Aufgewachsen unter Trümmern von RedViolett ================================================================================ Kapitel 27: Rith ~5~: Eine Art von Dejavue ------------------------------------------ Aufgewachsen unter Trümmern 23. Kapitel: Rith 5 – Eine Art von Dejavue Lauter denn je brach das Stimmengewirr über mich hinweg, als man mich über die schmale Brüstung führte. Das kalte Metall unter meinen Füßen klang hohl, gar leblos und vage warf ich einen Blick nach unten. Haltlos hinunter, über den Abgrund, doch sah ich nichts als Schwärze und kahlen Fels. Was genau unter uns lag, wusste ich nicht, konnte ich nicht mit Gewissheit sagen und würde es wahrscheinlich auch nie.  Rith blieb mir weiterhin ein Rätsel, doch sollte ich verdammt sein, würde ich dieses nicht lösen und überstehen können. Tag 11 meines qualvollen Hungerns war überschritten und nach nun fast 2 Wochen (zum Glück hatte ich nicht aufgehört verstrichene Tage zu zählen, selbst wenn es sich mehr als schwierig erwies) hatte der Oberst Erbarmen mit mir. Halb tot nütze ich wirklich nicht viel und so würde er nie an seine Informationen kommen. Das Orakel musste weit aus wichtiger sein, wenn er so einen Hehl darum machte. Aber – gut für mich, denn somit blieb mir der Tod erspart und ich wusste, dass ihre stumme Folter nicht das Maß der Dinge überschreiten sollte. Erst wenn ich unbrauchbar geworden war. Dann konnte ich mir Sorgen machen. Doch bis dahin war, hoffentlich, noch ein weiter Weg. „Und wie findest die Aussicht, Manjéth? Kahler Fels is doch was Berauschendes.“ Überrascht wandte ich den Blick und sah auf meinen Nebenmann, welcher fröhlich pfeifend neben mir herlief. So langsam schien ich ihn besser zu verstehen, den Tshehemen, dem ich wirklich viel zu verdanken hatte. Doch immer noch wurde ich nicht schlau aus ihm und würde ihm nicht blind mein volles Vertrauen schenken. Vorsicht war eben besser als Nachsicht. Eine Regel die ich schon früh eisern befolgt hatte und mich noch nie, in keinster Weise, im Stich gelassen hatte. Na ja. Bis auf ein paar Ausnahmen natürlich. Zynisch schnitt ich eine Grimasse, stopfte die Hände beiläufig in meine Hosentaschen und sah verbissen auf einen mir fremden Rücken vor mir. Wir bewegten uns im Mob. Im Sein aller Dinge, denn erneut wurde zum täglichen (Fr)Essen ausgerufen. Doch dieses Mal durfte ich anwesend sein. Dieses Mal entließ man mich aus meiner kalten Zelle und verunsichert war ich hinaus getreten. Hinaus in eine mir unbekannte Welt, die ich dennoch verstehen musste, wollte ich fliehen. Und nichts stand mir eher im Sinn als das. „Zu deiner Rechten siehst den Fels vom alten O´hkdonald.“, kam es wieder frech von meinem Nebenmann und sanft berührte mich eine Hand an der Schulter, während die Andere auf irgend einen grauen Stein zu meiner Rechten zeigte. „Armer alter Irrer. Hat sich einfach in die Tiefe gestürzt.“ Skeptisch zog ich eine Augenbraue in die Höhe, als ich kaltes Gestein betrachtete, welches solch eine grausame Geschichte mit sich trug. Nein. Diesem Schicksal wollte ich nicht folgen, doch unterbrach mich ein erneutes Klopfen auf meine Schulter und genervt wandte ich den Kopf abermals auf den schwarzhaarigen Tshehemen neben mir. „Un´ dass da.“ Wieder ein Fingerzeig, diesmal auf die andere Seite und stumm folgte ich der ausgestreckten Hand. „Da siehste immer noch die Überreste vom altem Khoun. Eher´n junger Bursche gewesen, würd ich sagen. Gleiches Alter wie du, hat er gehabt. Und genau so´n Dickschädel.