Romeo & Julia von Valkyra (A SasuSaku Love Story.) ================================================================================ 6. Akt ------ Suigetsu saß in einem der unzähligen Cafés, die es in London gab und blickte zu der Blondine, welche ihm Gegenüber saß. Sie seufzte seit fünf Minuten ununterbrochen und hatte ihre Lippen vor wenigen Sekunden zu einem Schmollmund verzogen. Dabei blickte sie traurig ihren Cappuccino an, welcher mit einem Herz aus Kakaopulver verziert war. Suigetsu war sich verdammt sicher, dass er es bereuen würde, wenn er sie fragen würde was mit ihr los war, doch er konnte einfach nicht anders. „Okay, was ist los?“ Mit ihrem besten Wimpernaufschlag sah Ino zu ihm und gab einen weiteren traurigen Seufzer von sich. „Sakura..“, antwortete sie im jammernden Tonfall. „Was ist mit Sakura?“ „Ich vermisse sie“, quengelte Ino und zog jedes einzelne Wort in die Länge. Ungläubig legte Suigetsu seine Stirn in Falten. „Dann geh sie besuchen, ist ja nicht so als wäre sie in der Geschlossenen eingesperrt.“ „Denkst du ich wäre hier wenn ich etwas mit meiner besten Freundin unternehmen könnte?! Sie hat keine Zeit, sie meinte sie will in die Kirche gehen – mit Sasuke!“, zischte Ino gehässig. „Erst kann ich eine Woche lang nichts mit ihr machen, weil sie wegen Sasuke in den See gefallen ist und zu allem Überfluss krank werden musste, dann musste sie die letzten beiden Tage ihre Hausaufgaben nachholen und jetzt das! Sag deinem blöden Freund er soll mir meine beste Freundin nicht wegnehmen, ich habe so schon viel zu wenig Zeit mit ihr!“ Mit jedem Wort wurden die Falten auf Suigetsus Stirn tiefer, weshalb er verwirrt den Kopf schüttelte. Ino schnappte sich das eine Zuckertütchen, riss es auf und kippte den Zucker in die große, weiße Tasse, dasselbe tat sie danach auch mit dem zweiten Tütchen. Im Grunde wusste sie, dass sie selbst daran schuld war, dass sie nun noch weniger Zeit mit Sakura verbringen konnte als ohnehin schon. Wie zum Teufel kam sie nochmal auf diese dämliche Idee Sasuke eins auswischen zu wollen? Ach ja, Schuld daran waren ihre eigene Dummheit und ihr Stolz. Wegen Letzterem würde sie allerdings auch kein Wort davon zugeben. Seufzend verrührte sie den Zucker mit dem Kaffee. „Ich denke Sakura hat dich da angelogen, Sasuke würde niemals in die Kirche gehen. Wirklich niemals. Außerdem wollte er etwas mit seinem Großvater unternehmen“, meinte Suigetsu als er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. „Um dir auf die Sprünge zu helfen, liebste Ino, war es Narutos Schuld, dass Sakura in den See gefallen ist. Mal abgesehen davon, dass du sie hättest besuchen können als sie krank war.“ „Sakura würde mich niemals anlügen und dass Sakura reingefallen ist, ist sowohl Narutos wie auch Sasukes Schuld!“, gab sie schnippisch von sich und erklärte ihm dann in einem ruhigeren Ton, „Ich mag keine kranken Menschen. Deswegen habe ich sie auch nicht besucht, am Ende wäre ich noch selbst krank geworden.“ „Sie ist deine beste Freundin“, warf er ein. „Na und? Sie weiß, dass ich keine kranken Menschen mag und genauso weiß sie auch, dass ich es nicht mag wenn man mich besuchen kommt, wenn ich krank bin. Da sehe ich einfach nur schrecklich aus und mir geht es miserabel, also will ich dann einfach nur meine Ruhe haben“, erklärte sie sich. „Na schön. Und wieso dichtest du Sasuke jetzt auch noch an, er wäre daran Schuld gewesen dass Sakura in den See gefallen ist?