Liebe ist ... von Sora-nee (Sebastian x Ciel) ================================================================================ Kapitel 4: ... anstrengend! --------------------------- "Junger Herr! Junger Herr!" Ciel hörte schon von weitem die Stimme seines Hausmädchens Maylene, die ganz aufgeregt klang und immer näher kam. Leicht genervt sass er auf dem Stuhl in seinem Studienzimmer und studierte noch einmal die Unterlagen der japanischen Geschäftsmänner. "Junger Herr! JUNGER HERR!!!!!" Beim zweiten Ruf flog die Tür auf, knallte gegen die Wand, prallte von dieser ab und fiel laut krachend zurück ins Schloss. Der Earl konnte sich gerade noch so ein genervtes Stöhnen verkneifen, als er sich erhob, mit beiden Händen auf der dunklen Tischplatte abstützte und sein Hausmädchen ernst anschaute. "Maylene! Was ist passiert?" Der Ausruf ihres Namens brachte sie vorerst zum Schweigen und sorgte dafür, dass sie aufhörte ganz nervös herumzutänzeln. Nur gut, dass Sebastian nicht anwesend war. Oder war das schlecht? Immerhin wusste er immer mit der Dienerschaft des jungen Earls umzugehen ... Doch Ciel hatte nun keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen und wartete geduldig bis sich Maylene wieder beruhigt hatte, um ihm zu sagen, weshalb sie so aufgeregt war. Etwas nervös wippte die junge Frau von einem Bein aufs andere und spielte dabei mit ihrer Schürze. Es war offensichtlich, dass sie ihre Hände beschäftigen wollte. "E-Es ist so ... Wi-Wisst Ihr ... junger Herr ..." Mit gesenktem Haupt und zittriger Stimme, stammelte Maylene vor sich hin. Das wurde Ciel zu doof! Schnellen Schrittes lief er um den Tisch herum, kam vor ihr zum stehen und blickte sie leicht argwöhnisch an. "Ja was denn nun? Spann mich nicht so auf die Folter!" Er hasste es, wenn seine Diener erst so aufgeregt hereinplatzten, dass die Tür fast aus den Angeln flog und dann nur stammelnd herum drucksen konnten. Da war es nur allzu verständlich, dass er etwas ungehalten wirkte, zumal er mehr als genug Arbeit noch vor sich hatte. "J-Jawohl!" Sie verneigte sich tief und verharrte in ihrer Haltung. So war die junge Frau nicht gezwungen ihren Herrn anzusehen, wobei ihr dabei ohnehin immer etwas mulmig zu Mute war. Oft hatte sich Maylene gefragt wieso der junge Earl eine Augenklappe trug, doch wagte sie es nicht ihn danach zu fragen, denn sie wollte ihn keinesfalls kränken oder beschämen. "Es ist ... Lady Elizabeth! ... S-Sie ist gerade angekommen!" brachte sie schliesslich gezwungen hervor und bewegte sich immer noch nicht. Das Hausmädchen kniff die Augen zusammen und war auf die Reaktion ihres Herrn gefasst, die auch prompt folgte ... Einen Moment schwieg Ciel und wusste gar nicht wie er handeln sollte. Dann aber schaffte er sich wieder zu sammeln und war sichtlich schockiert. "Waaaas?" rief er gedehnt und packte Maylene an den Schultern. "Bist du dir sicher? Aber sie hat sich gar nicht angekündigt ... Oh nein, was für eine Katastrophe!" Er liess sie los und ihr leises >Ja bin ich, mein junger Herr.< hörte er schon gar nicht mehr, da er sein Studienzimmer bereits verlassen hatte. Nicht genug, dass die japanischen Geschäftsmänner noch ein paar Tage in seinem Anwesen wohnen würden, da hatte sich letzte Nacht noch Prinz Soma samt seinem Diener hier einquartiert. Dass nun noch seine Verlobte dem jungen Earl einen Überraschungsbesuch abstattete gab ihm fast den Rest, wo er die letzten Tage ohnehin mehr als überspannt war. "Sebastian!" rief er laut und hoffte inständig, dass sein Butler schnellst möglich zu ihm kommen würde, während er durch