Sternenblut von Verath (ewiger Winter) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sternenblut - ewiger Winter   Der Schneesturm war heftig. Es schien beinahe so, als käme der eisige Wind von allen Seiten. Auch wenn die Schneeflocken verrieten, dass er von Westen kam, war man denn in der Lage, die Augen weit genug zu öffnen, um derart gut zu sehen. Lunitas konnte das noch nicht. Er war das kalte Wetter zwar gewöhnt, kannte er doch seit seiner Geburt nichts anderes, allerdings waren seine Augen noch nicht so trainiert, als dass er sie in diesem Wetter so weit offen halten konnte. Er wandte seinen Kopf etwas ab, wobei ihm nur noch stärker durch sein Fell geweht wurde. Er erzitterte. Manchmal fühlte er sich wie ein Schwächling in einer ihm unbekannten und doch vertrauten Welt. Er wusste, weshalb seine Mutter und all seine anderen Geschwister ihn verlassen hatten. Diese Welt - eingehüllt in einer steten Eis- und Schneeschicht, hart und unerbittlich - konnte keine Schwachen gebrauchen. Sie alle hatten eben das in ihm gesehen. Er fror, er konnte nicht gegen den Schneesturm blicken und seine Stimme war so gut wie nicht vorhanden. Schon von Geburt an war er anders als sie. Er hatte bei den Kabbeleien immer verloren, bis er aufgehört hatte, überhaupt erst mitzumachen. Ja noch nicht einmal heulen konnte er! Er wusste, dass es das Einzig Richtige gewesen war, was sein Rudel machen hatte können. Er wäre nur eine Last für alle gewesen… Die Spuren seiner Tatzen wurden sogleich vom Neuschnee bedeckt, nachdem er nur wenige Schritte weiter gegangen war. Die Kälte trieb ihn an, schneller zu gehen. Glücklicherweise kannte er den Weg, den er beschritt, nur zu gut. Er wusste, wohin er ging. Und es dauerte auch nicht mehr allzu lange, da erkannte er vor sich eine kleine Bergformation, noch in der Ferne und klein, aber er würde bald dort sein. Beim Näherkommen erkannte man, dass in der Felsformation eine Höhle war, der Eingang war nicht groß, doch groß genug für Lunitas. Dadurch konnten sie sichergehen, dass kein größeres Wesen als sie selbst in die Höhle konnte. Aus dem schmalen Loch kam ein leicht bläulicher Schimmer, der vom weißen Schnee reflektiert wurde. Er war konstant, nicht so flackernd wie der Schein eines Feuers, und doch schien er sich zu bewegen, ein Eigenleben zu haben. Lunitas kam am Eingang an und drückte sich hindurch, um dem kalten Wetter zu entkommen. Wo draußen der Fels noch mit Schnee und Eis bedeckt gewesen war, ragten ihm nun von den Wänden und der Decke bläulich schimmernde Kristalle entgegen, welche die kleine Höhle mit dämmrigem Licht füllten. Der Boden bei dem Loch war noch voller Schnee, doch wenn man nur wenige Schritte machte, stand man auf kahlem Stein. Lunitas schüttelte sich, um den Schnee aus seinem Fell zu bekommen, bevor er bereits eine vertraute, ruhige Stimme vernahm. »Ich dachte schon fast, du hast dich verlaufen, kleiner Bruder.« Die eisblauen Augen sahen in die Tiefen der Höhle hinein, während er dorthin ging. Im Gehen veränderte sich Lunitas' Gestalt. Was zuvor eine lange fellbedeckte Schnauze war, wurde kleiner, zog sich zurück, die großen, langen Zähne wurden kürzer, Pfoten wurden zu Händen und Füßen, wenngleich mit langen Krallen. Lediglich wenige Bereiche blieben fellbedeckt, Schweif und Ohren behielten ihr Aussehen. Sein Gang wurde aufrecht, sein Körper nahm beinahe menschliche Züge an. Nur noch wenige Schritte und er stand vor seinem einzigen Bruder, welcher ihn nicht verstoßen hatte. »Tiash«, hauchte er mit schwacher Stimme, als er sich neben jenen setzte, welcher im Augenblick ebenso mehr Mensch als Wolf war. Sie glichen sich in beinahe allem. Lediglich ihre Statur und ihre Augenfarbe unterschieden sich. Während Lunitas schwächlich und dürr war, zeigten sich bei seinem Bruder deutliche Muskelpartien. Er war kräftiger und größer als sein kleiner Bruder, was nicht nur daran lag, dass Tiash deutlich älter war. Seine Augen waren von einem schimmernden Goldton, welcher beinahe wie flüssiger Honig schien. Er trug darin eine Wärme, die beinahe beleidigend für diese kalte Welt war. Doch in diesem Moment war Ärger und Sorge darin zu erkennen. »Sag' mir nicht, du warst erneut dort.