Gravity von bu ================================================================================ Kapitel 1: Heimkehr ------------------- So laut und spektakulär Lokis Abreise von der Erde auch war, so unbedeutend und leise kam er gemeinsam mit Thor auf Asgard an. Nachdem das helle Licht des Reisestrahles verschwunden war, blieb ein Moment der Stille in dem sich die Beiden Brüder einfach nur gegenüberstanden. Man konnte die spannungsgeladene Luft zwischen ihnen förmlich spüren. Wenn es nach dem jüngeren Bruder gegangen wäre, so hätte er sicher etwas zu sagen gehabt, immerhin war die Konversation das Handwerk das, er abgesehen von seiner Magie, mit am besten beherrschte. Weshalb ihn wohl die Handschellen weniger störten als den metallenen Maulkorb der ihm verpasst wurde. Bei den bedrückenden und vor allem wütenden Blicken, die er seitens seines Bruders gerade ertragen musste blieb ihm nichts anders als seine Augenbrauen abwechselnd Auf und Ab zu bewegen um seinen Gegenüber, wie schon so viele Male zuvor zu irritieren. Doch anders als zu früheren Zeiten, zeigte Thor keine Reaktion auf seine Mimik. Er wand seinen Blick verachtend von dem Schwarzhaarigen ab und schob ihn mit der flachen Hand auf Lokis Schulter mit Abstand vor sich her. Während sie über die schwankende Himmelsstraße schritten, war der blonde Gott für den Moment erleichtert hinter seinem Gefangenen zu gehen, da es ihm nach den ganzen Geschehnissen sehr schwer fiel ihm überhaupt noch in die Augen zu sehen und wie viel Wut sich sofort wieder in ihm anstaute wenn er an die vielen unschuldigen Opfer dachte, die Lokis intriganten Machtspielchen gefordert hatten. Und Zurückhaltung zählte nicht zu seinen Stärken, weshalb ihm immer wieder seine Gesichtszüge entgleisten und er gestresst ausschnaubte, oder seine Finger tiefer in den Schulterschutz seines Vordermannes vergrub. Zunehmend kreisten seine Gedanken auch über das was nun folgen würde, immerhin lag der Palast direkt vor ihnen, und es würde wohl kaum ein herzliches Willkommen für seinen jüngeren Bruder geben, ganz zu schweigen von der Schmach des Verräters die die gesamte Königsfamilie mit tragen musste, die das Ansehen ihres Vaters, wie auch sein eigenes schädigten. Loki hingegen gab sich kühl und unberührt in der ganzen Situation. Innerlich löste der Anblick des Palastes ein aufkommendes Gefühl von Übelkeit aus, da dieser mit für die große Lüge stand die bis jetzt sein Leben bestimmt hatte. Entgegen der Erwartungen seiner “Eltern” empfand er alles andere als Dankbarkeit dafür, dass sie ihn damals gnädiger weise in ihrem Reich aufgenommen hatten. In seinen Augen spiegelte sich lediglich Wut und Enttäuschung. Er hatte sich auch ohne das Wissen seiner Herkunft nie wirklich zugehörig gefühlt und sich schon viele Jahre zuvor gefragt woran es lag, dass er sich von seinem Äußeren wie Inneren so sehr von allen anderen unterschied. Es waren diese vielen kleinen und großen Unterschiede die ihn ständig auf Abstand zu seinen Mitmenschen hielten und dafür sorgten, dass er sich niemals irgendwo zugehörig fühlen konnte, und somit auch nie gelernt hatte zu vertrauen. Denn das Misstrauen war es, das ihn wie eine Krankheit befallen hatte und ihn seit der Offenbarung seitens des Allvaters vollkommen eingenommen hatte. Alles was er war wurde für ihn mit diesem Wissen plötzlich ins Chaos gestürzt worden und so war es in dieser Dunkelheit in der er sich befand sein einziges Ziel geworden, alles um sich herum mit in die Vernichtung zu reißen. Am meisten denjenigen der ihm diese Lüge aufgetischt hatte. Nämlich Allvater Odin höchstpersönlich. Am meisten ärgerte sich Loki darüber, dass er am Anfang noch so dumm gewesen war und versucht hatte trotz allem seinem Vater zu gefallen. Er wollte an Thors stelle sein Nachfolger sein und kämpfte mit allen Mitteln um die Gunst des alten Mannes. Doch nach dessen Ablehnung bei der Zerstörung des Bifröst, wurden ihm endgültig die Augen geöffnet wie töricht es gewesen war, zu versuchen um einen Platz unter den Asen zu kämpfen, der für ihn nie existiert hatte. So hatte er sein altes Leben hinter sich gelassen und Asgard, wie auch seiner Familie den Rücken gekehrt. Und nun war er doch wieder hier, als schwarzes Schaf, als Sündenbock, als Gefangener. Mit einem überheblichen Grinsen, welches durch die Mundfessel einzig von seinen Augen abzulesen war, schritt er die letzten Meter bis in den Palast. Er warf einen kurzen Schulterblick nach hinten zu seinem Bruder, wurde aber sofort wieder von diesem am Rücken vorgeschubst, worauf er kurz ins Straucheln kam und davon gezwungen wieder nach vorne sehen musste. Unter seinem Mundschutz brummelte er unverständlich etwas nach hinten und verdrehte noch die Augen über die ruppige Art des Älteren. Langsam wand er sich wieder zu ihm um und deutete mit dem Zeigefinger auf das störende Teil um seinen Kiefer. Selbst ohne zu sprechen versuchte er seinen Bruder noch zu manipulieren. Sein Blick wurde etwas wärmer und auch seine Augenbrauen zogen sich leicht schmerzlich zusammen. Er schnaubte noch angestrengt Luft durch die Nase aus und spielte dabei auf das Mitgefühl seines Bruders an. Loki hatte sich noch nie davor gescheut seine Mimik und Gestik dazu zu nutzen um bei anderen Gefühle hervor zu rufen, was in ihm selbst dabei vorging war bis jetzt immer sein gut gehütetes Geheimnis geblieben. Er spürte jedes Mal wie sein Herz schneller schlug und war innerlich aufgeregt, was sich nur manchmal in einem Funkeln seiner Augen zeigte oder einem kurzen Zucken seiner Mundwinkel. Nach außen hin hielt er die Fassade mit allen Mitteln aufrecht. Und wenn sein Gegenüber ihm dann noch auf den Leim ging, dann war es jedes Mal pure Befriedigung die ihn überkam. Dadurch fühlte er sich allen anderen überlegen und es war der Beweis dafür, dass er seiner Meinung nach mehr wert war als jeder einzelne Mensch, Asen oder Eisriese der je sein jämmerliches Dasein auf einem der unzähligen Planeten gefristet hatte. Doch anstatt des erwarteten Mitgefühls, erntete er lediglich einen stählernen Faustschlag ins Gesicht und weitere Vorwurfsvolle Blicke. Loki begann wieder damit unter der Mundfessel zu murmeln und riss kurz die Augen auf bevor er sein Kinn anhob und trotz der Schmerzen anfing zu grinsen. Thor schaffte es nicht länger sich zurück zu halten, er packte seinen Bruder am Arm und war bereit mit der geballten Faust erneut zuzuschlagen, doch stattdessen schrie er ihm entgegen. “Es reicht Loki! Das ist hier kein Spiel mehr, verstehst du das denn nicht?” Er biss die Zähne fest zusammen während er noch fester zupackte und ihn anknurrte. “Für dich ist das alles ein großer Witz, nicht wahr?”, stellte er enttäuscht fest und presste nun die Lippen aufeinander da der Jüngere lediglich ein paar Mal schnell hintereinander zwinkerte und sich, wie immer wenn er grinste, ein paar kleine Falten um seine Augen bildeten. //Meine Worte erreichen ihn einfach nicht, aber das taten sie noch nie…//, dachte der Donnergott im Stillen bei sich. Er war schon immer davon überzeugt das Loki sehr viel Potential zum guten in sich trug, allerdings nutzte er dieses zum größten Teil um Zwietracht zu stiften und vor allem für sein eigenes Vergnügen. Ruckartig ließ er von dem Gefangenen wieder ab und schubste ihn noch in Richtung der großen goldenen Flügeltür, hinter der sich der Thronsaal befand. “Dann sei es so, das alles hast du dir selbst zuzuschreiben Bruder”, spie Thor ihm voller Verachtung entgegen, bevor er die letzten Schritte überwand und ihn entschlossen seinem Vater übergab. Demütig salutierte er vor seinem Vater und drückte seinen kleineren Bruder auf die Knie, bevor er zwei Wachen noch den Tesserakt überließ, die diesen sofort in die Waffenkammer schafften. “Vater, ich bin zurück aus Midgard. Gemeinsam mit den Erdenbewohnern gelang es mir das drohende Übel der Chitauri abzuwenden und den Tesserakt hier her zu bringen. Außerdem habe ich Loki zurückgeholt damit er seiner gerechten Strafe zugeführt werden kann.” Erfüllt von Stolz über seine Tat waren seine Erwartungen an seinen Vater sehr hoch und vor allem versprach er sich davon, dass nun endlich die unterbrochene Krönung fortgesetzt werden würde. “Du hast dich wahrhaftig als würdig erwiesen Thor”, verkündete der bärtige Mann voller Stolz und nickte ihm zu während er sich von seinem Thron erhob und gestützt von seinem mächtigen Stab die Treppen bis zu seinen beiden Söhnen hinab schritt. Loki blieb während der gesamten Unterhaltung teilnahmslos und behielt den Blick stur zu Boden gesenkt. Erst als Odin direkt vor ihm stand und mit dem unteren Ende seines Stabes einmal dumpf aufklopfte hob er seinen Kopf an. Es war ein sehr beklemmendes Gefühl was sich sofort in ihm ausbreitete, eines was er nur in Gegenwart des Allvaters bekam. Es fühlte sich an wie als hätte er Steine verschluckt die nun von innen gegen seine Magengrube drückten. Hinzu kam noch das er sich wie ein offenes Buch vorkam indem sein Vater nach Belieben herumblättern konnte. Anders als Thor sah der Weißhaarige ihn mitleidig und gütig an, so dass er es unüblicher weise war, der dem Blick nicht standhalten konnte. Und als ob das alles nicht schon genug wäre, nahm Odin ihm mit zwei Handgriffen die so verhasste Mundfessel ab. “Nun Loki, sprich. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?” Lokis immer noch gefesselten Hände gingen beide sofort zu seinem Kiefer und strichen über die Stellen die von dem eng angebrachten Metall bereits gerötet waren. Er zog scharf Luft ein und verschob seinen Mund ein paar Mal um das taube Gefühl los zu werden. Mit einem prüfenden Blick zu seinem Bruder richtete er sich nun wieder vollends auf und räusperte sich ein paar Mal, da seine Stimme doch für seine Verhältnisse lange unbeansprucht gewesen war. Seine Augen wanderten wie üblich interessiert im Raum umher, bis sie wieder vorne auf dem immer noch wartenden König hängen blieben und er gespielt lächelte. “Was soll ich sagen außer; es war alles Thors Schuld.” Kapitel 2: Zwietracht --------------------- “Du wagst es ernsthaft~” Nun mischte sich auch Thor wieder ein und war fassungslos über die Dreistigkeit die sein Bruder an den Tag legte in dem er versuchte sich mit seinen Lügen aus der Schlinge zu ziehen. “Halt ein Thor”, sprach der ältere Mann als sein ältester Sohn drauf und dran war auf den jüngeren los zu gehen. Er war sich über die Geschehnisse auf der Erde durchaus im Klaren, gerade deshalb stellte er die nächste Frage. “Und wie kommst du zu dieser doch weit hergeholten Beschuldigung?” Odin war zu diesem Zeitpunkt noch unklar welche Strafe er für seinen Sohn aussprechen sollte, nach all dem was er auf Midgard angerichtet hatte. Ein breites Grinsen zierte seine Lippen während er sich die Worte im Kopf zusammenlegte, doch es war kalt und verächtlich und richtete sich gezielt gegen den blonden Donnergott. “Das ist ganz einfach zu erläutern, es war immerhin Thor und sein Idiotenverein der die Ankunft der Chitauri in eine riesige Schlacht verwandelte und eine ganze Zivilisation auslöschte. Wenn dann sollte er es doch sein dem eine Strafe zugeführt wird, oder das Leben von ein paar Menschen auf Midgard plötzlich mehr wert als das abertausender Chitauri?” Das war genug für Thor, er stürmte auf den Schwarzhaarigen zu und haute ihn mit einem Schlag gezielt in die Magengrube. “Du bist des Wahnsinns Loki. Sie sind auf der Erde eingefallen wie eine Plage. Bereit alles auszulöschen was sich ihnen in den Weg stellt, alles was wir taten war sie daran zu hindern. Es gab keine andere Möglichkeit die Invasion zu stoppen. Und an all dem bist einzig und alleine du schuld!” Durch den Schlag hustete der Schwarzhaarige auf und holte einmal tief Luft bevor er sich wieder in seine ursprüngliche aufrechte Pose aufstellte und dem blonden erneut verachtend entgegengrinste. “Invasion? Du bist wirklich zu dumm um zu verstehen was auf Midgard wirklich vorgefallen ist. Die Chitauri mögen ein kriegerisches und feindseliges Volk gewesen sein, allerdings verfügten sie auch über sehr fortschrittliche Technologie. Auf dem Gebiet der Biomechanik gab es bisher keine vergleichbaren Waffen, die wir für das bevorstehende gut gebraucht hätten. Aber du und deine kleinen Freunde musstet euch ja unbedingt einmischen und sie alle ausrotten. Damit sind wir dank euch wohl alle dem Untergang geweiht, denn die Chitauri waren nichts im Vergleich dazu was uns noch bevorsteht.” Ernst wanderte er mit dem Blick zwischen den beiden Männern hin und her die ihm sprachlos entgegensahen. Jegliche Schuld von sich weisend hob Loki die Hände nach oben und zog die Schultern hoch bevor er seine Arme vor seiner Brust verschränkte und um sie herum ging. “Aber bitte, ich habe nur versucht zu helfen, wenn ihr mich dafür bestrafen wollt dann nur zu. Ihr habt euer eigenes Schicksal bereits besiegelt.” “Hör nicht auf ihn Vater! Er versucht uns mit seinen Lügengeschichten zu täuschen, wie er es schon so oft versucht hat nur um seine eigene Haut zu retten.” Mit geballten Fäusten sah Thor dem jüngeren wutentbrannt entgegen und war fassungslos das Odin diesen Geschichten überhaupt noch gehör schenkte, nach allem was passiert war. “Du bist ein elendiger Lügner Loki! Niemand wird je wieder auf deine miesen Tricks reinfallen, ich hoffe du verbringst den Rest deines Daseins eingesperrt und isoliert als Gefangener.” Während er sprach war er bedrohlich auf seinen Bruder zugegangen und tippte noch anklagend mit dem Finger auf seinen Brustharnisch. Die Verbitterung war ihm ins Gesicht geschrieben und es war wieder Odin der ihn in seinem Tun bremste. “Thor, es ist genug”, sprach der Allvater während er etwas Platz zwischen ihnen schaffte und sich wieder seinem Adoptivsohn zuwandte. “Du wirst für das was du getan hast gerade stehen müssen wenn die Zeit gekommen ist Loki. Aber bis es so weit ist, bleibst du ein Gefangener Asgards und wirst somit im Westflügel eingesperrt.” Zur Bestätigung seines Beschlusses klopfte er wie schon zuvor dumpf mit dem Stab auf den Boden und nickte zwei Wachen zu die Loki aus dem Raum begleiteten. Für Thor war es eine Genugtuung mit anzusehen wie sein Bruder tatsächlich eingesperrt wurde. “Das war eine weise Entscheidung Vater, er ist einfach zu gefährlich um frei herum zu laufen und~” “Schweig still!”, rief der gealterte König seinem Erstgeborenen entgegen und musste kurz einmal verschnaufen um sich wieder zu sammeln. Die Dinge die Loki ihnen erzählt hatte, brachten ihn stark zum Nachdenken. Und er hatte bereits im Schlaf eine Vorahnung gehabt die alles andere als gut war. “Vater, ich weiß nicht womit ich dich so erzürnt haben könnte.” Odins Blick senkte sich zu dem kräftigen blonden Mann der ehrfürchtig vor ihm salutierte und von unten herauf zu ihm aufsah, voller Erwartungen und mit klarem Blick. “Thor…”, begann er in einem ruhigen Tonfall und sah sofort wie sein Sohn seine Augen kurz weiter aufmachte, “ich denke du solltest dir etwas Ruhe gönnen, nach der ganzen Aufregung.” Ihm war sofort klar auf was sein Sohn immer noch aus war, doch er musste ihn wohl noch etwas vertrösten, zudem wusste er, würde er seinen Sohn zu früh auf den Thron setzen, so könnte ihn das ganze schnell überfordern. Und in seinen Augen war er immer noch nicht bereit dafür diese Verantwortung zu tragen. In seiner Hoffnung auf den Thron erneut gebremst nahm er das Wort seines Vaters trotzdem an und verbeugte sich noch mal bevor er den Raum durch den Mittelgang verließ. Zur selben Zeit wurde Loki einen der langen Gänge entlang geführt der ihm bereits seit seiner Kindheit sehr vertraut war. Und gerade als sie vor der Tür anhielten um sie zu öffnen, hörte er schnelle Schritte hinter sich und kurz darauf eine bekannte Stimme die den Wachen befahl zu stoppen. Er war nicht wirklich froh darüber das er ihr nun auch noch gegenübertreten musste, und hoffte es schnell hinter sich zu bringen. “Hallo Mutter”, sagte er mit einem genervten Unterton, bekam allerdings als Antwort zuerst einmal eine Ohrfeige bevor die ältere Frau ihn in seine Arme schloss und sich an ihm festklammerte. Innerlich fragte er sich ob sie sich mit Thor abgesprochen hatte, da beide ihn auf dieselbe Wange schlugen und diese dadurch bereits stark gerötet war. //Muss wohl in der Familie liegen…//, schoss es ihm durch den Kopf, während er die Umarmung einfach über sich ergehen ließ und mit emotionslosem Blick vor sich hersah. Bei ihrer letzten Begegnung hatte er die tiefe Enttäuschung in ihren Augen wahrgenommen als Thor ihr von seinen Lügen erzählte und ihn somit seine perfiden Pläne durchkreuzte. Als Frigga sich von ihm löste, traf ihn nun ein ganz anderer Blick. Es dauerte eine Weile bis er begriff das es Erleichterung war die sich in ihrem Gesicht spiegelte. “Du bist wieder hier, jetzt wird alles gut”, sagte sie ihm hoffnungsvoll entgegen und hatte eine seiner Hände in ihre gelegt während sie über seinen Handrücken strich. Für Loki war es ein groteskes Schauspiel mit anzusehen wie die gealterte, einst schönste Göttin von ganz Asgards, nur noch ein Schatten ihrer selbst war und sich geradezu an den alten Zeiten und auch an ihm festklammerte. In einer schnellen Bewegung entzog er seine Hand ihrer Berührung und sah sie kalt und verachtungswürdig an. “Nichts wird gut.”, zischte es scharf aus seinem Mund und er hielt es für das Beste keinen Kontakt mehr zu ihr zu haben, um ihre Hoffnung auf ein friedliches Familienleben im Keim zu ersticken. “Falls du es schon vergessen hast, ich habe euch den Rücken gekehrt und bin nicht freiwillig hier. Ob ich hier gefangen bin, oder in einem Gefängnis der Erdenbewohner, spielt für mich keine Rolle.” Er presste noch die Lippen zusammen und ließ sich dann weiter bis in die Räumlichkeiten abführen, hinter denen sich sein goldener Käfig befand. Frigga blieb in ihrer Verzweiflung zurück und sah auf ihre Hände, sie machte keine Anstalten zu gehen, war aber auch nicht bereit ihm zu folgen. Es war ein großer Aufwand den Odin betrieben hatte diesen Raum umzugestalten. Früher war es einmal eins der vielen leerstehenden Schlafzimmer gewesen, nun stand darin lediglich ein hell ausgeleuchteter Glasraum mit allem was nötig war um zu überleben. Sogar Bücher standen ihm zur Verfügung. Loki hatte noch nie ein Problem mit Gefangenschaft gehabt. Er wählte immer den Weg des geringsten Widerstandes, es reichte ihm mit seinen Gedanken und seiner Magie alleine zu sein. Außerdem war er ein sehr geduldiger Mann, denn wie sein Vater es bereits gesagt hatte, würde der Tag kommen an dem sie seine Hilfe wieder brauchen werden. Nachdem ihm seine Handschellen abgenommen wurden, nickte er den beiden Wachen noch zu und sondierte dann mit seinen Augen