Prager Fenstersturz von Emily_Clark (Call of Duty - One-Shot) ================================================================================ Kapitel 1: Prager Fenstersturz ------------------------------ Für sie war der Verlust von John nicht so wie für Alison, die das wohl in sich hineinfressen wollte. Emily dagegen war fünf Sekunden, nachdem Price es ihnen erzählt hatte, ausgeflippt und hatte es nicht akzeptiert. Dass er seinen Puls nicht kontrolliert hatte, war für Emily die Chance noch vorhanden, dass er noch am Leben sein konnte. Klar, die Chance war vielleicht nicht groß aber sie war groß genug um daran zu glaube! Natürlich wollte sie Alison auch in ihren mehr oder weniger verrückten Plan mit einbinden aber als sie bei ihr war, da hatte sie gemerkt, dass es ihr vielleicht mehr schaden würde, wenn sie sie zwingen würde mitzugehen und wenn sie rational darüber nachdachte, waren die Chancen höher seine Leiche zu finden, als ihn leben. Also ließ sie es sein, sie erzählte ihr lediglich davon und das sie eine Weile weg sein würde. Allerdings hatte sich dann noch die Frage gestellt, wie sie das am besten anstellen würde. Das alleine meistern zu wollen war für sie sicher ein Ding der Unmöglichkeit, weil sie keine Ahnung hatte, wo sie suchen sollte und überhaupt war sie alleine ziemlich schutzlos. Ob das jetzt klug war oder nicht, war ihr irgendwie egal. Wie in jedem Beruf hatte ihrer auch schwarze Schafe. Und eines davon kannte sie. Henry war mit ihr zusammen auf der Universität gewesen und dann hatte er angefangen seine Macht als Arzt zu seinem Vorteil zu nutzen und hat begonnen verschreibungspflichtige Medikamente zu verkaufen. Was genau aus ihm geworden ist, konnte sie nicht sagen aber sie wusste wo sie ihn finden konnte und das er dank seiner Geschäfte, die er illegal trieb auch noch andere Kontakte hatte. Sie machte sich auf den Weg zu seiner ‘Praxis‘ in Edinburgh. Es sah nicht einmal so zwielichtig aus, wie sie angenommen hatte. Eben wie eine normale Praxis. Bei der Dame am Empfang meldete sie sich als Patientin an und wartete darauf, dass sie zu ihm vorgelassen wurde. Ungeduldig saß sie eine halbe Stunde auf dem Holzstuhl und spielte mit dem Ring herum, den sie am Finger trug. Sie machte sich endlose Gedanken um John und wie schnell sie wohl in Prag sein konnte und wie lange er überleben konnte, falls er denn Hilfe bekam, auch wenn sie nur ganz einfach war. Als sie dann endlich zu ihm in sein Büro konnte, war ihr Unruhe etwas verflogen aber nicht komplett. Sie war immer da und zwar wohl solange bis sie entweder John finden würde oder eben nur seine sterblichen Überreste. Ihr Kollege erkannte sie auf Anhieb und sie unterhielten sich eine Weile, bis Emily dann mit der Sprache rausrückte. „Ich weiß, dass Du auch in der Unterwelt tätig bist und ich will Dich um einen Gefallen bitte.“ Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah sie durch seine Brillengläser hinweg an. „Was hast Du denn mit der Unterwelt zu schaffen? Sollte sich eine Frau wie Du, nicht daraus halten?“ „Ich brauche einen Bodyguard, der auch bereit ist für mich zu töten…jemanden der mal beim Militär gedient hat.“ Seine Hände hatte er gefaltet, während er sie schweigend ansah. „Du willst jemanden umbringen lassen?“ „Entschuldige wenn ich Dir das nicht sage, aber es geht Dich nichts an, was ich vorhabe. Ich will nur wissen, kannst Du mir helfen oder nicht.“ Sie verlor die Geduld, wenn er ihr nicht helfen konnte, dann würde sie eben auch anderem Weg jemanden finden. „Emily, Schätzchen, das ist nicht Dein Metier, Du solltest Dich darin nicht aufhalten, wenn es nicht sein muss-“ „Es muss aber sein!“ unterbrach sie ihn. „Und entweder Du hilfst mir oder ich suche selbst.“ Nun lehnte er sich wieder nach vorne und hob beschwichtigend seine Hände. „Ganz ruhig. Als erstes solltest Du wissen, dass diese Jungs echt hart sind und zweitens machen die ihre Arbeit nur für das entsprechende Geld.“ „Beides ist mir sehr wohl bewusst.“ „Und, egal was Du machst, wenn Du einen Söldner brauchst, wird das sicher gefährlich werden.“ „Ich bin keine 15 Jahre mehr. Ich weiß schon was ich mache.“ Einen Moment, sah er sie nur an, dann nickte er langsam und nahm seine Brille ab. „Wie Du willst. Ich werde Dich dann heute Abend in eine Bar mitnehmen, in dem Du die Bekanntschaften von solchen Männern machen kannst. Und es wäre klug von Dir, wenn Du das Geld mitbringen würdest.“ „In Ordnung.“ Es war kurz nach 21 Uhr, als sie mit Henry die Bar, es war eher ein Pub, betrat. Natürlich war Emily nervös, weil sie nicht wusste, was jetzt passieren würde aber auf der anderen Seite war sie entschlossen, nach Prag zu kommen. Und um eben nach Prag zu kommen, musste sie sich Unterstützung besorgen. Möglichst selbstsicher versuchte sie das Etablissement zu betreten und auch weiterhin so zu wirken. Henry ließ sie an der Bar stehen und verabschiedete sich kurz. Sie musste wohl wirklich auffallen wie ein bunter Hund, da sie so ziemlich von den meisten angeschaut wurde. Es war ihr unangenehm aber dennoch versuchte sie Haltung zu bewahren und schaute stattdessen Henry nach, der in einen anderen Abschnitt des Pubs ging und sie dort mit einem Mann unterhielt. Er war ein kleines Stück größer als Henry aber viel konnte sie von ihm noch nicht erkennen. Einen Moment schienen sie zu sprechen, dann ging er an ihm vorbei und auf sie zu. Emily stellte sich gerade hin und sah ihm in die Augen, als er vor ihr stand. Seine blauen Augen erinnerten sie sofort an die von John. Alles andere nicht. Er war von nicht ganz so muskulöser Statur und hatte einen harten Ausdruck im Gesicht. Er hatte hellbraunes Haar, das kurz geschoren war. Der Bereich um sein rechtes Ohr war verbrannt. Er hatte einen Drei-Tage-Bart und kleinere Narben im Gesicht. „Sie sind Miss Clark und wollen gerne Personenschutz?“ fragte er, ernsthaft und mit amerikanischem Akzent. Um ehrlich zu sein hatte sie erwartet, dass er sie eher auslachen würde aber er schien sie ernst zu nehmen. „Korrekt.“ „Und wohin?“ „Prag. Ich suche dort einen Freund und brauche Hilfe um ihn finden zu können.“ Erstaunt zog er eine Braue hoch. „Sie wissen aber schon, wie Prag zu dieser Zeit aussieht, Lady?“ „Ja, deswegen brauche ich ja auch Unterstützung von jemanden mit Ihren Fähigkeiten. Kann ich auf Ihre Hilfe zählen?“ Sie reichte ihm einen A4 Umschlag mit Geldbündeln darin, die zusammen einen Wert von 10.000£ hatten. „Die andere Hälfte bekommen Sie von mir, wenn wir wieder hier sind und wir meinen Freund gefunden haben.“ „Tod oder lebendig?“ „Lebendig.“ Er ließ den Umschlag sinken und sah sie wieder an, nachdem er den Inhalt des Umschlages kontrolliert hatte. Sein Gesicht war noch immer ohne viel Ausdruck, dass sie sich fragen musste, ob ihn so eine Summe nicht zumindest etwas das Gefühl von Zufriedenheit geben konnte. „Darauf kann ich Ihnen keine Garantie geben. Wer weiß was die Rebellen dort alles machen.“ Auch das war Emily klar aber sie war immer noch fest davon überzeugt, dass sie es zumindest versuchen müsste. „Also sind wir im Geschäft?“ fragte sie und sah ihn an. Er machte einen halben Schritt auf sie zu und sah zu ihr herunter. Es war ihr unheimlich, so jemanden so nah vor sich zu haben. „Das sind wir. Mein Name ist Martin Walker. Wann haben Sie vor zu abzureisen?“ „So schnell wie es geht.“ „Wie Sie wollen. Ich brauche Zeit bis morgen um mich vorbereiten zu können. Geben Sie mir Ihre Adresse. Ich werde Sie abholen.“ Emily gab ihm ihre Visitenkarte. Er nahm sie und sie sah auch auf seiner Hand Narben. Natürlich wusste sie nicht, was er gemacht hatte, bevor er hier vor ihr stand aber wenn sein Gesicht schon so aussah, als wäre er mit dem Gesicht in ein Feuer gefallen, dann war der Rest seines Körpers sicher auch entsprechend verletzt. „Ich empfehle Ihnen nur das nötigste mitzunehmen. Und Ihre Schühchen,“ er deutete auf ihre Pumps. „sollten Sie ebenfalls gegen festeres Schuhwerk tauschen.“ „In Ordnung.“ „Dann sehen wir uns morgen, Miss Clark.“ Walker reichte ihr seine Hand, die sie nahm und schüttelte. Dann drehte er sich weg und verließ den Pub. Henry kam wieder zu ihr. „Wird er sein Wort halten?“ wollte Emily wissen, während er ihm nachsah, wie er durch die Tür verschwand. „Er ist der beste, den Du im Umkreis von 100 Meilen kaufen kannst. Er wird morgen kommen.“ Sie hoffte dass er das tat. Es war nicht einmal das Geld, das sie vermissen würde, es war einfach dass sie Zeit verlieren würde. Kostbare Zeit. Sie wollte sie nicht weiter verstreichen lassen und ging. Kurz verabschiedete sie sich von Henry. Dann setzte sie sich in ihren Wagen und für über die M8 und M77 zurück nach Ayr um das zusammenzupacken, was sie wirklich brauchte. Bevor sie zu Henry gefahren war, hatte sie sich die nötige Ausrüstung gekauft und es sah so aus, als würde sie wandern gehen. Irgendwo hier in Schottland. Ihre Kleidung war wasserabweisend und windundurchlässig. Ihre Schuhe waren, dem Verkäufer nach, die besten die sie für Geld kaufen konnte. Das was sie wirklich brauchte, waren medizinische Utensilien. Verbandszeug und alles was sie zum Versorgen von Wunden benötigte, ihr Stethoskop war auch dabei. Medizin, in Form von Schmerzhämmern und Aufputschern. Alles flüssig. Sie wusste wie er reagieren konnte aber anders ging es nicht, wenn er kompetente Hilfe haben wollen würde. Zwei Beutel NaCl packte sie auch dazu und hätte am liebsten auch Blutbeutel mitgenommen aber das zu transportieren war schwierig. Und sie zu stehlen, noch schwieriger. Also musste erst einmal Salzlösung reichen. Sie packte das alles systematisch ein und stellte ihn neben die Tür. Danach ging sie ins Bett. Ihr Schlaf war nur oberflächlich und sie schlief nie wirklich tief und wachte oft auf. Gegen fünf Uhr ließ sie es sein und stand auf, duschte und zog sich an. In der Küche trank sie einen Kaffee und schaute in den Garten hinaus, wartete ab, dass Walker auftauchen würde. Die Zeit zog sich unheimlich lange und sie kam sich vor als würde eine Minute zu fünf werden. Es war 08:22 Uhr, als es an ihrer Tür klingelte. Es war nicht so, dass sie nicht wollte aber ihr wurde trotzdem anders, als sie die Tür öffnete und Walker tatsächlich vor ihr stand. „Morgen.“ grüße er knapp und betrat ihr Haus, ohne Erlaubnis. Automatisch ging sie zur Seite und schloss die Tür hinter ihm. Als sie umdrehte, hielt er ihre einen Rucksack mit Tarnmuster hin. „Was soll ich damit?“ „Darin ist Kleidung für Sie. Wir werden uns als Teil vom Militär ausgeben und dementsprechend sollten Sie auch aussehen.“ „..Ist das nicht illegal?“ „Sie heuern einen Söldner an und machen sich Gedanken darüber ob etwas illegal ist? Amüsant.“ antwortete er, sah aber nicht so aus, als würde es ihn amüsieren. „Und wenn man uns dabei erwischt?“ „Keiner wird uns erwischen. Sanitäter werden mit Handkuss genommen, besonders in Zeiten in denen es ernst ist.“ „Wir werden Sanitäter sein?“ „Nur Sie. Ich bin normaler Soldat. Sie wissen wenigstens wovon Sie sprechen, wenn Sie gefragt werden. Ich bin Söldner und kein Spion, der sich in alles Mögliche verwandeln kann.