« Schuldbewusst und ertappt blickte Lunitas zu Boden. Ein resignierendes Seufzen klang durch die dämmrige Höhle. »Ich habe dir schon so oft gesagt, dass es gefährlich ist«, begann Tiash von Neuem. Dafür erntete er nur einen Blick seitens seines Bruders, welcher so viel hieß wie 'Schon wieder diese Leier?' Doch das hielt ihn nicht auf. »Irgendwann werden die Männer dieses Dorfes dich entdecken und dann machen sie Jagd auf dich, sie werden dich suchen und versuchen zu töten, so wie jeden anderen Wolf, der ihnen unglücklicherweise über den Weg läuft. Du weißt, was sie sich dadurch erhoffen, warum sie unser Fleisch wollen.« Ja, das wusste Lunitas. Die Menschen erhofften sich Macht. Und ihr Volksglaube besagte, dass sie diese durch das Fleisch der Silucha-Wölfe erhielten. Eine Weile lange saßen die beiden ruhig da, Lunitas betrachtete die leuchtenden Kristalle, welche ihn drohten, in ihren Bann zu ziehen. »Ich denke, es ist an der Zeit, kleiner Bruder, dass ich dir etwas schenke.« Nur schwerlich konnte dieser sich von den Kristallen losreißen um zu Tiash hinüberzusehen. Doch bereits im nächsten Moment war seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf seinen Bruder gerichtet, besser gesagt auf seine linke Hand. Die Finger wurden von einer Flamme umschlossen, welche züngelnd um sie herumtanzte. Sie war blau und wurde zu den Enden hin rot. Außerdem schien sie seinen Bruder nicht zu verbrennen. Fragend sah Lunitas ihn an, jedoch bekam er keine Antwort von Tiash. Dieser kam ihm stattdessen mit der flammenden Hand immer näher, bis er kurz vor seiner Brust inne hielt. Er sah dem Jüngeren in die Augen und Lunitas bemerkte, dass das Gold heller wurde, es sah beinahe so aus, als würde es sich bewegen, wie eine Flüssigkeit. Ein plötzlicher brennender Schmerz ließ ihn aufheulen - wenn auch nur in einem kläglich leisen Ton. Er zuckte zurück und sah erst auf die Hand seines Bruders, welche nicht mehr von den Flammen umtanzt wurde. Dann blickte er auf seine brennende Brust hinab und erhaschte noch einen Blick auf die Flammen, welche sich in seiner Haut versenkten, bevor sie gänzlich darin eingetaucht waren. »Was-?!«, begann er, bevor ihm seine Stimme wegbrach. Ungläubig und entsetzt davon, dass ihm sein Bruder Schmerzen zugefügt hatte, sah er ihm in die nun wieder dunkleren Augen. Hatte er sich das nur eingebildet? War es vielleicht der Schein dieser merkwürdigen Flamme gewesen, welche ihm vorgegaukelt hatte, dass sich die Farbe seiner Iris geändert hatte? Dass sich jedoch seine eigenen blauen Augen für den Moment golden verfärbt hatten, war ihm nicht einmal aufgefallen. »Du wirst noch früh genug herausfinden, warum ich das getan habe«, versicherte ihm Tiash mit einem wissenden Lächeln.   Ein stechender Schmerz überkam ihn, riss ihn aus seinen Erinnerungen, welche ihn so plötzlich überkommen hatten. Vor ihm - er konnte es noch immer nicht glauben - lag Tiash. Reglos und in einer roten Lache. Der weiße Schnee um ihn herum färbte sich stetig mehr in ein tiefes Rot, während die Schneeflocken sein weißes Fell bedeckten. Pfeile steckten im Boden neben seinem Bruder, in seinem Bruder. Erneut vernahm Lunitas das Geräusch eines heran sausenden Pfeiles, welcher nur Zentimeter neben ihm einschlug. Hätte er gekonnt, würden Tränen seine Augen verlassen, doch in dieser Form war er