die Korridore des Anwesens eilte, um den schnellsten Weg in die Eingangshalle zu finden und so seine Verlobte vielleicht noch aufzuhalten. Insgeheim wusste Ciel natürlich, dass dies ein hoffnungsloses Unterfangen sein würde, weshalb er unbewusst seine Schritte verlangsamte und schliesslich stehen blieb, ehe er die Halle erreichen konnte. "Sebastian!!" hallte es ein zweites mal durch die Flure der Villa. "Verzeiht, junger Herr!" Sein Diener war neben ihm aufgetaucht und verneigte sich leicht vor ihm. "Ich habe Lady Elizabeth in Empfang genommen. Überraschender Weise stattet sie Euch einen Besuch ab. Tee habe ich ebenfalls vorbereitet! Sie wartet im Speisesaal auf Euch. Folgt Ihr mir, junger Herr?" Wieso nur musste er so überaus perfekt sein? Es hatte durchaus seine Vorteile wenn er einen so eifrigen Butler an seiner Seite hatte, allerdings ... Im Moment schienen nur die Nachteile seines wahnsinnigen Talents zum tragen zu kommen. Noch ehe der junge Earl selbst vom Besuch seiner Verlobten wusste, hatte sein Butler tatsächlich schon alles für ihren Empfang erledigt und sogar schon Tee aufgebrüht! Eigentlich sollte er stolz sein, wegen der Kompetenz seines Dieners, aber im Augenblick ärgerte es ihn nur, da er Lizzy nun wirklich nicht auch noch in dem Chaos gebrauchen konnte. Eine Weile wiegte er seinen Körper deswegen leicht hin und hergerissen und hatte eine Hand überlegend unter das Kinn geklemmt. Schliesslich öffneten sich die Lippen des Earls und ein leises, aber gedehntes Seufzen kam zum Vorschein. "Verstehe ... Danke Sebastian! Du verblüffst mich selbst nach fast 8 Jahren an meiner Seite immer wieder. Ja ich werde dir in den Speisesaal folgen, ich kann Lizzy nun nicht warten lassen, wenn sie schon hier ist." Ciel hatte keine wirkliche Lust darauf, hatte er doch noch viel zu viel Arbeit zu erledigen und musste zusätzlich noch aufpassen, dass Prinz Soma seine Gäste aus Japan nicht zu sehr belästigen würde. Allerdings war er noch immer ein Gentleman, der sich nun mal seiner Pflicht bewusst war, die er mit sich trug seiner Verlobten gegenüber. Weshalb er selbstverständlich nicht ablehnte Sebastian in den Speisesaal zu folgen, wenn auch mit starkem innerlichem Widerwillen. Sebastian hingegen grinste breit bei der Aussage seines Herrn. Es kam nicht oft vor, dass dieser ihn lobte und gleichzeitig tadelte. Der Butler hatte genau raus gehört, dass es dem jungen Earl zu wieder war, dass er seiner Pflicht auch diesmal so gewissenhaft nachgekommen war, aber ändern konnte er es nicht. "Als Butler der Familie Phantomhive -" "Jaja ... solltest du so etwas schon beherrschen ... Langweile mich jetzt nicht mit diesem Spruch, ich habe ihn oft genug gehört. Erzähl es jemandem den es interessiert. Und jetzt bring mich in den Speisesaal!" Ciel hatte seinen Butler unterbrochen, hatte er nun wirklich keinen Kopf für dessen Spielereien. Leicht genervt blickte er ihn an und verdrehte sein Auge, seufzte erneut und setzte sich dann allmählich in Bewegung. "Jawohl, mein junger Herr." antwortete der in Schwarz gekleidete Mann mit einer demütigen Verbeugung und lief so gleich den langen Flur entlang, seinem Herrn voraus, um ihn in den Speisesaal zu geleiten. Kaum wurde die Tür geöffnet und Ciel erschien auf der Bildfläche, hatte er schon eine hysterisch kreischende junge Frau an seinem Hals hängen. "Ciiieeeeel!!!! Da seid Ihr ja! Ich freue mich so wahnsinnig Euch zu sehen. Lasst Euch ansehen. Ihr seht müde aus. Schlaft Ihr nicht genug?" Elizabeth war auf ihren Verlobten zu gestürmt und hatte ihre Arme fest in seinen Nacken