“, wollte Suigetsu nun wissen. Er wusste, er hätte sie vorhin nicht fragen sollen was los war, also wieso hörte er nicht mal zur Abwechslung auf sich selbst? Wäre sie nicht solch eine willkommene Abwechslung von Karin, würde er wahrscheinlich nicht mal ein Wort mit ihr wechseln. Trotzdem hatte er sich seit letzter Woche jeden verdammten Tag mit ihr getroffen und das alles nur, weil Sasuke keine Lust auf sein Beziehungsdrama hatte. Suigetsu hatte allerdings auch keine Lust einen weiteren ach so weisen Rat von Sasuke einzukassieren. Das einzige was er seit zwei Wochen zu ihm sagte war: Wenn ihr euch nur noch streitet und du unglücklich mit ihr bist, beende die Beziehung einfach. Natürlich war nichts Falsches an diesen Worten, aber sollte er wirklich einfach die Beziehung beenden, nur weil es zurzeit nicht mehr rund lief? Über seine Gefühle zu Karin, war er sich mittlerweile auch nicht mehr sicher. Vollkommen entnervt, löffelte er seinen geliebten Stracciatella-Eis in sich hinein. „Weil Sasuke immer an allem Schuld ist“, sagte sie schnippisch. „Klar, wahrscheinlich wird er auch daran Schuld sein, wenn die Welt untergeht“, entgegnete Suigetsu sarkastisch. „Wäre nicht zu verdenken.“ „Du kannst ihn echt nicht leiden, was? Dabei hat er dir doch gar nichts getan, denn im Grunde ist Sasuke wirklich in Ordnung.“ „Ich bezweifle, dass ein Kerl ‚in Ordnung‘ ist, der Frauen wie ein Stück Toilettenpapier benutzt!“ „Ein Stück Toilettenpapier?“, fragte Suigetsu irritiert. „Einmal benutzen und dann wegschmeißen“, erklärte sie ihm. „Ah, das ist wirklich ein interessanter Vergleich. Vielleicht kommt man einfach besser mit ihm klar, wenn man selbst ein Kerl ist.“ „Liegt wohl daran, dass er kein Interesse daran hat Jungs ins Bett zu bekommen“, zischte sie augenverdrehend. „Das könnte ein Grund sein“, meinte er belustigt. Gerade als Ino etwas darauf antworten wollte, spürte sie eine kalte Nässe, welche sich erst auf ihrem Kopf und dann auf ihrem Oberkörper breit machte. Geschockt hielt sie die Luft an, während sie die kalte Flüssigkeit mit ihren Handflächen von ihrem Gesicht wischte. Wütend blickte sie hoch, in die grünen Augen, welche sie ebenso wütend anfunkelten. „Karin! Bist du vollkommen durchgeknallt?!“, schrie Suigetsu sie an. „Dasselbe wollte ich auch gerade fragen!“, schimpfte Ino und stand mit einem schnellen Ruck auf, weshalb sich ihr Stuhl mit einigen tiefen Geräuschen beschwerte. Karin verschränkte unbeeindruckt die Arme vor der Brust und funkelte Suigetsu an. „Wieso triffst du dich mit dieser dämlichen Schnepfe?!“, wollte sie von ihrem Freund wissen. „Diese dämliche Schnepfe hat wirklich keine Lust, sich euren dämlichen Beziehungsstress auch noch außerhalb der Schule antun zu müssen! Als ob es nicht reicht, dass ihr ständig die gesamte Schülerschaft belästigt!“ Mit diesen Worten stampfte Ino aus dem Café und ignorierte dabei sämtliche Blicke, die auf ihr lagen. Suigetsu stand ebenfalls auf und kramte hektisch in seiner hinteren Hosentasche nach seinem Geldbeutel. „Das wird mir langsam echt zu viel, Karin. Ich habe echt keinen Bock mehr auf diese ganzen Streitereien. Ich kann mich nicht einmal mehr in Ruhe mit jemandem treffen oder unterhalten“, sagte er aufgebracht und legte genug Geld auf den Tisch um seinen Eis und Inos Cappuccino, samt Trinkgeld zu bezahlen. „Was soll das denn bedeuten?!