Der Mann ohne Vergangenheit von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 17: Panik ----------------- Kagome raste förmlich über die Autobahn, schneller als sie es sich eigentlich zutraute, schneller, als es erlaubt war. Sie hoffte nur, dass diese auch in der Nähe der Hauptstadt so leer blieb. Sie würde mindestens drei Stunden benötigen, wusste der Himmel, was inzwischen am Berg Hakurei passieren würde. Schon mit Naraku und der Knochenbande war nicht zu spaßen, mit Drachen auch nicht, um wie viel weniger mit diesen alle als Kombo. Hoffentlich würde Inu Yasha keine Dummheiten begehen und im Alleingang versuchen die aufzuhalten, im blinden Vertrauen auf sein ach so tolles Schwert. Gegen diese Übermacht würde er scheitern. Sie benötigte einen Moment, ehe sie die Sirene hörte und begriff, dass das Ordnungshüter war. Hastig verringerte sie das Tempo. Es wäre einfach zu dumm, würde ihr Auftrag ausgerechnet an einer Verkehrskontrolle scheitern und Naraku gewinnen. Leider half ihr Stoßgebet nichts. Der Polizeiwagen mit zwei Dämonen darin setzte sich vor sie, winkte sie hinaus. Na, toll. Kagome seufzte. Was jetzt? Miroku hatte Narakus Bannkreis beseitigt und trat vorsichtig in den zweiten Raum, den das Tageslicht kaum mehr erhellte. In der Düsternis blickte er sich um. Ja, hier musste der Mittelpunkt des Bannkreises des alten Klosters sein, der die Schlucht am Berg Hakurei eigentlich abriegeln sollte. Er fühlte sich ein wenig unwohl. So direkt nahe an der Quelle einer derartigen Macht war er nie zuvor gestanden. Nur, wo war sie? Was war sie? Gewöhnlich manifestierte sich so etwas in einem Gegenstand, aber in diesem alten Keller mit dem festgestampften Lehmboden und den Ziegelwänden war nichts zu erkennen. Wo? Naraku hatte es in den Händen gehalten und manipuliert, da war er doch sicher.... Sango trat heran. Unwillkürlich leise fragte sie: „Probleme?“ „Es muss hier sein, ein Gegenstand. Er ist so nahe, dass er mich schmerzt. Aber ich sehe hier nichts.“ „Die alten Mönche wollten doch diese Macht verborgen halten und versteckten den Mittelpunkt...in der Wand?“ schlug sie vor. „Gute Idee.“ Er lächelte sie an: „Ich suche mal alles ab.“ „Ich helfe dir,“ bot die Jägerin sofort an: „Ich spüre zwar keine Magie, aber wenn ich etwas Lockeres bei den Ziegeln fühle, sage ich es dir.“ „Gut. Wir fangen dort gegenüber des Eingangs an und arbeiten uns dann getrennt nach rechts und links um den Raum zur Tür.“ Bankotsu betrat das Ruinenplateau fast ein wenig neugierig, wer hier oben sein könnte. Aber er konnte niemanden entdecken. Hatte sich sein Kampfbruder doch geirrt? Das passierte sehr selten. So schritt er weiter, sein geradezu riesiges Schwert nachlässig über die Schulter gelegt, sah sich sorgfältig in den Mauerresten um, ob sich dort jemand versteckte. Nichts. War dieser Unbekannte nur zufällig hier gewesen, hatte kurz die Ruine angesehen und war dann wieder im Wald verschwunden? Ein harmloser Wanderer? Möglich. Aber auch den sollte man zur Sicherheit umbringen. Jedoch konnte er ihm kaum zu weit folgen, lautete sein Auftrag doch Naraku gegen einen möglichen Drachenangriff zu schützen. Es gab jedoch noch eine Möglichkeit, wo sich jemand verbergen konnte – in dem alten Keller, den sie neulich freigelegt hatten, in dem sich das Zentrum diese Bannkreises befand. Das konnte man rasch klären. Er