Kira's Quest

You drive me nuts!

„Erwischt!“, schrie L Light plötzlich ins Ohr.

Light zuckte heftig vor seinem Laptop zusammen, dann schaute er L schräg an.

„Aha, und bei was bitte?“, fragte Light ihn genervt.

„Dabei!“, antwortete L und zeigte energisch auf Lights Laptop.

„Woow, du hast mich beim Solitär spielen erwischt. Echt starke Leistung, Ryuzaki!“

Bestimmt schüttelte L seinen wuscheligen Kopf. „Oh nein, kein Solitär, sondern geheime Kira Aktivitäten!“

„Geheime … Kira Aktivitäten?! Das ist Solitär! Da, schau’s dir doch an!“, fauchte Light und drückte L den Laptop in die Hände.

L stellte diesen behutsam auf einen Tisch und drückte seine Nase gegen den Bildschirm. „Geheime Kira Aktivitäten“, murmelte er leise, während seine Nase hin und her rutschte.

„Nein, Solitär, Ryuzaki. Nichts weiter!“, seufzte Light.

„Geheime Kira Aktivitäten!“

Light machte schon seinen Mund auf, um zu protestieren, dann schüttelte er jedoch einfach nur seinen Kopf und winkte ab. War ihm doch egal – wenn L dachte, dass er da irgendwas finden konnte, bitte. Das einzig ärgerliche? L würde den Laptop bestimmt die nächsten 24 Stunden nicht mehr rausrücken.

„Dann werd ich mal für mein Studium lernen“, murmelte Light, trottete zu seiner Tasche und zog eines seiner Lehrbücher heraus.

Schweigend starrte er auf die ersten Seiten, dann klappte er das Buch wieder zu und knurrte: „Sag mal Ryuzaki. Hast du vielleicht „Ich bin Kira und wer das liest ist tot!“ in mein Lehrbuch geschrieben, das ich übrigens wieder in der Uni-Bibliothek abgeben muss?!“

Stumm saß L vor Lights Laptop und kaute hoch konzentriert an seinem Daumennagel. Langsam drehte er sich zu Light um und sah ihn aus großen Augen an.

„Nein.“

Anschließend flog besagtes Lehrbuch durch die Luft, besagter Meisterdetektiv wich aus und oben genannter Laptop existierte fortan mit kaputtem Display.

„Das ist deine Schuld!“

„Du hast doch „Einführung in das juristische Denken“ nach mir geschmissen!“

„Jaah, habe ich! Aber du solltest nicht ausweichen!“

„In Stochastik warst du schon immer schwach, Light-kun.“

„Halt die Klappe!!“

Chessmates

„Lass uns Schach spielen!“

Überrascht blickte Light von seinen Notizen auf. L hatte sich ihm gegenüber gesetzt und ein Schachbrett auf den Tisch zwischen ihnen gelegt.

„Meinetwegen“, stimmte Light zu und sie machten sich daran, die Figuren aufzustellen.

Anschließend machte Light den ersten Zug. Er bewegte einen seiner Bauern zwei Felder nach vorne.

„Was hast du dabei gedacht?!“, fragte L plötzlich.

Verwirrt blickte Light auf. „Äh, dass ich jetzt einen Bauern zwei Felder nach vorne bewege.“

„Tatsächlich?“

„Jaaah, tatsächlich!“

Ohne Light aus den Augen zu lassen, nahm L seinen Turm und schob ihn quer über das Feld.

„Ryuzaki, dieser Zug ist ungültig!“

„Ach, wirklich?“

„Ja, wirklich und jetzt stell den Turm wieder zurück.“

L trommelte mit seinen Fingern auf seinen Knien herum. „Und wenn ich es nicht mache?“

„Dann hast du verloren!“, antwortete Light gereizt. Was sollte der Quatsch?

„Aha!“, rief L laut aus und zeigte auf Light.

„Aha, was?!“

„So versuchst du also zu gewinnen!“

Light blinzelte nur; wie meinen?

„Wieso, wenn du dich selber ins Aus setzt, kann ich doch nichts dafür!“

L nahm den Turm und … warf ihn Light plötzlich an den Kopf.

„Au, spinnst du?! Was soll das?“, fragte Light sich die Stirn reibend. Das war ein Volltreffer.

