Im Westen etwas Neues von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, ein Schwertbann und jede Menge Peinlichkeiten) ================================================================================ Kapitel 5: Neumond ------------------ Inu Yasha bemerkte bereits in der Nacht, aber erst recht im Laufe des folgenden Tages, dass Sesshoumaru, neben dem er wieder ging, seit sie die Ebene der Feuerfelder erreicht hatten, einen Bogen schlug und nicht direkt nach Norden wanderte. Den Grund konnte er sich nur zu gut denken. Er wurde in der darauffolgenden Nacht zu einem Menschen – und der Herr Halbbruder suchte wohl einen Platz, wo er diese Nacht mit einem solcher Geschöpfe verbringen konnte, die er zutiefst verachtete. Das war die eindeutige Folge der Tatsache, dass ihre Leben aneinander hingen. Die Feuerfelder ganz zu umgehen war kaum möglich – ihnen lief die Zeit weg. Soweit er von den Bergen oben gesehen hatte, dehnten sich die vulkanischen Felder soweit das Auge reichte, sicher mehrere Tagesreisen nach rechts und links. Inu Yasha gab zu, froh zu sein, dass seine Freunde nicht auf diese Reise mitgekommen waren. Das hier war nichts für Menschen, eigentlich für gar kein Lebewesen. Auch er und selbst Sesshoumaru sahen sich immer wieder gezwungen irgendwelchen Lavateichen auszuweichen. Schwefelquellen und heiße Löcher aus denen kochendes Wasser oder Dampf schoss, machten den Spaziergang auch nicht gerade zum reinen Vergnügen. Aber da war noch etwas, dachte er. Der alte Myouga redete viel, wenn der Tag lang war, und er hatte sich schon lange abgewöhnt dem zuzuhören – zumal der die wirklich wichtigen Dinge immer gern unterschlug, aus Sorge, vermutlich, er würde sie sich dann erst Recht angucken wollen. Aber der hatte früher einmal etwas über diese Feuerfelder erzählt. Man sollte sie meiden, klar, schon weil es hier verflixt heiß und ungemütlich war. Aber was war da noch gewesen? Irgendwas von Göttern, oder? Na, in der Gegend würde es doch höchsten Amatsumara, der Herr der Schmiede, anheimelnd finden, der Sohn der Sonnengöttin Amaterasu, wenn man nach dem Shintoglauben ging. Kikyou hatte ihm da einiges erzählt, verwundert, wie wenig er davon wusste. Naja, als ob sich Götter und Youkai regelmäßig zu einem Schwätzchen treffen würden. Das war eher so eine Art notgedrungener Waffenstillstand, bildeten sie doch die Gegenpole der Energien der Welt. Es war bereits später Nachmittag, als sie eine Gegend erreichten, in der das Feuer zwar nicht erloschen war, aber doch nicht überall zu sein schien. Schwarze Felsen, schroff und scharfkantig ragten in den Himmel als seien sie von einem Riesen hierher geworfen worden. Dazwischen befand sich schwarzer Sand, offenbar abgerieben von diesen Felsen, denn auch er war recht rau. Sesshoumaru warf seinem Begleiter einen Blick zu, den der sich deuten konnte. „Ja,“ gab der Hanyou daher zu: „Hier kann ich die Nacht verbringen.....“ Was half es zu schwindeln. Wenn er nur etwas weiter nach vorn guckte, roch es nach Schwefel, Feuer und er konnte Dampffontänen und Feuersäulen entdecken. Das hier war wohl der einzige ruhige Platz inmitten dieses wahrhaft höllischen Gebietes. Er lernte dazu, dachte der Ältere. Erstens hatte er den ganzen Tag sein sonst so vorlautes Mundwerk gehalten, zum anderen hatte er wohl eingesehen, dass es nichts half so zu tun als sei er ein wahrer Youkai, nicht in der Neumondnacht und nicht ihm gegenüber. Bei seiner Menschenbande dürfte er damit allerdings auch kaum durchkommen. So lange, wie die schon gemeinsam mit dem Bastard durch die Lande zogen, wären sie von uferloser Begrenztheit gewesen, davon nichts zu bemerken. Sie schien das aber nicht weiter zu stören. Nun, warum auch. Das Halbblut verwandelte sich ja in einen von ihnen, da sollten sie sich eher geschmeichelt fühlen. Inu Yasha zog sich Tessaiga samt der Scheide aus dem Gürtel und setzte sich hin. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig als die Dämmerung abzuwarten und damit dieses scheußliche Gefühl der Verwandlung und die Hilflosigkeit der Nacht. Vermutlich würde er als Mensch auch noch Hunger und Durst bekommen – und hier gab es weit und breit nichts dagegen. Na, toll. Immerhin schützte ihn sein Feuerrattengewand vor den scharfen Sandsplittern, sonst wäre das Sitzen hier für ein menschliches Hinterteil schmerzhaft bis überaus lästig geworden. Als die Sonne den Horizont berührte, wandte sich der Hundeyoukai ab, nicht willens, es sich antun zu müssen, wie sich der sowieso schon minderwertige Bastard in etwas noch Jämmerlicheres verwandelte. Irrte er sich überdies oder war in der Ferne ein Klopfen zu hören, selbst für seine Ohren kaum wahrnehmbar? Als es wirklich Nacht geworden war, nur erhellt durch die Feuer der Lava um sie, war sich Sesshoumaru sicher. Das waren Trommeln – und sie näherten sich. Wer oder was sollte denn in solch einem Gebiet leben? Oder sich auch nur ausgerechnet eine Neumondnacht aussuchen um hier spazieren zu gehen? Eigentlich sollte es ihm ja egal sein, aber hinter ihm hockte nun einmal dieser Narr, auf den er aufpassen musste, da der ganz sicher nicht in der Lage sich war selbst zu verteidigen. In den letzten Tagen hatte dieser bereits zu Genüge bewiesen, dass er weder einem Streit aus dem Weg ging noch je gegangen war. Wer auch immer dort kam, näherte sich ihnen. Es waren mehrere und ganz sicher Youkai oder Oni, denn kein Mensch hätte so wenig Selbsterhaltungstrieb. Ihm selbst konnte das gleichgültig sein, sie würden sich weder an ihn wagen noch ihm gar etwas anhaben können. Leider hing sein Leben momentan an dem, diesem......Er seufzte in Gedanken. Nein. Er sollte das überprüfen und die Unbekannten nicht näher kommen lassen. Inu Yasha war nicht in der Lage angemessen zu reagieren, weder den Mund zu halten noch zu kämpfen. „He, wohin willst du?“ Der Jüngere hatte bemerkt, dass sich sein leider momentan einziger Schutz davonmachen wollte. Sollte er ihm eine verpassen oder antworten? „Dort ist wer. Trommeln.“ Damit ging der Hundeyoukai. Trommeln? Inu Yashas Ohren hätten normalerweise nervös gezuckt, aber nicht einmal das ging in dieser Form...Verflixt, da war doch etwas gewesen. Warum hatte er Myouga ausgerechnet da mal nicht zugehört? Ah. Jetzt erinnerte er sich. Früher hatte hier in der Gegend ein Volk gelebt aus Dämonen oder so. Als vor langer Zeit die Erde hier aufbrach und Feuer spie, die heutige Landschaft entstand, wurden viele von ihnen getötet und die anderen litten sehr. Sie flohen. Aber sie vergaßen nie den Zorn der Erde. Darum kamen sie jeden Neumond in die Feuerfelder und opferten einen von ihnen dem Feuer. Wie hießen sie nur? Ach ja, Feuergnome. Naja, das klang nicht so wild. Überdies, wenn sich einer von diesen komischen Gnomen an Sesshoumaru wagen sollte, würde der kaum die Hand heben müssen, um die Sache zu beenden. Ach du Schande, dachte der Hanyou in Menschengestalt. Ich sollte ihm dann wohl lieber