schritt nahezu vergnügt hinüber, ließ sein Schwert von der Schulter gleiten, als er vor dem Eingang stehen blieb. Er hob seine schwere Klinge und ließ sie nur durch die Luft schlagen, aber eine glühend heiße Feuerlohe fuhr in den Keller. Nichts, was dort an Lebendigem unten war, konnte überleben, kein Mensch und so gut wie kein Dämon, nun ja, nur Feuerdämonen. Und die waren mehr als selten. Jetzt konnte er zu seinem Auftraggeber zurückkehren und berichten, dass er das Plateau gesichert hatte. Kagura blickte zu ihrem Bruder: „keine Hoffnung, also, Hakudoshi? - ER wird uns auch nie freilassen, nicht wahr?“ „Wohin sollten wir gehen, Schwester? - Oh, ich vergaß. Du erwähntest da einen Kampflehrer. Aber was sollte ein Hundedämon mit einer wie dir? Sie sind sehr stolz. Nicht, dass ich deine Sehnsucht nicht verstehe. Aber es ist nutzlos vor dem eigenen Schicksal davon laufen zu wollen. Und unser Schicksal heißt eben Naraku, tat es immer.“ Er strich sich resigniert durch die weißen Haare: „Auch ich würde lieber ein Leben mit Kagome irgendwo am Rande des Hofes führen, meinetwegen irgendwo im Land....“ Die Dämonin schloss kurz die roten Augen: „Keine Hoffnung für uns arme Wesen.“ „Wir sind nicht einmal das, Kagura: Wesen. Wir sind nichts als Abkömmlinge, denen durch ein gewisses Versehen erlaubt ist zu empfinden. Wenn es nicht war, um unser Leid zu vergrößern.“ Aber in Hakudoshis Stimme lag die Furcht eines jeden Geschöpfes vor seinem Ende. Inu Yasha blieb stehen. Er sollte vorsichtig sein. Drachen griffen angeblich manchmal alles an, was nicht bei drei auf dem Baum war – und wenn er sich auch nur aus Versehen in das nördliche Fürstentum begab, konnte das Fürst Tsubasa als Kriegserklärung auslegen. Immerhin WAR er nun einmal der Sohn des Inu no Taishou. So schritt er behutsam und möglichst lautlos weiter, blieb hinter einem dicken Baum stehen und versuchte sich zu orientieren. Ja, dort vorn war die Schluchtenkreuzung und die Brücke existierte noch. Auf der anderen Seite lag, wie auch auf dieser, ein quasi halber Talkessel, aus dem eine breitere Schlucht in das Nordreich führte. In dem Kessel drüben befanden sich drei Drachen. Er hatte nur selten welche zu Gesicht bekommen, noch nie sozusagen live, aber sie waren schon recht große Reptilien, das musste er zugeben. Und das kleine, maskenhafte, nahezu menschlich anmutende Gesicht auf ihrer Stirn war fast unheimlich. Tantei und er hatten Recht gehabt. Drachen. Immerhin hatte er Kagome nicht umsonst in die Hauptstadt geschickt um Alarm zu schlagen. Noch befanden sie sich freilich auf ihrem Territorium, aber das mochte sich ändern. Und Dämonenkrieger waren da sicher nicht nutzlos .Er beobachtete die Reptilien genau. Sie warteten, eindeutig. Und er musste nicht drei Mal raten, um zu wissen auf wen. Aber, Moment mal. Ein Windstoß hatte seiner feinen Nase etwas zugetragen. Drei Drachen? Aber es war die Witterung mehrerer. Verbargen sich andere unter einem Bannkreis? Aber warum? Naraku sollte zauberkundig genug sein um sie trotzdem zu bemerken. Wussten sie das nicht? Oder...ja, Tantei hatte Recht. Das galt der Knochenbande. Sie würden nur drei Drachen sehen, als Menschen die Anderen nicht wahrnehmen. Er wollte schon fast umdrehen um die zu warnen, als ihm bewusst wurde, dass er sich damit einem Kampf allein gegen...sechs oder sieben Drachen stellen