dazu nicht in der Lage, seine Trauer auf diese Weise kund zu tun. Stattdessen wandte er den Kopf nach hinten, wo er bereits zwei Schlitten mit prächtigen Hundegespannen erblickte. Mehrere Männer in dicken Fellgewändern standen daneben und zielten auf ihn. Er sah zurück auf seinen Bruder. Ein letzter Blick, den er sich erlaubte, bevor er sich losriss und sich dazu antrieb schnell an Geschwindigkeit zu gewinnen. Er musste fliehen. Es gab keine andere Möglichkeit. Wenn sogar sein starker Bruder gegen diese Menschen keine Chance hatte, wie sollte dann er - der noch immer schwächer als Tiash war - es dann mit ihnen aufnehmen? In den letzten Jahren war er zwar stärker geworden, hatte seine kindliche Schwäche abgelegt, doch noch immer reichte er nicht an Tiash heran. Das Stechen in seiner rechten Schulter wurde schlimmer, als er lief. Es tat weh. Auch ohne hinzusehen wusste Lunitas, dass er von einem ihrer Pfeile gestreift worden war. Warmes Blut wurde vom eisigen Wind ausgekühlt und tropfte auf den Neuschnee. Er hörte das Bellen der Hunde, die aufgeregten Stimmen der Männer - seiner Jäger. Er lief schneller, zwang seinen Körper, alles zu geben. Er musste mehr Abstand zwischen sich und seine Verfolger bringen, sonst würde er sie nie los. Seine mittlerweile geschulten Augen erkannten eine breite Felswand vor sich, doch auch einen schmalen Spalt, der die Wand entzweite. Lunitas kannte diese Gegend nicht gut. Was sollte er tun, wenn der Spalt plötzlich enden würde und er von den Felsen umzingelt wäre? Sein einziger Ausweg wäre dann von den Jägern versperrt. Doch sonst gab es keine Möglichkeit. Die Schlitten holten langsam auf und zogen leicht zu jeweils einer Seite, sodass er weder nach links, noch nach rechts ausbrechen konnte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als in die schmale Schlucht zu laufen. Sie war nicht breit genug, als dass beide Schlitten nebeneinander fahren konnten. Lunitas hörte die Männer rufen, doch er verstand nicht, was sie sagten. Also lief er weiter in der Hoffnung, dass er nun nicht in eine Falle gelaufen war. Ein weiterer Pfeil näherte sich ihm, war jedoch durch den bewegten Schlitten ungenau abgeschossen worden, sodass er an der Steinwand abprallte und zerbarst. Doch ein zweiter traf ihn, brachte ihn ins Straucheln. Durch den kurvenreichen und steinigen Weg vergrößerte sich der Abstand zwischen Lunitas und den Jägern langsam. Noch ging die Schlucht weiter und war noch nicht zu einer Falle geworden. Und dann, nach einer gefühlten Ewigkeit erkannte Lunitas das Ende der Schlucht und der einengenden Felswände. Doch seine anfängliche Freude wurde postwendend zu Todesangst, als er drei Männer samt Schlitten am Ausgang auf ihn warten sah. Sie hatten hinter ihrem Schlitten Posten bezogen und warteten mit gespannten Bögen nur darauf, dass er noch ein klein wenig näher kam, damit er in ihrer Schussweite war. Jetzt war Lunitas tatsächlich in einer Falle. Vor ihm die gespannten Bögen, die seinen Tod bedeuteten und in wenigen Augenblicken würde hinter ihm der zweite Schlitten ankommen. Sie hatten sich geteilt. Das war es also, was sie sich am Anfang der Schlucht zugerufen hatten. Schwer atmend wandte der Wolf seinen Kopf, um zu sehen, wie weit der zweite Schlitten noch hinter ihm war. Er konnte ihn nicht erkennen, das bedeutete, er war noch hinter der letzten Kurve. Doch lange würde es nicht mehr dauern und er wäre eingekesselt. Mit einem Mal begann seine Brust zu brennen. Es war eben jenes Gefühl, das er vor vielen Jahren in der Höhle mit Tiash erlebt hatte. Aber dieses Mal tat es nicht weh. Es war eher wie eine Wärmequelle, welche ihm dazu riet, weiter zu gehen. Er wollte nicht, denn schließlich standen dort die Männer, die nur darauf warteten, dass er näher