Aprikose und Mandel von Royalgirl ================================================================================ Kapitel 14: Bultverlust ----------------------- Sie hatte ihn sofort als Uchia identifiziert, seine Augen hatten ihn verraten. Doch anders als Sasuke war er höflicher, als er sie entführte. Er hatte sie freundlich darauf hingewiesen, dass es nur ein paar Minuten dauern würde. Sie hatte sich verteidigt, doch der Versuch scheiterte kläglich, was auch immer sie angestellte haben musste, scheinbar war das nun ihre Strafe. Sie konnte nur zusehen, wie er all ihre Sachen in eine kleine Tasche gestopfte hatte, alles was ihr gehörte wurde verstaut und weg gebraucht. Ihr erging es nicht anders, ihr Körper war betäubt und es war unmöglich sich auch nur ein paar Millimeter zu bewegen. Sie wollte schreien, kämpfen, hier bleiben, aber ihre Stimme war tonlos. Sie fühlte sich in ihren eigenem Körper gefangen. Niemand hatte sie gehört und so musste sie einfach zu sehen, wie er ihr alles wegnahm. Sie kämpfte mit den Tränen, alles in ihr sträubte sich, jedoch hörte ihr Körper nicht mehr auf sie. Und so lag sie da, hoffte, flehte, bettelte, dass Sasuke sie finden würde, aber die Tür blieb zu. Und sie musste weiter zu sehen, wie er ihre Sachen raubte. Keine Minute dauerte ihr Martyrium, dann wandte er sich ihr zu und nutzte ihre Bewegungslosigkeit aus. Seine Finger schlossen sich um ihren Schädel und ihr wurde schwarz vor Augen. Es fühlte sich an als ob sie tagelang über groben Schotter geschleift wurden war. Alles brannte und ihre Haut fühlte sich seltsam taub an. Ihr Blick war verschwommen, benommen wischte sie über ihre Wange, kaum merklich streifte ihr Bewusstsein die Tatsache, dass sie geblutet hatte. Ihre Augen versuchten einen Punkt zu fixieren, doch alles war unter einem grauen Schleier verborgen und wollte sich nicht zeigen. Erschöpft fuhr sie sich durch ihre Haare und probierte sich zu konzentrieren, nur langsam tauchten Umrisse aus dem grauen Meer vor ihr auf. Ein Zittern nahm von ihrem Körper besitz und zwang sie schwer atmend, nach den Umrissen zu greifen. Mühsam zog sie sich weiter vor, kaum dass sie Holz unter ihren Fingern spürte, war alles wieder klar. Geschockt stöhnte sie bei all den Farben auf, was war das nur? Was für ein Spiel trieben ihre Augen nur mit ihr? „Du bist also endlich zu dir gekommen“, drang es aus weiter Ferne in ihr Bewusstsein, panisch drehte sie ihren Kopf in die Richtung und da saß er. Am liebsten wäre sie wieder in den Schleier gekrochen, Hauptsache so weit weg wie möglich von diesem Mann. Da haftete etwas an ihm, was ihr eine unglaubliche Angst machte, ihre Kehle schnürte sich ruckartig zusammen. „Keine Sorge Liebes, du interessierst mich nicht“, meinte die tiefe Stimme sanft. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust, alles in ihr schrie danach zu flüchten. „Was“, kam es verstört über ihre Lippen. Ihre Augen suchten verzweifelt nach einem Ausweg, erst jetzt fiel ihr auf, dass sie in einer einfachen Hütte gefangen war. „Du musst wissen, dein Auftauchen war nie geplant, aber offensichtlich hatte Sasuke daran Gefallen gefunden. Nur das er wegen dir an unserem Ziel zweifelt, ist unakzeptabel, deswegen musstest du, als Störfaktor, aus seinem Umfeld entfernt werden“, seine Augen verfolgten belustigt, wie sie immer weiter vor ihm zurück wich, „An dieser Stelle ist es üblich, dass ich dich töte. Nur wie du selbst festgestellt haben wirst, versagt dein Körper bereits.