musste, plus Naraku, der eine unbekannte Größe war. Nein. Er musste abwarten, bis die Krieger hier waren. Nein, überhaupt. Er durfte nur im äußersten Notfall eingreifen, um den Westen gegen einen Drachenangriff zu schützen. Und immerhin, diese Knochenbande waren Schwerverbrecher, Mörder., eigentlich schon Tote... Überdies: Kagome würde sicher drei Stunden brauchen um in die Hauptstadt zu gelangen, eine halbe Stunde, ehe sie Myouga erwischte, bis der Krieger schickte, ehe die hier waren.... Puh. Er musste wirklich abwarten, beschwor er sich. Er war der Einzige, der die Drachen auch nur aufhalten konnte, wenn sie tatsächlich nach Westen kamen. Taten sie das jedoch nicht und blieben im Norden, so hatte er auch kein Recht sie anzugreifen – damit würde er höchstens seinen Vater in den nächsten Großen Krieg treiben. Unnütz zu erwähnen, dass er das sicher nicht wollte. Er presste sich enger gegen den Baum, als er unten jemanden sagen hörte, in der Stille der Schlucht und für einen Halbdämon bis hier zu vernehmen: „Auftrag erledigt, Berater. Dort oben lebt sicher niemand mehr.“ „Gut,“ erwiderte Naraku. Inu Yashas Herzschlag setzte aus. Sango, Miroku....hatte dieser Mistkerl sie umgebracht? Nein. Das durfte einfach nicht passiert sein. Miroku hatte bestimmt einen Bannkreis gezogen. Und wenn doch, sagte etwas in ihm: dann bist du schuld. Du allein. Du hast sie dort gelassen, du hast sie angewiesen den Mittelpunkt des Bannkreises zu suchen... Ja, das hatte er. Und zum ersten Mal begriff er, wie schwer es sein konnte, ein Anführer, ein Befehlshaber zu sein. Ob das Vater auch immer so empfand und empfunden hatte? Während des Krieges hatte der so viele Tote zu verantworten gehabt, eigene Dämonen, andere und auch vielen Menschen. Immerhin war Kagome in Sicherheit. Und, erkannte er plötzlich, ohne Tanteis, nein, er sollte seinen Namen wenigstens bei sich denken, Sesshoumarus, Anweisungen zum dämonischen Denken, wäre er jetzt schon längst dort hinuntergerast, hätte versucht, gegen oder eher für die sieben Krieger zu kämpfen. Damit hätte er sich vermutlich eher in einem Missverständnis die und höchstens auch noch die Drachen auf den Hals gehetzt. Ja. Und dem Westen nur geschadet, Vater nur geschadet. Er musste abwarten, was passierte. Vielleicht konnte er zuhören, Narakus Plan erfahren. Er war der Einzige, dem das gelingen konnte. Und er musste Ruhe bewahren. Für Vater, für das Fürstentum, für Tantei, der sich doch solche Mühe mit ihm gegeben hatte, und auch für seine Freunde. „Ah, der ehrenwerte Ryuukossei,“ hörte er Naraku sagen: „Wie ungemein erfreut ich bin, dass Sie so pünktlich zu unserem Treffen kommen.“ „Unerwartet?“ fragte eine tiefe Stimme fast spöttisch zurück: „Diese Seite der Schlucht befindet sich noch auf dem Gebiet der Drachen.“ Er redet nicht vom Gebiet seines Vaters, nicht vom nördlichen Fürstentum, dachte Inu Yasha. Jaken hat ja gesagt, dass der anders denkt, die Friedensverträge nicht anerkennen will. „Ja. Und es war ausgemacht, dass ich zu Ihnen komme. - Nun, so werde ich über die Brücke gelangen. - Ich hoffe doch, meine sieben Krieger stören Sie nicht?“ „Aber nein. Das war doch besprochen, dass Sie in Begleitung kommen, werter Naraku.