„Ich hab gewonnen!“, krähte L.

„Man gewinnt nicht bei Schach, indem man sich gegenseitig die Figuren an den Kopf schmeißt!“, blaffte Light ihn wütend an.

„Hab ich dir meine Spielregeln nicht erklärt?“, fragte L überrascht.

„Anscheinend nicht. Wie lauten die denn bitte?!“, murmelte Light genervt. Das konnte ja was werden.

„Die Regeln lauten, L gewinnt gegen Kira!“

„Ich bin aber nicht Kira!“, brüllte Light zurück.

„Oh doch, hab ich gerade bewiesen!“

„Nein, du hast mir nur deinen Turm an den Kopf geworfen!“

„Das ist der Beweis.“

Schreiend rollte Light sich auf den Boden unter den Tisch. „Hau ab, du machst mich wahnsinnig!“

„Ich hab doch gesagt, ich gewinne. Du hast gerade aufgegeben!“, flötete L.

„Aaaaaah!“

Sweet Revenge

„Ich sagte, wir gehen jetzt duschen!“, zischte Light und zerrte an der Kette, um L dazu zu bewegen, ihm zu folgen.

Diese Sache mit den Handschellen war doch einfach idiotisch.

„Nein, ich bin gerade erst beim Erdbeerkuchen angekommen!“

Wütend nästelte Light an den Handschellen herum. Die mussten doch irgendwie aufgehen!

„Du frisst jetzt schon seit drei Stunden irgendwelche Süßigkeiten in dich rein. Es ist 23:30 Uhr und ich will jetzt verdammt noch mal unter die Dusche und dann ins Bett!“

„Und was ist, wenn mir jemand meinen Erdbeerkuchen wegisst?!“

Light legte seine Hände auf sein Gesicht und stöhnte auf. „Hör zu! Kein Mensch mag dieses Zeug, außer dir! Und jetzt komm endlich!“

Traurig schaute L seinen Kuchen an.

„Jetzt, Ryuzaki!“

Noch einmal zerrte Light nachdrücklich an der Kette. L haderte, dann nahm er eine Gabel zur Hand.

„Nein! Letzte Woche hat mir jemand was von meinen Lieblingsschokokeksen weggegessen! Ich esse jetzt meinen Erdbeerkuchen!“

Empört stampfte Light auf. „Dann friss deinen endbescheuerten Kuchen und dann gehen wir duschen, okay?!“

Mit vollen Backen schaute L unbeeindruckt auf. „Nein, dann esse ich meine Lieblingsschokokekse!“

Bebend vor Zorn hob Light die Hände. Selbstbeherrschung Light, Selbstbeherrschung! redete er sich innerlich gut zu. „Okay, okay! Weißt du was, Ryuzaki?! Weißt du was?? Dein Getue um deine blöden Kekse ging mir soo dermaßen auf den Sack, dass ich aus Frust letzte Woche – gut zu hören, Ryuzaki – letzte Woche hab ich deinen letzten Schokokeks gegessen, klar?! Ich war das, und jetzt lass uns duschen gehen!“

Entsetzt schnappte L nach Luft, als würde ihm das Herz stehen bleiben und das Stück Erdbeerkuchen, an dem er gerade noch gekaut hatte, fiel aus seinem Mund. Widerlich klatschend landete es auf dem Teller. Dann hob er zitternd seinen Zeigefinger und deutete auf Light.

„Duu … Du Monster! Ich geh nie wieder mit dir duschen!“

„Aaah, erschießt mich, irgendwer!“

L's Death

Gerade saßen sie alle – Light, L & Co in der Zentrale und arbeiteten eifrig am Kira Fall – als plötzlich …

L sich an die Brust griff, nach Luft schnappte, seinen Löffel, den er gerade in der Hand gehalten hatte, fallen ließ und röchelnd vom Stuhl plumpste.

Völlig verdattert rannte Light zu L hinüber und schüttelte ihn.

„Ryuzaki? Ryuzaki, was ist los? Sag doch was!“

Light konnte es kaum fassen. Gab dieser Spinner etwa wortwörtlich den Löffel ab, ohne dass er – Light Yagami – nachgeholfen hatte?!