nicht erzählen, dass ich wusste, dass sie hier sind. Sonst hält er mich wieder für dämlich – dabei kann man sich doch nicht alles merken, zumal über Gegenden, in denen man noch nie war und in die man eigentlich auch nie reisen wollte. Schon gar nicht in dieser Begleitung. Sesshoumaru hatte rasch ein Areal erreicht, das ein wenig weniger feurig war, dafür umso intensiver nach Schwefel stank. Sicher, dass er hier sich nicht länger aufhalten wollte, blieb er stehen und musterte den seltsamen Zug, der dort kam. Die Wesen waren irgendwie jaken-ähnlich, klein und grün, wenngleich mit drei Augen, sicher um die fünfzig Stück. Voran schritten zwei Trommler, dann Andere, die Fackeln trugen, dann welche mit einer Art Standarten in der Hand, die aus Kristall schienen. Vier von ihnen trugen eine Kristallsäule, auf der einer dieser Gestalten regungslos lag. War der tot und das eine Beerdigung? Das konnte ihm gleich sein. Sie schienen auch nicht weiter zu bemerken oder zu beachten, dass er hier stand – gesünder für sie. Sicher, einem Menschen konnten sie bestimmt gefährlich werden, aber Inu Yasha war ja dort hinten, in diesem Steinkreis verborgen, und, wenn er auch nur den Verstand eines Wildkaninchens besaß, würde er dort bleiben. Er wollte sich umdrehen und gehen, als er entdeckte, dass er durchaus bemerkt worden war – fast dreißig weitere dieser Art hatten sich ihm genährt, alle circa handtellergroße Kristalle in der Hand. Sie glaubten doch nicht etwa wirklich ihm damit etwas anhaben zu können? Im gleichen Moment warfen sie die Kristalle nach ihm – nein, an ihm vorbei. Wollten sie ihn verscheuchen? Narren. Dann jedoch spürte er rasch, dass etwas nicht stimmte und verzichtete darauf, diese Gnome anzugreifen. Sein Problem war akuter. Die scheinbar willkürlich geworfenen Kristalle waren genau gezielt gewesen – auf sein Youketsu, den Kern seines dämonischen Wesens, die Quelle seiner Energie, die sich um ihn, außerhalb seines Körpers befand. Jetzt hatten sich die Kristalle darum gelegt und schirmten sie von ihm ab. Das war eine lebensbedrohliche Situation und er erstarrte für Sekundenbruchteile. Nie zuvor hatte es jemand vermocht, geschweige denn gewagt... Als nächstes bewiesen die Feuergnome, dass sie sehr wohl wussten, was sie taten. In der Manier eines erfahrenen Jagdtrupps griffen sie ihn in der Schrecksekunde an, drückten weitere Kristalle an seinen Körper, entzogen dem damit erneut Energie. Mit gewissem Zorn schlug der Hundeyoukai zu, tötete mehrere der Gnome, ehe auch die anderen heran waren, die nun leere Kristallsäule bei sich und sie unverzüglich an seinen Rücken pressend. Augenblicklich spürte er, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Als die Säule zu Boden gelegt wurde, blieb er förmlich darauf haften. Das gab es doch gar nicht! Diese winzigen Wesen, ohne viel Youki, er konnte kaum etwas spüren..... Als er jedoch samt der Säule emporgehoben und weiter in die deutlich intensiver nach Schwefel stinkende Nacht getragen wurde, war ihm klar, dass er wirklich in der Klemme saß. Kleine Wesen, ja, schwächer als er, ja. Aber sie hatten zusammengearbeitet und noch dazu mit einer wirklich hinterlistigen Technik, um auch einen so starken Youkai wie ihn außer Gefecht zu setzen. Und sein Zorn wich einer gewissen Besorgnis was sie vorhatten. Sie unterhielten sich mit quietschenden Stimmen in einer ihm unbekannten Sprache, aber ihm war bewusst, dass sie sich freuten, ja, geradezu beglückt