“, wollte Karin fassungslos wissen. Ohne darauf zu antworten, verließ Suigetsu das Café und ging Ino hinterher. Sasuke stand vor dem großen, roten Gemäuer und begutachtete es. Man konnte dem Bauwerk ansehen, dass es schon älter war, da die Fassade an einigen Stellen von Moos bewachsen war. Am Rand der Mauer wuchs Efeu empor und davor waren Blumenbeete angelegt, in denen sogar schon einige Blumen und Sträucher blühten. „Es gibt so viele Orte in London und du suchst dir eine Kirche aus“, stellte Sasuke fest. „Das ist nicht einfach nur eine Kirche. In dieser Kirche haben deine Großmutter und ich geheiratet“, erzählte Madara. „Okay, ich kann verstehen, dass du mich hierher schleifst … aber wieso willst du Sakura ebenfalls mit so etwas langweilen?“, wollte er wissen und sah zu der Rosahaarigen. „Ich freue mich, dass ich mitkommen durfte“, entgegnete diese daraufhin. „Wenn ich dir nach der Schule so sehr fehle, musst du nur Fragen, ob ich etwas mit dir Unternehme.“ „Hättest du wohl gerne“, antwortete Sakura lachend. Sasuke schob Madara die Rampe hinauf, während Sakura neben ihm die Treppe hoch lief. Madara betrachtete Sakura und als sie oben angekommen waren, fing er an zu sprechen: „Sasuke hat mir erzählt, dass du krank warst. Es ist immer Schade, wenn man das Bett hüten muss und langweilig noch dazu.“ „Ja, aber es war gar nicht so schlimm. Sasuke hat mir immerhin Gesellschaft geleistet und ausnahmsweise war er sogar erträglich und nett“, erklärte sie ihm und schenkte Sasuke ein lächeln. „Das hat er mir allerdings nicht erzählt“, sagte Madara in einem tadelnden Tonfall. „Ich muss dir auch nicht alles erzählen“, antwortete Sasuke kühl. „Du musst dich wirklich nicht dafür schämen, ein gutes Herz zu besitzen“, erklärte er seinem Enkel. „Ja, ja“, gab dieser mürrisch von sich. Sakura musste sich ein auflachen verkneifen. Madara hatte ihr schon des Öfteren erzählt, dass sein geliebter Enkel ein gutes Herz besaß und gar nicht so schlimm war, wie die Presse ihn immer wieder hinstellte. Zwar hatte sie mittlerweile Bekanntschaft mit seiner netten Seite gemacht, doch dass Sasuke Tatsächlich ein gutes Herz besitzen sollte, wollte ihr noch nicht wirklich in den Kopf. Sie hielt den beiden die große, schwere Tür auf und nachdem Sasuke seinen Großvater in die Kirche geschoben hatte, übertrat auch Sakura die Türschwelle. Sasuke blieb kurz stehen, damit Madara die Fingerspitzen seines Zeige- und Mittelfingers in das Weihwasser, welches in dem Steinschälchen an der Wand befestigt war, tunken und damit ein Kreuz vor seinem Körper zeichnen zu können. Er ging einige Schritte weiter und sah sich in der riesigen Kirche um. Niemand schien hier zu sein. Nachdem auch Sakura das Weihwasser benutzt hatte, gesellte sie sich wieder zu den beiden. „Was genau wollen wir hier eigentlich? Willst du beichten Granddad?“, wollte Sasuke wissen. „Nein, du etwa?“, fragte dieser mit einem frechen Grinsen. „Hn. Ich fürchte die Liste ist zu lang.“ „Das befürchte ich auch“, mischte sich Sakura ein. „Vielleicht sollte unser rosahaariger Engel ihre Seele reinwaschen“, entgegnete Sasuke bissig. „Ich habe nichts, was ich mir von der Seele reden müsste“, sagte sie beleidigt und streckte ihm die Zunge raus. In der nächsten Sekunde bereute sie dies allerdings, da sie es als zu kindisch empfand. Sofort fing Madara an zu lachen, welches langsam die gesamte Kirche erfüllte und widerhallte. „Setzt euch“, befahl er den beiden und zeigte auf die Bank, direkt vor ihm. Während Sakura sich brav hinsetzte, gab Sasuke vorher noch einen gequälten Seufzer von sich. „Der Pfarrer dieser Kirche ist ein sehr guter Freund von mir, wir kennen uns schon seit der Schulzeit. Auf jeden Fall möchte ich euch sagen, dass ihr euch jederzeit an ihn wenden könnt, solltet ihr mit irgendwas Probleme haben. Ganz egal was es ist.