Der Mann ohne Vergangenheit von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 16: Alarm ----------------- Inu Yasha und seine drei menschlichen Lehrer waren bereits weit vor dem Morgengrauen aufgebrochen, um zum Berg Hakurei zu fahren. Die Wachen hatten das Auto, das Sango fuhr, auch nur durchgewunken. Nur einer hatte nachgefragt, wohin es gehen solle, und Kagome hatte schlicht erwidert, sie führen auf eine Exkursion. Tantei wisse Bescheid. Sie vermutete doch schwer, dass dieser Name nach dem Auftritt mit dem vorlauten Wachposten ein Begriff war. Und sie hatte Recht. So gelangte das Quartett bereits am frühen Morgen in den Ausläufern des Berges an. Berg war eigentlich der falsche Begriff, es handelte sich um ein erweitertes Plateau, mit Hügeln, tiefen Schluchten und einer Mittelpunkterhebung, eben dem Berg Hakurei an sich. Sango parkte am Rand der kleinen, unbefestigten Straße, aus antrainierter Vorsicht jedoch hinter einigen Büschen, so dass das Auto nicht so ohne Weiteres ins Auge fiel: „Weiter geht es nur zu Fuß,“ sagte sie. „Na, dann....“ Der Hanyou war bereits draußen und öffnete den Kofferraum, um Tessaiga samt Scheide herauszuholen. Gegen den Rat, also, eigentlich schon gegen die Anweisung seiner Lehrer hatte er es mitgenommen. Dann erst sah er sich um. „Dort, hinter dem Berg, liegt schon das nördliche Fürstentum,“ konstatierte er. „Ja.“ Sango nahm die Karte, die ihr Mioku reichte und breitete sie auf der Motorhaube aus: „Hier ungefähr sind wir. - Da oben liegen die Ruinen des Klosters, wo Naraku und die Krieger so eifrig suchten. Wir haben sie von...hier aus...beobachtet. Jenseits der Schlucht.“ „Hier.“ Der Mönch deutete darauf: „Sie scheint sich durch das ganze Massiv zu ziehen.“ „Ja.“ Inu Yasha dachte kurz nach: „Zeig mal. Ja, das ist sie. Deswegen wurde da oben wohl auch das Kloster früher mal erbaut, als Schutz gegen Dracheneinfälle.“ „Das bedeutet, man kann durch diese Schlucht direkt in das nördliche Fürstentum? Dann sind dort sicher auch dämonische Wachen,“ meinte die Dämonenjägerin. „Keh. Die Schlucht ist eng,“ erwiderte der Fürstensohn: „Und, so weit ich mich erinnere...ja, hier. Da ist die Grenze. Und hier ist eine Querschlucht, über die man nicht einfach hinüber kann. Naja, als Dämon oder Drache möglicherweise. Aber die Brücke dort ist vermutlich zerstört. Vielleicht sind Wachen da, vielleicht auch nicht. Das ist nicht unbedingt der Einmarschweg für eine Armee.“ „Eine Armee nicht. Aber man kann sich dort womöglich mit einem Drachen treffen.....“ dachte Miroku laut. „Wir sollten vorsichtig sein. Oben am Berg, bei den Klosterruinen, sind wir ebenso sichtbar wie es die Krieger und Naraku für uns waren.“ „Da hast du Recht.“ Sango lächelte ihn an: „Gehen wir. Und hoffen mal, dass Naraku, wenn er Böses plant, nicht ausgerechnet heute wählt. Immerhin erbat er vom Fürsten Frist bis nächstes Wochenende.“ „Was nur bedeutet, dass er seinen Plan bis dahin abgeschlossen haben will,“ erklärte der Mönch, nur zu froh um dieses so seltene Lächeln. „Gehen wir,“ sagte Inu Yasha schlicht: „Und ich hoffe, dass ihr beide....“ Damit bezog er sich auf Kagome und Miroku, die über magische Fähigkeiten verfügten: „Doch zumindest rausfinden könnt, was da los war - oder für den Kerl so schrecklich interessant ist.