“ Keck stieß man mir in die Seite und stolpernd kam ich auf die Füße. Was sollte das werden, bitteschön? Eine Rundfahrt a la Esrás? Fragend fielen meine dunkelbraunen Opale abermals auf meinen Nebenmann und als ich sein belustigtes Grinsen sehen konnte, rollte ich nur genervt mit den Augen. Wahrlich war es das. Hatte ich je etwas Anderes erwartet?!? „Lauft mal schneller da vorne, ihr lahmen Schnecken!!!“ Plötzlich traf mich ein Schlag von hinten und wieder stolperte ich nach vorne, doch packte mich Esrás am Arm, noch ehe ich zu Boden stürzten konnte. Verbissen keuchte ich auf, als ich hinter mich sah und die drängelnde Meute anderer Gefangener entdeckte. War das Essen solch eine Augenweide, dass man gleich sinnlos um sich schlagen musste? Vielleicht... Aber schon bald würde ich mir ein eigenes Bild davon machen können. Da war ich mir sicher. „An die harte Tour musst dich gewöhnen, Manjéth. Die drehen immer so durch ruft das alltägliche Fresshorn.“ Belustigt warf der Tshehemen einen letzten Blick nach hinten und zog mich dann weiter mit sich. „Am Besten nich stehen bleiben, dann isses einfacher.“ Schwach nickte ich dem Anderen zu, wandte mich dann abermals aus Esrás schützendem Griff und hielt mir den schmerzenden Arm. Das Brennen der Wunden hatte nachgelassen, doch die Heilung meines saiyanischen Metabolismuses nur kläglich begonnen. Wahrscheinlich hatte der Nahrungsmangel damit zu tun. Dumpf starrte ich auf das Mal an meinem linken Unterarm und strich zaghaft über schwulstige Haut. Oder eher dieses verfluchte Ding, das mir meine Kräfte raubte und eine feurige Macht, eingeschlossen in meiner Seele, gefangen hielt. Wie wollte ich fliehen, wenn ich meinen Ki nicht einsetzten konnte? All das was ich gelernt hatte?!? All das... was.... mich ausmachte und so einzigartig werden lies?!? Missmutig sah ich zu Boden, doch wurde ich abermals aus meinen Gedanken gerissen, als sich ein schlaksiger Arm um meine magere Seite legte. „Jetzt zieh nich so ein trübes Gesicht, Manjéth.“, lachte der Andere und zog mich enger an sich. Verbissen stöhnte ich auf und unterdrücke nur kläglich ein schwaches Knurren. Dieser Spinner. Mürrisch schüttelte ich den Kopf. „Dein erstes Essen nach ner ganzen Weile. Das können wir ja gebührend feiern, wenn de willst.“ Grinsend betrachteten mich grüne Augenpaare doch strafte ich meinen Nebenmann nur mit einem genervten Blick. Das ein einzelnes Wesen so... so... Dafür gab es einfach keine Worte! Nervig war noch untertrieben. Penetrant passte das schon eher, doch selbst das beschrieb nicht den verrückten Charakter meines wundersamen Zellennachbars. Aus dem Tshehemen konnte ich einfach nicht schlau werden, doch eine innere Stimme sagte mir, dass ich alle Zeit der Welt hatte, dies nachzuholen. Na danke auch. Wieder ließ ich meine dunkelbraunen Opale weiterwandern und als wir eine Etage tiefer liefen, sah ich nichts als kalten blanken Fels. Ließ meine Augen über den weiten Abgrund wandern und hinüber auf die andere Seite. Die Zellen des Komplexes waren wirklich in den grauen Stein eingehauen worden. Hochgezogene Mauern dienten als Stabilität und gaben den Insassen ein trockenes Fleckchen Erde und ein Dach über dem Kopf. Doch dennoch lagen die Zellen im Freien, waren den Wetterverhältnissen und den Launen der Natur kaltherzig ausgesetzt. Kein Wunder also, dass es hier so verdammt kalt war. Erneut schlang ich die Arme um meinen zitternden Körper, als eine Windböe über den Berg stieß und wild mit meinen Haaren spielte. Die Höhenlage machte diesen Umstand nicht gerade besser und je weiter wir nach unten stiegen, tiefer auf stählernen Treppen hinab, spürte ich, wie es wärmer wurde. Doch dann ein plötzliches Stoppen.  