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You`re a honey

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Tjaja. Die Klausurphase ist rum und ich meld mich zurück. ^^ Man, man, man, wenn ich sehe, wie lange das schon her ist...Sorry, es sollte nicht so lang dauern! Aber dafür wird`s in diesem Kapitel mal etwas mehr Handlung geben.
So enjoy!^^
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Du hast dich verändert...

Die Stunden ziehen sich hin. Da wir hier viel weniger sind als in anderen Klassen, komme ich viel öfter dran. Und etwa genauso oft weiß ich nicht, was man von mir will und stottere vor mich hin. Tyson rollt genervt mit den Augen, je weniger ich weiß und Kai grinst immer zufriedener. Als es zur Mittagspause läutet bin ich den Tränen nahe und verschwinde aufs Klo. Dort wasche ich mir das Gesicht und versuche, nicht zu heulen. Das wollte Kai also gestern sagen. Er hat mir einen Wunsch erfüllt, indem er mich zu Tyson gebracht hat. Und das soll jetzt zu meinem Albtraum werden. Ich seufze und sacke beinahe auf den Boden. „Gott. Kai Hiwatari, ich hasse dich! Was hast du mit Tyson gemacht?“

Wieder im Raum – Tyson meinte ich sollte hier bleiben und mit den anderen essen – stehe ich erneut dumm da. Tyson ist verschwunden. Was soll ich jetzt tun? Ich stehe etwas hilflos da, während sich die anderen über mich das Maul zerreißen. Der Junge, der wohl Madleines Honey ist, steht auf und kommt zu mir. „Hey. I`m Heiji. Who are you?“ Ich lächle zaghaft. „I`m Hillary. Nice to meet you.“ „Me too!“, lacht er. Dann sieht er sich im Raum um. „Well, you`re Tysons honey, right?“ Ich nicke. „Then you better go and find him. The next class will start soon. It`s your job to make him attend classes. “ Ich mache einen Laut, irgendwo zwischen verblüfft und genervt. „Really?“ Er nickt. Stöhnend drehe ich mich um und verlasse den Raum. Ich suche im ganzen Gebäude, aber er ist nicht da. Nirgens! Versteckt er sich, um mich zu ärgern? Ich blicke nach draußen, wo der Sportplatz ganz in der Nähe liegt. He? Ist das da etwa Tysons Haarschopf? Denn gerade sehe ich eine Bewegung an einer der Wände. An den Platz grenzt gleich die Sporthalle, sodass eine Wand den Platz von einer Seite abschirmt. An genau dieser Wand bewegt sich jetzt etwas. Und zwar eine Person mit mitternachtsblauem Haar. „Da hast du dich versteckt!“, murmele ich zufrieden und setze mich in Bewegung.
 

Eigentlich will ich ihm ja eine Standpauke halten, sobald ich da bin, doch dann kommt alles ganz anders. Ich gehe an einer Wand entlang, die den Sportplatz wohl zur Straße hin abschirmen soll und versuche, möglichst leise zu sein. Schließlich will ich nicht, dass er direkt wieder abhaut. Ich bin gerade an der Ecke angekommen, als ich ein Stöhnen höre: „Tyson! Please, don`t let me wait!“ Eine Mädchenstimme. Sie klingt völlig außer Atem. Ich bleibe wie eingefroren stehen. Dann sein ebenfalls atemloses Lachen. „Like this?“, fragt er und kichert. Noch ein Stöhnen. „Gosh, you`re a god!“ Er raunt ein „I know.“ Ich glaube nicht, was ich da höre. Kann es wirklich sein, dass er...? Nein, das macht er nicht! Nicht Tyson! Doch die Geräusche hören nicht auf...“Faster, please!“ Mir wird warm. Was soll das werden? Hier, in der Schule? „Tyson! I...I`m...!“ Wer ist dieses Mädchen überhaupt? Ich will hier weg, will das nicht hören, will nicht wissen, was er da macht. Aber meine Beine sind wie eingefroren.

Kleidung raschelt. Anscheinend sind sie fertig. „Can we do that again?“, fragt sie und schnurrt vor Zufriedenheit. „No“, ist seine schnelle, kalte Antwort, „You`re just an amusement. And I have enough of you. Take today as a special price for goodbye.“ Ich schnappe nach Luft, genau wie sie. „What? You said you love me!“ Er lacht höhnisch. „And you took that for granted? How naive can you get? We guys talk a lot when we want something. And now go. I`m sick of you!“ Sie bricht in Tränen aus und verschwindet. Die Hände vors Gesicht geschlagen läuft sie an mir vorbei und verschwindet im Normalentrackt. Schockiert starre ich ihr hinterher.