“ Er machte sich keine Mühe, dass sie sich verstehen würden. Aber dafür bezahlte sie ihn auch nicht. Sie lief in einen Nebenraum und zog sich dort an, was sie fand. Er musste wohl gut im Schätzen sein, da die Kleidung passte. Und auch die Stiefel. Der Rest war eine Hose, ein hellbeigefarbenes T-Shirt und eine Jacke, in dem Tarnmuster, aus beige, grau und braun, sowie die Hose. Sogar der Patch auf ihrer linken Brust war mit ihrem Namen drauf. Auf ihrem linken Arm, war eine Flagge aufgenäht und, das wunderte sie wirklich, es war die U.S Flagge. Sie zog ihre Jacke zu recht und fühlte in einer Tasche etwas. Sie griff hinein und holte Erkennungsmarken hervor. Also dieses Schauspiel das er veranstalten wollte, nahm er wohl ziemlich ernst. Eine davon nahm und sah darauf. Ihr Name, eine Nummer, die Blutgruppe samt Rhesus-Faktor und ihre Konfession. Das er ihren Namen wusste, war klar aber er wusste was ihre Blutgruppe war und ihre Religion. Sie zog sie sich über den Kopf und stecke sie unter ihr Shirt. Mit dem Rucksack in der Hand, ging sie wieder zu ihm, wollte sie zumindest, aber er war nicht mehr im Eingangsbereich. Sie schaute in ihr Wohnzimmer und fand ihm vor ihrem Bücherregal stehen. Ein Buch hatte er in der Hand uns las sich wohl gerade den Klappentext durch. „Können Sie mir verraten, woher Sie meine Blutgruppe wissen?“ fragte Emily Walker, sah kurz zu ihr, stellte das Buch wieder zurück und antwortete dann. „Aus einer Quelle, die ich Ihnen nicht nennen werde, weil es Sie nicht interessieren muss.“ „Aha, okay. Und warum gehören wir zum U.S Militär?“ „Weil man eher glauben würde, dass jemand bei der Army ist, der einen britischen Akzent hat als umgekehrt.“ Emily schaute kurz an sich herunter und zu ihm auf. „Wenn Sie das sagen…“ „Ihre Sachen, packen Sie sie in diesen Rucksack.“ Während sie sich ihren Rucksack holte um ihn umzuräumen, lief Walker weiter in ihrem Haus herum. „Würden Sie es bitte sein lassen, in meinem Haus umherzuwandern, als würden Sie es untersuchen?“ „Haben Sie denn etwas zu verstecken?“ „Und wenn es so wäre, würde ich es Ihnen auch ganz bestimmt nicht sagen.“ Sie kniete auf den Boden und legte gerade die Beutel Natriumchlorid obenauf, als er wieder vor ihr stand. „Sind Sie dann soweit?“ „Natürlich.“ antwortete sie und schloss den Rucksack. „Dann kommen Sie mit.“ Walker ging nach draußen und setzte sich in einen Jeep…der für den Rechtsverkehr gemacht wurde. Sie hatte seit einer längeren Weile schon nicht mehr in so einem Auto gesessen. Emily legte ihren Rucksack auf die Rückbank und setzte sich dann auf den Beifahrer sitz. Walker drehte sich zu ihr, sein linker Arm lag über dem Lenkrad und schaute sie ernst an. „Bevor wir losfahren, will ich wissen, ob Sie sich wirklich sicher sind. Der eigentliche Krieg hat sich von Prag wegverlagert aber das bedeutet nicht, dass wir dort sicher sein werden. Sind Sie bereit in ein Kriegsgebiet zu fahren um Ihren Freund zu suchen?“ Sie drehte sich ebenfalls zu ihm um. „Ich war und bin mir immer noch sicher, dass ich das will.“ „Ich kann Ihnen weder eine Garantie geben, dass wir ihn finden, noch das sie unbeschadet aus Tschechien wieder rauskommen. Sie setzen Ihr Leben aufs Spiel, ich will nur, dass Ihnen das bewusst ist, Lady.“ „Und ich habe verstanden, was Sie mir gesagt haben.“ Kurz sah er sie noch an, dann setzte er sich wieder richtig hin und startete den Motor. In ihrem Kopf ist die Tatsache noch nicht wirklich angekommen, dass sie wirklich in ein Kriegsgebiet fahren würden. Erst nachdem sie auf europäischem Festland waren, wurde es ihr wirklich bewusst. Und es machte ihr nicht wirklich Mut. Zwei Tage haben sie bis nach Prag gebraucht. Drei Mal wurden sie von Soldaten angehalten und Walker erzählte seine Gesichte jedes Mal gleich und sehr überzeugend. Emily hatte er angewiesen nichts zu sagen und ruhig zu sein und daran hielt sie sich. Gegen Abend des zweiten Tages waren sie kurz vor Prag. Etwa fünf Kilometer von dem Zentrum entfernt hielt er an. „Steigen Sie aus.“ sagte er und tat es selbst. Ihr Hintern tat vom Sitzen weh und sie streckte sich kurz, als sie ausgestiegen war. Walker öffnete die hintere Tür auf seiner Seite und holte seine Tasche und den Rucksack raus. Zwar sagte er nichts aber Emily tat dasselbe. Sie wollte ihn schon aufsetzten, als Walker sie aufhielt. „Die Männer hier haben vor wenig Respekt aber einen Sanitäter werden sie vielleicht nicht ganz so schnell erschießen, wie einen normalen Soldat. Daher, ziehen Sie das an.“ Walker gab ihr eine Schutzweste, die er aus seiner Tasche holte, mit einem relativ großen roten Kreuz vorne und hinten drauf. Sie war ziemlich schwer. Sie stellte ihren Rucksack ab und versuchte hineinzuschlüpfen, was aber schon vom Gewicht her nicht so einfach war. „Kommen Sie her.“ meinte Walker resignierend und nahm ihr die Weste ab. Er hob sie hoch und legte sie ihr über den Kopf und machte sie auch zu. „Sie werden Sich daran gewöhnen sie zu tragen. Und wenn es ernst wird, werden Sie dankbar sein, sie getragen zu haben. Und Ihre Haare, sollten Sie auch zusammenbinden oder abschneiden.“ Weder seiner Tonlage noch seine Gesicht konnte sie ablesen, dass das ein Scherz gewesen sein sollte. Sie würde sich sicher nicht die Haare abschneiden. Stattdessen kramte sie aus ihrem Rucksack einen Haargummi, mit dem sie sich einen einfachen Pferdeschwanz band. „Den Rest werden wir laufen.“ Grundsätzlich hatte sie kein Problem damit zu laufen aber das zusätzliche Gewicht würde es sicher anstrengender machen. Schon auf dem Weg hierher und auch durch Belgien und Deutschland, war ihr es immer deutlicher bewusst geworden, wie der Zustand der Welt gerade war. Sie hatte direkt nicht so viel mitbekommen aber nun in Prag zu stehen, da sah sie Sache schon ganz anders aus. „Bevor wie losgehen,“ er holte erneut etwas aus seiner Tasche hervor. „brauchen Sie noch das hier.“ Sie schaute auf seine Hand. Es war ein Funkgerät. Zumindest nahm sie das an. „Ich werde es Ihnen anlegen. Sollten wir uns einmal trennen müssen, ist das mit Abstand die beste Möglichkeit wieder zusammenzufinden.“ Dem kam sie auch nach und sah zu ihm, als er das Handsprechfunkgerät in eine dafür vorgesehene Tasche und legte ihr das Kabel, samt dem Teil, für ihr Ohr um den Nacken. „Die Frequenz ist schon eingestellt und sie müssen es dann nur noch anmachen, indem sie diesen das Rädchen ganz rechts auf ‘Ein‘ stellen. Der Rest muss sie nicht interessieren. Haben Sie das verstanden?“ „Ja.“ „Und jetzt noch das wichtigste: Wissen Sie wie man hiermit umgeht?“ Er hielt ihr eine Waffe am Lauf haltend hin, damit sie sie nehmen konnte. „Sie…ich habe Sie dabei, damit ich keine benutzen muss!“ „Ich will einfach nur sicher gehen. Ich hab Ihnen bereits gesagt, dass keiner weiß, wie die Leute vom Widerstand drauf sind. Und was sie mit Ausländern anstellen. Es gibt immer Hardliner, die jeden verantwortlich machen. Deswegen müssen Sie zumindest in der Theorie wissen, wie man eine Pistole bedient.“ erklärte er. „Es ist ganz einfach: Sie müssen die Waffe entsichern, den Hahn spannen, zielen und dann nur noch abdrücken.“ Langsam umfasste sie den Griff und merkte, wie schwer sie eigentlich war. „Ja, so einfach das sich Kinder damit umbringen können…“ erwiderte sie abfällig. „So eine sind Sie also?“ fragte er und zog eine Braue hoch. „Sie sind gegen Waffen aber haben mich trotzdem dabei. Erklären Sie mir das bitte.“ „Manchmal muss man einfach einen Kompromiss eingehen.“ Er lachte und sah sie an. Seine Augen wirkten keck. „Das ist kein Kompromiss. Sie werfen Ihre Prinzipen über Bord, nichts anderes.“ „Sagt man nicht, der Zweck heiligt die Mittel?“ „In Ihrem Fall? Sie wollen ein einzelnes Leben retten und sind bereit andere dafür zu opfern. Vielleicht sogar duzende mehr.“ „Falls John von Leuten festgehalten wird, die ihm etwas anhaben wollen, dann sind das Menschen die-“ „Die den Tod verdient haben?“ unterbrach er sie und sah sie erwartungsvoll an. Irgendwie merkte sie, dass sie bei einer verbalen Auseinandersetzung zu diesem Thema wohl nicht gegen ihn ankam. Also reagierte sie mit Trotz. „Ich will nicht mit Ihnen philosophieren. Ich hab verstanden wie man eine Pistole benutzt. Hier.“ Sie hielt sie ihm wieder hin und wünschte sich, sie hätte einen anderen Söldner gefunden als ihn, einer der vielleicht stumm war. Er nahm sie und stecke sie in das Holster zurück. Dann kniete er sich vor sie und befestigte das Holster an ihrem Oberschenkel. Keine Ahnung ob sie etwas rot wurde, weil er so nah an ihrem Intimbereich rumfummelte aber es war ihr auf alle Fälle unangenehm. Die ganze Sache mit Jason war jetzt mehr als zwei Monate her. Mittlerweile war sie an dem Punkt angekommen, an dem ihr klar geworden war, dass es ihr unendlich weh tat, dass er weg war. Und in gewisser Hinsicht war doch der vermeidliche Tod von John für sie schlimmer als für Alison. Selbstverständlich liebte sich sie und John nicht so wie er und Alison aber er und Jason waren so ziemlich die einzigen die sie als ‘Familie‘ gehabt hatte. Und jetzt war Jason weg und John auch. Sie versuchte alles, damit sie ihr nicht so gehen würde, wie Alison, weil sie es gut kannte, so abwesend zu sein. Daher hatte sie einfach nicht daran glauben wollen, dass John jetzt auch nicht mehr da war. Alison stand ihr auch nahe und sie mochte sie auch wirklich richtig gerne aber eben nicht so nah, wie es John war. Aber vielleicht war es gerade dieser Wahnsinn, den sie hier begann, der sie davon abbrachte wirklich den Verstand wegen Trauer und Verzweiflung zu verlieren. Jetzt gab es eben einfach kein Zurück mehr. „Haben Sie jetzt genug geträumt?“ fragte Walker und sah sie abschätzend an. „Ich bin sicher, wenn er am Leben sein sollte, wird es ihm ziemlich schlecht gehen, daher sollten wir uns besser beeilen und nicht in der Luft rumstarren.“ Er schulterte seinen Rucksack und sie tat es gleich um mit ihm Schritt zuhalten, da er nicht auf sie wartete. Zwar stapfte er nicht davon aber schaute auch nicht nach hinten, ob sie wirklich mitkam. Die Hauptstraßen schien Walker bewusst zu meiden und führte sie durch kleinere Straßen. Die Stadt war ziemlich verlassen. Aber etwas anderes hatte sie auch nicht wirklich erwartet in London sah es bestimmt nicht besser aus. Als es richtig dunkel wurde, führte Walker sie in einen Wohnkomplex. In der dritten Etage, entschied sich Walker für die Nacht dort zu bleiben. „Was haben Sie erwartet? Ich habe Sie vorgewarnt, wie es hier aussehen wird. Und ein Hotel haben Sie hoffentlich auch nicht erwartet.“ Er musste wohl ihren Blick gesehen habe, der aussagte, dass sie es wohl ziemlich erstaunlich fand. Emily schaute zu ihm und hatte noch im Kopf, was er zu ihr gesagt hatte aber es war ihr noch immer unheimlich so nah bei diesem Mann zu schlafen. Gut, sie war seine Auftraggeberin aber das musste noch lange nichts bedeutet. Walker nahm eine Öl-Lampe, die er aus der Küche dieser Wohnung hatte, von der sie nicht gedacht hatte, dass man sowas überhaupt noch finden würde und entzündete sie. Sie beobachtete ihn, während er hin und her lief, die Fenster kontrollierte und danach seinen Schlafsack ausrollte. „Würden Sie vielleicht so freundlich sein und mir helfen aus dieser Weste rauszukommen?