Der Mann ohne Vergangenheit von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 13: Rätselraten ----------------------- Am folgenden Tag kam Jaken zu Inu Yashas Palais. Natürlich wollte er eigentlich Sesshoumaru Bericht erstatten, aber der winkte ab. Soviel hatte er doch hier schon gelernt, um zu wissen, dass der Fürstensohn enttäuscht wäre, das nicht aus erster Hand zu hören. Allerdings wies der Ermittler Kagome an, doch die Dämonenjäger und Rin, die sich wie üblich in ihrem Zimmer am Laptop vergnügte, später dann dazu zu holen. Nach dem heutigen Morgentraining sollte der Halbdämon gegen vier wieder fit sein. So trafen sich die Sechs im Wohnzimmer und hörten sich den Bericht aus dem Norden an. „Es war ein wenig schwierig unauffällig zu bleiben,“ gestand der Krötendämon als erstes: „Die Hauptstadt wimmelt vor Polizei und Truppen aller Arten, also, Drachen, Dämonen und Menschen. In der nächsten Woche heiratet der Thronfolger, also, der älteste Sohn Fürst Tsubasas, gleich drei Mal.“ „Wie bitte? Ist das bei Drachen so üblich?“ erkundigte sich Kagome sofort. „Äh, nein. Aber um die Verbundenheit der Rassen zu zeigen soll er wohl eine Frau je einer Art heiraten. Natürlich wird ein Erbe nur von der Drachin stammen können, aber die anderen beiden Frauen sollen ebenfalls als Fürstengefährtinnen anerkannt sein. So eine Art verspäteter Friedensschluss. Aber anscheinend sind nicht alle Drachen damit glücklich, das erklärt das Polizeiaufgebot. Ich habe dennoch meine alten Kontakte aufgesucht. Wie ich Rin schon sagte, habe ich zufällig Kagura, also Narakus Tochter oder Abkömmling, in Palastnähe gesehen, wo sie sich mit einem Drachen unterhielt. Das ist natürlich nicht verboten, erschien mir aber dennoch auffällig. Jedenfalls konnte mir niemand bestätigen, dass Naraku je in der Hauptstadt war oder auch nur Verbindungen dorthin hatte. Auch glauben alle, dass die Hinrichtung der Knochenbande erfolgreich war. Gleich, ob sie das selbst inszeniert haben oder Naraku – es war perfekt. Fürst Tsubasa dürfte kaum wissen, dass sie noch am Leben sind. Und Ryuumaho, also, der Thronfolger, ist mit seinen Hochzeitsvorbereitungen sicher ausgelastet, zumal er daneben ja auch noch Kommandeur der Armee ist.“ „Hat Tsubasa nicht zwei Söhne?“ fragte Miroku. „Ja, aber Ryuukossei ist der Jüngere, deutlich jünger, ich würde ihm hier das Alter von Inu Yasha-sama geben. Der hat noch keine offiziellen Aufgaben. Überdies, aber das sind nur Gerüchte, ist er noch recht kindlich, aufbrausend und kann weder Menschen noch Dämonen leiden.“ „Dann bleiben wir bei unserem Plan?“ fragte Sango Tantei. Der nickte. Sie hatten nichts weiter in der Hand und allein die magere Information, dass Kagura bei den Drachen gewesen war, hatte schon viel Geld gekostet. Er musste auch an die Kasse seines Kunden denken. „Ja. Ihr beide folgt Samstag den Kriegern, Rin beobachtet für eine Weile, aber höchstens drei Stunden, das Haus. Sollte Naraku es verlassen, folgst du ihm. Jaken wird dich fahren. - Kagome, du suchst in den Zeitungen und im Internet alles, was wir über den Drachenfürsten und seine Söhne wissen, auch Klatsch und Tratsch.“ Sie nickte, froh, auch mal etwas anderes zu tun zu bekommen. Sie hatte schon gefürchtet, sie solle sich noch einmal mit Hakudoshi verabreden. Der war zwar nett, aber sie wollte nichts von ihm – und Inu Yasha reagierte definitiv eifersüchtig. Der Fürstensohn schien auch zufrieden: „Und ich – oder wir?