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Breaking the fourth wall

von

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Finale

„Es ist schon eine Ironie...“ murmelt Hakuya, während er sich von Luzifer frische Kleidung ans Bett bringen lässt. „Wenn wir Dartz' Team auf dem Naturplaneten die Punkte für den letzten Platz gegeben hätten, wären sie jetzt in Führung.“

Doch da ist Piacularis nach wir vor: mit 626 Punkten, allerdings liegt YuGiOh FW mit 618 weniger als 25 Punkte hinter ihnen, während Eternita mit 507 etwas zurückgefallen ist.

„Du hattest seither ein schlechtes Gewissen, was?“ stellt Luzifer fest. „Da siehst du, wo dich sowas hinbringt.“

„Naja, du kannst nicht erwarten, dass uns irgendjemand den Sieg schenkt,“ entgegnet Hakuya.

„Du brauchst dir bestimmt keine Vorwürfe zu machen,“ findet Luzifer. „Warst du es nicht, der das Problem mit dem depressiven Chaosmagier gelöst hat?“

„Naja, ich habe geholfen.“

„Ja, und nun ist der Typ positiv gestimmt. Vielleicht sollten wir ihn wieder ein bisschen runterziehen.“

„Aber das wäre sehr fies, Luzi.“

„Ach was. Der Zweck heiligt die Mittel. Aber wenn du es nicht willst... na ich würde sagen, bereite dich lieber auf den nächsten Wettkampf vor. Was ist das eigentlich?“

Hakuya runzelt grübelnd die Stirn. „Es war noch nicht genau festgelegt, aber wie es scheint, ein Turnier mit Kämpfen Mann gegen Mann... oder Frau.“

„Naja, dann kannst du die Konkurrenz getrost vergessen,“ winkt sein Blutspatron ab. „Wen kann Dartz da schon bieten?“
 

Das scheint der Atlanter sich auch gerade zu fragen, denn er brütet in seinem Quartier über dem letzten Wettbewerbszettel. Vor ihm steht eine Tasse Tee, die verdächtig nach einem von Crimsons Heilmitteln riecht.

Dartz ist in eine dicke Decke gewickelt und wirkt müde, obwohl er lange geschlafen hat. Aber nicht immer hat Schlaf die Qualität, die man sich wünscht.

Die Tür seines Quartiers öffnet sich automatisch für Raphael. Dartz hat seine drei Wachhunde als grundsätzlich willkommene Besucher in den Computer eingegeben, so dass er nicht mehr ständig erlauben muss, dass sie eintreten.

„Meister, es ist Zeit für das Frühstück in zehn Minuten,“ bemerkt der Blonde. „Wollt Ihr hingehen oder sollen wir Euch etwas bringen?“

„Ich komme schon,“ murmelt Dartz. „Wenn ich nicht gehe, wirkt es feige...“

„Nun... Ihr habt Euch keine Freunde gemacht gestern, vielleicht solltet Ihr...“

„Nein, ist schon gut. Dies ist ein Wettkampf, kein Kaffekränzchen, und ich lege keinen Wert darauf, dass meine Gegner mich lieben.“ Dartz zuckt bei seinen eigenen Worten zusammen.

Raphael bemerkt es wohl, sagt aber nichts, sondern lächelt nur und wartet draußen, damit sein Gebieter sich in Ruhe fertig ankleiden kann.

Tatsächlich hat seine Gruppe es heute schwer. Sie müssen warten, bis Piacularis fertig gefrühstückt hat, und danach wird Eternity auf sie warten. Es ist wie ein Spießrutenlauf.

Hakuyas Team verlässt das Restaurant und hat es dabei nicht eilig, es wirkt sogar so, als würden sie ihren Aufbruch absichtlich verzögern. Hakuya selbst geht ganz als Letzter, noch hinter Luzifer, Leander, Numen und Philomela. Er lässt seinen Blick über die Gegner schweifen und scheint zu überlegen, wen er zuerst auffressen soll.

Thea und Serenity frösteln. „Er sieht so ernst aus...“

„Naja... es geht in die letzte Runde,“ murmelt Rebecca. „Schluss mit lustig.“ Das Mädchen spricht in einem Tonfall, als ginge es nur um ein neues Spiel. Ihre Aufmerksamkeit ist mehr bei ihrem Laptop, das sie auf dem linken Unterarm balanciert, als in der Realität.

Das Frühstück ist für das zweitplatzierte Team heute von einer gewissen Spannung geprägt. Jeder isst sich satt, aber insgesamt scheinen alle in Eile zu sein, um vielleicht fertig zu werden, bevor Kyuunans Gruppe draußen wartet.

Doch Eternity versammelt sich heute besonders früh vor der Tür.

Erwartungsgemäß werden zahlreiche böse Blicke ausgetauscht, als Dartz mit seinen Leuten an ihnen vorbei geht. Kyuunan trägt einen Verband am Kopf und starrt den ehemaligen König von Atlantis hasserfüllt an.

Dartz weicht dem Blick nicht aus, bis er sich abwenden muss, um wieder nach vorne zu schauen. Als er außer Hörweite ist, reibt er sich über sein grünes Auge, welches in Blut und salzigem Wasser schwimmt. Er muss kurz stehen bleiben, um es mit einem Taschentuch abzutupfen. Die Truppe versammelt sich besorgt um ihn.

„Ist schon gut,“ beruhigt Dartz sie. „Kyuunan hat es mit seiner Seelenleserkraft versucht. Vielleicht kann mir jemand erklären, dass es keine Gute Idee wäre, mich durch eine der Luftschleusen ins All zu stürzen?“

„Kein Problem...“ Joey tritt vor. Plötzlich und ohne jede Vorwarnung holt er aus und verpasst Dartz einen ordentlichen Kinnhaken, der den Teamführer zu Boden schickt. „Es ist verdammt nochmal keine gute Idee, dich aus der Luftschleuse ins All zu stürzen!“ schreit er ihn an, noch während Raphael und Valon ihn packen und von weiteren Angriffen auf ihren Herrn abhalten.

Alister hilft Dartz hoch. Letzterer wischt sich mit dem Taschentuch, mit dem er gerade sein Auge abgetupft hat, über die blutende Lippe und lächelt. „Ja, da hast du wohl Recht. Danke für den Hinweis.“

Yami und Yugi fassen sich synchron an den Kopf. „Oh, Mann!“

Joey macht sich von Raphael und Valon los. „Was denn! Er hat darum gebeten!“

„Stimmt auffallend,“ nickt Dartz. „Ich glaub ich gehe eine Runde schwimmen, um mich abzukühlen.“

„Als ob es auf dem Eisplaneten nicht kalt genug war,“ neckt Sorc ihn.