“ Sie machten sich auf den Weg. Nach einer kurzen Zeit war klar, dass Kagome mit dem Halbdämon und den durchtrainierten Dämonenjägern nicht mithalten konnte. Ohne ein Wort zu verlieren oder gar zu fragen, schwang sie sich Inu Yasha auf den Rücken. Sie klammerte sich überrascht fest, wollte aber auch nicht protestieren, zumal er eilig weiterlief und Miroku und Sango ohne Probleme diesem Tempo folgten. So erreichten sie bald die Stelle, an der einst das Kloster gestanden und wohl über die Schlucht gewacht hatte. Der Fürstensohn ließ Kagome absteigen und sah sich um. „Hier ist ja nicht mehr gerade viel los.“ „Das würde ich nicht sagen,“ gab sie zurück: „Oder, Miroku?“ „Ja, ich kann es auch spüren. Da liegt irgendwo eine ziemliche magische Macht. Ein Bannkreis – und ich möchte wetten, da vorn an der Schlucht.“ „Vorsicht!“ mahnte Sango: „Gehen wir lieber gebückt. Wir sind sonst recht weithin sichtbar hier auf dem Plateau.“ So gelangte das Quartett an den Rand der Ruinen und blickte vorsichtig in den tiefen Einschnitt. „Ja, ein Bann,“ flüsterte der Mönch unwillkürlich. „Da braucht es keine dämonischen Wachen. Dort vorn, irgendwo, ist die Schlucht mit einem überaus starken Bannkreis verschlossen, durch den, da bin ich sicher, kein Drache kommen würde ohne geläutert zu werden.“ „Aber was suchten dann Naraku und seine Männer hier?“ fragte seine Partnerin zurück: „Den Bann aufheben, damit Ryuukossei in das westliche Fürstentum gelangen kann?“ „Nein, der Bann ist noch da,“ erwiderte er: „Oder, Kagome?“ „Ja, schon....“ Diese hatte ihre spirituellen Fähigkeiten noch bei weitem nicht so ausgebaut wie der Mönch: „Aber ich hätte das eher für einen Bann gehalten, der Dämonen abwehren soll. Obwohl....Drachen und Dämonen besitzen ja beide diese Energie.“ „Nicht ganz.“ Miroku dachte nach: „Was gegen Dämonen schützt, schützt nicht unbedingt gegen Drachen und umgekehrt.“ „Ist der Bann umgedreht worden?“ erkundigte sich Sango: „Das wäre dann eine Möglichkeit, was Naraku hier wollte. Irgendwo hier oben müsste der Kern des Zaubers liegen. Und er suchte ihn, nahm den Bann, der gegen Drachen schützt und kehrte ihn um, so dass er nun Dämonen blockiert, währenddessen Drachen hier durch können, gegebenenfalls verfolgende Dämonen aber nicht.“ „Das wäre Hochverrat,“ sagte Inu Yasha nüchtern: „Und da versteht Vater nun nicht im Mindesten Spaß. Genauso gut könnte der Kerl hingehen und versuchen Vater eigenhändig umzubringen....Aber, wir sind doch davon ausgegangen, Tantei ja auch, dass Naraku der neue Fürst werden will. Es wäre doch selten dämlich Überfälle auf sein neues Fürstentum zu planen.“ „Nicht auf das Fürstentum an sich,“ meinte Miroku: „Aber er will die sieben Krieger loswerden, dachten wir doch, und das mit Hilfe der Drachen. Dann darf Ryuukossei womöglich noch in die Hauptstadt spazieren und dich erledigen. Fertig. Anschließend dreht Naraku den Bann wieder um. Er ist der einzig in Frage kommende Thronfolger und...“ Er hob die Hände. „Keh!“ machte der Fürstensohn: „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ein Drache oder meinetwegen auch fünf, hier mal so einfach durch spazieren, in die Hauptstadt gelangen ohne bemerkt zu werden?