Schlangenbrüder von Kouichi ================================================================================ Kapitel 18: Magie ist Macht --------------------------- Als der Hahn am morgen krähte, wurde Harry von Tom geweckt. „Steh auf, Harry! Unser Unterricht beginnt gleich!“, sagte Tom und rüttelte Harry unsanft wach. Dieser rieb sich den Schlaf aus den Augen und erhob sich langsam. „Du hast 10 Minuten! Dann will ich dich unten sehen!“, sagte Tom und verschwand aus Harrys Zimmer. Harry ging hinüber ins Badezimmer und suchte erst einmal die Toilette. Als er sie fand, musste er schlucken, denn es war keine Toilette, wie er sie aus seiner Welt kannte, sondern es war nur ein Plumpsklo. So versuchte er sein Bestes, damit sein Geschäft nicht daneben ging und wusch sich dann die Hände. Er war froh darüber, dass es wenigstens fließendes Wasser und dazu noch Seife gab. Als er sich dazu noch gewaschen hatte, suchte er nach einer Zahnbürste und Zahnpasta, doch er fand keine. So musste er eine Alternative finden und er zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf seinen Mund. „Ratzeputz!“, sagte er und sofort füllte sich sein Mund mit violettem Schaum. Er putze sich auf diese etwas andere Art und Weise seine Zähne und spuckte dann den Schaum aus. Als er auch damit fertig war, zog er die Kleidung an, die für ihn bereit gelegt worden war. Danach verließ er sein Zimmer und ging hinunter in den Eingangsbereich, wo bereits Tom und Rumpelstilzchen auf ihn warteten. „Da wir jetzt alle versammelt sind, kann der Unterricht beginnen! Kommt mit!“, sagte Rumpelstilzchen und um ihn, Tom und Harry wirbelte wieder der lila farbige Rauch. Als sich der Rauch legte, fanden sie sich am Rand einer Klippe wieder. Über diese Klippe führte eine verwitterte und wackelige Brücke. „Fangen wir an!“, sagte Rumpelstilzchen und gab Harry einen Schubs, so dass dieser auf die schwachen Bretter der Brücke trat. Harry stolperte, bis er auf der Hälfte der Brücke angekommen war. „Kommen wir jetzt zur ersten Lektion! Versuche wieder zu uns zurück zu kommen!“, sagte Rumpelstilzchen. Harry balancierte sein Gewicht aus und setzte einen Fuß vor den anderen. Die Bretter knarrten und als Harry sein Gewicht auf einen Fuß verlagerte, fing das Brett unter ihm gefährlich an zu knacken. „Wenn du auf dem normalen Weg nicht über die Brücke kommst, dann benutze Magie! Erinnere dich daran, als du schon einmal in einer ähnlichen Situation wie dieser warst. Was hast du damals gefühlt?“, rief Rumpelstilzchen und beobachtete Harry amüsiert, wie dieser versuchte auf der wackeligen Brücke zu stehen. Harry erinnerte sich nur allzu lebhaft, was das damals für eine Situation gewesen war. Damals war er mit einem blauen Brief von der Schule gekommen, weil er die Perücke seines Lehrers blau gefärbt hatte. Onkel Vernon hatte ihn deshalb fast bis zur Bewusstlosigkeit verprügelt und ihn dann in den Schrank gesperrt. Er hatte sich damals so verlassen und einsam gefühlt, aber nur wenig später kam auch Wut und Hass auf seinen Onkel dazu, denn schließlich konnte er selbst ja nichts dafür, dass sich die Perücke blau gefärbt hatte. Er erinnerte sich immer mehr daran, wie er sich gefühlt hatte und die alte Wut und auch das dunkle Verlangen seinem Onkel ähnliche Dinge anzutun stiegen in ihm hoch. „Harry, sieh dich um!“, rief Tom Harry zu. Dieser sah sich sofort um und sah, dass die Brücke eingestürzt war. Er selbst stand nur noch auf ein paar Brettern der Brücke und noch dazu mitten in der Luft! „Sehr gut! Jetzt schwebe auf den Brettern zu uns herüber!“, wies Rumpelstilzchen Harry an. Dieser konzentrierte sich immer weiter auf die negativen Gefühle, die er gerade noch gefühlt hatte und langsam schwebten die Bretter, auf denen er immer noch stand, auf den Rand der Klippe zu. Als er den Rand der Klippe erreicht hatte, sprang er von den Brettern und landete neben Tom, der ihm anerkennend auf die Schulter klopfte. „Für den Anfang war das doch nicht schlecht! Was hast du gerade empfunden, als du gezaubert hast?