Ein Halten in der Menge und ein letztes Mal warf ich den Blick auf den strahlend blauen Himmel, bevor ein eisiges Knarren großer Türen meine Aufmerksamkeit weckte. Wir schienen wohl am Ort angelangt, an den man uns geführt hatte und kurzerhand grummelte mein Magen in lautem Protest. So laut, dass sich mein Vordermann, irgendein Gefangener, (einst ein Krieger wohl gewesen, mit dunkler Haut, spitzen Ohren und einer widerlichen Fleischwunde im Gesicht) kurzerhand argwöhnisch zu mir umdrehte und mich mit strafenden Augen musterte. Hart erwiderte ich seinen Blick. Wäre ja noch schöner, wenn ich mich einschüchtern lassen würde und reckte gar neckend den Kopf in die Höhe. Unterwerfung war gestern, schien mein Blick zu sagen. Doch hier, auf Rith, waren wir alle auf der selben Stufe. Wir alle waren Gleich, also sollte sich dieser Typ nicht so aufspielen. Doch noch bevor sich das tiefe Knurren des anderen Gefangenen in blinde Wut umschlagen konnte ging Esrás dazwischen. So schnell und hastig, dass ich nicht damit gerechnet hatte. „Jungs, schlagt euch bitte erst nach dem Essen die Köppe ein, ja?!?. Kennt wohl gar keine gute Kinderstube, ihr zwei.“, sagte er kopfschüttelnd und murmelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, das sich schwer nach „Primaten“ anhörte. Musste er gerade sagen und mürrisch verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah zur Seite. Ignorierte mein ständiges Magenknurren, doch war es leider ein Ding der Unmöglichkeit und nach weiteren Minuten, die wir immer noch zitternd in der Kälte verbringen durften, da sich vor uns einfach nichts fortbewegte, legte ich mir tröstend eine Hand auf den Bauch. Bald. Bald hatte ich es geschafft. Auch wenn Esrás mich ´gefüttert` hatte (das war ja noch schöner, entsprach aber im übertragenen Sinn leider der Wahrheit), waren die kleinen Portionen bei weiten zu Wenig gewesen um meinen Hunger zu stillen.  Nun brauchte ich etwas Richtiges. Etwas, was das Loch in meiner Mitte stopfen konnte, aber nie ganz verschließen würde. Aber immerhin, war eine Portion am Tag, ein Anfang und in jenen Momenten, die so selten geworden waren, musste ich mich mit dem begnügen, was ich hatte. Es musste ausreichen. Dass musste es einfach. ~*~ Stickige heiße Luft begrüßte mich, als ich in dunkle, gar trübe Räume eintrat und mir sofort ein dumpfer Gestank entgegen schlug. Na dann, prost Mahlzeit. Wenn das Essen auch genauso schmeckte, wie die Luft in diesem Raum, konnte ich mich ja auf einiges gefasst machen, aber Esrás Warnung hatte mich nicht los gelassen und jetzt schien ich mich wieder glasklar daran zu erinnern. Ich sollte nicht zu viel erwarten, hatte der Tshehemen gesagt und als sich die Meute endlich zu lichten schien, sich zu den Theken an der äußeren Wandreihe hin bewegte, konnte ich mir einen besseren Blick über mein Umfeld machen. Der Speisesaal, ein einzelner stupider Raum, gefüllt mit mehreren Tischen und Sitzbänken, glich genau dem, was man auf Rith erwartete. Kahlen, kalten Fels.  