“ „Warum nicht?“ fragte Kagome nachdenklich: „Er hat große magische Fähigkeiten, kann hier Bannkreise manipulieren, kann Abkömmlinge erschaffen....warum sollte er keinen Bannkreis für die Drachen schaffen können, der sie quasi unsichtbar macht?“ „Weil da Hundedämonen sind,“ erklärte Inu Yasha: „Und die riechen sie.“ „Würde einer von den fürstlichen Wachen mit unsichtbaren Drachen rechnen oder nicht eher annehmen sich geirrt zu haben?“ gab Sango zurück. „Es muss einen Grund geben, warum du beobachtet wurdest, und die Tatsache, dass du der Sohn des Fürsten bist, reicht wohl kaum. Du bist irgendwie zum Ziel geworden.“ „Na, vielen Dank, aber auch,“ murrte der Angesprochene: „Trotzdem würde ich sagen, ihr sucht jetzt diesen Mittelpunkt des Bannkreises, damit man den wieder umdrehen kann. Nicht, dass hier doch noch Drachen durchkommen. Nicht wegen mir, an mir würden sie sich die Zähne ausbeißen,“ fuhr er selbstbewusst fort: „Ich habe Tessaiga, aber da hinten liegen doch Menschendörfer...“ Das war wahr und allen drei Menschen war bewusst, was sie über Ryuukossei gehört hatten. Fast eine Stunde ergebnislosem Suchen später richtete sich der Halbdämon auf: „Mist!“ zischte er: „Macht euch klein, los! Da kommt ein Auto!“ Hastig hockten sich seine Freunde nieder. Kagome sah zu ihm, als er auf die Knie ging, sichtlich lauschte: „Wanderer oder Naraku?“ „Das ist nicht gerade eine Ausflugsgegend,“ wandte Sango ein: „Am letzten Wochenende war hier auch niemand sonst. Zum Glück habe ich das Auto etwas abseits gestellt...“ „Hoffentlich bemerken sie es nicht oder denken, es handele sich um Ausflügler,“ ergänzte Miroku: „Was hörst du, Inu Yasha?“ „Sie sind wohl näher gefahren als wir.....Aber jetzt klappen die Türen.“ Der Halbdämon richtete sich etwas auf und versuchte zu wittern: „Es sind jedenfalls Menschen, das kann ich riechen, und....naja....das könnte schon Naraku sein, aber sie sind noch ziemlich weit weg. - Wir können hier kaum weiter suchen.“ „Sie würden uns bemerken, ja,“ erwiderte Sango: „Musste er auch genau heute kommen! Aber, was machen wir jetzt?“ „Ich kann so deutlich den Mittelpunkt des Bannkreises spüren,“ sagte Miroku: „Er muss sich hier in unserer Nähe befinden, wenn auch vielleicht unter den Ruinen oder vergraben.....“ „Sie kommen auf die Schlucht zu,“ zischte der Fürstensohn: „Na, klasse.“ „Immerhin wollen sie nicht wieder hier hoch,“ murmelte Kagome: „Da säßen wir nett in der Patsche. - Ja, Sango...was machen wir jetzt? Zu schade, dass Tantei nicht hier ist....“ „Keh,“ machte Inu Yasha: „Du könntest mir auch ein bisschen vertrauen. Ja, wir haben gesagt, dass er den Anführer macht, aber er ist eben nicht hier.“ „Und du willst uns, deinen Lehrern, Anweisungen erteilen?“ fragte sie zurück. „Nun ja, er ist immerhin der Sohn des Fürsten,“ meinte Miroku: „Was würde dein Vater jetzt anordnen?