Der Mann ohne Vergangenheit von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 2: Auftrag ------------------ Der Inu no Taishou betrachtete aus den Augenwinkeln den Unbekannten, der sich über die Wiese ihm näherte. Ein Hundedämon, wie Myouga gesagt hatte, und wirklich noch sehr jung. So alt, wie wohl auch Sesshoumaru gewesen wäre, wenn er nicht...nein, daran wollte er jetzt nicht denken. Der Andere trug Anzug und war dies wohl auch gewohnt. Elegante Bewegungen, aber ebenso etwas dabei das von Kampferfahrung zeugte. Nun gut. Falls der wirklich aus Akumu stammte, war dies nicht gerade verwunderlich. Auch sein Verstecken, Abwarten, bewies gewisse Erfahrung und Vorsicht. Interessant, das bei einem so jungen Mann zu finden, der sicher nicht im Krieg gewesen war. Für seine Zwecke aber nur nützlich. Sesshoumaru hatte bemerkt, wie ein Schatten bei seinem Anblick über die Züge des Fürsten gehuscht war. War dieser enttäuscht? Er ihm zu jung? Sein Alter hatte schon manchen Klienten ins Wanken gebracht. Umso wichtiger war es den Taishou zu überzeugen, dass er selbst Vernunft besaß und Erfahrung. Er blieb stehen und neigte zuvorkommend den Kopf. Nicht vor einem Kunden aber vor dem Herrn aller Hundedämonen. Auch, wenn er selbst außerhalb der Gesellschaft stand – diesen Titel hatte sich dieser Mann sicher hart erkämpft und Anspruch auf die Höflichkeit eines seiner Artgenossen. „Guten Morgen, Tantei. Bitte, setzen Sie sich.“ „Danke, oyakata-sama.“ Die höfische Anrede kam ohne Stocken, wie der Inu no Taishou vermerkte, aber ebenso ohne zu zögern setzte sich der junge Hundedämon neben ihn, genug Selbstbeherrschung demonstrierend, um geradeaus über den See zu blicken. Das tat er auch. So fiel es ihm leichter bloß den Angestellten zu sehen, den Dämon, der für ihn arbeiten sollte. Warum nur erinnerte ihn der so an seinen verstorbenen Sohn, der doch nie erwachsen geworden war? Weil es ein Hundedämon in eben dem Alter war? Einfach, weil er es so selten mit solchen Jungen zu tun hatte? Welpen waren nicht gerade häufig unter Dämonen. „Mir wurde gesagt, dass Sie der Beste sind, aber teuer.“ „Ich verlange meine Auslagen, oyakata-sama. Und für mich selbst und meine direkten Mitarbeiter, komplett hundert die Stunde. Dafür erhalten Sie professionelle Arbeit ohne Fragen. Und die vollständigen Unterlagen.“ Der Hinweis darauf, dass er seine Kunden nie zu erpressen gedachte. „Professionelle Arbeit. Wie lange arbeiten Sie in dieser Branche?“ „Seit Kindertagen.“ Immer die gleichen Fragen, dachte Sesshoumaru ein wenig amüsiert. „Was wissen Sie über mich?“ Das war wiederum unerwartet. „Sie tragen seit dem Großen Krieg den Rang des Anführers der Hunde, des Inu no Taishou, nutzen seit dem Friedensschluss jedoch den Titel eines Fürsten. Sie haben einen halbbürtigen Sohn von einer verstorbenen Menschenfrau, waren zuvor jedoch auch einmal mit einer Hundedämonin verheiratet. Sie sind der Ranghöchste der vier Dämonenfürsten, die das Land unter sich aufgeteilt haben. Und Sie haben bislang keinen Nachfolger ernannt.“ Er vermutete fast, dass es darum gehen sollte. „Das ist wahr. Und Inu Yasha würde, obgleich er mein Sohn ist, von keinem Dämon im Westen, aber auch nicht von den anderen drei Fürsten anerkannt werden. So suche ich nach einem Erben, um einen Nachfolgekrieg zu vermeiden.“ „Eine vernünftige Entscheidung.