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☾ Mikadzuki

von

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Unangenehm

Fast erschrocken verharrte Natsu, als sie plötzlich einen so ungezügelten Windstoß, wie vom Ausbruch eines unglaublich starken Yôki in ihrem Rücken bemerkte, ohne dass sie das Yôki selbst spüren konnte. Es hätte sie beinahe noch mit weg geschleudert, wenn sie nicht gerade außer Reichweite der Explosion gestanden hätte. Was zum Teufel war da geschehen? Soweit sie sich erinnerte, gehörte das nicht zur eigentlichen Falle.

Sie wandte vorsichtig den Kopf und was sie sah, raubte ihr fast den Atem.

Sesshômaru, der sein Yôki sonst so sehr unterdrückte, dass man es kaum noch fühlen konnte, stand kurz davor, vollkommen durchzudrehen. Seine Augen waren blutrot geworden und um ihn war ein Wirbelsturm seiner eigenen Energie entstanden, der selbst die Blitze von ihm abwies. Dennoch war dieser Zustand alles andere als gut.

Sie kniff die Augen zusammen. Gerade noch hatte er sie davor bewahrt, was ihm jetzt offenbar geschehen war. Er war nicht mehr Herr seiner Sinne. Und wenn er in seine wahre Gestalt wechselte, ohne seinen Verstand zu behalten, war er mehr als nur gefährlich. Für sich selbst, für sie und für alles, was sonst noch in seiner Reichweite war.

Ohne lange zu überlegen sprang Natsu los.
 


 

Kagome wusste nicht so Recht, wie ihr geschah. Die Begleiterin Shippôs war eine Prinzessin? Und eine so hochrangige noch dazu? Und das sagte er einfach so, offenbar noch im Bestreben, sie zu necken? „Ich gehe mal davon aus, dass du uns nicht zum Narren halten willst, oder, Shippô?“, fragte sie mit einem etwas schief geratenen Lächeln und kam auf die beiden jungen Füchse zu.

Der Rothaarige machte eine fast entsetzte Miene und schüttelte eilig den Kopf. „Niemals, Kagome! Ich…“

„Du wolltest uns bloß erschrecken und hast uns deswegen gnädiger Weise die Wahrheit gesagt, nicht wahr?“ Nun war Kagomes Tonfall ihrerseits neckend. „Na, kommt. Ich glaube, du hast uns eine Menge zu erzählen, Shippô.“

Wieder nickte der junge Kitsune, allerdings langsamer, als vorher.
 

Kyoko hatte dem Ganzen buchstäblich mit offenem Mund zugehört. Nicht etwa, dass sie nicht sofort geschaltet hätte, als Shippô den Namen Kagome gerufen hatte – immerhin hatte er ihr oft genug von dieser Miko erzählt – aber das Verhalten dieser Gruppe überraschte sie abgrundtief.

Diese Kagome ging mit Shippô tatsächlich um, wie mit einem kleinen Bruder oder gar einem Sohn, und ließ sich reichlich wenig davon beeinflussen, dass Shippô mal eben kurz ihre, Kyokos, Identität verraten hatte. Jeder Dämon unterhalb des Prinzessinnenstandes wäre sofort auf die Knie gefallen. Aber, wenn sie ehrlich war, störte es sie nicht einmal. Es hatte seinen Grund, warum sie in der Fuchsschule damit nicht hausieren ging, aber dieses Verhalten, trotzdem ihr Rang bekannt war, das war auch einmal geradezu erfrischend zu erfahren.

Dennoch wusste sie nicht wirklich, wie sie damit umgehen sollte.

Da näherte sich ihr plötzlich der rotgekleidete Hanyô, musterte Shippô, dann sie und zuckte dabei mit den weißen Hundeohren auf seinem Kopf. „Eine Hime, ja?“, fragte er etwas skeptisch, worauf die junge Miko ihm sofort den Kopf zuwandte. „InuYasha?“ Das klang gefährlich zuckersüß. Der Hanyou zuckte auch sofort zusammen. „Schon gut.“
 

InuYasha wusste, wenn Kagome jetzt das altgefürchtete 'Osuwari' hätte folgen lassen, wäre sowieso nichts passiert, aber diese Ansprache war eh‘ bloß eine Mahnung gewesen, trotzdem nahm er sie ausnahmsweise ernst. Die Erinnerung an die Streits vergangener Zeiten war noch zu wach, mochte er die Kette auch nicht mehr tragen.
 