“ Alle anderen sahen ihn für einen Augenblick verdutzt an, dann blickten auch die Mädchen zu dem Halbdämonen, der leicht hektisch nachdachte: Denken wie ein Dämon, beschwor sich Inu Yasha, das hatte Tantei ihm doch geraten: „Wir müssen Vater informieren, Todestag hin oder her, oder zumindest Myouga. Wenn hier wirklich heute Drachen aufkreuzen und gar in die Hauptstadt wollen, müssen schleunigst Krieger her. - Miroku, du bleibst hier oben, mit Sango als Schutz, und ihr zwei versucht diesen Mittelpunkt des Bannkreises zu finden, ihn so umzudrehen, wie er gehört oder ihn meinetwegen auch komplett zu vernichten. Dann können zwar die Drachen rein, aber das können sie sowieso. Vaters Leute können dann aber auch in die Schlucht. - Kagome, ich bringe dich zum Auto. Sango, gib ihr die Schlüssel.“ Er wurde leiser: „Sie kommen gleich in die Schlucht,“ erklärte er: „Und dann fährst du in die Hauptstadt....“ Kagome starrte ihn an, nahm jedoch automatisch die Schlüssel, die ihr die Dämonenjägerin reichte: „Ich habe keinen Führerschein, die Prüfung ist erst in zwei Wochen.“ „Los.“ Ohne weiteres Reden schwang er sie auf seinen Rücken. „Ich versuche am Auto Myouga mit dem Handy zu erreichen, aber du bist eine Augenzeugin hier. Das ist wichtig.“ „Aber du doch auch...“ wandte sie ein: „Naja, du hast auch keinen Führerschein....“ „Und keine Fahrstunde“, gab er unter dem Laufen zurück: „Außerdem habe ich etwas anderes hier zu erledigen.“ Zur gleichen Morgenstunde trat Kagura mit rot leuchtenden Augen in das Zimmer ihres sogenannten Bruders: „Also, komm, Hakudoshi, wir....“ Sie brach ab. Er teilte ihre Begeisterung nicht sondern blickte nachdenklich aus dem Fenster, wandte sich jetzt um. Da sie nur zu gut wusste, dass er nüchterner war als sie und ihre Emotionen, ja, klüger als sie, brach sie ab: „Aber...er ist doch mit den Kriegern weg....?“ Und sie waren ohne Aufsicht. Er seufzte ein wenig: „Und, was gedachtest du zu tun, liebe Kagura?“ „Nun, zum Fürsten gehen, ihm alles sagen und....“ „Und dann lässt er unseren...hm...Vater hinrichten. Dann sind wir tot, nicht wahr? Wir sind Abkömmlinge. - Überdies, soweit ich weiß, kann heute niemand den Fürsten sprechen. Er hat immer einen speziellen Gedenktag an seinen verstorbenen Erstgeborenen. Falls, und das betone ich, liebe Schwester, falls es irgendeine Möglichkeit geben sollte uns von unserem Vater zu trennen.“ Kagura ließ sich in den zweiten Stuhl sinken: „Du meinst...gleich, was wir machen, es gibt keine Hoffnung?“ „Gäbe es eine, stünde ich schon im Palast. Aber wir sind an Naraku gebunden. Und ob er wegen Hochverrates stirbt oder uns nur so umbringen wird, sollte uns gleich sein.“ Die junge Dämonin suchte in den durch Angst verwirrten Gedanken nach Halt: „Keine Rache, Hakudoshi? Das hätte ich nicht von dir gedacht.“ Aber ihre Stimme zitterte. „Wäre er doch nur morgen gefahren, dann könnten wir zum Fürsten und wenigstens uns so rächen, Vater würde nie Fürst.“ Hakudoshi schlug fast auf den Tisch: „Aber er weiß nur zu gut, welcher Tag heute ist, dass es keine Möglichkeit für jemanden innerhalb oder außerhalb des Palastes gibt, der ihn aufhalten kann. Und sind erst einmal die sieben Krieger beseitigt, der restliche heutige Plan erfolgreich....“ „Dann stirbt auch der Inu no Taishou,“ flüsterte Kagura: „Und, da er keinen Sohn mehr besitzt...“ „Ja. - Und dann wir. Aber eben erst dann Und jeder Tag zählt, nicht wahr?