“ Dieser junge Dämon war sachlich, in der Tat. „Ich habe darum meine Leute auf die potentiellen Kandidaten angesetzt. Eine durchaus schwierige Aufgabe, denn Dämonen neigen dazu ihre Schwächen zu verbergen. - Sie auch.“ Der Hieb kam abrupt, wurde aber ohne Wimpernzucken hingenommen. „Natürlich. Was vermuten Sie denn als Schwäche bei mir?“ Sesshoumaru klang ein wenig spöttisch, begegnete aber, als er unwillkürlich den Kopf wandte, einem ernsten goldenen Blick. Das war wohl schon zu viel gegenüber einem Fürsten gewesen. Der Inu no Taishou nickte jedoch langsam: „Sie mussten hart arbeiten und kämpfen, um Ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Und, glauben Sie mir: ich weiß, wie schwer das ist.“ Etwas wie ein Schatten lag über der Seele des Jungen, das konnte er aus langer Erfahrung spüren. Da ziemte sich Ehrlichkeit. Er meinte das ernst, das war Sesshoumaru klar. Ob der wohl an sein Leben vor dem Krieg dachte? Oder danach? Danach war er doch der Herr, der Fürst, der Sieger. Nein, es musste von früher sein. Dennoch lenkte er unwillkürlich von sich ab: „Ihr Auftrag, oyakata-sama....?“ „Ich möchte alles über einen Dämon namens Naraku wissen.“ Für einen Moment setzte das Herz des Jüngeren aus. Naraku? Es lagen bereits jede Menge Unterlagen über den in seinem Büro. Diesen zog der Fürst als Nachfolger in Betracht? Langsam meinte er: „Mehr als Ihr Informationsdienst herausbrachte.“ „Ja.“ „Das wird sehr teuer für Sie.“ Dem Inu no Taishou wäre fast ein Lächeln entkommen. Ehrlichkeit hatte er selten: „Nun?“ Sesshoumaru verstand das richtig: „Ihre Leute sind fähig, das weiß ich. Ich werde also anders vorgehen müssen, bestechen, drohen....“ „Myouga sagte mir, dass Sie nie gegen ihn gearbeitet haben. Einen bestimmten Grund?“ Der junge Hundedämon blickte über das Wasser: „Sagen wir es so, oyakata-sama...Ich möchte eines Tages hier in der Stadt in Ruhestand gehen. Und das könnte ich kaum, wenn ich mir Ihr Missfallen zugezogen hätte.“ „Erstaunlich, wenn ein so junger Dämon bereits von Ruhestand spricht.“ Er ging fast nicht auf das ein, was er sagte, sondern eher auf das, was er nicht aussprach. Der Fürst war nicht zu unterschätzen. Es hätte Sesshoumaru gefreut, wenn er gewusst hätte, dass auch der Inu no Taishou ihm dieses Prädikat zubilligte. Aber so meinte der Mann, der sich Tantei nannte: „Es gibt manchmal Aufgaben, die ein Leben zu dauern scheinen. - Bis wann wollen Sie Bericht, oyakata-sama? Und an wen?“ „An mich persönlich. Ich werde Ihnen noch heute Vormittag die Unterlagen zukommen lassen, die der Informationsdienst bereits gesammelt hat, sobald Sie mitteilen wohin. Sie haben Myougas Nummer.“ Darin lag keine Frage. „Ja.“ „Ich werde in einer Woche einen vorläufigen Bericht erwarten.“ Der Herr der Hunde erhob sich langsam. „Sie werden ihn erhalten.“ Sesshoumaru beobachtete den Fürsten, der sich auf den Weg zurück machte ohne sich auch nur einmal umzusehen. War dieser so sicher, dass er kein Attentat verüben würde? Unbedarftheit war es kaum. Mehr aus Neugier hob er die Rechte, den Arm ausgestreckt – eigentlich die Vorbereitung für einen Angriff. Im nächsten Moment spürte er die Reaktion. Ohne auch nur den Kopf gewendet zu haben, allein aufgrund der etwas erhöhten dämonischen Energie hinter ihm, ließ der Inu no Taishou die seine ansteigen. Sesshoumaru senkte eilig die Hand, bemüht