Perfect von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Alljährlicher Albtraum --------------------------------- Kapitel 1 „Wieso kann ich nicht einfach mit kommen?! Ich bin mir sicher, Mum und Dad haben nichts dagegen, wenn ich noch ein, zwei Jahre mit meiner Ausbildung warte…“ „Lily, es war immer dein Traum, eine Aurorin zu werden und jetzt, wo du die letzten zwei Jahre so hart gearbeitet hast, um die entsprechenden Noten zu bekommen und den Aufnahmetest auch noch bestanden hast, willst du das alles einfach hinschmeißen, um mit mir zu kommen? Das kann ich nicht von dir verlangen.“ Er schüttelte entschlossen den Kopf. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Doch noch war sie nicht gewillt, ihn so schnell aufzugeben. Sie griff über den Tisch hinweg nach seiner Hand. Seine Finger zuckten, so als wolle er seine Hand wegziehen, doch sie ignorierte es und fuhr mit bittender Stimme fort: „Du musst es auch nicht von mir verlangen. Ich tue es doch freiwillig. Wirklich, Fred. Ich war mir noch nie bei einer Sache so sicher wie bei dieser.“ Sie lächelte ihn schwach an. Einen kurzen Moment lang blitzte in seinen dunkelbraunen Augen etwas auf. War es Hoffnung? Sehnsucht? Sie konnte es nicht genau sagen, denn so schnell, wie es gekommen war, war es auch schon wieder verschwunden und dem gleichgültigem Ausdruck gewichen, den er bereits zur Schau trug, seit sie Madame Puddifoots Café betreten hatten. „Nein. Es tut mir Leid. Es geht einfach nicht.“ Dieser endgültige, alle ihre Hoffnungen zerstörende Satz würde sie noch Jahre später nicht vergessen können und sie hatte sich im Nachhinein oft gefragt, ob sie irgendetwas sagen, irgendetwas hätte tun können, um ihn aufzuhalten. Vermutlich hätte sie das. Doch sie hatte einfach nur wie versteinert da gesessen, ihm zugesehen, wie er sich von seinem Platz erhob, seine Jacke überzog und, nach einem kurzen Zögern, einen kleinen, silbern schimmernden Gegenstand aus seiner Tasche zog und es vor ihr auf den Tisch legte. Sie richtete ihren Blick darauf, doch es viel ihr schwer, durch die in ihren Augen aufsteigenden Tränen, die sie mit aller Macht zu unterdrücken versuchte, es genauer zu fokussieren. Es war viereckig und in silbernes Geschenkpapier eingeschlagen. „Alles Gute zum Geburtstag.“, murmelte Fred kaum hörbar, und als sie zu ihm aufsah, erkannte sie zum ersten Mal an diesem Tag, dass es ihm mindestens genau so zusetzte wie ihr, dass sie gerade in Begriff waren, ab heute getrennte Wege zu gehen. „Fred…“, setzte sie an, doch er schüttelte nur erneut den Kopf, umrundete den Tisch und blieb knapp hinter ihr stehen. Er beugte sich zu ihr herab und küsste sie kurz auf die Wange. „Ich liebe dich. Und es tut mir leid.“ Nicht mehr als ein leises Flüstern. Dann erhob er sich rasch, wandte sich ab und steuerte Richtung Ausgang. Sie wollte aufspringen, ihm nachlaufen, ihn anflehen, nicht zu gehen. Alles in ihr schrie danach. Doch sie konnte sich nicht bewegen, es war, als hätte jemand ihr einen Ganzkörperfluch auf den Hals gejagt. Verzweifelt versuchte sie, dagegen anzukämpfen, sich zu befreien, doch so sehr sie sich auch anstrengte, es wollte ihr einfach nicht gelingen… „Lily!