jeden Winkel, jeden Kratzer und jeden noch so kleinen Makel. Vor allem der verschlossenen Eisentür schenkte er etwas länger seine Aufmerksamkeit bevor er auch von dieser abließ. Er fuhr mit seinen Fingern an der Glasscheibe entlang und schnappte sich eines der Bücher um sich damit auf die Bridge zu setzen, die eins der wenigen Möbelstücke des Raumes darstellte. Abends fand Odin seine Frau auf dem großen Balkon den man vom Thronsaal aus erreichte. Er wusste, dass sie immer dort verweilte wenn sie etwas auf dem Herzen hatte, und er musste nicht lange darüber nachdenken was in ihr vorging. Stumm stellte er sich neben sie und bestaunte eine Weile die prächtigen Bauten seines Reiches, die im Abendrot der untergehenden Sonne erstrahlten. “Ist es das, was du wolltest?”, fragte sie gedankenverloren in die Weite des Landes und drehte sich dann zu ihrem Gatten um. “Ich frage dich das ernsthaft. Denn ich weiß nicht wie ich an die goldene Zukunft glauben soll, von der du so oft predigst, während unsere beiden Söhne von ihrer Wut und ihrem Hass zerfressen werden. Also sag mir bitte, dass das alles zu einem deiner gut durchdachten Pläne gehört.” Es war mehr als sie ertragen konnte, und es war nicht im Geringsten das, was sie sich für ihre Kinder gewünscht hatte. Leider bekam sie keine klare Antwort auf ihre Fragen, da der Allvater lediglich eine Hand auf ihre Schulter legte und ihr vertrauensvoll entgegenblickte. “Die Zukunft für die sich unsere Söhne entscheiden, liegt alleine bei ihnen selbst. Es gibt eine Höhere Macht, allerdings braucht es seine Zeit bis man den Weg einschlägt der das Schicksal für einen bereitlegt. Also hab einfach etwas Geduld mit ihnen.” Tatsächlich besänftigten sie die Worte Odins etwas, doch die Sorgen um ihre Kinder konnten sie ihr trotzdem nicht vollends nehmen. Kapitel 3: Dunkelheit --------------------- 3. Dunkelheit In den folgenden Monaten machte es den Anschein als wäre wieder Ruhe in Asgard eingekehrt. Am Anfang wurde noch viel über den gefallenen Königssohn gemunkelt, doch nach einer Woche widmeten sich die Bewohner des Himmelsreiches wieder ihren alltäglichen Pflichten. Es lag schon immer in der Natur des Menschen unangenehme Dinge schnell aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Es war als hätte es den Gott der Zwietracht nie gegeben. Auch für Thor ging sein Leben weiter, er war umgeben von seinen Freunden, trainierte hart um noch stärker zu werden und amüsierte sich allabendlich auf Festen. Doch es verging kein Tag an dem er nicht durch irgendetwas daran erinnert wurde, dass sein Bruder eingesperrt in seinem Glaskäfig saß und hoffentlich endlich bereute was er getan hatte. Er selbst dachte oft darüber nach, ob er irgendetwas hätte tun können um das alles zu verhindern, um mehr gehör zu bekommen oder ihn zumindest davon hätte abhalten können das Portal zu öffnen. Doch so oft er sich im Stillen den Kopf darüber zerbrach, es brachte ihn nicht weiter, und ändern konnte er nun eh nichts mehr. So vergingen noch weitere Wochen bis die Dunkelheit Asgard schließlich heimsuchte und Thor nach mehreren Angriffen schließlich dazu gezwungen war die Hilfe seines Bruders einzufordern. Es kostete ihn vieles an Überwindung die eisigen Hallen seines Gefängnisses aufzusuchen und sein Gang wurde mit jedem Schritt schwerer. Er hatte nicht gerade große Sehnsucht danach das selbstgefällige Grinsen des Jüngeren wieder zu sehen, vor allem nicht wenn er ihn um etwas bitten musste. Loki war, was Geräusche anbelangte, sehr empfindliche geworden. Abgeschottet von allem und nur mit sich beschäftigt spürte er förmlich wenn sich ihm jemand näherte, doch manchmal spielte ihm sein Verstand auch nur einen Streich. Zu oft hatte er schon Personen in seiner Zelle oder davor stehen gesehen, die sich mit ihm unterhalten hatten, aber kurz darauf wieder verschwunden waren. Reglos saß er auf der Bridge und verfolgte den Blonden mit den Augen. “Thor, welcher glücklichen Fügung habe ich denn deinen Besuch zu verdanken?” Einladend breitete er seine Arme aus, als wolle er stolz sein Reich präsentieren. “Ich würde dir ja einen Stuhl anbieten, aber ich habe leider keinen.” Kurz machte er eine Pause und merkte, dass der Ältere alles andere als zu Scherzen aufgelegt war, was Loki nur noch mehr amüsierte. Er konnte sich bereits ausmalen, dass sie in Schwierigkeiten steckten und er nun seine Hilfe benötigte. Grund genug diesen Moment noch ein wenig auszukosten und sich die stolze Erscheinung seines Bruders genau einzuprägen. Sein Grinsen schrumpfte auf ein leichtes lächeln während er einmal die Augen schloss und innerlich sehr erleichtert war endlich aus diesem Glaskasten heraus zu kommen. “Du musst schon sehr verzweifelt sein, wenn du zu mir kommst um mich um Hilfe zu bitten.” Thor presste angespannt den Mund zusammen da er genau wusste, sein Bruder hatte keine Intentionen ihm zu helfen. Er hatte nichts was er ihm anbieten könnte und am schlimmsten war für ihn, das er sich in seiner Gegenwart immer unterlegen fühlte. “Ich warne dich Bruder”, fing er mit seinen üblichen Drohgebärden an und kam bis dicht an die Glasscheibe. “Wenn du es wagen solltest mich zu betrügen, werde ich dich töten!”, seine Stimme zitterte vor Aufregung, und es war auch Furcht die ihn überkam. Furcht davor, dass er seine ernst gemeinten Worte wirklich in die Tat umsetzen musste. Denn er war es bereits gewohnt von dem Jüngeren betrogen zu werden. Loki nahm die Worte mit einem stummen nicken an und fiel sofort wieder in seine übliche Rolle. “Und wann fangen wir an? Erklärst du mir jetzt deinen Plan, oder kann ich mich vorher noch umziehen? Ich meine, immerhin trage ich diese Sachen bereits seit 5 Monaten.” Er zupfte kurz an der bereits zerlumpten Kleidung und richtete sich dann eher gebrechlich auf. “Du glaubst gar nicht wie sehr es mich in diesem Moment nach etwas Wein und einem heißen Bad verzehrt”, brachte Loki hervor und sah gespannt dabei zu, wie die schwere Metalltür geöffnet wurde und ihm in diesem Moment die Freiheit geschenkt wurde. Er atmete einmal tief durch, bevor er über die Schwelle trat und nun nicht mehr durch die lästige Scheibe von seinem Bruder getrennt war. “Ein Bad nehmen kannst du wenn wir fertig sind, jetzt komm endlich”, gab Thor an und wartete darauf das sein Bruder sich endlich etwas beeilte. Während sie sich hier unterhielten, waren tapfere Männer dabei ihr Leben zu verlieren und abgesehen davon spürte er immer noch die Kluft die zwischen ihnen herrschte, weshalb er schon dem Moment entgegensehnte in dem sie nicht mehr unter sich waren. Immer wieder musste sich Loki an der Wand abstützen und Pausen einlegen, die lange Zeit in Gefangenschaft forderte ihren Tribut. Er war es nicht gewohnt so viel zu gehen, außerdem war seine Wahrnehmung immer noch von Halluzinationen beeinträchtigt. Hinzu kam noch, dass sich seine Augen an das fahle Licht der Zelle gewöhnt hatten und ihm das grelle Tageslicht Kopfschmerzen bereitete. “Warte…”, kam es mehr genuschelt von ihm, während er sich eine Hand schützend vor die Stirn hielt und mit der anderen nach Halt suchte. Immer wieder kniff er die Augen fest zusammen und tastete sich über die kalte Mauer zu seiner rechten. Doch plötzlich stockte er als sich anstelle der Mauer etwas Warmes unter seine Handfläche schob und er kurz darauf mit einem Ruck den Boden unter den Füßen verlor. “Wa~” Seine Augen rissen sich geradezu auf als er sich nun sehr schnell bewegte, und das ohne überhaupt seine Füße zu bewegen. Hecktisch wanderten seine immer noch müden Augen herum und er stützte sich an den breiten Schultern Thors ab um festzustellen das dieser ihn gerade wie einen Hafersack über der Schulter trug. “Ist das dein Ernst?”, kam es mit einem ironischen Unterton wie aus dem Lehrbuch für fortgeschrittene Egozentriker. “Wir dürfen keine Zeit verlieren, für Streitereien ist später noch genug Zeit.” Enthusiastisch versuchte Thor selbst das ganze auszublenden und ließ den Jüngeren schließlich einfach vor dem Haupttor des Palastes ab, um das schwere Tor zu öffnen, das sie vom Rest Asgards abschottete. Loki war noch dabei sich von dem Schüttelwaschgang Thors zu erholen, als er einen Mark durchfahrenden Ton vor ihnen hörte und sofort munterer wurde, als er die fremden Raumschiffe sah um die sich viele schwarze Wolken gebildet hatten und darunter das Schlachtfeld. “Du hast wohl wirklich bis zur letzten Sekunde gewartet Bruder.” Er hatte sich bereits gefragt was wohl passieren müsste, damit sie ihn wieder frei ließen, aber mit so etwas hatte selbst er nicht gerechnet. Thor hatte, nachdem der Durchgang frei war, noch zwei Pferde geholt und reichte eins der paar Zügel seinem Bruder, bevor er sich auf sein Ross schwang und darauf wartete das der Schwarzhaarige es ihm gleich tat. “Aber reiten kannst du doch hoffentlich noch”, kam es Keck vom Donnergott als Loki gerade dabei war angestrengt mit dem Fuß in den Steigbügel zu treten. “Du würdest dich wundern Bruder, was ich alles noch kann”, konterte er sofort und zog sich bis in den Sattel und ritt dann dem Älteren nach. Unterwegs erklärte Thor ihm die Einzelheiten was bis jetzt geschehen war und brachte ihn in eins der aufgeschlagenen Lager am Rande des Schlachtfeldes. Loki entgingen die schockierten und zum Teil verängstigten Blicke der Wachen nicht, worauf er lediglich die Stirn in