The Akatsuki Job von 4FIVE ([Itachi x Sakura | modern AU | thriller]) ================================================================================ Kapitel 15: Master Plan ----------------------- . . Es widerstrebte Sakura, zurück ins Innere von Hidden Leaf zu gehen. Sie hätte Itachis Hand gerne noch länger gehalten, doch sie lösten sie in stummem Einverständnis, ehe jemand der Anwesenden sie sehen konnte. Sie wollte keine Aufregung; schon gar nicht Shikamarus und Sais Kommentare. Das Besprechungszimmer war zu ihrer Überraschung bevölkerter als zuvor; Sasuke und Karin lehnten in einer Ecke, aus der anderen starrte Tenten missmutig zu ihnen herüber. "Ich werd' sie rausschmeißen", grummelte sie, als Sakura an sie herantrat, die Augenbrauen erhebend. "Sie kann uns noch nützlich sein." "Wie?" Tenten schenkte Karin einen weiteren giftigen Blick. Woher diese Abneigung kam, war schwierig zu sagen, sogar für sie selbst. Karin war ein Mitglied von Oto, dem Feind. Noch hatte niemand so recht realisiert, dass es Oto nicht mehr gab. Es war so surreal. Sakura zuckte die Schultern. "Uns wird schon etwas einfallen, da bin ich sicher. Vielleicht übergeben wir sie der Polizei und nützen ihre Aussage für uns. Was ist mit Sasuke?", erkundigte sie sich mit gesenkter Stimme. "Mit mir ist gar nichts. Wenn du schon flüsterst, dann wenigstens so, dass ich es nicht höre", antwortete er. Diese Fledermausohren waren beängstigend. "Karin bleibt vorerst hier, Tenten, das sagte ich schon einmal. Sie gehört mir. Ich werde nicht riskieren, dass sie da draußen irgendwelche Information heraus posaunt." Sasuke quittierte Karins hasserfüllten Blick mit seinem eigenen mahnenden, der sie zurückweichen ließ. "Und, Sakura, glaub' nicht, dass ich es dir nicht heimzahlen werde, dass du mir ein Lexikon über den Schädel gezogen hast." "Eigentlich, Sauske, war es ein Geschichtsbuch—", korrigierte sie, verstummte jedoch jäh, als der mahnende Blick, der zuvor Karin gegolten hatte, auf sie abzielte. "Du wolltest immerhin deinen Bruder töten. Ich musste etwas tun." "Dazu komme ich noch, sobald ich beschlossen habe, ob ich dich deswegen vierteilen oder nur mit Schweigen strafen werde." Er hob die Hand, um Itachis Worte zu unterbinden, die diesem auf der Zunge lagen. "Von dir will ich schon gar nichts hören, Nii-san. Welche verdrehte Wahrheit ich auch gehört haben mag, welches Paradoxon ich auch glaube, und was auch immer die Realität ist, es interessiert mich nicht. Zumindest jetzt noch nicht. Spar dir deine scheinheiligen Erklärungen für Ohren, die sie hören wollen, oder für einen Zeitpunkt, an dem ich mir diesen pathetischen Schwulst anhören kann, ohne mich zu übergeben. Übrigens—" Sasuke durchsetzte den Raum hin zu einer bedrohlich kleinen Distanz zwischen ihm und Itachi, der ihn um einen halben Kopf überragte. Er senkte die Stimme zu einem warnenden Wispern. "—was auch immer du mit Sakura am Laufen hast, wenn ich rauskriege, dass du auch nur einen Gedanken daran verschwendet hast, ihr wehzutun, dreh' ich dir deinen beschissenen Hals so lange um, bis sich deine Iriden nach innen verdrehen." "Hast du etwa Sakuras Folterkatalog geklaut, kleiner Bruder?" Itachi tippte ihm verzeihend lächelnd auf die Stirn. "Ich habe nicht vor, irgendjemandem irgendwann jemals wieder wehzutun. Weder ihr, und schon gar nicht dir, Sasuke. Und, wenn wir schon dabei