Welcome to the masquerade von Felicity (Aus dem Leben eines Mafiaboss - Teil 5) ================================================================================ Kapitel 1: Willkommen --------------------- Tsuna seufzte leise, fuhr sich mit der Hand über seine schwitzige Stirn und warf sehnsüchtig einen Blick aus dem Fenster. Es war Frühsommer und die Sonne hatte jetzt zur Mittagszeit viel mehr Kraft als sie sollte. In dieser Zeit war sein Büro mit dem ach-so-schönen großen Südfenster eher eine Folterkammer. Doch Tsuna war mit einem flüchtigen Blick zur Uhr nur zu bewusst, dass er gerade mal acht Minuten hinter sich gebracht hatte – von veranschlagten 63 wohlgemerkt und zu Tsunas Leidwesen vertat sich Hayato selten bei seinen Schätzungen… Fast, als hätte er seine Gedanken gelesen, sah Hayato mit einem entschuldigenden Lächeln von den Zahlenkolonnen auf, die er selbst Daten nannte. „Soll ich das Fenster wenigstens aufmachen?“, fragte er in Tsunas Gedanken. Der wiederum nickte langsam und ignorierte die Tatsache, dass er as auch problemlos selbst hätte tun können. Stattdessen zwang er seine Gedanken zurück zur aktuellen Situation, während sein Blick Hayato zum Fenster folgte. Immerhin wehte, kaum, dass er es öffnete, augenblicklich eine kühle Brise herein und ließ Tsuna nun doch ein wenig schmunzeln, als Hayato sich auf einmal unwillig knurrend gegen den Hals schlug. „Was hast du?“, fragte Tsuna verwundert, doch Hayato winkte ab und ließ sich wieder auf den Stuhl neben ihm sinken. „Nur das vermaledeite Viehzeug… jedes Jahr derselbe Mist…“, dann aber schüttelte er den Kopf und deutete auf die Zahlen, „Um also auf die Sache mit den Arancia zurück zu kommen, wie du hier siehst sind die Überfälle in Neapel beinah expotential angestiegen, seit sie…“ Nein, eigentlich sah Tsuna nur viel zu viele Zahlen auf einem weißen Blatt Papier und ihm graute ernsthaft vor der Verhandlung heute Abend, denn auch bis dahin würde er sie sicher nicht verstanden haben. Wenn das mal gut ging… „Anwesenheitskontrolle. Fehlende Wächter alphabetisch: Lambo Bovino, Kyoya Hibari, sowie Mukuro Rokudo,“, sprach Hayato formal aus, was ohnehin alle wussten und machte sich eine Notiz in seinen Unterlagen. Tsuna stützte derweil den Kopf mit der Hand ab und sah einfach nur zu, es war ein absolut zu erwartendes Ergebnis. Hibari kam quasi nie zu den monatlichen Besprechungen, Lambo war auf Klassenfahrt und Mukuro hatte wohl mal wieder keine Lust… Moment, was war…? „Ich bin sehr wohl anwesend.“, ertönte die nur zu bekannte Stimme mit einem Mal und aus den Augenwinkeln meinte Tsuna kurz blaue Haare aufblitzen zu sehen, doch als er sich vollends herumdrehte, blickte er auf Chrome, die leicht beschämt auf den Tisch herabsah. Die Reaktion der restlichen Wächter fiel sehr durchwachsen aus, während Takeshi und Ryohei lachten, grummelte Hayato nur etwas vor sich hin und murrte schließlich: „Hör auf dich hinter Mädchen zu verstecken, du Feigling.“, ehe er sich wieder seinen Zetteln zu wand und fortfuhr, als wäre nichts gewesen. „Also, die heutige Tagesordnung sieht vor, dass wir…“ „Ich habe es nicht nötig mich zu verstecken. Ich springe nur nicht, wenn man nach mir pfeift, wie gewisse andere Leute.“ Und diesmal war sich Tsuna nicht nur absolut sicher, auf einmal saß wirklich statt Chrome Mukuro vor ihm. Lässig zurückgelehnt und mit den Füße auf dem Tisch, während er schief in die Runde grinste, „Ich bin auch so sehr gut informiert, keine Sorge.“, fügte er mit einem noch schieferen Grinsen hinzu, ehe er Hayato zuzwinkerte, was diesem vorhersehbar die Zornadern auf die Stirn trieb und ihn aufspringen ließ. „Du verdammter…!“ Doch ehe er noch dazu kam sich eine neue Beschimpfung einfallen zu lassen, saß da wieder Chrome, nun eindeutig mit einem Rotschimmer im Gesicht. Sie warf ihm stumm einen entschuldigenden Blick zu, ehe sie sich ihren Händen widmete. Sie tat Tsuna wirklich leid in dem Moment, es war sicher nicht einfach, wenn Mukuro jeden Moment auftauchen konnte… „Hayato, bitte… setz dich wieder.