“ Mit einem Satz stand er neben ihr und sein kalter Blick bohrte sich in ihre Augen. Wieder erfasste sie das beklemmende Gefühl, dass der Sauerstoff aus ihren Lungen gepresst wurde. Ihr Körper war taub vor Schmerz. „Es ist faszinierend, bis jetzt habe ich das Phänomen nur einmal indem vergangenem Jahrhundert gesehen. Schon erstaunlich, so ein starkes Bluterbe und so ein schwacher Körper. Was für eine Ironie und du kannst nichts dagegen machen, ich denke du hast nicht mehr lange, die Zeichen sind weit fortgeschritten. Was für eine Verschwendung, aber dein Körper scheint einfach aufzugeben. Wie dem auch sei, ich muss mich verabschieden, denn ich habe einen Angriff zu koordinieren. Du entschuldigst“, verabschiedete er sich mit einem kurzen Nicken, etwas traf sie an der Schläfe, dann war wieder alles dunkel. Stille. In ihrer Vorstellung hatte sich der Tod immer milder angefühlt, ruhiger und weniger schmerzhaft. Ihre Lippen brannten unaufhörlich, alles wehrte sich in ihr hinzunehmen, dass das alles gewesen sein sollte. Ruckartig schlug sie ihre Augen auf, es war alles so hell um sie herum, dass sie kurz die Augen zusammen kniff. Sie musste wohl mehrere Tage außer Gefecht gesetzt wurden sein, völlig entkräftet rollte sie sich auf den Bauch, ihre Rippen krachten gegen den harten Boden. Und eine kleine Stimme flüsterte, dass sie alles andere als tot war. Langsam robbte sie sich weiter vor, Zentimeter um Zentimeter zog sie sich weiter zur Tür. Wie sie an die Klinke gekommen war, wusste sie nicht, nur das die Sonne sie blendete, als ein spaltbreit Licht in das Haus flutete. Schmerzhaft kniff sie ihre Augen zusammen, doch sie durfte jetzt nicht aufgeben. Ihre Haut schrammte über die Holzkante, unbeholfen rutschte sie über die abgelaufenen Holzstufen und landete hart im Dreck. Im ersten Moment realisierte sie nicht wo sie war oder was um sie herum geschah. Qualm drang in ihre Nase und sie konnte ein Husten nicht unterdrücken, auf ihrer Zunge schmeckte sie den aufgewirbelten Staub, der in der Hitze flimmerte. Der Wind drehte sich und noch mehr Dreck wehte in ihre Richtung, sie keuchte immer wieder, sie war kurz davor das Bewusstsein zu verlieren. Nur wenn sie jetzt in zwischen den noch glimmenden Gebäuderesten liegen blieb, würde sie nie eine Chance haben. Weiter hustend quälte sie sich über den geschwärzten Weg, der getaute Schnee hatte braune Pfützen hinterlassen, doch sie musste weiter. Immer weiter kratzte sie sich ihre Knie auf, der Wunden brannten höllisch, sie hätte zu gern geschrien. Ihr Mund war zu trocken um auch nur einen Ton hervor zubekommen und ein trauriges Krächzten war alles, was noch über ihre Lippen kam. „Hier drüben, eine Zivilistin“, schrie jemand vor ihr. Eine Explosion erschütterte den Boden unweit von ihr, etwas Gewaltiges war eingeschlagen. Sie bekam keine Luft mehr und rollte sich zur Seite, Blut klebte auf ihrer Zunge und über sich sah sie den rußgeschwärzten Himmel. „Schnell“, schrie jemand neben ihrem Ohr, dass man sie anhob, war nur noch entfernt spürbar. „Sie ist stark dehydriert, wir müssen sie zu einer Versorgungsstelle bringen“, wurde über den Lärm hinweggebrüllt, doch ihr Verstand versank langsam wieder im Trüben. Dieses Mal fühlte sie sich besser als sie aufwachte, noch nicht gut, aber besser. Sie blinzelte kurz und setzte sich langsam auf, um sie herum war notdürftig eine Krankenstation unter einem grünen Zelt errichtet wurden. Die Maske mit dem Sauerstoff schob sie sachte über ihren Kopf und versuchte die Orientierung wiederzuerlangen. Es war alles so unwirklich, in einem Augenblick hatte sie noch in seinem Bett gelegen und nun war sie in irgendeiner brennenden Hölle gelandet. In ihrem Kopf dröhnte es. „Hey ganz ruhig Kleines, du hast Glück, dass die Jungs dich da draußen gefunden haben“, sprach die Frau, die sich mit dem Rücken zugewandt um einen weiteren Verletzten versorgte. Verständnislos saß sich Hinata weiter um, das war alles so fremd. „Was ist hier passiert“, fragte sie die Krankenschwester leise. „Die Angriffe haben sich auf die Stadt verlagert, irgendwann muss Suna eingetroffen sein, wir werden hier nur spärlich mit Nachrichten beliefert. Ich glaube das ist schon zwei Tage her, seit dem haben wir noch nichts Neues erfahren“, sprach die Dame weiter und schritt zum nächsten Patienten. Mühsam stand Hinata auf, griff nach einem Tuch und zog sich die Infusion raus. Das Blut ließ schnell über ihren Arm, doch sie