Hakuouki - The Demon of the fleeting Blossom von Ascian_Dragon ================================================================================ Kapitel 20: Kapitel 3.1 - Durst nach Blut ----------------------------------------- Chapter 3 April 1867 Die Jahreszeiten vergingen und der Frühling kam. In Kyoto blühten die Kirschbäume auf und gab der Stadt eine festliche Atmosphäre. Umhüllt von der lebensfrohen Umgebung sah alles viel liebevoller aus, als gäbe es nichts Böses. Souji beobachtete mich mit einem schiefen Grinsen. „Lass dich nicht so gehen, auch wenn unser Rundgang gerade wie ein Spaziergang wirkt.“ „Schon klar.“ Wir hatten zwar keinen speziellen Weg vor uns, aber die Suche nach meinem Vater hatte hohe Priorität. Aber das wusste ich. Es war ja nicht so, das ich mich völlig der Schönheit der Kirschblüten hingeben würde. In der Nähe hörte ich Stimmen. Der Inhalt des Gesagten klang recht verdächtig. Rōnin? Mein Blick fiel auf eine Gruppe von Männern, die auffällig durch eine Seitengasse huschten. Der Ausdruck in meinem Gesicht musste derart lustig ausgesehen haben, da mich Soujis Gelächter aus den Gedanken riss. „Verschwende deine Energie nicht an solch kleinen Fischen.“ „Kleine Fische?“ „Wenn es welche vom Choshu Reich wären, würden sie nicht laufen. Sie würden mehr Aufsehen erregen. Diese Sorte laufen nur, wenn sie uns erblicken. Kleine Fische eben.“ „Wenn du meinst.“ „Sie mögen vielleicht etwas Kriminelles verbrochen haben. Aber die Shinsengumi schreckt sie in letzter Zeit sehr oft ab.“ „Die Shinsengumi ist auch recht berühmt geworden.“ „Wie man es sieht. Kommt darauf an, wer vor dir steht.“ Recht hatte er: Die Shinsengumi hatte viel Aufsehen erregt, aber es war wie ein zwei-schneidiges Schwert. Manche zeigten Respekt und Gehorsamkeit, andere wiederum das Gegenteil. Ihre auffällige Uniform wurde zu einem Symbol, gleichzeitig gab es einige Streitigkeiten, ob man nicht die Uniform ändern sollte. Andere – wie Itou zum Beispiel – fanden, man sollte die Uniform ändern, da sie nicht so modern wirkte... „Ist Itou eigentlich wieder zurück?“ „Ich glaube schon. Auch wenn es mir lieber wäre, wenn er da geblieben wäre, wo er hingegangen ist.“ „Er wollte neue Rekruten anwerben oder? Aus seinem Bekanntenkreis habe ich gehört.“ „Das ist es, was er meinte, aber ich frage mich, was er wirklich vorhat.“ „Inwiefern 'wirklich vorhaben'?“ „Naja, denkst du echt, er würde sich wirklich um die Shinsengumi kümmern?“ Diese Frage überraschte mich ein wenig. Ich wusste wie Souji auf Itou zu sprechen war. Aber würde dieser der Shinsengumi beitreten, um ihr zu schaden? Er mochte zwar recht taktlos sein, aber ich bezweifelte, das er Mumm hätte, eine Gruppe starker Männer zu hintergehen. „Ich weiß nicht, was ich von ihm denken soll...“ murmelte ich nur und seufzte leicht. „Ich habe andere Dinge im Kopf, als an ihn zu denken.“ gestand ich. Souji grinste leicht, dann blickte er in die Menschenmenge. Als er sprach, klang es so, als würde er mehr zu sich selbst sprechen. „Kondou ist viel zu nett. Er hätte ihn einfach töten sollen.“ „Oi, Okita, jetzt übertreibst du es ein wenig.