und wandte sich zum Gehen um. „Mit ihm ist nämlich nicht zu spaßen.“ Und damit ging sie weg. Recht hatte sie. Ich verschränkte die Arme und musste in mich hineinlachen. Er gibt wohl nie auf. Er seufzte kurz, doch dann sah er in meine Richtung, woraufhin ich am liebsten die Flucht ergriffen hätte, wenn ich nicht warten müsste... „Hilfe!“, schrie mein Inneres, denn ich hatte es schon im Gefühl was gleich kommen würde. „Versuche es erst gar nicht!“, warnte ich, als er auf mich zukam. „Ich habe doch gar nichts gesagt!“, lachte er. „Was treibt dich hierher?“ „Ich arbeite… Muss auf ein paar Akten warten.“ Er nickte. „Wie war es gestern Abend?“ Ich seufzte. „Reno hatte zuviel…“ Mein Gegenüber lachte. „Ich habe es bemerkt. Er sah ziemlich fertig aus vorhin. Das komplette Gegenteil zu gestern.“ Nun musste ich auch lachen. Wenn er wüsste… In diesem Moment ging die Tür neben uns auf und man streckte mir weitere Akten entgegen. Ich nahm diese dankend entgegen und richtete meinen Blick wieder zu Zack. „Tja… Ich muss weiter.“ Bevor er ein weiteres Wort sagen konnte, setzte ich auch schon zur Flucht an (soweit es mit meinen High Heels möglich war… Dämliche Dinger…) Ich möchte übrigens nicht wissen, wie ich damit beim Laufen aussah… Wohlmöglich wie eine angeschossene Ente die gerade versucht wegzurennen… Der Rest des Tages verlief recht ruhig, was selten vorkam. Ich trank meinen Kaffee und versuchte vor dem Computer beschäftigt auszusehen. In den Nachrichten wurde in letzter Zeit ständig von den Unruhen in Wutai berichtet. Soweit mir Zack erzählt hatte, war er auch schon einige Male dort mit anderen Kämpfern um die Lage zu beruhigen, was aber nie lange anhielt… Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Es war ein Assistent der Forschungsabteilung, der mir die freudige Mitteilung überbrachte, dass meine Bewerbung bei den Chefs überzeugt hatte und ich könne alsbald meinen Job wechseln! Ich bedankte mich freudig und hätte am liebsten einen Luftsprung mit doppeltem Salto gemacht (wenn ich nicht diese unbequeme Arbeitskleidung tragen müsste…) Natürlich erledigte ich sofort alles Nötige, damit meinem neuen Job in der Waffenforschung nichts mehr im Wege stand! Hihi! Schon morgen konnte ich mir meinen weißen Kittel abholen! Ich bin so glücklich! Bis kurz vor Dienstschluss hatte ich alles erledigt und beschloss Katy nachher in der Bar einen Besuch abzustatten. Ich schrieb ihr eine Nachricht um sie vorzuwarnen, denn ich konnte es nicht erwarten, ihr die freudige Mitteilung zu machen. „Warum so glücklich? Schreibst du mit deinem Freund?“, überraschte mich plötzlich eine Stimme. Es war Zack, der sich gerade lässig an die Tresen lehnte. Ich verdrehte die Augen, doch musste weiterhin grinsen. „Ich habe keinen Freund. Nein, ich werde ab morgen in der Forschungsabteilung arbeiten“, sagte ich begeistert und voller Stolz. Zack riss die Augen auf. „Tatsächlich? Wurde ja Zeit!“, rief er freudig, aber setzte gleich darauf ein gespielt trauriges Gesicht auf. „Dann sehe ich dich ja seltener…“ Ich seufzte. Das musste ja kommen. Er lächelte wieder. „Schon gut. Wirst du dann heute Abend eine Party machen?“ „Nein… Ich will morgen nicht besoffen dort erscheinen…“ Daraufhin sah er mich schmollend an, woraufhin ich wieder seufzte. „Aber ein Gläschen werde ich mir gönnen.