geschlungen, drückte sich dabei an ihn und überflutete den jungen Earl regelrecht mit ihrer Euphorie und ihren Worten. Ein bisschen überfordert und unschlüssig was er nun tun sollte, schob er seine Verlobte etwas von sich weg und versuchte ein Lächeln. Liess sich dabei ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen und räusperte sich kurz hinter vorgehaltener Hand. "Liebste Lizzy, ich freue mich über Euren unangekündigten Besuch. Allerdings frage ich mich, was mir diese Ehre verschafft hat, in dieser etwas ungünstigen Zeit. Ich habe Gäste ... japanische Geschäftsmänner, ein Auftrag Ihrer Majestät der Königin." Ciel wog seine Worte in Gedanken genau ab, ehe er zu sprechen begonnen hatte, wollte er seine Verlobte auf keinen Fall kränken oder vor den Kopf stossen. Mit dem Ergebnis seiner Überlegung war er einigermassen zufrieden. Lady Elizabeth hatte den Earl mittlerweile losgelassen und schien zu überlegen, ob die Worte nun schlecht oder gut waren. Weil sie nicht reagierte, griff Ciel nach ihrer Hand, hob sie langsam, aber in einer fliessenden Bewegung, an und senkte anschliessend sein Haupt hinab, um ihr einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen. Anschliessend richtete er sich wieder auf und lächelte sie an. "Wollen wir uns nicht setzen? Dann könnt Ihr mir den Grund eures Besuchs mitteilen. Bei einer Tasse Tee ist die Gesprächsführung entspannter." "Natürlich Ihr habt recht, Ciel. Ich habe mich nur von meiner Freude Euch wiederzusehen überwältigen lassen. Ich weiss ja, dass ihr sehr beschäftigt seid." Ihr fröhliches, euphorisches Lächeln schien sich bis auf die Knochen des jungen Earls zu bohren und er musste sich zusammenreissen, um nicht zu erschaudern. Dieses überglückliche Getue war einfach nichts für ihn und er liess sich auch nur selten davon anstecken, hatte er viel zu viel im Kopf, was ihn beschäftigte und um das er sich kümmern musste. Lady Elizabeth hakte sich bei ihrem Verlobten ein und schleifte ihn so fast hinter sich her zum Tisch, wo sie ihn auch erst wieder losliess und sich an die Seite setzte, da Ciel immer am Kopf des Tisches sass. Sebastian fand die Szene amüsant und grinste die ganze Zeit vor sich hin, trat – nachdem sein Herr auch Platz genommen hatte – an den Tisch heran und servierte sowohl dem jungen Earl, als auch seiner Verlobten eine Tasse Tee und ein Stück Schokoladenkuchen. Anschliessend platzierte er sich wie gewohnt leicht diagonal hinter dem Stuhl seines Herrn und verharrte dort bewegungslos. "Nun da wir sitzen und Tee und Kuchen haben ... danke Sebastian ... könnt Ihr – liebste Lizzy – mir den Grund Eures plötzlichen Besuchs verraten." Ciel hatte die Tasse ergriffen und sog den Duft des herrlichen Aromas ein, ehe er kurz daran nippte und sie wieder nieder stellte, um sich dem Kuchen zu widmen. Sein Butler wusste wirklich wie man backt! Als das Stück von der Gabel auf seine Zunge traf, explodierten seine Geschmacksnerven fast. Immer wieder aufs Neue war er erstaunt darüber, wie gut Sebastian doch sein Handwerk beherrschte. Geniessend schloss der junge Earl einen Moment die Augen und liess den Kuchen auf seiner Zunge fast zergehen, ehe er seinen saphirblauen Seelenspiegel wieder auf Lady Elizabeth richtete, um sich ihre Antwort anzuhören. Etwas verblüfft über das Bedanken mitten in seinem Satz, beobachtete der Teufel noch jede Bewegung seines Herrn. Während Lady Elizabeth den Kuchen ebenfalls probierte, ehe sie die Frage ihres Verlobten beantworten wollte, doch zuvor hatte sie noch etwas anderes im Sinn. "Wahnsinn! Der Kuchen ist toll