„Wir begleiten Euch natürlich, Meister,“ erbietet sich Raphael sofort. „Und sagt nicht, Ihr würdet uns nicht brauchen. Es ist jetzt wichtiger denn je, das Ihr nicht alleine irgendwo hingeht.“

Dagegen ist kaum etwas einzuwenden, also muss der Atlanter sich damit abfinden. Mit seinen drei Aufpassern auf seinen Fersen holt er seine Schwimmsachen aus seinem Quartier und begibt sich zum Schwimmbad. Sein Gesicht wirkt angespannt – hat er vielleicht Bedenken, dass er dort Sensui treffen könnte? Oder befürchtet er gar, ihm nicht zu begegnen?
 

Tatsache ist, dass der Schwimmer ihn bereits erwartet, obwohl er noch beim Frühstück sein sollte. Er lehnt lässig an der Leiter, die zu einem der Sprungtürme führt, als Dartz auf das Becken zu geht. Doch Sensui trägt heute keine Badehose, sondern präsentiert sich ganz... natürlich. Dartz bleibt wie gebannt stehen und saugt den Anblick in sich auf.

„Ich dachte mir schon, dass du hier erscheinst, sobald du kannst,“ stellt der Drache in Menschengestalt fest. Er kann noch nicht im Wasser gewesen sein, denn die Schwimmhäute zwischen seinen Fingern sind noch in ihrer geschrumpften Form.

Raphael und Valon schieben sich vor ihren Gebieter. Sie tragen keine Schwimmsachen, sondern lockere Freizeitkleidung und Badelatschen.

„Meister, er macht einen bedrohlichen Eindruck, bitte geht nicht näher heran,“ flüstert Alister.

„Ich werde mich von diesem Mann nie bedroht fühlen,“ stellt Dartz klar und drängt sich zwischen seinen anderen Lakeien hindurch. „Sensui... es gibt hier gewisse Kleidervorschriften, hast du das vergessen?“

Der Schwimmer zuckt mit den Schultern. „Da steht irgendwo, dass Nacktbaden verboten ist. Siehst du mich etwa baden? Davon abgesehen ist mir das egal, da wir ja wohl eh nicht mehr lange zu leben haben.“ Er nähert sich Dartz und verringert den Abstand, bis er fast direkt vor ihm steht. „Du hast wirklich keine Angst, was? Willst du nicht eingeschüchtert zurückweichen oder zumindest ein bisschen furchtsam erbeben? Denn ich bin hier, um mir deinen Körper zu nehmen. Bevor das Ende kommt, will ich dich mit allen Sinnen genießen, jede Schandtat mit der ausprobieren.“

Jetzt erbebt Dartz tatsächlich, aber wohl kaum vor Angst.

„Meister, das könnt ihr nicht... das dürft ihr nicht einmal in Erwägung---“ beginnt Raphael, doch Sensui bringt ihn und die beiden anderen zum Schweigen: Eine Handbewegung von ihm reicht aus, dass Wasser aus dem Becken gesprungen kommt und die drei in eine große Blase einhüllt. Zufrieden sieht er zu, wie die Menschen mit den Armen und Beinen rudern in dem Versuch, sich zu befreien, aber sie kommen kein Stück vom Fleck.

„Wasserbeherrscher werden gemeinhin unterschätzt, dabei reicht eigentlich dieser tödliche Trick völlig aus,“ bemerkt Sensui. „Also, Dartz... ich muss dich nicht mit dem Leben deiner Handlanger erpressen, oder?“

Dartz dreht sich nicht einmal zu seinen Helfern um. Er hebt eine Hand, von der ein grüner Schimmer ausgeht. Sensuis Blase platzt und gibt Raphael, Valon und Alister frei, die auf den harten Boden krachen und keuchend und hustend in einer großen Pfütze liegen bleiben.

Der Drachenmann verzieht das Gesicht zu einem anerkennenden Lächeln. „Hm... ich mag es wirklich, wenn jemand mich nicht fürchtet.“

„Ihr drei,“ wendet sich Dartz an seine Männer, ohne den Blick von Sensui abzuwenden. „Verlasst das Schwimmbad. Sorgt dafür, dass niemand sonst es betritt, bis ich hier fertig bin.“

Sensuis Lächeln wird breiter, zumal die Handlanger ihre Lektion offenbar gelernt haben und den Befehl ohne Widerspruch ausführen.

Dartz legt eine Hand auf die breite Brust seines Gegenübers. Es ist eine auf Abstand haltende Geste, keine zärtliche. „Sei dir aber darüber im Klaren, dass ich kein williges Spielzeug bin. Du musst dir alles erarbeiten und jede Sekunde um deine Kontrolle kämpfen... falls du die Kontrolle überhaupt haben willst.“

„Wir haben ja noch eine Weile Zeit, um... verschiedene Varianten zu testen,“ meint Sensui. „Und glaub mir, das werde ich... du wirst für den Rest deines Lebens nur noch daran denken, wie es sich anfühlt, von mir geliebt zu werden...!“

Er greift nach Dartz' Schultern und zieht ihn zu sich heran, was der andere sich ohne Gegenwehr gefallen lässt. Keiner von beiden sieht nach, ob Raphael, Valon und Alister inzwischen wirklich verschwunden sind oder ob sie die Türen verriegelt haben... es ist ihnen schlichtweg egal.
 

Der letzte Wettkampf soll demnächst beginnen, und ich grüble immer noch, wie man ihn am besten gestalten kann. Im Prinzip gehört ja sowas wie eine Arena mit Duellen (und damit meine ich nicht nur Kartenspiele) zu so einer Veranstaltung dazu. Aber die Gruppen sind sehr verschieden, faire Zweikämpfe sind eigentlich kaum möglich. Sicher könnte jede Gruppe eine Handvoll Krieger auffahren, die sich mit Magie, Schwertern oder Fäusten bekämpfen, aber dann kämen wieder nur die Leute dran, die schon mehrmals im Einsatz waren.

Seufzend packe ich erstmal eine Tafel Schokolade aus.

„Was ist denn, mein süßes Frauchen?“ fragt mich mein Partner, der hinter seinem Laptop hervorlugt. Das Ding ist derzeit allgegenwärtig.

Ich erkläre ihm das Problem und frage dann: „Wie also soll ich die Leute gegeneinander antreten lassen, ohne dass es zu unfair wird und zugleich die mal drankommen, die noch nicht so viel gemacht haben?“

Er reibt sich nachdenklich das stoppelige Kinn. „Nun... mach doch sowas wie am Anfang dieser Spielshow, die wir neulich auf YouTube gesehen haben. Weißt schon, wo sie durch nen Parcours müssen. Die Einhunderttausend-Mark-Show oder was das war.“

„Hm... das ist doch was... da wären sogar kleine Leute im Vorteil.“

„Genau, oder such mal nach American Gladiator oder Takeshi's Castle...“ Er tippt etwas ein und dreht dann den Laptop zu mir herum, so dass ich mir American Gladiator ansehen kann.

