Zu den drei Linden von dasy ================================================================================ Kapitel 13: Ein Brief --------------------- Ein Geräusch weckte ihn. Zorro drehte sich erst mal von seinem Aktivkuschler weg und setzte sich auf. Er brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, wo, mit wem und was geschehen war. Noch einmal sah er sich ungläubig in dem Zimmer um, bis ihn ein neuerliches Geräusch daran erinnerte, warum er nicht mehr eng an seinen Liebsten gekuschelt schlief. Dennoch nahm er sich Zeit, Sanji zu betrachten: Die blonden Haare, die einen guten Teil seines Gesichts bedeckten, die kleine Nase, die schmale Hand, die die Zudecke bis zum Kinn hoch zog… Wieder hörte er etwas. Es kam von der Tür, die gestern noch verschlossen war. Also stand der Grünhaarige auf und betätigte die Klinke, die nun auch ihren Dienst nicht mehr verweigerte. Möglichst leise schloss er die Tür wieder hinter sich und betrachtete den Raum. Links an der Schmalseite war ein Fenster. Die Wand gegenüber, hinter der das nächste Hotelzimmer liegen musste, war durch eine Schrankwand mit Fernseher, Minibar und allem drum und dran verstellt. ‘Lärmschutz’, ging es Zorro mal wieder durch den Kopf. Auf der rechten Seite fand er eine Tür, die vermutlich zu einem Vorsaal und dann auf den Gang führte. Zumindest schätzte er das Zimmer als zu kurz ein. An Möbeln gab es noch zwei Sessel und einen Tisch, auf den ein Zimmermädchen gerade Frühstück aufbaute. ‘Daher das Geräusch!’ Die junge Frau, leicht rot um die Nase nickte in Richtung eines der Sessel, auf dem zwei Morgenmäntel lagen. Erst jetzt wurde sich Zorro bewusst, dass er völlig nackt vor einer Fremden stand. ‘Das Personal ist in diesem Hotel wirklich nicht zu beneiden.’ Also zog er sich etwas über und setzte sich. Auf dem Tisch vor ihm stand jetzt ein hübscher Blumenstrauß mit einem Brief, dazu zwei Gedecke, gekochte Eier in Bechern (inklusive Eierwärmer), frische Brötchen, verschiedene Marmeladen und eine kleine Platte mit diversen Wurst und Käsesorten. Das Zimmermädchen schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein, gab ihm den Brief in die Hand und verabschiedete sich mit einem Nicken. Zorro fühlte sich noch nicht wach genug um nachzudenken. Er döste noch ein wenig mit offenen Augen, den Blick auf die Tür gerichtet, das letzte, was sich in diesem Raum bewegt hatte. Nur langsam erwachte auch sein Geist und er griff nach der Tasse mit dem heißen Muntermacher. Jetzt erst wurde er sich des Papiers in seiner Hand bewusst. Er öffnete den Umschlag und überflog die Zeilen. “Guten Morgen Zorro! Ich denke, selbst ein so verpeilter Chaot, wie Du es bist, hat die Chance dieses Hotelzimmer wieder zu erkennen. Keine Angst, ich weiß nicht wirklich, wo ich Euch da hingeschickt habe, aber ich denke, das Zimmer, das Du für Eure Hochzeitsnacht entworfen hast, war eine gute Wahl. (Wobei, sicher bin ich mir da nicht. Du hast es schon geschafft, ganz andere Dinge zu versauen!) Ihr habt eine Woche Zeit, Euch auszusprechen und zu versöhnen. So lange habe ich das Zimmer bezahlt. Bei Deinem Chef habe ich auch angerufen, der meinte, so, wie Du in der letzten Woche ausgesehen hast, sollst Du es ja nicht wagen, vor nächstem Montag wieder bei ihm aufzukreuzen. Er erwähnte noch etwas von einer anderen Firma, die Leute zu Besuch oder so schickt. Bitte nutzt die Zeit, in der Ihr von der Außenwelt unbeeinflusst reden, streiten und was auch immer sonst noch machen könnt. Solltet Ihr Euch wirklich entschließen, dass nur einer dieses Hotel lebend verlässt, so könnt Ihr Euch sicher sein, dass ich das alleinige Sorgerecht für den Kleinen beantragen und auch bekommen werde. Der Überlebende von Euch Beiden wird meinen Enkel nie wieder sehen. Zorro, Du kennst meinen Sanji! Ich bin mir nicht sicher, ob er selbst weiß, was er will und wie es weiter gehen soll. Mit Deiner Art, ihn herauszufordern und ihn zu unterstützen, bist Du wohl der einzige Mensch, auf den er sich dauerhaft in seinem Leben verlassen kann. Ich glaube, selbst ich würde die Nerven verlieren, wenn ich ihn noch lange in meiner Nähe ertragen müsste. Ohne Dich wird er eingehen, wie eine Primel ohne Wasser. Und ich bin mir fast sicher, dass es Dir ähnlich geht. Ich habe Euch eine Woche für Euch eingeräumt. Bitte nutze sie, bitte! Klärt das, was zwischen Euch steht und macht einen Plan für die Zukunft, mit dem Ihr Beide oder vielmehr Ihr Drei gut leben könnt. Plant mich ruhig mit ein, dass ich den Kleinen auch mal nehme, aber nicht ständig und nicht unangemeldet. Auch sonst bin ich gern für Euch da, nur nicht als Exil! Vielleicht schafft Ihr das mit der Hochzeit ja doch noch mal! Wünschen würde ich Euch das. Viel Glück, Jeff!!” Zorro musste schmunzeln. Sanjis Vater schrieb an IHN, nicht an seinen Sohn. Er bat IHN, die Geschichte wieder gerade zu biegen, nicht den Blonden. ‘Wer weiß, wie diese Giftnudel den Alten genervt hat! Ja, er kann ganz schön nervig sein, aber er kann auch ganz SCHÖN nervig sein. Jeff hat Recht. Ich liebe es mich mit ihm anzulegen und gerade diese Streitereien brauchen wir doch beide in gewissem Maß. Wahrscheinlich sind die letzten Monate so verlaufen, weil ich nicht zurückgepfeffert habe. Wahrscheinlich sollten wir uns öfter richtig streiten, damit wir nicht mehr das Gefühl haben, dem anderen egal zu sein.’ Er dachte noch eine Weile nach, bis er beschloss erst mal ins Bad zu gehen und ausgiebig zu duschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)