Falten zog und hin und wieder einen mit einer Handbewegung stolpern ließ. Ja, er hatte es wahrlich vermisst Unfug zu stiften, doch seine Mine veränderte sich schnell als er in einem gut bewachten Zelt seinen alten Herren liegen sah, der leblos und bis zum Kinn von einem roten Umhang bedeckt war. Die Spuren des Kampfes standen ihm ins Gesicht geschrieben. “Es waren seine letzten Worte auf dem Schlachtfeld…” Die brüchige Stimme des Blonden ließ Loki erschaudern und er wandte sich ruckartig um als dieser ihm zum ersten Mal nach so langer Zeit seine Gefühle offenbarte, in dem er mit Tränen in den Augen vor ihm auf die Knie ging und sich einen Arm vor sein Gesicht hielt. “Hol Loki - hat er gesagt - Die Dunkelheit war stets sein stummer Begleiter.” Kapitel 4: Schlachtpläne ------------------------ Loki blieb unfähig etwas zu sagen während er sich in seinen Gedanken an die letzten Worte zurück erinnerte die Odin zu ihm gesprochen hatte. //Er wusste das seine Zeit bald um war, dummer alter Narr…//, dachte er verbittert während er auf den leblosen Körper starrte und im Hintergrund noch seinen ach so starken Bruder schluchzen hörte. Sein Kopf senkte sich während er leise anfangen musste zu lachen und dann immer lauter wurde. “Seht ihn euch an, der ach so mächtige Thor, Gott des Donners, König von Asgard. Sitzt auf dem Boden und weint sich die Augen aus wie ein kleines Mädchen” Jedes Wort das er ausspie verfehlte seine Wirkung nicht. Im Gegenteil, der Blonde hörte sofort auf zu schluchzen und blickte mit immer noch verquollenen Augen zu dem jüngeren auf. “Steh auf du Klotz!”, befahl Loki dem König und packte ihn noch an seinem Brustpanzer um ihn wieder auf die Beine zu bekommen. “Reiß dich gefälligst zusammen! Der Tod hatte ihn ehrenhaft auf dem Schlachtfeld ereilt, das ist alles was man sich als König nur wünschen kann. Er wird als Held in die Geschichte eingehen, aber das nur wenn du diese Schlacht noch zum Sieg führst. Ansonsten war sein Tod vergebens und wir werden ihm auf direktem Wege nach Walhalla folgen” Für Thor waren die Worte vergleichbar mit einem Wurf in eiskaltes Wasser. Er konnte dem folgen worauf sein Bruder hinaus wollte und schaffte es somit sich einigermaßen zusammen zu reißen. Wenn es eine Eigenschaft gab die er wirklich an Loki bewunderte, dann war es wohl seine Selbstbeherrschung. Zu jedem Zeitpunkt immer zu verbergen was man wirklich fühlte, das war für ihn selbst undenkbar. “Also gut”, sagte der Donnergott gefasster und konnte sich nach diesem kleinen Ausbruch wieder seiner eigentlichen Aufgabe widmen. So ungern er sich das eingestand, er brauchte Loki wirklich um das alles durchzustehen, um nicht selbst wahnsinnig zu werden. Gerade als sie darüber berieten wie sie weiter vorgehen konnten, wurde der Vorhang des Zeltes angehoben und vier weitere bekannte Personen traten herein, die alles andere als Erfreut waren den Schwarzhaarigen hier zu sehen. “Was macht er denn hier?”, brach Volstagg sofort los und war entsetzt darüber wie ruhig Thor neben seinem Bruder dem Verräter wirkte. “Hast du etwa schon vergessen was dieses Aas alles getan hat? Dank ihm wärst du beinahe für immer als Sterblicher auf der Erde geblieben, in dem Glauben auf ewig ein Verstoßener Asgards zu sein. Wir sollten zusehen wie wir unsere Situation verbessern können, statt sie noch zusätzlich zu verschlechtern” Während der Rede hatte Loki nicht lange gefackelt und damit begonnen mit einer Hand den Bart des Kriegers in Brand zu stecken. Als dieser den Rauch an sich aufsteigen sah, verstummte er sofort und verließ brüllend das Zelt. Außer dem jungen Zauberer amüsierte sich niemand über das Schauspiel, und er hörte auf zu lachen als die übrig gebliebenen, einschließlich seines Bruders ihn ernst ansahen. “Wollte sonst noch jemand etwas sagen?”, fragte er noch unbekümmert und bewegte seine Finger, bereit den nächsten Zauber auf einen der drei loszulassen falls sie es auch nur wagten etwas gegen ihn zu sagen. “Er wird uns helfen, außerdem war es der letzte Wunsch meines Vaters, und wir alle wissen was für ein weiser Mann er gewesen ist” Betretenes Schweigen machte sich breit, bis Volstagg mit seinem angesengten Bart zurück in die Runde trat und sie nun zu sechst weiter darüber diskutierten wie sie vorgehen konnte. Loki brachte dabei die entscheidende Raffinesse ins Spiel, mit der sie durch ungewöhnliche Vorgehensweisen alle feindlichen Streitmächte zu einem Punkt bringen konnten, und dort dann mit voller Härte zuschlagen konnten. Es war Lokis alte Leidenschaft sich mit dem Gegner augenscheinlich zu verbünden und ihn so von innen heraus auszuspionieren, ihm falsche Informationen zukommen zu lassen und ihn gegebenenfalls sogar zu vernichten. Alle Anwesenden waren alles andere als begeistert von dem Plan, da immer noch großes Misstrauen gegenüber dem Gott der Zwietracht herrschte. Allerdings hatten sie keine andere Wahl und so kamen sie spät nachts zu einem vollendeten Plan, der sehr riskant war, aber momentan das einzige war was sie hatten. Thor hielt seinen Bruder noch am Arm zurück, als dieser bereits bei den Pferden war und sich darauf vorbereitete ins feindliche Lager zu reiten. Es war dem blonden Hünen einfach nicht möglich, Loki ohne ein weiteres Wort ziehen zu lassen, nachdem er seinen Vater einen Tag zuvor bereits verloren hatte und nun auch noch sein Bruder ohne mit der Wimper zu zucken bereit war, sein Leben aufs Spiel zu setzten. Hatte er sich wirklich so sehr in seinem Bruder getäuscht? Immerhin hatte sich dieser bis jetzt nur als Verräter, egoistischer Egozentriker oder Wahnsinniger präsentiert. Doch welches Ziel verfolgte er wirklich, wenn er ohne eine Gegenleistung einfach bereit war für den Frieden Asgards zu kämpfen. Oder war alles am Ende Teil seines eigentlichen Plans, nun geschickt auf die dunkle Seite zu wechseln, um allen Asen endgültig eins auszuwischen und somit triumphierend als Sieger aus einer Schlacht hervor zu treten, in der er nicht einen Finger gerührt hatte. Diese Ungewissheit beunruhigte ihn so stark, dass er es unmöglich zulassen konnte ihn ziehen zu lassen, bevor er keine klaren Antworten bekommen hatte. Sein hoffnungsvoll verzweifelter Blick brachte auch in die Augen des Schwarzhaarigen wieder mehr Leben, so dass sie sich für einen kurzen Moment sprachlos gegenüberstanden, bis Loki seinen Arm von der großen Hand seines Bruders losriss, weiter den Gurt am Sattel festzog und versuchte ihn und seine seltsamen Blicke zu ignorieren. Thor beobachtete das sture Verhalten seines Bruders und wurde dadurch schnell an ihre Kindheit erinnert, in der es des Öfteren vorgekommen war, dass er sich ihm gegenüber so verhielt und zwar jedes Mal, wenn er sich bedrängt fühlte. Doch dieses Wissen hielt den Donnergott keineswegs ab, im Gegenteil, nun wollte er ihn erst recht weiter in die Ecke drängen, so konnte er vielleicht wirklich mehr über die wahren Absichten seines Bruders erfahren. Erneut griff er nach dem, für asenische Verhältnisse, schmächtigen Arm und zog ihn sich heran. Nur für einen Moment ließ sich der Schwarzhaarige mit dem Oberkörper schlaff mitziehen, bevor er sich gegen den Griff erneut zu wehren begann und seinen Arm wieder zurückzog. Dies ging ein paar Mal hin und her bis er seinen Arm mit Hilfe seiner Magie kurz blasser werden ließ und Thor somit ins leere griff. Überlegen zog er einen Mundwinkel hoch und hob noch eine Augenbraue an, als wollte er sagen: “Mit mir nicht Bruder” Da er nun damit fertig war das Pferd zu satteln, hielt er sich an einem der Riemen fest, bereit aufzusteigen, kam aber nicht wirklich dazu, da Thor nun dazu übergegangen war ihn von der Seite zu Boden zu schubsen und weiter auf ihn zukam. Sauer stützte Loki sich vom Dreckigen, bereits von Pferden zertrampelten, Erdboden auf und schüttelte die frisch angezogene Robe ab, die nun seitlich von Schlamm bedeckt war. “Ist das etwa deine Art mir eine gute Reise zu wünschen? Ich bin keiner deiner Saufkumpanen” Sofort nach seinem Satz wurde er erneut vom Größeren an der Brust zurück in den Dreck geschubst. “Thor!!!” Zischte er nun mittlerweile kochend vor Wut. “Wenn du damit erreichen willst, dass ich es mir anders überlege, dann mach nur so weiter” Zum zweiten Mal richtete er sich wieder auf und verdrehte nur die Augen als er nun auch die andere Seite sah. Mit Hilfe seiner Magie befreite er sich schnell von den Schlammresten und zielte als nächstes auf die Füße seines Bruders um ihn hinfallen zu lassen und dabei zu zusehen, wie er es war der sich nun verdreckt vom Boden erhob. “Ich denke das sollte es nun gewesen sein”, sagte er um dieser Albernheit selbst ein Ende zu setzten und wand sich von Thor ab und dem Sattel entgegen. Er war noch paralysiert vom seltsamen Verhalten des Blonden, das er gar nicht so schnell reagieren konnte wie er an der Schulter herumgewirbelt wurde und nun direkt zwischen dem Sattel und Thor, der sich vor ihm aufgebaut hatte eingeschlossen war. Loki setzte an etwas dazu zu sagen und schaffte es auch nach zwei Anläufen, indem er zuerst seine Hände bestimmend gegen die Brust seines älteren Bruders legte und ihn weg schob. “Ich bin auch keins deiner betrunkenen Weibsbilder, das du mit einem deiner Blicke um den Finger wickeln kannst” Da er mit seiner körperlichen Kraft nicht weiter kam, setzte er wieder seine Magie ein und verpasste