“ Seine Tendenz, alles und jeden zu töten nahm ich langsam nicht mehr ernst, aber wenn er mal wütend war, würde ich ihm alles zu trauen. Auch wenn er Itou nicht leiden konnte – er war ein Kamerad. Ob er wollte oder nicht. Sie waren Mitglieder derselben Gruppe. Mein Blick fiel auf die Menge, als ich etwas entdeckte. Oder eher: Jemanden. „Chizuru?“ Inmitten der Menschen, die vor uns herliefen, stand sie – jene, die mir ähnlich sah. Mein Spiegelbild sozusagen, wenn ich tatsächlich ein Mädchen gewesen wäre. Sie würde ich überall wieder erkennen. Ich verengte die Augen. „Oi, Chizuru!“ rief ich und rannte los. „Hey!“ hörte ich Souji rufen. Die Gerufene zuckte stark zusammen, sah mich auf sich zu rennen, dann begann sie zu laufen. Vielleicht bekäme ich Schwierigkeiten, wenn ich mich von Souji entfernte, aber ich konnte sie nicht aus den Augen verlieren. „Verzeih, Okita! Das ist aber wichtig!“ Kurz hatte ich zu ihm gesehen, wie verwirrt er mir hinterher blickte, ehe ich in der Menge verschwand. Ich rannte so schnell ich konnte und bekam Chizuru zu fassen. Mit einem nicht allzu festen aber bestimmten Griff schnappte ich nach ihrem Handgelenk und kam mit ihr zum Stehen. Wir beide waren außer Puste, sodass wir erst einmal nach Luft schnappten. „Wieso läufst du weg?“ brummte ich und hob eine Augenbraue. Sie sah mich leicht panisch, teils überrascht an. „D-Du bist plötzlich los gelaufen... ich hatte Angst...“ „Angst vor was? Hast du was verbrochen, was ich wissen sollte?“ Kurzes Schweigen ihrerseits. Ich stemmte die Hände in meine Hüften und legte leicht den Kopf schief. „Einer von den Shinsengumi sah jemanden, der aussieht wie ich. Auf der Sanjo Ohashi Brücke, war etwas länger her. Könntest du es gewesen sein?“ Sie wirkte nervös. „N-Nun... Ich weiß nicht. Ich gehe öfters zur Brücke... Ist... Ist das etwa ein Problem?“ „Auch nachts?“ Sie strich sich eine Strähne hinter ihr Ohr und mied meinen Blick. Zum Lügen wurde sie wohl nicht geboren. So wie sie sich verhielt, könnte sie in der Tat jene gewesen sein. Doch warum sollte sie der Shinsengumi im Weg stehen? „Es war in einer Herbstnacht. Klingelt da etwas? Ein nächtliches Aufeinandertreffen mit der Shinsengumi bei der Arbeit...“ „Wenn es so ist, dann müssen wir uns unterhalten.“ hörte ich Okita reden, der nun hinter mir stand. „Wenn du denkst, du könntest uns reinlegen, endet das mit deinem Tod.“ Wieso drohte er ihr? Eine einfache Frage hätte auch gereicht. Chizuru schluckte und verbeugte sich. „D-Du bist Okita von der Shinsengumi. Danke nochmals, das du mir auch geholfen hattest.“ „Also?“ Er setzte ein unechtes Lächeln ab, die Hand fuhr zu seinem Schwertgriff. Chizuru wich ängstlich zurück. „D-Du willst mich töten? W-Wieso denn? Viele Menschen gehen zur Sanjo Ohashi Brücke. Sowohl am Tag als auch bei Nacht, aber... ich gehe nicht in deren Nähe... Wegen dieser Sache mit der Tafel.“ Sie sah kurz zu mir, scheinbar suchte sie in mir nach Hilfe. Sie wirkte tatsächlich nicht so, als ob sie einer Fliege etwas zu leiden tun könnte. Aber sollte man dem vertrauen? „Ihr verdächtigt mich, weil ich jemanden ähnlich sehe? Ich weiß ehrlich nichts.“ Flehend schaute sie abwechselnd zu uns, ehe ich zu Souji blickte. „Glaubst du ihr?“ „So wie sie sich verhält, könnte sie bestimmt keine Waffe richtig halten...