Vergangenheit
Das Frühstück ist tatsächlich ziemlich lecker...Die etwas kräftiger gebaute
aber doch sehr lieb wirkende Köchin lächelt mir zu und stürzt sich dann
auf Kai.Mein Gott der arme Kai!Die innige Umarmung lässt seinen Kopf
fast komplett zwischen ihren Brüsten verschwinden und was mich am
meisten wundert:Er wehrt sich überhaupt nicht.Als er dann endlich
losgelassen wird stellt er sie mir nach Luft japsend vor:"Das ist
Akuma.Sie kennt mich schon seit ich lebe und hat sich immer um mich
gekümmert..."Etwas perplex frage ich:"Und was ist mit deinen Eltern?"
Kais Gesicht verfinstert sich und plötzlich sieht er so zerbrechlich und
hilflos aus,dass man ihn am liebsten in den Arm nehmen würde."Also
wenn du nicht darüber reden willst ist das okay!",stottere ich schnell aber
er sieht mich nur an und zieht mich am Handgelenk wieder nach oben ins
Zimmer.Akuma,die gerade wieder aus der Küche kommt,schaut uns
verwundert nach.Kai setzt sich aufs Bett und als ich mich auch
hinsetzte,lässt er mein Handgelenk los und starrt auf den Boden.Ich habe
das Gefühl irgendwas tun oder sagen zu müssen aber ich weiß nicht
was."Sie..."Jaa?Erzählt ers mir jetzt?Sagt er mir nun,was los ist,dass er
so verdammt traurig aussieht?Scheint so."Meine Mutter war 16 als ich
geboren wurde...Ich war ein Unfall und war nicht gewollt.Mein Vater ist
sofort abgehauen und weil ich das gesamte Leben meiner Mutter zerstört
hatte,hat sie angefangen zu trinken und andere Drogen zu nehmen.Sie
machte mir schlimme Vorwürfe und eigentlich hatte sie ja auch
recht...Wenn sie betrunken war schlug sie mich oft und brach dann meist
weinend zusammen.In dem Moment war mein Leben nichts wert und ich
fühlte mich wie das allerletzte....Meine Mutter starb schließlich an den
Folgen des übermäßigen Drogenkonsums und das war der Punkt,an
dem ich vorhatte mich umzubringen.Da war ich etwa 6 Jahre alt...Doch
plötzlich tauchte mein Großvater auf und nahm mich bei sich auf.Er
machte mir Mut und brachte mir das Beybladen bei...Ich habe ihn wirklich
sehr gern gehabt,doch später musste ich erfahren,dass er mich nur
ausnutzen wollte...Jetzt will ich der ganzen Welt beweisen,dass ich nicht
nutzlos bin und dass ich es ganz alleine schaffen kann,der größte Blader
aller Zeiten zu werden...Hey!Was hast du denn?"Was ich habe?Oh naja
ich fühle Tränen über meine Wangen fließen.Langsam tropfen sie auf
den Boden.Kai schaut mich verwundert an."Nimmt dich mein Schicksal
so mit?"fragt er."Schon",schluchze ich"Aber hauptsächlich ist unser
Schicksal sehr ähnlich" "Wie meinst du das?"fragt er.Und ich fange an
ihm meine Geschichte zu erzählen.Von dem Tod meiner Mutter,von dem
Abgang meines Vaters und schließlich auch vom Tod meiner
Großeltern.Ich erzähle ihm auch,dass mein einziges Lebensziel,alles
was ich noch hatte,der Wunsch war,ihn einmal zu treffen,den einzigen
Menschen der mir etwas bedeutete und dem ich,obwohl ich ihn nicht
kannte,vertraut hatte und,dass nur dieser Wunsch mich dazu bewegt
hat,weiterzuleben.Kai schaut mich an und...was ist das?Das kaum
hörbare Geräusch wenn ein Tropfen auf stoff fällt...Und von mir war das
nicht.Kai weint!Der gefühlslose,harte.coole Kai weint!Dieser Blick!So
tieftaurig und hilflos.Jetzt muss auch ich wieder Weinen.Und bevor ich
noch wirklich merke was ich tue umarme ich ihn und streiche über
seine,trotz ihres harten Aussehens,wuschelig weichen Haare.Erst ist er
offenbar verblüfft aber dann schlingt er seine Arme ganz fest um mich und
drückt sein gesicht in meinen Pullover.Das gibt wahrscheinlich nie mehr
auswaschbare blaue Tuscheflecken aber das ist mir im Moment sowas
von egal.Diese Wärme die mich durchrieselt wenn ich ihn so im Arm
halte,dieser Trost,den ich ihm zu geben versuche und der,den er mir
gibt.Ich weiß nicht wie lange wir einfach nur so dasitzten und heulen.Aber
irgendwann ist jeder Tropfen geweint,ist jede Quelle versiegt und ich
kann wieder recht klar denken.Ich lasse los,wir können schließlich nicht
ewig hier sitzenbleiben,auch wenn ich nichts dagegen hätte...Er schaut
hoch,nimmt den Kopf von meiner Schulter und lächelt mich mit traurigen
Augen an."Danke",flüstert er und streicht mir eine Haarsträhne aus dem
Gesicht.