waren, dass er ihnen in die Hände gelaufen war. Was sollte das? Und – wie kam er hier wieder weg? Er sah sich um, so gut es möglich war. Er lag auf dieser Säule wie angeklebt. Dort vorn trug einer dieser...nun, dieser Gnome die Kristallkugel, in der sein Youketsu eingeschlossen war. Diese benötigte er, oder Tenseiga hin oder her, er wäre sofort tot. Damit auch Inu Yasha, der zu allem Überfluss in dieser jämmerlichen Gestalt feststeckte. Irgendwo bezweifelte Sesshoumaru nicht, dass der etwas tun wollte ihm zu helfen, schon aus ureigenstem Interesse, aber da gab es ganz sicher nichts. Nicht für einen Menschen. Und, wenn er die Sache hier nun richtig sah, würde er den Morgen nicht mehr erleben – damit auch sein Halbbruder nicht. Sie hatten einen Kraterrand erreicht, aus dem beißend Schwefeldämpfe stiegen. Er entdeckte unten in dem matten Licht der Feuerfelder eine dunkle Masse, schlammähnlich. Eine Mischung aus Erde, Lava und Schwefelsäure. Und er konnte nichts tun. Nicht einmal seine Giftklaue vermochte er einzusetzen. Und er hatte den nicht unberechtigten Verdacht, dass sie ihn hier hineinwerfen wollten. Gewisse Hektik unter den Gnomen ließ ihn den Blick von dem tödlichen Loch abwenden. Sie hatten die Kugel mit seinem Youketsu abgelegt, etwas wie Ketten vom Boden aufgehoben. Das wurde ja immer peinlicher und demütigender....Er versuchte mit aller Kraft von der Säule zu entkommen, zu verhindern, dass man ihm die Ketten um die Beine schlang, eine weitere um seine Hand. Dann wurde ein Felsen an den Fesseln um seine Beine befestigt und er einfach von der Säule gekippt. Um ein Haar hätte er, dämonische Selbstbeherrschung hin oder her, aufgeschrien, als er über den Kraterrand fiel. Dann gab es einen scharfen, schmerzhaften Ruck, und er hing an der Wand. Jetzt erst verstand er. Sie hatten ihn hier aufgehängt, an seinem einzigen Arm. Der Fels an seinen Beinen zerrte ihn hinab und verhinderte, dass er wieder emporklettern konnte. Irgendwo dort oben hatten sie sein Youketsu – nahe genug, dass er nicht sterben würde, weit genug, dass er keinerlei Zugriff auf frische Energie hatte. Warum das Ganze? Er blickte sich in der Dunkelheit in dem Krater um. Unter ihm schwelte und stank blubbernd der Schlamm aus Schwefelsäure, kochende Blasen bildeten sich. An den Wänden um ihn lagen wie Ringe die Zeugnisse davon, dass es immer wieder zu Eruptionen kam, die Masse im Krater anstieg. Sollte sie ihn erreichen, würde er sterben. In solch einer kochenden Säure hielt es auch ein Youkai seines Ranges nicht aus. Nüchtern überlegte er. Es gab mehrere Ringe, also anscheinend mehrere Höhen der Ausbrüche. Der unterste Ring würde höchstens seine Oberschenkel erreichen – einer höher seine Brust. In beiden Fällen ein äußerst schmerzhafter Tod. Er blickte empor. Die Gnome zwitscherten sich etwas zu, offenkundig zufrieden mit sich, ihrem Werk und der Welt, ehe sie aus seinem Blickfeld verschwanden. Er schloss die Augen. Die ätzenden Dämpfe reizten Augen, Nase und Ohren und ihm wurde klar, dass das noch das weitaus geringste seiner Probleme war – an denen er selbst Schuld trug. Er war zu selbstsicher gewesen, zu überzeugt, dass ihm niemand etwas anhaben konnte. In aller Regel stimmte das ja auch.... Wie war das damals gewesen....? Er hatte diesen Gedankengang ein wenig leichtfertig seinem verehrten Vater gegenüber ausgesprochen. Dieser hatte ihn allerdings angesehen und gemeint: „Arroganz ist nur eine andere Form der Dummheit, Sesshoumaru.