“ Die beiden Teenager sahen ihn verwirrt an. Keiner von ihnen verstand, weshalb er ihnen nun so etwas sagte. Wieso sollten sie Probleme haben, mit denen sie zu einem Pfarrer gehen sollten? Irgendwie klang das ganze doch eigenartig. Madara lächelte die beiden warmherzig an. „Ich hätte in dieser Kirche auch fast die Liebe meines Lebens geheiratet“, wechselte er das Thema. „Grandma war also nicht deine große Liebe“, stellte Sasuke unbeeindruckt fest. „Wieso hast du sie nicht geheiratet, wenn sie die Liebe deines Lebens war?“, fragte Sakura neugierig, für die das vorige Thema sofort in den Hintergrund gerückt war. Mit einem ausgedehnten Seufzer erinnerte Madara sich an damals zurück. „Biwako war einfach liebenswert, ein Traum. In ihrer Gegenwart fühlte ich mich richtig wohl und ich wusste, dass ich mich bei ihr nicht verstellen musste. Mit ihr konnte ich einfach über alles sprechen und wenn wir uns mal gestritten haben, war spätestens am nächsten Tag wieder alles vergessen. Im Nachhinein betrachtet, liebte ich sie wohl am meisten, weil sie mich zu einem besseren Menschen gemacht hatte“, erzählte Madara ihnen mit einem glücklichen Lächeln. „Ich glaube ich kenne keinen besseren Menschen als dich, was wollte sie da noch verbessern?“, hackte Sasuke nach. „Ach, Sasuke … ich war damals ein vollkommen anderer Mensch. Damals war ich wie dein Vater, eigentlich sogar noch schlimmer als dein Vater und ich bin auch daran schuld, dass er so ist, wie er ist. Aber da ich beide Seiten der Medaille kenne, möchte ich wirklich nicht, dass du genauso endest wie Fugaku.“ Sakura sah zu Sasuke. Sie fand dieses Gespräch zu persönlich, weshalb sie sich fehl am Platz vorkam. Allerdings musste Sakura sich nun fragen, wie Fugaku wirklich war, denn abgesehen von dem Höflichkeitstanz, den alle in der Öffentlichkeit und auf Veranstaltungen miteinander tanzten, hatte sie mit Fugaku rein gar nichts am Hut. Hatte Sasuke sich sein Verhalten vielleicht von seinem Vater abgeschaut? Aber Fugaku und Mikoto waren, soweit sie es wusste, sogar schon vor Itachis Geburt verheiratet gewesen, weshalb Sasuke diese Attitüde, die er Frauen gegenüber besaß, nicht von seinem Vater haben konnte. Sasuke betrachtete schweigend eines der bunten Kirchenfenster. Er verachtete seinen Vater viel zu sehr, um über ihn reden zu wollen – schon gar nicht vor Sakura. Abgesehen davon, konnte er sich überhaupt nicht vorstellen, dass sein Großvater noch schlimmer gewesen sein sollte als sein Vater. Engen Kontakt hatten Madara und Sasuke erst gehabt, nachdem Madara vor acht Jahren wieder nach London zurückkehrte. Die beiden hatten sich von Anfang an sehr gut verstanden und da er Madara so kennengelernt hatte, wie er heute war, hatte Sasuke nie einen Gedanken daran verschwendet, wie sein Großvater wohl früher gewesen war. „Ist dein Vater wirklich so schlimm?“, wollte Sakura dann doch wissen. „Hn.“ Sasuke widmete sie keines Blickes und sah zu seinem Großvater. Dieser gab einen leisen Seufzer von sich. Spätestens jetzt war die Laune seines Enkels wohl in den Keller gesunken. „Aber ich war damals noch jung“, fuhr Madara mit seiner vorigen Erzählung fort, „und ich hatte gerade erst meine Firma eröffnet. Tamiko, Sasukes Großmutter, war die Tochter eines reichen Unternehmers und ich wusste, ihr Vater würde meine Firma unterstützen, wenn wir heiraten würden, weshalb ich das letzten Endes auch tat. Ich habe für sie zwar nie dasselbe gefühlt, wie bei Biwako, aber ich habe irgendwann trotzdem angefangen sie so zu lieben wie sie war.