keinen Konter auszulösen. In der Tat. Wer sollte da mithalten? Das war mit Sicherheit der mächtigste Dämon weit und breit, ja, des Landes. Das Lächeln des Fürsten entging ihm. Ach, diese Jungen....Vielleicht sollte er sich einmal wieder die Zeit nehmen mit seinem eigenen Sohn Schwertkampf zu üben. Inu Yasha brauchte ihn noch. Ein Einfall huschte vorbei, so schnell, dass der Taishou ihn nicht zu fassen vermochte. Die folgenden Tage verbrachte Sesshoumaru an seinem Schreibtisch, las, verglich, während Rin sich in immer neue Untiefen des Computers stürzte, Jaken irgendwo in der Stadt unterwegs war, um Kontaktleute aufzusuchen, zu bestechen, zu kaufen. Der junge Hundedämon blickte erst auf, als jemand in seinem Türrahmen stand: „Rin?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf: „Ich habe alle Kinder abgesucht, keines war je auf einer Schule gemeldet. Aber das ist bei Dämonen ja wohl auch nicht üblich, oder?“ „Nein.“ „Aber ich glaube, ich habe etwas über die sieben Männer.....“ Die erste positive Nachricht seit fünf Tagen: „Nun?“ „Vor einigen Jahren gab es eine Bande aus sieben Männern, Menschen, die oben im nördlichen Fürstentum plünderten und raubten. Sie wurden gefasst und vor fünf Jahren hingerichtet.“ Sie bemerkte den Blick: „Verzeihen Sie, Sesshoumaru-sama, es geht noch weiter.... Vor gut drei Jahren wurde das Grab der Sieben zerstört, von Unbekannten, wie es heißt. Es gab einen Artikel in der Zeitung. Bei der Nachsuche wurde allerdings kein Skelett mehr gefunden, was, laut Nachrichten sehr ungewöhnlich nach so kurzer Zeit war. Ich habe die Namen der Männer, sie entsprechen denen, die seit fünf Jahren bei Naraku hier im westlichen Fürstentum gemeldet sind.“ Es war unnötig zu erwähnen, wie mühsam sie an diese Daten gekommen war. Der Herr der Hunde mochte Computer so wenig schätzen wie alle Dämonen – aber er war nicht nur klug genug sie zu nutzen, sondern auch sie von Menschen sichern zu lassen. Sieben Gespenster waren unwahrscheinlich. Und das konnte er so kaum dem Taishou mitteilen. Erst einmal musste diese Neuigkeit überprüft werden: „Nachahmer?“ „Dazu benötige ich Bilder, Sesshoumaru-sama.“ Er nickte etwas: „Gut, Rin. Nachricht von Jaken?“ Er las die Antwort in ihren Augen und hob die Hand. Sie verschwand sofort. Diese sieben Krieger....war es möglich, dass Naraku sie vor der Hinrichtung beschützt hatte? Sie aus gewissem grimmigen Humor später ihr eigenes Scheingrab zerstört hatten? Denn, dass er sie wiederbelebte, stand ja wohl nicht zur Diskussion. Ohne Nachweise jedoch konnte er das seinem Klienten nicht mitteilen. Niemand bezahlte für Vermutungen. Er brauchte Beweise. Und er wusste nun, warum der Informationsdienst des Fürsten gescheitert war – er stand an der gleichen Schwelle. Nichts, aber auch gar nichts, war über diesen Naraku aus der Zeit vor früher als zweihundertfünfzig Jahren zu finden – und das, obwohl doch zwei seiner Kinder schon vierhundert sein mussten. Was stimmte da nicht? Oder anders herum: was verbarg der anscheinend so seriöse Mann? In zwei Tagen sollte er dem Fürsten zumindest vorläufigen Bericht erstatten – das war zu wenig, um auch nur die Auslagen oder einen Abschlag zu fordern. Obwohl...sein Blick fiel auf den Ordner, der seine bisherigen Ergebnisse enthielt....niemand konnte ihm vorwerfen, dass er nichts getan hatte. Er hörte die äußere Tür und sah auf. Tatsächlich erschien nur Sekunden später ein Krötendämon in seiner Tür, sichtlich erschöpft. „Jaken.