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Der Sohn von Gin Teil 2

von

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Strafe

Nach ein paar Stunden Schlaf, wurde ich von Kenta geweckt. Es war schon Mittag und die Sonne schien in sein Schlafzimmer.

„Los Kleiner, raus aus dem Bett, anziehen! Ich bring dich zurück.“ Ich nickte, stand langsam auf, sammelte meine Sachen, die auf dem Boden verteilt lagen ein, und zog mich langsam an. Jede Bewegung schmerzte unheimlich. Wie konnte ich auch nur so dumm sein und Kenta in den Finger beißen, an dem nun ein großes Pflaster klebte. Ich hoffte nur, dass er Daiki nichts davon erzählen würde, aber im Grunde genommen wusste ich genau, dass er es doch täte.
 

Als ich fertig angezogen war, lief ich in den Flur zu Kenta, der schon die Wohnungstür geöffnet und auf mich gewartet hatte. „Dann mal los!“ Ich nickte und so machten wir uns auf den Weg nach draußen. Minutenlang sagte niemand etwas, doch dann sprach ich Kenta an: „Du?“

„Was ist? Was willst du?“

„Nun ja wirst du es Daiki sagen?“

„Was?“

„Dass ich dich gebissen habe.“ Ich kniff die Augen zusammen und senkte meinen Kopf, so als hätte ich Angst für diese Frage gleich geschlagen zu werden. Zugegeben, ich hatte wirklich Angst. Vor seiner Antwort. „Na, was denkst du denn? Klar werde ich ihm das sagen! Er soll dir ein für alle Mal klarmachen wer hier das Sagen hat und dass du gefälligst zu tun und zu lassen hast was die Erwachsenen dir sagen. Außerdem sehe ich auch nicht ein für so eine schwachsinnige Nacht zu bezahlen.“ Ich schluckte. Damit war ich verloren. Nicht nur, dass ich Anschiss bekam. Dass Kenta nun nicht mal mehr bezahlen wollte, versetzte mich gleich in noch größere Schwierigkeiten. Daiki würde nicht erfreut sein und ich müsste es ausbaden. ‚Verdammter Mist!‘ Geschockt sah ich Kenta an. Wie konnte ich mich jetzt noch retten? ‚Betteln!‘

„Kenta, kannst du Daiki bitte wenigstens das Geld geben, wenn du mich schon bei ihm anschwärzt? Er wird mich so schon grün und blau hauen, aber wenn du dich auch noch weigerst zu bezahlen, dann weiß ich nicht, ob ich das überlebe. Es tut mir leid und ich mache es auch sicher nie wieder.“

„Das glaube ich dir aufs Wort. Du wirst es nie wieder machen wenn Daiki erst mal mit dir fertig ist. Und nein, ich werde garantiert nicht für so eine verkorkste Nacht bezahlen! Du wirst schon sehen was du davon hast. Dass das Konsequenzen haben würde, konntest du dir doch sicher auch schon vorher denken.“ Kenta grinste nun böse: „Aber keine Angst, Kleiner, ich werde dich trotzdem ab und zu mal wieder zu mir holen, um ein paar schöne Stunden mit dir zu haben und dann wird es ganz sicher besser laufen als gestern Nacht. Ich bin überzeugt davon, dass Daiki es dir heute so richtig zeigen wird.“ Ich ließ den Kopf hängen damit war mein Schicksal besiedelt. Ich hatte verloren und das bedeutete: Dräsche. Dabei war ich mir jetzt schon sicher, dass ich so einen Fehler nie wieder begehen würde. ‚Wieso war ich nur so dumm?‘ Schnell wischte ich mir die Tränen aus den Augen. Ich durfte jetzt bloß nicht auch noch anfangen zu weinen.
 

Den Rest des Weges sagte niemand mehr etwas. Daiki machte uns sofort die Tür zu seiner Wohnung auf. Wir setzten uns ins Wohnzimmer und sofort fing mein Ziehvater an zu reden: „Und? Wie war er? Hat er sich benommen?“ Kenta kam gleich zur Sache: „Nein hat er nicht. Der Kleine war ganz schön frech und nun sieh dir das hier mal an.“ Er zeigte ihm seinen Finger. „Der Kleine hat mich gebissen und das richtig fest.“

„Er hat WAS?“ Daiki sah mich kalt an und deutete mir, dass ich zu ihm kommen sollte. Ich hatte Angst und tat keinen Schritt näher. „SHIN, DU KOMMST JETZT SOFORT HER! ABER FLOTT!“ Ich zuckte zusammen, bewegte mich dann doch vorwärts und kam vor Daiki zum Stehen. Er zog mich an sich heran und redete direkt in mein Ohr: „Du hast also nicht auf Kenta gehört und ihn obendrein auch noch gebissen, stimmt das?“

