Turning table-dance von shinoyami (Show me the taste of love) ================================================================================ Kapitel 2: Deplacement/Attack ----------------------------- Mit einem mulmigen Gefühl stand Roronoa am oberen Absatz der Treppe und fragte sich zum ungefähr zum 100. Mal warum er sich das hier antat. Zur Abwechslung mal ein ordentlich bezahlter Job, schön und gut, aber die Mitarbeiter? Diese unheimliche, irritierende Frau und dieser... Barkeeper. Er seufzte und versuchte sich die Worte in Erinnerung zu rufen, mit denen Madam Robin ihn Tags zuvor verabschiedet hatte: „Das 'Dix Fleurs' ist auch in der Welt des Amüsements sein ganz eigenes Kaliber. Du wirst eine Gewisse Zeit brauchen um dich zurecht zu finden. Mach dir nichts draus, wenn du am Anfang hin und wieder ein wenig verwirrt bist.“ Hin und wieder ein wenig? Die Frau war eine Meisterin der Untertreibung. Er hatte seinen Job noch nicht einmal wirklich angetreten und verstand bereits nichts mehr von alldem, was er im Zusammenhang mit diesem Club erlebt hatte. //Und ich werde sicherlich nicht wesentlich mehr kapieren wenn ich hier stehe und mir den Kopf zerbreche.// Er gab sich einen Ruck und stieg hinunter. Als er vor der Tür zum Club stand hielt er einen Moment inne, lauschte und drückte die Klinke herab als nichts zu hören war. Er trat ein. Ein leises Klackern. Erschrocken fuhr er zur Bar herum. Sanji, diesmal offensichtlich frisch gestylt in blütenweißen Hemd und schwarzer Weste erweckte ganz und gar den Eindruck des professionellen Barkeepers und schien völlig in seine Arbeit vertieft. Mit fast wissenschaftlicher Präzision mischte er verschiedene Flüssigkeiten, verrührte sie und gab die Mischung in einen silbrig glänzenden Shaker. So miserabel sein Charakter auch sein mochte, Madam Robin hatte wohl im Bezug auf seine Fähigkeiten nicht übertrieben. Mit einem Anflug von Neid starrte Roronoa auf die flinken Finger, die den Shaker durch die Luft wirbelten, ein Glas aus dem Regal hinter der Theke fischten und die Kappe vom Sieb des Shakers lösten. Selbst die schwungvolle Bewegung mit der er die klare Flüssigkeit in das Gefäß entleerte hatte etwas kunstvolles, erhabenes. Sanji nahm das Glas und musterte seinen Inhalt im Licht einer der gedimmten Lampen, roch daran, nahm einen Schluck, verzog sein Gesicht. Dann hob er den Kopf und bedachte Roronoa mit einem Blick, der Spott und Missbilligung in sich vereinigte. „Du stehst darauf, heimlich zuzusehen, oder?“ Er öffnete einen kleinen Kühlschrank unter der Theke, holte eine Zitrone heraus, ein Messer aus einer Schublade daneben. „Damit machst du dich nicht gerade beliebt, nur damit du's weißt.“ Prüfend legte er einen Daumen an die Klinge. „Wenn das jetzt ständig so geht kannst du gerne auch gleich wieder verschwinden, klar?“ „Was zum...“ Einen Moment lang war Roronoa sprachlos über so viel Dreistigkeit konzentriert in einem einzigen unverfrorenen Blondie. Im nächsten kochte er vor Wut. „Wenn hier Idioten nicht rausgeworfen werden, die darauf stehen sich in aller Öffentlichkeit einen Blasen zu lassen, bin ich auf der sicheren Seite!“ gab er knurrend zurück. „Außerdem bin ich hier, weil meine Arbeitszeit vor wenigen Minuten begonnen hat, ich weiß ja nicht, wie das bei dir aussieht.“ Die Augenbraue die nicht vom Blonden Haarschopf verborgen war neigte sich in einem wesentlich steileren Winkel. „Jetzt bewahr mal einen kühlen Kopf, Frischling!