Sebastian! Wie machst du das nur immer? Ich habe ja schon einiges von deinen Koch – und Backkünsten probiert und ich bin immer wieder erstaunt. Es ist einfach zu gut." platze sie heraus und grinste den Butler hinter Ciel's Stuhl freudestrahlend an. "Als Butler der Familie Phantomhive, sollte ich so etwas schon beherrschen." erwiderte Sebastian und verbeugte sich mit einem breiten Lächeln. "Nein im ernst! Du bist doch kein normaler Butler. Normale Butler können nicht so ... so viele Sachen ..." Ciel verdrehte sein Auge angesichts der wirklich sinnlosen Konversation, wusste er genau, dass Lizzy keine richtige Antwort von dem Teufel erhalten würde und widmete sich schliesslich wieder seinem Kuchen. "Ich bin einfach nur ein teuflisch guter Butler!" grinste Sebastian und richtete sich wieder auf. Lady Elizabeth verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund und seufzte, sie hatte gemerkt, dass es sinnlos war sich mit Sebastian darüber unterhalten zu wollen, da er immer wieder das selbe sagen würde. Schliesslich widmete sie sich wieder ihrem Verlobten. "Der Grund meines Besuchs ..." fing sie an und bekam so die Aufmerksamkeit des jungen Earls zurück. "Ich bin hergekommen, weil Ihr schon bald Geburtstag habt, Ciel. Und ich will etwas mit Euch unternehmen. Es ist Winter und es liegt Schnee, die Themse ist wieder mal zugefroren. Abgesehen von meinem Geschenk für Euch, möchte ich dass Ihr glücklich seid und den Tag mit Euch verbringen. Ich will gern mit Euch zusammen Schlittschuhlaufen gehen." Sie erklärte erst und redete drum herum, wollte die Spannung erhöhen und die Reaktion genau abwägen. Gebannt lagen ihre Augen auf Ciel's Gesicht und fingen die kleinste Zuckung auf. Als der junge Earl seiner Verlobten lauschte, hielt er gerade die Tasse Tee in der Hand und hätte sich fast daran verschluckt, als er daran nippte. Er konnte gar nicht Schlittschuhlaufen! Er hatte absolut keine Ahnung wie man das machte und hegte eigentlich auch kein grosses Interesse daran es zu lernen. Allerdings würde er für seine Verlobte so einiges tun, da er wusste, dass sie sonst verstimmt wär, wenn er ablehnen würde und das wollte er auf keinen Fall. Einen Moment mit der Fassung ringend, überlegte er hin und her, ob er sich aus der Nummer nicht vielleicht doch noch herauswinden könnte, wie eine Schlange aus einem Leinensack. Leider fand er keine Möglichkeit, ohne Lizzy zu kränken, weshalb er schliesslich ein Seufzen unterdrückte und die Teetasse wieder auf dem Tisch platzierte. Mit festem undefinierbarem Blick und völlig emotionslosem Ausdruck im Gesicht, schaute Ciel seine Verlobte an und räusperte sich kurz, ehe er seine Stimme erhob. "Nun ... wenn das Euer Wunsch ist Lizzy, dann will ich ihn Euch erfüllen und werde mit Euch Schlittschuhlaufen gehen." Das würde die absolute Katastrophe werden! Er hatte doch davon keine Ahnung und würde sich ganz sicher bis auf die Knochen blamieren. Nach aussen hin blieb er ruhig und gelassen, während seine Innereien Tango tanzten und ihm zu verstehen versuchten, dass er das lieber bleiben lassen sollte, wenn er nicht zum Gespött der ganzen Stadt werden wollte. Vom Wachhund zur Lachnummer! Grossartige Vorstellung! Aber ... Halt! Einen Ausweg gab es noch. Ein Lichtblick. Seine letzte Hoffnung. Der Strohhalm, an den sich der junge Earl klammern konnte. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf hörte auch der Tanz in seinem Inneren langsam wieder auf und er beschloss sich später darum zu kümmern. Denn sich kompromittieren war das letzte was er wollte. "Wirklich?!" Lady Elizabeth strahlte ihn mit ihren smaragdgrünen Augen an, die richtig glänzten. Ein breites Lächeln lag auf ihren Lippen und dann ... ... dann sprang sie auf, überbrückte schnell den geringen Abstand zwischen sich und ihrem Verlobten und warf sich ihm an den Hals. Nur gut, dass er gerade weder Tasse noch Teller in der Hand hielt, hatte er doch tatsächlich mit so einer Reaktion gerechnet und war dementsprechend auch gefasst. "Oh Ciel! Ich liebe Euch! Das wird ein ganz toller Tag, Ihr werdet sehen. Danke! Vielen, vielen Dank." Sie löste sich langsam wieder von ihm und strahlte ihn noch immer an. Die Euphorie – die ihren Körper erfüllte – sprang ihr fast schon aus dem Gesicht. Allerdings liess sich Ciel davon nicht beeindrucken und schon gar nicht anstecken. Völlig gelassen sass er da und versuchte wenigstens ein Lächeln, um seiner Verlobten so eine kleine Freude zu machen. Sie setzte sich wieder und war rundum glücklich, konnte gar nicht aufhören zu lächeln. Liebe? Da war es wieder! Das Thema, was den jungen Earl so fertig machte und forderte, ihn regelrecht mit lauter kleinen Nadelstichen piesackte, bis es ihm irgendwann doch zu bunt werden würde und er explodieren würde. "Natürlich, ist das mein ernst. Wir werden Schlittschuhlaufen gehen. Doch jetzt müsst Ihr mich leider entschuldigen, ich habe noch einiges zu tun, was auf keinen Fall warten kann, da es im Auftrag Ihrer Majestät der Königin ist." Ciel erhob sich, trat vor den Stuhl von Lady Elizabeth und griff sanft nach ihrer Hand, hielt sie hoch, als wär sie etwas Zerbrechliches. Mit sehr viel Gefühl, balancierte er die schlanken Finger in seiner Handfläche, beugte sein Haupt nieder und drückte seine Lippen auf den samtigen Stoff ihrer Handschuhe. Als er sich wieder erhob, zeigte er ein ehrliches Lächeln und blickte in das vor Verwunderung und Scham leicht gerötete Gesicht seiner Verlobten. Lizzy war viel zu überrascht wegen der Geste, dass sie im ernsten Moment gar nicht reagieren konnte. Wild pochte ihr Herz in ihrer Brust und stahl ihr den Atem. "Es tut mir aufrichtig leid Euch nun alleine lassen zu müssen. Ihr könnt den Kuchen zu Ende essen und Sebastian wird Euch dann nach draussen bringen. Aber ich muss nun wirklich meiner Arbeit nachgehen. Bitte verzeiht Lizzy." Er liess ihre Hand los und schritt langsam zur Tür des Speisesaals. Noch ehe er sie erreicht hatte, stand Sebastian schon parat, um sie für ihn zu öffnen. Ciel winkte nur ab, woraufhin sich der Butler vor ihm verneigte und die Tür wieder hinter ihm schloss. Ungefähr eine halbe Stunde später, klopfte es an die Tür des Studienzimmers und brachte den jungen Earl dazu von dem Stapel Papiere aufzusehen. "Herein!" Sebastian kam in den Raum geschritten, verbeugte sich – wie immer – und kam auf den Schreibtisch zu, blieb kurz davor aber stehen und schaute auf seinen Herrn hinab. "Verzeiht die Störung, junger Herr. Lady Elizabeth ist soeben wieder abgereist." Der Teufel hätte das gar nicht sagen müssen, Ciel wusste auch so schon weshalb er aufgetaucht war, ohne dass er ihn darum gebeten hatte. Er nickte, nahm einen Stoss Papier und hob ihn hoch, klopfte diesen einige male auf den Tisch, dass die Blätter alle ordentlich aufeinander lagen. Nachdem er den Stapel bei Seite gelegt hatte, stützte er die Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte die Finger ineinander und legte sein Kinn darauf. Der junge Earl schaute seinen Butler überlegend an. Hatte er nun genug Zeit gehabt darüber nachzudenken und war sich sicher, dass es keine andere Lösung für dieses Problem gab. Nach einer Weile löste