„Ja.“, flüsterte ich. „Wie bitte? Ich habe nichts gehört. Nochmal!“

„Ja.“, sagte ich lauter, aber immer noch unsicher. Daiki nickte: „Darüber reden wir gleich, mein Süßer.“ Ich schluckte. Kenta sah wieder zu meinem Ziehvater und grinste ihn an: „Du weißt schon, dass ich dir aus diesem Grund nicht alles bezahlen werde.“ Daiki nickte: „Das verstehe ich. Ist okay.“

„Gut. Dennoch gebe ich dir ein bisschen Geld, dafür, dass ich den Jungen haben durfte.“

„Danke. Ich hoffe auch, dass du ihn hart drangenommen hast.“

„Natürlich. Hier hast du das Geld. Ich werde mir den Kleinen in Zukunft trotzdem nochmal ausleihen. Vorausgesetzt er hört dann endlich auf mich.“

„Worauf du dich verlassen kannst.“ Kenta stand nun auf und streichelte mir mit einem breiten Grinsen durchs Haar: „Bis zum nächsten Mal.“
 

Als die Tür ins Schloss gefallen war, drehte sich Daiki wieder zu mir. Jetzt war ich dran! „WAS GLAUBST DU EIGENTLICH WER DU BIST!? Ich habe dich gewarnt, Shin, und nun bist du wirklich dran! Du hast es echt nötig, damit du mal wieder weißt, wer hier das Sagen hat!“

„Bitte, Daiki! Bitte nicht! Ich wollte das nicht. Ich bereue es.“, versuchte ich mich zu retten. „HALT DIE FRESSE!“ Schon hatte Daiki ausgeholt und mir eine schallende Ohrfeige verpasst, die es in sich hatte. Noch nie hatte sich meine Gesichtshälfte so taub angefühlt. So einen Schlag hatte ich noch nie abbekommen.
 

Als nächstes zog mich mein Peiniger auch noch an meinen Haaren nach oben. „Dir wird‘ ich’s zeigen, Junge!“ Nun war auch meine andere Gesichtshälfte dran. „So, und wenn du denkst, das war alles, dann hast du dich geschnitten, Freundchen.“
 

Noch nie hatte ich Daiki so wütend erlebt. Verzweifelt versuchte ich mich zu verteidigen: „Bitte Daiki, bitte, es tut mir leid. Ich mach‘ es wieder gut, aber tu mir nichts, bitte.“ Als Antwort erhielt ich nur ein fieses Grinden. Dann wurde ich auf den Boden geschmissen und an die Wand gedrückt. Am liebsten wäre ich einfach darin verschwunden, denn nun wurde ich pausenlos, mit voller Wucht, mit einem Gürtel verprügelt.
 

Immer wieder schlug Daiki auf mich ein und ich schrie. Besonders als die Schnalle meine nackte Haut traf. „Dir zeig‘ ich’s!“, war alles was ich hörte. Ich konnte mir nur noch die Hände vors Gesicht halten, eine andere Art der Verteidigung war mir nicht mehr möglich.
 

Doch dann schien es endlich aufzuhören. Aber da hatte ich mich geschnitten. Wieder zog mich Daiki an meinen Haaren nach oben und schlug auf mich ein. Aus Reflex hob ich meine eigenen Arme nach oben und schlug jene meines Gegenübers zur Seite. Ich nahm eine Verteidigungsposition ein, in der ich meine Hände zu Fäusten ballte. „So, du willst mich also schlagen? Du erhebst deine Hand gegen mich? Na warte, das wird dir noch leid tun!“ Daiki schliff mich in die Küche. Ich ahnte Schlimmes.
 

Und damit sollte ich recht behalten. Das was er nun mit mir vorhatte, konnte ich mir schon denken. „Bitte nicht! Nein!“, schrie ich und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. „Oh doch! Du wirst lernen, nicht noch einmal deine Hand gegen mich zu erheben.“ Ich wurde leicht hysterisch und versuchte mich mit aller Kraft loszureißen, aber das brachte nichts, denn ich war zu schwach. Nun griff Daiki mein Handgelenk und legte meine linke Hand auf die heiße Herdplatte. „NEIN, BITTE NICHT! ICH MACH WAS DU WILLST, ABER BITTE LASS MICH!“, schrie ich vor Angst. Ich schrie so laut auf wie ich konnte. Meine Hand fühlte sich an als würde sie verbrennen. Meine Reflexe baten mir an, die Hand einfach wegzuziehen, aber Daiki hatte sie fest im Griff. Tränen schossen mir in die Augen, ich brüllte so laut ich konnte.
 