Kyoko schielte derweil zu Shippô, der noch immer vollkommen glücklich über das Wiedersehen schien. Und obwohl sie die ganze Gruppe, die sich jetzt langsam um die versammelte, nicht kannte, fühlte Kyoko sich keineswegs ausgeschlossen. Irgendwie strahlten sie alle einen Zusammenhalt aus, ganz besonders aber die Miko und der Hanyô.

Das brachte sie zu etwas anderem.

Warum nicht die gleiche Strategie benutzen, wie Shippô?

„Schon seltsam, dass jemand wie Ihr sich von einer einfachen Miko herumkommandieren lässt… Ōji-sama!“, bemerkte sie spitz und in ihren türkisen Augen blitzte der Schalk.
 


 

Sesshoumaru musste zugeben, dass er sich einen Moment orientieren musste, als er wieder zu sich kam. Dann jedoch konnte er sich schnell erschließen, was geschehen war. Etwas, was seit Jahrhunderten nicht mehr geschehen war. Sein Yôki hatte sich doch tatsächlich selbstständig gemacht!

Seine Augen glitten zu Natsu, die genau neben ihm stand, ihn offenbar beobachtete hatte, nun aber überraschenderweise den Kopf senkte, zu Boden sah. Seit wann war sie wieder so höflich? Schon etwas seltsam.

Da spürte er erst, dass sich Finger um seinen Unterarm geschlossen hatten, dort noch immer lagen und sein Blick wanderte dorthin. Wie erwartet, war es Natsus Hand. Wer hätte es auch sonst sein sollen.

Aber… das hieß ja, sie musste ihn mit sich gezogen haben.

Dass sie sich unterstand, ihn zu berühren, war eigentlich unhöflich bis zum Geht-Nicht-Mehr, das sie es in dem Moment tat, in dem er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte, war eigentlich lebensgefährlich für sie, auf der anderen Seite hatte sich ihn damit aber vermutlich davor bewahrt, vollkommen auszuflippen.

Und als sie jetzt spürte, dass sich sein Blick beinahe in ihre Finger bohrte, zog sie sie auch blitzschnell weg. Immerhin etwas.

„Du hast mich gerettet“, konstatierte er kühl, nur mit sehr viel gutem Willen hätte man den Dank in seinen Worten gehört.

„Ich habe Euch da raus gezogen. Weiter nichts. Die Kontrolle habt Ihr selbst wieder erlangt“, schwächte sie mit leiser Stimme ab, ehe sie ein paar Schritte von ihm weg machte und sich zu orientieren versuchte.

Sesshômaru beobachtete sie dabei. Sie wirkte reichlich zerrupft, ihr sorgfältig geflochtener Zopf war nicht mehr als solcher zu erkennen und über das Rückenteil ihrer Rüstung zog sich ein breiter Striemen. Offenbar hatte einer dieser Blitze sie beinahe erwischt. Solange er noch bei klarem Verstand gewesen war, war das nicht geschehen, soviel konnte er sagen. Also musste sie einiges riskiert haben um ihn da heraus zu holen. Vielleicht, ja, vielleicht verdankte er ihr gar sein Leben. Wieder einmal stand er in der Schuld einer Person, mit der er eigentlich recht wenig zu tun haben wollte. Noch ein Grund, diese Odyssee schnellstens zu beenden…

Ganz kurz versteiften sich die Klauen seiner einen Hand, ehe er hinter Natsu her trat. „Weiter!“, befahl er sachlich. Länger wollte er wahrhaftig nicht warten.
 


 

Nur zögerlich sah Kôhei auf, als durch die Gittertür seiner Arrestzelle ein Schatten auf ihn fiel.