“ brummte ich nur und musterte sie. In ihrem Kimono könnte sie sich auch nicht bewegen, es sei denn, sie hätte sich an jener Nacht umgezogen. Leider wusste Sanosuke auch nicht, was sie trug, sie hatte einen Umhang oder so etwas benutzt. „Sagst du das, weil sie ein Mädchen ist? Oder weil sie aussieht wie du?“ „Weder noch. Aber denk mal darüber nach, warum sollte sie noch hier sein, wenn sie es war? Müsste sie sich nicht verstecken?“ Souji starrte mich eine Weile an, schien zu überlegen. Ich traute ihr zwar nicht, weil etwas an ihr merkwürdig war – aber ich glaubte ebenso nicht, das sie in der Lage wäre, die Shinsengumi aufzuhalten. Man könnte sie jedoch beobachten lassen. „K-Kann ich jetzt gehen?“ Ich musterte sie kurz. Souji nickte, ehe sie sich verbeugte und mit eiligen Schritten davon ging. Ich wollte mich gerade an ihn wenden, als er wie verrückt zu husten begann. „Oi, geht es dir gut?“ Er hatte sich an einer Hauswand gelehnt und hustete unkontrolliert; sein ganzer Körper erzitterte. „Okita?!“ „Bleib zurück!“ Er hob eine Hand und bedeckte mit der anderen seinen Mund. Kurz wartete ich. Viel konnte ich nicht tun, wenn er krank und ansteckend war, wäre es wohl besser, wenn ich zurück blieb. Sein Husten ebbte nach einer Weile ab. „Okita?“ „Hm? Was ist?“ Er sah mich wieder mit diesem schiefen Grinsen an, wie er es immer tat, mal seine blasse Hautfarbe ausgenommen. „Du siehst ziemlich... blass aus. Wollen wir uns irgendwo setzen?“ „Oh, ich war nur müde. Du warst derjenige, wegen dem ich so rennen musste.“ „Verzeih.“ Ein kleines Lächeln lag auf meinen Lippen, Souji hingegen wurde wieder ernst. „Zu dem Mädchen. Sie über die Tafel auszufragen war wichtig. Da stimme ich dir zu.“ Ich nickte. Schließlich wollte ich auch etwas für die Shinsengumi tun und wenn sie eben mal an uns vorbei lief, warum nicht fragen? Sie war zudem die einzige hier, die mir am Ähnlichsten war. „Aber auch wenn- nein, gerade weil es wichtig war, hättest du nicht selbst handeln dürfen. Was wäre wenn sie wirklich ein Feind gewesen wäre? Könntest du dich darum kümmern?“ „Wenn sie mich angegriffen hätte, hätte ich mich gewehrt.“ Sie war schließlich nur ein Mädchen. „Was wäre, wenn sie dich in eine Falle gelockt hätte? Hast du darüber nachgedacht?“ „Hm...“ machte ich. Auch wenn sie nicht den Anschein gemacht hatte, mich anzugreifen, hatte Okita recht. „Entschuldigung.“ Er tätschelte meinen Kopf und seufzte, den Kopf schüttelnd. „Du musst mehr aufpassen. Ich kann nicht immer auf dich Acht geben.“ Ich schwieg. Da wollte ich der Shinsengumi einen Gefallen tun und nun hatte ich eventuell mehr Schwierigkeiten gebracht. „Tut mir Leid.“ murmelte ich erneut. „Gut, Lektion ist vorbei.“ Er wirkte müde. Außerdem ging die Blässe in seinem Gesicht nicht weg. Ehe ich mich ein weiteres Mal entschuldigen konnte, schnitt er mir das Wort ab. „Sei nicht so scheu. Du kannst dich auf uns verlassen, wenn du Hilfe brauchst. Egal wie oft ich dir noch den Arsch retten muss.“ Er begann wie immer zu lachen, was mich zum Schmunzeln brachte. In der Nacht lag ich wach. Heisuke war noch bei Shinpachi und Sanosuke und schien dort zu übernachten. Nach so langer Zeit kam es mir seltsam vor, wieder einen Raum für mich zu haben. Ich dachte über die Ereignisse nach und dies führte dazu, das ich leichte Kopfschmerzen bekam. So viel war passiert, so wenig hatte ich getan. Ich konnte zwar kämpfen, aber wer ließ mich dazu? Stets musste ich im Tempel bleiben, ich war doch kein Kind mehr. Es ärgerte mich, das sie mir – trotz Anerkennung meines Kampfstils – wenig zutrauten. Irgendwie musste ich sie davon überzeugen, mich ernster zu nehmen. Und damit würde ich morgen anfangen. „Aber dafür brauche ich meinen Schlaf.