Liebe ist ... von Sora-nee (Sebastian x Ciel) ================================================================================ Kapitel 2: ... verwirrend! -------------------------- Ciel lag in seinem Bett, beide Augen weit geöffnet und starrte an die Decke. Irgendwas hatte ihn geweckt, doch wusste er im ersten Moment nicht was es war, denn von Sebastian fehlte jede Spur. Dann hörte er die Ursache seines früh morgendlichen Aufschreckens und setzte sich ruckartig in seinem Bett auf. "Was ist das für ein Aufruhr?" sagte er laut und starrte dabei zur Tür. Schnell schwang er seine Beine aus dem Bett und blickte sich suchend um. Wo tat der Teufel nur immer seine Kleider hin? Zwar hatte der junge Earl nie gelernt sich selbst anzukleiden, doch hatte er es die letzten sechs Jahre tagein tagaus beobachtet, wie es funktionierte und wollte es auf einen Versuch ankommen lassen. Allerdings fragte er sich schon, wo sein Diener steckte, da dieser bei diesem Lärm - der mittlerweile immer näher kam – schon längst hätte bei ihm sein müssen. Wütend krallte er seine Finger in sein Nachtgewand und zog schliesslich an dem Seil neben seinem Bett, was ein Klingeln im Zimmer seines Butlers verursachen würde. Während er sich fragte, wieso Sebastian noch nicht bei ihm war, erinnerte er sich an das vor abendliche Gespräch. "Da bist du ja endlich." hatte er leicht genervt von sich gegeben, nachdem Sebastian ganze zehn Minuten nach seinem Ruf brauchte, um in dem schwach beleuchteten Studienzimmer zu erscheinen. "Verzeiht, mein Herr. Bard hatte wieder mal mit Dynamit gespielt und schier den Westflügel in Luft gesprengt. Das konnte ich gerade noch so verhindern." antwortete der Teufel, als er sich mit der rechten Hand auf der Brust tief vor seinem Herrn verneigte. Abschätzend und mit einem Fuss unruhig wippend, stand der junge Earl mitten im Raum – kaum zwei Meter von einem Diener entfernt – die Arme vor der Brust verschränkt und starrem Blick. Er wusste ja wie seine Dienerschaft war, also konnte er seinem Butler wohl kaum böse dafür sein, dass dieser verhinderte, dass sein Anwesen - zum geschätzten tausendsten mal - in die Luft gejagt wurde. Ein leises Seufzen stahl sich aus seiner Kehle, als Ciel eine entspanntere Haltung annahm und seine Arme einen Moment baumeln liess. "Verstehe ... Danke Sebastian, dass Bard den Westflügel nicht gesprengt hat." meinte er mit leicht sarkastischem Unterton in der Stimme. Wusste er doch, dass dies nur allzu oft schon vorgekommen war. Gerade wenn der junge Earl mit seinem Butler ausser Haus war und das Anwesen in den Händen von Bardroy, Maylene, Finnian und Tanaka lag. Eigentlich konnte Ciel schon gar nicht mehr zählen, wie oft er nach Hause kam und sich auf Entspannung gefreut hatte, oder zumindest einen freien Kopf und das halbe Anwesen in Trümmern vor ihm lag. Dank Sebastian war das nie ein Problem gewesen. Der Teufel hatte ein unheimliches Talent solche Dinge binnen weniger Stunden wieder herzurichten, als wäre nie etwas gewesen. Dafür bewunderte der Earl seinen Diener, auch wenn dieser solche Auffälligkeiten in der Öffentlichkeit möglichst unterlassen sollte. Schliesslich war er nur ein einfacher Butler. Oder in dem Fall eben, ein teuflisch guter Butler. Was einer seiner Lieblingssprüche war. Bei diesem Gedanken konnte Ciel sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, was Sebastian nicht entgangen war. "Als Butler der Familie Phantomhive, sollte ich so etwas schon beherrschen." profilierte sich der in schwarz gekleidete Mann vor ihm und zeigte dabei wieder sein überhebliches