„Wow... coole Ideen... und sieht total lustig aus!“ Wirklich, die Herausforderungen sind so witzig, dass ich sie auch gerne machen würde. „Das werde ich einbauen. Bestimmt wird es schon allein deswegen urkomisch, weil wir sehen werden, wie sich die ganz ernsten und immer würdevollen Leute dabei anstellen.“

Mein Schatz nickt zufrieden und wendet sich wieder seinen Angelegenheiten zu.

Erst später fällt mir auf, dass er hier gar kein YouTube haben dürfte, aber vielleicht hat er die Episode mal runtergeladen.
 

Und so kommt es, dass beim Mittagessen die Teams und ihre Begleiter sehen können, was sie erwartet. Das Ereignis wird auf Plakaten angekündigt wie eine große Party, und es gibt verschiedene Motive, die Szenen aus dem erdachten Parcours zeigen: In einer überdachten Sporthalle müssen die Kandidaten ein schräges Laufband hinauf rennen, das in die Gegenrichtung läuft, mit Hilfe eines Trampolins Bälle in einen von der Decke hängenden Korb werfen oder kurz mal durch ein Schwimmbecken tauchen, das teilweise mit einem Gitter abgedeckt ist. Unter freiem Himmel dürfen sie dann auf einer glitschigen Brücke einen Sumpf überqueren, sich mit Seilen über einen Abgrund schwingen, einen militärisch angehauchten Hindernislauf bewältigen oder sich durch ein Dornengestrüpp schlagen, das schneller wieder nachwächst als die Köpfe der Hydra. Und das sind nur ein paar Beispiele. Magie, Spezialfähigkeiten und eigene Waffen sind nicht erlaubt. Außerdem gibt es noch Statisten, die zur Szenerie gehören und nur dafür da sind, den Kandidaten ihre Aufgaben zusätzlich schwer zu machen. Aber dazu später mehr. Beobachten wir die Reaktionen.

Hakuya schlägt sich mit der Hand vor die Stirn. „Oh Mann. Wo hat sie das zusammengeklaut?“

„Also ich glaube, das wird Spaß machen,“ befindet Sunny. „Da hab ich kaum einen Nachteil, weil ich ja keine Magie und keine Fähigkeiten habe, die ich nicht einsetzen darf.“

Hajime und Owari klatschen in die Hände. „Juhuuh, wie in der Schule!“

Nigra dreht sich zu ihnen um. „Sowas habt ihr in der Schule gemacht?“

„Naja, in vereinfachter Form, aber das ist ja langweilig,“ freut Hajime sich.

„Hm, sollte zu schaffen sein,“ bewerten Opal die Aufgaben, „Aber wie weiß man, wer gewinnt?“

„Bestimmt geht es nach Zeit oder so,“ vermutet Numen.

„Das wird... total peinlich,“ presst Leander hervor, was ihm einen herzlichen Lacher einbringt.

„Seht es mal so, es könnte viel schlimmer sein,“ meint Seraph.

Arsiel dreht sich entgeistert zu ihm um. „Noch schlimmer? Ich finde das da total gruselig, wo ich doch so unsportlich bin!“

„Ich dachte, du machst regelmäßig Bettsport,“ stichelt Numen, und der Kunstengel verdreht die Augen.

„Ich gehe davon aus, dass die anderen das auch nicht besser können als wir, also gebt einfach euer Bestes,“ sagt Hakuya in die Runde. Danach wenden sich alle dem Essen zu.

Das Team YuGiOh FW ist geteilter Meinung bezüglich des Wettkampfes. Rebecca, Thea, Tristan und die Magier sind ganz aufgeregt und freuen sich auf den Spaß. Yami und Bakura geben sich verschlossen, aber anscheinend hat jeder von beiden Angst, sich vor dem anderen zu blamieren. Auch Luster hält sich zurück, doch seine Augen haben ein geheimnisvolles Leuchten angenommen.

Seto hingegen zeigt seinen Unmut offen. „Das kann nicht wahr sein... so etwas Kindisches!“

„Nun ja, Kaiba-Boy... sei froh, dass es etwas so Harmloses ist.“ Pegasus schaut etwas nachdenklich auf die Poster. „Ich werde mir wohl auch meinen Teint ruinieren, aber auf der anderen Seite ist es gewiss ein guter Zeitvertreib.“

„Bei dem es ja nur um unser Leben geht!“ zischt Seto.

„My, my, Kaiba-Boy... das müsstest du doch gewöhnt sein, nach all den Kartenspielen, die hinter dir liegen,“ amüsiert Pegasus sich.

Dartz verspätet sich. Er taucht auf, als alle anderen bereits fast mit dem Essen fertig sind. Sein Gang wirkt, als hätte er bei jedem Schritt Schmerzen, denn er humpelt und setzt die Füße sehr vorsichtig auf, auch achtet er darauf, sich nicht an den Möbeln zu stoßen. Seine Lippen sehen geschwollen und aufgesprungen aus, die Frisur hat er nicht so gut hingekriegt wie sonst. Als er sich setzen will, legen seine drei treuen Diener diensteifrig ein besonders weiches Kissen auf seinen Stuhl und besorgen ihm das Essen, damit er nicht noch einen Weg hinter sich bringen muss. Trotz seiner offensichtlichen Schwierigkeiten macht Dartz einen zufriedenen, wenn auch leicht betrübten Eindruck.

Die Teammitglieder werfen einander Blicke zu und beschließen stumm, ihn nicht darauf anzusprechen – sie können es sich eh alle denken.

Crimson holt unaufgefordert eine kleine Phiole aus seiner Robe hervor und mischt den Inhalt in Dartz' Wasserglas. „Unsere nächste und letzte Aufgabe,“ sagt er dabei und deutet mit dem Kopf zu den Plakaten.

Dartz dreht sich umständlich um 90 Grad. „Oh... Sport?“ Er verzieht schmerzlich das Gesicht und schnappt sich das Wasserglas, um es in einem Zug zu leeren.

„Uhm... ich hab da auch noch diese Salbe,“ grinst Crimson und schiebt ihm ein kleines Töpfchen zu.

Der Atlanter setzt ein Lächeln auf und steckt das Mittel ein. „Vielen Dank... ich werde sie nachher benutzen...“ Er tut so, als würde er nicht merken, wie sich der ganze Raum das Lachen verkneift.

Alister füllt das Wasserglas nach. „Hast du noch was von dem Zeug, das du da reingetan hast?“

„Er darf davon nicht so viel auf einmal nehmen,“ warnt Crimson, „Aber du kannst ihm später noch etwa davon geben.“ Er reicht Alister eine weitere Phiole wie die, die er gerade benutzt hat.

„Wie viele Leute sollen daran teilnehmer?“ fragt Dartz.

„Uns ist kein Limit bekannt... wir vermuten, alle,“ informiert Pegasus ihn.