“ Ich kannte sein Schmollen bereits. „Du darfst natürlich mitgehen.“ Daraufhin grinste er mich wie ein Honigkuchen an. Wie ein kleines Kind das gerade Geschenke bekam. Ich kam hinter den Tresen hervor um endlich zu gehen, doch kassierte vorher eine plötzliche Umarmung vom SOLDAT, die etwas schmerzhaft war… Er sollte echt lernen seine Kraft zu zügeln… Au… Das wird morgen blaue Flecken geben. Wenige Minuten später betraten wir die Bar und wurden auch schon von Katy mit einer großen Flasche Sekt in der Hand begrüßt. Ihr Blick veränderte sich bald darauf von fröhlich auf verwundert. „Nanu? Wo sind denn die zwei Turkeys? Feierst du heute mit deinem Freund alleine?“ Sofort lief ich rot an, versuchte aber meine Miene nicht zu verziehen. „Zack ist nicht mein Freund… Und nein, heute ohne die zwei Turks.“ Ich hatte ehrlich gesagt nicht daran gedacht den zwei von meiner Beförderung zu berichten. Werde ich morgen nachholen müssen. Katy führte uns zu zwei freien Plätzen etwas weiter hinten im Raum. „Der Rotschopf hat gestern ziemlich viel runtergekippt, also dachte ich, ich hole die große Flasche hervor… Aber ist wahrscheinlich auch besser so, weil ich habe den Schnuller nicht gefunden für das Baby…“, sie seufzte. „Der hat mir gestern ordentlich die Ohren voll gejammert. Ich war kurz davor ihn rauszuschmeißen.“ Zack musste lachen und ich versuchte mir ihre Aussage bildlich vorzustellen. Ich war kurz davor meine Hand auf die Stirn zu klatschen… Also ich bezweifle, dass sich Katy und Reno jemals vertragen werden. Als sich Zack wieder einfand sagte er: „Keine Sorge, Süße. Wir werden die Flasche auch ohne ihn leer bekommen.“ Daraufhin warf er ihr sein charmantestes Lächeln zu. Ich verdrehte die Augen und hätte ihm am liebsten einen Schlag auf den Hinterkopf gegeben, was ihm manchmal nicht schaden würde. Katy schenkte uns schnell ein und warf Zack daraufhin einen gefährlichen Blick zu, den ich nur zu gut kannte, und sagte: „Pass mal auf, Rang-2-Cassanova: Wenn du nicht ein Freund von ihr wärst, hätte ich dich jetzt aus dem Lokal geprügelt.“ Ich musste mir ein Lachen unterdrücken. Ja ja, so war sie… Nun hatte sie einen weiteren Freund fürs Leben gefunden… Dann ging sie stolzierend davon, nachdem sie Zack einen weiteren missachtenden Blick schenkte. Zack ignorierte das und ihre Aussage und nahm sein Glas in die Hand. „Auf deinen neuen Job!“ Auch ich nahm mein Glas und stieß mit ihm an. „Prost.“ Nach dem zweiten Glas sagte ich: „Das reicht jetzt. Ich will nicht betrunken sein…“ „Dein Ernst? Das Bisschen macht doch nichts aus!“ „Ich habe nichts im Magen…“, gestand ich. Ich hatte nie etwas im Magen… Nur einen Kaffe. „Dann bestellen wir etwas!“, schlug Zack vor und rief nach Katy, die noch immer nicht gut auf ihn zu sprechen war. „Ich lade dich ein!“ „Nein…“, murmelte ich. Mir wurde das unangenehm, denn ich wollte von niemandem eingeladen werden. Das war so eine Macke von mir. „Doch!“ Schon kam die Kellnerin herangesaust und nahm die Bestellung von Zack auf. Natürlich schenkte sie ihm weiterhin einen tödlichen Blick. Es dauerte keine fünf Minuten, als ein paar belegte Brötchen vor uns lagen, die wahrlich köstlich aussahen und innerlich lobte ich den Laden für die Schnelligkeit, oder lag das an Katy weil sie mich bevorzugte? Nach ein paar Bissen und Gläser Sekt meinte Zack plötzlich: „Jetzt habe ich doch ein Date mit dir!