dem Donnergott einen Stoß der ihn ein paar Schritte zurückstraucheln ließ. So bedrängt zu werden hasste er wie nichts anderes. Er musste sich kurz sammeln und ließ Thor dabei nicht aus den Augen. Es machte Loki einfach wahnsinnig wie er dort einfach nur stand und ihn fixiert hatte. “Was willst du verdammt!?”, seine Stimme klang beinahe etwas hysterisch. Und er wäre wohl augenblicklich aus der Haut gefahren, würde nicht sofort auf seine Frage die Antwort seitens seines Bruders folgen die darin bestand, dass er ruhig auf ihn zukam und eine Hand in seinen Nacken legte, wie er es immer tat wenn er ihm im Vertrauen etwas erzählen wollte. Etwas beruhigter von der nun nicht mehr ganz so bedrohlichen Situation wartete er ungeduldig darauf was sein Bruder ihm noch mit auf den Weg geben wollte und hatte bereits so eine Ahnung. //Jetzt wird er mir wieder etwas davon erzählen das er mich töten wird wenn ich einen Fehler begehe, wenn er mir nicht sogar mit Verbannung droht. Fragt sich nur, was davon schlimmer wäre. Aber egal wie viel er mir auch droht, es ändert nichts daran dass das Schicksal der Asen tatsächlich in meinen Händen liegt. // Erheitert durch den inneren Monolog den er mit sich selbst führte, hatte er die Augen geschlossen und schmunzelte kurz auf, bevor er seine Augen öffnete und das große Gesicht des Donnergottes dicht vor sich sah. Immer noch spürte er die warme Hand in seinem Nacken und stockte verwirrt in all seinen Regungen als der Blonde die letzten Zentimeter überwand und ihm mit geschlossenen Augen seine Lippen aufdrückte. Sofort verkrampften sich seine Hände in der Luft während seine Augen weit aufgerissen waren und er für unglaublich lange drei Sekunden unfähig war eine Reaktion zu zeigen, bevor er den, allen Anschein nach, wahnsinnig gewordenen Thor mit einem erneuten Schlag zwei Meter weit von sich schlug und danach anfing zu grinsen. “Und ich dachte ich bin es der halluziniert, dabei bist du es wohl der mich gerade mit einer Hure verwechselst” Sein Mund verzog sich angewidert und er spuckte seinem Bruder noch vor die Füße, bevor er endlich auf das Ross aufstieg und mit einem Augenzwinkern davon ritt. Anders als er sich das gedacht hatte, war es nun Thor selbst der verwirrt drein blickte und entgegen seines Vorhabens mit noch mehr unbeantworteten Fragen zurück blieb. Hinzu kam noch das aufkommende Verlangen das ihn überkam, als er den Schwarzhaarigen so dicht vor sich hatte. Es gab schon oft solche Momente zwischen ihnen, in denen er sich eingebildet hatte eine gewisse Anziehungskraft zu Loki zu spüren, aber bis jetzt hatten diese Momente meistens mit einem Scherz oder einem Dummen Spruch seines Bruders geendet. Selbst jetzt, als er ihn direkt auf die Lippen geküsst hatte, schaffte es der junge Zauberer tatsächlich noch sich aus der Situation zu winden und ihn mit einem zwinkernden Auge und vielen Fragen zurück zu lassen. Kapitel 5: Siegreiche Lügen --------------------------- Lokis Silberzunge zeigte erneut ihre Wirkung. Er schaffte es binnen weniger Minuten die Dunkelelfen davon zu überzeugen das er bereit war die Seiten zu wechseln, wenn sie ihm dafür Asgard überließen und bot ihnen im Gegenzug sein Wissen und seine Macht im Kampf gegen die Asen an. Genau prägte er sich alles was er von ihnen erfahren konnte ein und erklärte ihnen genau wo die Schwachpunkte der Asen lagen und sie am besten angreifen konnten. Nach der langen Nacht und dem Nervenkitzel den er verspürt hatte, während er zum Anführer der Dunklen Macht gebracht wurde, gönnte er sich nun endlich eine Auszeit von allem um sich herum. Mithilfe seines Stabes schaffte er eine Illusion die ihn zurück in seine Zelle führte, was ihm dabei half einen kühlen Kopf zu bewahren und seine Kräfte zu sammeln. Das fein gewobene Geflecht aus Lügen aufrecht zu erhalten kostete ihn viel Kraft und er durfte sich in so einer heiklen Situation keinen einzigen Fehler erlauben. Wenn jetzt nichts mehr schief ging, dann würde sich am kommenden Tag alles zu seinen Gunsten entscheiden. So oder so, er konnte nicht verlieren. Selbst wenn sein Bruder und seine Gefährten scheiterten, so blieb ihm immer noch die Möglichkeit die Seiten tatsächlich zu wechseln. Wobei der Anführer der Dunkelelfen nicht den Anschein machte als ob er sein Wort halten würde und somit ihm Asgard überließ. Vielmehr war er darauf aus alle Informationen für sich zu nutzen und ihn, sobald er keine Verwendung mehr für ihn hatte, genau wie alle anderen Asen, töten würde. Von diesem Blickwinkel aus gesehen war es wohl besser für ihn, wenn sein Bruder als Sieger aus dieser Schlacht hervorging. Wie es danach weitergehen würde, darüber konnte er sich später noch Gedanken machen. Nachdem er so viele Monate abgeschottet von der Zivilisation zugebracht hatte, gewann seine Momentane Freiheit eine ganz neue Bedeutung für ihn. Die körperliche und seelische Einsamkeit war selbst an ihm nicht spurlos vorbeigegangen, was er immer deutlicher daran merkte das es ihm immer wieder schwer fiel mit mehreren Personen in einem Raum zu sein und seine Geräuschempfindlichkeit. Ein stückweit gab die Illusion seiner Zelle ihm Sicherheit, immerhin war es der sicherste Ort den er im Augenblick hatte. So genoss er die angenehme Stille noch eine Weile, bis der Abend über das Land einbrach und sie sich schließlich auf den Weg machten. Der Plan war ebenso einfach wie riskant. Er sah vor, das Loki die Dunkelelfen zu einem großen Tal führen sollte und mit Hilfe seiner Magie eine Illusion schaffte die sie glauben machte, die Asen würden dort auf sie warten. Sobald sie dann bis ins Tal vorgedrungen waren, konnten sie ihre zuvor drapierte Falle, in Form von Spiegeln, die ihre Gegner blenden sollte, zuschnappen lassen und sie somit im weiteren Kampf schwächen. Es war allgemein bekannt das die Dunkelelfen tagsüber schwächer waren und durch das wandeln in der Dunkelheit empfindlich gegenüber hellem Licht. Es war also alles eine Frage des Timings. Soweit ging der Plan auch auf, nur war der Anführer der Dunkelelfen nicht ganz so leichtgläubig wie er zuerst schien, und so bestand er darauf das Loki mit ihnen ins Tal schritt und somit mitten unter ihnen war als sie auf die Illusion zuritten. Unter dem enormen Druck aufzufliegen blieb ihm nichts anderes übrig, als die Illusion so lange wie möglich aufrecht zu erhalten und den Schein des Verbündeten zu wahren. Die Anspannung war seinem Gesicht genau abzulesen, seine Augen waren wach und er biss die Zähne bereits fest zusammen um die Konzentration auf das von ihm geschaffene Heer nicht zu verlieren. Als der erste Dunkelelf einen Schlag ins leere tat und sich das Trugbild kurz darauf auflöste, wanderten alle Blicke fragend herum bevor sie nach hinten bis zum Verursacher des ganzen fanden. Loki hatte sich diesen Moment der Verwirrtheit zu nutzen gemacht um ein weiteres Trugbild seiner selbst auf das Pferd zu setzen und versuchte geduckt aus der Menge zu verschwinden. Zu seinem Vorteil hatten die Asen nun auch endlich die Spiegel hochgezogen und auf das Tal gerichtet, wodurch sich die Dunkelelfen unfähig waren ihn zu sehen und teilweise herumirrten. Einige fingen sogar an wie wild um sich zu schlagen und verletzten dabei ihre Verbündeten. Durch die ausbrechende Panik hatte er es beinahe bis aus dem gröbsten geschafft, wurde aber kurz vor den schützenden Wäldern doch noch vom Anführer zurückgehalten, er hatte sich wohl im rechten Augenblick schützen können und war sofort dazu übergegangen die Spiegel zu zerschlagen. “Du warst das!”, keifte der Anführer erzürnt während er Loki am Hals packte und ihn brüllend zurück in die Mitte mit sich zog. “Einmal ein Verräter, immer ein Verräter. Aber das soll dein letzter Streich gewesen sein Loki!” In seiner Wut vergaß der Anführer alles um sich herum und hatte zu diesem Zeitpunkt nur noch ein einziges Ziel, und zwar die Vernichtung dieses Störfaktors, der es tatsächlich gewagt hatte ihn reinzulegen und das auch noch mit Erfolg. Seine Hand krallte sich so fest durch die blasse Haut des Schwarzhaarigen, und ließ ihn für mehrere Sekunden vergebens nach Luft japsen. Loki sah nur noch verschwommen die Umrisse der kämpfenden Krieger und auch die Stimmen wurden zunehmend undeutlicher. Mit letzter Kraft schaffte er es seinen Körper kurzzeitig zu dematerialisieren und somit hustend auf dem Boden zu landen. Sein wütender Gegner fackelte nicht lange und hob seine geballten Fäuste hoch in die Luft, um sie im nächsten Moment mit Schwung auf den am Boden liegenden herab stürzen zu lassen. Doch bevor er mit seinen Fäusten überhaupt in die Nähe des Gottes kam, wurde er von einem grellen Licht gebremst das sich als die Waffe Mjölnir herausstellte. Ein grelles metallisches Klirren war zu hören und eine enorme Druckwelle ging durch das Schlachtfeld bei der Kraft die zwischen dem Hammer und den Fäusten freigesetzt wurden. Loki hatte bereits die Augen geschlossen gehabt als der dunkelhäutige zum Schlag ausgeholt hatte. Umso überraschter war er über die folgenden Geräusche. Im ersten Moment als er seine Augen öffnete, sah er einfach nur diese leuchtend helle Signalfarbe rot, doch als sich seine Augen ein zweites Mal öffneten, erkannte er den wehenden Umhang und den breiten Rücken seines Bruders vor sich. Sofort machte sich Erleichterung in ihm breit und er hielt sich seinen Hals, während