“ Irrte sich Inu Yasha oder lag Sarkasmus in der Stimme? Himmel, der Berater wollte sie doch nicht wirklich von den Drachen fressen lassen? Er umklammerte Tessaiga. Das hatten sie zwar vermutet, aber es war doch etwas anderes, das als Planspiel zu haben oder daneben stehen zu sollen. „Dann erlauben Sie, dass ich über die Brücke komme.“ „Natürlich, lieber...äh...Berater des armseligen Inu no Taishou. Kommen Sie nur, und Ihr Ge...Ihre Begleiter.“ Für einen Moment herrschte Stille und der verborgene Halbdämon wollte schon um den Baum herum sehen, als ein Aufschrei zuhören war, dann Kampfgeräusche, Brüllen, und er Blut und Staub bis zu sich wittern konnte. Nun, immerhin schienen sich die sieben Krieger nicht als willenlose Opfer gezeigt zu haben. Dennoch...er musste hinunter, er musste ihnen helfen. Die Hand an Tessaiga rannte er hinter dem alten Baum hervor, wollte in den Talkessel springen, wo jenseits der Schluchtenkreuzung offenbar ein heftiger Kampf tobte, Staub seinen Blick vernebelte, ehe er gerade noch im Hinabspringen etwas spürte. Mit einem hastigen Überschlag in der Luft, einem Abdrücken an dem felsigen Steilabfall, und, das gab er sich erst Sekunden später zu, mehr Glück als Verstand, gelang es ihm, wieder oben zu landen. Keuchend verbarg er sich erneut hinter dem Baum Das war knapp gewesen. Der Bannkreis funktionierte noch. Und, wie sie es erwartet hatten, verhinderte dieser, dass jemand mit dämonischer Energie hindurch gelangte – um ein Haar wäre er selbst geläutert worden. Nun ja, bei ihm als Halbdämonen hätte es wohl nur ausgemacht, dass er sich in einen Menschen verwandelt hätte. Zumindest hatten das Miroku, und andere Lehrer in Magie vor ihm, behauptet. Aber dennoch. Als Mensch könnte er Tessaiga nicht führen, als Mensch wäre er den Drachen hilflos ausgeliefert gewesen. Miroku und Sango hatten es also nicht geschafft, den Bannkreis zu verändern oder auch zu vernichten. Noch nicht? Oder hatte dieser Krieger sie wirklich.... Nein, Daran durfte er nicht denken. Oh, wie gern hätte er jetzt Tantei, Sesshoumaru, bei sich gehabt, den um Rat gefragt, dessen Stärke neben sich gespürt. Aber das ging eben nicht, Auch Vater war weit, und, da heute der Todestag war, würde auch niemand zu diesem vordringen können. Nein. Er musste hoffen, dass Kagome in die Hauptstadt gelangte und keinen Unfall dazwischen baute, hoffen, dass sie zu Myouga gelangen konnte und dem die Lage schilderte, dass dann, in Stunden, Krieger kamen. Immerhin würden Kagome und auch Tantei von ihren Mutmaßungen berichten können, Naraku würde nie Fürst werden. Das war schon einmal ein gewisser Trost. Was sollte er jetzt nur machen? Die Rolle als hilfloser Zuschauer behagte ihm nicht. Aber eingreifen? Als Mensch? Unmöglich. Sein Atem hatte sich ein wenig beruhigt und er sah vorsichtig hinunter. Dort sah es wahrlich so aus, wie er sich ein Schlachtfeld vorstellte. Blut auf dem felsigen Untergrund, zerfetzte Tote, die er erst auf den zweiten Blick als Drachen erkennen konnte. Nein, die Krieger hatten sich nicht ohne Gegenwehr fressen lassen. Von den sechs Drachen, die es am Beginn gewesen waren, standen nun nur noch drei da, davon zwei verletzt. Einige Metallteile und etwas wie eine Holzplatte mit Rädern, einige Schwerter lagen ebenfalls noch herum. Naraku stand etwas abseits, scheinbar ungerührt, aber der heimliche Beobachter erkannte eine gewisse Angespanntheit. Doch ein wenig Sorge vor seinen neuen Partnern? Der Größte der Drache, wohl Ryuukossei, sah seitwärts: „Werft die Überreste in die Schlucht.