“ fragte Emily ihn. „Einen Moment.“ Er kam auf sie zu und machte zuerst das Kabel des Funkgeräts ab und dann die Schnallen an der Seite auf, um sie ihr über den Kopf zu heben. „Danke.“ Es war eine wahre Erleichterung, diese Kilos los zu sein. Sie setze sich auf das Bett, das, so wie die Wohnung, schon seit Wochen verlassen war und machte sich das Holster mit der Pistole ab. Danach folgten ihre Stiefel und ihre Jacke öffnete sie nur. Mit dem Rücken an das Kopfende des Bettes gelehnt, holte sie die Erkennungsmarken hervor und sah sie sich genauer an. Und dann zu Walker. Die ganze Zeit, in der sie nun schon zusammen waren, hatte sie kaum irgendeine Regung in seinem Gesicht gesehen. Auch jetzt nicht. Er hockte sich auf seinen Schlafsack und schlug die Akte auf, die Emily ihm gegeben hatte und sie hatte sie von Price bekommen. Es war die interne Akte von John der Task Force. Wenn er ihr schon nicht helfen wollte oder konnte, hatte sie ihn eben um den Bericht von Prag gebeten zusammen mit Unterlagen von John, damit ihr Begleiter besser verstehen konnte, was er wohl machen würde, wenn er überlebt hatte und was genau passiert war. Vielleicht konnte er ein paar gute Anhaltspunkte vorschlagen. „Und Sie sind sich sicher, dass es nur ein Freund ist, um den es hier geht?“ fragte Walker plötzlich. „Richtig, so wie ich es gesagt habe.“ „Dann muss er ja ein ziemlich guter Freund sein, wenn Sie so viel Geld für ihn ausgeben und sich selbst in Gefahr bringen.“ Emily sah ihn mit einem Hauch von Arroganz an. „Das muss Sie nicht interessieren, ich welcher Beziehung ich zu John stehe. Sie sind hier, damit sie ihn finden.“ Er ließ die Akte auf seine Beine sinken, die er im Schneidersitz hatte und sah sie an. „Lady, ich bin hier, weil Sie mir viel Geld dafür geben und ich werde nicht ins Blaue rennen, nur weil Sie das gerne hätten. Wenn ich Sie etwas über Ihre Beziehung zu Ihrem Freund frage, dann, weil ich die Information brauche. Verstanden?“ „Erstens, lassen Sie es mich immer ‘Lady‘ zu nennen. Entweder nennen Sie mich Emily oder Miss Clark. Und zweitens, für was brauchen Sie denn bitte zu wissen, wie John zu mir steht?“ „Das ist sehr einfach: Zu welchem Menschen, man in welcher Beziehung steht, verrät einem viel über dessen Charakter, mehr als Berichte. Darf ich Sie also darum bitten, es mir zu sagen, Emily?“ Er betonte Ihren Namen besonders, als wollte er sie damit ärgern. Emily sah ihm in die Augen und war nicht imstande, seinem Blick lange genug stand halten zu können um ihn wohl dazu zu bringen, als erster wegzusehen. „John ist mein bester Freund. Wir hatten nie eine sexuelle Beziehung zueinander und ich habe auch nicht das Bedürfnis so eine Art Beziehung zu ihm aufzubauen. Ich hoffe, das reicht Ihnen als Antwort.“ Sein Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln, als er sagte: „Das war doch nicht so schwer oder?“ Zwar versuchte sie sich ihren Ärger über seine stichelnde Art nicht anmerken zu lassen aber sicher klappte es nicht. Er schaute, wieder mit seinem typisch ernsten Gesicht, in die Akten und Emily selbst legte sich auf die Seite, mit dem Rücken zu ihm. Wie sollte sie es am besten beschreiben? Er war ihr irgendwie unangenehm, auf eine leicht skurrile Weise aber sie glaubte auch, dass er in der Lage war, zu tun was sie verlangte. Das hatte er zum Teil ja auch schon auf dem Weg nach Prag bewiesen. Am nächsten Tag, machten sie sich auf den Weg zu dem Gebäude aus dem John gesprungen war. Sie nahmen sicher nicht den offenen Weg und würden somit leichte Ziele abgeben. Sie tat was er sagte und vertraute darauf, dass er wusste was er tat. Die meiste Zeit lief sie hinter ihm her und blieb stehen wenn er es auch machte. Walker achtete auf mögliche Feine und Emily auf jemand, der wie John aussah. Leichen waren überall zu finden. So wie es aussah, Soldaten und auch Zivilisten. Vielleicht waren das aber auch die Leute vom Widerstand. Wohin die Soldaten genau gehörten, konnte sie lediglich an den Flaggen auf deren Uniform festmachen. Russen, Tschechen, NATO, und vereinzelt andere europäische Staaten. Und wie immer, Amerikaner...dabei dachte sie, die hätten genug Probleme im eigenen Land. Sie hatte immer wieder dem Drang nachzusehen ob sie wirklich tot waren und wenn nicht, dann zu helfen aber Walker war so schnell dabei vorwärts zu kommen, das dazu keine Zeit war, wenn sie ihn nicht verlieren wollte. Sie konnte froh sein, dass er wohl zu wissen schien, wo er langlaufen musste um direkten Konflikten aus dem Weg gehen zu können. Immer wieder nahm sie beunruhigt Schüsse wahr und war sich nicht mehr ganz so sicher, ob das wirklich eine so gute Idee war, die sie in die Tat umgesetzt hatte. „Kopf runter!“ sagte er plötzlich und drückte sie nach unten. Emily kniete hinter einer Mauer und schaute zu Walker, der um die Ecke dieser Mauer spähte. Er hielt noch immer seine Hand als Zeichen oben, dass sie warten sollte und das tat sie. Um ehrlich zu sein, war ihr komisch. Sie hatte Angst. Woher sollte sie auch wissen, was er da sah, wenn er keinen Ton von sich gab um die Situation zu erklären. Automatisch fragte sie sich, ob Jason auch beim Militär war, so wie John. Sie wusste nicht, wie es dort mit den Bestimmungen aussah, ob man zwangsweise Eingezogen werden konnte, wenn man Amerikaner ist aber sie wünschte sich, dass es nicht so war. Dass er nicht mehr mit ihr zusammen war, war schon schlimm genug aber dann auch noch mitbekommen zu müssen, dass er, so wie John, auch für tot erklärt wurde, würde ihr das Herz wohl endgültig in zwei Teile zerreißen. Emily wartete weiter kniend darauf, dass von Walker ein Wort kam, nach wenigen Sekunden, kam diese auch, als er sich umdrehte, und sie zurückschob. „Los, beeilen Sie sich.“ zischte er und kroch hockend vorwärts, während Emily damit Probleme hatte, weil sie diese Art von Bewegung nicht so oft machte. Bei dem letzen Stück, stand er halb auf und griff grob nach ihrem Unterarm um sich hinter sich her zu zerren. Er schob sie in einen Hauseingang und legte ihr die Hand auf den Mund. „Keinen Mucks.“ flüsterte er warnend. Sie nickte als Bestätigung und zog dann seine Hand weg, weil er auch teilweise ihre Nase zu hielt und sie ungern von ihm erstickt wollen würde. Dafür erntete sie einen missgünstigen Blick, der aber vorerst wortlos war. Sie schaute an die Wand gegenüber und fragte sich, was Walker wohl gesehen hatte, damit sie sich verstecken mussten. Wieder schaute er langsam um die Ecke, zuckte aber dann schnell wieder zurück. „Kommen Sie. Beeilung!“ Erneut nahm er ihr Handgelenk zwischen seine große Hand und zog sie weiter in das Gebäude, eine Treppe nach oben und in den ersten Raum zu seiner rechten. Ohne Widerworte ließ sie ihn machen, da sie ohnehin keine Ahnung hatte, um was es eigentlich ging. Walker stellte sie neben die Tür und sah sie ernst an. „Bleiben Sie hier stehen und machen Sie kein Geräusch.“ Sie nickte und sie merkte wie ihre Beine zitterten. Wohl mehr wegen dem Adrenalin als durch das Gefühl der Angst. Walker ging an das Fenster, lehnte sich an die Wand daneben und spähte hinaus. Draußen hörte sie Schritte und diese klangen so, als wäre es ein Gleichschritt. Sie schloss die Augen und wusste wohl was Walker gesehen haben musste. Militär. Und wenn er sich so versteckte, dann waren es vielleicht sogar Russen. Und denen zu begegnen war wohl das Schlechteste das passieren konnte. Sie sah, wie er seine Pistole nahm aber weiterhin aus dem Fenster blickte. Er drehte den Kopf irgendwann soweit, dass er sich auf die andere Seite des Fensters stellen musste, damit er noch richtig schauen konnte ohne sich den Hals zu verrenken. Emily war die ganze Zeit über still und hatte sich nicht bewegt. Erst als er seine Waffe wegsteckte und sich zu ihr drehte, traute sie sich auszuatmen. „Alles klar bei Ihnen?“ fragte er. Sie fragte sich, ob sie wohl blass war, das er sich sonst auch nicht um sie zu kümmern schien. „Ja, alles in Ordnung.“ „Gut, dann kommen Sie mit, wir sind fast da. Nur noch ein paar Straßen. Dann sollten wir an dem Platz sein, der auf der Karte eingezeichnet ist.“ Ihr war klar welchen Platz er meinte, sie hatte sich den Namen gleich beim ersten Mal gemerkt und so schwer war er auch nicht, es war einfach nur ‘Altstädter Markt‘. Wieder lief sie ihm hinterher und kamen von Süden her auf den Platz. Sie befanden sich also neben dem Hotel, in dem die Falle war, oder was davon noch übrig war. Walker wartete einige Minuten und sah sich alles nur an. Emily tat es auch und betrachtete die Zerstörung. Sie kannte sich nicht so gut damit aus aber der Sprengsatz, von dem Price erzählt hatte, musste wohl enorm gewesen sein, ein Teil der kompletten Front fehlte. „Ihr Freund ist dort aus der Kirche gesprungen..“ er deutete mit dem Finger in die entsprechende Richtung „und wurde dann nach Osten weggetragen. Wir sollten am besten zuerst dieser Spur folgen und schauen, ob wir ihn dort noch finden können.“ Emily nickte nur. Walker sagte nichts weiter und führte sie allerdings nicht über den Platz, was wesentlich schneller gegangen wäre aber es wusste keiner, ob nicht doch irgendwo Scharfschützen waren und nur darauf warteten zwei einfache Ziele zu bekommen. Walker holte wohl so etwas wie ein GPS-Gerät hervor und schaute darauf. „Etwa 500 Meter, dann sollten wir das Gebäude erreicht haben.“ teilte er mit und steckte es wieder weg, nahm stattdessen wieder sein Sturmgewehr richtig in die Hand und lief vorneweg. Es dauerte knapp zehn Minuten und sie waren vor dem Haus angekommen, dass Price benannte hatte. Auf dem Boden war immer und überall Blut gewesen und auch Leichen. Als Ärztin war sie das gewohnt aber in so einer Situation machte es auch ihr etwas aus. Das war kein Krankenhaus, es war einfach eine Kriegssituation in der sie hier steckte und Menschen brachten sich wegen ihren Vorstellungen um, die ihre Befehlshaber hatten. Krieg war für sie einfach nur purer Wahnsinn. Sie akzeptierte was John machte, weil er es gerne tat, sein Land zu schützen aber nichtsdestotrotz war sie gegen Kriege. „Also, hier sind wir.“ Emily schaute auf und hatte nicht mitbekommen, dass sie schon da waren. Sie träumte wirklich viel in letzter Zeit aber in letzter Zeit, war ihr Leben auch nicht nach Plan verlaufen. Dennoch war ihr klar, dass sie aufmerksamer sein musste. Wie immer ging Walker vor und winkte sie dann erst nach, als er sicher war, dass alles sicher war und nichts passieren würde. „Kommen Sie, ich glaube wir haben es gefunden…“ sagte er und lehnte sich durch den Türrahmen zu ihr. Ihr Herz setzte einen Schlag aus und ihr wurde ganz komisch. Sie nahm an, dass er die Leiche meinte, die noch an Ort und Stelle lag, so wie Price sie hatte liegen lassen. Unweigerlich stellte sie sich den Grad der Verwesung vor und hatte plötzlich Angst hineinzugehen. Sie wollte John so nicht sehen. „Um Ihnen den Spaß zu nehmen, er ist nicht hier.