kam. Jedoch schien Widerstand gegen diese Weisung zwecklos, denn egal wie sehr er sich dagegen sträubte, seine Beine bewegten sich in die Richtung der Jäger. Diese schienen ebenso überrascht von seiner Entscheidung wie Lunitas selbst, doch ließen sich nicht lumpen und zielten mit ihren Bögen auf ihn, bevor sie losließen. Der Wolf senkte den Blick. Er würde hier sterben. Er würde zu Tiash zurückkehren. Dieser hatte ihn aufgenommen, als sein altes Rudel, welches Tiash - durch sein Alter bedingt - verlassen hatte, ihn im Stich gelassen hatte. Auch wenn er nicht sterben wollte, der Gedanke daran, seinen Bruder wiederzusehen, machte es erträglicher. Lunitas' Blick schweifte etwas über den von Eis und Schnee bedeckten Boden, als eine kleine Bewegung seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ein Tropfen seines Blutes zitterte. Er warf zackige Wellen, die Flüssigkeit erhob sich in keinen Zacken, senkte sich. Er spielte verrückt. Ungläubig blickte Lunitas auf den Tropfen, konnte sich keinen Reim darauf machen. Dann fielen ihm die Pfeile wieder ein. Was war mit ihnen? Sie hätten ihn doch schon längst durchbohren müssen. Er sah auf, erkannte Entsetzen auf den Gesichtern der Menschen, während erneut ein Pfeil auf ihn zu rauschte. Kurz bevor er Lunitas erreichte, zerbarst er in Tausende kleiner Teile. Die Wärme, die von seiner Brust ausging, wurde stärker. Lunitas verstand es zwar nicht ganz, doch anscheinend hatte diese Flamme in ihm etwas damit zu tun, dass die Pfeile zersplitterten, bevor sie ihn trafen. Und ihm kam eine Idee. So konnte er dieser Falle entkommen! Er lief los. Die Wärme wurde stärker. Die Jäger waren erst überrascht, dann griffen sie nach ihren Speeren und hielten sie bereit. Lunitas setzte zum Sprung an, um über ihren Schlitten zu springen, da stachen die Männer schon mit ihren Speeren zu. Die Wärme in seiner Brust wurde erneut stärker, während der Rest seines Körpers kalt wurde. Entzog die Flamme ihm seine eigene Körperwärme? Anstatt sich darüber große Gedanken zu machen, sah Lunitas auf die Waffen, die erneut vor seinen Augen zersprangen. Doch nicht nur das. Die Körper der Männer begannen plötzlich, ebenso wie sein Blutstropfen zuvor, zu erzittern, sie weiteten sich zackenförmig aus, zogen sich zusammen und an manchen Teilen zerbarsten sie so, wie die Speere. Der Wolf nahm sich jedoch nicht die Zeit, sich noch einmal umzusehen, als er auf seinen Pfoten aufkam, sondern lief einfach weiter. Er konnte die Schreie der Menschen hören, getränkt von Schmerz und Pein. Er hatte einen Vorsprung. Auch wenn sein Körper sich schwächer als zuvor und kalt anfühlte, er hatte einige der Männer unschädlich gemacht und die anderen würden durch sie aufgehalten, bevor sie ihn weiter verfolgen könnten. Er lief stundenlang. Es kam ihm fast so vor, als würde dieselbe Macht, die ihn zuvor dazu verleitet hatte, weiterzugehen, ihn nun in eine bestimmte Richtung lenken. Er lief nicht blind gerade aus. Er kannte sich in dieser Gegend nicht aus, doch trotzdem schien es, als wäre sich sein Körper ganz sicher, wohin er laufen musste. An einem zugefrorenen Fluss machte er für einen Moment lange Rast, hatte er doch bereits stundenlange keine Jäger erspähen können. Er erlaubte seinem strapazierten Körper einen Moment der Ruhe, bevor er weiterlief. Seine Reflektion im Fluss ließ ihn genauer hinsehen. Was war das? Seine Augen. Sie waren ebenso golden wie die von Tiash… Was hatte das zu bedeuten? Gab es eine Verbindung zwischen dieser Macht, dieser zerstörerischen Wärme, und der Augenfarbe? Er versuchte sich an die Augen seiner Eltern zu erinnern, an die seiner Geschwister. Doch es lag zu lange zurück, als dass der Erinnerungsversuch glückte. Überfordert von alldem schüttelte Lunitas seinen Kopf, bevor er