“ er musterte seinen Gegenüber mit abschätziger Miene. „Nicht, dass dein Grünschädel nen Steppenbrand bekommt. Was ich hier tue oder lasse ist meine Angelegenheit. Was ich mir erlauben kann darfst du noch lange nicht“ So schnell, dass Roronoa kaum mit den Augen folgen konnte, warf der Barkeeper die Zitrone in die Luft, zerteilte sie mit einem fließenden Schlag seines Messers in der Luft und Fing die Hälften wieder auf. Teils fasziniert von der kunstfertigen Aktion, teils von dem Wunsch getrieben diese Nervensäge von Cocktailmischer von seiner eigenen Unverschämtheit kosten zu lassen trat Roronoa näher. „Warum? Gibt es hier einen Bonus für lose Zungen und Reißverschlüsse?“ Mit Genugtuung sah er die Gelassenheit aus den Zügen des Blonden weichen. „Wenigstens muss ich nicht Klinken putzen um einen Job zu bekommen, wie du, Muskelprotz!“ Roronoa verschränkte die Arme. „Ach ja, was musstest du denn tun um den Job hier zu kriegen? Die Beine breit machen?“ Die Klinge des Messers lag eiskalt an seiner Kehle noch ehe er richtig begriff, dass Sanji sich über die Theke schwang, die sie voneinander getrennt hatte. In dem Gesicht des Blonden, auf einmal so nah an dem seinen, lag urplötzlich ein Ausdruck von unbändigem Hass, von Wut und- Roronoas Augen weiteten sich vor Erstaunen -Schmerz? Sie verharrten den Bruchteil einer Sekunde. Dann packte Roronoa Sanjis Handgelenke und versuchte die Klinge von sich wegzuschieben. Mit wachsender Verwunderung stellte er fest, dass der Andere ihm, im Kontrast zu seiner schlanken Statur, kräftemäßig durchaus ebenbürtig war. Das Messer vibrierte, bewegte sich jedoch keinen Millimeter. Es lag eisig und drohend auf seiner Haut. „Nie. Wieder.“ Es war nur ein leises, zorniges Zischen. Kaum wahrnehmbar und ging doch durch Mark und Bein. Roronoa musterte die verzerrte Miene. „Sag. Das. Nie. Wieder!“ Irgendetwas unter den Oberflächlich sichtbaren Gefühlen des Barkeepers traf ihn wie ein Schlag. Für einen Moment gab sein Arm nach, das Messer ritzte seinen Hals und Sanji, von seinem eigenen Schwung überrascht taumelte nach vorne. Wieder verstrichen einige Sekunden in gelähmtem Schweigen. Roronoa wagte es nicht, sich zu bewegen. Nicht einmal, als er spürte wie ein dünnes Rinnsal von Blut seinen Hals hinab rann. Er starrte auf das Gesicht des Blonden herab der, noch immer das Messer in der Hand, an seinem Brustkorb lehnte und mit einem undefinierbaren Blick zu ihm aufsah. Dann realisierte er, dass seine Arme den Barkeeper festhielten. Wie es schien hatte er in der Sekunde, in der er Sanji stürzen sah, aus irgendeinem durchgeknallten Instinkt heraus zugegriffen, ihn aufgefangen und an sich gezogen. Als sei das an sich nicht schon verrückt genug, hatte er keine bewusste Erinnerung daran, dergleichen getan zu haben. Erschrocken stieß er ihn von sich und presste eine Hand auf die Wunde, die jetzt zu brennen begann. Stumm funkelten sie einander an, bis plötzlich ein scharfer Knall die Stille durchbrach. Beide wirbelten zu der Tür herum, die Madam Robin offenbar soeben hinter sich hatte zufallen lassen. Lächelnd trat sie durch das Halbdunkel auf die beiden jungen Männer zu. „Wie ich sehe seid ihr bereits dabei, euch näher kennen zu lernen.“ Ihre Augen glitzerten amüsiert. „Trotzdem würde ich euch bitten,“ sie ließ den Blick über den Hals des Grünhaarigen gleiten, “Eure Privatgespräche auf die Freizeit zu verlegen und sobald ich Roronoa seine Arbeitskleidung gegeben habe, die Aufgabenverteilung für heute Abend abzusprechen.“ Sie legte Roronoa eine Hand auf die Schulter „Einverstanden?“ Ihre Stimme war so seidenweich, dass der Befehl darin unüberhörbar war. „Ja, Madam!