Endlich hatte Daiki mich losgelassen. Sofort lief ich zum Wasserhahn und kühlte meine Hand. Sie war nicht mehr nur rot, eine riesige Brandblase hatte sich gebildet, doch auch die Haut darunter war verbrannt. Selbst das kühlende Wasser tat scheiße weh, aber ich wusste, dass es den Schmerz irgendwie lindern würde. Daiki machte die Herdplatte wieder aus, fasste mir unters Kinn und zog meinen Kopf zu sich ran. „Ich hoffe, du hast daraus gelernt.“, sagte er drohend und verließ die Küche.
 

Ja, ich hatte daraus gelernt. Und wie! Mir liefen immer noch die Tränen, aber das war mir egal. Jeder der dies erlebt hatte würde den Schmerz verstehen können. Glücklicherweise hatte es nur eine Hand erwischt und nicht auch noch die andere.
 

Es waren schon einige Minuten vergangen, als ich die Hand aus dem Wasser zog. Doch sofort fing sie wieder an zu brennen und ich legte sie gleich wieder hinein. ‚So eine Scheiße! Hier komme ich nicht wieder so schnell weg.‘ Ich setzte mich auf die Arbeitsfläche und sah meine tiefrote, geschwollene, mit Brandblasen versehene Hand an. Furchtbar sah das aus! Und genauso fühlte es sich auch an.
 

Über eine Stunde lang wechselte ich das Wasser immer wieder, damit es schön kühl blieb. Als ich es einigermaßen aushalten konnte, ließ ich das ganze Wasser dann ab und verließ die Küche. Eigentlich musste ich dringen zum Arzt, aber das durfte ich mit Sicherheit nicht. Ich hatte schon seit meiner frühesten Kindheit keinen Arzt mehr gesehen. Daiki erblickte mich sofort und sah mich an: „Na auch mal wieder da. Ich bin jetzt weg. Komme heute Nacht, oder morgen früh wieder. Also sei schön brav, sonst ist deine andere Hand auch noch dran.“ Ich nickte. Dann erhielt ich einen Kuss und endlich war der Kerl weg. Ich fasste den Entschluss auch nach Draußen zu gehen und ein wenig frische Luft zu schnappen, aber zuerst einmal lief ich ins Badezimmer und wusch mein Gesicht, nur mit der rechten Hand. Das sah scheußlich aus, so viel wie ich geweint hatte. Niemand sollte mich auf der Straße so sehen. Dann schnappte ich mir die Schlüssel und lief davon.
 

Am Tag war hier im Viertel nicht viel los. Erst am Abend erwachte es zum Leben, deshalb rechnete ich nicht damit, jemandem der mich kennt über den Weg zu laufen. Ganz in Gedanken bekam ich gar nicht mit, dass ich auf einmal in jemanden hineinrannte. Ich fiel auf den Boden und blickte hinauf. „Oh, tut mir leid, Shin. Hast du dir weh getan?“, fragte eine mir bekannte Stimme „Isamu? Was.....?“ Er half mir erst einmal auf und dann redete ich weiter: „Was machst du denn hier? Es ist doch noch nicht Abend.“

„Das nicht, aber ich muss doch auch mal etwas essen, findest du nicht?“, grinste er. „Ja, du hast recht.“, grinste ich zurück. Sein Blick fiel auf meine Hand. „Aber, Shin, was hat du denn da gemacht?“ Bevor ich etwas sagen konnte, hatte er meine Hand ganz behutsam gepackte und sah sie sich an. Das sieht ja schlimm aus. Und du hast sicher geweint. War das Daiki?“ Ich nickte. „Los, komm mit!“ Isamu griff meine andere Hand und lief mit mir los. „Wohin gehen wir?“, fragte ich. „Zu mir nach Hause. Dort kümmer ich mich um deine Verletzung.“ Ich nickte einfach und folgte ihm.
 