„Das würde zum letzte Wettbewerb passen, dass nochmal jeder gefordert wird,“ überlegt Sorc. „Magie und Waffen sind nicht erlaubt, was schade ist, aber andererseits haben somit alle eine gute Chance, auch gegen die scheinbar übermächtigen Gegner.“

Rebecca ist ein bisschen auf ihrem Platz zusammengesunken und hat sogar aufgehört, auf ihren Computer einzuhacken. „Ich habe berechnet, dass ich es wahrscheinlich nicht schaffe...“

„Ach, was weiß der Computer schon,“ winkt Thea ab und klappt den Bildschirm nach unten. „Bestimmt sind die einzelnen Disziplinen so gemacht, dass jeder sie schaffen kann. Versuchst du es halt öfter, und bestimmt hast du auch manchmal Vorteile, weil du kleiner bist.“

Das blonde Mädchen nickt zögernd. Der allgemeine Zuspruch heitert Rebecca wieder ein bisschen auf. „Ich hoffe, wir kriegen wieder was zum Anziehen gestellt, sonst hab ich gar nichts Passendes.“

Darum muss sie sich jedenfalls keine Sorgen machen.
 

Kyuunan regt sich auf. Zwar hat er keine Nachteile beim Essen mehr, obwohl sein Team Letzter ist, aber er regt sich dennoch auf. „Was ist das für ein Kinderkram?“ Wütend gestikuliert er zu den Plakaten. „Ich dachte, wir könnten jetzt mal Punkte aufholen, indem wir die anderen im Zweikampf fertig machen, aber das...!“

„Auch das ist zu schaffen, denn wir sind alle sehr gut in Form. Das können einige aus den anderen Teams nicht von sich behaupten,“ erwidert Maris.

Kyuunan atmet hörbar genervt ein und aus. „Ich finde es eine Unverschämtheit, basta. Oh, Sensui, du bist ja auch wieder bei uns. Wo warst du während des Frühstücks, etwa bei deinem kleinen Liebhaber?“

Man muss kein Seelenleser sein, um zu merken, dass den Schwimmer etwas bedrückt. „Ja, wir... haben uns verabschiedet,“ gibt er zögernd zu.

Kyuunan nimmt die Information mit einem Nicken zur Kenntnis. „Fein, sehr vernünftig.“

„Ich hatte mir auch etwas Anspruchsvolleres als diese Spielchen erhofft,“ murmelt Arcanus, der den Austausch der beiden Kollegen nicht weiter beachtet.

„Ich find's cool!“ haucht Shisei begeistert und hüpft auf und ab. „Du nicht auch, Kaikou?“

Die Lichtsängerin nickt eifrig.

Gladys stößt ein verächtliches Suchnaben aus und ringt die Hände. „Na dann seht bloß zu, dass ihr den Ernst der Lage begreift, Kinder.“

„Besser als du denkst!“ grummelt Shisei. „Aber ich muss doch nicht an alles so ernst rangehen!“

„Du machst das schon!“ Eliza streicht ihr über das Haar. „Ich bin ein bisschen erleichtert, dass es solche spielerischen Aufgaben sind.“

„Naja, ändern können wir es eh nicht, also machen wir einfach das Beste draus,“ schlägt Valerian vor, womit dann auch ein guter Abschluss erreicht ist und sich alle dem Essen zuwenden.
 

Es macht Spaß, diesen Wettkampf zu planen und eine passende Welt zu kreieren. Für die Kandidaten gibt es wieder eng anliegende Sportkleidung für den Innenbereich. Jeder bekommt ein Tanktop in der Farbe seiner Wahl und dazu schwarze Radlerhosen, alles in diesem anschmiegsamen Nylonstoff, den man oft bei Profisportlern sieht. Das Material eignet sich zur Not auch für Wassersport, und das muss es in dem Fall auch. Ein Helm ist Pflicht, hier bekommt Piacularis die Farbe Rot, YuGiOh FW Blau und Eternity Gelb. Wann immer es in den folgenden Spielen eine Farbeinteilung braucht, wird es diese sein. Außerdem hat jeder auf dem Helm eine Nummer kleben, die Teamführer haben jeweils die Eins. Aber die Zahlen dienen nur zur Orientierung für die Aufpasser.

Am Ausgang darf die Kleidung gewechselt werden, um etwas tauglicher für draußen zu sein. Hier gibt es ein Militäroutfit samt Jacke und Stiefeln in den Wahlfarben Dschungeltarnung, Wüstentarnung, Schneetarnung oder einfarbig schwarz oder grün. Die Farbe spielt nicht wirklich eine Rolle, aber wer sich besser fühlt, wenn er glaubt, hier eine strategische Entscheidung treffen zu können, möge damit glücklich werden. Der Helm bleibt und wird ohnehin weit sichtbar leuchten. Die Kleidung dürfen sich alle vorher in der gewünschten Farbe und Größe aussuchen, damit sie bereit liegt, wenn sie gebraucht wird.

Es war nicht ganz einfach, Regeln für die Punkteverteilung zu erfinden, aber zuletzt habe ich mich für das entschieden, was die sechzehnjährige Jana den versammelten Teilnehmern nun verkündet:

„Herhören! Jeder Kandidat erhält zehn Punkte für jede bestandene Disziplin. Es gibt zwei Punkte Abzug für jeden Fehlversuch, also habt ihr fünf Versuche, bei denen es noch Punkte gibt. Danach könnt ihr zur nächsten Aufgabe gehen, wenn ihr es partout nicht schafft. Auch nach weniger Versuchen aufzugeben ist möglich, das gibt aber keine Punkte. Sollte sich jemand von euch vor einer Herausforderung fürchten, könnt ihr sie auslassen, dadurch spart ihr Kraft, erhaltet aber null Punkte dafür, das müsst ihr selber abwägen. Es geht im Prinzip nicht auf Zeit, aber bei den meisten Aufgaben gibt es... Probleme, die es euch erschweren sollen.“ Jana lächelt schadenfroh.

„Was für Probleme denn?“ will Thea wissen.

Jana wendet sich ihr zu. „Gut dass du fragst! Wir haben hier drin menschliche Gladiatoren, die sich euch in den Weg stellen, aber auch verschiedene Tiere... Spinnen, Schlangen, große Katzen und sowas. Und denkt nicht, dass ihr die irgendwie beeinflussen könnt, die sind extra für diesen Anlass von der Autorin geschaffen worden und gehorchen nur ihr.“

Thea schüttelt sich. „Na super...“

„Nicht wahr?“ strahlt Jana. „Viel Spaß dann... vor jeder Aufgabe steht eine Tafel mit einer Beschreibung der Aufgabe, falls ihr nicht selber drauf kommt. Ach ja, wenn ihr wollt, dürft ihr euch auch gegenseitig vom Ziel abhalten, aber das gilt nur während ihr selber gerade teilnehmt. Ihr dürft also nicht die Gerätschaften sabotieren oder so, aber zum Beispiel jemanden aus dem Weg schubsen – quasi all das, was die Gladiatoren auch machen.“

Jana geht aus dem Weg. Die Teams bilden drei Reihen, denn gleich zu Anfang kommt das Hindernis mit dem schrägen Laufband, das auf die Kandidaten zu läuft, so dass sie bergauf rennen müssen, um es zu überwinden. Das Band ist ungefähr drei Meter lang und überwindet einen Höhenunterschied von einem Meter. Es gibt drei Stück davon, und jedes ist mit der Farbe eines Teams markiert. Generell ist es egal, ob alle drei Gruppen nebeneinander beginnen oder drei Leute von derselben Gruppe, aber in diesem Fall ist es festgelegt.