Die Wände waren stählern, mit eisernen Platten belegt und unbändig zog sich die Kälte durch meinen Körper, als ich meine Hand schwach an eine der Wände legte, um die Dicke zu prüfen. Denn alles konnte von Bedeutung sein. Alles, jede noch so kleinste Information, konnte zur Flucht verhelfen und je besser man das kannte, mit dem man sich auseinandersetzten musste, das Etwas, was dich gefangen hielt, desto leichter war es, all dies hinter dir zu lassen. Und nach vorne zu schauen. Oder auch nicht, aber das sollte dahingestellt sein. Ich hatte die Hoffnung nicht aufgegeben. Die Hoffnung auf baldige Freiheit, doch erschütterte mich meine Lage immer wieder aufs Neuste. Ohne Ki war es schwierig. Zu schwierig und verbissen sah ich abermals auf das Mal auf meiner Haut. Vielleicht würde ich, wenn ich nur danach suchen konnte, einen Weg finden, den Fluch zu brechen. Und dann.... Wütend ballten sich meine Hände zu Fäusten und sah stur auf die Wand vor mir. Würde alles brennen. Das schwor ich mir. Alles würde versinken. Versinken in endloser Dunkelheit. „Na dann, führ ich dich mal rum.“ Erschrocken fuhr ich zusammen, als sich eine Hand keck auf meine Schulter legte und ich überrascht auf dessen Besitzer starrte – und sofort eine Grimasse zog. Natürlich war der Tshehemen nicht von meiner Seite gewichen und sah mich nun belustigt an. „Keine Angst, die Tage kriegst de raus, was dir bekommt und was nich. Is alles Gewöhnungssache.“, kam es abermals leichtfertig aus Esrás Munde und zweifelnd zog ich eine Augenbraue nach oben. Na das klang doch viel versprechend. Mein wundersamer Nachbar sollte sich vielleicht nochmal über den Sinn und Zweck von „Mut zusprechen“ belehren lassen, denn darüber wusste er leider so gut wie gar nichts. Schwach ließ ich die Schultern hängen und trottete dem Anderen langsam hinterher, welcher haltlos eine der ersten Theken ansteuerte. Etwas anderes bleib mir ja nicht übrig. Wieder ließ ich den Blick durch den Raum schweifen, wickelte meine Muzuhara dabei beiläufig fest um meine Hüfte, wie zum Schutz und ließ die Gedanken schweifen. Nahm jede noch so kleinste Information auf, doch machte dies mein steigender Hunger ziemlich schwierig und wieder presste ich mir die flache Hand auf den Bauch. (Als ob das etwas bringen würde.) Vielleicht sollte ich mich nach dem Essen genauer damit befassen. Guter Plan, Vegeta. Erst Essen – dann die Arbeit. Zufrieden nickte ich stumm, warf ein letztes Mal einen Blick auf die unzähligen Gefangenen im Raum, doch war es schwierig zu sagen, wer welcher Rasse abstammte. Viele Gesichter waren neu. Eigentlich so gut wie alle und ich kam mir vor eine Nadel im Heuhaufen. Verloren zwischen wandelnden Seelen und verbissen versuchte ich die vielen gefallenen Krieger, Sklaven und Arbeiter auseinander zu halten, doch war dies mehr als schwierig. Wie gesagt. Vielleicht sollte ich erst meinen immer währenden Hunger stillen und langsam konnte ich mich nicht mehr zurück halten und merkte schon, wie mir das Wasser im Mund zusammen lief, als meine dunkelbraunen Opale auf die voll beladenen Theke fielen. Doch das was ich sah, ließ mir augenblicklich jegliche Farbe aus dem Gesicht entgleiten und wenn ich mich nicht schon die letzten Nächte ein paar mal übergeben hatte, so würde ich es jetzt, sofort und auf der Stelle, wieder tun, denn der Anblick der sich mir bot war einfach – unbeschreiblich. Okay. Essen war eine Untertreibung. Fraß traf es genauer und zögernd trat ich an das kühle Metall heran, in dem der dunkle, breiige Haufen aufbewahrt wurde, was mein heutiges Mahl sein sollte. Was.... was war das bitteschön?!? „Oha, kein Glück heute.