“ Immerhin hatten sie sich geeinigt, dass Tantei die Leitung hätte. Der Hundedämon sah zu ihm: „Ich dachte, du hast ein Treffen mit deinem Vater. So, familiäre Erinnerungen?“ „Nein. Wenn ihn seine Arbeit nicht hindert, bleibt er an diesen Tagen allein. Und nächste Woche ist der Todestag, da ist es immer schwer.“ Sesshoumaru warf einen forschenden Blick auf den Halbdämon. Er verstand es nicht ganz, aber eindeutig war da der Sohn sehr loyal zu seinem Vater, Erbrecht hin oder her. Ob das wohl menschliche Zuneigung war? Er selbst hätte höchstens dem Herrn der Hunde gegenüber so empfunden, nie seinem unbekannten Vater, da war er sicher. Samstag brachte eine Überraschung, denn Naraku und die Krieger verließen gemeinsam das Anwesen. Rin sprang sofort zu Miroku in das Auto. „Das war doch noch nie?“ fragte sie, während sie sich auf der Rückbank anschnallte. „Nein. Sonst war immer Hakudoshi dabei. Womöglich ist der Junge doch auch schon in Ungnade gefallen.“ Sangos Stimme zitterte ein wenig, da sie sich an die Absorption der Jüngeren erinnerte. Miroku warf ihr einen raschen besorgten Blick zu, lenkte dann aber ab: „Pass mal lieber auf. Ich muss wieder ziemlichen Abstand lassen.“ Fast drei Stunden später meldete sich Rin per Handy bei Kagome: „Äh, wir müssen reden,“ sagte sie hastig: „Und versuche doch mal was über den Berg Hakurei herauszufinden. Hier sind wir und Miroku meinte, ihm sage das was.“ Sie legte auf. Kagome seufzte. Das war ein sehr kurzes Gespräch gewesen, aber sie hatte von den drei Profis schon erfahren, dass man so Anrufe nur schwer mithören oder orten konnte. Ganz bestimmt wurde Rin gut in der Informationsbranche ausgebildet, auch, wenn es ihr nach wie vor sehr eigen vorkam, ein so junges Mädchen manchmal so viel älter wirken zu sehen. Das machte wohl der dämonische Umgang. „Was ist?“ Sie fuhr herum. Noch immer hatte sie sich nicht daran gewöhnt, dass jemand hier mit im Haus war, der lautlos aus dem Nichts auftauchte: „Tantei! - Es war Rin, sie ist anscheinend mit Miroku und Sango zusammen am Berg Hakurei.“ „Jaken berichtete, dass Naraku und die Krieger gemeinsam wegfuhren.“ Nur darum war der wieder zurückgekommen. „Das erklärt es. Ich suche mal, was ich dazu finden kann. Miroku meinte, er kenne den Berg.“ „Er liegt an der Grenze der Fürstentümer,“ erwiderte Sesshoumaru: „Es gab im Großen Krieg eine Schlacht, seither wohnt dort kein Mensch mehr.“ „Oh.“ Geschichte war ja eigentlich ihr Gebiet, dachte sie zerknirscht und fuhr eilig den Laptop hoch. Nur wenige Minuten später meinte sie: „Ja. Und da oben lag mal ein Kloster, das wohl bei der Schlacht zerstört wurde. Hier....die Landkarte.“ Er näherte sich nicht, wollte aber auch nicht zugeben, dass er so keine Karten lesen konnte: „Warte, bis sie zurück sind. Wo ist Inu Yasha?