Grinsen. Bei diesem Satz grinste sein Herr auch leicht. Denn der junge Earl mochte es, wenn sein Butler das sagte, da es absolut der Wahrheit entsprach. Er wusste nichts, was Sebastian nicht meistern konnte. "Ich weiss und das ist gut so, Sebastian." "Vielen Dank, mein junger Herr." Langsam erhob sich die schlanke Gestalt des Schwarzhaarigen wieder und lächelte seinen Herrn freundlich an. "Ihr wollt sicher Eure Frage beantwortet haben." "In der Tat! Woher nimmst du dir nur immer die Freiheit in meinen Kopf zu blicken und meine Gedanken vor mir selbst auszusprechen?" Ein schiefes Grinsen lag auf den Lippen des Earls und er verschränkte erneut die Arme vor der Brust, lehnte sich in seiner Haltung leicht zurück, da er zu Sebastian hinauf blicken musste. Allerdings war der Sarkasmus – der in seiner Stimme mitschwang – klar und deutlich herauszuhören. Natürlich wusste Ciel wieso sein Diener sozusagen seine Gedanken kannte. Er war ein Teufel! Niemals würde er etwas vergessen, niemals eine Aufgabe nicht erfüllen, niemals einen direkten Befehl verweigern. Sebastian war einfach der perfekte Butler! Zumindest bis zu dem Tag ... Nein! Jetzt nicht! Daran wollte der junge Mann nun wirklich keinen Gedanken verschwenden. Viel mehr machte ihn seine Neugier nach der Antwort des Teufels schier wahnsinnig. Innerlich kribbelte jeder einzelne seiner Nerven, weshalb immer wieder seine Hände zu Fäusten ballte und die Finger danach krampfhaft spreizte. Es dauerte eine Weile, bis er sich selbst beruhigen konnte und er spürte wie seine Handflächen von der Anstrengung feucht wurden. Ganz langsam entspannte er sich etwas, aber nur äusserlich. Vorsichtig und möglichst unauffällig versuchte er die Spuren seiner Nervosität erneut an seinem Frack zu beseitigen. Niemals würde Ciel seine Emotionen nach aussen zeigen. Dies war allein seine Sache. Er wollte auf keinen Fall schwach und hilflos wirken. Schon gar nicht vor dem Dämon, der vor ihm stand und ihn mit seinen roten Augen durchdringend fixiert hatte. Erwartungsvoll beobachtete er seinen Diener mit seinem linken Auge, der jedoch keine Anstalten machte, freiwillig mit der Sprache herauszurücken. "Junger Herr, ich weiss lediglich weswegen Ihr mich gerufen habt. Deswegen bin ich hier und deswegen weiss ich auch, was Euer Wunsch ist." meinte Sebastian mit einem bescheidenen Lächeln, was ganz offensichtlich aufgelegt war. Ciel wusste wieso sein Butler das gesagt hatte und es ärgerte ihn, weil dieser genau wusste, dass er ihn so reizen konnte. In dieser Hinsicht konnte der junge Earl einfach nicht anders. Blieb er nach aussen hin jedoch immer noch gelassen. "Wunderbar! ... Dann fang mal an! Sebastian? ... Ich befehle dir, mir alles über Liebe zu erzählen was du weisst. Ich will dass du es mir verständlich machst, wieso dieses Gefühl – sei es körperlich oder geistig – den Menschen so wichtig ist!" Durchdringend und ohne zu blinzeln starrte Ciel seinen Diener mit seinem blauen Auge an. Sein Blick duldete keine Ausflüchte, oder Fluchtversuche und das wusste Sebastian auch. Weswegen sich der Butler kaum eine Sekunde – nachdem sein Herr das letzte Wort gesprochen hatte – auf die Knie begab, wobei er ein Bein dabei aufstellte. Seine rechte Hand lag dabei – wie immer – auf seiner Brust, während seine linke Hand auf seinem Rücken ruhte. Mit gesenktem Haupt und geschlossenen Augen antwortete der Teufel schliesslich. "Jawohl, mein junger Herr!" Ein lauter Knall riss Ciel aus seinen Gedanken. Noch immer sass er in seinem Nachtgewand auf dem Bett und wartete auf Sebastian, als er mit – vor Schreck – wild klopfendem Herzen zur Tür schaute. Diese war weit geöffnet und wohl gegen die Wand geknallt, da sie regelrecht aufgerissen worden war, was den lauten Knall verursacht hatte. Schnell legte sich der Earl eine Hand auf sein rechtes Auge und tastete mit der anderen seinen Nachttisch ab, auf dem die Augenklappe ruhte. Mit der Zeit hatte er gelernt diese selbst zu binden, eben um solche Situationen zu vermeiden. Nachdem er sie ergriffen hatte, legte er sie sich schnell über sein Auge und band sie geschickt hinter seinem Kopf zusammen. Nicht auszudenken, was passieren würde, würde jemand das Zeichen – welches wegen des Vertrags mit Sebastian in sein Auge gebrannt wurde – sehen. "Ciiiieeeel!!!" hörte er eine aufgeregt, freudige Stimme und sah den jungen Inder auf sich zu stürmen, während sein Diener anfing sich pausenlos für das Verhalten seines Herrn zu entschuldigen. "Ciel! Wie schön, Ihr seid zu Hause! Ist es wahr? Ich meine, stimmt das wirklich? Oh das wär ja fantastisch. Sagt schon." Der Prinz war kaum zu bremsen in seiner Euphorie, doch wusste der junge Earl absolut nicht, was sein vermeintlicher Freund hier von ihm wollte. Er hatte noch nicht einmal genug Zeit gehabt sich von dem Schreck zu erholen, als er so von dem indischen Prinz überfallen wurde. Weshalb einen Moment brauchte um seine Fassung und somit seine Stimme zurückzuerlangen. "Euren unangekündigten Besuch in allen Ehren Prinz Soma. Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr da sprecht." gab Ciel schliesslich zurück, blickte dabei den Inder leicht genervt an und konnte gerade noch so ein Seufzen unterdrücken. "Na wegen dem Besitzer der japanischen Spielzeugfirma. Ich finde diese ausländischen Spiele total faszinierend und ich bin schon ganz gespannt ihn kennenzulernen. Also sagt mir Ciel. Ist es wahr, dass er für eine Weile bei euch Obhut haben wird?" Die leuchtenden Augen des Prinzen, zerrten wahnsinnig an der Geduld des Earls. Woher wusste er das überhaupt schon wieder? Das war ein Auftrag ihrer Majestät der Königin gewesen und zwar an ihren treuen Wachhund. Wie konnte diese Information also schon wieder zu Prinz Soma gelangt sein? Er verstand es nicht! Und noch weniger verstand er wieso sein Butler ihn in dieser misslichen Lage ganz alleine liess. Ciel schloss sein Auge und versuchte alles, um den indischen Prinzen nicht anzuschreien. Allerdings war das eine schwere Aufgabe, wenn nicht gleich ein ganzes Mammutprojekt. Denn immerhin schien an diesem Morgen gerade mal alles schief zu laufen. Verkrampft ballte er seine Hände zu Fäusten, um das aufkommende, wutbedingte Zittern im Griff zu halten, presste seine Kiefer gegeneinander und atmete tief durch. "Prinz Soma ..." fing er an und er konnte dabei nicht verhindern, dass seine Stimme vor unterdrückter Wut, leicht zitterte. "Ich weiss nicht, woher ihr Eure Informationen nehmt, doch würde ich es wirklich begrüssen, wenn Ihr mich jetzt alleine lassen würdet. Denn wie Ihr sehen könnt, bin ich noch nicht einmal angekleidet." Ciel sprach ruhig ... zu ruhig. Seine Augen loderten gefährlich und sein Atem wurde immer flacher. Was auch Agni – Prinz Soma's Diener – auffiel. "Aber Ciel ..." "Verzeiht mein Prinz. Vielleicht sollten wir den jungen Herrn in Ruhe aufstehen lassen und können ihn dann beim Frühstück antreffen." Agni hatte seinen Herrn sanft am Arm gepackt und ihn so unterbrochen. Dieser schien nicht glücklich über diese Entwicklung zu sein, gab allerdings klein bei und liess sich von seinem Diener aus dem Schlafzimmer des Earls geleiten. Erleichtert seufzend fiel Ciel