“, kam es von meinem Nebenmann und erschrocken fuhr ich zusammen. Fast hätte ich den Tshehemen schon wieder vergessen und erleichtert stellte ich mit einem Blick in sein ernüchterndes Gesicht fest, dass nicht nur ich alleine so dachte. Sein Gesichtsausdruck ließ mich zumindest etwas hoffen, dass er nicht doch vollständig den Verstand verloren hatte. Doch wurde mein Flehen so gleich wieder erschlagen, als Esrás erneut etwas vom Stapel ließ, was in keinster Weise von Genialität zeugte. „Naja....“, wieder ein Schulterzucken seinerseits und verwundert sah ich ihn an, als ich die Gleichgültigkeit in des Tshehemens Stimme hören konnte. „Wird sich heute Nacht schon zeigen, ob de en guten Magen hast, Manjéth.“, kam es schließlich nach einer längeren Pause über dunkle Lippen und geschockt sah ich meinen Nebenmann an. „Ha! Ich weiß was.“, grinste dieser belustigt und schlug sich mit der Faust auf die flache Hand, völlig überzeugt von seiner Idee, die mich dennoch stutzen ließ. Was...  Was für Einfälle dieser Kerl auch hatte, ich wollte sie nicht wissen. Verbissen wandte ich mich wieder dem „Essen“ zu und rümpfte die Nase. Was immer es war, es roch wie der Tod persönlich. „Wir schließen ne Wette ab. Wenn de morgen noch am Leben bist, kriegste meine Portion am nächsten Tag gleich mit dazu.“ Verdutzt sah ich auf. Oh Gott! Hatte ich nicht gesagt, das er bescheuert Einfälle hatte? Selbst mein genervtes Stöhnen war nun nichts weiter als ein schwaches Keuchen und wütend funkelte ich meinen Zellnachbarn an. „Du hast sie doch echt nicht mehr alle.“ „Also nimmste an?!?“ Verwirrt sah ich Esrás an, doch blickten dunkelgrüne Opale immer noch, völlig überzeugt von sich, in die meinen. Das.... das meinte er doch wirklich nicht ernst, oder? „Ne....nein.“ Deutlich war die Empörung in meiner Stimme zu hören. „Natürlich nicht!“ „Ohoho, ich hab da aber eher ein Ja gehört“, kam es wieder keck aus seinem Munde und lachend stieß mir der Tshehemen abermals in die Seite. „Mensch Manjéth, jetzt sei kein Spielverderber!“ Dieser Typ war doch verrückt. Entgeistert sah ich meinen Nebenmann an, als er sich zwei Pappteller schnappte und mir dann einen haltlos in die Hand drückte. „Rausreden kannste dich eh nemmer, Manjéth. Wette gilt, mein Freund.“, war alles was er grinsend dazu zu sagen hatte, schnappte sich augenblicklich einen der vielen Schöpflöffel und klatschte mir den breiigen Muß auf den Teller. Dumpf sah ich auf das Etwas in meinen Händen. Wirklich vielversprechend sah es ja nicht gerade aus und nur vage konnte ich das Schütteln meines Körpers unterdrücken.  Vielleicht..... Vielleicht war es gar nicht so übel, wie mir der Tshehemen versprochen hatte. Doch als mir der süßlich herbe Geschmack erneut in die Nase stieg, kam die Übelkeit erneut zurück und fiebrig versuchte ich, dieser nicht nachzugeben. Pff, wie lächerlich. Freezers Küche war ein Gaumenschmaus dagegen. Mürrisch lachte ich kurz auf und sah dann wieder auf mein heutiges Mahl. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ich das eines Tages Mal sagen würde? Zu der undefinierbaren Pampe gesellte sich, keine weiteren Minuten später, etwas das wie eine Fleischkeule aussah und ein weiterer Brei, (geformt aus irgendwelchen Beeren, die wenigstens nach etwas Verdaulichem aussahen) hinzu. Wahrlich, vielleicht war es gar nicht so übel wie es aussah und als ich mich langsam an einen der noch freien Tische setzte, welche zu einem der mittleren Gänge zeigte, überkam mich erneuter Hunger – und haltloser Appetit. „Halt! Noch nich anfangen!!!