Nach fünf Minuten waren wir schon bei ihm in der kleinen Wohnung. Er schob mich auf direktem Wege ins Badezimmer und setzte mich dort auf dem Toilettendeckel ab. Dann holte er Salbe und einen Verband heraus. „Was willst du machen?“, fragte ich ihn interessiert, obwohl es ja offensichtlich schien. „Ich helfe dir und sorge dafür, dass deine Schmerzen etwas gelindert werden.“ Ich nickte wieder, während Isamu meine Hand wieder einmal begutachtete. „Damit sollte man eigentlich zum Arzt gehen, aber in deinem Fall ist das ja nahezu unmöglich. Ich denke mal, es wird auch so verheilen, aber es wird sicher noch ein paar Tage wehtun.“ Wieder kam nur ein nicken von mir. „Okay, dann los.“ Isamu schmierte meine Hand mit der Salbe ein und ich hätte sie am liebsten gleich wieder zurückgezogen, so weh tat es, doch er hielt mich eisern fest. „Lass mich los! Das tut weh! Hör auf!“, rief ich. Er sagte nichts und machte einfach weiter. Ich versuchte nun, mich mit einem Ruck loszureißen. „Shin! Halt still! Ich weiß, dass es weh tut, aber anders wird es nicht besser.“ Ich wischte mir kurz über die Augen. „Aber es tut weh.“, jammerte ich wie ein kleines Kind. „Das kann ich mir denken, aber anders wird es nie besser.“

Ich hielt nun still und biss die Zähne zusammen. Er hatte ja Recht.
 

Als meine Hand dann fertig eingecremt war und Isamu alles wieder aufgeräumt hatte, kniete er sich vor mich und nahm mich in den Arm. „Tut mir wirklich leid, ich wollte nicht so laut werden.“, versuchte er mich zu beruhigen und strich mir die Tränen aus dem Gesicht. „Schon okay, nicht so schlimm.“

„Tut dir sonst noch etwas weh?“, fragte er mich. Ich nickte: „Irgendwie fast alles.“

„Darf ich es mir mal ansehen?“ Von mir kam wieder nur ein nicken. Zusammen zogen wir mein T-Shirt hoch und lauter blaue Flecken kamen zum Vorschein. „Oh mann, Kleiner, was hat er dir bloß angetan?“
 

Mir kamen wieder die Tränen. Isamu cremte mich von oben bis unten ein und das erinnerte mich an damals, als Papa mich immer so eingecremt hatte, wenn es Ärger vom Boss gab. „Hey Kleiner, nicht weinen.“, hörte ich nun. Ich ließ ihn weitermachen, ließ mir helfen mein T-Shirt wieder anzuziehen und sagte einfach nichts mehr, blieb stumm. Tatsächlich linderte die Salbe meine Schmerzen. Das tat gut. Dann bekam ich noch ein Kühlpack für meine Wangen und wir setzten uns ins Wohnzimmer. Isamu sah mich besorgt an: „Also, Shin, bitte sag mir was passiert ist. Was hat er mit dir gemacht und wieso?“ Ich atmete einmal tief durch und begann zu erzählen: „Nun, das war so.....“
 

Uns so erzählte ich Isamu alles bis ins tiefste Detail. Als ich fertig war, ließ ich mich einfach ins Sofa sinken. „Kleiner, das tut mir so leid.“, sagte er mitfühlend. „Aber du weißt doch wie er ist. Warum musstest du denn ausgerechnet zubeißen?“

„Ich weiß es nicht.“, sagte ich und schüttelte schluchzend den Kopf. Isamu nahm mich in den Arm. Ich genoss dieses warme Gefühl. Seitdem Papa weg war hatte ich es nicht mehr gespürt. Es tat gut. Aber ich vermisste Papa so sehr. „Ruh dich etwas aus. Du darfst gerne so lange hierbleiben bis Daiki wieder kommt. Bis dahin ist es ja noch eine Weile hin. „Okay.“

„Bist du müde?“

„Ja, etwas.“

„Sollen wir uns hinlegen?“ Ich nickte und so gingen wir in sein Schlafzimmer und legten uns gemeinsam ins Bett. Ich hatte keine Angst, dass er mich anfasst, nein, er würde mich nie zu etwas zwingen. Deshalb kuschelte ich mich an ihn und spürte, wie er mir durch die Haare streichelte. Wieder erinnerte es mich an Papa und ich fing an zu Weinen. „Hey, was ist denn?“

„I..... i..... ich vermisse meinen Papa. Er hat mich auch immer so gestreichelt.“

„Ach, mein Kleiner, es wird alles gut. Ganz sicher.“ Ich nickte. Isamu wusste alles über meinen Vater und darüber wer mein Opa war. Aber er würde es niemals weitersagen, ganz bestimmt nicht, schließlich wusste er es schon seit drei Jahren. „Versuch etwas zu schlafen.“, riet er mir.
 

Ich schloss meine Augen und war einfach nur froh, dass ich in Isamu so etwas wie einen großen Bruder, oder Vaterersatz gefunden hatte, obwohl er noch so jung ist. Nach ein paar Minuten war ich dann fest eingeschlafen, heilfroh, dass ich nicht bei Daiki war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und danke an meine Beta.^^ Komplett anzeigen

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