Die Teamführer gehen mit gutem Beispiel voran und starten als Erste. Irgendwie sieht man Kyuunan an, dass er sich blöd vorkommt. Er, Hakuya und Dartz nehmen Anlauf und schaffen es, die Laufbänder recht flott zu überwinden, aber das war eine Anfangsübung, die etwas Atem gekostet haben dürfte.

Nun stehen die drei auf einem Podest, wo für jedes Team eine Kiste mit farbigen Tennisbällen bereitsteht. Sie haben die Wahl, nach links oder rechts weiter zu laufen, ein schmaler Rand führt einmal um eine quadratische Fläche herum. Die Fläche unten vor ihnen besteht aus Trampolingeflecht. Sie sollen vom Rand nach unten springen und sich zu den Körben hinaufkatapultieren, die an Stangen von der Decke hängen, und ihren Ball in einen davon werfen. Es gibt Körbe in unterschiedlicher Höhe, damit auch kleine Leute es schaffen können. Jeder hat einen Durchmesser von etwa einem halben Meter.

Hakuya beobachtet, wie zuerst Dartz es versucht, aber er trifft nicht und muss hinter dem Ball herhoppeln. Behindernd kommt hinzu, dass gerade Kyuunan hinunterspringt und damit den Untergrund zum Wackeln bringt. Aber auch er trifft nicht beim ersten Versuch.

Hakuya geht ein bisschen von den Laufbändern weg, damit ihn der Nächste nicht schubst, zielt vom Rand aus mit dem Ball... und triff in einen mittelhohen Korb. Er ist gut darin, mit geworfenen Dingen etwas zu treffen – besser, als ihm lieb ist manchmal.

„Hey!“ ruft Arcanus, der als Zweiter für Eternity an den Start gegangen ist. „So ist das nicht angedacht!“

Hakuya zuckt mit den Schultern. „Es steht nirgendwo dran, dass man es so nicht machen darf.“

Das stimmt allerdings.

Indessen hat Dartz seinen Ball wieder eingefangen. Er muss, genau wie Kyuunan, am Rand hochklettern und es erneut versuchen. In gewissen Abständen gibt es für diesen Zweck Sprossen.

Arcanus mustert den Aufbau, springt auf das Trampolin, als gerade niemand sonst darauf ist, und greift mit einer Hend nach dem Rand des nächstbesten Korbes. Dort hängend kann er in Ruhe seinen Ball darin platzieren und sich dann wieder fallen lassen. Diese Idee wird von vielen nach ihm aufgegriffen, während manche auch die Wurftaktik von Hakuya versuchen. Nach wenigen Minuten ist auf dem Trampolinrand allerhand los, weil ständig neue Teilnehmer über die Laufbänder nachkommen, es aber nicht sofort schaffen, ihren Ball in den Korb zu treffen.

Ein paar der Gladiatoren, die eigentlich für die Störung der Teilnehmer zuständig sind, beobachten in diesem Fall ganz genau den Fortschritt und notieren die Fehlerzahl.

Hakuya ist bereits zum nächsten Schritt übergegangen und klettert an einem Seil hoch, das freundlicherweise mehrere Knoten hat, so dass es einfacher ist. Alternativ gibt es noch ein paar, die keine Knoten haben, falls der Nächste nicht warten will.

Oben angekommen, steht er auf einer Plattform, von wo aus einige Rutschen aus weichem Plastikmaterial – sie erinnern an die Notrutschen, die bei Flugzeugunglücken benutzt werden – in ein Schwimmbecken führen. Selbiges muss hundert Meter weit durchschwommen werden – und ab und zu gibt es Hindernisse in Form von Gittern, die entweder flach auf der Oberfläche liegen oder senkrecht darin stehen und unten drunter Platz bieten, so dass der Teilnehmer in beiden Fällen entweder darunter durch tauchen oder obendrüber klettern kann. Bei dieser Sache werden keine Versuche gezählt, man tut es oder nicht. Allerdings sind Gladiatoren im Becken, die sich manchmal den Schwimmern in den Weg stellen. So kommt es vor, dass jemand umkehren und eine andere Methode ausprobieren muss, um die Hindernisse zu überwinden oder zu unterwandern. Das ganze kostet hauptsächlich Zeit und Atemluft und zehrt an den Kräften. Kaikou bekommt es nach halber Strecke mit der Angst und gibt auf, indem sie das Becken an der Seite verlässt. Sie hat es eben nicht so mit Wasser, wenn sie darin untertauchen soll.

Nach und nach schaffen die Teilnehmer diese erste Strecke. Ein paar Kandidaten fallen auf den Laufbändern hin und müssen noch einmal anfangen. Die wenigsten schaffen das Trampolin beim ersten Versuch, manch einer kriegt den Ball auch nach vier Wiederholungen nicht in den Korb und bekommt dort null Punkte.

Ein paar Personen überschätzen sich bei den Seilen und müssen lernen, dass Knoten hilfreich sind. Hier gibt es Abzüge für Fehlversuche.

Das Wasserbecken wird von allen außer Kaikou geschafft, sie brauchen nur ziemlich lange. Sogar Rebecca kriegt es hin, sie entgeht den Häschern, weil sie so klein ist, und kann vorbei schlüpfen, während ihre Gegner ins Visier genommen werden. Shisei hält es anders, sie boxt einem Gladiator auf die Nase und hat danach freie Bahn.

In der Halle sind maximal 40 Punkte zu holen. Hakuya gehört zu denen, die sie bekommen.
 

Nun dürfen sich alle für draußen umziehen, allerdings gibt es keine richtigen Umkleidekabinen. Da müssen die Jungs und Mädels jetzt durch. Die Teilnehmer mit langen Haaren bemühen sich, ihre geflochtenen Zöpfe auszuschwingen, bevor sie trockene Sachen anziehen.

Als Aufwärmübung gibt es einen kleinen Hindernisparcour auf einer Wiese, der von den Kandidaten erst einmal verlangt, dass sie eine Reihe von vier niedrigen Zäunen überspringen. Man kann fast über sie drüber joggen, so harmlos sind sie. Im Anschluss sollen sie zehn Meter weit unter einer Plane durchkriechen. Möglicherweise hat manch einer da etwas Platzangst oder Atemnot, allerdings wird die Aufgabe ganz gut bewältigt.