sich mit schmerzender Schulter wieder aufrappelte. Er sah zurück. Bildete er sich das nur ein oder war dort ganz fern tatsächlich der Hundeschlitten der Jäger zu erkennen? Hatten sie ihn wirklich schon eingeholt? Die momentane Schneesturmpause wurde ihm anscheinend zum Verhängnis, denn nun konnten die Jäger ihn anhand seiner Spuren verfolgen. Er lief weiter, noch immer gesteuert von dieser Macht in ihm, die ihm sagte, wohin er gehen musste. Es dämmerte längst, doch er erlaubte sich nicht, anzuhalten, denn die Männer waren nun so weit an ihn herangekommen, dass er sie deutlich sehen konnte. Und das hieß, sie sahen ihn auch. Er steuerte auf einen Hügel zu. Auf der einen Seite war er flach genug, sodass man ihn erklimmen konnte, auf der anderen Seite ging es steil hinab. An ihn grenzte das Meer. Als Lunitas den Berg hinaufstieg vernahm er hinter sich bereits das Bellen der Hunde und ein einzelner Pfeil wurde nach ihm abgeschossen. Jedoch so ungenau, dass er nicht einmal nahe genug an ihn herankam, um die Macht in ihm zu wecken. Oben angekommen sah der Wolf eine kleine völlig ebene Fläche, umgeben von schneebedeckten Felsen, welche die Form von länglich stehenden Kristallen aller Größenordnungen hatten. In ihm kam ein Gefühl auf, als wäre er nach jahrelanger Suche am Ziel angekommen. Er stellte sich in die Mitte der runden, ebenen Fläche und drehte sich zur Seite, von der er gekommen war und von der auch die Jäger kommen würden. Dann wartete er. Er hörte die Stimmen der Menschen, sowie die Geräusche ihrer Waffen, welche gegen Stein und Eis prallten. Dann machte er sich bereit. Lunitas spürte eine wilde Flamme in sich, welche ihm dieses Mal nicht sofort die Wärme aus dem restlichen Körper zog. Stattdessen breitete sich die Wärme aus, zog über die Felsen und schmolz das Eis und den Schnee von ihnen. Ein leichter Schimmer, rot und blau, wurde immer stärker. Als der Schnee gänzlich von den Felsen um ihn herum geschmolzen war, erkannte Lunitas, woher der Schimmer kam. Es waren keine Felsen, es waren Kristalle! Ihr Schein wurde vom restlichen Schnee auf dem Hügel reflektiert, wie damals in der Höhle. Nur waren es dieses Mal nicht nur blaue Kristalle, sondern hier und dort befanden sich noch rote. Wie die Flamme in Tiashs Hand, schoss es ihm durch den Kopf. Nur noch wenige Augenblicke und die Jäger sammelten sich auf dem Hügel, schienen unsicher, doch einer von ihnen lief mit dem Speer in der Hand auf Lunitas zu und die anderen folgten. Die Wärme wurde stärker. Nun erzitterte nicht nur das Blut, sondern der gesamte Boden, die Kristalle, einfach alles um Lunitas herum. Die Oberfläche aller Dinge zuckte, zog sich zusammen, um sich im nächsten Moment zackenförmig auszuweiten. Und mit einem Mal entlud sich die Wärme, die Hitze in Lunitas, schlug den Männern entgegen, ließ auch ihre Körper zackenförmig erzittern und zerbarst sie, mitsamt ihrer Waffen. Das Blut spritzte, während ihre Körper in Tauschende Stücke zerrissen wurden und selbst Lunitas' Beine anfingen, zu erzittern. Der gesamte Hügel fing an, sich so zu verhalten, sogar das Meer zuckte in Zacken auf und fiel zusammen, die Landschaft um ihn herum. Das Leuchten der Kristalle wurde stärker, während die Stücke der Jäger auf den Boden fielen. Dann brach Lunitas zusammen. Ihm war kalt, so schrecklich kalt. Er hatte keine Kraft mehr. Die Kristalle um ihn herum wurden dunkler, bis sie nur mehr glommen und schließlich wieder kalt und grau wurden, wie Felsen. Er hatte es geschafft, hatte die Jäger erledigt und selbst überlebt. 'Tiash, mein Bruder, warte bitte auf mich, ich werde eines Tages kommen und dich nie wieder alleine lassen…Doch noch ist dieser Tag nicht gekommen.' Hosted by Animexx e.V. 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