“ Natürlich hatte er protestiert, soweit er das als Jugendlicher gewagt hatte, und Vater hatte ergänzt: „Es gibt immer jemanden, der dich besiegen kann – du hast ihn womöglich nur noch nie kennen gelernt.“ „Euch kann niemand besiegen, verehrter Vater!“ Außer ihm selbst, wie er damals geglaubt hatte. „Auch mich. Das solltest du nie vergessen. Wenn Ort und Zeit stimmen, kann jeder verlieren.“ Mutter hatte dann auch widersprochen und er hatte, zugegeben, lieber auf seine Mutter als auf seinen Vater gehört. Jetzt hing er hier an dieser Kraterwand und musste feststellen, dass der wohl Recht gehabt hatte. Und seine einzige Hoffnung lag bei Vaters Bastard, der Schande der Familie, der noch zusätzlich heute Nacht in dieser minderwertigen Form steckte. Ja, der ihm zu allem Überfluss bereits zweimal, auf Kosten seines linken Armes und einer mehr als schweren Verletzung durch die Windnarbe, bewiesen hatte, dass man nie zu selbstsicher sein sollte. Nein, lass diese Hoffnung, du Narr, dachte er dann. Wo ein Hundeyoukai aus edelstem Blut gescheitert war, wie sollte ein Mensch bestehen? Sicher, Inu Yasha war stur und besaß eine seltsame Loyalität gegenüber seinen Freunden und Begleitern, überdies wusste der ja, dass ihre Leben aneinander gebunden waren – aber er konnte nichts tun, zumal er Tessaiga heute Nacht nicht führen konnte. Es gab schlichtweg keine Möglichkeit, ihn selbst hier heraus zu holen und an sein in diesem Kristall eingeschlossenes Youketsu zu kommen. Vater hatte Recht gehabt. Arroganz war eine tödliche Form der Dummheit. Derweil machte sich Inu Yasha Sorgen. Nicht, weil er annahm, seinem Halbbruder könnte etwas zugestoßen sein. Dazu hielt er ihn doch für zu stark. Allerdings hegte er die immer intensiver werdenden Befürchtung dieser Riesenhundeidiot wäre einfach ohne ihn weitergegangen, in der Annahme, er würde ihn als Hanyou am Morgen wiederfinden. Dass er ihn hier im Stich hatte lassen wollen, schloss der jüngere Halbbruder freilich doch aus. Sesshoumaru war viel, manchmal auch ein Armleuchter, aber er war kein Selbstmörder. Und wenn ihre Leben nun einmal aneinander gebunden waren, so würde der auf ihn aufpassen. Das hatte er doch nicht zuletzt bei dieser peinlichen Sache mit dem Hakenwurm bewiesen. Wo also steckte der und warum kam er nicht zurück? Er hatte doch nur nach diesen Trommlern sehen wollen. Das würde doch kaum lange dauern? Selbst mit seinen menschlichen Ohren hatte er für gewisse Zeit Trommeln im Wind hören können, die allerdings weggezogen waren. Wo also blieb Sesshoumaru? Wenn er ihm wie ein Welpe hinterherlief und nichts passiert war, würde er sich bestimmt wieder eine blöde Bemerkung anhören dürfen. Und, mal ehrlich, was sollte dem schon passiert sein? Der hatte in seinem ganzen Leben doch nur gegen ihn verloren. Dennoch: da war dieses nagende Gefühl, das Sorge ziemlich ähnlich war. Nun ja, es würde ja nichts schaden mal ein wenig zu gucken, was da in der Dunkelheit so los war. Der Hanyou stand auf und schob sich Tessaiga samt Scheide ein. Er konnte es heute Nacht nicht richtig führen, aber mit Morgengrauen wäre er wieder er selbst und dann konnte es rund gehen. Falls wirklich etwas passiert war. Allerdings – warum hatte er nur das Gefühl, es sei richtig nachzugucken? Auch sein Schwert vibrierte. Nein. Er musste in der Tat nachsehen, was mit diesem Idioten von Halbbruder passiert war, auch, wenn der kaum begeistert wäre. Immerhin, seit ihre