“ Während die andern Beiden gehorchten, kam der fürstliche Berater langsam näher: „In die Schlucht? Auch Ihre Drachenfreunde?“ „Natürlich. Sie müssen spurlos verschwinden. Glauben Sie etwa mein Vater wäre begeistert, dass ich drei seiner Drachen in den Tod führte? - Nun gut. Bislang haben Sie Wort gehalten. Jetzt bin ich wirklich neugierig, wie Sie mir den letzten Teil Ihres Geschenkes darbringen wollen.“ Naraku lächelte verbindlich: „Wie Ihnen ohne Zweifel bewusst ist, verehrter Ryuukossei, wird diese Schlucht durch einen Bannkreis gegen Drachen geschützt.“ „Natürlich. Der Hund ist vieles, aber kein Narr.“ „Ich habe mir erlaubt, diesen Bannkreis ein wenig zu verändern. Natürlich ihn nicht beseitigt, das könnte auffallen.“ Mit gewissem Interesse musterte der schuppige Fürstensohn den deutlich Kleineren: „Weiter.“ „Drachen können nun ungehindert hindurch. Allerdings keine Dämonen.“ Das kleine Gesicht an der Stirn des Drachen verzog sich zu einem breiten Grinsen: „Sie scheinen ein überaus einfallsreicher Mann zu sein, Naraku.“ „Ich müsste jetzt nur wissen, ob Sie allein in das westliche Fürstentum gehen wollen, oder mit Ihren Begleitern.“ „Wozu?“ „Ihnen ist doch sicher klar, dass Sie nicht in Ihrer jetzigen Form in die Hauptstadt gehen können....“ Naraku zuckte die Schultern: „Ein dauernden, sich mit Ihnen bewegenden, Unsichtbarkeitsbann aber kann ich nur für Sie legen, nicht für drei. Das ist weitaus schwieriger, als sich unter einem stetigen Bannkreis zu verbergen.“ „Hm. Das ist sicher wahr. Ich hörte, ein solcher Bann sei kein Zuckerschlecken. Außerdem dürfte auch die halbe Portion doch gerade für mich reichen.“ Ryuukossei lachte dröhnend auf. Inu Yasha krallte die Hand um Tessaiga. Tatsächlich. Er bezweifelte nicht, dass sich das auf ihn bezog. Dieser Naraku wollte ihn wirklich mitten in seinem väterlichen Schloss auffressen lassen! Der Drache sah unterdessen zu dem Berater: „Ich sehe nur immer noch nicht Ihren Vorteil, wenn ich den Bastard fresse. Mein unbestreitbares Vergnügen, aber....“ Naraku zuckte erneut die Schultern und blickte zu dem maskenhaften Gesicht auf: „Wie Ihnen ohne Zweifel gesagt wurde, gedenke ich der nächste Herr des westlichen Fürstentums zu werden. Der Inu no Taishou trauert am heutigen Tag nach Jahrhunderten noch immer um seinen Erstgeborenen....“ „Weichling,“ höhnte Ryuukossei prompt. Der fürstliche Berater ignorierte die Unterbrechung: „Falls nun an eben diesem Tag auch sein zweiter Sohn sterben würde, noch dazu so...mitten in seinem Schloss, mitten im Herzen seines Fürstentums, so wäre das gewiss ein Schlag, von dem sich der Hund nie mehr erholen würde. Und ich hätte leichtes Spiel.“ „Ich sehe meine Auffassung über Ihren Ideenreichtum bestätigt, lieber Naraku.“ Ein kurzes Schnauben ließ seine beiden Begleiter verschwinden. Ryuukossei wartete ab, bis er sie außer Hörweite wusste, ehe er fortfuhr: „Wenn Sie der neue Fürst sind, werden Sie mir doch auch einige Ratschläge zukommen lassen, wie ich das ebenso schaffe.“ „Natürlich, verehrter Ryuukossei.“ Naraku verriet durch nichts, dass er ganz sicher nicht vorhatte, den impulsiven und naiven Jungen an die Stelle seines Vaters oder auch des jetzigen Thronfolgers zu lassen. Ein solcher Nachbar würde nur Ärger bedeuten. Und er wollte Fürst sein ohne Schwierigkeiten, ohne Kämpfe und andere lästige Dinge. Aber wozu das erwähnen. Noch musste er Ryuukossei bei Laune halten. „Dann erlauben Sie mir den Unsichtbarkeitsbann zu legen? Das dauert allerdings ein wenig.