“ Diese Aussage ließ mich genervt schnaufen und ich unterdrückte den Drang schon wieder die Augen zu verdrehen. „Wenn du meinst…“ Ich hatte schon keine Lust mehr ihm zu widersprechen, da ich gegen eine Mauer reden würde. Kurze Zeit später kassierte ich einen schockierten Blick von meinem Gegenüber mit den Worten: „Sag’ bloß du bist schon voll?!“ Ich lehnte mich etwas verlegen zurück und hielt meinen Bauch. „Ich bin es nicht gewohnt so viel zu essen…“ Oder besser gesagt überhaupt zu essen… Zack sah mich misstrauisch an. „Bist du etwa… Magersüchtig?“ Nun war ich es, die ihn geschockt ansah. „Bist du dumm oder so?! Nein!“ (Nur mal so am Rande: Zack hatte schon einiges mehr getrunken.) Er lachte kurz auf. „Idiot…“, murmelte ich und verschränkte meine Arme. Ich hoffe, er endet nicht wie Reno, wenn er weiter so schnell trinkt. Ich hatte nämlich keine Lust ihn nach Hause zu schleppen… Dürfen SOLDAT-Kämpfer überhaupt Alkohol trinken? Sollte ich morgen mal recherchieren. Mit steigendem Alkoholspiegel häuften sich die Flirtversuche von Zack und ich verzweifelte immer mehr daran, ihn davon abzuhalten… Auch ich entschied mich zwei Gläschen mehr zu trinken, damit ich keinen Nervenzusammenbruch bekam. „Nein scheint dein Lieblingswort zu sein“, stellte er irgendwann schmollend fest. „Zack…“, seufzte ich und blickte auf die Uhr, die mir verriet, dass ich schon längst im Bett liegen sollte… Außerdem begann ich langsam den Alkohol zu spüren. „Ich werde dich begleiten. Das gehört auch zu einem Date!“, rief Zack. Ich bin nicht taub, du Depp. „Tu’ was du nicht lassen kannst“, seufzte ich und stand auf. Zu meiner Überraschung war er auf dem Nachhauseweg sehr ruhig, was mich wunderte. Ob das vom Alkohol kam? Als wir vor meiner Wohnungstür standen verabschiedete ich mich von ihm und bedankte mich für das Essen. Ich versuchte freundlich zu bleiben, trotz meiner kaputten Nerven. Ich erkannte auch, dass er über etwas nachzudenken schien, was ich mir bei seinem Alkoholpegel kaum vorstellen konnte, doch bevor ich einen weiteren Gedanken fassen konnte, war er mir plötzlich unangenehm nahe, was mich etwas zurückschrecken ließ. So nah hatte ich auch noch nie seine makoblauen Augen gesehen… Was erwartete er von mir? Aber so schön sie auch waren, er war mir eindeutig zu nahe, wodurch ich den Drang unterdrücken musste zu meiner Pistole zu greifen. „Zack, ich habe eine Waffe bei mir und ich habe keine Angst sie zu benutzen und schon gar nicht gegen einen SOLDAT welcher Art auch immer“, drohte ich, aber mit einem freundlichen Lächeln, um meine Unsicherheit zu unterdrücken. Dies schien er verstanden zu haben und ging enttäuscht einen Schritt zurück. Er war wirklich wie ein offenes Buch. Ich jedoch fühlte ich mich etwas wohler und konnte beruhigt tief durchatmen. „Tut mir Leid… Ein Versuch war es wert“, lächelte er und wandte sich zum Gehen um. „Schlaf gut.“ Ich winkte ihm kurz hinterher, bevor ich schließlich mein Zuhause betreten konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)