„Kommst du da noch mal raus? Ich weiß, dass du da bist, Hil.“ Seine Stimme ist ganz kalt. Als würde ihn nicht interessieren, was ich davon halte. Ich trete aus dem Schatten hervor und sehe ihn ungläubig an. Er ist noch dabei, sein Hemd in die Hose zu stecken und blickt nicht einmal zu mir hin. „Was sollte das?“, bricht es aus mir hervor. „Was denn?“, erwiedert er lässig. Hilflos deute ich an die Stelle, wo das Mädchen verschwunden ist. „Das da! Wie konntest du das tun?“ Jetzt sieht er mich an. Seine Hose steht noch ein kleines Stück offen und sein Haar ist zerzaust. Doch sein Gesicht ist wieder die undurchschaubare Maske, die ich sonst nur von Kai kenne. „Reg dich ab. Sie wusste, worauf sie sich einlässt. Ich hab ihr nie etwas versprochen. Was kann ich dafür, wenn sie sich Hoffnungen macht?“ Mir klappt die Kinnlade runter. „Bitte was? Bist du verrückt geworden? So warst du doch früher nicht.“ Er nickt und grinst falsch. „Früher war ich ein spätpubertierendes Kind. Sonst nichts. Das war einmal, klar? Außerdem hatte ich gerade Lust drauf. Hätte ich etwa besser dich nehmen sollen?“ Er zieht provozierend eine Augenbraue hoch. Ich werde flammend rot und mir wird an einer ganz bestimmten Stelle warm. Gleichzeitig bin ich entsetzt, was aus ihm geworden ist.

Unfähig, meine wirbelnden Gefühle in Worte zu fassen, starre ich ihn an. Er nutzt meine Sprachlosigkeit aus und kommt näher. Ich gehe einen Schritt rückwärts und befinde mich an der Wand. Weiter zurück kann ich nicht. Mit einer Hand packt er mein Kinn und zwingt mich, ihn anzusehen. „Ich habe viel zu viel im Leben verpasst. Mein Bruder hat es wirklich geschafft, mich so weit zu kontrollieren, dass ich über so vieles nie nachgedacht habe. Seit ich hier bin, wird mir jeden Tag klarer, was für ein Dummkopf ich gewesen bin! Also lass mich doch. Es gibt ne ganze Menge, was ich noch erleben will, bevor ich rechtlich als erwachsen gelte.“ Er sieht mich ernst an und spricht die Worte mit Nachdruck: „Und du wirst mich nicht aufhalten, klar?“ Da nicke ich. Ich weiß nicht, wieso. Er verzieht die Lippen zu einem Lächeln. „Gut. Wir verstehen uns scheinbar.“ Echt? Ich verstehe nur, dass er scheinbar die falschen Freunde hat. Er beugt sich zu mir und seine Lippen streifen hauchzart meine. „Bis dann. Sag dem Lehrer, ich sei schon gegangen“, flüstert er und lässt mich einfach stehen. Jetzt sacke ich wirklich auf den Boden und heule. Mein erster Kuss! Und dann so! Wie furchtbar.

Minutenlang sitze ich auf dem Boden und schluchze. Was ist nur mit ihm passiert? Was? Ein Taschentuch taucht in meinem Blickfeld auf. „Hier.“ Ich schaue auf. Madleine beugt sich zu mir und sieht besorgt aus. Zögernd nehme ich das Taschentuch und wische mir über`s Gesicht. „Danke“, schniefe ich leise. Sie setzt sich vorsichtig neben mich. „Dein Kleid wird schmutzig“, murmele ich und sie zuckt mit den Schultern. „Nicht so schlimm.“ Dann sieht sie mich an. „War das Tyson?“, fragt sie sanft. Ich nicke. Sie schnaubt genervt auf. „Typisch! Anstatt ehrlich zu sein, beweist er lieber, was für ein toller Hengst er doch ist!“ Ich werde rot und starre sie erschrocken an. So deutlich hatte ich sie gar nicht eingeschätzt. Sie sieht meinen Blick und grinst. „Na, ich bin direkt. Daran musst du dich gewöhnen. Aber egal. Das ist echt zuviel. Jetzt hat er`s übertrieben, finde ich.“ „Was ist passiert?“, frage ich leise. Ich muss es wissen. Muss es verstehen. Ich will ihm helfen. Ich will meinen Tyson zurück.