“ „Ich habe mit allen möglichen Leuten gesprochen. Man kann in das Haus nicht einbrechen und nach dem Safe oder so sehen, es ist zu gut gesichert, zumal da diese sieben Krieger herumschwirren, Sesshoumaru-sama. Man müsste unter einem sehr guten Vorwand in das Haus, aber...“ „Was ist mit den Kriegern oder den Kindern?“ „Hakudoshi verlässt das Haus oft mit den Sieben. Anscheinend fahren sie aus der Stadt. Kagura geht einkaufen, zur Post und erledigt sonst was. Die Zwillinge, Kanna und Akago, bleiben immer im Anwesen. Naraku selbst fährt mit einem Auto zum Schloss, manchmal auch in sein Büro, das liegt ...“ „Ich weiß. Dann sind die Zwillinge manchmal allein?“ „Äh, nein, Sesshoumaru-sama. Hakudoshi oder auch nur die Krieger sind bei ihnen, wenn Naraku das Haus verlässt. Sie gehen nur am Wochenende weg, zumindest in der Beobachtungszeit. Es ist sehr schwer, dauernd müssen die Leute wechseln. Die Familie und ihre Wachen sind sehr aufmerksam.“ Das war nicht verboten, nichts desto trotz aber wieder ein misstrauisch machender Faktor. Diese sieben Krieger...mit etwas Glück war Naraku bei deren Hinrichtung – oder eher deren Verhinderung - ein Fehler unterlaufen. „Jaken, lass dir von Rin die Daten des Todesurteils der Sieben geben und forsche da nach. Und sieh zu, dass du Fotos von den Sieben bekommst – einst und jetzt. Ich will wissen, ob sie identisch sind.“ Der Krötendämon unterdrückte in jahrhundertelanger Kenntnis sein: keine Pause? Nein, es gab keine bis der Auftrag erledigt war, zumal dieser bestimmte, an dem auch Sesshoumaru-samas dunkles Herz hing. Er kannte ihn, seit er ihn damals als Welpen aufgelesen hatte – und er hatte rasch bemerkt, dass er den Jungen nicht für die Zwecke seiner Bande benutzen konnte. Der hatte seinen eigenen Kopf, spielte auch kräftemäßig in einer ganz anderen Liga. Nein. Aber er hatte etwas entdeckt, das einem Vatergefühl wohl ähnlich war, wenngleich ein Vater kaum diese bedingungslose Loyalität zu seinem Sohn hätte, wie er sie gegenüber dem jungen Hundedämonen empfand. Der war fast perfekt in Körper und Geist....nur seine Seele war tief verwundet worden und Jaken hoffte, dass die Ermittlung des Täters eines Tages auch diesen Punkt heilen würde. So machte er sich nach einem Griff in den Tresor nach frischem Bargeld wieder auf den Weg. Der Fürst hatte beschlossen, an diesem Morgen seinen guten Vorsatz auch endlich umzusetzen. So ging er durch den Park des Schlosses. Dort, in einem so genannten Palais abseits, lebte sein Sohn, wie früher auch dessen Mutter. Halbdämonen waren in einem sehr zwiespältigen Licht und dem Taishou war klar, dass es Inu Yasha draußen in der Stadt oder auch im gesamten Land schwer haben würde. So hoffte er eigentlich noch immer den zu schützen, eine Möglichkeit zu finden, wie er hier bleiben könnte, nützlich und doch in Sicherheit, sobald der Junge volljährig geworden war. Er neigte höflich den Kopf, als sich eine menschliche Frau hastig vor ihm verbeugte. Seit einigen Jahren führte sie nun Inu Yashas Haushalt, kochte, putzte und kümmerte sich so gut es ging um den Halbdämonen. Neben einem guten Leumund hatte auch die Tatsache, dass sie eine scheinbar gleichaltrige Tochter besaß, den Fürsten dazu bewogen sie einzustellen. Inu Yasha war, bis auf seine Lehrer, allein und der Taishou hoffte auf Spielgefährten, nun, überhaupt Freunde. Aus diesem Grund hatte er auch die Dämonenjäger gebeten, junge Lehrer zum Kampftraining zu schicken, ebenso wieder Menschen. Wie hätte er einen Dämon zu etwas befehlen können, was dieser sicher als Strafe empfunden hätte? „Guten Morgen, Frau Higurashi.