“ Hayato grummelte und warf Chrome einen mehr als bösen Blick zu, denn sie eindeutig nicht verdient hatte, ehe er sich setzte – und das unverkennbare Geräusch eines Furzkissens erklang. Natürlich sprang Hayato augenblicklich auf und begann in einem bunten Japanisch-Italienisch-Gemisch zu fluchen, während ihm gegenüber Takeshi und Ryohei vor Lachen fast vom Stuhl fielen und es auch aus Chromes Richtung sehr amüsiert klang. Aber Tsuna sah gar nicht erst hin, er vergrub das Gesicht in den Händen und wartete einfach nur darauf, dass sich alles wieder normalisierte… oder eben zumindest soweit, wie es sich bei ihnen jemals normalisieren konnte… „Guten Abend, Signore Arancia.“, grüßte Tsuna mit einem Lächeln und schüttelte die dargebotene Hand des Mannes vor ihm. Vittore Arancia war ein Mann in den oberen Dreißigern, groß gewachsen, aber bereits vollständig grau und mit schütterem Haar, das ihn älter machte. Zudem hatte er eines der Gesichter, die niemals zu lachen schienen. Wenn Tsuna ganz ehrlich war, hatte er immer ein wenig Angst vor ihm und, das größte Problem an der ganzen Sache - er verstand kein Wort von dem, was der Mann sagte, denn er sprach in einem furchtbaren Dialekt und nahm keinerlei Rücksicht darauf, dass er kein Muttersprachler war. Deswegen musste auch Hayato bei absolut jeder Besprechung dabei sein. Wozu er ihn also den ganzen Tag über mit Zahlen gequält hatte, war Tsuna ein absolutes Rätsel, am Ende war doch ohnehin er es, der das ganze durchdiskutierte, während Tsuna dabeisaß und versuchte so zu tun, als hätte er eine Ahnung, was vor sich ginge... Arancia nickte kurz, auch in Hayatos Richtung, dann nahm er ungefragt auf der Couch Platz und kam (vermutlich) wie sonst auch sofort zur Sache: „Ich kill dicht lagernde im Maisenschreifehden und ich habe deuter noch gerne Tor. Ich nehme an, es weht im Palast von Neapel?“ Äh… „Ich will nicht lange um den heißen Brei reden und ich habe heute noch etwas vor. Ich nehme an, es geht um das Problem in Neapel?“ Na, da war er ja mal gerade zum rechten Zeitpunkt gekommen, wenn er Tsunayoshis reichlich ratlosen Gesichtsausdruck sah. Mukuro verkniff sich gerade noch das amüsierte Schmunzeln angesichts dieser Ratlosigkeit und wartete gespannt ab, was sein angeblicher Boss nun tun würde. „Mach. Augenblicklich. Dass. Du. Aus. Meinem. Körper. Verschwindest.“ Oh, war da etwa jemand sauer? Mukuro hätte zwar durchaus in Gedanken antworten können, er zog aber vor es nicht zu tun. So war das ganze doch deutlich lustiger und er war sehr gut darin Leute zu ignorieren. Insbesondere einen gewissen Sturmwächter – in jahrelanger Übung hatte er es sogar perfektioniert ihn selbst dann zu ignorieren, wenn er ihm direkt ins Ohr schrie. Tsunayoshi derweil warf ihm einen Blick zu, der eine seltsame Mischung aus Entsetzen, Ratlosigkeit und Verunsicherung enthielt und der Mukuro nicht so ganz schlüssig war. Hatte er dermaßen Angst vor Arancia? Das war mal wirklich ein schwaches Bild, da hatte er doch mehr erwartet. Sein „Boss“ räusperte sich derweil und antwortete dann langsam und in seinem noch immer äußerst erheiternd klingenden Italienisch: „Allerdings. Ich nehme an, Sie verfolgen auch die… Statiken über Überfälle?“ Statiken? Mmh, Statiken zu Überfällen, das war mal was Neues und Mukuro schmunzelte nun doch amüsiert. „Hör auf so blöd zu grinsen und sag was. Oder verschwinde lieber gleich und lass mich das machen, du verdammter…!!“ Doch wie zuvor auch schon blendete er das Genörgel erneut aus und blickte zu ihrem Gesprächspartner herüber, dessen Miene sich gerade leicht verdunkelte. „Das ist uns sehr wohl aufgefallen. Allerdings beobachten wir diesen Trend bereits länger und es hängt nicht mit unseren Maßnahmen zusammen, das kann ich Ihnen versichern, Decimo.