Dann müssen sich alle an einigen in zwei Metern Höhe angebrachten Stangen entlanghangeln und dabei aufpassen, dass sie ihre Beine nicht in den Graben darunter hängen lassen – darin befindet sich nämlich stinkende Jauche. Hier sind wieder kleine Leute im Vorteil, sofern sie es schaffen, die Stangen zu erreichen. Aber es ist nicht verboten, sich von einem Kameraden hochheben zu lassen. Einen Nachteil wiederum stellt vielleicht der Stangenabstand von 40 cm dar, der für größere einfacher ist. Insgesamt müssen auf diese Weise vier Meter überwunden werden, es gibt also zehn Stangen. Es folgt eine Übung für die Beine, bestehend aus einer Strecke von mehreren niedrigen Holzpfählen, auf die man treten muss, ohne zwischendurch den Boden zu berühren.

Danach haben wir ein paar drei Meter lange Balken mit verschiedenen Breiten zur Auswahl, über die balanciert werden muss, eine zu bezwingende Kletterwand, einen steilen Hang zum Runterschlittern, bei dem man angesichts von herausschauenden spitzen Steinen vielleicht doch nicht schlittern sollte, ein breites Brett, das wie eine Wippe aufgebaut ist und über das man vorsichtig gehen muss, und schließlich ein langes, dunkles Rohr zum Durchkriechen mit Platzangst- oder Angst-im-Dunkeln-Gefahr.

Am Ende kommt noch etwas für den Spaß, wenn man sowas denn mag: Eine Seilbahn mit einem dreieckigen Metallgestänge als Griff, die einen über einen Froschteich transportiert. Das Seil hat ein relativ hohes Gefälle und ist gut fünf Meter lang. Auch wenn das nicht viel erscheint, muss man sich gut festhalten und wird schnell sehr... nun, schnell. Das lustigste ist es, wenn man am Ende gegen einen Poller kracht, durch die Wucht quasi automatisch loslässt und in eine Grube voller aufgeblasener Airbags geschleudert wird... so sehen die Kissen zur Sturzbremsung jedenfalls aus.

Die Seilbahn ist ein großer Spaß für fast alle – und jene, die keinen haben, wollen es wahrscheinlich nur nicht zeigen.

Bei jedem dieser Hindernisse gibt es einen Punkt für die Teilnehmer, die es vorschriftsmäßig überwinden. Insgesamt sind also zehn möglich.

Nun geht es an die etwas komplexeren Aufgaben. Die Kandidaten müssen über Strickleitern einen hohen Baum erklimmen, wo sie eine hölzerne Platzform erreichen. Von dort müssen sie sich mit Hilfe von mehreren Seilen, die von den oberen Ästen herabhängen und netterweise einen Knoten am Ende haben, zu einer anderen gleichartigen Plattform schwingen. Diese ist gut zehn Meter entfernt und der Boden ebenso tief unten. Allerdings besteht er aus Wasser und Schlamm, man fällt also relativ weich. Als Schwierigkeit kommt hinzu, dass ständig Schwärme von kleinen Vögeln zwischen den Seilen umherfliegen, die es erschweren, das nächste Seil zu erwischen. Manche Teilnehmer müssen eine Weile schaukeln, bis sie es schaffen. Hier gibt es keine Punkte zu verlieren, sondern wer es schafft, kriegt 10, und wer nicht, nicht.

Da die Seilstrecke nur einmal vorhanden ist, dauert es recht lange, bis alle Kandidaten durch sind. Seto gehört zu denen, die besonders lange brauchen, denn die Vögel scheinen ihn zu mögen. Seraph greift beim letzten Seil daneben und fällt in den Schlammsee. Allerdings ist er da in guter Gesellschaft von Gladys, Pegasus und Hajime.

Anschließend muss der gleiche Schlammsee erneut überwunden werden – dieses Mal aber weiter unten, und zwar über einige sehr wackelige, schleimige, rutschige Hängebrücke. Als wäre das nicht problematisch genug, müssen die Kandidaten auch noch eine fußballgroße, goldene Kugel mitnehmen, die zwei Kilo schwer ist. Es steht ihnen frei, wie sie das machen, und so werden viele in die Jacke gesteckt oder mit einem Arm umschlungen, in der Hoffnung, dass der zweite zum Festhalten reicht. Wenn sie in der Mitte ankommen, werden sie auch noch von den Gladiatoren mit Bällen beschossen, die zwar keinen Schaden anrichten, aber doch stören.

Wer von der Brücke fällt, erhält keine Punkte für diese Runde. Wer die goldene Kugel verliert, muss umkehren und sich eine neue holen. Nur wenige kriegen hier die vollen 10 Punkte, ungefähr ein Drittel landet im schlammigen Wasser.

Es folgen weitere Herausforderungen von ähnlicher Natur, die hier jetzt aber nicht alle genau beschrieben werden sollen, weil das wohl zu weit ginge. Die meisten sind relativ ungefährlich, auch wenn die Stürze manchmal schmerzhaft aussehen. Alles, worauf man fallen kann, ist entweder gepolstert oder Wasser, also eher eklig als lebensbedrohlich.

Anfangs behindern sich die Kandidaten noch gegenseitig, indem sie an Seilen wackeln, einander von einer Kante schubsen oder auf Hände treten, die sich mühsam irgendwo festhalten.

Aber das nimmt ab, als alle immer müder werden. Letzten Endes ist jeder nur noch froh, als gegen Abend die ganze Tortur ein Ende findet. Niemand ist ganz sauber geblieben, somit hat auch niemand die mögliche Höchstpunktzahl von 120 Punkten erreicht. Die höchste persönliche Punktzahl ist 78, und erreicht hat sie Black Luster.
 

Es dauert ein bisschen, die Punktzahlen auszuwerten und alles zusammen zu rechnen. Daher lasse ich die Teams auch für heute noch im Unklaren, was allerdings dazu führen dürfte, dass die meisten beim Abendessen keinen richtigen Appetit haben und schlecht schlafen werden.

Wie sich herausstellt, hat das Team YuGiOh FW 736 Punkte gesammelt. Piacularis hat sogar 748 geschafft und Eternity 753. Kyuunans Team hat einen Sieg eingefahren, aber die bisherigen Punkte liegen so dicht beieinander, dass ihnen das nichts nützen dürfte. Schon jetzt kann ich sehen, dass Piacularis den Gesamtsieg erhält. Nachdem ich die alten Punkte addiert habe, kommen sie auf 1374; Eternity erreicht 1260 und YuGiOh FW 1354. Tatsächlich gewinnt Piacularis dadurch, dass YuGiOh FW einmal 25 Punkte nicht erhalten hat. Ziemlich ärgerlich, aber es wäre wohl noch ärgerlicher, wenn sie ihnen die Punkte gegönnt hätten und deswegen jetzt verlieren würden.

Somit steht fest: Meine erste Geschichte, Piacularis, bleibt bestehen, die anderen kommen weg.

„Dann ist die Entscheidung also gefallen?“ erkundigt sich mein Partner, als er sieht, dass ich mit dem Taschenrechner fertig bin.