„BUUUH!“

Mit einem überraschten Aufschrei richtete Light sich ruckartig auf und stieß sich heftig den Kopf an der Tischplatte.

„Was zum … bist du komplett bescheuert, Ryuzaki?! Was fällt dir ein, dich tot zu stellen! Bist du irre geworden?!“

Kichernd setzte L sich wieder auf seinen Stuhl.

„Na ja, ich dachte mir, wie kann ich beweisen, dass du Kira bist …“

„Ich bin nicht Kira! Wie oft willst du das noch hören?!“, zischte Light, „und da dachte ich mir, ich kann es beweisen, wenn ich mich tot stelle und du versuchst, die Weltherrschaft an dich zu reißen!“

Sich immer noch den Kopf reibend, setzte Light sich L gegenüber.

„Jaah, gaanz großartige Idee, Ryuzaki! Hat auch echt super funktioniert.“

Light war ziemlich angepisst. Ihm brummte jetzt der Schädel und L hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt.

„Na ja, als ich merkte, dass es nicht klappt, dachte ich mir, es wäre bestimmt lustig, dich zu erschrecken und das war es auch!“

Breit grinsend wiegte L sich auf seinem Stuhl und schaute Light mit seinen großen Telleraugen begeistert an.

„Hey, Ryuzaki?“, flüsterte Light leise und beugte sich zu L hinüber.

Langsam hob Light seine Hand und …

Schnipste mit Daumen und Zeigefinger gegen L’s Nase.

„Gaaaah!!“

Jammernd drückte L seine Hände auf sein Gesicht.

„Haa! Haahaaa! Weißt du was, Ryuzaki?! Ich dachte mir, dass das echt lustig wäre und das war es auch!“

Lachend klatschte Light in die Hände und tanzte um L herum.

„Jungs, das ist wirklich kindisch! Wir versuchen hier gerade eine Mordserie aufzuklären!“, ermahnte Soichiro Yagami den heulenden L und den tanzenden Light.

„Er hat angefangen!“, verteidigte Light sich trotzig.

„Du … Du bist ja so gemein, bösartig bist du! Körperverletzung, Körperverletzung! Das ist der Beweis, dass du Kira bist!“

Beleidigt funkelte Light L von der Seite an.

„Sag mal, Ryuzaki? Wieso stellst du dich nicht noch mal tot, so für zwei, drei Stunden!?“

L's Klage-Elfchen

Beim Durchforsten des Internets stieß L auf die Gedichtform Elfchen.

Ein Vierzeiler mit elf Wörtern. Selbstverständlich muss L Light diese Entdeckung nahe bringen!
 

„Zucker

In Würfelform

So herrlich süß

Leider aß ich dich

Trauer“
 

Seufzend legte Light sich auf die Couch.
 

„Keks

Mit Schokolade

Leider auch gegessen

Was habe ich getan?!

Verzweiflung!!“
 

„Hör auf, mir deine Klage-Elfchen um die Ohren zu hauen, ich versuche gerade zu schlafen!“, knurrte Light genervt.

Schon seit zwei Stunden trug L ein Elfchen nach dem anderen vor und alle handelten sie von seinen gegessenen Süßigkeiten.
 

„Light

Total gemein

Er ist Kira!

Ich werde dich kriegen!

Gerechtigkeit“
 

„Wie findest du das?!“, fragte L neugierig und positionierte sich vor Lights Couch.

„Oh Mann, mach mit den Keksen weiter!“, stöhnte Light auf, das war wesentlich besser als die Kira-Elfchen.
 

„Müdigkeit

Endlich schlafen

Seit Tagen wach

Light ist so schwach

Versager!“
 

„Ich sagte, mach mit den verdammten Keksen weiter!!“, brüllte Light los.

Schlafentzug und sich stundenlang Gedichte anhören müssen, das war Folter wie sie verboten gehörte!

Eine Weile saß L schweigend da und starrte Light unentwegt an.
 

„Wut

Sehr aufbrausend …“
 

Und tatsächlich – sehr aufbrausend sprang Light wieder von der Couch auf und beugte sich Zähne knirschend zu L hinunter.

„Hier, siehst du das?!“

Zornig schwang er seine Faust vor L’s Gesicht hin und her.
 