rücklings auf die Matratze, die Arme weit von sich gestreckt, den Blick zur Decke gerichtet. "Verdammt!" fluchte er, da ihm gerade eingefallen war, wo sein Butler steckte und er sich heute eigentlich von Tanaka einkleiden lassen sollte. Dazu hatte der Earl aber keine Lust, allerdings blieb ihm nichts anderes übrig, da er den japanischen Geschäftsmännern wohl kaum im Nachtgewand unter die Augen treten konnte. Schnell klingelte er nach Tanaka, der auch kurze Zeit später in seinem Schlafgemach erschien und ihn ankleidete. Es war Ciel zwar nicht recht, dass jemand anderes Sebastian's Aufgabe übernahm, aber der alte Mann machte seine Arbeit wirklich gut, war er schon zu Zeiten seiner Eltern der Butler der Familie gewesen und wusste genau, was er in Sebastian's Abwesenheit zu tun hatte. Vollständig eingekleidet und mit einer Tasse Tee in der Hand, entliess der junge Mann seinen Ersatzbutler und beschloss sein Zimmer noch nicht zu verlassen, da er die euphorische Ader des indischen Prinzen nicht ohne Sebastian's Hilfe ertragen würde. In der wohltuende Stille, schweiften die Gedanken des jungen Earls erneut zu dem vor abendlichen Gespräch zurück. Es liess ihn einfach nicht mehr los. Hatte sich sein Butler doch wirklich Mühe gegeben, allerdings verstand er es immer noch nicht. Er war verwirrt! Zumindest in Bezug auf dieses Thema. Weshalb er nun seine Augen schloss und an dem wohl duftenden Tee roch, ehe er langsam daran nippte. Es tat gut ... Der Tee belebte seinen Körper und entspannte seinen überreizten Geist. Die Ideale Kombination für einen merkwürdigen Morgen ... Während Ciel auf die Rückkehr seines Butlers wartete versuchte er sich an den genauen Wortlaut der Erklärung des Teufels zu erinnern, um so vielleicht besser hinter das Geheimnis zu kommen. Wie hypnotisiert lag das tief blaue Auge des Earls auf den Rost roten Linsen seines Dieners. Er konnte sich darin spiegeln, aber nicht einmal im entferntesten die Gedanken seines Butlers erraten. Doch das störte ihn in diesem Moment auch nicht, denn jetzt würde er ihm endlich eine Antwort auf die Frage geben, die ihn schon seit Wochen quälte. "Warte ..." unterbrach Ciel Sebastian, ehe dieser überhaupt angefangen hatte. "Ich will mich dazu hinsetzen und ich will, dass du dich neben mich stellst. Also ... viel mehr neben meinen Stuhl." Kaum hatte er zu Ende gesprochen, begab er sich hinter seinen Schreibtisch, um sich sogleich auf seinem Stuhl niederzulassen. Sebastian hatte zwar nichts gesagt, aber folgsam dem Befehl gehorcht und stand schon neben dem Stuhl seines Herren, bis dieser überhaupt in der Lage war ihn zu erreichen. "Jetzt!" Der junge Earl lehnte sich in seinem Stuhl zurück und drehte seinen Kopf zur Seite, um seinen Diener anzusehen. "Willst du dich nicht auch setzen?" fragte er plötzlich und war selbst verwundert, dass er dem Teufel dies angeboten hatte. Der Schwarzhaarige richtete seine roten Augen auf seinen Herrn, die bei der Frage für eine winzige Sekunde aufgeleuchtet waren und verneigte sich demütig vor dem Earl. "Dies ist ein wirklich grosszügiges Angebot, junger Herr. Jedoch -" "Halt den Mund, Sebastian! Lass das und setz dich!" befahl er nun energisch und wies auf den Stuhl hinter dem Vorhang neben dem Fenster. Völlig perplex, wegen der plötzlichen Ruppigkeit seines Herrn und dann auch wegen eines solchen Grundes, blinzelte Sebastian einmal und schaffte es aber in der selben Sekunde seine Fassung zurückzuerobern. Wieder verneigte er sich demütig und holte den Stuhl hervor, da sein Herr neben sich deutete. "Vielen Dank, mein Herr!" Dann liess