“ Ob er es gemerkt hatte, dass sie Angst bekommen hatte und ihr so helfen wollte? Wenn ja, war er vielleicht doch ein ganz netter Kerl. Kurz zögerte sie dann doch noch, aber es ging leichter als gerade eben. Es war eine Bar in der sie gerade standen. Wenige Meter von ihr entfernt stand Walker an einem Tisch und sah auf ihn herab. „Hier. Das muss dann wohl sein Blut sein.“ Zuerst hatte sie Price nicht glauben wollen, als er sagte, dass er an Blutverlust gestorben ist aber jetzt, wo sie das getrocknete Blut auf Tisch und Boden sah, lag er doch vielleicht nicht so falsch und Emily hatte sich ein eine tröstende Phantasie verrannt. Resignierend strich sie sich die Haare aus der Stirn und band sich ihren Zopf erneut. Ihr Begleiter indes sah sich etwas um. Sie selbst blieb vor dem Tisch stehen und starrte darauf, als würde sie eine Antwort in dem braunen Fleck finden. „Vielleicht ist es nichts aber hier ist eine Blutspur..sie führt aber raus..sehr weit kann man ihr nicht folgen. Möglicherweise war er das aber möglicherweise auch nicht. Das hier ist eine Sackgasse.“ Nach fünf Tagen, stöhnte Emily auf und sank an einer Wand herunter. „Sie klingen genau wie die Frauen wenn sie unter mir liegen.“ warf Walker ein, relativ trocken, sein Grinsen zeigte allerdings, dass er es wohl spaßig meinte. „Verschonen Sie mich bitte damit…Sie sollten sich lieber mal etwas einfallen lassen, damit wir John finden. Können wir jetzt endlich die Leute, die hier noch leben um Hilfe bitten?“ „Falls Sie es unbedingt drauf anlegen wollen, vielleicht erschossen zu werden, nur zu. Ich für meinen Teil würde das lassen.“ „Wir sind hier schon den sechsten Tag und haben was gefunden? Die Blutlache die vermutlich von John stammte. Keinen Körper. Wenn das wirklich sein Blut war, sollten wir ihn am besten schon gestern gefunden haben.“ „Sie sollten akzeptieren, dass die Chancen gleich null stehen, dass wir ihn finden. Vielleicht haben sie auch seine Leiche schon längst verbrannt, damit sich keine Krankheiten ausbreiten und wir können ihn überhaupt nicht finden. Das ist ein Kampf gegen Windmühlen, Emily. Wir sollten wieder gehen, da wir froh sein können, dass wir noch am Leben sind. Ich kann sowieso nicht glauben, dass ich wirklich hier bin..“ „Ey, ich habe Ihnen die Wahl gelassen. Keine hat Sie dazu gezwungen. Schieben Sie es jetzt ja nicht auf mich, dass Sie hier sind.“ Walker warf ihr einen Blick zu. „Ihr Geld hat mir nicht wirklich eine Wahl gelassen. Jeder vernünftige Söldner hätte das Geschäft angenommen.“ „Dann beschweren Sie sich auch nicht, schließlich werden Sie ja wohl mehr als fürstlich dafür entlohnt, meinen Sie nicht auch?“ „Für das Risiko? Es ist ganz okay.“ „Sie können mich mal!“ warf sie ihm entgegen und stand wieder auf. „Wenn Sie schon wegrennen müssen, bleiben Sie in der Nähe und passen Sie auf, was Sie machen. Ich hab keine Lust die Hälfte meines Geldes nicht zu bekommen.“ „Ja, das wäre auch zu schmerzlich.“ erwiderte sie sarkastisch und lief dann ein Stück weg, während sie noch ein ’Blödes Arschloch’ murmelte. Langsam hatte sie genug von ihm. Sie würde sehr froh sein, wenn sie ihn wieder los war. Als große Hilfe hatte er sich noch nicht herausgestellt, weil sie einfach noch nichts gefunden hatten, was wirklich hilfreich war. Weit ging sie nicht weg, nur ein paar Meter, dass er sie noch immer sehen konnte. Es war mittlerweile Ende Oktober und die Temperaturen wurden stetig niedriger. Wenn sie hier noch lange bleiben würde, würde sie sicher hier ihren ersten Schnee zu sehen bekommen. Und darauf konnte sie verzichten. Aber andererseits würde sie suchen, bis sie eine sichere Bestätigung für seinen Tod hatte um aufzugeben. Die Situation war grundsätzlich immer angespannt und sie hatte natürlich immer Respekt vor Allem aber noch waren die Erlebnisse nicht so schlimm, dass sie sagen würde, sie flieht. Emily blieb stehen und starrte auf den Boden vor sich. So viel Zeit war schon verstrichen und sie fragte sich, ob es nicht vielleicht doch hoffnungslos war. Ihr Blick ging zu Walker, der sie wohl beobachtet haben musste, da sich ihre Blicke getroffen hatten. Er kam auf sie zu und sie wartete. „Also. Gehen wir weiter?“ „Und wohin? Wir wissen doch überhaupt nicht wo wir suchen sollen.“ „Wo genau ist Ihr Optimismus geblieben? Das hast sich aber vor einer Stunde noch ganz anders angehört.“ „Haben Sie nicht gerade gesagt, dass es sinnlos ist weiter zu suchen? Vielleicht haben Sie recht. Wir sollten wieder gehen…Die Chancen waren nie wirklich groß gewesen.“ Sobald der Schuss ertönt war, zuckte Emily zusammen. Automatisch griff sie nach Walker, als er ihr entgegen stolperte. Er fluchte auf und griff sie an den Arm. Die Jacke an seinem rechten Arm war aufgerissen und sie sah das Blut. Er schupste sie hinter die nächste Wand und Emily kam dabei ziemlich unsanft auf dem Boden auf. Sie verletzte sich nicht, weh tat es trotzdem. Walker stand in der nächsten Sekunde neben ihr und hatte sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt, seine Waffe vor sich haltend. „Sie wissen noch wie man eine Waffe benutzt? Nehmen Sie sie jetzt in die Hand und bereiteten Sie sich mental darauf vor.“ sagte er zu ihr und sah sie dabei nicht an. Sie hörte Schüsse und nahm an, dass es mehrere Personen sein mussten. Noch immer saß sie auf ihrem Hintern und schaute zu ihm hoch. Wütend sah er sie an und beugte sich zu ihr nach unten, um sie grob auf die Beine zu ziehen. „Kommen Sie wieder zu sich, Emily! Und machen Sie, dass Sie irgendwo in Deckung gehen!“ Durch die einschlagenden Kugeln in der Steinwand, flogen kleine Splitter durch die Luft. „Los!“ Walker schubste sie weiter zurück und beugte sich dann aus der Deckung um das Feuer zu erwidern. Als sie beinahe wieder hingefallen wäre, merkte sie, wie viel Angst sie gerade hatte. Auch wenn sie noch nie eine Waffe benutzt hatte und sie auch ein Gegner davon war, nahm sie sie trotzdem in die Hand. Letztlich ging es hier um ihr Leben, das zu es zu erhalten galt und sie wollte noch nicht sterben. Sie kam sich im Moment ziemlich hilflos vor, obwohl Walker bei ihr war und das wohl relativ gut handhabte, obwohl sie nicht wusste wie die Situation genau aussah. Emily sah sich um, wohin sie genau gehen konnte um sicherer zu sein, las an diesem Punkt, als sie noch weitere Männer sah. Zwar sahen sie sie an, schienen aber nicht auf sie zu reagieren, bis sie auch verstand warum. Diese Leute gehörten zu dem Widerstand, vor dem Walker sie die ganze Zeit gewarnt hatte. Vielleicht hatte er doch falsch gelegen was diese Menschen anging, weil sie jetzt dabei waren ihnen zu helfen. Walker schaute sich verwundern um, als er Unterstützung bekam und warf dann noch einen Kontrollblick zu Emily, die noch immer am gleichen Fleck stand. Ihr war nicht klar, wie lange es genau gedauert hatte aber sobald es vorbei war, kamen einige von den Männern auf beide zu. Entspannt wirkte Walker nicht, was auch mit seiner Wunde zusammenhängen konnte, und betrachtete ihre Helfer argwöhnisch. Als sie sie ansprachen, und das auf gutem Englisch, wunderte es sie. „Was machen Sie alleine hier? Sollten Sie nicht in größeren Trupps unterwegs sein und vor allen Dingen nicht mehr in Prag?“ „Wir suchen jemanden!“ antwortete Emily schnell, bevor Walker etwas sagen konnte. „Einen Freund, sein Name ist John MacTavish. Er war hier und wurde vor etwa 10 Tagen schwer verletzt. Können Sie uns vielleicht helfen?“ Einige der Männer tauschten Blicke und Worte auf Tschechisch, ehe sie wieder zu Emily und Walker schauten. „Also, ich weiß wo jemand zu finden ist, der auch Brite ist, nach seinem Akzent zu urteilen und der hatte auch schwere Verletzungen, als er gefunden wurde…aber ich weiß nicht seinen Namen.“ Ihr wurde fast schwindelig, obwohl das noch nicht viel heißen musste. „Hat er eine Narbe am linken Auge?“ Sie fuhr mit dem Finger über ihr Auge um es so zu beschreiben. Er nickte. „Sie werden jetzt aber nicht in Ohnmacht fallen oder Emily?“ fragte Walker. Sie hätte patzig etwas erwidert aber die Chancen standen im Moment so unheimlich gut, dass sie ihn endlich gefunden hatten, dass sie sich nicht mit ihm auseinandersetzen wollte. „Können Sie uns zu ihm bringen?“ „Sie sind ein Doktor?“ fragte er. Emily nickte. „Dann helfen Sie uns. Ihr Freund ist auch dort. Wir haben nur wenig Hilfsmittel und ein Doktor würde uns viel helfen.“ Nicht nur weil sie wusste, dass John auch an diesem Ort ist, auch weil sie als Ärztin den Grundsatz vertreten musste, jedem zu helfen, wenn er denn Hilfe nötig hatte, willigte sie ein. „In Ordnung.“ stimmte Emily zu. „Aber Sie sollten wissen, dass auch meine Mittel begrenzt sind.“ „Folgen Sie mir.“ Die Männer führten beide durch Straßen zu seinem Fahrzeug, in das sich Emily setzen wollte, wurde von Walker allerdings abgehalten. „Sind Sie sicher, dass Sie das machen wollen? Wir wissen doch nicht, was das für Leute sind.“ „Sie haben uns gerade geholfen. Warum sind Sie nur so misstrauisch?“ „Und warum sind Sie so naiv? Nicht jeder Mensch ist gut. Es gibt auch Schlechte.“ „Und nicht jeder Mensch ist grundsätzlich schlecht. Martin, wir haben John fast gefunden. Seien Sie doch etwas optimistischer. Wie geht es ihrem Arm überhaupt?“ Emily lehnte sich zur Seite und wollte sich die Stelle ansehen, aber er drehte sich nur weg. „Es ist alles okay.“ „Schon möglich aber wenn wir da sind, dann werde ich Sie mir auch ansehen.“ entgegnete Emily und setzte sich in den Wagen, gefolgt von Walker. Sie fuhren ungefähr eine halbe Stunde nach Norden und aus Prag raus. Walker schaute sich immer wieder um, als hätte er das Gefühl gerade entführt zu werden. Anders als Emily, die es kaum erwarten konnte, John wirklich wieder sehen zu können. In ihrem Hinterkopf waren immer noch Zweifel vorhanden aber im Moment wollte sie nicht darauf hören. An dem Ortschild vorbeigefahren, schaute auch Emily weiterhin interessiert und zugleich aufgeregt aus dem Fenster. Den Namen hatte sie zwar gesehen aber nicht gemerkt, weil er zu schwer auszusprechen war. Sobald der Wagen hielt, stieg Emily aus und nahm den Rucksack am Träger um ihn wieder zu schultern. „Es ist gleich hier vorne.“ Emily folgte ihm und ihr lief Walker hinterher der ihr zuflüsterte: „Seien Sie nicht zu nachlässig mit Ihrer Deckung.“ Auch wenn sie es fast schon als lächerlich empfand, weil sie sich hier wesentlich sicherer fühlte als in Prag, nickte sie zustimmend. Vielleicht auch nur, um Walker ein bisschen zu entspannen. Der Tscheche führte sie zu einem Bauernhof. Normalerweise hatte sie sich darauf vorbereitet in das Haus zu gehen aber tatsächlich brachte er sie zu einer Scheune. Als sie dann sah, wusste sie warum ein Arzt gebraucht wurde. Die Menschen waren nur notdürftig verarztet und sahen allesamt nicht gut aus. Ihr war klar, dass sie alleine nicht viel ausrichten konnte. „Viel Spaß.