„Faust

Große Schmerzen

Mitten ins Gesicht

Setz ich dir eine!

Blutverlust“
 

„Oh, gar nicht schlecht“, kichernd klatschte L linkisch in die Hände.

„Du sollst endlich die Klappe halten!“

Light's Confession

Seufzend setzte Light Yagami sich vor einen der PC’s in der Hauptzentrale, die privat genutzt werden konnten.

Er tippte seinen Nutzernamen und sein Kennwort ein, nur um dann festzustellen, dass L sie schon wieder geändert hatte. Seiner Aussage nach sei das unbedingt notwendig, um das System zu schützen. Lights Aussage nach, war es für L nur notwendig, um ihn vor dem PC verzweifeln sehen zu können.

„Großartig, einfach großartig! Hey, Ryuzaki! Wie heiß ich heute?!“

An seinem Löffel nuckelnd, blickte L gedankenverloren auf. „Ich denke, du heißt immer noch Light Yagami.“

„Nein, ich meinte meinen Nutzernamen!“

Ungeduldig trommelten Lights Finger auf der Tischplatte. Jeden Tag das gleiche Theater!

„Ach soo … KiraBleibtKira.“

„War ja klar“, murmelte Light mit seinen Augen rollend, während er seinen neuen Nutzernamen eintippte.

„Und mein Kennwort?“

„AuchHeuteKira.“

Mit der üblichen Verschlüsselung gab Light sein Kennwort ein.

Plötzlich tauchte ein Dokument auf Lights Desktop auf.

„Was ist das?!“

„Ooch, das ist gar nichts … Klick einfach auf O.K“, druckste L herum.

Misstrauisch ließ Light ihn nicht aus den Augen. Kam es ihm nur so vor, oder löffelte L nicht mit der üblichen Hingabe Zucker in seinen Kaffee?

Light warf noch mal einen Blick auf das Dokument, doch es war so umfangreich, dass er schlicht keine Lust hatte, es sich durchzulesen. Auf dem Bildschirm war nun auch ein Fenster aufgetaucht, in dem stand: „Hiermit bestätige ich, Light Yagami, dass ich das Dokument gelesen habe u.a.“ Und darunter befand sich nur ein O.K-Button. Kein Abbrechen oder Stopp.

Seufzend gab Light sein O.K, schließlich wollte er doch nur seine E-Mails checken. Genervt stützte er sein Kinn auf seiner Hand ab, als lauter rote Ausrufezeichen über seinen Bildschirm flitzten.

„Und was soll das jetzt?!“, fragte Light L entnervt, aber L schaute eine ganze Weile nur fasziniert auf Lights Desktop.

„Du hast gerade bestätigt, dass du – Light Yagami – Kira warst, bist und immer sein wirst. Selbstverständlich hast du alle rätselhaften Morde gestanden und …“

„Ryuzakie, duu …!“

„Das Geständnis ist übrigens unwiderruflich.“

Breit grinsend schlürfte L, nun wieder mit voller Hingabe, seinen Zucker mit Kaffee.

„Na, warte Ryuzaki! Das zahl ich dir heim!“

„Du kannst mich nicht umbringen, dazu brauchst du meinen richtigen Namen und den hast du nicht“

„Jaah, weiß ich doch … äh, ich meine … Ach, vergiss es!“

Mit hochrotem Kopf ließ Light sich zurück auf seinen Stuhl fallen. Dem Verlangen, L’s Telleraugen auszustechen, fiel ihm schwer zu unterbinden.

„Also, Kira …“

„Ich bin nicht Kira!“

„Du hast gestanden!“, protestierte L trotzig.

„Nein, du hast mich hundsgemein reingelegt!“

Sich den Zucker von den Fingern schleckend, knibbelte L aufgeregt mit seinen Zehen. „Ich werde in mein Protokoll trotzdem Geständnis eintragen.“

„Du hast ein Proto…?! Aaach, mach doch was du willst, du Wahnsinniger!“

„Der Wahnsinnige bist ja wohl du, schließlich bist du –“

„Sag es nicht!“, knurrte Light L bedrohlich an.

„Kira!“

„Aaah!“

Schreiend warf Light sich fuchsteufelswild auf L.