“ „Ich hoffe im Garten. Ich habe ihm Pflanzenbestimmung aufgegeben. Heilpflanzen,“ fügte sie hinzu, da sie annahm Dämonen würden eher nach Nützlichkeit als nach Schönheit gehen. Der Halbdämon beim Blumen pflücken? DAS musste er sich ansehen. Schon, da seine Anwesenheit doch einige dumme Kommentare noch dümmerer Dämonen verhinderte. Eindeutig war den menschlichen Lehrern nicht immer klar, was für den Jungen nützlich oder überflüssig war. Wäre Inu Yasha je so schwer verletzt, dass er Heilkräuter benötigte, würde er schlicht sterben. Dämonische Selbstheilungskräfte überstiegen wohl das Fassungsvermögen der Menschen. Und die diesbezüglichen Fähigkeiten des Halbdämons waren recht beachtlich, das gab er gern zu. Vermutlich schlug da das fürstliche Blut durch. Außerdem war der Junge stur und hart im Nehmen, Eigenschaften, die Sesshoumaru wirklich gefielen. Natürlich würde er das keinem sagen. Tatsächlich traf er den Halbdämon mit einem Bestimmungsbuch, einem Zettel mit Anweisungen und einem Korb im Garten. Der sah hoffnungsvoll auf: „Oh, Training?“ „Nein.“ Sesshoumaru warf einen Blick herum, aber offenbar bemühten sich die stets anwesenden Dämonenkrieger überall hin nur nicht zu ihm zu sehen. Es hatte sich folglich herumgesprochen, wie er auf Beleidigung zu reagieren pflegte. „Kagome sagte mir deine Aufgabe. - Nutzlos.“ „Wie meinen? Ich denke, es kann nur nützlich sein, wenn man sich mal heilen kann, wenn es so nicht funktioniert.“ „Hat es das je nicht?“ „Nein....Was meinst du?“ „Du wirst nie welche brauchen für dich. Entweder du heilst dich, wie ein Dämon, oder du stirbst.“ „Aber um Menschen zu helfen...“ Inu Yasha erkannte, dass das wohl keine richtige Antwort für einen Hundedämon gewesen war. Tantei sagte dann zwar nichts, aber er guckte einen so ähnlich an, wie Vater, wenn der einen tadelte: man kam sich wie der größte Idiot der Welt vor. „He,“ suchte er sich daher zu verteidigen: „Man weiß nie, was meine Zukunft bringt, oder?“ Das war wahr. Sesshoumaru wollte schon darauf antworten, als er eine helle Gestalt zwischen den Büschen entdeckte, die anscheinend angelegentlich um den Garten des Palais strich: „Wer ist das?“ erkundigte er sich leise. Der Unbekannte tat so auffällig unauffällig – aber er wäre ihm ohne seine Jugend in Akumu nie aufgefallen, in der es lebensnotwendig war zu wissen, wer einen beobachtete. Der Halbdämon warf nur einen Blick hin und erkannte den Anderen sofort: „Hakudoshi, Narakus Sohn. Er amüsiert sich offensichtlich über mein Blumenpflücken.“ „Nein. Er beobachtet uns. Hoffentlich hat er Jaken nicht gesehen.“ Und außerdem...wäre es möglich? Nein, eigentlich nicht. Hakudoshi war doch höchstens so alt wie er selbst – und doch glaubte er sich an diese Hand zu erinnern, dieses helle Haar. So hatte der Mann ausgesehen, der ihn nach Akumu verschleppt hatte, ja ihm Blut abgenommen hatte. Nur: wer war das dann gewesen? Naraku etwa? Oder doch Hakudoshi? War der seit über zweihundert Jahren nicht älter geworden? Unmöglich, eigentlich, selbst für einen Dämon. Darüber musste er gut nachdenken, zumal die Anderen sicher Neuigkeiten mitbrachten. Und sie würden dann von ihm weitere Anweisungen erwarten. Er musste sich das durch den Kopf gehen lassen. „Mach weiter.“ Inu Yasha hob die Brauen: „Auch, wenn du es für nutzlos hältst?“ Das war es nicht, würde es jedenfalls Hakudoshi und damit Naraku davon ablenken, dass sich hier etwas zusammenbraute. „Ich rede deinen anderen Lehrern nicht hinein.“ „Schade,“ seufzte der Halbdämon, der sich lieber mit dem Schwert als mit Blumen beschäftigt hätte. Es war schon spät am Abend als die Drei zurückkehrten und heißhungrig über das von Kagomes Mutter zubereitete Abendessen herfielen. Da auch Rin mit sichtlichem Appetit aß, wartete Sesshoumaru geduldig, bis abgeräumt war, ehe er sagte: „Fangen wir bei dir an, Kagome. Etwas über die Drachen?