“ Hakudoshi seufzte ein wenig. Aber er hätte seiner besorgten Schwester nie gesagt, dass das wohl ein Ausgleich war, für einen kleinen Hundejungen voller Panik, den er nicht vergessen konnte. Damals hatte er über dessen Furcht gelacht – oh, wie gut er ihn heute verstehen konnte. Unten am ihrem Auto angekommen, sie waren auch an dem geparkten Kleinbus vorbeigekommen, ließ Inu Yasha Kagome zu Boden: „Denk dran, es eilt. Strafzettel und so was trägt sicher mein Vater.“ Er zog sein Handy: „Ich rufe Myouga an, die Nummer habe ich....Vater oder Tantei haben ja da nichts....Verflixt, wieso geht der Idiot von Flohgeist nicht ran? Oder auch nur wer anders? Pennt der Geheimdienst? - Los, fahre. Und, weil ja heute der Todestag ist und Vater sicher nicht zu sprechen, sieh zu, dass du den alten Myouga erwischt. Der hat die Vollmacht Krieger zu dirigieren.“ Sie hatte die Autotür geöffnet, zögerte aber: „Und...wenn wir uns irren und gar keine Drachen da sind?“ Der Halbdämon warf den Kopf zurück: „Blödsinn! Glaubst du, Naraku geht mit den sieben Kriegern mal eben rein zufällig durch diese Schlucht, die genau in das andere Fürstentum führt, noch dazu an solch einem Tag? Und das nachdem er schon hier war und den Bannkreis manipuliert hat? Der kann erzählen, was er will – er handelt kaum in Vaters Sinn. Und jetzt fahre, los!“ Eingedenk seiner ernsten Stimmung startete sie vorsichtig und fuhr langsam an. Es war nicht nötig, dass einer der sieben Krieger zu ihr kam. Immerhin hatte auch Inu Yasha das Auto so weit entfernt noch wahrgenommen – und zumindest Naraku war ebenfalls ein Dämon. Sie erreichte eine geteerte Straße und hielt kurz an, um sich zu orientieren, ehe sie das Navigationsgerät bediente und sich den Weg in die Hauptstadt angeben ließ. Dort kannte sie sich aus, sie würde zum Schloss finden. Dann fuhr sie los, so rasch sie sich auch nur traute. Inu Yasha hatte Recht, Tantei hatte Recht – Naraku war in keinem Fall der Held der Geschichte. Was ihr Halbdämon nur vorhatte? Aber dann konzentrierte sie sich lieber auf ihre mageren Fahrkünste. Miroku und Sango hatten sich kurz angesehen, als der Fürstensohn mit seiner Last verschwunden war. „So kenne ich ihn gar nicht,“ murmelte der Mönch: „Da schlägt wohl Papas Erbe durch....“ „Aber er hat Recht,“ erwiderte seine Partnerin. „Leise, sie sind schon in der Schlucht....Suchen wir weiter. Wo spürst du die Macht?“ Er nickte seitwärts und krabbelte mehr oder weniger dorthin. Leider befanden sich dort noch einige Ruinen, kaum kniehohe Mauerreste, die wohl einst den Grund des Klosters gebildet hatten, und er versuchte sich zu erinnern, wo genau die Krieger und Naraku gestanden hatten, als sie endlich das Gesuchte gefunden hatten. Von jenseits der Schlucht war das kaum genau zu erkennen gewesen, zumal sie beide sich wohlweislich versteckt gehalten hatten. Dann jedoch beschloss er, dass das gleich war. Er musste sich auf seine eigenen magischen Sinne verlassen, dem Ruf des Zaubers folgen. Dann würde er auch den Ursprung des mächtigen Bannkreises dort in er Schlucht finden. Sango folgte ihm. Sie war eine trainierte, ausgebildete Dämonenjägerin, aber Bannkreise bilden oder zerstören hatte nie zu ihrem Repertoire gehört. Dazu musste man geboren