Sofort erkannte er seinen neuen Lehrer und senkte, in einem Anflug von Schuldbewusstsein, direkt wieder den Blick. Bei allem Desinteresse, was hier um ihn herum geschah, so wusste er doch, dass sein Verhalten mehr als falsch gewesen war. Aber in dem Moment, in dem er aus dem Augenwinkel gesehen hatte, wie die junge Wölfin mit zerteiltem Haori zu Boden ging, war einfach alles zu spät gewesen. Zu sehr hatte diese Szene ihn an damals erinnert. An den Tag, der den qualvollen Tod seiner Mutter vorbereitet hatte.
 

„Steh auf!“, befahl da die raue Stimme seines Mentors und fast mechanisch tat Kôhei, wie ihm befohlen. Mit gesenktem Kopf trottete er hinter seinem Lehrer her, äußerte keine Silbe über seine Überraschung, als der ihn aus dem Arrestgebäude heraus, quer über das Schlossgelände Richtung Tor und hinaus führte. Eine Weile wanderten sie schweigend hintereinander her.

„Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung“, vernahm er da plötzlich die Stimme seines Lehrers und hob unwillkürlich den Kopf. Arata war stehen geblieben, sein graugelber Haori wehte etwas im Wind, da er wie üblich weder Obi noch Gesa trug.

„So ist es wohl…“, antwortete Kôhei tonlos. Er wusste nicht, wie er mit der Art Aratas umgehen sollte. Wenn er jetzt eine Standpauke, eine Strafe oder überhaupt nur eine klar zu deutende Behandlung bekommen hätte, aber dem war nicht so. Arata zeigte mit keiner Geste, was er von den vorangegangenen Ereignissen hielt. Stattdessen setzte er sich nun auf den Hügelkamm, auf dem sie standen. „Komm her“

Zögerlich tat Kôhei, wie ihm befohlen, setzte sich ebenfalls ins Gras.

Arata atmete tief durch. „Freundchen, ich bin inzwischen fast 4000 Jahre alt, aber so etwas wie gestern, das habe ich noch nie erlebt. Ein Yôkai muss seine Energie unter Kontrolle haben, egal, was geschieht. So eine Schwäche kann in einem ernsthaften Kampf tödlich sein, weil es die Konzentration und auch die eigenen Ziele verzerrt.“

Nun wandte Kôhei ihm doch den Kopf zu. „Gomen nasai, Sensei“, flüsterte er niedergeschlagen. „Ich… es gibt etwas, das es mir schwierig macht, solche Situationen…“ Weiter kam er nicht, denn Arata fiel ihm ins Wort. „Schon gut. Man hat mir deine Geschichte erzählt. – Da fällt mir ein, ich sollte dich wohl von deinem Bruder grüßen, wenn der sich schon die Mühe macht und herkommt“ Der alte Inuyôkai lächelte ein wenig, als Kôhei die Augen aufriss. „Mein Bruder? Aber… was tut Kai hier? … War… war Vater etwa ebenfalls hier?“

Zur Erleichterung des jungen Wolfsdämons schüttelte Arata den Kopf. Sein Vater hätte ihm gerade noch gefehlt, wenn es um das Thema Ausraster ging. „Nein, nur dein Bruder. Aber sag… woher weißt du, das ich von Kai spreche? Hast du nicht zwei Adoptivbrüder?“

Nun grinste Kôhei tatsächlich auch ein wenig. „Shinta ist gerade einmal 16, der macht sich nicht alleine auf den Weg. Außerdem ist er bei weitem nicht so… hmm, sagen wir mal… euphorisch, wie Kai.“

Da mochte sein Schüler Recht haben. Sechzehn Jahre, das war vergleichbar mit einem etwa dreieinhalbjährigen Menschenkind. Dämon hin oder her, so jemand junges würde keine Alleingänge unternehmen, das stimmte. Dennoch, da war etwas anderes, das Arata nicht richtig nachvollziehen konnte. „Euphorisch? Nun, eigentlich hatte ich eher den Eindruck, er wäre sehr reif und abgeklärt für sein Alter. Viel älter als fünfundsiebzig ist der doch auch nicht, oder?“

„Nein, ist er nicht. Aber… auch er hat schon Dinge erlebt, die ein Kind eigentlich nicht erleben sollte. Ebenso wie ich. Wir haben es beide auf unsere Weise nicht leicht gehabt. Ich glaube, Vater hat Kai und Shinta auch gerade deswegen zu sich genommen, sie sogar adoptiert. Weil wir wohl die einzigen sind, die sie vielleicht verstehen können.“

„Soll ich ehrlich sein, Gakusei? Ich habe von Kai erfahren, wie deine Vergangenheit geprägt ist. Nun erzählst du mir, dass auch er es nicht leicht hatte. Ich verstehe eure Familie nicht.“

Kôhei lachte trocken auf. „Das ist auch schwer zu verstehen, für einen Außenstehenden.