“, fragte Rumpelstilzchen und lächelte ihn wissend an. Harry holte noch einmal Atem und sagte dann: „Zorn, Wut und den Wunsch, einer ganz bestimmten Person weh zu tun!“ Das Lächeln auf Rumpelstilzchens Gesicht wurde immer breiter, bis es sich in ein Grinsen verwandelte. „Sehr gut! Merke dir dieses Gefühl und stelle dir vor, wie du diese Person das antust, was du auch immer möchtest!“, sagte er und reichte Harry einen kleinen Knäuel aus Wolle. „Konzentriere dich auf diese Wolle. Sie wird dich zu deiner ersten Mahlzeit des Tages führen!“, sagte Rumpelstilzchen. Harry sah sich das kleine, rote Knäuel in seiner Hand an und in ihm kam wieder die Erinnerung an Onkel Vernons Wutausbrüchen in den Sinn. Das dunkle Gefühl des Wunsches nach Vergeltung stieg in Harry immer weiter an und das Knäuel in seiner Hand fing an zu leuchten. Es fing an sich zu entrollen und Harry folgte dem roten Faden. Der Faden flog so schnell durch den Wald, dass Harry rennen musste, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Tom und Rumpelstilzchen folgten ihm und als der Faden inne hielt, waren sie am Rand eines Dorfes angekommen. Vor ihnen ragte ein großes Herrenhaus in die Höhe hinauf. „In diesem Haus wirst du deine erste Mahlzeit finden! Hol sie dir!“, sagte Rumpelstilzchen. Harry nickte und betrat das Haus durch die Hintertür. Im Inneren des Hauses war es stickig warm und überall standen Teller voll beladen mit Essen herum. Harrys Magen fing an zu knurren, was offenbar die Aufmerksamkeit einer anderen Person erregte. Der Besitzer des Hauses drehte sich zu Harry um und als Harry ihn erblickte, erschrak er, denn der Mann sah seinem Onkel zum verwechseln ähnlich. Die gleichen, schweinsähnlichen Augen, die bullige Figur und auch dieser Mann hatte so gut wie keinen Hals. „Was machst du hier, du kleiner Streuner? Ich weiß! Du bist ein Dieb, der mir mein Gold stehlen will!“, spie der Mann aus und sein dicker Kopf schwoll noch weiter an und wurde puterrot. In Harry schwoll die Wut und der Hass noch weiter hoch und als der Mann nach einem kleinen Dolch an seinem Gürtel griff, schwang Harry den Arm instinktiv in einer Verteidigungshaltung. Sofort erstarrte der Mann und sah ihn ungläubig an. Noch bevor Harry etwas sagen konnte, trat Rumpelstilzchen an seine Seite und sagte: „Sehr gut! Kommen wir jetzt zur nächsten Lektion! Wenn du das Herz aus dem Körper einer Person oder eines Tiers heraus reißt, kontrollierst du es und kannst es auch töten! Reiß ihm jetzt das Herz heraus!“ Harry sah hinüber zu Tom, der ihm zunickte. Dann wandte er sich wieder dem beleibten Mann zu und stellte sich vor, dass sein Onkel vor ihm stehen würde. Viel Fantasie brauchte er dazu nicht, denn die Ähnlichkeit des Mannes mit Onkel Vernon war wirklich verblüffend. Harry holte aus und griff an die Brust des Mannes. Sofort erschien ein dunkles Leuchten um seine Hand und Harrys Hand glitt in die Brust des Mannes. Dieser verzog sofort das Gesicht und fing vor Schmerz an zu stöhnen. Harrys Hand umschloss einen faustgroßen Gegenstand und er zog sie sofort zurück. Erstaunt sah er den leuchtenden Gegenstand in der Form eines Herzens in seiner Hand an. „Sehr gut! Jetzt kannst du ihm befehlen, was auch immer du willst! Sollte er sich weigern, musst du nur das Herz ein wenig drücken!“, sagte Rumpelstilzchen und stieß ein belustigtes Lachen aus. Harry sah zu dem Mann, der sich schmerzverzerrt an die Brust griff, wo Harry ihm gerade das Herz heraus gerissen hatte. „Knie nieder und küss meinen Stiefel!