er sich aus seiner Haltung und räusperte sich hinter vorgehaltener Hand. Sebastian hingegen hatte sich die ganze Zeit nicht bewegt. Stur stand er da, kerzengerade – als würde ihm ein Stock im Hintern stecken – verzog dabei keine Miene und beobachtete jede Regung seines Herrn. "Sebastian?" "Ja, junger Herr!" "Es ist wegen Lizzy. Wegen ihrem Wunsch mit mir Schlittschuh zu laufen." Der Teufel wusste schon auf was das Gespräch hinauslaufen würde, auch wenn der junge Earl eine Pause einlegte, wohl um ihm die Zeit zu geben, selbst auf den Wunsch zu kommen. Ciel erhoffte sich insgeheim, dass er es sich ersparen konnte Sebastian direkt zu fragen, denn immerhin wusste sein Butler sonst so gut über seine Gedankengänge Bescheid. Auch diesmal war er sich sicher, dass Sebastian längst wusste, was er von ihm wollte. Dieser schaute ihn aber nur erwartungsvoll und mit einem wissenden Grinsen an. Arroganter Teufel! Wieso musste er sich auch immer dumm stellen? Dieses Grinsen in seinem Gesicht, verriet dem Earl, dass er recht hatte, aber er wusste, wenn er es ihm vorwerfen würde, dass er genau wusste worauf er hinaus wollte, würde sich sein Butler nur noch dümmer hinstellen und absolut dilettantisch tun, nur um ihn zu ärgern. Er seufzte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, liess die Arme rechts und links über die Lehne baumeln, hatte die Beine gerade unter den Tisch gestreckt und starrte an die Decke. "Ich kann nicht Schlittschuhlaufen!" So! Nun hatte er es gesagt. Der gehässige Gesichtsausdruck seines Dieners brannte sich vor sein inneres Auge, doch wagte er es nicht ihn nun anzusehen, denn wirklich sehen wollte er Sebastian's Gesicht nicht. "Ich weiss, junger Herr." gab sein Butler grinsend zurück und bewegte sich immer noch nicht. "Was erwartet Ihr nun von mir?" fügte er hinzu, nachdem Ciel weiterhin die Decke des Raumes anstarrte und keine Anstalten machte weiter zureden. "Das weisst du genau!" zischte er und sprang auf. "Pardon, ich kann nicht in Euren Kopf hineinschauen. Wenn Ihr so gnädig wärt mich an Euren Gedanken teilhaben zu lassen, ist es mir sicher möglich Eurem Begehren nachzukommen." Er wusste es! Ciel hatte mit dieser Reaktion gerechnet, was seinen Ärger in keinster Weise minderte. Jedoch beschloss er sich nichts anmerken zu lassen und kam langsam um seinen Schreibtisch herum geschritten, um vor seinem Butler stehen zu bleiben. Was musste Sebastian auch immer so geschwollen reden? Manchmal fragte er sich wirklich, ob der Teufel nicht heimlich eine Schule für Etiketten und Bräuche der Adligen besucht hatte. Ihm passierte nie ein Patzer in seiner Aussprache. Aber ... dafür war er ja auch ein teuflisch guter Butler ... sein teuflisch guter Butler! "Natürlich! Entschuldige ... ich bin nur im Moment etwas überarbeitet. Der Auftrag Ihrer Majestät, die japanischen Geschäftsmänner, Prinz Soma ... und jetzt auch noch Lizzy. Ich weiss bald nicht mehr wo mir der Kopf steht." Er wusste gar nicht wieso er das seinem Diener sagte, ging es diesen doch gar nichts an, was ihn so aufbrachte. Andererseits konnte er nur ihm allein vollkommen vertrauen. Was er wohl nach der langen Zeit nun langsam zur Gewohnheit werden liess. Sebastian war kurz verwundert darüber, dass sein Herr sich bei ihm entschuldigte. War das nun schon das zweite mal innerhalb kürzester Zeit gewesen. Nur dass es ihm dieses mal sichtlich leichter gefallen war, da es beiläufig geschah. Schliesslich seufzte Ciel erneut, stellte sich dann aber gerade hin, blickte seinen Butler ernst an und machte eine Geste, als wolle er seine Augenklappe