Dennoch, ich… mein Fürst erzählte mir, auch Sesshômaru-sama habe gegen diesen verrückt gewordenen Hanyô namens Naraku gekämpft, nicht wahr? Dann wisst Ihr grob wer das war und mit welchen Mitteln er arbeitete.

Unter anderem löschte er vor knapp vier Jahren ein kleines Rudel in den Bergausläufern nicht weit des fürstlichen Rudels aus. Das heißt, einer seiner Abkömmlinge tat das. Die einzigen, die das Gemetzel überlebten, waren Kai und Shinta. Letzterer wurde von Naraku gefangen genommen und Kai bekam dafür eine Waffe und einen Splitter dieses schrecklichen Juwels. Er sollte Kôga-sama, unseren jetzigen Fürsten, auslöschen, sonst käme Shinta nicht wieder frei...“

„Juwel? Du meist das Shikon no tama?“, fragte Arata dazwischen. Diese Geschichte wurde ja immer verworrener.

„Hai. Einen Splitter des Shikon no tama. Kai war dadurch um ein Vielfaches schneller, als es ein Wolfsjunges sein sollte. Und er wollte natürlich seinen kleinen Bruder beschützen. Also griff er Kôga-sama an. Der hätte den Angriff leicht beenden können, doch ehe es dazu kam, lief das Ultimatum ab und Kai floh zum Treffpunkt, den Narakus Abkömmling mit ihm ausgemacht hatte. Kôga-sama folgte ihm und beschützte den armen Kerl. Mit etwas Unterstützung gelang es, den Kampf zumindest punktuell zu gewinnen, doch Kôga-sama entschloss sich ab da, die Jagd nach Naraku allein fortzusetzen. Also schickte er seine beiden Begleiter, samt Kai und Shinta in die Sicherheit des Fürstenrudels. So kamen die beiden zu uns. – Auch Kai hat ein Trauma von damals, aber er ist noch zu jung, als das es seinen gesamten Charakter vergiftet hätte. Bei mir ist das anders…“

Kôhei senkte nun wieder den Kopf, seufzte niedergeschlagen. „Es tut mir sehr Leid, dass ich so ausgerastet bin, aber manchmal… ich verliere einfach die Kontrolle und dagegen kann ich auch nichts tun. Früher war das einmal anders, aber inzwischen bin ich alles andere als ein typischer Ookami, ich weiß. Ich bin kein Kämpfer, ich bin weder offen noch gesellig. Aber ich kann einfach nicht anders…“ Der junge Wolf wusste selbst nicht so genau, wieso er gegenüber Arata, der zwar sein Mentor, aber ihm doch eigentlich noch recht fremd war, so gesprächig war, aber irgendwie gab der Alte ihm Sicherheit. Dessen Erfahrung und stoische Ruhe, mit der der an alles heranging, imponierten ihm.

Besagter Hundedämon schmunzelte nur still vor sich hin. Kôhei begann sich, ihm zu öffnen und das war der erste Schritt in Richtung eines Verhältnisses, wie es zwischen Lehrer und Schüler sein sollte. Er würde aus diesem verschlossenen, traumatisierten Kerl schon wieder einen Yôkai machen, der den Titel eines Adeligen der Wölfe verdient hatte. Komme was da wolle.
 


 

Natsu und Sesshômaru hatten derweil die nächste Falle erreicht. Kurz hintereinander wanderten sie über die Wiese, die sich erneut aus heiterem Himmel zu verändern begann. Zuerst blieb das Gras fern, dann wurde die Erde härter und schließlich war alles mit einer weißsilbern glänzenden Schicht überzogen: Eis. Die Welt um sie herum war eingefroren.