“, befahl er dem Mann und drückte ein wenig das Herz in seiner Hand zusammen. Sofort stöhnte der Mann vor Schmerzen auf und er sackte auf dem Boden zusammen. Er rutschte zu Harrys rechtem Stiefel und küsste ihn. Diesem gefiel, was er sah, denn nun hatte er die Kontrolle über diesen Menschen und dies berauschte ihn nur umso mehr. „Sehr gut! Töte ihn!“, sagte Rumpelstilzchen und grinste. Harry sah auf den Mann hinab, der nun anfing zu wimmern. Er drückte das Herz in seiner Hand zusammen und der Mann schrie gequält auf. Nur einen Moment später zerfiel das Herz in Harrys Hand zu schwarzem Staub und der Mann sackte zu Boden und bewegt sich nicht mehr. „Sehr gut! Jetzt hast du dir deine erste Mahlzeit verdient!“, sagte Rumpelstilzchen und deutete auf die Speisen, die auf dem Tisch standen. Harry setzte sich und bat Tom, sich neben ihn zu setzen. Tom setzte sich neben Harry und gemeinsam begannen sie zu essen. Die Speisen waren sogar noch heiß und als sie fertig waren, wischten sie sich ihre Hände an Tüchern ab, die ebenfalls auf dem Tisch lagen. „Sehr gut! Dann können wir ja jetzt fortfahren!“, sagte Rumpelstilzchen und schwang sein Handgelenk. Sofort legte sich um ihn, Harry und Tom wieder dieser lila farbene Rauch und als dieser sich legte, fanden sie sich mitten im Wald wieder. Dort übten sie sich weiter in Magie, bis es dunkel wurde und sie zu Rumpelstilzchens Anwesen zurückkehrten. So ging es die nächsten Tage und Wochen weiter und Harry und Tom machten schneller Fortschritte als jeder von Rumpelstilzchens früheren Schülern, wie dieser zugab. Sie saßen eines Abends am großen Tisch im Esszimmer, als Belle, Rumpelstilzchens Dienstmädchen, herein kam und einen Knäuel aus Stoff in den Händen hielt. Rumpelstilzchen sah auf und als Belle ihm das Knäuel aus Stoff reichte, sah er es für einen Moment gedankenversunken an. Dann, nur einen Moment später, schrie er: „WOHER HAST DU DAS!?“ Belle erschrak und stammelte: „Von oben! Ich habe nur sauber gemacht!“ Rumpelstilzchen war außer sich vor Wut. „Verschwinde auf dein Zimmer!“, spie er aus und schwang den Arm. Belle löste sich in einer Wolke aus dunklem Rauch auf und verschwand. Harry warf Tom einen Blick zu und dieser antwortete in Gedanken: „Deine Aufgabe wird es sein herauszufinden, warum Rumpelstilzchen so emotional auf dieses Stoffbündel reagiert hat! Vielleicht kann es uns noch nützlich sein!“ Harry nickte kaum merklich und als Rumpelstilzchen sie endlich entließ, ging er sofort hoch in sein Zimmer. Erst heute hatte ihn Rumpelstilzchen beigebracht, sich von dem einen Ort zum anderen zu zaubern. Er wusste, wo sich Belles Zimmer befand und so zauberte er sich direkt dort hin. Sie erschrak, als Harry aus einer Wolke aus dunkelgrünem Rauch auftauchte. „W-was willst du hier?“, stotterte sie, als sie Harry erblickte. Harry warf ihr einen Blick zu und sagte: „Ich wollte mit dir sprechen! Es ging um das Stoffknäuel!“ Belle atmete keuchend aus und setzte sich dann auf ihr Bett. „Nun gut, was willst du wissen?“, fragte sie und strich die Falten ihres blauen Kleides glatt. „Rumpelstilzchen hat sehr wütend darauf reagiert, als du ihm das Stoffknäuel gezeigt hast. Weißt du, ob ihm das irgendetwas bedeutet?“, fragte Harry und sah sich im Zimmer um. Belle schluckte und wägte ab, wie viel sie ihm erzählen konnte. „Ich habe es oben in seinen privaten Räumen gefunden. Gleich daneben sah ich das Bild eines Kindes!“, erwiderte Belle und er verabschiedete sich dann, weil sie müde war. Harry überlegte noch ein wenig und besprach dann das weitere Vorgehen mit Tom in Gedanken. Sie wussten, wie sie die mächtigsten Magier werden konnten, doch dafür brauchten sie einen ganz bestimmten Gegenstand. Sie hatten nämlich vor ein paar Tagen Rumpelstilzchens Schwäche herausgefunden. Und diese würden sie auch bald ausnutzen. Ende des 18. Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)