er sich auf dem Stuhl nieder, streckte seinen Rücken durch, so dass er im sitzen eine ebenso steife Haltung einnahm, wie im stehen. Seine behandschuhten Hände platzierte er parallel auf seinen Knien, die Beine hatte er zusammengepresst. Blickte anschliessend zu seinem Herrn und wartete auf die Aufforderung anzufangen. "Worauf wartest du? Brauchst du eine Extraeinladung, Sebastian?" Fragend und ein bisschen ungeduldig, blickte er in die unendlichen tiefen von Sebastian's Augen, die kein Ende zu haben schienen und die allem Anschein nach in die tiefsten Tiefen der Hölle führten. "Verzeiht ... Natürlich nicht." gab der Teufel prompt zurück und verneigte sich leicht, auch wenn sich dies im sitzen als nicht ganz so einfach herausstellte. "Gut! Dann hör auf mich jetzt auf die Folter zu spannen und beantworte mir endlich meine Frage." Ciel konnte seine Ungeduld in der Stimme nun nicht mehr unterdrücken. Die Spannung schlug sich auf sein Gemüt und er hatte das Gefühl jeden Moment zu explodieren, wenn Sebastian nicht endlich anfing zu reden. "Sofort, junger Herr." sagte der Butler ohne zu zögern, liess dabei seinen Herrn nicht aus den Augen und konnte die Anspannung förmlich riechen. "Liebe ist ein Gefühl, das sowohl auf körperlicher, als auch auf geistiger Ebene von den Menschen empfunden werden kann. Dieses Gefühl ist die Beschreibung für den Ausdruck höchster Zuneigung, die ein Mensch einem anderen entgegenbringen kann. Dabei kommt es immer auf die Beziehung an, wie die Betroffenen zueinander stehen. Ein Beispiel: Ein verheiratetes Paar liebt sich. Sie zeigen sich dies durch nette Worte in Form von Komplimenten, oder kleinen Geschenken, freundlichen Gesten, oder auch durch körperliche Vereinigung. Was wohl als das höchste Mass in Form eines Liebesbeweises geltend gemacht wird, sofern man dabei das Vergnügen und die reine Lust nicht beachtet. Andererseits bringt eine Mutter auch ihrem Kind Liebe entgegen, indem sie es beschützt, es lehrt wie die Welt funktioniert und kleinere Freuden bereitet in welcher Form auch immer. Dies sind zwei verschiedene Versionen von Liebe und dennoch findet beides auf der geistigen Ebene statt und zeigt wie tief man sich mit einem anderen Menschen verbunden fühlen kann." "Grossartig!" platzte Ciel dazwischen und war aufgestanden, funkelte seinen Diener leicht wütend an. Dabei krallten sich seine Fingerspitzen in die Lehnen seines Stuhls, während sich der Brustkorb des zierlichen Körpers schnell hob und senkte. Seine Glieder bebten und er holte aus ... Mit einem schallenden Geräusch, kollidierte die Handfläche des Earls mit der Wange seines Butlers. Erschrocken weitete sich sein Auge. Keuchend stand er wie erstarrt in dieser Haltung und war unfähig den Blick von Sebastian abzuwenden Ciel konnte es nicht fassen, dass er tatsächlich so weit gegangen war seinem Diener eine Ohrfeige zu verpassen und das obwohl er eigentlich das tat, was er ihm aufgetragen hatte. Allerdings war seine Wut noch nicht abgeflaut, weshalb er den in schwarzen Teufel mit lauter Stimme anfuhr. "Was soll ich mit dieser Information? Ich will wissen, was so toll daran ist!" "Junger Herr!" Sebastian war ebenfalls aufgestanden und versuchte durch einen sanften Blick seinen Herrn wieder zu beruhigen. Er liess den Wutausbruch des jungen Earl ohne ein Zucken über sich ergehen. War dies auch nicht das erste mal, dass dieser so reagiert hatte. Allerdings hatte der Butler nicht in dieser Situation mit so einer Reaktion gerechnet. Vorsichtig legte er seinem Herrn die Hände auf die Schultern und drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück in den Stuhl, verneigte sich anschliessend und lächelte ihn an. Er wusste, dass er ihn jetzt nicht noch mehr reizen durfte, auch wenn er es liebte seinen Herrn auf die Palme zu treiben. Jedoch erlaubte es der Gemütszustand des Earls nicht dieses Spiel nun zu spielen. "Verzeiht! Ich wollte es Euch zunächst allgemein veranschaulichen. Wenn Ihr erlaubt, fahre ich fort." Er blieb stehen und schaute ihn aus einer demütigen Haltung heraus an. Am liebsten hätte er ihm gesagt, dass er ihm nicht erklären kann, was er hören will, da er selbst - als Teufel - nicht in der Lage war diese Emotion selbst zu empfinden. Doch hatte er schon vielen Menschen gedient im Laufe der Jahrhunderte und konnte so eine Menge Erfahrung sammeln, ohne dieses Gefühl selbst je erlebt zu haben. Der Schwarzhaarige beschloss deshalb einfach weiter zureden, wartete jedoch höflich auf das Zeichen seines Herrn. Dieser musste sich erst einmal mit einigen tiefen Atemzügen beruhigen, nachdem er von seinem Butler zurück in den Stuhl gedrückt wurde. Auf seinen Schultern spürte er noch immer den Druck von Sebastian's Händen, obwohl dieser sie schon lange wieder zurückgezogen hatte. Ciel's Herz schlug ziemlich schnell, was angesichts seines Ausbruchs eben nicht sehr verwunderlich war. Schliesslich schaffte er es sich wieder zu sammeln und schlug sein Auge auf. Dann richtete er dieses wieder auf den Teufel, war jedoch nicht im Stande etwas zu sagen, weshalb er einfach nickte. Dies genügte Sebastian, um das Wort wieder an sich zu nehmen, jedoch blieb er diesmal dabei stehen. "Was die Menschen an diesem Gefühl finden, ist wirklich sehr schwer zu beschreiben, vor allem wenn man – wie ich – solche Empfindungen nicht nachvollziehen kann. Jedoch habt ihr das schon richtig erkannt. Ich konnte in meiner jahrhundertelangen Existenz viele Erfahrungen sammeln und habe einiges erlebt. Die Menschen sind eine seltsame Rasse, werden von ihren Gefühlen beherrscht und lieben es zu lügen. Aber die Liebe ist wohl die wichtigste und ausgeprägteste Emotion. Dieses Gefühl gibt den Menschen Vollkommenheit, zumindest in ihren Augen. Sie glaube die Erfüllung des Seins in der wahren Liebe zu sehen. Einem anderen Menschen bedingungslos und in jeder Hinsicht zu vertrauen, ist was sich wohl fast jeder Mensch wünscht. Auf der stetigen Suche nach der wahren Liebe fristen die Menschen ihr Dasein. Doch wenn sie diese gefunden haben und sich dem Gefühl hingeben können, glauben sie, dass es nichts schöneres auf der Welt gibt. Diese Art Liebe macht sich durch einfache Körperzeichen bemerkbar. Wie etwa nervöse Handlungen, oder stottern, wenn man der geliebten Person gegenüber steht. Herzrasen und feuchte Handflächen sind wohl ebenfalls Anzeichen für dieses Gefühl, aber alles immer in Verbindung - beziehungsweise im Beisein - des angebeteten Menschen. Die Krönung ist dann wohl die körperliche Liebe. Die Verbindung zweier Körper im Gefühlsrausch. Gemeinsam reiten die Paare auf der Welle des Glücks, bis sie den Gipfel erreichen und sich der Entspannung hingeben ... Dies ist was ich weiss und was ich aus eigenen Erlebnissen erzählen kann, junger Herr." Nachdem Sebastian geendet hatte verneigte er sich wieder und blieb abwartend stehen. Inständig hoffte er dass er seinen Herrn zufrieden stellen konnte, denn das Thema war ihm – als Dämon – mehr als lästig. Viel zu oft in seinem langen Leben hatte er sich mit derlei Dingen auseinander gesetzt. Allerdings war Ciel's Seele eine ganz besondere, weswegen er seine Befehle nun schon fast sechs Jahre