“ „Und Sie folgen mir?“ In der Stimme des Drachen lag jedoch keine Frage. „Natürlich,“ bestätigte Naraku auch: „Nicht, dass ich Ihnen nicht zutraue den Kleinen zu erledigen, aber das Vergnügen möchte ich haben dabei zuzusehen, und zu erleben, wie der ach so mächtige Inu no Taishou zusammenbricht.“ Ryuukossei lachte auf. „Ich verstehe. Nun, dann machen Sie....“ Inu Yasha zitterte. Nicht vor Angst, eher vor Zorn und Aufregung. Das war ein so hinterhältiger Plan! Naraku kannte Vater ziemlich gut, das war offensichtlich. Und der Halbdämon bezweifelte nicht, dass der Berater Recht hatte. Es würde Vater arg treffen auch den zweiten Sohn zu verlieren, noch dazu mitten im Schloss, noch dazu an diesem Tag. Aber in einem war sich Inu Yasha sicher: Vater würde nie aufgeben, niemals zusammenbrechen, eher den Täter suchen. Und da ja trotz Unsichtbarkeit die Drachenwitterung da sein würde, gäbe es Krieg. Er würde doch nie Tsubasa abnehmen, dass der davon nichts gewusst hatte. Oder doch? Da waren Kagome und Tantei, die ihm da ja erzählen konnten, was sie vermuteten.... Ja. Aber davon wiederum wusste Naraku nichts. Er ahnte nicht, dass er die Zielperson eines Mannes war, der den Tod seiner Mutter, seine verlorene Kindheit, der Akumu an ihm rächen wollte, und der dieses Ergebnis entschlossen seit Jahrhunderten verfolgte. Na, so oder so würde der Berater noch sein blaues Wunder erleben. Er blickte wieder hinunter. Naraku hatte sich mit Bedacht langsam dem Drachen genähert: „Ehe ich beginne, möchte ich Sie allerdings noch auf ein kleines Hindernis aufmerksam machen.“ „Die Schlosswachen?“ Das klang herablassend: „Was sie nicht sehen....“ „Könnten sie wittern, ja. Aber da ist die Disziplin vor, dass sie ihren Platz verlassen. Ein anderer kleiner Punkt. Bei dem Bastard lebt ein neuer Lehrer. Ein Hundedämon namens Tantei.“ „Muss der mich interessieren? Er wird mich wittern, aber nicht sehen. Und wie kämpft man gegen etwas Unsichtbares?“ „Er kann nicht nur gut mit dem Schwert umgehen sondern hat ein recht hohes Energielevel. Ihn sollten Sie auf jeden Fall auch beseitigen.“ „Ich werden jeden töten, der sich mir in den Weg stellt. Hund, Mensch oder was auch immer.“ „Eine bewundernswerte Einstellung.“ Na, dachte Inu Yasha wütend, da haben sich ja zwei gesucht und gefunden. Was nun? Er konnte doch nicht zulassen, dass ein unsichtbarer Drache mit Mordabsichten durch das westliche Fürstentum schlich. Aber da war der Bannkreis. Und als Mensch gegen einen Drachen würde er keine Sekunde durchhalten. Was sollte er nur machen? War dieses dämliche Riesenreptil erst einmal unsichtbar – wie sollte er dann selbst als Halbdämon gegen den kämpfen? Aber, wenn er jetzt dort hinunter sprang... Er bemerkte, dass Naraku nun Zauber wand, offenkundig sehr sorgfältig sich konzentrierte und einen Bannkreis aufbaute. Vater, dachte er: was soll ich nur machen? Minute um Minute schlich dahin. Inu Yasha umklammerte den Griff seines Schwertes, während er nur zusehen konnte, wie der Bann gelegt wurde. Wie viel Zeit war schon vergangen? Kagome konnte doch noch nicht in der Hauptstadt sein.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)