“ Mit einem leisen Keuchen öffnete sie die Augen. Ein Traum. Es war nur ein Traum. Müde rieb sie sich über das Gesicht. Helles Sonnenlicht blendete sie und mit einem kurzen, verschlafenen Blick stellte sie fest, dass sie in ihrem Bett in ihrer Londoner Wohnung lag. Irgendjemand hatte die Vorhänge zur Seite gezogen und die Fenster geöffnet. Von draußen wehte eine sanfte, kühle Brise herein und die Vögel zwitscherten fröhlich vor sich hin. Genervt zog Lily sich die Decke über den Kopf. Sie würde an diesem schrecklichen Tag mit Sicherheit nicht ihr warmes, sicheres Bett verlassen, egal, wie schön das Wetter auch sein mochte. „Aufstehen, Geburtstagskind!“, trällerte es da plötzlich unmittelbar neben ihr und Lily zuckte erschrocken zusammen. Bereits ahnend, wer sie unabsichtlich aus ihrem Albtraum geholt hatte, öffnete sie die Augen einen Spalt breit und linste vorsichtig unter ihrer Decke hervor. Ihre Mitbewohnerin Neela saß, bereits fertig angezogen und zu Recht gemacht, neben ihr auf der Bettkante und strahlte sie mit dem breitesten Lächeln an, das Lily je an ihr gesehen hatte. Lily und Neela waren bereits in Hogwarts gute Freundinnen gewesen und nachdem sie nach der Schulzeit zusammen in London in eine WG gezogen waren, war ihre Freundschaft noch enger geworden. Es gab fast nichts, was Neela über Lily nicht wusste, und andersherum. Jede kannte die Macken der Anderen und obwohl es manchmal zwischen ihnen ein paar Reibereien gab, konnte Lily sich keine bessere beste Freundin und Mitbewohnerin vorstellen. Nur jetzt gerade, in diesem Moment, wünschte sie, Neela möge zur Hölle fahren und den dämlichen Geburtstagskuchen, der auf einem Backblech auf ihrem Schoß ruhte, gleich mitnehmen. Es war ein Schokoladenkuchen, soweit Lily das erkennen konnte, denn unter dem vielen bunten, in allen Farben leuchtenden Zuckerguss, mit dem Neela „Happy Birthday Lily“ geschrieben hatte, war von dem Kuchen selbst nicht mehr viel zu erkennen. Neela schien von Lilys Unmut nichts zu bemerken – oder vielmehr sie ignorierte ihn gekonnt – und zündete stattdessen mit einem Schlenker ihres Zauberstabs die 21 Kerzen an, die auf dem Kuchen steckten. „Looooos, auspusten!“, forderte sie Lily fröhlich auf und hielt ihr den Kuchen vor die Nase. Kurz verspürte Lily den Drang, Neela am Hinterkopf zu packen und ihr Gesicht in den Kuchen zu drücken, doch dann gab sie widerstrebend nach, setzte sich im Bett auf und pustete lustlos die Kerzen aus. Sie brauchte vier Versuche, bis alle Kerzen endlich aus gegangen waren, doch Neela applaudierte trotzdem so enthusiastisch, als hätte Lily es gleich beim ersten Mal bewerkstelligt. Dann stellte Neela den Kuchen zur Seite und fiel Lily übermütig um den Hals. „Ich wünsche dir alles alles Liebe und Gute zum 21., Lil!“, quietschte sie. Lily zwang sich zu einem Lächeln. „Danke. Aber wie ich dir schon die letzten drei Jahre gesagt habe, feiere ich meine Geburtstage grundsätzlich nicht…“ „…und wie schon die letzten drei Jahre werde ich das einfach ignorieren.“, unterbrach Neela sie gut gelaunt. Lily stöhnte. Genau das hatte sie befürchtet. „Gibt es irgendwas, was ich tun kann, damit du meinen Geburtstag einfach ignorierst und wir den Tag wie jeden Anderen verbringen…?“, fragte sie hoffnungsvoll. Neela tat einen Moment so, als würde sie ernsthaft darüber nachdenken. Dann grinste sie. „Nein.“ Ein erneutes Stöhnen seitens Lily. „Jetzt sei keine Spielverderberin! Los, steh auf und zieh dich an, in einer Stunde müssen wir bei deinen Eltern sein.