“ „Fürst Tsubasa hat zwei Söhne von seiner Fürstin. Der Älteste ist Ryuumaho, der nächste Woche so groß heiraten soll. Er gilt als recht ernst, aber hat wohl nicht immer die Meinung seines Vaters.“ „Das ist so gewöhnlich,“ warf Jaken ein: „In jeder Familie aller Arten. Nur wird das bei einem Fürsten und seinem Thronfolger meist dadurch gemildert, dass sie beide ihr Land lieben.“ „Er galt jedenfalls als ziemlicher Frauenfreund, aber nie was Ernstes, bis jetzt gleich drei Ehefrauen,“ fuhr sie fort: „Der jüngere Sohn ist Ryuukossei. Der wird zurückgehalten, sei es, weil er einfach noch recht jung ist, sei es, weil er schon so Äußerungen wie: Menschen habe er nur zum Fressen gern, machte. Aber laut Zeitungen und Netz soll es ein paar junge Drachen geben, die diese Ansichten vertreten und von den Zeiten vor dem Großen Krieg schwärmen als Menschen fressen noch erlaubt war.“ „Na, das war es hier im Westen jedenfalls nie,“ sagte Inu Yasha prompt: „Und ich habe gehört, Vater sei ein paar Mal ganz ordentlich dazwischen gegangen.“ „Ein Grund, warum Kagura und damit Naraku zu einem der Fürstenfamilie Kontakt aufnehmen sollte?“ erkundigte sich Tantei. Sie schüttelte den Kopf: „Vielleicht einfach eine Freundschaft mit einem normalen Drachen. Rin hat ja gemeint, dass Naraku angeblich aus dem Norden stamme, auch, wenn ihn da keiner kennt.“ Der Hundedämon schwieg, sah jedoch zu Sango. Die verstand das richtig: „Wir drei folgten Naraku und den sieben Kriegern zum Berg Hakurei. Hakudoshi war nicht dabei.“ „Nein,“ antwortete der Halbdämon: „Der war stattdessen hier und schlich um mich rum.“ „Wieso denn das?“ fragten Sango und Kagome gleichzeitig, aber die Dämonenjägerin berichtete weiter: „Wir konnten ja nicht zu nahe ran, diese Krieger sind wirklich sehr aufmerksam, aber sie wanderten mit Naraku, der trug übrigens Anzug, wie immer, wenn er nicht im Palast ist, zu der Stelle, wo wohl einst ein Gebäude war. Jedenfalls gab es da Ruinen und sie suchten etwas.“ „Ein Kloster,“ meinte Sesshoumaru: „Dann suchten sie wohl einen magischen Gegenstand?“ „Ja, vermutlich. Denn, wenn sie etwas fanden, riefen sie Naraku heran. Miroku hier konnte etwas spüren.“ „Etwas ziemlich Mächtiges,“ sagte der Mönch: „Ich bin mir nicht sicher, für was es sein könnte, aber Klöster hatten früher eher Schutz- als Angriffswaffen. Womöglich etwas für einen Bannkreis. Jedenfalls suchten und fanden sie etwas, das wir nicht entziffern konnten.“ „Drachen. Naraku, ein magischer Gegenstand und Inu Yasha-sama wird beobachtet.“ Jaken seufzte: „Aus meiner wirklich langen Erfahrung sage ich euch, dass sich da etwas zusammenbraut. Nur, was? Naraku kann doch nicht im Ernst davon ausgehen, dass er Inu Yasha an die Drachen ausliefern kann ohne dass das gewaltigen Ärger gibt. Und Fürst Tsubasa hält sich an den Frieden.“ „Wir vermuteten, dass Naraku Fürst im Westen werden will. Eine Art....Antrittsgeschenk?“ schlug Miroku vor. „Na, vielen Dank,“ murrte der Halbdämon. „Sicher, Tantei hier hat mir schon gesagt, dass mich jeder neue Fürst umbringen will, aber doch nicht so....“ „Warum nicht.“ Der Hundedämon richtete sich auf: „Naraku ist sich ziemlich sicher Nachfolger zu werden. Alles, was er beseitigen muss, sind die Zeugen. Darum absorbiert er zwei seiner Abkömmlinge, die Anderen braucht er noch. Die sieben Krieger waren ihm bislang nützlich. Wie lange noch?