drückte so fest sie konnte auf die Stelle, hier gab es offensichtlich Menschen, die das dringender brauchten. „Ich hab dir doch gesagt… Herrjehmine, du sollst das doch drinnen lassen“, schnaufte die Frau überrascht, als sie auf Hinata zu eilte. Sie versuchte sie wieder auf das Feldbett zu drücken, doch Hinata konnte nicht einfach nur hier herum liegen. Sanft schob sie die Hand weg und sah der Frau in die Augen, kaum merklich wurde es still. Ihre Augen wurden immer größer und ihr Mund klappte ungläubig auf und wieder zu. „Gnädige Frau, ich wusste ja nicht…“, stammelte sie verlegen, als sie erkannt hatte wer da vor ihr stand. „Danke“, flüsterte sie und hielt ihr den Infusionsschlauch hin, die Flüssigkeit tropft unaufhörlich zu Boden. Verständnisvoll sah sie ihr tief in die Augen, aber sie hatte keine Zeit, sie wusste ja nicht mal wie lang sie eigentlich schon im Dunkeln getappt war. Sie eilte nach draußen und fand sich auf einem riesigen Schlachtfeld wieder. Überall qualmte es, hier und da wurden Verletzte gestürzt und alles was sie sah war Zerstörung. Sie fühlte sich so unendlich schwach, was war nur geschehen? Ein stechender Schmerz zog sich durch ihre Brust. Sie taumelte nach vorn, doch schaffte es das Gleichgewicht zu halten, egal was geschehen war, sie musste nach Konoha. Überall waren Kämpfe ausgebrochen und sie hatte kaum noch Kraft zu rennen. Ihr Weg war mühsam, alles war so kräftezehrend, doch sie konnte noch nicht aufgeben, nicht jetzt. Zwischen einen der Lage hatte man ihr eine Wasserflasche in die Hand gedrückt, die Flüssigkeit brannte auf ihren aufgerissenen Lippen, ihre Beine waren zittrig und ihre Haut war geschunden, doch sie hatte keine Wahl. Je näher sie den Stadtmauern kam, desto größer waren die Verwüstungen, ganze Häuserblocks waren in Schutt und Asche zerlegt wurden. Es tat ihr alles so weh. Die Kämpfe mussten schon etwas länger vorbei sein, denn überall trug man Verletzte davon und räumte die Straßen vom Schutt frei. Es wirkte fast alltäglich. Und dann sah sie es, ein gewaltiger Lichtblitz hatte die Wolken förmlich gesprengt. Eine Druckwelle fegte durch die Stadt, Dreck wurde aufgewühlt und das ganze Chaos wurde sichtbar. Alles war er sich erhofft hatte, lag als Staub vor ihm. Seine Revolution war ein Witz gewesen, es war nur ein perfider Plan Madaras gewesen und er war seine rechte Hand gewesen, aber nun steckte er hier mit drin. An seinen Händen klebte das Blut von zu vielen Menschen, er konnte nicht mehr umdrehen, selbst als alles brannte. Als das Blut seines letzten Verwandten in der anderen Dimension vergossen wurde, war ihm klar, dass das hier enden musste. Auch als nur noch er und Naruto übrig waren. Ein Schlag traf ihn im Magen, er hustete, spuckte das Blut aus und fixierte die entschlossenen blauen Augen. Es gab nur noch eins zu tun. Nur noch ein Schlag und dann würde es sich zeigen, er hatte viel Fehler gemacht, aber nun standen sie sich gegenüber und es musste ein für alle Mal beendet werden. Entschlossen stürmten sie auf einander zu. Licht. Stille. Farben explodierten vor seinen Augen, sein Kopf drohte zu zerplatzen und ein endlos langer Film zog in seinem Inneren, die immer gleichen Bahnen. Er sah nochmal ihr Gesicht, schön und doch vergessen. Der Schmerz erfasste ihn wie einen Tritt ins Gesicht. Jeder Faser in seinem Körper tat weh. Alles brannte und das Atmen wurde ihm schwer. „Du bist wieder bei Bewusstsein“, war das erste was er als nächstes hörte. „Scheinbar kannst du dich auch nicht bewegen, wir haben zu viel Blut verloren. Wir werden hier wohl sterben…“, flüsterte sein Freund aus Kindertagen neben ihm. Blutverschmiert starrte er in den Himmel über ihnen, es hatte wieder angefangen zu schneien. „Wieso hast du das getan“, wollte er mit gebrochener Stimme von ihm wissen. Doch erst nach einer langen Pause bekam er seine Antwort: „Weil wir Freunde sind.