Sesshômaru bemerkte es sofort: „Tôrans Macht. Was hat die hier zu suchen?“

„Kuraiko-donno besitzt je einen Reißzahn jedes unserer Fürsten, angefüllt mit deren Macht. Je eine Falle ist daraus gespeist. Die Blitze zuletzt kamen von Shuran, aber es gibt auch eine Illusions- und eine Feuerfalle. Die dürften wir allerdings umgangen haben“, gab Natsu zurück, doch ihrer Stimme war anzuhören, dass sie die Lippen aufeinanderpresste. Sie wartete. Auf den Beginn der eigentlichen Prüfung.

Und sie wusste, dieses Abwarten konnte gefährlich sein, deswegen warnte sie auch diesmal nicht vor. Wer es nicht gewohnt war, unter diesen Bedingungen hier, der Kälte, der Glätte und der ewigen Unsicherheit um die Trittfestigkeit des Bodens, zu kämpfen, für den konnte ein kurzes Erschrecken hier tödlich sein.

Sesshômaru nahm diese Anspannung durchaus wahr, aber er äußerte sich nicht dazu, sondern ließ seinen Blick lieber durch die Gegend schweifen, auf der Suche nach dem wahren Charakter der Falle. Er hatte bereits gegen Tôran gekämpft, oft genug sogar, in den zahlreichen Kleinkriegen zwischen Inuclan und Nekoclan.

Aber er konnte sich durchaus denken, dass er noch nicht alle Feinheiten von Tôrans Macht, schon gar nicht unter Kontrolle von deren Mutter, kennen gelernt hatte.

Selbst er würde auf der Hut sein müssen.
 


 

Der einzige der buntgemischten Reisegruppe rund um Kagome und InuYasha, der in diesem Moment kicherte, was Shippô. Er war allerdings auch der Einzige, der den Witz verstand. Die anderen standen nur erstarrt da, als habe sie jemand versteinert. Kyoko dagegen schüttelte sich vor Lachen.

Schließlich erbarmte der rothaarige Kitsune sich. „InuYasha! Du bist doch schließlich Sesshômarus Bruder, oder?“

„Halbbruder“, korrigierte InuYasha mechanisch, wobei er kaum mitzukriegen schien, dass er überhaupt sprach.

Shippô verdrehte die Augen. „Meinetwegen. Und der HALBbruder des Hundefürsten und Herrn der westlichen Länder ist nun mal deren Prinz. Was ist daran so verwunderlich?“ Er gab sich unverständig, dabei wusste er es genau.

Das Augenlid des Hanyô zuckte jetzt unkontrolliert. „Bitte waas? Dieser verblödete Trottel von einem Dämon ist jetzt auch noch ein Fürst?“, wollte er dann patzig wissen.

„Hai“, antwortete Shippô bloß, reagierte dann allerdings nicht schnell genug, als InuYasha ihm in altbekannter Manier eine Kopfnuss verpasste. Während er noch Sternchen sah, taumelte der junge Kitsune zu Kyoko zurück. „Siehst du? Sie haben keine Ahnung davon…“ Dann kippte er um, grinste dabei aber schon wieder.

Aus diesem Grund machte die Fuchsprinzessin sich auch wenig Sorgen um ihren Reisebegleiter. Zugleich wurde die Bande ihr allerdings auch immer suspekter. Aber gut, sie glaubte Shippô, dass es da durchaus auch andere Seiten gab. Der Rothaarige hatte doch sicher nicht gelogen. Oder?
 

Sie kam nicht dazu, weiter zu zweifeln, denn plötzlich ging alles ganz schnell.

Etwas wie ein weißer Blitz schoss quer über die Ebene auf sie zu, schlug knapp neben ihnen allen im Boden ein.

Einem zweiten konnte Tián im letzten Moment ausweichen, doch der Dritte traf den noch immer etwas paralysierten InuYasha genau in den Rücken. Das alles geschah in weniger als einem Herzschlag, dann hallte nur noch der schmerzerfüllte Schrei des Hanyô über die Wiese, als dessen rotgekleidete Gestalt wie in Zeitlupe zusammensank.

