Alpha von NekoBastet (Werwölfe auf Rudelfindung) ================================================================================ Kapitel 4: Stärken und Schwächen -------------------------------- Leider ist dieses Kapi etwas kürzer geworden. :( ~~~~ Jake atmete tief durch und versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen. Die Angst der fremden Werwölfe benebelte ihm die Sinne. Dennoch zwang er sich, ruhig zu bleiben. Dass er sich nicht von den Gefühlen anderer beeinflussen lassen durfte, hatte er schon früh von seinem Vater gelernt. Als Beta musste man sowohl dem Alpha in manchen Situationen die Stirn bieten können, als auch diejenigen beherrschen, die schwächer waren. Es hatte Jake viel Mühe gekostet, bis er endlich verstanden hatte, mit welcher Atmung und welcher Haltung er seinen Zustand beeinflussen konnte. So funktionierte es auch jetzt. Jake fühlte, wie die auf ihn einprasselnden Empfindungen nach und nach abperlten. Seine Glieder entspannten sich und er hatte nicht mehr das Gefühl, als drückte ihm die Atmosphäre den Hals zu. Mit seiner eigenen Haltung entspannte sich auch Ray ein wenig. Wenn Jake sich sicher fühlte, dann hatte er ebenso nichts zu befürchten. Mit den nächsten Atemzügen veränderte sich das unangenehme Zusammentreffen zusehends. Es war schon immer in den Instinkten der Tiere vorhanden gewesen: Angst rief Angst hervor. Misstrauen bekam man grundsätzlich zurück. Ebenso konnte man einer entspannten, offenen Person gegenüber gleichfalls offen sein. Vertrauen wurde mit Gegenvertrauen belohnt. Mit einem ruhigen Blick beobachtete Jake die fremden Werwölfe. Sie verließen ihre Abwehrhaltung und setzten oder legten sich hin. Diejenigen unter ihnen, die ihre Menschengestalt angenommen hatten, gingen wieder ihren vorigen Tätigkeiten nach und taten so, als würde sie die Ankunft der Fremden nichts mehr angehen. Als Jake das Gefühl hatte, dass sich die Situation vollends wieder beruhigt hatte, beschloss er sich vorzustellen. „Eure Verbündeten Sila und Ethan haben uns gefunden, als vor zwei Tagen unser Rudel überfallen wurde.“, begann er zu erklären. Dabei suchte er die ihm bekannten Werwölfe in der Runde und entdeckte sie wenige Meter entfernt. „Mein Name ist Jake und das hier“, er trat einen Schritt zurück und gab damit den Blick auf seinen Freund frei. „ist Ray. Wir hoffen hier Zuflucht zu finden.“ Nachdem Jake geendet hatte, starrte er Sila an, die leicht nickte. Sie würden sie sicher aufnehmen. Dann ging sie auf ihn zu und reichte ihm die Hand. „Willkommen im Verbund.“ Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Endlich hatten sie wieder Erfolg damit gehabt, leidenden Artgenossen zu helfen. Nach der Begrüßung drängte Sila die zwei Neuankömmlinge zu ihrem Platz. Jake erkannte Ethan wieder, der sich noch immer in Wolfsgestalt befand. Der junge Wolf rutschte ein wenig zur Seite, um Platz zu machen. Bald darauf drängten sich auch andere Werwölfe dazu und löcherten Jake und Ray mit Fragen. Man konnte heraushören, dass viele von ihnen ewig nicht mehr in einem vernünftigen Rudel gelebt hatten. Sie stellten Fragen über ihre Rangordnung und ihr Leben vor dem Überfall. Nach ein paar Sätzen taute auch Ray auf. Er begann von Abenteuern zu erzählen, die er schon mit Jake erlebt hatte und erzählte von dem Ärger, den sie damals für ihre Dummheiten bekommen hatten. In der Zeit, in der Ray schwärmte und berichtete, hatte er das Gefühl, als wäre er zu diesen Momenten zurückversetzt worden. Seine Augen begannen zu glänzen und er lachte, als Jake ihm in die Seite knuffte, weil er wieder eine ihrer Dummheiten verraten hatte. Das Erzählen wurde unterbrochen, als sie ein paar weitere Werwölfe rochen, die sich schnell näherten. Sila sah die wachsamen Ohren des schwarzen Wolfes und hob abwehrend die Hände. „Keine Sorge, das sind ein paar Verbündete, die heute dafür verantwortlich sind, uns Fleisch zu besorgen. Jeden Tag jagen andere, aber man kann sich auch freiwillig zur Jagd melden, wenn ihr das wollt.“ Ethan lachte und jaulte vergnügt auf. „Aber wenn ihr so erfolglos seid, wie ich manchmal, dann wir euch das Jagen von anderen abgenommen.“ Dafür verpasste ihm Sila einen Kniff ins Ohr. „Du weißt, dass du dich nicht immer so schlecht machen sollst.“, tadelte sie ihn und der Jüngere wusste, dass sie es ernst meinte. „Wenn du dir immer wieder einredest, du seist ein schlechter Jäger, dann bist du es irgendwann tatsächlich.