“ Genervt ließ ich die Hand sinken, welche ich mit meinem voll beladenen Löffel zu meinem Mund führen wollte und sah mein Gegenüber aus zornigen Augen an. Für wahr, ich hatte viel von Esrás erhalten und ohne seine Hilfe, hätte ich wahrscheinlich schon in diesen 11 Tagen die Welt der Toten beschritten. Doch jetzt da Essen, ich wiederhole - Essen, so unweit vor mir lag, so völlig unschuldig und nur noch darauf wartend verschlungen zu werden, durfte man mich einfach nicht mehr unterbrechen. Das glich fast einer Todsünde. Es fehlte nicht mehr viel und ich würde dem Tshehemen (und dann wirklich) endgültig an die Gurgel springen. „Vorerst müssen wir noch das Táshmahajil sprechen.“ Verdutzt ah ich ihn an, nicht wirklich verstehend, was er da über seine Lippen brachte. „Das was bitte?“, kam es ungläubig über meine Lippen und erneut brach Esrás in ein amüsiertes Lachen aus. „Man, wo kommst du denn her? Ein Tischgebet, was denn sonst.“ Belustigt lagen seine dunkelbraunen Opale auf mir und nun konnte ich nicht anders, konnte mich nicht mehr halten und schlug mir mit der flachen Hand augenblicklich an die Stirn. Ließ sie dort ruhen und fuhr mir, nach einiger Zeit, fahrig über die Augen, dabei ein genervtes Stöhnen nicht mehr unterdrücken könnend. Ich hatte es versucht. Wirklich. Hatte wahrlich versucht nicht die Beherrschung zu verlieren, doch war das einfach unmöglich. Nicht bei so einem Kerl und als ich meine Hand sinken ließ, völlig entkräftet von diesem wirren Geist, welcher vor mir saß, sahen mich wache Augen immer noch aufgeweckt an. Na das konnte was werden. Grummelnd legte ich meine Hände aneinander (selbst ich wusste was ein Tischgebet war) und sah verbissen auf meinen voll beladenen Teller, der immer noch nicht angerührt werden durfte. Das war ja Quälerei – aber was für eine. Wieder sah ich mein Gegenüber zornig an, welcher nur belustigt grinste. `Jetzt mach schon´, schien mein Blick zu sagen und wieder hörte ich das rauchige Lachen des Anderen.  „Is ja gut, is ja gut. Du kommst noch zu seinem ersten Essen, Manjéth. Aber das sin Tratditionen. Un die Tradition muss eingehalten werden.“ Grinsend faltete der Tshehemen die Hände, schloss dann die Augen und beispiellos tat ich es ihm gleich. Versuchend das stetige Knurren meines Magens und das laute Murmeln der anderen Gefangenen zu überhören und lauschte alleinig Esrás Stimme. Hoffen, das all dies ziemlich schnell über die Bühne gehen würde, doch dann... „Kh´tan jam´than brak tshak néth, thiev neth....“ Das war zu viel. „Was soll das? Sag mal willst du mich verarschen?!?“ Wütend knallte ich die Hände auf den Tisch und verwirrt kratze sich mein Gegenüber am Kopf. Verdammt noch mal! Wenn dieser Spinner das schon von mir verlangte, dann wollte ich wenigstens auch verstehen, was er da sagte. „Geht´s vielleicht auch in irdischer Sprache? Tshehemisch steht nicht grade auf meiner Liste...“, kam es wieder entgeistert über vernarbte Lippen und wütend funkelte ich den Anderen an. „Dachte du verstehst en bissl, Manjéth. Kein Grund gleich sauer zu werden...“, kam es als Antwort zurück und am liebsten hätte ich mir wieder gegen die Stirn geschlagen, ließ es aber sein, da weitere Kopfschmerzen nicht gerade ratsam waren. `Tja, falsch gedacht, mein Lieber.