Lange starrt Madleine mich an. Wahrscheinlich entscheidet sie gerade, ob sie mir antworten soll. „Bitte“, flüstere ich und sie gibt nach. „Na schön. Also, das ist so: Tyson lernte ich vor etwa einem Jahr kennen. So ein oder zwei Monate, nachdem er hier in die USA gezogen war. Und du kannst dir nicht vorstellen, wie wir uns begegnet sind!“
 

Flashback

Tyson stand an der Ampel und wartete auf das bekannte grüne Männlein. Unter seinem Arm steckte ein DinA-3 großer Umschlag, den er zur Post bringen wollte. Schließlich sprang die Ampel um. „Endlich“, seufzte Tyson und setzte sich in Bewegung. Er wollte seine letzte Chance nutzen und diese Bewerbung verschicken. Wenn er nicht bald eine Zusage für einen festen Job bekommen würde, wäre all seine Anstrengung umsonst gewesen. Er wollte nicht als Gescheiterter zu Hause auftauchen. Plötzlich fiel sein Blick auf eine Person, die er zu erkennen glaubte. „Unmöglich“, flüsterte er und erstarrte. Hatte er richtig gesehen?

Quietschende Reifen und schockierte Ausrufe brachten ihn zurück in die Wirklichkeit. Er blickte nach rechts und sah ein Auto unkontrolliert auf sich zurasen. Erschrocken riss er die Arme hoch und schloss die Augen. Er spürte, wie er von den Füßen gerissen wurde – allerdings viel sanfter, als er erwartet hatte. Als die Welt aufhörte, sich zu drehen, oder ohrenbetäubend wie sich verbiegendes Metall zu klingen, wagte er einen Blick nach oben. Es musste oben sein, denn er spürte den Asphalt der Straße unter sich. Graublaue Haare waren das Erste, was er wahrnahm. „Alles okay?“, fragte eine Stimme, die ihm eine Gänsehaut erzeugte. „Du...?“, brachte er nur noch hervor. Kai blinzelte und erkannte ihn endlich. „Tyson?“, rief er völlig schockiert und sprang auf. Langsam richtete sich auch der Japaner auf. „Nein, Sie verwechseln mich“, knurrte er und wollte verschwinden. „Und das sagst du mir auf Japanisch? Kleiner Denkfehler, hm?“, meinte Kai und hielt ihn am Arm fest. Tyson fluchte unfein und riss sich los. „Ja, meinetwegen, ich bin`s. Zufrieden? Jetzt lass mich in Ruhe!“ Erneut hinderte Kai ihn, indem er ihm einfach den Weg versperrte. „Ich habe gerade dein Leben gerettet“, sagte er nüchtern, „Wie wäre es denn, wenn du dich mal bedanken würdest?“ Noch ein Fluch verließ Tysons Lippen. Kai zog daraufhin nur die Augenbrauen hoch. So schlecht gelaunt hatte er den kleinen Chaoten nicht in Erinnerung. Er seufzte leise. „Setzen wir uns doch erst mal in ein Caffeè und reden. Nun ja – du redest und ich höre zu.“ Der Blick, mit dem Tyson ihn bedachte, brachte Kai zum Verstummen.

Trotz der offensichtlich schlechten Laune ließen sie sich nach wenigen Schritten in einem Caffeè nahe der Straße nieder. Tyson schwieg sich leider aus. Erst, als sie beide einen Kaffe vor sich stehen hatten und Kai ihm auffordernd zunickte, räusperte sich der Jüngere. „Ich bin halt von zu Hause weg.“ Kai nickte nur. Der Japaner verstand, dass Kai in die Geschichte eingeweiht war. Hilflos grinste er. „Ich hab noch keinen Job. Nur sieht`s ohne schlecht aus. Die Schulgebühren krieg ich im Moment so noch hin, aber es wird langsam eng.“ „Welche Schule denn?“, fragte Kai leise. Er sah seinen alten Freund genauer an und bemerkte dessen dunkle Augenringe. Auch die Haut des anderen war wesentlich blasser, als früher. Insgesamt sah Tyson krank und erschöpft aus. Als er seine Schule nannte, wurde Kai auch klar, warum der andere so fertig war.