“ „Das ist nicht gerade eine romantische Geschichte“, sagte Sakura. „Was willst du uns jetzt damit sagen? Das wir ebenfalls eine Zweckehe eingehen sollten?“, fragte Sasuke sarkastisch. Madara massierte mit dem Daumen den Punkt zwischen seinen Augenbrauen und schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Ich will euch damit sagen, dass man mit jedem Menschen glücklich werden kann, wenn man hart genug dafür kämpft. Doch egal wie hart man kämpft, es wird niemals an das ran kommen, was das Herz eigentlich begehrt.“ „Woher weißt du das? Du kannst doch gar nicht wissen, ob es mit Biwako anders gewesen wäre?“, hackte Sakura nach. Neugierig sah Sasuke zu seinem Großvater, welcher spitzbübisch grinste. „Nun, die Geschichte ist noch nicht ganz zu Ende“, erklärte er und beugte sich nach vorne, als würde er ihnen gleich ein Geheimnis zuflüstern. „Tamiko starb ziemlich jung, weshalb es danach nur noch meine Firma und mich gab. Es dauerte einige Jahre, bis ich erkannte, was für ein einsames und trostloses Leben das war, weswegen ich Fugaku die Firma überließ und versuchte mein Leben umzukrempeln. Ich hatte gehört, dass Biwako kurze Zeit nach meiner Hochzeit in die vereinigten Staaten ausgewandert war. Deswegen setzte ich einen Privatdetektiv auf sie an. Nach einer halben Ewigkeit, in der ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, hatte der Detektiv Biwako endlich gefunden und ich habe mich sofort auf den Weg zu ihr gemacht. Sie war immer noch so schön wie damals, als ich sie das letzte Mal sah und sie besaß auch nach wie vor dieses innere Licht und all ihre Lebensfreude, worum ich sie wirklich sehr beneidete. Biwako nahm es mir nicht einmal übel, dass ich ihr damals das Geld und die Firma vorgezogen hatte, ganz im Gegenteil … sie war sogar sehr glücklich darüber, mich zu sehen.“ „Und dann hast du sie geheiratet?“, wollte nun Sasuke wissen. Die Geschichte hatte ihn letztendlich doch neugierig gemacht und immerhin interessierte er sich für seinen Großvater. Trotzdem fragte er sich, wieso er ihm diese Geschichte ausgerechnet hier, jetzt und in Anwesenheit von Sakura erzählen musste. Aus den Augenwinkeln, warf er der Rosahaarigen einen kurzen Blick zu, die ebenfalls auf eine Antwort zu warten schien. „Nein, zu einer Hochzeit kam es nie, das war uns auch nicht wichtig. Wir wollten einfach nur die gemeinsame Zeit, die uns noch blieb, miteinander genießen und Biwako hat mir in dieser Zeit sehr geholfen zu mir selbst zu finden. Uns beiden wurden zwar nur noch fünf gemeinsame Jahre gewehrt, aber diese Jahre, waren mit so viel Liebe und Glück gefüllt, wie ich es mein ganzes voriges Leben nicht kannte.“ „Das ist so eine süße und vor allem rührende Geschichte..“, schwärmte Sakura. „Liegt wohl daran, dass ihr Frauen immer auf sowas kitschiges und romantisches steht“, entgegnete Sasuke monoton. „Und was hat dir heute wieder die Laune verdorben, mein kleiner, nichts wissender Enkel?“ „Hn.“ Beleidigt drehte er seinen Kopf zur Seite. Eigentlich sollte er sich freuen, dass sein Großvater glücklich war und noch einige fröhliche Jahre mit der Liebe seines Lebens erleben durfte. Doch für ihn klang das ganze, wie aus einem kitschigen Mädchenfilm. Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, dass sie nach all den Jahren immer noch solch tiefe und innige Gefühle zueinander gehegt hatten. Gab es wirklich so eine Liebe, die nie verging, alles verzeihen konnte und das Leben so sehr ausfüllte? „Du erinnerst mich immer sehr an Biwako, denn du hast viele Eigenschaften, die sie ebenfalls hatte“, sagte Madara zu Sakura. Er hatte in den letzten Jahren gelernt, dass es manchmal besser war seinen Enkel einfach in Ruhe zu lassen, wenn er so drauf war. „Heirate sie doch. Sie wird nächste Woche achtzehn“, bemerkte Sasuke kühl. „Wieso bist du so zu deinem Großvater? Du hast klar gemacht, dass du die Liebe für ein Mythos hältst, aber wenn du es nicht einmal schaffst dich für ihn zu freuen, dann sei einfach still und unterlass bitte diese höchst idiotischen Bemerkungen“, fauchte Sakura ihn an. „Na, na. Jetzt streitet euch mal nicht“, versuchte Madara die beiden zu beruhigen, ehe er sich an seinen Enkel wandte und weiter sprach: „Ein Mann sollte wirklich nicht schlecht gelaunt sein, wenn er in Gesellschaft einer solch hübschen und entzückenden jungen Frau ist.“ „Ist wohl nicht hübsch genug für mich.“ „Uchiha..“, knurrte die Rosahaarige neben ihm, während sie ihre rechte Hand zu einer Faust ballte. Dieser Kerl konnte einem wirklich die Laune und vor allem den Tag vermiesen. Madara wusste nicht, was er tun oder sagen sollte, damit die beiden sich wieder einfingen. Außerdem hatte es den Anschein gehabt, dass die beiden sich recht gut zu verstehen schienen, weshalb es ihm nicht gefiel, dass sie sich nun zankten. Als er nur noch den Kopf schütteln konnte, vernahm er Schritte, welche auf ihn zukamen und in der großen Marmorhalle widerhallten. „Madara, mein alter Freund!“, hallte es lachend durch die Kirche. Lächelnd sah er zu der Person, zu welcher die Stimme gehörte. „Hashirama.“ Der Neuankömmling blieb vor seinem besten Freund stehen und beugte sich zu ihm hinab, um ihn zur Begrüßung zu umarmen. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, sah Hashirama zu den beiden auf der Kirchbank und betrachtete sie neugierig. „Hach, ich freue mich immer so ein entzückendes, junges Pärchen hier in der Kirche zu haben“, sagte er schwärmend. Dafür kassierte er von den beiden einen finsteren Blick. „Ich würde lieber eine Dosis Gift schlucken, als was mit diesem Frauenheld anzufangen“, fauchte Sakura und schenkte Sasuke einen missbilligenden Blick. „Schon alleine bei dem Gedanken den Rest meines Lebens mit dieser scheinheiligen Heuchlerin verbringen zu müssen, überkommt mich das Verlangen mir mein eigenes Herz rauszureißen“, entgegnete Sasuke entnervt. „Scheinheilige Heuchlerin?!“, fuhr sie ihn an. „Ja, richtig gehört.“ „Habe ich irgendwas Falsches gesagt?“, wollte Hashirama wissen und sah zu Madara, welcher nur den Kopf schüttelte. „Sasuke hat heute einfach schlechte Laune“, erklärte er und fuhr, nach einem kurzen Blick zu den beiden, fort, „und Sakura mittlerweile wohl auch.“ „Ach so ist das in der Liebe. Manchmal streitet man sich eben, aber am Ende verträgt man sich meistens wieder.“ „Die beiden sind kein Paar“, klärte Madara ihn auf. Hashirama warf noch einmal einen Blick auf Sasuke und Sakura, die nicht einmal mitbekamen, dass sie sich über die beiden unterhielten. Er nahm die Griffe des Rollstuhls in die Hände und schob seinen Freund in Richtung Altar. „Wirklich nicht? Hast du mir nicht erzählt, dass dein Enkel mit ihr zusammen wäre?“ „Nein, ich sagte lediglich, dass Sakura Biwako sehr ähnelt und dass ich sie mir als Schwiegerenkelin wünschen würde. Den Rest hast du dir zusammen gereimt.