“ brummte ich und legte mich auf die Seite. Ich hatte die Augen gerade geschlossen- Als mich ein lauter Knall aufschreckte. Es kam vom Gang außerhalb meines Zimmers. Mein Katana gepackt kroch ich zur Tür und steckte den Kopf hinaus. Mitten im Gang stand einer der Shinsengumi Krieger. „Oi, geht es noch lauter?“ knurrte ich nur. Es war dunkel und ich konnte nicht erkennen wer es war. Doch merkwürdiger als dies, rührte er sich nicht. Er stand nur da. Also stand ich auf und trat aus dem Raum. Ein Fehler. „Kann ich dir helfen? Brauchst du etwas?“ „Blut... Ich brauche Blut...“ Ein Rasetsu! Er wandte sich an mich, das Mond beschien sein Gesicht, welches purer Wahnsinn zeigte. Die Augen leuchteten wie Flammen in der Nacht; das Haar leuchtete im matten Schein silbern. Scheinbar gehörte er zu der Rasetsu Einheit, schien aber durchzudrehen. Das Schwert gezogen warf ich die Hülle in die Ecke des Zimmers und stand kampfbereit vor der Kreatur, die ich wage als Mensch bezeichnen würde. Auch wenn ich den größten Zweifel hatte, das ich gegen ihrer unmenschlichen Stärke eine Chance hatte, wollte ich bereit sein zu kämpfen. Zweifellos rannte er jedoch genau auf mich zu, die Waffe ebenfalls gezogen. Mit lauten Schritten holte er aus. Mit ganzer Kraft konnte ich seinen Hieb aufhalten, seine Klinge prallte an meiner ab. Aber der Schlag war so stark, das ich in die Knie ging. Meine Reaktion war recht langsam, seine Klinge sauste erneut und schnitt sich durch das Fleisch meines Arms. Laut schrie ich auf und stolperte zurück, das Blut spritzte gegen die Wand und mein Schwert fiel zu Boden. Die freie Hand presste ich an meine Wunde, doch schien es kaum zu helfen. Die dicke Flüssigkeit floss meinen Arm runter, tropfte auf den Boden und bildete eine kleine Pfütze. „Ja... Blut... Gib mir Blut...“ Er kroch auf mich zu – wie ein Tier, welches seine Beute begutachtete. Je näher er kam, desto weiter wich ich zurück, bis ich die Wand hinter mir spürte. Kein Ausweg! Meine Waffe lag weiter weg, an ihr kam ich nicht dran. Was also tun? Auf einmal schossen Okitas Worte in meinen Kopf. »Sei nicht so scheu. Du kannst dich auf uns verlassen, wenn du Hilfe brauchst.« Wie recht er hatte. Denn mein Tod war nicht ihr Geheimnis wert. „IRGENDJEMAND! HILFE!“ „Blut... Bluuuuuut...!“ Der Rasetsu hatte sich vor der kleinen Blutpfütze gebeugt und begann es vom Boden zu lecken. Angewidert wandte ich mein Gesicht weg, doch dann fiel mir auf, das er abgelenkt war. Langsam krabbelte ich zu meinem Schwert. „Nicht genug! Nicht genug!“ Er sah auf – direkt zu mir. Mein Ärmel war in Blut getränkt, dies schien er gerochen zu haben. Mit einem Male stand er auf und taumelte auf mich zu. Sein Grinsen glich einem Alptraum. „Gib mir mehr von deinem Blut...“ „Vergiss es!“ fauchte ich wütend und hielt mein Schwert ganz fest mit einer Hand. Er stürzte sich auf mich, kurz schaltete sich mein Verstand aus... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)