“ „Ich verstehe,“ meinte Sango etwas entsetzt: „Die Krieger sind gefährlich für ihn, aber auch zu gefährlich, um sie einfach so umbringen zu können. Da kommen Drachen ins Spiel, vielleicht Ryuukossei und andere, die ebenso denken. Dem drachigen Fürstensohn passiert nichts – Tsubasa hat die Männer ja selbst zum Tode verurteilt und ist wohl nur froh, wenn das endlich klappt. Die Krieger weg, Spaß für Ryuukossei und Sicherheit für Naraku.“ „Es klingt logisch,“ sagte der Mann, der sich Tantei nennen ließ, brach jedoch ab, da Frau Higurashi herein sah. „Verzeihung, Inu Yasha-sama, da ist ein Bote für dich gekommen. Es gibt wohl schlechte Neuigkeiten.“ Keine politischen, das war allen klar, denn von denen wurde er ferngehalten. So sprang er eilig auf und lief hinaus. War etwas mit Vater? Durch Naraku, gar? Die Anderen schwiegen, vom gleichen Gedanken bewegt. Nur kurz darauf kam er wieder: „Schnell die Info, dann gehe ich zu meinem Vater. Karasu, sein Berater, hatte einen schweren Unfall. Er war ein Vogeldämon und anscheinend hat ihn eine Horde Vögel angegriffen oder so etwas. Jedenfalls ist er tot.“ „Er kam auch als Thronfolger in Betracht?“ erkundigte sich Jaken nur. Inu Yasha nickte: „Aber es waren alle sieben Krieger am Berg Hakurei?“ „Solange wir sie verfolgten,“ gab Rin zu. „Danach, und auch davor, wissen wir es ja nicht.“ „Jetzt reicht es wirklich,“ knirschte der Fürstensohn. „Ich erzähle das Vater.“ „Warte den Todestag ab,“ riet Kagome: „Danach ist er doch immer recht...aufgeschlossen. Vielleicht hört er dann auch unsere wirren Erzählungen an.“ „Warte!“ Und dieses Wort Tanteis war ein Befehl. „Ja, schon gut....“ Inu Yasha verschwand. Zu seiner gewissen Überraschung wurde er in das Arbeitszimmer des Fürsten gebracht, wo vor dem Inu no Taishou bereits Chinou kniete, der für die Polizei zuständige Berater, der ihn nicht ausstehen konnte und ihm auch jetzt nur einen giftigen Blick zuwarf, als er sich vor dem Inu no Taishou verneigte und abseits setzte. Er hatte nicht herkommen sollen um zu reden, sondern um da zu sein – das einzige Familienmitglied, das Vater noch besaß. Er war nicht sonderlich überrasch, erst auf den zweiten Blick den Flohgeist Myouga zu entdecken, der nun in seinem Vortrag fortfuhr: „Ich habe natürlich die Ärzte um Aufklärung gebeten, wie das hatte passieren können, ob es womöglich Tiere, Vögel, waren oder gar ein anderer Dämonenstamm den Frieden gebrochen hat. Aber nach dem, was mir gesagt wurde, könnte es sich um Paradiesvögel handeln. Die Verletzungen bestehen aus scharfen Schnitten wie Krallen. Und es sind sehr viele.....“ Die Tür wurde beiseite geschoben und Naraku kam herein, verneigte sich tief. Inu Yasha musterte den Berater. Das schien ein betriebsamer Samstag für ihn gewesen zu sein. Hatte nicht Sango erwähnt, dass er Anzug getragen hatte, als sie das Kloster durchsuchten? Jetzt hatte er einen dunkelblauen Kimono an. „Oyakata-sama....“ „Setze dich, Naraku. Du weißt, was geschehen ist?“ Die Stimme des Fürsten klang ruhig, aber sein Sohn und seine engsten Mitarbeiter hörten ein gewisses wehmütiges Gefühl heraus. In vier Tagen war der Todestag seines Erstgeborenen, da war er stets emotionaler als sonst. Und dann auch noch der gewaltsame Tod eines Beraters..... „Der Bote teilte mir mit, dass Karasu bei einem Ausflug den Tod fand. Gibt es schon Neues?