“ So blieben sie eine Zeit lang liegen, hörten dem jeweils anderen zu, wie er versuchte nicht zu laut zu Stöhnen, als die nächste Schmerzwelle sie überrollte. „Du hast gewonnen“, murmelte Sasuke leise vor sich her, doch er hatte ihn verstanden. Alles wofür er gekämpft hatte, stellte sich im Nachhinein als großer Fehler heraus, er hatte oft falsche Entscheidungen getroffen und dafür musste er jetzt grade stehen. Und wenn er hier sterben würde, dann würde er das akzeptieren, Naruto hatte ihn besiegt und er war im Moment einfach schrecklich müde. Irgendwo hatte sich Geröll gelöst und flog den Krater herunter indem sie lagen und langsam verbluteten. Es kamen immer größere Brocken gerutscht und dann hörte er die Schritte. Er war nicht in der Lage sich um zu sehen. Er war darauf angewiesen liegen zu bleiben und warten zu müssen. Stoff raschelte leise, als jemand zwischen ihnen auf die Knie fiel. Ein verschlissener, blutbefleckter Kimono tauchte in seinem Sichtfeld auf. Leise begann sie zu weinen und blutige Tränen bahnten sich ihren Weg über ihr erschöpftes Gesicht. „Was habt ihr nur getan…“, wisperte eine tränenerstickte Stimme neben ihm. Nur sehr langsam konnte er seinen Kopf in ihre Richtung drehen. „Hinata“, murmelte Naruto bedrückt und wich ihrem Blick aus. Er hingegen starrte in die unendlich traurigen Augen der jungen Frau. Ihr Gesicht war zu einer schmerzerfüllten Maske verzerrt, der unentwegt Tränen über die Wangen rollten. Ihre Hand legte sich vorsichtig auf seine Brust, mit seiner brauchbaren Hand griff er nach ihrer. „Es tut mir leid“, flüsterte er nur, denn was sollte er auch anders sagen? Sie rutschte näher zu ihm und wischte sich kurz über ihr Gesicht. Das Blut aus ihren Augen war nun vollkommen verschmiert, so in allem sah sie viel zu ausgezehrt aus und ihre Haut war mit Wunden übersät, es wollte nicht zu dem Bild aus seiner Erinnerung passen. Ihre Finger verstärkten ihren Griff und ihre Blicke trafen sich. „Du weißt doch, ich bin an deiner Seite“, wisperte sie verzweifelt. Mit einem stummen Lächeln versuchte er ihr zu zunicken, aber ihm tat einfach alles weh. Ihre weiche Haut lag warm auf seiner, es fiel ihm so schwer ihr in die Augen zu sehen. „Du warst nicht da…“, seine Stimme war ungewohnt rau in seinen Ohren, fast schon rauchig. Ihr Blick wich seinem aus und starrte auf seine Verletzungen. „Ich weiß“, kam es stockend über ihre Lippen. Aufmerksam betrachtete er, wie zaghaft nach den offenen Stellen tastete, er versuchte sein Gesicht nicht zu sehr zu verziehen, was ihm nur mit mäßigem Erfolg gelang. Fahrig versuchte sie die Stelle zu bedecken und drückte etwas Stoff auf die Wunde um das Blut zu stoppen. Seine Hand hielt sie davon ab, sie weiter um etwas zu bemühen, was sie nicht ändern konnte. „Lass…Lass gut sein Hinata“, kraftlos schloss er die Augen, zarte Finger schoben ihm vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. Für einen kurzen Moment genoss er, wie sie sich anfühlte, dann erlag der der nächsten Schmerzwelle und verfluchte seinen schwachen Körper. „Ich..i-ich weiß nicht, was ich machen soll“, kam es leise über ihre Lippen. Eine Art Lächeln zwang er sich auf sein Gesicht und versuchte ihren Blick noch einmal einzufangen. „Ist schon okey“, murmelte er erschöpft. Denn mit einiger Anstrengung hatte er es geschafft, seinen rechten Arm zu heben und ihr kurz über die Wange zu streicheln, wieder liefen ihre Tränen stumm übers Gesicht, doch er war nicht mehr in der Lage, sie davon abzuhalten. Alles was danach kam, war nur noch ein Rauschen in seinen Ohren gewesen, irgendjemand hatte sie gefunden, in diesem gottverdammten Krater. Er wurde getragen, aber er spürte ihre Nähe nicht mehr. Es fiel ihm schwer, der Versuchung nicht nach zu geben, sich einfach ins Dunkle treiben zu lassen. Diese Schmerzen. Sein Körper wehrte sich ab und an gegen die Qualen, doch auch er war irgendwann müde geworden. Er hatte seine Augen fest geschlossen und sehnte sich nach ihrer Wärme. Aber er war wieder alleine. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)