“ „Guten Morgen, oyakata-sama. Wünschen Sie Tee?“ „Nein. Inu Yasha...?“ „Er frühstückt soeben mit Kagome und seinem Magielehrer. Miroku.“ „Danke.“ Er ging ohne zu zögern in den Aufenthaltsraum seines Sohnes, wo sich die Drei hastig gegen ihn verneigten – und das eben noch heitere Gespräch abbrach. Er hätte fast geseufzt, aber das gehörte nun einmal zu dem Leben als Fürst. Inu Yasha schien um die Sechzehn zu sein, war aber, aufgrund seines dämonischen Blutanteils, weitaus älter. Das, was ihn am Auffallendsten von seinem Vater unterschied, war die Tatsache, dass er nicht die spitzen Ohren besaß, sondern die sich in wahre Hundeohren auf dem weißhaarigen Kopf verwandelt hatten – und er niemals eine Hundegestalt annehmen konnte. „Bleibt nur,“ sagte der Fürst und ließ sich nieder: „Und esst fertig. - Inu Yasha, ich würde nach dem Frühstück gern mit dir ein wenig üben.“ „Schwertkampf?“ Die Augen des Jungen leuchteten auf. Sein Vater hatte wenig Zeit für ihn und gerade in den wahrhaft dämonischen Dingen sehnte er sich danach. Kampf gehörte dazu. Dämonen wurden, im Gegensatz zu den meisten Menschen mit Kampftalent geboren und er musste viel mehr arbeiten, um einem Gleichaltrigen ebenbürtig zu sein. Sango, seine Lehrerin, war fähig, zumal für einen Menschen, aber mit dem Stärksten aller Dämonen zu üben war doch etwas anderes. „Dann fällt deine Stunde aus, Miroku.“ Der Mönch nickte nur. Gegen den Befehl des Fürsten gab es keinen Widerspruch – überdies würde er auch für diese ausgefallene Stunde bezahlt werden. Darüber hinaus: er mochte den Halbdämonen und gönnte es ihm, wenn sich der Vater mal mit dem beschäftigte. Inu Yasha war sehr oft sehr allein. So standen sich Vater und Sohn nur eine halbe Stunde später auf dem Übungsplatz der Wachen gegenüber. Es gab Zuschauer, weniger, weil jemand den Halbdämon beobachten wollte, als weil es selten genug geworden war den Inu no Taishou kämpfen zu sehen. Inu Yasha gab sich Mühe, ja, er strengte sich mehr an, als er das sonst je bei einer Trainingseinheit tat. Er wusste nie was sein Vater von ihm erwartete, überhaupt von einem Mischling erwarten konnte. Ihm war jedoch klar, dass dieser sich durchaus, wenn auch durch Höflichkeit gezähmt, anhören durfte, was er da für eine Missgeburt in die Welt gesetzt hatte. Und es war sein verzweifelter Wunsch sein Vater möge mit ihm zufrieden sein, seine Zeugung nicht bereuen. Der Fürst wich zurück und ließ das Übungskatana sinken. „Deine Technik ist deutlich besser geworden, Inu Yasha. Wer ist zur Zeit dein Schwertlehrer?“ „Sango, die Tochter des Anführers der Dämonenjäger,“ gab der Junge ein wenig enttäuscht zurück. Wusste sein Vater nicht einmal die Namen seiner Lehrer? „Oh, ja, natürlich. Ich erinnere mich.“ Der Fürst sah beiseite und winkte einem Hundedämon: „Geh zu Toutousai und sage ihm, er solle mir Tessaiga bringen.