er sich vom Boden erhob. “Früher konntest du es wohl nicht einrichten”, kam es gewohnt patzig vom Schwarzhaarigen. Sofort zog er seine Waffe zu sich ran und stieß einige Energiestöße damit aus um angreifende Gegner zurück zu schleudern und positionierte sich dann Rücken an Rücken zu seinem älteren Bruder. “Ich dachte du hast eine Schwäche für große Auftritte”, scherzte Thor zurück und musterte zunächst einmal den Zustand des Jüngeren. Die Blessuren an seinem Hals wie auch die Müdigkeit seiner Augen verrieten ihm, dass er bereits stark geschwächt war. Loki jedoch kam, trotz seiner körperlichen Erschöpfung, gerade erst richtig in Schwung. “Ach, einen großen Auftritt nennst du das? Natürlich habe ich dafür eine Schwäche, allerdings nur wenn es meine eigenen sind” Er konnte es sich selbst nicht nehmen lassen aufzugrinsen und haute nebenher immer wieder einen angreifenden Dunkelelfen weg. “Wann hast du denn zuletzt einen großen Auftritt hingelegt? Und jetzt verschon mich bitte mit Midgard. Du~” “GENUG!!!” Eine zornige laute Stimme unterbrach die beiden Brüder in ihrem Dialog und zog ihre Aufmerksamkeit auf den großgewachsenen Dunkelelfenanführer, der gerade im Begriff war vor Wut zu platzen. Entschlossen tauschten sie kurz einmal Blicke aus bevor Thor direkt auf ihn zustürmte, während sein Bruder ihm Rückendeckung gab und Andere Angreifer von ihm fern hielt. Der Zweikampf schien erst zu viel für den Donnergott, da sein Gegner über enorme Kräfte verfügte. Er verbrachte den ersten Teil des Kampfes nur damit auszuweichen und nach Schwachstellen zu suchen. Erst als er einen Blick auf seinen Rücken erhaschen konnte, kam ihm die entscheidende Idee. Da sein Bruder es ebenfalls gesehen hatte, schaffte dieser ihm einen Doppelgänger um die Aufmerksamkeit des Feindes auf diesen zu lenken, damit er ungehindert angreifen konnte. Sofort begann er damit, Mjölnir in einer Hand herum zu wirbeln und stürmte von hinten auf den Anführer zu, der noch mit dem Doppelgänger beschäftigt war und erst im letzten Moment realisierte, das er erneut hinters Licht geführt wurde und nur noch für einen Sekundenbruchteil den Schlag im Nacken spürte, bevor er bewusstlos zu Boden ging. Thor kam außer Atem neben dem geschlagenen Feind auf und vergewisserte sich mit einem Fußtritt ob dieser auch wirklich außer Gefecht war, bevor er weiter kämpfte und am Vorbeigehen noch stolz über die Schulter des jüngeren Bruders klopfte. Nachdem sie diese Tat vollbracht hatten, näherte sich die Schlacht allmählich ihrem Ende und es dauerte einige Minuten in denen es Still war, bevor seitens der Asen großes Jubeln ausbrach und schließlich Thor wie auch Loki auf den Schultern der Krieger als Sieger vom Schlachtfeld getragen wurden. Während Thor das ganze sichtlich genoss und dabei noch die Augen zu fallen ließ vor Erleichterung, konnte man an Lokis verkrampften Haltung, seinen nach unten gezogenen Mundwinkeln, wie auch seinem kritischen Blick deutlich ablesen, wie unangenehm ihm das Ganze war. Das ganze fand sein jähes Ende, als sie im Lager angekommen waren und die tapferen Krieger den Duft von gekochtem Essen in ihre Nasen bekamen. Durch seine Entspanntheit landete Thor ungeschickt auf dem Hintern als sie ihn losließen und musste sich sofort das hämische Grinsen seines Bruders ansehen, der ihm aber trotzdem hilfsbereit seine Hand anbot. Ohne zu zögern ließ er sich von ihm hochziehen und legte sofort wieder seine Hand in Lokis Nacken um ihn an sich ran zu ziehen. Er drückte seine Stirn gegen die seines jüngeren Bruders und konnte einfach nicht anders als ihn anzugrinsen. Immer wieder ließ er seine Hand auf Lokis Nacken auf und ab rücken und trat ein paar Mal auf der Stelle bevor er sich selbst dadurch beruhigte und sich erst mal bewusst machen musste, was in den vergangenen Stunden alles passiert war. //Er hat mich nicht im Stich gelassen, und dank ihm haben wir wirklich gewonnen…// “Ich danke dir mein Bruder, über deine heldenhafte Tat wird man in vielen Jahren noch sprechen” Loki kam nicht umher sich das sofort vorzustellen und konnte sich an den Gedanken gewöhnen. Er sah bereits die erbauten Statuen und Denkmäler zu seinen Ehren und musste selbst wieder grinsen. “Es war wohl die Tat eines Königs”, sagte er nun auch noch übermütig, wurde aber sofort wieder im Nacken heran gezogen und stutzte als der Blonde ihn gegen seine Schulter drückte und ihm mit seinem heißen Atem gegen seine Wange und direkt ins Ohr schnaubte. Ungewollt erschauderte er bei diesem engen Kontakt und musste die Augen schließen um sich zu sortieren. Er war im Begriff sich gegen die herzliche Geste zu wehren, doch dadurch dass sein Körper endlich zur Ruhe kam, merkte er erst wie geschwächt er durch den strapaziösen Kampf wirklich war und fiel augenblicklich in die Bewusstlosigkeit. Thor bekam dies erst mit als die Arme seines Bruders schlaff nach unten baumelten und er sein volles Gewicht zu spüren bekam. Ganz langsam schob er ihn von sich weg und fing ihn sofort mit einer Hand am Rücken auf um sich sein ruhendes Gesicht anzusehen. “Die Tat eines Königs also?” Schmunzelnd drückte er seine Lippen gegen die Stirn des Schwarzhaarigen und presste sie einmal fest gegen. “Werd’ bloß nicht übermütig Loki” Thor beugte sich kurz etwas hinab um mit seiner Freien Hand in die Kniekehlen seines Bruders zu greifen und diesen ganz auf den Armen zu tragen. Mit einem letzten Schulterblick zu der feiernden Masse hinter sich, machte er sich auf bis zu den Pferden und hievte erst Loki hoch, bevor er selbst aufstieg und mit ihm in Richtung des Palastes ritt. Kapitel 6: Erwachen ------------------- Durch den Erschöpfungszustand in dem sich Loki befand, bekam er immer nur Bruchstücke seiner Umgebung mit. Das konstante Galopp des Pferdes drang mal lauter mal leiser an seine Ohren. Schwach öffnete er kurz seine Augen und erkannte für einen kurzen Moment das angestrengt nach vorne blickende Gesicht seines Bruders, der gerade durch die Landschaft ritt. Ihm fiel es sehr schwer bei Bewusstsein zu bleiben, weshalb er sich gezwungenermaßen einfach nur mit der Stirn gegen die kalte Brustplatte lehnen konnte und sofort wieder einschlief. Das nächste woran er sich noch erinnerte, war wie das Rütteln des Pferdes aufhörte und er kurze Zeit später auf einen weichen Untergrund gelegt wurde. Dieser benommene Zustand war für ihn mehr als nur unangenehm, weshalb er immer wieder die Augen zu kniff und unbeholfen mit den Händen ausholte. Vor allem als er entkleidet wurde, fing er im Halbschlaf an sich zu wehren und verzog immer wieder das Gesicht bei den unvorhergesehenen Berührungen. Das letzte was er wahrnahm, waren Schritte, die sich von ihm weg bewegten und schließlich das schließen einer Tür. Die danach eintretende Stille sorgte dafür, dass er wieder entspannter war und somit weiter schlafen konnte. Erst am nächsten Mittag erlangte Loki seine volle Besinnung zurück und erwachte aus einem traumlosen Schlaf. Sofort kamen ihm die Erinnerungen an den letzten Tag zurück und er richtete sich zunächst im Bett auf um sich zu orientieren. Er befand sich in seinem alten Zimmer und auch seine Kleidung war seine eigene. Es dauerte noch eine Weile, bis er alle Erinnerungen zusammensetzten konnte und auch wieder zurück zu dem Moment kam, an dem er umgekippt war. Gerade als er aus dem Bett steigen wollte, zuckte er kurz innerlich zusammen als er Thor vom anderen Ende des Raumes erkannte, der ihn einfach nur ansah. Es kam nicht oft vor das es jemand schaffte ihn zu erschrecken, dementsprechend schlecht gelaunt war er auch darüber das sein Bruder dies untätig geschafft hatte. Zuvor hatte er bereits in die Richtung gesehen, doch seine Augen waren noch dabei sich an das helle Licht zu gewöhnen, weshalb er immer wieder Flecken sah. Um sich selbst nicht auffliegen zu lassen, beruhigte er sich schnell wieder und blieb mit den Beinen auf dem Boden am Rande des Bettes sitzen. “Hast du etwa den Weg in dein eigenes Zimmer nicht mehr gefunden?” Lokis Zimmer war nicht darauf ausgelegt das er Besuch empfing, weshalb es auch nur einen einzigen Stuhl gab, den er in der Regel immer selbst benutzt hatte. Thor erhob sich nun von diesem und musste sich schmerzend seinen Rücken halten, was darauf schließen ließ, dass er wohl schon eine längere Zeit darauf gesessen war. “Ich habe darauf gewartet das du endlich wach wirst”, erklang die ruhige und doch raue Stimme des Blonden, während er auf das Bett zu schritt und sich neben seinen Bruder setzte. “Ich habe viel nachgedacht, und es ließ mir alles keine Ruhe. Weshalb ich zuerst zu dir wollte, bevor ich mich an die Öffentlichkeit wende” Er sah vor sich her und suchte kurz nach den richtigen Worten bevor er sich strahlend dem Schwarz haarigen entgegen wandte und einen Arm um ihn legte, um ihn näher zu sich ran zu ziehen. “Lass uns bitte alles was war vergessen, ich habe nicht die Absicht dich wieder einzusperren Bruder. Nicht nachdem du so heldenhaft für Asgard und auch die anderen Reiche gekämpft hast” Wie er es immer gern tat um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, rüttelte er den Jüngeren etwas am Arm und sah ihm erwartungsvoll entgegen. “Was sagst du dazu?” Loki war im Gegensatz zum Älteren nicht ganz so euphorisch. Er erinnerte sich noch genau an die Zeit vor ihrem großen Streit zurück. Wie sehr er seinen Bruder