“ meinte Walker trocken und setzte sich irgendwo hin. Spaßig würde das sicher nicht werden und sie ließ als erstes ihren Blick schweifen, ob sie John irgendwo sah, was aber nicht der Fall war. Und auch wenn sie ihn wiedersehen wollte, mehr als alles andere, war ihr klar, dass sie hier auch helfen musste. Also anstatt John zu suchen ging sie zu der ersten Person. Der Mann, der sie hierher gebracht hatte, war nun zu einem Helfer und Dolmetscher geworden, damit Emily die Leute etwas beruhigen konnte, wenn sie anfing sie zu behandeln. Bei einigen konnte sie nicht mehr viel machen und bei anderen waren es nicht so schlimme Verletzungen. Sie hatte nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war, bis Walker sie unterbrach. „Für den Fall, dass Sie es vergessen haben: Wir sind wegen Ihrem Freund, MacTavish, hier.“ „Ja, das weiß ich.“ erwiderte Emily und erhob sich. „Ich habe ihn gerade draußen gesehen.“ „Was?“ „Ich habe ihn draußen gesehen, vor einer Minute.“ wiederholte Walker und deutete nach draußen. „Vielleicht sollten Sie endlich zu ihm gehen, damit wir hier verschwinden können.“ Seine Hand ruhte schon die ganze Zeit auf dem Griff seiner Waffe, die er noch im Holster stecken hatte. Da sie ihre Weste und auch den Rucksack nicht mehr trug, die Jacke mittlerweile ausgezogen hatte um besser arbeiten zu können, konnte sie sich viel besser bewegen und war ziemlich schnell draußen. Sie sah ihn an einem Gatter stehen. Er hatte sich auf nicht mehr ganz so zeitgemäß aussehenden Krücken gestützt, da sein Bein verletzt war. Dass sie ihn so dort stehen sah, ließ sie erstmals begreifen, wie sehr sie ihn vermisst hatte und auch Angst gehabt hatte, das er wirklich für immer weg gewesen sein konnte. Zwar freute sie sich unendlich aber lief lediglich in einem schnellen Schritt zu ihm. Als dem Augenwinkel musste er sie gesehen habe, da er den Kopf zu ihr drehte und sie wirklich die Gewissheit nun hatte, das er es war. An der Frisur und der Statur hatte sie ihn schon erkannt aber jetzt war sie einfach nur noch glücklich. Sie nahm überhaupt nicht wahr, dass von ihm keine Reaktion kam, als er sie sah, weil sie selbst so überwältigt war. Emily sagte seinen Namen, halb erstickt, da sie mit den Tränen kämpfte, die ihr kamen und umarmte ihn stürmisch. Allerdings war sie darauf bedacht, das so sanft wie möglich zu tun, da er an verschiedenen Stellen bangagiert war. „Gott, John. Ich dachte, ich würde Dich nie wieder sehen!“ sagte sie und ließ ihn dann wieder los. Sie lächelte und küsste ihn dann kurz auf die Lippen, nur um dann mehr oder weniger grob weggeschoben zu werden. Verwirrt blinzelte sie ihn an und schaute zu ihm auf. „Hören Sie, Ma’am. Wer auch immer Sie sind, lassen Sie das. Mir tut alles weh und irgendeine wildfremde zu küssen, auf sowas steh ich überhaupt nicht.“ „Was..?“ fragte sie verwirrt und ihr Lächeln erstarb langsam. „Sie haben mich schon verstanden.“ John ließ sie wieder los und Walker war näher gekommen. Er hatte die feindselige Stimmung mitbekommen und nahm seinen Job noch immer ernst. Er würde Emily auch vor John beschützen. „John…hast Du Dein Gedächtnis verloren? Weißt Du nicht wer ich bin?“ Vermutlich wäre sie als ‘normale‘ Frau nicht so schnell darauf gekommen aber als Ärztin und da sie wusste, was passiert war, konnte sie darauf schließen, dass er durch den Sturz eine Amnesie erlitten hatte, die sich erst nach seiner Ohnmacht manifestiert hatte. „Ja und nein.“ Wow..also das war sehr extrem gerade. „Jetzt sehen Sie wirklich so aus, als würden Sie ohnmächtig werden. Alles klar?“ mischte sich Walker ein und streckte eine Hand bereits nach ihr aus um sie auffangen zu können, wenn sie wirklich umkippte. „Ja, das ist nur nicht das was ich erwartet habe…ich habe gedacht, dass Du schwer verletzt bist und ich um Dein Leben kämpfen muss aber stattdessen kannst Du bereits rumlaufen.“ „Wer sind Sie überhaupt?“ „Ich bin Deine beste Freundin. Und hier um Dich wieder nach Hause zu bringen.“ „Sie sind beide Yankees…ich bin Brite..zumindest nach der Flagge auf meiner Jacke zu urteilen.“ „Oh Mann, John. Das ist nur Show, damit wir hier gut durchkommen. Ich bin Ärztin in einer Klinik in Glasgow und du bist beim Militär. Erinnerst Du Dich nicht an Price, Roach oder Ghost?“ Er schüttelte nur den Kopf. „Was ist mit Alison oder Dave? Deine Eltern? Makarov? Irgendwen?“ Sein Gesichtsausdruck wurde zunehmend missgünstiger. „Wie gesagt, ich erinnere mich nicht. Und woher soll ich wissen, dass Sie mich wirklich kennen? Und überhaupt, ein Mann und eine Frau sind beste Freunde? Das ist doch lächerlich. Hatten wir mal was miteinander?“ „Hab‘ ich auch schon gefragt.“ „Könnten Sie sich bitte da raus halten, Walker?“ fragte sie spitz und wandte sich dann wieder John zu. „Nein, wir sind einfach nur Freunde. Hier…“ Sie zog aus ihrer Hosentasche ein zusammengefaltetes Bild hervor. „Das bist Du. Dave hast Du auf den Schultern und zeigst uns gerade die Kaserne in Credenhill. Das war vor mehr als einem Jahr. Alison, sie ist Deine Freundin, wollte Dich abholen und dann haben wir daraus irgendwie einen Ausflug gemacht. Du hast ziemlich blöd geschaut, als wir zu dritt gewartet haben und Du dann den Reiseführer spielen solltest. Das Foto hat Captain Price gemacht. Glaubst Du mir wenigstens jetzt, dass wir uns kennen?“ „Und Ihr Name war nochmal wie?“ „Emily Clark. Aber Du nennst mich meistens nur Emi.“ Es war ein komisches Gefühl, sich seinem besten Freund vorzustellen. John schaute auf die Fotographie und Emily sah, das er sich wohl anstrengte. „…Du kannst es behalten. Ich lasse Dich damit eine Weile alleine, vielleicht kommt die Erinnerung ja von alleine wieder zurück. Wenn Du mich brauchst, ich bin bei den anderen Verletzten.“ John nickte und schaute sie kurz an, dann wieder auf das Foto. Emily lächelte kurz und ging mit Walker zurück. „Und jetzt werde ich mir Ihren Arm ansehen.“ „Ich sagte doch, das ist nicht nötig.“ „Können wir uns eine Diskussion dieses Mal sparen und Sie machen einfach das, was ich gerne will?“ „Ich nehme nicht an, dass Sie sonst aufhören würden zu nerven, oder?“ „Dieses Mal nicht, nein.“ Beide sahen sich an und Walker nickte dann schließlich. „Vielen Dank. Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir das hier draußen erledigen? Hier ist besseres Licht.“ „Mir ist das egal.“ „Gut, dann ziehen Sie sich schon einmal aus, solange wie ich meine Sachen hole.“ „Wie Sie wollen, Doc.“ Sie holte den Rucksack und sah sich dabei um, was sie noch tun konnte. Einigen Menschen konnte sie noch helfen, es waren ohnehin nicht sehr viele gewesen. Leicht seufzte sie und ging wieder raus. Walker hatte sich auf einen Stapel Holzscheite gesetzt und die Jacke ausgezogen. Emily kniete sich vor ihn auf den Boden und setzte den Rucksack ab. Als erstes schaute sie sich die Wunde an. „Es ist also überhaupt nichts, ja?“ fragte sie sarkastisch und blickte kurz zu ihm auf. „Wenn Sie wüssten, was ich schon erlebt habe..“ Sie ließ seinen Arm wieder los und nahm sich eine Pinzette, die sie desinfizierte. Die Kugel, durch die er verletzt wurde, steckte noch in seinem Oberarm. „Hätten Sie die Kugel alleine rausgeholt?“ „Ja, wahrscheinlich mit meinem Messer.“ „Wirklich?“ „Wäre nicht das erste Mal.“ Sie wusste nicht warum, aber sie musste deswegen lachen. „Was?“ fragte er. Seinen Arm hielt sie mit der linken Hand fest und mit der Rechten hatte sie die Pinzette in der Hand. „Sie sind wirklich ein ganzer Mann. Würden sich eine Kugel lieber selbst rausschneiden, als es eine Ärztin machen zu lassen. Warum? Weil es peinlich ist sich von einer Frau helfen zu lassen?“ „Ich habe gelernt, dass man sich- hey aua!“ „Dass man?“ Er schaute ihr zu, und verkniff sich weitere Schmerzenslaute, ehe er fortfuhr. „Dass man sich auf sich selbst am besten verlassen kann.“ „Ist das nicht das totale Klischee bei Söldnern?“ Mit der Pinzette ging sie in die Wunde und holte die Kugel hervor. Sie schaute sie kurz an und ließ sie dann auf den Boden fallen. Die Wunde hatte wieder stärker zu bluten bekommen und sie tupfte das Blut weg, ehe sie die Wunde auch desinfizierte. „Klischees, wie Sie es nennen, entsprechen durchaus manchmal der Wahrheit.“ „Und von was oder wem wurden Sie so enttäuscht?“ Sorgsam legte sie ein Pad auf seinen Arm und begann dann damit den Arm mit einer Mullbinde zu umwickeln. „Das geht Sie nichts an.“ „Wow, muss wohl schlimm gewesen sein, wenn Sie so drauf regieren.“ „Ich sage Ihnen jetzt etwas, was Sie sich im Hinterkopf behalten sollten,“ Er zog ihre Hand grob von seinem Arm und sie schaute automatisch zu ihm auf. Sein Gesicht war näher an ihrem als gerade. „stellen Sie keine Fragen, auf die Sie nicht die Antwort wissen wollen.“ „Wissen Sie, sie können mich wirklich mal.“ erwidert sie mit einem aufgesetztem Lächeln und entzog ihm gereizt seine Hand. „Ich weiß, dass Sie das wegen des Geldes machen und mich auch nicht mögen müssen aber es kann doch wohl nicht so viel verlangt sein, dass Sie sich wenigstens wie ein normaler Mensch verhalten und nicht immer meinen, Sie müssten ein Gesicht machen, das so aussieht, als würden Sie kleine Kinder fressen.“ „Das ist mein Job so auszusehen, Lady.“ Emily war aufgestanden und Walker ebenfalls. „Ach? Und vergesslich sind Sie auch noch? Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen mich nicht so nennen.“ „Oh, ja. Verzeihen Sie, Emi.“ Sie starrte ihn an und wollte etwas erwidern, am liebsten ihm eine dafür runterhauen, weil er eindeutig nicht das Recht hatte, sie bei ihrem Spitznamen zu nennen aber stattdessen entschied sie sich für die erwachsene Variante. Sie drehte sich um und ging. Dieser Typ trieb sie wirklich noch in den Wahnsinn. Und sie würde sehr froh sein, wenn sie ihn wieder los war. Es war nicht so, dass er keine gute Arbeit gemacht hätte nur sein Charakter war einfach nicht sozialtauglich. Aber sobald sie wieder in Inneren der Scheune war, wischte sie diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich darauf, diesen Menschen zu helfen. Als die Sonne lange untergegangen war und die Scheune künstlich erhellt wurde, war Emily fertig, wenn man das so nennen konnte. Sie hatte getan was sie konnte und ging zu dem Mann, der sie hergebracht hatte und redete kurz mit ihm. Sie sagte, was sie getan hatte, was noch getan werden musste und bei welchen die Chancen schlecht standen. „Es tut mir leid.“ sagte sie, ehrlich betroffen und ihr Gegenüber nickte langsam. „Sie haben getan was Sie konnten, danke.“ „Und deswegen werden wir morgen gehen. Ist es möglich das wir eines Ihrer Fahrzeuge bekommen können?“ Walker war dazu gekommen und erntete von Emily einen bösen Blick, den er aber nicht wahrnahm oder nicht wahrnehmen wollte. „Ja, das ist kein Problem. Wir werden Ihnen etwas fertig machen.“ Bei dem tschechischen Akzent hatte sie manchmal Probleme alles direkt auf Anhieb zu verstehen. Da er sich aber umdrehte um zu gehen, musste Emily sich nicht weiter darauf konzentrieren und war wieder mit Walker alleine. Es war nicht so, dass sie übermäßig nachtragen war, nur er ging ihr immer noch ziemlich auf den Keks, wegen der Aktion vor ein paar Stunden. „Wie geht es John?