Ich reiche ihm die Notizen mit den Ergebnissen. „Ich glaube, das ist ganz gut so. Piacularis war eh mein erstes Projekt.“ Doch ich höre selbst, dass ich etwas betrübt klinge, daher rede ich mir ein, dass es für mein Zeitmanagement besser so ist.

„Du tust schon das Richtige,“ muntert Schatzi mich auf und drückt meine Schulter. Es überrascht mich, dass er mich so unterstützt und nicht versucht, mich umzustimmen. Aber vielleicht ist er auch zu sehr mit etwas auf dem Laptop beschäftigt, denn er tippt schon wieder.

„Was machst du da eigentlich immer?“

„Ach, ich schreibe mein eigenes Zeug.“

„Hm, okay.“
 

Ich gönnen den Teams noch ein Frühstück am nächsten Tag. Das Schutzfeld ist nicht mehr an, so dass sie in beliebiger Reihenfolge essen können. Wider Erwarten führt das nicht zu Streit. Sie wissen, dass es keinen Sinn mehr hat, doch die Gruppen teilen sich streng auf und reden nicht mit gegnerischen Personen.

Dann ist es soweit, dass das Urteil verkündet werden muss.

Ich schicke den Koch hin, denn Jana hat angefangen zu weinen und ist in keiner ihrer Erscheinungsformen zu gebrauchen.

Raoul kommt aus seiner Küche. Er räuspert sich und schafft es, ein neutrales Gesicht aufzusetzen. Sofort verstummen alle Gespräche.

„Das Team Piacularis ist der Gesamtsieger. Die Gruppe wird sogleich in ihr Universum zurückgebeamt und wird gebeten, zu diesem Zweck zum Beamhangar zu gehen. Die anderen bleiben erst einmal hier und werden dann gerufen.“ Er hat seinen Text gesagt und verzieht sich gleich wieder, als hätte er Angst, dass ihn jemand dafür verantwortlich machen könnte.

Während unter den Verliererteams erste Schluchzer laut werden, steht das Team um Hakuya auf und verlässt schweigend das Restaurant. So fies, dass sie die anderen noch verspotten oder sich offen freuen, sind sie dann doch nicht, aber sie protestieren auch nicht.

Jana erklärt sich bereit, die Beamfelder zu bedienen, aber sie ist nach wie vor sichtlich betrübt. Sie gibt mir zu verstehen, dass sie es später nicht sein will, die die anderen löscht. Das muss sie auch nicht.

Philomela mit ihren empathischen Sinnen hat es schwer, die anderen zurückzulassen. Leander hat einen Arm um ihre Schultern gelegt. Aspasios bedauert es, nicht noch einmal mit Maris reden zu können, und Sunny trauert um Thea und Taika. Bestimmt hat jeder jemanden, den er besonders vermissen wird – aber dafür bin ich ja die Autorin. Ich werde es sie alle vergessen lassen, und die ganzen Ereignisse werden in Piacularis nie von Bedeutung sein.

Es ist ein ziemliches Trauerspiel, als die Gewinner nicht etwa jubelnd, sondern mit Leidensminen und teilweise Tränen im Gesicht ihren Gewinn erhalten, daher sehe ich es mir gar nicht bis zum Ende an.

Allerdings ist die Stimmung bei den Zurückbleibenden logischerweise nicht besser. Viele liegen einander weinend in den Armen, andere bemühen sich verzweifelt um Fassung. Nun ja. Einige werde ich vielleicht wirklich später in Piacularis einbauen können, aber das wird ja nie jemand von ihnen wissen.

Niemand fleht um Gnade. Sie sagen eigentlich kaum etwas, als sie schließlich per Durchsage zu den Beamfeldern geschickt werden. Die Beamfelder sind so eingestellt wie ein Dimensionstor, sie müssen nur hindurch gehen und landen... im Papierkorb. Jana wollte dabei nicht zusehen.

Der Papierkorb ist eine weitestgehend leere Welt, denn ich habe vorhin seinen Inhalt gelöscht. Generell vorherrschende Farbe ist ein helles Stahlgrau, eben die Farbe des Papierkorbes. Die Charaktere stehen auf einer eliptischen, frei schwebenden Fläche, die sich unter ihnen und mit ihnen auflösen wird, sobald ich „Papierkorb leeren“ drücke.

Crimson und Sorc liegen einander in den Armen, auch Seto, Yugi und Yami halten sich umklammert. Seto ruft natürlich noch Mokuba hinzu.

Überall bilden sich Gruppen, die sich festhalten, um einander in diesem Moment ein bisschen Trost zu spenden und dem Ende gefasst entgegen sehen zu können.

Ich blinzle verwundert. Seltsam, warum sind einige Stellen kursiv? Aber egal, das kann ich später abändern.

Vielleicht sollte ich noch etwas zu meinen Figuren sagen. Aber was sagt man jemandem, den man im Begriff ist zu löschen? Danke, dass ihr mich so lange amüsiert habt? Das wäre wohl etwas unangemessen. Und bevor ich dann noch schwach werde und doch wieder meine Festplatte zumülle, sage ich lieber gar nichts und drücke den Button. Papierkorb leeren.
 

ERROR.
 

„Was?“ Ich drücke erneut auf den Leeren-Button. „Stürzt das Ding jetzt ab oder was? Das ist aber der unmöglichste aller Zeitpunkte!“

Dein Papierkorb kann nicht gelöscht werden, weil du es doch gar nicht wirklich willst.

„Was zum Teufel ist hier los?“

Auf der Plattform in der Welt des Papierkorbes ändert sich das Bild. Die trauernden Figuren flackern und lösen sich auf, und ich sehe, dass Dartz zwei Karten von seiner Duel Disk genommen hat.

„Die anderen waren nie hier, sie waren vorhin auch gar nicht mehr im Restaurant, sondern sind mit Piacularis weggegangen. Was du gesehen hast, war nur ein Hologramm. Pegasus hat diese Karten entworfen, wir haben sie in der Druckerei des Raumschiffes hergestellt und Seto hat die Daten ins System programmiert. Dadurch konnte ich sie benutzen.“

„Wie bitte? Das wäre mir doch aufgefallen!“ protestiere ich.

„Aber nein,“ mischt sich Kyuunan ein. „Ich habe dir im Prolog in die Augen geblickt und dich seither in Sicherheit gewogen. Die anderen Seelenleser sowie Philomela und Dartz mit seinem Orichalcos haben geholfen, aufzupassen, wo deine Aufmerksamkeit ist, und sie bei Bedarf abgelenkt.“

„Zum Beispiel, als wir mit Raoul sprachen, der uns als Mittelsmann zwischen den Teams unterstützt hat,“ fügt Hakuya hinzu. Er übergibt seinen Laptop an Kyuunan, der ihn für ihn festhält, damit Hakuya beide Hände zum Tippen hat.

Die drei sind noch da. Sonst niemand.

„Moment mal... soll das heißen, dass Jana die anderen Teams auch weggebeamt hat? Das... das kann nicht sein, sie verkörpert praktisch mich!“ rege ich mich auf. Ich kann mich doch nicht selbst hintergangen haben!