´ und wieder schloss ich die Augen, Esrás somit signalisierend, dass er fortfahren konnte und das tat er auch. Je schneller all das hier zu Ende war, desto eher konnte ich essen und momentan würde ich sogar töten (wenn es unbedingt sein muss), nur um endlich meinen Hunger stillen zu können. „Oh lieber Herr ich danke dir, für dieses tolle Essen hier. Ich danke dir für Speiß und Trank, der uns hoffentlich nich bringt – unter´d Bank. Und wenn wir morgen dann noch leben, dann erst sollste unsren Segen kriegen – Amen!“ Esrás beendete sein kleines Gebet und sah mich dann abermals grinsend an. Doch ich – tat nichts. Ich wollte, sicherlich, doch konnte ich nicht. Nur eine meiner Augenbrauen zuckte verräterisch, doch sonst kam kein Laut über meine Lippen. Dieser... dieser Idiot. Und dafür hatte ich gewartet?!? Zornig stieß ich ein leises Knurren aus, was den anderen Mann vor mir amüsant auflachen ließ. „Dein Gesicht is zu herrlich, Manjéth!“, prustete er abermals los und verlegen sah ich zur Seite. Wieso... wieso hatte ich nur diesen Spinner an meiner Seite? Esrás war hilfreich, wenn man ihn brauchte, aber... dennoch wurde ich einfach nicht schlau aus ihm. Seufzend stieß ich abermals den Löffel in den musigen Brei und unterdrückte gerade noch so ein qualvolles Stöhnen. Endlich. Endlich würde ich essen können und auch wenn es nichts Gloreiches war, freute ich mich dennoch auf die erste Mahlzeit nach Tagen. Nach 11 lagen Tagen und gerade wollte ich das Besteck anheben, um es zu meinem Mund zu führen, als plötzlich ein Schatten über mich viel. Drohend, gar unerwartet beugte sich der fremde Neuankömmlig über meine rechte Seite und tat etwas, was mich augenblicklich rot sehen ließ. ~*~ Er spuckte in mein Essen. Völlig perplex starrte ich auf den Teller vor mir. Sah mein Mahl was eigentlich dazu bestimmt war in meinem Magen zu landen, doch nun, nach dem Stand der Dinge zu urteilen, war an ein Verspeisen dessen in keinster Weise mehr zu denken.  Was.... Was sollte das?!? „Jetzt sind wir quitt, Saiyajin!“, kam es prompt als Antwort hinter meinem Rücken und zufrieden grinsend beugte sich der Gefangene, welcher für diese Frechheit verantwortlich war, abermals zu mir herunter.  „Ich wünsche noch einen guten Appetit. Überleg das nächste Mal vielleicht etwas genauer, wem du vor die Zelle spuckst.“ Das Lachen, welches sofort über mich hinweg brach, triefte nur so vor Hohn und Spott, doch konnte ich mich immer noch nicht rühren. Ich tat nichts, starrte einfach weiterhin immer noch auf meinen Teller und konnte es nicht fassen. Selbst Esrás, der sonst immer eine bissige Bemerkung auf Lager hatte, war verstummt und sah der Gruppe Gefangener hinterher. Doch dann.... „Tolle Freunde hast dir da ausgesucht, Manjéth.“ Seine haltlosen Worte, spielerisch über dunkel Lippen gebracht, holten mich aus meinen Gedanken zurück und verklärt sah ich ihn an. „Die mein ich.“ Ein Fingerzeig auf die dreiköpfige Gruppe, welche sich sechs Tische weiter hinter uns gesetzt hatten und sofort folgte ich seiner ausgestreckten Hand. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wie hatte ich ihn nur vergessen können?  