doch immer wieder beneidet hatte und es nicht mehr ertragen hatte, ständig in dessen Schatten zu leben. Genau aus diesem Grund war er doch überhaupt erst nach Midgard gegangen. Dort hatte er für sich die Chance gesehen, sich sein eigenes Reich aufzubauen, wo alles nach seinen Regeln laufen konnte. Doch dies wurde ja leider erfolgreich von den Avengers vereitelt. Aber warum sollte er sich jetzt dafür entscheiden wieder hier zu bleiben? Es hatte sich nichts geändert, alles war genauso eingetroffen wie es schlimmer nicht hätte passieren können. Sein Vater hatte durch seinen frühzeitigen Tod die Krone an Thor abgegeben und nun war Thor es, dem Asgard zu Füßen lag. Loki ging sehr viel durch den Kopf während die Gesichtszüge seines Gegenübers mit jeder Sekunde des Wartens auf eine Antwort länger wurden. “Warum zögerst du?”, fragte Thor ehrlich heraus und konnte nur erahnen was in seinem kleinen Bruder vorging. “Ist es weil ich jetzt König bin?” Bei der zweiten Frage war Loki aus seinen Gedanken gerissen worden und sprach mit seinen Augen bereits das aus, was sich seine Lippen nicht trauten zu sagen: Ja! Thor entging dieser neidvolle Blick nicht, er hatte ihn oft genug gesehen, ließ sich aber in der Vergangenheit immer zu schnell von den schmeichelhaften Worten des Schwarzhaarigen blenden. “Du glaubst nicht daran das ich ein würdiger Nachfolger Vaters sein könnte, nicht wahr?” Das Schweigen Lokis tat sein eigenes Werk und sorgte dafür, dass Thor seinen Blick abwandte und kurz darauf schweren Herzens aufstand um zur Tür zu gehen. Er blieb noch mit dem Rücken zu seinem Bruder stehen, während er die Türklinke in der Hand hielt. Für ihn war das ein deutlicher Schlag ins Gesicht gewesen. Loki blieb stumm auf dem Bett sitzen und kniff die Augen zu als Thor, beim Verlassen des Raumes, noch die Tür zuknallte. Er hielt sich seine Stirn und ließ sich mit dem Oberkörper zurück nach hinten fallen. //Was war das denn gerade?//, musste er sich geradezu überfordert fragen und verbrachte auch noch etwas Zeit ohne sich zu rühren, während er an die Decke starrte. Er war sich immer noch nicht ganz klar darüber, was es mit dem ganzen Auftreten seines Bruders auf sich hatte. Und vor allem war ihm unklar, was er selbst nun mit seiner neugewonnenen Freiheit anfangen sollte. Es war der sich nähernde Abend, der etwas mehr Klarheit ins Dunkle bringen sollte. Zu Ehren des Sieges und des neuen Königs wurde ein großes Bankett veranstaltet, an dem alles anwesend war, was Rang und Namen hatte. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten standen natürlich Thor und seine Mutter. Die Stimmung war sehr ausgelassen und es wurden bereits munter alte Geschichten über Odin, wie auch über dessen Söhne, erzählt. Einer nach dem Anderen verstummte jedoch, als Loki auf der Bildfläche erschien und angelehnt an eine Säule dem regen Treiben zusah, bis alle Blicke auf ihn gerichtet waren und zu aller Letzt auch der seines Bruders. Stumm, und ohne eine Miene zu verziehen, schritt er wie ein Geist an der langen Tafel vorbei bis zu ihrem Ende und blieb vor seinem leicht angetrunkenen Bruder stehen. Ehrfürchtig, kniete er sich mit einem Knie nieder und ballte seine Faust über seinem Herzen, während er zu ihm auf sah und ihm somit seine Treue vor allen Anwesenden demonstrierte. Anschließend richtete er sich, immer noch ohne ein Wort, auf und verließ den großen Saal so schnell wie er gekommen war auch schon wieder bis zu einem der Balkone. Auch nach seinem Verschwinden herrschte verdutztes Schweigen. Erst als Volstagg die Luft in seinem Bauch über seinen Mund entweichen ließ und somit lautstark alle Aufmerksamkeit auf sich zog, brach lautes Gelächter im Raum aus und allmählich fingen alle wieder an sich zu unterhalten. Nur Thor blieb für den Moment noch teilnahmslos. Es hatte ihm die Sprache verschlagen, dass sein Bruder ihm so offensiv seine Treue gelobte, nachdem er die Hoffnung auf ein Entgegenkommen bereits wieder aufgegeben hatte. Mit seinem Kelch erhob er sich einfach von der Tafel und folgte dem Jüngeren bis auf den Balkon. Loki wirkte sehr anmutig, aber auch distanziert, wie er auf der steinernen Brüstung stand und direkt in die Tiefe hinab blickte. Thor hatte gerade einen Schluck aus seinem Kelch getrunken, als der Schwarz haarige vor seinen Augen über den Abgrund sprang. Den süßlich herben Trunk sofort ausspuckend, rannte er bis an die Stelle an der er eben noch gestanden hatte und suchte mit aufgerissenen Augen nach einem Lebenszeichen seines Bruders. Ein bekanntes Lachen riss Thor aus seiner Suche und der wahre Loki offenbarte sich seelenruhig gegen die Außenwand gelehnt hinter ihm. Es war Erleichterung, aber auch Ärger den er im gleichen Atemzug verspürte. Er konnte dieser Art von Scherzen einfach nichts abgewinnen, und das schon gar nicht wenn er es war der dabei reingelegt wurde. Kopfschüttelnd und sich einmal mit der flachen Hand über sein Gesicht streichend, setzte er sich mit dem Rücken zum Abgrund auf die Brüstung und stützte sich mit beiden Armen am Rand ab, während er den immer noch amüsierten Schwarz haarigen musterte. “Du kannst es nicht lassen”, kam es mit einem mahnenden Unterton vom Donnergott, was bei Loki sofort wieder zu neuem Gelächter führte. “Nein das kann ich wirklich nicht”, gab er zur Abwechslung mal ehrlich zu und verstummte aber als Thor ihm kritisch entgegen stierte. “Was siehst du mich so an?”, fragte Loki direkt heraus. “Ich frage mich manchmal wie du das machst, dir ständig neue Tricks und Streiche auszudenken, ohne eine Miene zu verziehen. Dienen sie wirklich nur zu deiner Belustigung, oder steckt da noch etwas anderes dahinter?” Loki hatte keine Lust wirklich über die ungewöhnlich tiefgründigen Fragen seines Bruders nachzudenken, weshalb er genauso oberflächlich antwortete wie er es immer tat. “Wenn du dein Gesicht eben gesehen hättest, dann wüsstest du die Antwort bereits” Wenn ihm eines in seinem Leben kontinuierlich Freude bereitet hatte, dann waren es diese, manch einer würde sagen geschmacklosen, Streiche an seinem Bruder. Dieser gab, durch seine Naivität, natürlich ein gutes Opfer ab, aber es war noch etwas anderes was ihn dazu bewog diese Scherze immer wieder auf die Spitze zu treiben. Er beobachtete immer wieder gerne die Reaktion seines Bruders, wenn er um ihn bangte. Diese Sekunden in denen dieser dachte Loki zu verlieren, sorgten beim jüngeren Bruder immer für ein wohliges Kribbeln im Bauch. Er konnte diesen Blick auch deutlich beobachten als er damals von der Regenbogenbrücke gefallen war. Wie seine Augen sich weiter auf rissen und sein Gesicht stehen blieb, während er seine verzweifelte Stimme noch deutlich nach hallen hörte. Es war wohl dieses Gefühl was auch dafür gesorgt hatte, dass er sich letztendlich doch dafür entschieden hatte, für unbestimmte Zeit erst mal noch im Palast zu bleiben und zu sehen, was er alles noch für sich herausschlagen konnte. Kapitel 7: Verpflichtungen -------------------------- Nach ein paar weiteren Gesprächen, abseits der Feier, kamen erst Thor und später auch Loki wieder zurück zu ihren Gästen. Sie hatten ihre alten Geschichten ausgepackt und präsentierten sich der Öffentlichkeit sehr versöhnlich. Der Abend neigte sich irgendwann seinem Ende zu. Nach und nach verließen die Gäste den Palast und zum Schluss blieben nur noch die beiden Brüder am großen Tisch zurück. Um sie herum bewegten sich noch ein paar Angestellte, doch davon ließen sie sich nicht stören. Thor hatte seine Füße auf der Tischplatte überschlagen und hielt mit einer Hand eine Schale mit Trauben fest, von der er immer wieder eine in seinen Mund warf. Loki sah dem Schauspiel schon genervt zu und rollte mit den Augen, als wieder eine seinen Mund verfehlte und wie die zahlreichen anderen auf dem Boden landete. “Was für ein Glück”, begann der junge Zauberer mit einem leicht ironischen Unterton, “dass du dich nicht immer auf diese Weise ernähren musst. Du würdest wohl sehr schnell einem grausamen Hungertod erliegen” Er selbst saß zwei Stühle weiter und sah vertieft auf sein Weinglas, während er es schwenkte. Für ihn war es immer noch ungewohnt, nach dem sehr bescheidenen Leben, das er in seiner Zelle geführt hatte, nun wieder alle Privilegien eines Gottes, oder besser gesagt eines Königssohnes, zu genießen. Eigentlich hatte er schon längst vor gehabt endlich zu gehen, doch Thor kam immer wieder mit neuen Geschichten, die er wie ein kleines Kind strahlend erzählte und dank seines hohen Alkoholpegels brauchte er selbst für kurze Sätze mittlerweile sehr lange. Er musste immer wieder von vorne anfangen und verdrehte dabei vieles was passiert war. “Das reicht jetzt langsam, es ist spät und~” Der Blonde Hüne stürzte sich geradezu von seinem Stuhl und fiel dabei fast hin. Er musste sich am Tischrand abstützen um nicht umzukippen und kam dann mit einer leichten Rechtslage auf Loki zu. “Du kannscht doch jetzt noch nich geeeeehn! Wir müssen feiern!!!”, grölte er laut an die Decke und hob noch seine Arme in die Höhe. Loki musste sich mit den Zeigefingern die Ohren zuhalten bei dem lauten Gebrülle und war nun endgültig reif für etwas Ruhe. “Nein, genug gefeiert Bruder. Morgen ist ein neuer Tag, außerdem bist du schon betrunken genug”, kam es gelassen vom Jüngeren, der noch den letzten Schluck Wein austrank und das Glas auf dem Tisch abstellte, bevor er sich abwandte um sich in sein Zimmer zurück zu ziehen. Polternd warf Thor einige Stühle um, während er seinen Bruder verfolgte und mit ausgestreckten Armen auf ihn zulief. “Warte mal! Ich bin gar nich betrunkn!” Ohne sich umzudrehen, merkte er sofort das der Blonde auf ihn zugelaufen kam und wich mit einem Seitenschritt gekonnt aus und sah noch grinsend dabei zu wie der Ältere der Länge nach neben ihm auf dem Fußboden aufkam. Stöhnend richtete er sich langsam auf und rieb sich über sein Gesicht. “Was war das?”, fragte er mehr zu sich selbst. Loki hätte seinen Bruder einfach dort liegen gelassen und wäre gegangen, doch er wurde darin gestoppt als Thor ihn am Fußknöchel packte und sich an ihn heranzog. “Lass mich nicht zurück Loki, bleib bei mir…”, nuschelte er gegen den schwarzen Stoff vor sich und umklammerte das Bein des Schwarzhaarigen noch fester, während er seine Wange an ihm rieb und sich mit einer Hand bereits einen Weg unter das Hosenbein suchte. Immer wieder murmelte er wie im Wahn den Namen des Jüngeren. Nicht überrascht, aber dafür verärgert über das peinliche Verhalten Thors, biss er die Zähne zusammen und versuchte sein Bein aus dem Klammergriff zu befreien. //Und dieser Kerl soll ernsthaft Asgard regieren?!