entfernen, liess es dann aber doch. "Sebastian! Ich will, dass du mir Schlittschuhlaufen beibringst! Ich will Lizzy nicht enttäuschen und ich will mich nicht blamieren. Nicht vor Lizzy, nicht vor der Stadt, vor niemandem. In gut einer Woche ist mein Geburtstag, bis dahin will ich diese Kunst beherrschen." Kaum hatte der junge Earl ausgesprochen, kniete der Teufel auch schon vor ihm. Er ahnte schon, dass es nicht einfach werden würde, dass er dafür seine Arbeit zurückstellen müsste und es ziemlich langwierig und frustrierend werden würde. "Jawohl, mein junger Herr!" Zufrieden mit sich und seinem Plan, entspannte sich Ciel wieder etwas und lächelte sogar. "Ich will morgen anfangen." Er machte eine Pause. "Aber Sebastian?" "Was wünscht Ihr?" Eindringlich schaute er auf seinen Butler hinab, der immer noch vor ihm kniete und atmete tief durch. "Es darf niemand mitbekommen!" "Jawohl, mein junger Herr!" Ein diabolisches Grinsen zierte das blasse Gesicht und liess die roten Augen noch mehr hervorstechen. Auch wenn der Earl nicht genau wusste, was das zu bedeuten hatte, oder was Sebastian damit bezwecken wollte, so wusste er eins. - Dass sein Diener sich niemals seinem Befehl widersetzen würde und alles zu seiner vollsten Zufriedenheit erledigen würde. Schliesslich begab sich Ciel wieder auf seinen Stuhl hinter dem Schreibtisch, denn er würde nun lange arbeiten müssen, um sich die Zeit für Sebastian's Schnittschuhlaufunterricht zu nehmen. Seufzend brütete er über den Papieren, als ihm wieder in den Sinn kam, was seine Verlobte zu ihm gesagt hatte. >Ich liebe Euch!< Was empfand er für Lady Elizabeth? War es auch Liebe? Verbog er sich deswegen so, um sie glücklich zu machen? Ein Laut kam ihm über die Lippen, der an ein zischendes Brummen erinnerte, als er sich resigniert in seinem Stuhl zurücklehnte und die Augen schloss. Seine Hand fuhr hoch und legte sich auf seine Stirn. Was sollte das ganze überhaupt? Das konnte doch keine Liebe sein. Jedenfalls nicht nach Sebastian's Definition davon. Lizzy war eher so etwas wie eine Schwester für ihn. Er wollte sie beschützen und glücklich machen, aber dieses tiefe, innige Gefühl – von dem sein Butler gesprochen hatte – verspürte er in ihrer Gegenwarte nicht. Allerdings schien sie ihn zu lieben, zumindest hatte sie das gesagt. Stöhnend kippte er seinen Körper wieder nach vorn, bis er mit dem Kopf auf dem Tisch landete und die Arme baumeln liess. Das ganze nervte ihn, verwirrte ihn und überforderte ihn. Er hatte eigentlich keine Lust darauf! Aber hatte er überhaupt auf irgend etwas Lust? Da war er sich gar nicht so sicher. Er handelte immer nur, erledigte Aufgaben, versuchte in der Gesellschaft gut dazustehen. Hin und wieder machten ihm seine >Spiele< auch Spass. Aber richtig Lust hatte er nie. Oder ehrliche Freude ... Das war etwas was Ciel fehlte. "Warum muss das alles so kompliziert und nervig sein?" murmelte er vor sich hin. "Alles wegen Liebe?" Natürlich erwartete er keine Antwort, obwohl Sebastian noch im Raum war. Ein ziemlich entnervtes Seufzen schlich sich aus seiner Kehle und hätte jeden normalen Menschen dazu veranlasst nach dem Befinden zu fragen. Aber sein Diener war kein Mensch und das war gut so. Der junger Earl wusste nur, dass er sich auf sehr strapaziöse Lehrstunden gefasst machen konnte, ob er nun wollte oder nicht. Denn immerhin war sein Ziel die Kunst des Eislaufens zu erlernen und das war sicher alles andere als einfach. Er schloss die Augen und atmete laut aus. "Liebe ist ... anstrengend!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)