“ fragte er. Sie war erstaunt, dass er sich überhaupt erkundigt und dachte, dass das vielleicht eine Art Entschuldigung war? Naja, schließlich hatte er in einem relativ normalen Ton eine Unterhaltung angefangen. „Dem Umständen entsprechend? Noch hat er sich nicht erinnert aber ich wollte auch gerade zu ihm und mit ihm sprechen.“ „Dann viel Erfolg.“ Walker machte kehrt und ging wieder. Stumm schaute sie ihm nach und suchte dann John. Nach ein paar Minuten, die sie auf dem Hof herumgeirrt war, hatte sie ihn im Haus gefunden. Er saß, der Einrichtung nach zu urteilen, in der Küche und starrte noch immer auf das Bild. Jetzt nahm sie sich erst einmal die Zeit ihn wirklich anzusehen. Sein Bart war ziemlich gewachsen und auch seine Haare, die an der Seite kurzgeschoren waren. Sein Gesicht und Arme waren voller Schrammen und der Rest seines Körpers bestimmt auch. Außerdem wirkte er mehr als nur müde aber das war ja kein Wunder, wenn er dem Tod erneut von der Schippe gesprungen war, und dieses Mal mehr als nur knapp. „Emily, richtig?“ fragte er, als er aufblickte. Sie nickte und lächelte. „Macht es Dir etwas aus, wenn ich mir mal Deine Verletzungen ansehe?“ „Nein.“ antwortete John und legte das Foto beiseite, ehe er sich auszog. Wenigstens war einer der beiden nicht so ein Miesepeter und machte etwas ohne sich zu beschweren, wenn sie es wollte. Sie half ihm, als er gequält aufstöhnte. Da sein Bein geschient war, konnte er seine Hose nicht ganz ausziehen. „Ist es gebrochen?“ „Ja, das haben Sie zumindest gesagt und es fühlt sich auch so an.“ Sie nickte und schaute sich als erstes seinen Oberkörper an. Sie wickelte vorsichtig die Mullbinden ab und ließ sie auf den Boden fallen. Auch wenn hier wohl kein richtiger Arzt am Werk war, war die Versorgung annehmbar. Trotzdem schaute sie alle noch einmal an. Die Schusswunden hielten sich erstaunlicherweise in Grenzen aber die Wunde, die durch den Fall verursacht wurde, machte das wohl alles wieder wett. Sie musste sogar kurz ironisch lächeln, als sie sie sah. „Was ist so komisch?“ „Die Wunde hier an Deiner Brust,“ sie zeigte vorsichtig darauf und verteilte dann Desinfektionsmittel auf einem Wattebausch. „das ist Shepherd’s Wunde. Nicht zu fassen, dass dieser Bastard Dich fast ein zweites Mal getötet hätte.“ „Wer ist das?“ „Er war ein General. Und ein Verräter.“ Während sie sprach, tupfte sie die Wunde ab und nahm wahr, wie er leicht zuckte. „Ich weiß nicht warum er das getan hat, nur das was Du mir erzählt hast.“ „Und was habe ich erzählt?“ „Wie er gestorben ist. Du und Captain Price wart hinter ihm her, als rausgekommen war, dass er ein Verräter war. Bevor du ihn aber töten konntest, hat er Dir sein Messer in die Brust gerammt, daher die Wunde. Während Captain Price weiter versucht hat ihn aufzuhalten, hast Du das, was ziemlich krass war, Messer aus Deiner Brust gezogen und es dann damit getötet, indem du es nach ihm geworfen hast. Du hast wohl genau sein Auge getroffen.“ „War sicher Glück.“ „Ha, ja, vermutlich. Auf jeden Fall, bist Du an der Wunde damals schon einmal fast gestorben. Nikolai, ein Freund von euch, hat Dich dann dort weggeschafft. Die Wunde muss durch den Sturz wohl wieder aufgerissen sein und das hat den massiven Blutverlust verursacht, an dem Du beinahe ein zweites Mal gestorben wärst.“ Dann war es einen Moment still und Emily sah sich die Wunde an seiner Brust genauer an. „Ich werde sie nicht nochmal nähen, wenn wir morgen ohnehin gehen, wirst Du in einem Krankenhaus das gemacht bekommen. Es wären nur unnötig Schmerzen für Dich. Apropos, willst Du Schmerzmittel haben?“ Anstatt auf diese Frage zu antworten, sah er wieder auf das Foto. „Wieso erinnere ich mich nicht?“ Emily lehnte sich zurück und sah ihn an. „Also manchmal können Traumata eine Amnesie hervorrufen. Das ist nichts Ungewöhnliches.“ „Werde ich mich wieder erinnern können, wer ihr alle seid?“ Ehrlich konnte sie das natürlich nicht beantworten, wie auch? Sie hatte ja keinerlei Aufnahme von einem CT um einschätzen zu können, wie denn die Lage überhaupt war. Aber natürlich, auch weil sie es selbst glauben wollte, gab sie ihm eine positive Antwort. „Natürlich wirst Du das. Mach Dir darum keine Sorgen, ich werde für Dich die besten Spezialisten auftreiben, die man finden kann.“ Er nickte lediglich und wirkte niedergeschlagen. Sie wusste nicht, wie es war seine Freunde und Familie zu vergessen aber dass es ihn so zu beeinflussen schien, war irgendwie erstaunlich, da er ja nicht wissen konnte, was genau er vermisste. Emily lächelte und legte dann einen neuen Verband um seine Brust herum an. Natürlich sollte er seine Erinnerungen zurück bekommen aber es gab Erinnerungen, die sie ihm gerne ersparen würde. Roach und Ghost zum Beispiel. Sie hatte sie nie persönlich kennengelernt aber er hatte schon viel von ihnen erzählt. Besonders über Ghost. Und dass sie ausgerechnet von Shepherd getötet worden waren und John sich dafür die Schuld gab, hatte ihn fertig gemacht. Und das tat es noch immer. Alison erzählte es ihr, wenn es besonders schlimm gewesen war. Und seine PTBS würde mit den Erinnerungen auch wiederkommen. Aber wenn man das wohl gegeneinander abwiegen würde, dann wäre ihr wohl auch lieber wieder eine Identität zu haben anstatt für immer nicht zu wissen, wer man war. Mit einem Streifen Pflastertape klebte sie den Verband fest und schaute sich dann die oberflächlichen Verletzungen an. Da konnte sie nicht viel machen, außer Pflaster zu benutzen um sie fürs erste vor Schmutz zu schützen. „Wieso bist Du hier, wenn Du in einer Klinik arbeitest?“ „Weil ich die Hoffnung nicht aufgeben wollte, dass Du noch am Leben warst. Captain Price hatte es und ich kann das auch verstehen, weil alles so schnell ging, nachdem du das Bewusstsein verloren hattest und er musste weiter. Als er es Alison und mir gesagt hatte, war ich mir von Anfang an sicher, dass Du noch nicht tot sein konntest. Im Grunde war es eine nahezu kindische Illusion aber ich hatte ja Recht, wie wir sehen.“ „Und..Price ist mein Captain?” „Ja, Du bist bei der SAS aber das hast Du bestimmt auch auf Deiner Ausrüstung gesehen.“ „Wieso hatte er mich zurückgelassen, wenn ich noch nicht tot war?“ „Er hatte gesagt, dass sie eine Sekunde, nachdem zu ohnmächtig geworden bist unter schwerem Beschuss gestanden haben.“ John schaute auf seine Knie und schien zu überlegen. Emily war still und packte ihre Utensilien zurück in ihren Rucksack und reichte John sein Shirt. Auch beim Anziehen half sie ihm. „Du solltest Dich jetzt ausruhen gehen. Ich weiß nicht wann Walker vorhat morgen zu gehen aber vermutlich früh und Ruhe brauchst Du jetzt am Meisten.“ Kurz stütze sie ihn, als er aufstand und sich seine Krücken nahm. „Und Walker ist Deine Begleitung? Wer ist er?“ „Er ist ein Söldner.“ „Und Du bist sicher nur eine Ärztin? Das klingt nämlich nicht so.“ meinte er und humpelte nach draußen. Es war erstaunlich ruhig hier. Wenn es Sommer wäre, hätten sie sicher Grillen zirpen und Vögel zwischen hören können. Aber da es fast November war, war Alles still. „Ich habe ihn dafür bezahlt dass er mitkommt. Ich kannte ihn davor auch nicht und normalerweise halte ich mich von solchen Menschen auch fern aber wenn man eben keine andere Wahl hat, dann können sich die Prioritären auch verschieben.“ „Das klingt ziemlich verrückt.“ „Ja, das tut es wirklich.“ Bevor er die Scheune betrat, blieb er stehen und schaute sie an. „Auch wenn ich mich nicht erinnere, danke dass Du mich gesucht hast.“ „Klar, schließlich bist Du mir so wichtig wie Familie.“ Wahrscheinlich konnte er im Moment mit diesem Gefühl nichts anfangen aber er schien es zu akzeptieren und ging dann hinein. Sie blieb noch einen Moment draußen stehen und schaute in den Himmel. Zwar hatte sie ihr eigentliches Ziel erreicht aber wirklich erleichtert wollte sie sich nicht fühlen. Zuerst musste sie ihn hier raus und dann wieder nach England schaffen. Bei einem Knacken drehte sie sich um und sah Walker. „Verfolgen Sie mich mit Absicht?“ „Ich habe telefoniert. Ein Freund sagte mir, dass wenn wir die Elbe flussabwärts fahren, dann kommen wir in etwa zwei Stunden in Dresden an. Dort sollte es einen Posten der Briten geben.“ „Dann werden wir das machen?“ „Ja, schließlich sind Sie beide Briten und werde da die höhere Chance haben, versorgt zu werden.“ „Ich sehe aber aus wie Sie, wie eine Amerikanerin.“ „Dank der NATO sind wir alle im Grunde Verbündete. Sie werden keine Luftsprünge machen, wenn sie und sehen aber sie werden uns auch nicht umbringen. Außerdem können Sie auch nach anderen Klamotten fragen, dann werden zumindest Sie nicht komisch beäugt.“ „Okay..“ „Und Sie sollten jetzt auch schlafen gehen. Morgen werden wir wieder früh aufbrechen.“ Sie nickte und ging dann. Bevor sie sich aber hinlegte, fragte sie nach anderen Klamotten, die sie auch bekam aber es waren Männer-Sachen. Also einige Nummern zu groß. Aber das war ihr auch egal. Es war eine einfache Hose und ein kariertes Hemd aus Flanell. Dazu wurde ihr gezeigt wo, sie sich ausruhen konnte und dort war auch schon Walker. Es war wohl dann sicher die letzte Nacht die sie zusammen verbringen würde. Sie sprachen kein Wort mehr und es störte sie auch nicht weiter. Auf dem Rücken liegend sah sie zur Decke und dachte noch eine Weile nach, ehe sie dann auch langsam einschlief. Wie immer war es Walker der sie weckte. Vielleicht sollte sie seine Stimme aufnehmen und sie dann als Alarmton nehmen, wenn sie wieder zu Hause war. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf und stand dann auf, um sich umzuziehen. Walker war diskret rausgegangen und Emily hatte ihre Ruhe. Sie brauchte auch nicht lange. Die Ausrüstung die sie von Walker hatte, packte sie in den Rucksack zurück und schleppte ihn mit raus. Es war noch stockdunkel aber John selbst war schon in dem Wagen, mit dem sie fahren wollten. Und sein Gesicht war das eines Morgenmuffels, damit konnte er wahrscheinlich sogar Price verscheuchen. „Setzen Sie sich schon einmal rein, ich komme gleich nach.