“ Tsunayoshis Blick daraufhin war einfach nur herrlich und Mukuro wünschte sich wirklich, er könnte hören, was er verstanden zu haben glaubte. Es war bestimmt erheiternd. Vielleicht sollte er nächstes Mal doch lieber ihn übernehmen… Gedankenversunken fuhr seine Hand in die Tasche des Jackets in der Hoffnung, dass er sich seit heute Nachmittag nicht umgezogen hatte – und wie erwartet fand er, was er suchte. Nun zog sich wirklich ein schiefes Grinsen auf sein Gesicht, was zwei Dinge zur Folge hatte: Eine Fluchtirade aus seinem Kopf und einen verunsicherten Stoß von Tsunayoshi. Das war echt zu gut, das sollte er öfter machen. „Nun“, beschloss er nun doch einmal einzugreifen, „wir haben Zahlen, die belegen, dass ihre Abwasserentsorgungen tatsächlich eine signifikante Korreliertheit zu den Überfällen aufweisen. Wollen Sie das wirklich abstreiten, Signore?“ Das war eine durchaus wahre Aussage, wenn man den Zahlen vor ihm auf dem Papier glaubte. Allerdings eine ziemlich nutzlose, da die Korrelation gerademal bei einem Prozent lag und ziemlich sicher zufällig war. Aber die Blicke waren es auf jeden Fall wert. „Sag mal, das ist nicht dein Ernst, oder?! Was erzählst du da für einen gequirlten Mist?? Jetzt wird Juudaime denken, dass es…“ „Das halte ich für an den Haaren herbeigezogen, Signor Gokudera.“, antwortete Arancia direkt und mit einem mehr als unbegeisterten Blick, „Und offensichtlich haben wir heute nichts wichtiges zu besprechen.“, fügte er wenig begeistert hinzu, wand sich dann an Tsuna: „Decimo, mit Verlaub, ich habe wirklich wichtigeres zu tun. Rufen Sie mich bitte erst wieder, wenn ihr Sturmwächter gelernt hat Prioritäten zu setzen.“ Damit stand er auf, nickte Tsunayoshi nochmals kurz zu und verließ dann den Raum ohne ihm die Chance einer Antwort zu lassen. Nun, das war schneller als erwartet. „Ganz klasse eingefädelt, wenn das jetzt…“, doch Mukuro hatte keine Lust mehr auf das Kleinkinder-Gequengel, verdrehte kurz die Augen und unterdrückte schließlich mit nicht mal allzu viel Mühe (da hatte wirklich jemand nie gelernt mit Illusionen fertig zu werden) den Rest des Bewusstseins. „Schlaf mal eine Runde, Kleiner…“, flüsterte er in Gedanken noch, dann wand er sich einem vollkommen verwirrten „Boss“ zu und zuckte auf den verwirrten Blick nur gespielt die Schultern. „Ich weiß auch nicht, was er hatte. Offenbar wollte er sich um Abwasserrohre kümmern und…“ Doch zu seiner großen Überraschung unterbrach Tsunayoshi ihn in einem eindeutig ungewohnt ernsten Tonfall: „Mukuro, kann ich bitte meinen Sturmwächter wiederhaben?“ Mukuro hielt überrascht inne. Na sieh mal einer an, dann hatte er doch gemerkt, dass er es war? Zu schade aber auch. Aber so schnell würde er nicht nachgeben, noch war das Spiel nicht vorbei. „Aber, Juudaime, was redest du denn da? Ich bin nicht Mukuro.“, fragte er in einem, wie er fand, sehr überzeugend nachgeahmten Tonfall, doch noch ehe er fertig war, verdrehte Tsunayoshi die Augen und schüttelte den Kopf. „Mukuro, das ist nicht lustig, ehrlich…“ Ach Mann, immer dasselbe… „Kufufu, doch eigentlich sogar sehr.“, ließ er die Maske nun doch fallen, die leider mal wieder nicht allzu gut funktioniert hatte, „Und ich habe dir was mitgebracht, Boss.“ Das letzte Wort sprach er absichtlich so betont aus, als wäre es ein unglaublich guter Scherz. Tsunayoshi runzelte arg die Stirn, als Mukuro ihm eine Hand entgegen hielt, dann aber hob auch sein Gegenüber die Hand (vermutlich im Wissen, dass er schneller verschwinden würde, wenn er mitspielte). Yeah, endlich! Mukuro griff die Hand und drückte dabei den Mini-Dreizack, den er extra hatte anfertigen lassen (und zur Sicherheit schon an seinem Opfer getestet hatte), in Tsunayoshis Hand. Der zuckte kurz davor zurück, aber es war zu spät. Bingo. Breit grinsend ließ Mukuro die Hand los und lachte. Jetzt hieß es nur noch den richtigen Moment abzupassen, irgendwann. „Schönen Abend noch, Tsunayoshi und viel Spaß mit deinem Wächter.“ Und dann zog er sich zurück. Kaum, dass er Zuhause auf dem Sofa wieder die Augen öffnete, kicherte er amüsiert, bei der Vorstellung, wie der liebe Sturmwächter erstmal vornüber fiel und dann mit dem Gesicht auf dem Boden wieder zu sich kam. Erheitert und zufrieden griff er sich sein Weinglas und lachte angesichts des zweiten Mini-Dreizacks, der daneben lag. Jetzt hatte er ihn endlich, das würde ein Spaß werden…! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)