“ Inu Yasha spürte, wie sein Herz für einen Moment aussetzte. Toutousai? Tessaiga? Vater hatte für seinen ältesten Sohn ein Schwert schmieden lassen, das seit dessen Tod herumlag, niemand jedoch auch nur berühren durfte. Aber er wusste auch, dass Vater ihm selbst ein Schwert hatte schmieden lassen – und er hatte es noch hatte nie benutzen dürfen. War er nun wirklich soweit? So fähig? Der Inu no Taishou sah zu seinem Sohn: „Ja, ich denke, du hast mittlerweile genug gelernt, um es mit Tessaiga zu probieren. Zunächst jedoch ohne besondere Fähigkeiten, die, wenn ich mich recht entsinne, Toutousai in jedes seiner Schwerter hineinschmiedet. Es ist das Beschützerschwert. Solange du jemanden oder etwas beschützen willst, wird es dich nie im Stich lassen.“ „Danke, mein Herr und Vater.“ Wenn sie selten genug allein waren, sprach er den Fürsten nur als „Vater“ an, was dieser auch duldete. Allerdings standen hier genug Leute mit großen Ohren herum, die alles weiter berichten würden, was sie redeten. Und da war die förmliche Höflichkeit nur zu wichtig um Vater nicht das Gesicht vor seinen Kriegern verlieren zu lassen. Manchmal wünschte sich der Halbdämon weg von diesem Hof – aber er hatte gute Gründe zu bleiben. Nur kurz darauf kam der alte Schmied, ein Schwert mit einem Fellbesatz am Griff in einer hölzernen Scheide: „Oyakata-sama,“ sagte er: „Hier wäre Tessaiga, aber glauben Sie wirklich, dass der Bengel...ich meine, Inu Yasha, schon verantwortungsvoll damit umgehen kann?“ „Sonst hätte ich dich kaum rufen lassen.“ Leiser Tadel lag in der Stimme des Fürsten. „Gib es ihm.“ Toutousai gehorchte: „Na, hier. Zieh es. Und geh nicht gleich in die Knie. Es ist schwer.“ „Keh!“ Der Halbdämon nahm die Scheide und zog mit der Rechten. Dann wusste er allerdings, was der alte Dämonenschmied gemeint hatte. Was noch soeben klein, zierlich, in der Scheide gesteckt hatte, verbreiterte sich in seiner Hand zu einer wirklich großen Klinge, die über seinen Kopf ragte. Er hatte fast Schwierigkeiten sie mit einer Hand zu halten. Da würde er wirklich üben müssen. Toutousai erläuterte: „Deine dämonische Energie aktiviert die Klinge. Bei einem Menschen wäre sie nur ein Stück Metall. Umgekehrt, kein Dämon kann Tessaiga nehmen – mit Ausnahme des Herrn. Da liegt ein Bann um den Griff. Es ist ein Schwert für einen Halbdämon, nicht mehr und nicht weniger. Welche Eigenschaften Tessaiga sonst noch hat, musst du selbst herausfinden. Wobei ich zu bezweifeln wage, das du alle finden wirst. Es sind doch eine Menge. Und wir haben Frieden.“ „Ja, das weiß ich. - Wie wird sie wieder klein?“ „Schiebe sie einfach in die Scheide zurück.“ Der Inu no Taishou nickte: „Inu Yasha, du wirst mit Sango in der nächsten Woche nur üben Tessaiga zu halten und zu führen. Danach werde ich weitersehen.“ „Ja.“ Der Junge schob das Schwert in den Gürtel, stolz darauf endlich eines zu besitzen, sein eigenes. Und, was Vater da gesagt hatte, klang so, als würde der selbst zusehen, dass er mit seiner Klinge auch umgehen könnte – der selbst oder womöglich ein dämonischer Schwertlehrer? Das wäre zu schön, aber Inu Yasha wagte zu bezweifeln, dass sich irgendein Dämon dazu herablassen würde. Und der Fürst pflegte den Stolz seiner Krieger zu schonen. Aber das war momentan gleich: „Ich danke Ihnen, mein Herr und Vater,“ ergänzte er höfisch. Hoffentlich war Sango schon da, dann konnte er gleich einmal sein Schwert zeigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)