„Dieses Drecksloch?“, erwiederte er schockiert. Tyson nickte leicht. „Es ist nicht so schlecht – wenn du dich von den Schlägern und dessen Frauen fernhälst.“ Kai seufzte leise und frustriert. Musste sich der Kleine ausgerechnet die Schule aussuchen, die den miesesten Ruf in ganz New York hatte? Tyson stand auf. „Ich muss gehen“, murmelte er und schulterte einen Rucksack, der Kai bisher gar nicht aufgefallen war. „Wieso?“, fragte der Halbrusse und sah auf. Ein Zähneknirschen. „Dank dem Unfall von vorhin ist meine Bewerbungsmappe weg. Keine Ahnung, wohin der Umschlag geweht wurde. Jetzt muss ich zum Copy-Shop und mir alles noch einmal ausdrucken lassen.“ Kai hielt den Umschlag hoch. „Meinst du den hier?“ „Idiot! Gib doch her, wenn du ihn aufgehoben hast!“ Kai zog den Arm weg und barg den Umschlag hinter dem Rücken. „Nein.“ Tyson starrte ihn an und langte erneut nach seinem Besitz. Kai sprang auf. „Wo soll das hingehen?“, fragte Kai ihn. Tyson langte hinter Kais Rücken und ergriff den braunen Packen. „An eine Dienststelle der BBA!“ Er riss daran. Kai lachte. „Ist das die letzte Rettungsleine?“ Tyson funkelte ihn an. „Und wenn schon. Kann ja nicht jeder so ein Vermögen erben, wie du.“ Mittlerweile standen sie so nah aneinander, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. „Tue ich gar nicht“, flüsterte Kai. Tyson stoppte in dem Versuch, am Umschlag zu reißen. „Wie bitte?“ Kai grinste schief. „Ich erbe nichts. Da Großvater und Boris aus dem Rennen sind, hab ich die Firma verkaufen wollen. Aber jetzt hat sie jemand aus dem Freundeskreis meiner Familie übernommen. Jemand, der schon so gut wie zur Familie gehört. Aber interessiert dich das wirklich?“ Der Blauhaarige blinzelte. „Ach...so...“, machte er langsam. Kai bemerkte, dass der andere langsam und kontrolliert atmete. Als wäre ihm nicht gut und er müsste sich zusammen reißen...

Tysons Augen flatterten zu. „Doch“, nuschelte er leise und schleppend, „Es...ist mir...wichtig.“ Er riss die Augen auf, doch sein Blick flackerte bedenklich. Kai ließ den Umschlag fallen und fasste Tyson bei den Armen. „Hey?“ Tyson verzog die Mundwinkel zur Andeutung eines Lächelns. „Ich bin einfach...nur müde...`kay?“ Und er sackte in sich zusammen. Schockiert fing Kai ihn auf. „Tyson?“ Er schüttelte ihn, doch der Jüngere reagierte nicht. „Hey, mach keinen Quatsch.“ Er befühlte die Stirn und bemerkte, dass Tyson offensichtlich Fieber hatte. Langsam ließ er sich auf den Stuhl zurücksinken und beförderte Tyson auf seinen Schoß. Dann holte er vorsichtig ein Handy aus der Jackentasche und scrollte durch die Nummern. Sogleich drückte er den grünen Hörer und wartete. „Ja, ist was?“ Erleichtert seufzte er auf. „Onee-san? Du musst mir mal helfen...“
 

Flashback Ende
 

Madleine sieht mich an. „Kai hat mich gefragt, ob wir Tyson helfen könnten. Erst einmal hab ich ihn zu uns nach Hause gebracht und einen Arzt geholt. Während der ihn untersuchte, wollte ich in dem Rucksack nach einem Handy suchen. Mir gefiel nicht, was Kai mir erzählt hatte und ich wollte seine Familie anrufen.“ Sie lacht auf. „Aber er hatte noch nicht einmal ein Handy! Er hat wirklich an allem gespart. Stattdessen fand ich etwas, was mich viel mehr interessierte.“ Sie macht eine Pause und sieht mich an. Ich bin die ganze Zeit still geblieben. Habe versucht, mir die Situation vorzustellen. „Was denn? Ein Tütchen?“, frage ich und werde im nächsten Moment knallrot. Madleine zieht die Augenbraue hoch. „Sorry, ich-ich weiß nicht, was das sollte. Ich-ich hab`s nicht so gemeint! Ich-“ Doch sie unterbricht mich mit einem Lachen. „Der war gut. Du hast echt Humor!“ Ich starre sie verdattert an. Sie grinst. „Ehrlich. So hab ich schon lange nicht mehr gelacht. Und nun zu deiner Frage: Schau, ich bin Sängerin. Nicht unbedingt Nummer eins, aber doch in den amerikanischen Top Ten. Und ich erkenne was Gutes, wenn ich`s vor mir habe. Und Tyson hatte Songtexte geschrieben. Wirklich gute Songtexte.