“ „Ist das so? Vielleicht erfüllt sich dein Wunsch noch irgendwann“, meinte Hashirama lachend und fragte, als auch das Echo des Lachens verstummt war, „Vermisst du sie sehr?“ „Es geht. Ich denke zwar oft an Biwako, aber wenn ich Zeit mit Sasuke oder Sakura verbringe, muss ich überhaupt nicht an sie denken. Wenn ich allerdings mit beiden zusammen bin, erinnere ich mich an viele Dinge von früher, die ich schon fast vergessen hatte – aber es sind schöne Erinnerungen.“ „Das liegt wohl daran, dass die beiden genauso sind, wie Biwako und du damals.“ „Wir waren nicht annähernd so schlimm“, meinte Madara lachend. Hashirama hielt vor dem Ständer mit den Gedenkkerzen an und reichte dem Uchiha eine Packung Streichhölzer. „Ihr beiden wart eindeutig schlimmer“, sagte Hashirama, während er zwei Teelichter aus der Holzkiste neben dran fischte. Madara grinste frech und öffnete das Streichholzfach, um zwei der dünnen Hölzchen raus zu holen. Durch das Echo drangen ab und zu einige Wortfetzen von Sasuke und Sakura an ihre Ohren. „Ist es eigentlich in Ordnung, dass die beiden hier herumschreien? Hättest du nicht was sagen müssen?“ Hashirama machte eine kurze, abfällige Handbewegung, ehe er seinem Freund das eine Teelicht hinhielt, was dieser mit dem einen Streichholz anzündete. Während der Pfarrer die brennende Kerze zu den anderen stellte, sagte er: „Lass sie so viel schreien, wie sie möchten. Es ist nicht gut seine Gedanken und seine Gefühle für sich zu behalten, das belastet nur die Seele. Außerdem ist hier sowieso niemand, abgesehen von uns Vieren.“ „Ich weiß immer noch nicht, wie ich es damals geschafft habe, dass du und Biwako meine besten Freunde geworden seid … immerhin war ich damals eine wirklich schreckliche Person.“ Madara reichte ihm das zweite Streichholz und beobachtete, wie sein bester Freund das zweite Teelicht anzündete und neben das Erste stellte. „Jeder hat seine guten und seine schlechten Seiten, mein alter Freund.“ „Mag sein, aber meine schlechten Seiten hatten damals eindeutig die Oberhand.“ „Trotzdem kannten Biwako und ich deine guten Seiten und wussten sie sehr zu schätzen. Vielleicht wird es den beiden ebenso ergehen, wenn sie etwas mehr Zeit miteinander verbringen“, meinte Hashirama mit einem Zwinkern. Nachdenklich sahen sie zu den beiden Teenagern, die sich immer noch stritten. „Hör auf mit deinen sarkastischen Kommentaren. Ich finde es wirklich bewundernswert, dass Madara einfach so über deine schlechte Laune hinwegsehen kann, ich kann das allerdings nicht! Und jetzt erkläre mir gefälligst, wieso du denkst dass ich eine Heuchlerin bin?!“, schrie Sakura ihn an und rutschte auf der Bank ein Stück von ihm weg. „Du willst es wirklich wissen?“ „Ja, schieß los!“ „In der Öffentlichkeit gibst du dich ständig als eines dieser Vorzeigeprinzessinnen, das nichts anderes kann als zu Lächeln und zu winken und allen den Weltfrieden zu wünschen, das alleine ist schon die größte Falschheit die es gibt. Aber gut, kommen wir zu der eigentlichen Begründung: Du erzählst mir irgendwas von der großen, ewigen Liebe und wie grausam ich doch bin, da ich mit den Herzen all dieser armen Mädchen spiele und dabei tust du genau dasselbe. Aber es ist ja nichts Neues, dass die Menschen sich nie an die eigene Nase fassen.