sein. Sie blickte sich jedoch immer wieder sichernd um. Fall auch nur einer der sieben Krieger hier auftauchte, da machte sie sich keine Illusionen, waren sie geliefert. Der würde auf keine noch so harmlose Erklärung hören sondern versuchen sie umzubringen, rein aus Vorsicht. Es blieb dann nur zu hoffen, dass Inu Yasha rechtzeitig wieder hier wäre – aber, fiel ihr ein, hatte er nicht gesagt, er würde etwas anderes tun? Was denn? Hoffentlich nicht das, was sie befürchtete, dachte sie dann und die Knochenbande selbst herausfordern. Nein. Das würde er doch nicht machen... Sie brach ab, als sie bemerkte, dass ihr ihr Partner winkte, und kroch eilig zu ihm. „Da....“ Er deutete in ein Loch in der Mauer, hinter dem sich eine zerborstene Holztreppe zeigte: „Da runter....“ „Sind sie da auch hinunter?“ fragt sie zweifelnd zurück. „Wir haben nicht immer alle gesehen. Und sie waren gebückt....Ich bin sicher, dort unten ist die meiste Magie des ganzen Ortes.“ „Dann runter. Außerdem sind wir dann außer Sicht, falls doch noch jemand nachgucken kommt. Aber vorsichtig. Wir wissen nicht, was unten ist. Lass mich voran.“ Miroku wich etwas zurück. Er hätte sie ja gern beschützt und wäre zuerst hinabgestiegen, aber sie war nun einmal die bessere Kämpferin – und sein Augenblick würde kommen, wenn es um den Mittelpunkt des Bannkreises ging, der, da war er sicher, sich dort unten befand. Fast schon schmerzhaft spürte er die Magie bereits, ein Gefühl, das sich verstärkte, als er die eleganten Bewegungen der durchtrainierten Dämonenjägerin betrachtete, die sich an den zerstörten Holzstufen einigermaßen festhielt und hinab in das Dunkel hangelte. „Komm,“ sagte sie nur kurz darauf. Er folgte ihr weitaus mühsamer, was nur zum Teil an seinem Mönchsgewand lag, eher an der Tatsache, dass seine Phantasien über Sango von dem Bannkreis mit läuternden Wellen beantwortet worden waren. Es schmerzte und er bemühte sich zur Ruhe zurück zu finden. Die ehemals hier lebenden Mönche hatten wohl Wert auf keusche Gedanken gelegt, dachte er. Aber die waren auch kaum mit so einer hübschen Partnerin gesegnet gewesen. Endlich erreichte er den Fuß der Treppe und sah sich um. Sango deutete im matten Tageslicht nach links. Dort befand sich ein zweiter Keller: „Da?“ „Ja. Aber Vorsicht. Lass mich zuerst gehen. Da scheint noch ein Bannkreis gelegt worden zu sein, sicher von Naraku. Und der kann was.“ Wortlos wich sie beiseite, beobachtete nur, wie Miroku sich konzentrierte, dann bereits im Durchgang die Hände hob, in einer Art, die sie kannte. Da war ein Bann und er wollte ihn lösen. Naraku blieb stehen, als der Anführer der sieben Krieger eng hinter ihm aufschloss: „Nun, was ist?“ „Suikotsu glaubt, dort oben sei jemand. An den Ruinen. Er meint, gewisse Magie zu spüren.“ „Er ist zuverlässig.“ In der Stimme des fürstlichen Beraters lag kein Zweifel. „Ja.“ Narku nickte ein wenig. Auch er glaubte zu spüren, dass sein sichernder Bann dort gebrochen worden war. „Kurz vor uns führt ein steiler Weg nach oben. Geh du dort selbst hinauf, Bankotsu und kläre das.“ „Allein?“ „Schaffst du das nicht?“ Der Anführer der Knochenbande lächelte etwas: „Natürlich. Aber....