“ Ethan seufte resignierend. Er war wirklich nicht gut im Jagen. Da musste er sich keine Gedanken machen, ob er sich noch einmal eine Stufe verschlechtern würde, nur weil er es aussprach. Überhaupt hielt Ethan nicht viel von seinen körperlichen Fähigkeiten. Er war weder besonders stark, noch schnell, noch geschickt, noch... Auf jeden Fall brachte er nicht so gute Voraussetzungen für das Dasein eines Alphas mit, als manch anderer. Eher war Ethan ein Denker. Er hatte einen guten Orientierungssinn und war aufmerksam. Was er einmal im Kopf hatte, vergaß er nicht mehr. Sicher könnte er zumindest mit List und Planung jedem Rudel einen Vorteil bieten, aber am Ende zählten doch meist Macht und Charisma, damit man Alpha werden konnte. Wie sich Sila einreden konnte, diese Eigenschaften in ihm zu sehen, konnte Ethan sich nicht erklären. Sein Blick fiel auf Jake. Er hatte auf dem ersten Blick gesehen, dass er der geborene Anführer war. Er war gutaussehend, hatte starke Augen und einen muskulösen Körperbau. Allein schon von der Kraft musste Jake ihm um Längen überlegen sein, aber auch seine Außenwirkung unterstrich die Autorität, die dieser Werwolf von Natur aus in die Wiege gelegt bekommen haben musste. Sie hatten sich zwar auch über ihre Rangordnung im Rudel unterhalten, aber keiner der zwei Neuen hatte heraushören lassen, in welcher Position sie beide gestanden hatten. Trotzdem war sich Ethan sicher, dass ein so beeindruckender Wolf wie Jake einer war, sicher nicht das Schlusslicht gebildet haben konnte. Ray dagegen konnte er, ohne urteilend klingen zu wollen, sehr gut in einer niederen Rolle sehen. Ethan fand, dass er es so sagen durfte, weil er sich selbst schließlich auch in dieser Position sah. Als normales Mitglied eines Rudels konnte man durchatmen. Die Probleme der höheren Ränge hatte man nicht, es gab keinen Machtkampf und man musste seine Fähigkeiten nicht unter Beweis stellen. Wenn man nichts besonderes konnte, dann erwarteten andere auch nicht, dass man sich seinen Platz verdiente. Man konnte aufgenommen und akzeptiert werden und später eine Wölfin finden, die einem Junge schenkte, die ebenso gewöhnlich sein würden, wie man selbst. „Hey, Ethan, ich hab dich was gefragt.“, keifte Sila plötzlich. Sie sah ihren Bruder zusammenzucken und verdrehte die Augen. „Wo bist du nur immer mit deinen Gedanken?“ Entschuldigend lies Ethan die Ohren hängen. „Tut mir doch leid. Was war denn?“ Sila brummte missmutig und wiederholte sich. „Ich hab dich gebeten unseren zwei Neuankömmlingen zu sagen, was denn ab jetzt unser Plan ist.“ Ethan spürte die Aufmerksamkeit, die man ihm nun schenkte. Er fühlte sich gänzlich unwohl und ganz im Geheimen wusste er, dass Sila durchaus genauso gut den weiteren Plan kannte und darstellen hätte können. Schließlich fügte er sich seinen Schicksal. „Wir wollen weiter nach Westen gehen. Erstmal aus eurem alten Revier raus und dann nach weiteren Flüchtlingen suchen. Letztes Jahr zu dieser Zeit wurden besonders viele Siedlungen im Westen angegriffen und wir haben die Hoffnung, dort wieder anderen unserer Art helfen zu können.“ Er neigte den Kopf nach Westen, als könne er durch die Bäume in die Ferne sehen. Jake und Ray tauschten Blicke aus. Sie waren nie nach Westen gegangen. Überhaupt hatten sie nur wenige Male in ihrem bisherigen Leben die Notwendigkeit gesehen, ihr Revier zu verlassen. Aber sie waren, wenn sie denn gegangen waren, auch immer wieder zurückgekehrt. Jake schluckte bei dem Gedanken, dass es nun nichts mehr gab, zu dem er zurückkehren können würde. Seine neue Heimat war nun dieser Verbund. Trotz seiner gemischten Gefühle nickte er tapfer. „Es klingt zumindest sinnvoll. Je mehr Werwölfe wir vor dem Tod bewahren, desto besser.“ Und vielleicht, fügte er in Gedanken hinzu, würde er dann mit den neugewonnenen Anhängern ein neues Rudel gründen können. Bewusst führte er diesen Gedanken nicht aus. Es wäre dumm, gerade in einem Verbund anzukommen und sofort Machtkämpfe zu provozieren. Aber früher oder später würde er sich sein Rudel aufbauen und ihrem Dorf neues Leben einhauchen. Fürs erste waren sie sich allerdings einig und man konnte sicherlich den Frieden bewahren, solange es von Nutzen war. Mittlerweile waren die Jäger mit ihrer Beute zurückgekehrt. Sie hatten Rehe und andere Waldtiere mitgebracht, damit jeder seinen schlimmsten Hunger stillen konnte. Danach kehre Ruhe ein. Jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher. In der nächsten Stunde würden sie wieder aufbrechen und weiterziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)