“ meinte Walker, der sich noch mit einem Mann unterhielt. Sie kam dem nach und setzte sich nach hinten, zu John. Da sie wusste, dass er nicht gerne angesprochen wurde, wenn es so früh war, sagte sie nichts und lächelte ihn nur an. Er erwiderte das nicht, was sie auch nicht erwartet hatte. Somit warteten beide auf Walker, der nach zehn Minuten endlich kam und mit ihnen losfuhr. Immer wieder schaute Walker durch den Rückspiegel zu ihnen und Emily schaute immer mal wieder nach John um zu sehen, wie es ihm ging. Natürlich wusste sie, dass es nicht seine Schuld war aber war nicht schön, dass sie sich so anschwiegen. Normalerweise konnten sie über alles plaudern und Emily hätte sogar einiges zu erzählen, was sie so in Prag erlebt hatte aber im Moment, waren sie wirklich wie Fremde. Sie versuchte es mit Fassung zu nehmen aber es machte sie traurig. Daher schaute sie die meiste Zeit aus dem Fenster. Wie richtig vermutet, kamen sie nach knapp einer Stunde an der deutschen Grenze vorbei und Walker sollte recht behalten, zwar war man nicht gerade fröhlich aber es kam kaum Schwierigkeiten. Im schlimmsten Fall, hätte man sich wohl vermutlich für Russen gehalten. Das war ja zum Glück nicht der Fall und sie konnten weiter. Nach einer Dreiviertelstunde, kamen sie am besagten Stützpunkt an. Jetzt konnte sie sich etwas mehr entspannen, weil John hier jetzt bessere Hilfe bekommen würde, als sie ihm hatte geben können. Er wurde, nachdem man kontrolliert hatte, dass er auch wirklich zur SAS gehörte, zu den Sanitätern gebracht. Emily frage erst gar nicht ob sie mitgehen durfte und helfen, da diese Leute besser aufeinander eingespielt waren und sie wahrscheinlich nur im Weg stehen würde. In der Zwischenzeit aber, machte sie sich auf die Suche nach einer Möglichkeit mit Captain Price in Kontakt zu treten. Dieser alte Mann, würde sich sicher ganz schön wundern. Nach einer knappen halben Stunde, in der sie von einem Ort zum anderen geschickt wurde, kam sie endlich an ein Telefon und auch an die Nummer von Credenhill. Er war nicht da. Natürlich war er das nicht, weil er irgendwo auf der Suche nach Makarov war. Allerdings bekam sie versichert, nachdem sie sagte um was es gehen würde, dass er die Nachricht erhalten würde, sobald man wieder Kontakt zu ihm haben würde. Damit war sie erst einmal zufrieden. Sie wusste, dass John und Price sich beinahe so nah standen, wie Vater und Sohn aber sie wusste auch, dass er auf der Suche nach einem Mann war, der langsam gefasst werden musste, also würde er sich vielleicht melden, wenn er wirklich Zeit dazu hatte, denn seine Mission war auch wichtig. Solange wie John behandelt wurde, saß sie in dem Patientenbereich, in dem Walker sogar auch noch einmal behandelt wurde. Sie fühlte sich nicht beleidigt, schließlich hatten die Mediziner hier mehr Ahnung als sie von Kriegsverwundungen. Sie war eine einfache Internistin. Gegen Mittag, war John vollkommen versorgt und wurde auf einer Trage in den Raum geschoben und dann auf ein freies Bett gehoben. Emily gesellte sich zu ihm und nahm neben seinem Bett Platz. Sein Bein war in einem Gips und der linke Arm war komplett einbandagiert. Vielleicht war er angebrochen oder verstaucht. Sie nahm sich seine Krankenakte, die am Bett hing und warf einen Blick hinein. Es schien alles in Ordnung zu sein, zumindest soweit dass sein Leben nicht mehr in Gefahr war. Er musste einfach jetzt einfach nur noch viel Ruhe bekommen und dann wurde er auch wieder gesund werden. „Kannst Du mir etwas über mich erzählen? Über die anderen?“ „Natürlich, sehr gerne sogar.“ Sie hing die Akte wieder zurück und setzte sich wieder neben ihm und begann zu erzählen. Normale Dinge, Sachen die beide zusammen erlebt hatten, Dinge, die er ihr erzählt hatte. Von Alison und Dave erzählte sie besonders viel. Sie redete so viel, wie schon lange nicht mehr an einem Stück, bis sie unterbrochen wurde und ihr von einem Soldaten gesagt wurde, dass Captain Price sie sprechen wollte. Sofort folgte sie ihm um mit ihm zu telefonieren. „Wie genau haben Sie das geschafft, Kind?“ „Mit Hoffnung?“ lachte sie. „Ich weiß es nicht, es war ein Zufall, dass wir ihn gefunden haben.“ „Wo sind Sie jetzt?“ „In einem Stützpunkt der britischen Armee, kurz vor Dresden in Deutschland.“ „Ich werde organisieren, dass sie von einem Helikopter abgeholt und zurück nach Glasgow gebracht werden.“ „Vielen Dank, Captain Price, das erspart uns die Suche nach einem weiteren Transportmittel.“ „Das ist das Mindeste, schließlich muss ich wieder gutmachen, was Sie auf sich genommen haben, Dr. Clark.“ „Schon in Ordnung. Und nochmals vielen Dank.“ „Sie werden benachrichtigt, wann Sie abgeholt werden. Allerdings sicher nicht vor morgen.“ „Danke, Captain.“ Damit war das Gespräch beendet und Emily lief zurück zu John. Er war eingeschlafen und dabei ließ sie es auch. Sie ging zu Walker, der alleine draußen stand, an eine Wand gelehnt und sich das Treiben bertachtete. „Etwas interessantes zu sehen?“ fragte Emily. „Meinen Sie, außer Ihnen?“ Sie lachte. „Versuchen Sie jetzt charmant zu sein?“ „Um ehrlich zu sein, nicht wirklich. Sie sind einfach nur interessant.“ „Also wie man Frauen Komplimente macht, wissen Sie aber nicht wirklich oder?“ sie musste noch immer lachen und sah ihn an. „Sollte es auch nicht. Es ist nur erstaunlich, dass sie, als Zivilistin, Ihre Sachen packen, einen Söldner anheuern und dann einfach mit diesem Mann in ein Kriegsgebiet fahren. Wenn Sie ehrlich sind, dann ist das ziemlich dumm.“ „Ja, das war es aber es hat sich doch gelohnt und auch für Sie, meinen Sie nicht auch? Schließlich warten auf Sie noch 10.000£.“ „Richtig. Wir bekommen beide was wir wollen.“ „Wie geht es Ihrem Arm?“ „Gut, das Schmerzmittel betäubt den Arm.“ „Ich habe gerade mit Captain Price gesprochen, er wird uns vielleicht schon morgen abholen lassen können.“ „Sehr gut.“ Noch eine Weile standen sie nebeneinander und schauten sich die Menschen an, die herumliefen. Es war komisch so entspannt hier zu stehen, während alle anderen in Eile waren, weil Krieg herrschte. Aber was sollte Emily auch machen? Sie könnte lediglich ihre Hilfe anbieten, wenn es zu viele Verwundete gab und zu wenig Ärzte aber das war nicht der Fall, also waren sie einfach nur irgendwelche Leute, die zumindest nicht im Weg standen. Da sie beide nichts wirklich gemeinsam hatten, war die Auswahl an Gesprächsthemen ziemlich eingeschränkt. „Haben Sie eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, dem Militär als Sanitäter beizutreten?“ „Um ehrlich zu sein ja und Sie sind nicht der erste der fragt, John hat das auch schon mal angesprochen.“ „Und Sie haben sich dagegen entschieden?“ „Sie haben mich doch gesehen oder? Ich bin nicht gerade mutig, wenn es drauf ankommt und mit Waffen umgehen kann ich auch nicht, ich will es auch nicht lernen. Daher schätze ich, dass es sinnlos ist, wenn jemand wie ich zum Militär geht.“ „Aber Sie lernen dort alles was sie brauchen. Es ist ja nicht so, als würde man nur Naturtalente annehmen.“ „Ich weiß.“ seufzte sie. „Aber wie schon einmal angedeutet, ich bin eher eine Pazifistin.“ „Es ist Ihre Entscheidung aber Sie können ziemlich mutig sein, Emily.“ Er klopfte ihr auf die Schulter, wie er es wohl bei einem Kamerad machen würde und ging dann woanders hin. Und da sie auch nicht wusste, was sie tun sollte, lief sie wieder zurück zu John und setzte sich wieder neben ihn. Die meiste Zeit hatte sie aus dem Fenster gesehen und immer wieder zu ihm, um nachzusehen, ob auch alles in Ordnung war. Zwar wusste sie, dass er auf dem Weg der Besserung war aber immer noch angeschlagen. Hätte sie ihr Tagebuch dabei gehabt, hätte sie jetzt genug Zeit um über diese Ereignisse etwas zuschreiben aber sie hatte es zu Hause gelassen. Irgendwann war sie auch in einer unangenehmen Haltung eingenickt. Sie wachte aber wieder auf, als jemand sie am Arm berührte. Es war einer der Sanitäter, der nach John schauen wollte. Emily ging zur Seite und vertrat sich kurz die Beine. Ihr Nacken tat weh, ebenso wie ihre Schultern vom der komischen Haltung, die sie bis gerade noch hatte. „Ma’am, hier entlang. Ich soll Ihnen zeigen, wo Sie schlafen können.“ Ein Soldat sprach sie an, groß, schwarzes Haar, dunkle Augen. Er führte sie auf die andere Seite, zu einem zweistöckigen Gebäude aber nur in den ersten Stock. Dann zeigte er ihr, wo sie sich waschen konnte und war froh, dass sie das auch endlich wieder konnte. Sie hatte das nie gedacht aber eine Dusche, konnte wirklich belebend wirken. Sie fühlte sich ziemlich entspannt, als sie das heiße Wasser ausdrehte und sich das Handtuch umwickelte. Mit der Hand wischte sie über den beschlagenen Spiegel und betrachtet sich. Es kam ihr vor, als hätte sie eine ganze Schicht von Dreck von sich herunter gewaschen. Eine Weile schaute sie sich noch an, ehe sie sich abtrocknete und zu ihren Klamotten greifen wollte, als sie bemerkte, dass sie ausgetauscht wurden. Sie zog es an und ging dann wieder raus um in das Zimmer zu gehen, in dem sie für die Nacht bleiben sollte. Entgegen ihrer Erwartung vom gestrigen Tage, war Walker doch wieder da. „Hält man uns für ein Paar?“ fragte er sie, als sie den Raum betrat. „Normalerweise werden Männer und Frauen getrennt.“ Emily setzte sich auf das Bett und legte sich dann auf den Rücken. „Na? Erfreut wieder in der Zivilisation zu sein?“ Auf seine Frage hin, drehte sie den Kopf zu ihm und nickte. „Ich hätte nicht gedacht, dass man eine Dusche und ein Bett so sehr vermissen kann.“ „Dann sollten Sie einmal Wochen lang auf einem Einsatz sein, das wird Ihnen dann vorkommen, als hätten Sie nie etwas Schöneres erlebt.“ „Ich kann es mir gut vorstellen.“ Zwar plauderten sie aber sein Tonfall war wie immer ernst und auch irgendwie desinteressiert. Mittlerweile nahm sie das nicht mehr persönlich, weil er immer so sprach, vielleicht war das einfach nur seine Art. Sie schaute ihm nach, als er das Zimmer verließ und öffnete dann ein Fenster um etwas Luft zu schnappen. Mit den Armen hatte sie sich auf dem Fenstersims abgestützt und schaute einfach nur herum. Sie träumte auch eher, als dass sie wirklich wahrnahm was passierte. „Sehen Sie dieses Mal etwas Interessantes?“ Walker schien wieder da zu sein, und stand versetzt hinter ihr. Emily erschrak und richtete sich schnell wieder auf. Nur um dann von seinem Erscheinungsbild verwirrt zu sein. Statt seiner Uniform die er die ganze Zeit getragen hatte, war er jetzt zivil gekleidet. Sie frage sich, ob er das die ganze Zeit mit sich herumgeschleppt hatte. Er trug eine dunkle Jeans, deren Knopf noch offen war, sowie der Gürtel. In der Hand hatte er ein Hemd, das er wohl noch anziehen wollte, da sein Oberkörper nackt war. Als er tief lachte, schaute sie zu ihm auf. „Bin ich dieses Mal interessant für Sie?“ Also wenn er Lächelte, dann sah er nicht mehr ganz so bedrohlich aus. Emily kam sich ertappt vor und drehte ihren Kopf zur Seite. „Sicherlich nicht.“ „Anders als bei mir. Als ich Ihnen die Klamotten reingelegt habe, war ich schon versucht einen Blick auf ihren Körper zu werfen.“ Mit großen Augen starrte sie ihn an und merkte, wie sie rot wurde. Um ihre Unsicherheit zu überspielen, drehte sie sich um und machte das Fenster wieder zu auch wenn die kalte Luft gerade jetzt ganz angenehm gewesen wäre. „S-sie sind..ich wusste, das nur Sie so dreist sein können um einer Frau im Badezimmer hinterher zu spannen.“ „Das habe ich doch überhaupt nicht, ich habe lediglich mit dem Gedanken gespielt.“ Noch immer stand sie mit dem Rücken zu ihm und hatte die Hand an dem Fenstergriff. Das war irgendwie zu viel für ihr Gehirn auf sowas zu antworten, wenn das von Walker kam. „Ich könnte nicht behaupten, dass Sie nicht attraktiv wären und dass Sie das bis zum Schluss durchgehalten haben…ist auch irgendwie heiß.“ „Können Sie das bitte sein lassen?“ Ihre Stimme zitterte leicht. „Mögen Sie es nicht, wenn Sie Komplimente bekommen?“ Sie hatte das Gefühl, das er näher kommen war, traute sich aber nicht sich umzudrehen. „Nicht..von Ihnen.“ „Ich kann sogar durch die Spieglung im Fenster sehen, wie rot Sie sind. Sie Lügen schlecht, Emily.