Leben aneinanderhingen, hatte es keinen Kampf zwischen ihnen mehr gegeben, naja, er hatte ein oder zwei Faustschläge einstecken müssen, aber das war ja schon fast brüderlich zu nennen, wenn man ihr sonstiges Verhältnis betrachtete. Inu Yasha trat vorsichtig aus dem schützenden Steinkreis. Für menschliche Augen war außer Feuer in der Ferne eigentlich nichts zu erkennen oder zu hören. Sesshoumaru war nach rechts gegangen und von dort, glaubte er, hatte er zuvor auch die Trommeln gehört. Vorsichtig ging er weiter, bemüht, jeden Schritt erst einmal mit einem Fuß zu ertasten ehe er den anderen dort hinsetzte, um im Notfall die Hitze einer Fumerole zu spüren, ehe sie losschoss. Das hätte er in dieser Form sicher nicht vertragen. Wie weit sollte er überhaupt gehen? Bis er Sesshoumaru traf? Er konnte das weiße Haar in der Nacht jedenfalls nicht erkennen. Wo also steckte der? War er wirklich weitergelaufen? Dann würde der Mistkerl etwas zu hören bekommen. Er war mehr als die geplanten hundert Schritte gegangen, als er stehenblieb. Die Luft hier roch selbst für eine menschliche Nase furchtbar beißend nach Schwefel und er war sich sicher, dass sich hier kein Hundeyoukai freiwillig länger als notwendig aufhalten würde. Wo also steckte dieser Blödmann? Entfernt schoss erneut eine Feuersäule in den Himmel und erinnerte ihn daran, dass er hier als Mensch allgemein in akuter Lebensgefahr schwebte. Er sollte doch wohl wieder zurück in den relativ sicheren Steinkreis und die Suche morgen früh erneut aufnehmen. Dann würde er auch auch hoffentlich wittern können, wohin dieser Riesenhundeidiot gegangen war. Er wollte schon umdrehen, als ihm auffiel, dass im Schein der Feuersäule etwas aufgeleuchtet, ja, geglitztert hatte. Bislang hatte nichts auf den Feuerfeldern geglitztert und es war rein menschliche Neugier, die ihn vorsichtig dort hinüber gehen ließ. Ein wenig erstaunt betrachtete er die Kugel aus Kristall. So etwas hatte er noch nie gesehen. Ja, schön, es gab Diamanten, aber so einen großen...? Der war bestimmt wertvoll. Ob er den Kagome mitnehmen sollte? Als er die Kugel vorsichtig berührte, vermeinte er, etwas Vertrautes zu spüren. Was war denn hier los? Er hob sie auf und versuchte in der feurigen Dämmerung etwas darin zu erkennen. Nein, Sesshoumaru steckte da nicht im Innern, wie er schon fast vermutet hatte. Wieso eigentlich musste er bei dieser Kugel an seinen Halbbruder denken? Hier stank es vielleicht nach Schwefel! Die Ursache dafür musste dieses riesige Loch kaum fünfzehn Schritte entfernt von ihm sein. Vorsichtig und neugierig ging er hinüber. War das ein wahres Höllenloch! Dann entdeckte er, wer unter ihm in der Dunkelheit an der Wand hing: „Sesshoumaru!“ Er erkannte gerade noch, dass die Frage, was der da mache, ihm bei nächster Gelegenheit eine Schnellreise ins Jenseits beschert hätte. Der hing hier nicht freiwillig ab – aber wer....? Der Hundeyoukai glaubte für einen Moment sich verhört zu haben und öffnete ein wenig mühsam die schmerzenden Augen. Trotz der Verätzungen erkannte er den schwarzhaarigen, rotgekleideten Jungen oben – und was der da in der Hand hielt. Fast entgeistert sagte er: „Lass die Kugel ja nicht fallen!“ Na, wenn das sein ganzes Problem darstellte? Aber Inu Yasha vermutete zu Recht, dass dieser Kristall schrecklich wichtig war und legte sorgfältig ihn ab, ehe er noch einmal an den Rand trat und die Lage peilte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)