“ Naraku war höflich genug diese Frage nicht an den Fürsten zu richten sondern an den Geheimdienstleiter, ehe er kurz dem Halbdämonen im Eck zunickte. Höflich war der Mistkerl ja, das gab Inu Yasha zu. Nur, warum fanden sich lauter so kleine Lücken bei dem? Waren ihre Vermutungen und Beobachtungen denn gar nichts wert? Ja, kein handfester Beweis, aber.... Myouga wiederholte kurz seinen Bericht: „Wie gesagt, es könnte sich um Paradiesvögel handeln. Gegen gewöhnliche Tiere wäre Karasu angekommen und ich wüsste auch nicht, dass ein Schwarm dämonischer Vögel so töricht wäre....“ „Sehr viele Verletzungen, also?“ erkundigte sich Naraku hörbar überrascht. Nun gut, er hatte ja gewusst, dass Jakotsu einen langsamen Tod seines Opfers bevorzugte, aber dass man dieses Werk gleich einer Horde Paradiesvögel zuordnen konnte.... „Dennoch. Man sollte sicher gehen und alles, auch den armen Toten, genau untersuchen, ehe oyakata-sama urteilt.“ „Natürlich,“ murrte Myouga ein wenig verärgert: „Wir arbeiten daran. Sie waren ja nicht zuhause, werter Kollege, sonst hätten Sie die Beweisführung übernehmen können.“ Das hatte sich Naraku eigentlich erhofft. Zu ungeschickt, dass man Karasu schon heute gefunden hatte. Nach Jakotsus Bericht hatte er eigentlich angenommen es handele sich um eine öde Gegend. Aber dieser dumme Krähenvogel von Berater hatte schon immer alles unternommen um ihn zu ärgern. So sagte er nur verbindlich: „Ich würde auch jetzt zu Diensten des Fürsten stehen. - Auch mein kleiner Ausflug heute stand mit meiner Tätigkeit an oyakata-sama in Verbindung.“ „Ich höre,“ erklärte der Inu no Taishou. „Danke. - Wie Sie sicher wissen, oyakata-sama, haben wir im Großen Rat bereits mehrfach die Befürchtung geäußert, dass sich die Söhne des Drachenfürsten nicht an den Friedensvertrag halten. Gerade der Jüngere ist bereits durch...unpassende Bemerkungen aufgefallen. Da es dem Geheimdienst ja nicht gelingt, Leute in die unmittelbare Umgebung Ryukosseis zu schleusen...“ Myouga richtete sich zu seiner vollen Größe auf: „DAS gelang. Sie haben nur nicht überlebt.“ „Habe ich meine Tochter, Kagura....falls sich oyakata-sama erinnern möchte....in die Drachenhauptstadt geschickt. Sie ist ein recht intelligentes und redseliges Mädchen und hat Freundschaft mit einem von Ryuukosseis engsten Vertrauten schließen können. Ich habe mich heute mit ihr am Berg Hakurei getroffen und sie hat mir soweit Mitteilung erstattet. Mit Ihrer Genehmigung, oyakata-sama, möchte ich allerdings mit einem Bericht an Sie noch warten, bis die nächste Woche vorbei ist, und ich womöglich ein eigenes Treffen mit dem Informanten hatte. Er ist doch recht behutsam, was man ihm kaum verdenken kann. Eines jedoch glaubt Kagura bereits sagen zu können. Der Thronfolger steht Ihnen ganz im Sinne seines Vaters gegenüber und wird keinen neuen Großen Krieg planen. Was auch immer Ryuukossei allerdings vorhat...Er gilt als impulsiv und auch blutdürstig.“ Inu Yasha dachte, er höre nicht richtig. Waren denn all ihre Rückschlüsse und Vermutungen falsch? Hatte Tantei Recht, dass man auf einen wirklichen Beweis warten musste? War Naraku doch der Held der Geschichte und nicht der Bösewicht? Das musste er seinen Freunden, und ja, da zählte er auch Sesshoumaru alias Tantei dazu, unbedingt erzählen. 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