„Und doch ist Jana eine von dir losgelöste Figur, das hast du doch inzwischen gelernt, oder? Zum Beispiel weißt du selber nicht, warum sie Sorc den Entwurf von Teil drei zugespielt hat.“

Ich fahre zu der neuen Stimme herum. Mein Partner. Auf einmal dämmert es mir. „Steckst du auch da mit drin?“

Er zuckt entschuldigend mit den Schultern. „Tja, weißt du... einige Leute aus Eternity hab ich mir ausgedacht. Sie spielen vielleicht noch nicht bei dir mit, aber im Prinzip gehören sie schon dazu. Das gilt auch für Nebencharas aus Fremde Welten, oder aus Piacularis... zum Beispiel Arsiel ist meine Erfindung. Er wurde noch nicht in die Geschichte eingeführt, lebt aber seit geraumer Zeit in unseren mündlichen Ideen. Er konnte dich die ganze Zeit über inspirieren oder auch mal deine Inspiration etwas stoppen. Außerdem steht er sozusagen mit mir in gedanklichem Kontakt, schließlich ist er mein Charakter.“

„Waaaas?“

„Ich mag das, was du schreibst. Da kann ich es dich doch nicht löschen lassen. Daher habe ich überall Agenten eingeschleust, beispielsweise ist der Koch ein besonderer Mograt, den du vor einer Weile erfunden, aber auch noch nicht offiziell eingebracht hast. Sicherlich weißt du, wen ich meine.“

Mir ist ganz schummerig. „Du hast die Lieder für den Tanzwettbewerb vorgeschlagen...“

„Ja, genau,“ gesteht Schatzi. „Und ich habe den Tänzern gesagt, welche es sind.“ Er deutet auf sein Laptop.

Rebecca, Seto und Siegfried haben geholfen, dein System zu hacken. Da gab es auch kaum Gegenwehr. Dein Computer gehörte früher deinem Ehegatten und hat zur Zeit kein Passwort. Wir standen ständig in Kontakt mit ihm und auch untereinander. Du hast es oft gar nicht gemerkt, wenn wir uns ausgetauscht haben, zumal wir dich meistens irgendwie abgelenkt haben.

Die kursive Schrift... das ist Haku. Er muss vorhin den Text verändert haben, um zu verschleiern, dass die anderen auf der Flucht sind.

„Ich habe überall Sicherungskopien von deinen Geschichten abgespeichert,“ teilt Schatzi mir mit. „Selbst wenn du den Papierkorb löschst, nützt das gar nichts. Fremde Welten und Eternity wurden sicher schon von einigen Fans aus dem Internet kopiert, und davon abgesehen sind sie da ja immer noch... im Internet, nicht wahr?“

Wir sind alle zusammen auf deinem Computer – und in deinem Kopf. Wir wussten voneinander, bevor du uns zusammen in diese Fanfiction gesteckt hast. Und in deiner Erinnerung werden wir immer sein. Du kannst uns nie ganz loswerden. Und tief im Herzen willst du es gar nicht.

„Ich, ähm... also...“

„Gib einfach zu, dass du nur einen Aufhänger für den Wettbewerb gebraucht hast,“ fordert Schatzi mich auf.

Ich seufze. „Naja... schon...“

„Na also.“

Ich muss mich geschlagen geben, besiegt von meinen eigenen Figuren und von dem Mann, den ich liebe. Denn die Wahrheit ist... sie haben Recht.

Als ich Dartz, Kyuunan und Hakuya aus dem Papierkorb wiederherstellen will, sind sie bereits verschwunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hikari-Yumi
2014-06-06T17:16:43+00:00 06.06.2014 19:16
Hallo, tut mr leid das ich mich solange nicht gemeldet habe. Mein Handy wollte Mir nichts von den neuen Kapiteln sagen...
Nachdem ich mich nun endlich durchgekämpft habe:
Das Ende war klasse. Nicht nur des aha-Effekts wegen, als sich manche Andeutungen aufklären, sondern, weil alles gut wird.
Interessant, dass nicht wirklich Rivalität auftritt, zumindest in der Freizeit. Und So schön das sie so an einem Strang ziehen können. Ich bin echt beeindruckt.
Besonders klasse fand ich ja dem Eislaufwettkampf. Die "erschwerten Bedingungen" waren echt fies.... Du weißt ich mag das.
Du hast meinen vollen Respekt die ganzen Charaktere zu nutzen. Und gelegentliche Seitenhiebe auf die original Geschichten... (Was ich ja nur bei fw beurteilen konnte)
Alles in allen werde ich jetzt versuchen wieder pünktlich mitzulesen und bessere Kommis als den zu schreiben :)
ganz lieben Gruß Hikari
Von:  jyorie
2014-06-04T15:04:57+00:00 04.06.2014 17:04
Huhu ^.^

Ich hab mir den letzten Wettkampf so vorgestellt wie eine dieser
Japanischen(?) Sendungen, die manchmal laufen, wo auch so
ähnliche Parcours und Aufgaben sind und das dann immer mit den
lustigen SoundEffekten untermalt wird. Find ich gut, das du etwas
gefunden hast, bei dem alle teilnehmen konnten. Ein wenig schade
das der letze WB so umfassend in der länge und Größe war, aber den
einzeln zu beschreiben hätte den Ramen total gesprengt, da war es
dann wohl besser nur einiges kurz zu beleuchten ^^°

Ich war ein bisschen beeindruckt, von Dartz Fähigkeiten, das er Kyuunan
wiederstehen konnte, zwar nicht unbeschadet, aber noch so klar das er
genau sagen konnte was er getan hat und um eine Gegenmaßnahme bitten
konnte (*lacht* Joey ... hi hi) Aber auch wie er die Wasserblase von Sensui
zerstören konnte, scheinbar ohne sich anzustrengen. Die beiden sind echt
aufs Ganze gegangen, so lädiert wie Dartz dann zum Frühstück gekommen
ist – ungünstig für den WB, aber die Salbe muss ja wahre wunder gewirkt haben.

Die Idee das dein Mann und die Chara zusammenarbeiten fand ich toll, und auch
wie du mit dem Tricksen die Bedingungen des WBs erfüllt hast, aber eben alles
ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte^^ Wobei ich dann auch froh bin,
das die Geschichten so gut geschützt sind. *ggg* Wäre echt schade gewesen.

Ich hab deinen Beitrag gern gelesen.

Über das Pairing das sich quer durch die Teams gefunden hat, hätte ich gern
noch etwas mehr gehabt, oder gewusst ob sie zukünftig die Chance haben sich
noch mal zu treffen, oder ob die Erinnerungen wirklich alle gelöscht wurden,
nachdem sie die Schleusen betreten haben. (*schmunzelt* du hast ja noch einen
Epilog in Aussicht gestellt^^)

Hat mir gefallen, was du dir zu den Vorgaben ausgedacht hast.

Danke :D

CuCu, Jyorie



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