ausführte, ohne einen Fehlschlag, oder eine Missachtung. Jedoch war es leider nur natürlich für Menschen sich mit zunehmendem Alter auch für Gefühle zu interessieren, was in diesem Fall nur hinderlich war, da sein Herr allem Anschein nach selbst keine Lust dazu hatte. Es nervte Ciel einfach nur! Eine ganze Weile starrte er seinen Butler an, der immer noch reglos in demütig gebeugter Haltung neben seinem Stuhl verharrte. Der junge Earl liess die Worte des Teufels auf sich wirken, versuchte sie zu verinnerlichen, um sie besser zu verstehen, was alles andere als einfach war. Er fühlte sich hilflos auf diesem Gebiet, hatte doch genau verstanden, was Sebastian ihm sagen wollte, konnte es leider nur immer noch nicht nachvollziehen. Schliesslich blinzelte er und seufzte gedehnt, nachdem er tief Luft geholt hatte. Sein Geist fühlte sich erschöpft und überfordert an. Er spürte dass er Schlaf nötig hatte, doch wollte er zuvor noch das Dinner zu sich nehmen, da er seinen Diener schliesslich vor diesem zu sich gerufen hatte und sein Magen rebellierende Geräusche verlauten liess. "Sebastian? Das war eine wirklich ausgezeichnete Erklärung. Ich danke dir, dass du dein Wissen mit mir geteilt hast. Ich denke, dass ich nun klarer sehen kann. Du kannst gehen. Ich will das Dinner auf der Terrasse im japanischen Garten, also deck den Tisch draussen." "Wie Ihr wünscht! Als Butler der Familie Phantomhive, sollte ich so etwas schon beherrschen, mein junger Herr!" Ein breites Grinsen lag im Gesicht des Teufels, als er sich erhob und zu seinem Herrn blickte. Ciel musste das Grinsen sogar für einen Moment erwidern, da er diesen Spruch einfach mochte, den Sebastian bei schier unmöglichen Aufgaben – in denen oft auf seine Teufelskräfte, oder seine teuflischen Erfahrungen, zurückgriff – verwendete. "Ja das solltest du, als mein Butler! Du wirst immer mein Butler bleiben ... bis ... zum Schluss" antwortete Ciel, wobei die letzten Worte mehr ein Flüstern waren. "Jawohl, mein junger Herr! Ich werde eure Seite niemals verlassen ... bis zu dem Tag ... an dem ihr mir gehören werdet." Ein siegessicheres Grinsen spannte sich über sein ganzes Gesicht, als er das sagte. Denn er wusste – egal wie lange es noch dauern würde – am Ende wär er der Sieger. Ohne ein weiteres Wort ging der Butler mit federnden Schritten zur Tür und verschwand. Ein zweites mal an diesem Tag, liess er seinen Herrn allein und verwirrt zurück. Der junge Earl sass immer noch auf seinem Stuhl und streckte den Kopf in den Nacken, während er seitlich einen Ellenbogen auf der Lehne abstützte und so eine schiefe Haltung einnahm. Zusätzlich legte er sich ein Bein waagrecht über das andere und schloss die Augen. Immer wenn Sebastian das zu ihm sagte, lief Ciel ein eiskalter Schauer über den Rücken, wusste wohl, dass er dem Teufel seine Seele versprochen hatte. "Das höchste Gefühl der Zuneigung ..." dachte er laut. "Die Erfüllung des Seins ..." Noch immer sass Ciel auf seinem Bett und wartete auf die Rückkehr seines Butlers, während er dessen Worte immer und immer wieder in seinem Gedächtnis Revue passieren liess. Er verstand es einfach nicht. Obwohl sich Sebastian wirklich Mühe gegeben hatte es ihm zu erklären, so war er nicht in der Lage sich etwas unter diesem Gefühl vorzustellen. Niedergeschlagen liess er sich wieder rückwärts aufs Bett fallen und schloss sein Auge. Er hoffte dass der Teufel bald zurückkehren würde und zwar bevor Prinz Soma erneut die Chance bekäme, sein Schlafzimmer zu betreten. "Liebe ist ... verwirrend!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)