Ach, eins ergab das andere und ich machte ihn zum Texter meiner Band. Mittlerweile ist er sogar selbst als Künstler aktiv. Ich hab ein paar Beziehungen spielen lassen und im Moment konzentriert er sich darauf, als Model Fuß zu fassen. Gut genug aussehen tut er ja.“ Ich starre sie an. Kann nicht fassen, was sie mir erzählt hat. Tyson als Model? Nun ja, er sieht schon gut aus. Sogar mehr als gut. Bisher dachte ich immer, ich wäre leicht voreingenommen bei dieser Meinung. Trotzdem. Ich hatte mir etwas Sinnvolleres vorgestellt. Dann erst fällt mir auf, was sie vorher gesagt hat. „Songtexter? Echt? Und ist er gut?“ Sie zuckt mit den Schultern und sieht auf den leeren Sportplatz hinaus. „Wir sind von Platz zehn auf Platz drei aufgestiegen. Und übermorgen gibt es die neue Liste offiziell. Unser Produzent meinte, es ginge noch weiter rauf.“ Jetzt fallen mir die Augen fast aus dem Kopf. Und das alles nur wegen Tysons Texten? Wow. Dieses Talent kannte ich noch gar nicht an ihm.

Da sieht sie mich an und ihr Blick wird dunkler. „Aber dann ist irgendetwas passiert. Seine Texte waren immer frech, aber im Moment haben sie nur ein Thema. Manche Sachen musste ich sogar entschärfen, damit die Jugendlichen sie noch hören dürfen. Was er vorher noch umschrieben hat, wird jetzt schon peinlich-direkt. Mit ihm ist nicht mehr zu reden. Wenn du meine Texte nicht mehr willst, dann lass es sagte er neulich sauer zu mir.“ Sie imitiert seine Stimme echt gut. Aber ein trauriger Unterton schwingt mit. „Dabei wollte ich nur, dass er mehr über das Gefühl schreibt. Du weißt schon, Liebe, rosarote Brille und so weiter. Dieses aufregende Kribbeln, wenn man sich sieht. Die Nervosität beim ersten Date. Aber er will nichts davon hören und konzentriert sich nur noch auf die körperliche Seite. Als ginge es nur darum. Ich glaube, er hat Liebeskummer, oder so etwas Ähnliches.“ Sie sieht mich an, als erhoffe sie sich von mir die Antworten, die sie nicht hat. Doch ich bin noch von ihrer Erklärung gefangen. Ich spreche langsam, versuche so, Ordnung in meine Gedanken zu bringen: „Er ist nicht bereit, zu diskutieren? Warte mal, du sagtest, er schreibe...“, ich stocke, rede dann aber weiter, „über die körperliche Seite. Du meinst...?“ Ich werde rot und breche schließlich ab. Sie nickt. „Ja, genau das.“ Dann dreht sie den Kopf wieder weg. Todtraurig wirkt sie – nicht nur ihr Blick, sondern alles an ihr. „Sicher“, murmelt sie, „Ich hab ihn gebeten, darüber zu schreiben. Aber nur ab und zu! Und auch nicht so. Nicht so...düster.“ Madleine schüttelt müde den Kopf. Ich starre sie an. Was ist hier nur passiert?
 

Als wir in den Klassenraum zurückkommen, hat der Lehrer schon angefangen. Er wirft uns beiden einen bösen Blick zu und wir setzen uns. Leider sieht er sehr deutlich den leeren Platz neben mir, auf dem eigentlich Tyson sitzen müsste. Er sieht mir in die Augen. „Where is he?“, fragt er scharf. Ich starre ihn an und kann nur stottern. Kai kichert leise. Offenbar amüsiert er sich königlich über jeden Fehler von mir.

„He`s gone home. Work“, sagt Madleine nüchtern. Sie wirft dem Lehrer einen Blick zu und zieht die Augenbraue hoch. Der Kerl am Pult verstummt und wendet sich kurz darauf wieder seinem Unterricht zu. Ich bemerke aus den Augenwinkeln, wie Kai seiner Schwester einen unverständlichen Blick zuwirft. „Danke“, flüstere ich. Madleine zuckt mit den Schultern. „Soll nicht nachher heißen, ich hätte mit euch zweien geschwänzt. Immerhin hab ich den Ruf, das nie zu tun.“ Okay, soviel zu ihrer Hilfsbereitschaft...



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