„InuYasha!“, rief Kagome erschüttert und kniete sich neben den Halbdämon, der zu Boden gegangen war, nun offenbar bewegungsunfähig, mit geschlossenen Augen und kaum noch bei Bewusstsein da lag. Keine Regung war zu erkennen.

Die anderen hatten entsetzt die Augen aufgerissen, ihrerseits vor Schreck unfähig, sich zu rühren.

Da war plötzlich ein heftigen Schluchzen zu vernehmen, sofort richteten sich alle Blicke auf Kagome, die, beide Hände haltsuchend auf die Erde gestützt, neben InuYasha hockte. Der lag inzwischen so still, dass nicht einmal mehr zu erkennen war, ob er noch atmete. Wieder schluchzte sie auf.

„Kagome! Was ist? Ist InuYasha etwa…“ Shioris Stimme überschlug sich fast, als sie neben Kagome zu Boden sank und ihre Arme tröstend um die junge Miko schlang.

Kagomes Tränen nässten ihr helles Oberteil, aber es gelang der jungen Miko den Kopf zu schütteln. „N-nein…“, gab sie stockend zurück. „A-aber… es… es fühlt sich an, wie, als ich InuYasha zum ersten Mal sah. Als Kikyôs Fuuin no ya in seiner Brust steckte und er von ihrer Magie eingehüllt war, seit fünfzig Jahren regungs- und leblos an einen Baumstamm gebannt…“ Woher sie die Kraft nahm, zwar erstickt, aber deutlich zu erzählen, war wohl allen unklar, Kagome selbst eingeschlossen.

Shiori zog die Miko näher an sich. Fuuin no ya. Davon hatte sie bereits einmal gehört. Einen solchen Angriff konnten selbst starke Mikos nur nach langer Übung wirken, nicht umsonst hieß diese Attacke Bannpfeil.

„Kagome?“, mischte sich Shippô da kleinlaut ein. Auch in seinen Augen glänzten Tränen. „Es… es tut mir Leid… das ist alles meine Schuld. InuYasha hätte bestimmt ausweichen können, wenn ich nicht…“ Seine Stimme versagte und seine kleinen Hände krallten sich in das Mikogewand der jungen Frau.

Auch Kirara und Kohaku waren herangekommen, die ponygroße Raubkatze schmiegte ihren pelzigen Kopf beruhigend an Kagomes Schulter, der junge Dämonenjäger saß auf InuYashas anderer Seite im Gras und hatte ebenfalls den Kopf gesenkt, offensichtlich und verständlicherweise hilflos in dieser Situation.

Selbst Tián war herangekommen, stand neben Shiori, konnte allerdings auch nicht mehr tun, als ein betretenes Gesicht zu machen.

So zerpflückt die Gruppe durch ihre Zusammensetzung und ihr Verhalten wirkte, in diesem Moment schweißte sie etwas zusammen, ließ sie wie eine wirkliche, untrennbare Gemeinschaft wirken.

Kyoko beobachtete die plötzlich so veränderte Szene mit aufgerissenen Augen und konnte nicht verhindern, dass auch ihr die Kehle eng wurde.

War es das, was Shippô immer gemeint hatte?

Dass, egal wie sehr einer der vielen Streits die Gruppe entzweite, das Unglück sie immer wieder zusammen trieb? War es das?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Weise Erkenntnis, Kyoko. Und auch Sess scheint seine Situation endlich ernst zu nehmen. Nun, wir werden sehen, wohin das alles noch führt.

Im nächsten Kapitel begegnen wir dann "Kirin und zwei Yetis" und zwei Drittel dieser Konstellation werden das Treffen nicht überleben. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2013-11-19T15:24:41+00:00 19.11.2013 16:24
Natsu gefällt mir immer besser, ich kanns nicht oft genug sagen
Sie und Sess, ja, das seh ich gern zusammen!
Dahingegen ist es bei Inu und Co. echt... Ja, erst lacht man, und dann wie aus dem nichts das nächste Unglück. Du bist echt gemein, an dieser Stelle aufzuhören!
Antwort von:  Mimiteh
19.11.2013 16:33
Schön, dass Madame dir gefällt.
Inu... nun... ein bisschen Gemeinheit muss sein. Bei der Bande war bisher eindeutig zu viel Ruhe^^


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