// “Lass mich gefälligst los!”, fauchte Loki ihn an und kniff die Augen zusammen als er die feuchte Zunge und anschließend die Zähne des Älteren an seiner Wade merkte. Er zog einmal rasch Luft ein, bevor er mit der Hand gezielt in die blonde Mähne griff und diese von sich wegzog. “Hör auf!!!” Da es bereits mehr war als er ertragen konnte und Thor mit seiner Hand unter dem Stoff noch höher wanderte, schlug Loki ihm in seiner Verzweiflung mit der Faust ins Gesicht und schaffte es so frei zu kommen. Sofort gingen seine Hände an das noch hochgeschobene Hosenbein und strichen es wieder glatt nach unten. Er atmete ein paar Mal tief durch und stützte sich mit einer Hand an der Mauer hinter sich ab, bis er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Thor nicht aus den Augen lassend, ging er erst rückwärts weiter den Gang entlang, bevor er sich umdrehte und schnellen Schrittes sein Zimmer aufsuchte. Thor war durch den Schlag wieder etwas nüchterner geworden. Er verfolgte seinen Bruder mit den Augen und rieb sich über die, vom Schlag, gerötete Wange. Ihm wurde jetzt erst richtig bewusst, was er eben getan hatte und er war nicht wirklich stolz darauf. Dieses Verlangen begleitete ihn schon eine Weile lang, am Anfang hatte er sich noch mit Frauen begnügt um sich abzulenken, auch der Alkohol war immer ein guter Freund gewesen und hatte ihm dabei geholfen zu vergessen, bis auf diesen Zwischenfall. Angefangen hatte alles mit einem schwachen Gefühl, das er immer hatte, wenn er sich in Lokis Nähe aufhielt. Er fühlte sich schon immer wohl in der Nähe seines Bruders, doch schrieb er diesem Gefühl erst größere Bedeutung zu, seit er ihn einmal verloren glaubte. Die danach folgende Enttäuschung durch Lokis verrat schmälerte seine Gefühle etwas, doch ganz erloschen waren sie nie. Und nun, da sie wieder so engen Kontakt zueinander hatten, kamen all diese alten Gefühle neu in ihm hoch und waren stärker denn je. Lokis Reaktion hatte ihm noch mal verdeutlicht, dass er diese Gefühle nie so erwidern würde, wie er sich das vielleicht manchmal vorstellte. Immerhin war Loki, im Gegensatz zu ihm, schon immer ein Einzelgänger gewesen und hatte an seinen Mitmenschen auch nie Interesse in dieser Hinsicht gezeigt. Es war wie Fluch und Segen zu gleich seinen Bruder um sich zu haben, ihm aber doch nie wirklich nahe zu kommen. Umso mehr er darüber nachdachte, desto verzweifelter wurde er durch diese Erkenntnis. In den folgenden Tagen wurde es für Thor zur Gewohnheit die Abende in den umliegenden Schenken zu verbringen und sich dort bis spät in den Abend hinein zu trinken. Hin und wieder brachte er sogar eine Frau bis mit in den Palast, oder blieb sogar über Nacht weg. Sein Bruder ging ihm seit dem aus dem Weg und zu seiner Mutter war er es, der den Kontakt so oft er es konnte mied. Nach einer durchzechten Nacht allerdings, sollte sein allabendliches Trinkspiel ein Ende finden. Frigga war es, die an seinem Bett neben ihm saß und darauf wartete, dass ihr ältester Sohn endlich wach wurde. Ruhig und geduldig sah sie dabei zu wie er seine Augen öffnete und schnaufte einmal durch, als er sich mit dem Blick auf sie gerichtet aufsetzte. “Mutter?”, kam es mit einer beschlagenen und kaum vorhandenen Stimme. Während des Sprechens merkte er wieder wie sehr ihm doch sein Schädel brummte. Er schloss seine Augen und ließ sich zurück fallen, um den strafenden Blicken seiner Mutter zu entgehen. “Kannst du… später wieder kommen?”, krächzte er ihr weiter entgegen und hielt sich eine Hand vor sein Gesicht. Frigga musste sich von ihm Abwenden bei dem Alkoholgeruch der ihr entgegen kam und schluckte einmal, bevor sie sich ihm wieder zuwandte. “Ich habe mit dir zu reden Thor, und es kann nicht warten.” Sie holte noch mal in eine andere Richtung Luft bevor sie ihn wieder streng ansah. “Das alles muss aufhören. Deine nächtlichen Touren, die wechselnden Frauen. Du bist kein Junge mehr, der machen kann was er will, ohne die Konsequenzen zu tragen. Du bist nun der König von Asgard. Das Volk sollte zu dir aufblicken, statt sich über deine ständigen Eskapaden zu wundern.” Fast schon verzweifelt sah sie ihm entgegen, da sie genau spürte, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmte. Sie schob dies alles auf den Tod ihres Mannes, das war wohl auch der Grund weshalb sie so lange noch nichts dazu gesagt hatte. Doch langsam musste er es schaffen sich wieder zu fangen. Thor hatte der ganzen Predigt stumm zugehört, ihm war es mehr als nur unangenehm von seiner Mutter dies alles zu hören und er selbst wusste wie schändlich er gerade als Nachfolger seines Vaters versagte. “Dein Vater hat immer gesagt, dass es noch zu früh für dich sei, seinen Platz einzunehmen. Aber du warst immer so willig den Thron zu besteigen. Langsam glaube ich er hatte recht damit…” Sie blieb weiter bei ihm sitzen und streckte ihre Hand nach ihm aus, doch Thor richtete sich zur anderen Seite des Bettes auf und stand schwankend auf, um ins Badezimmer zu verschwinden. Solch ein abweisendes Verhalten war sie sonst nur von Loki gewöhnt, aber das der Blonde so zu ihr war, weckte in ihr die Vermutung das es vielleicht doch nicht nur die Trauer um Odin der Grund für sein Verhalten war. Wie es für Loki üblich war, zog es ihn gegen Abend immer in die Bibliothek. Tagsüber war einfach zu viel im Palast los und oft wurde er hin und wieder auch gestört. Deshalb hatte er sich angewöhnt, sich tagsüber mit seinen Verpflichtungen als Königssohn zu beschäftigen und die Abende seiner Leseleidenschaft zu widmen. Bevorzugt wählte er Bücher aus, die von Magie handelten, somit konnte er seine Zauberkünste immer wieder verfeinern und verbessern. Die Bibliothek des Palastes beherbergte über 45.000 Bücher und Pergamente, die von 20 Bediensteten verwaltet und sortiert wurden. Wie schon die Abende zuvor, verließen alle noch arbeitenden sofort die Bibliothek als der jüngere Königssohn sie betrat, da sie wussten wie ungern er gestört wurde und sie keineswegs als Versuchskaninchen für einen seiner Zaubertricks enden wollten. Bevorzugt hielt er sich mit seinen Büchern in einer der großen Fensterausbuchtungen auf. Die trüben Glaskacheln der Fenster enthielten das Emblem der Asen und ließen gerade so viel Licht von außen durchdringen, dass man dadurch gut lesen konnte, aber trotzdem schützten sie die Bücher, wie auch ihren Leser vor neugierigen Blicken und verrieten nur schemenhaft was sich dahinter verbarg. Zu seinem Bedauern reichte das helle Licht der Abendsonne nicht wirklich aus, da diese schon den ganzen Tag von grauen Wolken bedeckt wurde. Mit einer kleinen Handbewegung konnte er jedoch schnell die umliegenden Fackeln und Kerzen entzünden. Gerade beschäftigte er sich mit einem alten Lehrbuch der Gedankenkontrolle. Die ersten Seiten hatte er überflogen, da ihm vieles bereits bekannt war. Allerdings hatte er zuvor noch nie von Tränken gehört, die diesen Vorgang verlängern können und sogar bei Personen mit starker Willenskraft wirken. Er hatte sich bereits Notizen gemacht und zauberte nebenbei immer wieder kleinere Tiere oder Lebensformen mit seiner freien Hand, um sich nicht zu langweilen. Loki war schon als kleiner Junge immer wissbegierig gewesen. Anders als sein Bruder, der meist von hoch angesehenen Lehrern unterrichtet wurde, hatte er sich so gut wie alles selbst beigebracht. Er hätte zwar die Möglichkeit gehabt dem Unterricht beizuwohnen, doch die aufbrausende und ungeduldige Art des älteren Bruders war ihm stets ein Hindernis beim Lernen und so entschied er sich lieber dazu, sich selbstständig Wissen anzueignen. Seine Augen stoppten damit den kleinen Buchstaben zu folgen als er Schritte hörte und blieben kurz auf einem unbestimmten Punkt gerichtet, bevor er aus dem Augenwinkel eine Person erkannte und sich dieser zuwandte. “Na sieh mal einer an”, gab Loki überrascht von sich und klappte sofort das Buch zu um es unter einem Stapel verschwinden zu lassen, während er gespielt freundlich zu dem Blonden aufsah. “Hast du dich etwa verirrt Bruder?” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)