“ Sakura sah ihn vollkommen empört an. Sie öffnete und schloss einige Male ihren Mund, da sie nicht wirklich wusste, was sie darauf antworten sollte. Das sie ihm diese Ansage gemacht hatte, war nun auch schon gut zwei Wochen her und wie zum Teufel kam er jetzt darauf, dass sie genauso wäre wie er? „Nur um deiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen: Ich habe nicht alle paar Wochen einen neuen Freund und lüge ihm das Blaue vom Himmel.“ „Es geht auch überhaupt nicht an die Anzahl der Personen. Eigentlich finde ich das, was du machst sogar noch schlimmer, als das was ich all die Jahre gemacht habe. Aber Hauptsache du machst mir ein schlechtes Gewissen!“, schrie er sie an. „Ja dann erkläre mir doch mal bitte, was ich so schlimmes angestellt haben soll!“ „Tust du eigentlich nur so dumm oder bist du wirklich so? Es geht um Naruto. Der Kerl ist seit Jahren in dich verliebt und du weißt es ganz genau. Trotzdem machst du ihm immer wieder Hoffnungen, was ja in Ordnung wäre, würdest du dasselbe für ihn empfinden. Aber hast du mir nicht erst letztens erzählt, dass du für ihn auf diese Art und Weise rein gar nichts empfindest? Also wieso sprichst du dann nicht Klartext mit ihm? Oder geilt es dich einfach auf, zu wissen dass du von einem Kerl begehrt wirst?“ Sakura schwieg, denn das saß. Aber gewaltig. Denn er traf eindeutig ihren wunden Punkt. Am liebsten hätte sie ihm für seine letzte Frage eine Ohrfeige verpasst, doch um das zu vermeiden ballte sie lediglich ihre Hände wieder zu Fäusten. Sie konnte nichts dagegen sagen, denn er hatte Recht. Sie spielte mit Narutos Gefühlen, machte ihm Hoffnungen und ließ zu, dass ihre Eltern seine Hoffnungen oben hielten. Allerdings wusste sie auch nicht wie sie das beenden sollte. Nein, quatsch, das war nur eine blöde Ausrede, immerhin wusste sie ganz genau wie sie das beenden konnte. Nur hatte sie Angst, ihn dann vollkommen zu verlieren. War sie also wirklich nicht anders als Sasuke? „Das ist nicht so einfach … er ist immerhin mein bester Freund...“, brachte sie gerade noch raus. Am liebsten hätte sie diese Worte allerdings wieder zurückgenommen, denn das war auch nur eine Ausrede. „Wieso sollte das nicht einfach sein? Gerade das er dein bester Freund ist macht die ganze Sache nur noch trauriger. Wie kannst du dich seine beste Freundin nennen, wenn du es nicht einmal schaffst in diesem Punkt ehrlich zu ihm zu sein? Nach all den Jahren wird es für ihn sicherlich nicht einfacher sein einen Korb zu kassieren, nach all den Bemühungen, die er auf sich gebracht hat, um dein Herz für sich zu gewinnen. Oder hattest du vielleicht vor ihn einfach zu heiraten, um ihn glücklich zu machen? Dann wünsche ich euch alles Gute mit eurer wahren, ewigen Liebe.“ Sasuke konnte sehen, dass sie das, was er sagte getroffen hatte. Ihre Augen verrieten ihm, dass sie verletzt war und auch ihr schlechtes Gewissen an ihrer Seele nagte. Gerade als er dachte zu sehen, wie sich Tränen in ihren Augen ansammelten, drehte sie ihren Kopf so schnell sie konnte weg. Die ersten Sekunden fühlte er Genugtuung über seinen Erfolg sie zu verletzen, da genau das sein Ziel war. Doch nun fühlte er sich wirklich wie ein riesiges Arschloch, sie zu allem Überfluss auch noch zum weinen gebracht zu haben. „Ich gehe jetzt. Sag Madara bitte, dass ich noch schnell irgendwo hin musste“, murmelte Sakura und ging zum anderen Ende der Bank, um sich nicht an Sasuke vorbei drücken zu müssen. Dieser sah ihr schweigend hinterher, wie sie auf der anderen Seite der Kirche hinausging. Ja, er war definitiv ein Arsch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)