“ Sofort schaute sie auch auf und schaute sein Spiegelbild an, das ihres betrachtete. Und er war näher gekommen. Noch einen halben Schritt und er würde mit seiner Brust ihren Rücken berühren. Sie drehte sich um und musste feststellen, dass das wohl ein Fehler war. Er überbrückte die kurze Distanz und legte seine Hand in den Nacken. Nicht grob aber so dass er sie führen konnte, wohin er wollte. Sie schaute in seine blauen Augen mit einer Mischung aus Unsicherheit, Neugier und vielleicht sogar ein bisschen Angst. Aber anstatt sie zu küssen, wie sie es erwartet hatte, fuhr er unter ihr Shirt. Sie spannte ihre Bauchmuskeln erschrocken an und schnappte nach Luft. „Angst?“ fragte er mir ruhiger Stimme und sah ihr aufmerksam in die Augen. Als Antwort schüttelte sie den Kopf. „Dann erschrecken Sie sich nicht.“ Das war leicht gesagt, dachte sich Emily. Und obwohl es ein dummes Klischee war, fand sie dennoch irgendwo, dass die Narben die er hatte, sexy waren. Vielleicht auch seine gemeine Art, die er die ganze Zeit drauf hatte. Klar, sie ließ sich sicher nicht wie Mist behandeln aber eine führende Hand war angenehm. Und diese hatte sie wortwörtlich im Nacken liegen. Ihre Haare waren noch nass, die er mit der Hand zur Seite schob um dann langsam seinen Kopf an ihren Hals zu legen um ihn zu küssen. Die andere Hand, unterhalb ihrer Kleidung, suchte sich weiter ihren Weg nach oben. Sie lehnte sich gegen das Glas und spürte nach wenigen Augenblicken, die Kälte an ihrem Rücken. Und nicht nur deswegen bekam sie eine Gänsehaut. Egal ob er eigentlich ein mieser Typ war aber im Moment musste sie sich eingestehen, dass sie angenehm fand, Aufmerksamkeit solcher Art zu bekommen. Sie half ihm, ihr Oberteil auszuziehen, das irgendwo auf dem Boden landete. Walker hob sie hoch, sodass ihre Brüste nun auf der Höhe seines Gesichts waren und er anfing, dort die Haut zu liebkosen. Ihre Arme waren um seinen Nacken gelegt und seinen Kopf hielt sie an ihren Brüsten. Entweder hatte er Glück oder er hatte ein gutes Gedächtnis, dass er wusste wo eines der Betten war. Er kniete sich davor und Emily saß auf der Kante, stöhnte leise, als er ihren BH über ihre Brüste schob und seine Hand um eine legte. Sie rutschte von der Bettkante zu ihm nach unten und beide knieten voreinander. Während er mit einer Hand ihre Brust massierte, lehnte Emily sich zurück und drückte ihm leicht ihren Oberkörper entgegen. Walker folgte ihr und küsste sie nun. Es wäre sicher noch weiter gegangen, wenn nicht jemand an der Tür klopfte und ohne Erlaubnis eintrat. Dieser jemand hatte schon zu sprechen begonnen, ehe er sie beiden erblickt hatte. „Entschuldigen Sie, Ma’am aber Ihr Freund, er-oh. Entschuldigung…“ Sie schaute zu ihm und in das peinlich berührte Gesicht, das er machte. „Ihr Freund hat nach Ihnen gefragt.“ beendete er schnell seinen Satz und verschwand dann eilig aus dem Zimmer. Walker lehnte noch immer halb auf ihr und sie drehte den Kopf zu ihm, beide sahen sich an. Sie spürte ihr Herz und Seines pochen. Einen kurzen Moment später, musste Emily kichern. Er zog nur eine Augenbraue hoch, hatte aber auch ein Schmunzeln auf den Lippen. Er richtete sich wieder auf, schnappte sich das Oberteil, was in seiner Reichweite lag und gab es ihr. In der Zwischenzeit hatte sie ihren BH wieder zurecht gerückt und nahm dankend das Shirt. „Spätestens jetzt werden sie denken, wir wären ein Pärchen.“ meinte Walker und stand auf, um sie ebenfalls auf die Beine zu ziehen. „Ja, wahrscheinlich.“ gab sie ebenso amüsiert zurück, wie er es auch gesagt hatte. Sie zog sich schnell das Teil über den Kopf und machte sich dann auf den Weg zu John. Was er wohl wollte? Vielleicht sollte sie ihm noch ein bisschen erzählen? Auf jeden Fall, beeilte sie sich. Sie war auch ehrlich ein bisschen froh, dass sie unterbrochen wurden, weil ihr jetzt erst der Gedanke an Jason wieder kam. Es kam ihr so vor, als hätte sie versucht ihn gerade zu hintergehen, dabei war das ja absolut nicht der Fall. Sie war noch immer in ihn verliebt, keine Frage aber auf der anderen Seite war sie auch nur ein Mensch und die Situation mit Walker gerade hatte irgendwie gepasst. Es war schön, solange es gedauert hat und bedauern tat sie es nicht. Als sie den Raum betrat, in dem John lag, trafen sich ihre Blicke bereits. Sie lächelte ihn an, auch wenn er es nicht tat. An seinem Bett blieb sie neben ihm stehen. „Wie geht es Dir? Du wolltest mich sprechen?“ fragte sie und sah sich schon nach einem Stuhl um, den sie sich nehmen konnte, falls sie denn wirklich etwas erzählen sollte. Stattdessen aber packte er mit seinem gesunden Arm ihre Schulter und zog sie zu sich. Automatisch nahm sie ihre Hände uns stütze sich neben seinem Kopf ab, damit sie nicht auf ihn fiel. „Bist Du verflucht nochmal wahnsinnig, Du verrückte Kuh?“ „..eh..was?“ fragte sie verwirrt und sah in seine wütenden Augen. „Ich erinnere mich wieder und ich weiß auch jetzt, dass Deine Aktion absolut hirnrissig war! Was hast Du Dir dabei gedacht?! Du hättest draufgehen können, Emi!“ Dass sie so von ihm angemault wurde, war ihr gerade egal, weil er sich erinnerte. Sie bekam wieder Tränen in die Augen und umarmte ihn. „Hey. Lass mich los! Ich meine es todernst!“ beschwerte sich John und drückte sie von sich weg. „Ich hab mir einfach Sorgen gemacht. Price wollte Dich doch nicht suchen und Alison war nicht in der Lage dazu..was hätte ich denn machen sollen?“ „Warten bis ich von alleine wieder aufgetaucht wäre, vielleicht? Mann Emily…sowas kannst Du doch echt nicht machen…“ Er wischte ihre Tränen vom Gesicht und sie lächelte ihn noch ein weniger breiter an. „Ich hab‘ Dich so vermisst, John…“ Er legte seinen Arm um sie und zog sie zu sich auf die Brust. Am liebsten hätte sie sich dort jetzt hingelegt und wäre bei ihm geblieben um zu schlafen und seine Anwesenheit zu genießen aber sie wusste um seine Wunde und das er sicher den Platz für sich ganz gut gebrauchen konnte. „Wie geht es Alison?“ Ein Seufzer kam ihr laut über die Lippen und sie richtete sich wieder auf, setzte sich dann auf den Stuhl, den sie sich holte. „Sie war, ist es wahrscheinlich noch immer, wie eine leere Hülle. Dein vermeidlicher Tod hat sie wirklich in ein Loch gerissen. Es tut weh sie so zu sehen. Ich bin drei Tage nachdem Price es uns erzählt hatte nach Prag aufgebrochen aber ich denke es hat sich sicher nicht verbessert. Aber ich bin sicher, dass wird sich ändern, nachdem sie Dich wieder sieht. Ich konnte mit Captain Price sprechen, er sagte, dass er uns abholen lassen würde, vielleicht sogar schon morgen.“ „Ja, dieser alte Sack…hat mich einfach da liegen lassen. Das wird er noch zu spüren bekommen.“ „Okay, einen Gang zurückschalten, John. Er klang genauso erleichtert und erstaunt, wie ich mich gefühlt habe, als ich ihm gesagt habe, dass ich Dich gefunden habe.“ „Ich hätte echt draufgehen können.“ „Und ich hab’s Dir doch erklärt, er dachte Du wärst tot, sonst hätte er Dich doch nicht zurückgelassen.“ Er grummelte noch ein wenig, was Emily wieder lächeln ließ. „Komm Du erst einmal wieder auf die Beine und dann mach Dir Gedanken um deinen Racheplan für Captain Price.“ Sie blieb noch eine ganze Weile, ehe sie ihn noch etwas schlafen ließ. Als sie auf die Uhr schaute, die ein stätiges Ticken von sich gab, sah sie dass es schon nach zwei Uhr Nachts war. In das Zimmer, das sie sich mit Walker teile, schlich sie hinein und legte sich in das Bett. Es war etwa 11 Uhr, als sie von einigen von Captain Price’s Männern abgeholt wurden. Kurz davor hatte Emily noch die Großmutter von Alison und Dave angerufen, damit sie sie zu dem Flughafen brachte, auf dem sie landen würden. Sie klang mindestens so aufgeregt, wie Emily. John wurde hinein verfrachtet und Walker und Emily folgte ihm. Sie hatte keine wirkliche Ahnung wie lange es dauert aber sie konnte auch nicht einschätzen wo sie waren, da von oben alles anders aussah. Als sie dann aber zur Landung ansetzen bekam sie das mit und schaute sich schon um, ob sie Alison sah. Durch das Fenster noch nicht, aber als sie ausstieg, kam Dave ihr schon entgegen. Sie wollte ebenfalls zu ihm aber Walker drückte ihren Kopf nach unten um sie anscheinend vor den Rotorblättern in Sicherheit zu bringen. Mit genügend Abstand zu dem Hubschrauber, ging sie auf die Knie und umarmte Dave fest, so wie er es tat. „Ich habe euch etwas mitgebracht.“ meinte sie, als sie wieder aufstand und sich zu dem Hubschrauber umdrehte, aus dem gerade John geholt wurde. Von dem Heiratsantrag der folgte hatte sie nichts gewusst, sicher hat er sich das gestern noch überlegt aber ihr nichts davon gesagt. Bei so etwas konnte Emily echt sentimental werden und blinzelte einige Tränen weg, die sich bildeten. Sie verließ diese Szene unauffällig und ging zu Walker, der etwas Abseits stand. „Kommen Sie, Sie bekommen noch die zweite Hälfte Ihres Geldes.“ Emily rief ihnen ein Taxi, das sie nach Ayr brachte. Die Fahrt dauerte etwas weniger als eine Stunde. Aus ihrem Haus, holte sie schnell das Geld und bezahlte den Taxifahrer, der dann wieder wegfuhr. Es war angenehm wie eine gewöhnte Umgebung zu sehen. „Kommen Sie rein.“ bat sie und trat zur Seite. Er kam dem nach und folgte ihr, als sie in ihr Schlafzimmer ging. Auf ihrem Schrank, hatte sie das restliche Geld. „Ernsthaft? Sie haben 10.000£ einfach so auf Ihrem Kleiderschrank liegen?“ Sie lachte. „Ich habe keinen Safe. Daher habe ich es einfach dorthin getan. Schließlich wusste ja keiner wo es ist oder das es überhaupt da ist.“ erklärte sie, als sie von dem Stuhl herunter stieg. Walker hielt ihren Arm dabei fest, damit sie nicht fallen würde. Sie übergab ihm dann den Umschlag, in den er kurz einen Blick warf. „Was soll ich sagen, Miss Clark? Sie waren eine nette Abwechslungen zu meinen sonstigen Auftraggebern. Sie hatten den Mumm mitzukommen.“ „Es war wohl eher Ignoranz, dass ich nicht gemerkt habe, wie gefährlich das eigentlich ist.“ „Aber mutig. Hier, nehmen Sie das.“ Er griff in seine Hosentasche und holte Erkennungsmarken hervor. „Behalten Sie sie als Erinnerung. Außerdem ist die Nummer rückwärts gelesen, die, mit der sie mich wieder erreichen können, falls Sie einmal wieder meine Hilfe brauchen.“ Emily nahm sie und bedankte sich. Mit einem relativ freundlichen Lächeln reichte er ihr seine Hand um ihre zu schütteln. „Auf Wiedersehen, es war mir eine Freude.“ „Ganz meinerseits, Mr. Walker.“ Er ließ ihre Hand los und ging dann die Treppe nach unten und sie hörte, wie die Haustür zufiel. Sie blieb noch einen Moment stehen und schaute sich dann die Erkennungsmarken an. Leicht lächelte sie und legte sie sich dann um den Hals. Wenn Sie jemals eine Biographie schreiben würde, würde dieser Teil sicher wie Fiktion klingen. Aber zuerst musste sie putzen, hier hatte seit Wochen keiner mehr einen Finger krumm gemacht. Sie krempelte ihre Ärmel hoch und lief in die Küche um einen Eimer mit heißem Wasser zu befüllen und direkt anzufangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)