Dunkel erinnerte ich mich an den Tag zurück, an dem ich das erste Mal zum obersten Tháem geführt wurde. Dort war ich ihm das erste Mal begegnet, ihm, den Tschoken, der sich lautstark über eine meiner damaligen Gesten beschwert hatte. Jetzt kam mir all dies wieder in den Sinn und langsam drehte ich mich, immer noch sitzend auf der Bank, zu ihm um. Die Haut hatte die gleiche Farbe, wie die seines Rassenmitgliedes, der nun (hoffentlich) in den Tiefen der Hölle schmoren musste. Selbst die Haarfarbe und die Augen waren gleich, nur an Statur und Größe unterschied sich diese Missgeburt deutlich von Berkesk. Er war schlackig, dünn aber immer noch kräftig. Das konnte ich sehen und augenblicklich entwich ein leises Fauchen meiner Kehle. Denn ich hatte nicht vergessen, was dieser Bastard und Heuchler unter Freezers Hand getan hatte. Seine Kumpanen, ebenfalls alles Tschoken, saßen mit ihm am Tisch, doch interessierten sie mich nicht. Ich hatte nur noch Augen für ihn. Augen für das eine Wesen, welches es gewagt hatte, mir meine aller erste Ration nach langem Hungern zu nehmen. Denn eine Zweite würde ich nicht bekommen, das hatte mir Esrás mehr als nur ein Mal erklären müssen und mit diesem einen Gedanken, brennend und jegliche Vernunft ausschaltend, nahm ich den Teller in meine Hände und stand auf. „Ma... Manjéth, mach das nicht!“, kam es gar schon flehentlich stotternd über die Lippen des größeren Tshehemen, doch konnte er mich nicht aufhalten. Nicht mehr, denn er hatte meinen Blick, so kalt wie Eis, richtig gedeutet. Hatte das wilde Feuer erkannt, welches unaufhörlich in meinen Augen loderte und so schnell nicht mehr erlöschen würde. So. Dieser Kerl wollte also eine Abreibung?!? Die konnte er haben. Fester griffen zittrige Hände um den Teller in meinen Händen und zornig sah ich abermals zu dem Tschoken, welcher mit dem Rücken zu mir saß. Für diese Frechheit sollte er büßen. Das Knurren in meiner Kehle wurde lauter, überwand schließlich haltlos eiserne Schranken und aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Esrás unruhig auf seinem Platz zurück rutschte. Doch konnte mir dies egal sein, denn nie mehr..... Nie mehr würde ich solch eine Schmach auf mir sitzen lassen. Nie mehr solch eine Schande spüren wollend. Nie mehr! Und mit diesen letzten Worten, bestärkt durch meinen eigenen Geist, wurde mein Blick entschlossen. Meine Schritte schwerer, aber nicht unmöglich, als ich widerstandslos auf die Gruppe der Männer zu schritt und letztendlich hinter dem weißhaarigen Tschoken zum Stehen kam. Gelangweilt sah einer der Männer nach oben und seine hellen Opale wurden mehr als fragwürdig, doch interessierte es mich wenig, bis mit unter gar nicht. Gerade als einer der Blauhäutigen zum Wort ansetzten wollte, fragen wollte, was ich hier zu suchen hatte, drehte sich besagter Tschoken, welcher mir haltlos in mein Essen gespuckt hatte, zu mir um.  Und hier kam meine Chance.  Der eine Moment, der zeigen sollte, dass ich mich nicht beugen würde - vor niemandem. Hier kam meine Rache. Hier so unausweichlich brennend wie noch nie. So unausweichlich die Revanche und ich ergriff sie, haltlos, mit offenen Armen. Ergriff sie noch ehe mein Verstand einschreiten konnte, um mich zum Stoppen zu bewegen, doch wollte ich nicht. Ich wollte nur eines. Eines in diesem Moment, der so klar wie noch nie. Alles sollte brennen. Alles in Ewigkeit überdauernd, denn.... Ich wollte Gerechtigkeit. Und mit diesem letzten Gedanken hob ich die voll beladene Hand, der Teller in meinen Händen wog verräterisch schwer, doch ignorierte ich die Last auf meinen Schultern gekonnt und... ...schlug zu.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)