“ Lily, die sich gerade mühselig aus dem Bett gekämpft hatte, verharrte mitten in ihrer Bewegung. „Bitte was?!“ Neela zuckte mit den Achseln. „Wir alle waren der Meinung, dass es mal wieder Zeit wird, dass du deine Geburtstage anständig feierst. Also habe dieses Jahr nicht nur ich, sondern auch alle anderen deine strikten Anweisungen ignoriert, und für dich einen schönen Geburtstag geplant.“ Lily setzte zu einem Widerspruch an, doch Neela hob warnend die Hand. „Es liegt ganz bei dir: entweder gehst du freiwillig mit oder ich zwinge dich mit Gewalt.“ Lily konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Allein die Vorstellung, dass die liebe, zierliche und herzensgute Neela auch nur ansatzweise zu Gewalt neigen könnte, war einfach zu absurd. „Wer wird alles da sein?“ „Der Großteil deiner Familie, ich und du.“ Kurz haderte sie mit sich selbst. Eigentlich wollte sie das alles nicht. Keinen Kuchen, keine Geschenke, keine Feier, keine Familie. Nicht heute. Aber andererseits, es war nur ein kurzes Frühstück. Sie konnte die ganzen Geburtstagsextras ja einfach ignorieren und so tun, als sei es ein stinknormales Sonntagsfrühstück. „Und Scorp?“, fragte sie und zum ersten Mal an diesem Morgen klang ihre Stimme nicht genervt sondern beinahe fröhlich. Neela wirkte empört. „Glaubst du, ich organisiere deinen Geburtstag und vergesse dann aber, deinen Freund einzuladen?“ Lily entschied sich im Bruchteil einer Sekunde. „Also gut. Aber ich werde weder gut gelaunt sein noch irgendwelche dämlichen Geburtstagsspiele spielen, verstanden?“ Und mich die ganze Zeit auf Scorpius konzentrieren. In seiner Gegenwart fühlte sie sich stets sicher und geborgen und allein wenn sie an ihn dachte, fühlte sie sich gleich ein wenig besser. Sie hatte unglaublich lange gebraucht, um ihn an sich heran zu lassen. Obwohl er Albus‘ bester Freund war und sie mehrere Jahre dieselbe Schule besucht hatten, hatte sie ihn das erste Mal bewusst auf dem Londoner Weihnachtsmarkt wahrgenommen. Es war erst ein halbes Jahr vergangen, seit…seit er gegangen war und das Letzte, woran Lily Interesse gehabt hatte, war eine neue Beziehung. Anfangs hatte sie alle seine Annäherungsversuche strikt abgeblockt, in der Annahme, er würde bald die Lust verlieren und sich anderweitig orientieren. Doch das hatte er nicht. Er hatte sie nicht aufgegeben, hatte weiter um sie geworben und irgendwann hatte sie, aus einer unbestimmten Laune heraus, nachgegeben und war mit ihm ausgegangen. Sie hatte selten so viel Spaß gehabt wie an diesem Abend und so begannen sie, sich regelmäßig zu treffen. Es war schwierig gewesen, sehr schwierig. Anders als früher fiel es Lily nicht mehr so leicht, einem Menschen zu vertrauen, und so entwickelte ihre Beziehung sich nur schleppend. Doch Scorpius zeigte Verständnis, er ging, wenn sie Abstand brauchte, und kam zurück, wenn sie ihn wieder um sich haben wollte. Und jetzt, knapp dreieinhalb Jahre später, konnte sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Wenn ihr also jemand an einem so düsteren Tag wie heute etwas Licht schenken konnte, dann war es Scorpius Malfoy. „Oh, fantastisch!“ Neela klatschte begeistert in die Hände und sprang vom Bett auf. „Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)