“ Einstimmig. Mit einem leichten Kopfnicken bedeutete die Frau Sanji, hinter die Bar zurückzukehren und führte Roronoa in Richtung ihres Büros. Das letzte, was der junge Mann von dem Barkeeper sah war, wie er eine Hälfte der Zitrone zur Hand nahm, einige Tropfen ihres Saftes in den Cocktail presste, den Kopf zurücklehnte und das Glas in einem Zug leerte. Dann schloss sich die Tür und Madam Robin führte ihn zu dem Raum neben ihrem Büro. In dem Zimmer, das an einen schlichten aber gemütlichen Pausenraum erinnerte, deutete sie auf einen Stuhl der in einer Ecke stand und machte sich an einem kleinen Schrank zu schaffen. Widerspruchslos nahm er Platz und betastete behutsam die Wunde, die noch immer blutete. Die Frau drehte sich wieder zu ihm um, einen kleinen Erste-Hilfe Koffer in der Hand. „Reicht das hier,“ sie hob den Koffer an „oder brauchst du einen Arzt?“ Erstaunt sah Roronoa auf, als er echte Besorgnis in den Worten der Frau hörte. Er schüttelte den Kopf. „Es ist nur ein Kratzer... aber... Was sollte das?“ Das Lächeln auf den Lippen der Frau nahm einen melancholischen Zug an, als sie sich daran machte, den Schnitt zu desinfizieren. „Ganz offensichtlich besitzt du die Gabe Sanji-kun in kürzester Zeit zur Weißglut zu treiben.“ „Das beruht auf Gegenseitigkeit“ knurrte Roronoa und fuhr zusammen, als das Desinfektionsmittel in der Wunde brannte. Madam Robin ließ ein leises Lachen hören. „Ja, so scheint es.“ Sie hielt eine Kompresse gegen seinen Hals. „Halt das hier fest und drück drauf, damit es aufhört zu bluten.“ Sie nahm eine Mullbinde zur Hand. „Und um ihn so zum explodieren zu bringen dürfte dir ein ein ordentlicher Tiefschlag gelungen sein, auch wenn du dir dessen nicht bewusst bist.“ Geschickt fixierte Madam Robin die Kompresse mit dem Verband. „Aber deine Reaktion zeigt mir, dass ich mich nicht in dir getäuscht habe.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Ich bin mir sicher, dass ihr einen Weg finden werdet zu koexistieren. Fertig.“ Sie trat zurück, musterte ihr Werk, nickte zustimmend und machte sich daran ihre Utensilien wieder zu verräumen. Dann deutete sie auf einen Spind an der rückwärtigen Wand des Raumes. „Da drin findest du deine Kleidung. Mach dich fertig und komm wieder in den Club, wenn du soweit bist, ja? Ohne eine Antwort abzuwarten verschwand sie mit einem aufmunternden Lächeln durch die Tür zum Flur. Merkwürdige Frau. Sehr, sehr merkwürdig. Mit einem Schulterzucken trat er zum Spind, öffnete ihn und betrachtete die Kleidung, die dort fein säuberlich ausgelegt war. Weißes Hemd, schwarze Jeans, eine weite schwarze Schürze. Schlicht, nichts auffälliges aber eindeutig von guter Qualität. Die Einfachheit gefiel ihm. Nicht so überkandidelt und geleckt wie... Roronoa zog sein blutbeflecktes Shirt aus und probierte das Hemd an. Es saß erstaunlicher Weise wie angegossen Auch die Hose saß perfekt. Wesentlich perfekter als seine übliche Straßenkleidung. Bei seinem häufig kritischen Kontostand konnte er sich nicht leisten, wählerisch zu sein. Außerdem konnte man sich in weiten Hosen ohnehin besser bewegen. Dennoch, wie die Frau seine Maße so schnell derart genau herausgefunden hatte, war ihm schleierhaft. Leicht benommen von allem was soeben passiert war knotete er sich die Schürze behelfsmäßig um die Taille und trat zur Tür. Wie auch immer er in diesen Wirbelwind Namens 'Dix Fleurs' geraten war. Die Chance sich davon zu stehlen war lange vorbei. Er drückte die Türklinke herunter und trat hinaus in den Gang. To be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)