“ Er hatte gelernt, dass man besser zu mehreren war. „Ich kann dort vorn bereits Drachen spüren.“ Und danach war Ryuukossei nicht allein gekommen, Wunderbar. Das bedeutete, dass die sieben Krieger als Geschenk willkommen waren. Bankotsu konnte als Mensch die Energien nicht wahrnehmen, nahm es jedoch als Hinweis auf seine Leibwächteraufgaben. „Gut, ich verstehe. Ich werde mich beeilen.“ „Dann gehen wir weiter. Oder ist noch etwas?“ „Nein. Die Schlucht hinter uns ist gerade und ein Verfolger würde auffallen. Überdies – wer sollte wissen, dass wir heute hier sind.“ „Eben. - Und im Schloss herrscht heute sowieso Ruhe. Ich glaube, nicht einmal der Geheimdienst arbeitet an diesem Tag, um nicht aus Versehen dem Fürsten in die Quere zu kommen.“ Naraku setzte sich in Bewegung. Er hatte durchaus schon erlebt, dass der Inu no Taishou einen unvorsichtigen Dämon, der eine nachteilige Bemerkung über seinen Erstgeborenen verloren hatte, säuberlich tranchiert hatte. Es war aber auch wirklich ein sehr törichter Dämon gewesen. Hühner sollten bei Hunden stets auf der Hut sein... Inu Yasha rannte derweil auf die rechte Seite der Schlucht, während das ehemalige Kloster links auf der Höhe lag. Er dachte dankbar an einen Lehrer vor gut zweihundert Jahren. Dieser hatte Biologie und Geschichte und Geografie gelehrt und es, obgleich er natürlich ein Mensch gewesen war, verstanden, den lebhaften kleinen Halbdämonen dafür zu begeistern. Er hatte ihm Landkarten gezeigt, gesagt, wohin er kommen sollte, ihn dann irgendwo stehen lassen, um selbst mit einem Esel dorthin zu gelangen. Inu Yasha hatte eine bestimmte Zeit warten müssen, dann zu dem Treffpunkt laufen sollen. Seine selbstverständlich mitgekommenen Leibwächter hatten ihn nicht unterstützen dürfen, es auch nie auch nur versucht. Er hatte immer gewusst, dass am Treffpunkt sein Lehrer mit einem Picknick auf ihn wartete. Dann würde er ihm Geschichten erzählen. So hatte der Fürstensohn nicht nur Karten lesen gelernt, sondern auch weite Teile des Fürstentums erforscht, die Geschichte und Geografie gehört. Jetzt hatte er die Karte der Schlucht unten am Auto gesehen und sie sich gemerkt. Hier musste der Weg sein, den Miroku und Sango gestern genommen hatten, um die Krieger samt Naraku drüben beobachten zu können. Er war ziemlich zugewachsen und sicher war hier schon lange niemand mehr gegangen, aber das störte den Halbdämon nicht, als er mit weiten Sätzen dahinjagte. Er wusste, wo der Weg endete – an dem steilen Abfall der Querschlucht, die an der Grenze lag, und das gesamte Klammsystem in eine Art Kreuz verwandelte. Dort befand sich auch eine Brücke – oder hatte sich einst befunden. Dort müsste der Treffpunkt von Naraku und den Drachen liegen, falls ihre und Tanteis Vermutungen richtig gewesen waren. Natürlich würde er nur beobachten, warten, bis Vaters Krieger hier waren, aber wenn alles schief ging und sich wirklich Drachen in das westliche Fürstentum wagten, würde er sie stellen, aufhalten, bis sozusagen richtiges Militär da war. Tessaiga würde ihm da eine sichere Hilfe sein, wenn er sich an diese Windnarbe erinnerte. Selbst Sess...Tantei hatte sich darüber lobend geäußert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)