sind, droh mir nicht mit Dingen, die du nicht zustande bringen würdest. Ich bin immer noch dein großer Bruder." Sakura hatte keine Ahnung, um was es in diesem Gespräch ging, das fernab fremder Ohren geführt wurde, doch sie sah Sasukes Hutschnur reißen, die gegen sein Aggressionszentrum schnalzte und ihn dazu brachte, sich schreiend auf Itachi zu stürzten. "Dich mach' ich fertig!", brüllte er, verfehlte seinen Bruder, der einen Ausweichschritt vollführte, jedoch und taumelte gegen die Wand, die schmerzvoll mit seinem Kopf zusammenprallte. Oder eher andersherum. Naruto war sofort zur Stelle, um ihm aufzuhelfen und ihn auszulachen, was ihm eine vernichtende Todesdrohung einbrachte, die eine Altersfreigabe erforderte. Itachi schüttelte bloß tadelnd den Kopf. Sasuke strafte jeden, der es wagte, in Narutos Lachen einzusteigen—was die gesamte anwesende Belegschaft mit einschloss—mit bösen Blicken, von denen einer einen Tick länger auf Sakura haften blieb. Es tat ihr leid, dass sie ihn vor den Kopf gestoßen hatte. Sie hatte keine Wahl gehabt. Sasuke wusste es. Bis er es ihr nicht mehr nachtragen würde, würde einige Zeit vergehen. "Zurück zum Thema!", rief sie die schadenfrohe Meute zur Ordnung. Sasuke war schon immer für ein paar Lacher gutgewesen, wenn er bei dem Versuch versagte, wie ein cineastischer Actionheld zu agieren. Manchmal gelang es ihm mit Bravur, an anderen Tagen … sie schob diese unpassenden Gedanken beiseite. "Das Thema lautet: wie werden wir diesen Kerl los, den du uns wieder ins Haus geschleppt hast?", sagte Shikamaru in gewohnter Lethargie. Ihm war anzusehen, wie sehr ihm dies alles gegen den Strich ging. Vornehmlich, weil er wusste, dass er einlenken würde müssen. Sakura hatte ihren Köder perfekt ausgeworfen. "Halt deine vorlaute Klappe, Shikamaru, und hör zu", wies sie ihn zurecht. Sie hatte Tenten, Sai, Naruto und irgendwo hinter seiner griesgrämigen Maske auch Sasuke auf ihrer Seite. Shikamaru hatte verloren. "Zu allererst müssen wir Itachis Unschuld beweisen." "Nein." Es war Itachi, der sprach. "Bitte?" Irritiert zog sie die Stirn kraus. Natürlich hatte er nicht explizit gesagt, dass er ihrer Führung folgen würde, aber war das nicht das Grundkonzept ihrer Rede gewesen, mit der sie ihn zurückgebracht hatte? "Mach' dir nichts vor, Sakura", setzte er ernst fort. Die heitere Scharade von vorhin war längst vergessen. Ab jetzt bewegten sie sich auf unsicherem Terrain. "Kein Gericht der Welt würde mich zu weniger verurteilen als der Höchststrafe. Es ist auch nicht nötig, meine Unschuld zu beweisen. Danzō ist der Übeltäter, den es gilt, zu überführen. Er wollte die Uchihas tot sehen, letztendlich vor allem mich. Sobald er handlungsunfähig ist, werde ich meine Strafe absitzen, egal wie hoch sie auch sein mag." Sakura konnte nicht umhin, seinen Unterarm zu berühren, um zu überprüfen, ob er tatsächlich hier stand und diese Worte sprach. Er würde den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen, wenn er damit den Mann mit sich nehmen konnte, der ihn erst in diese Zwickmühle gebracht hatte? Das war paradox und unfair und Sakura war ein wenig enttäuscht, dass sein Kopf keinen besseren Plan zustande brachte, wo sie selbst eben einen Geistesblitz erfahren hatte. "Das kommt nicht infrage. Ich verbiete dir, dich zu opfern." "Sakura—" "Hör endlich damit auf, ständig meinen Namen zu sagen, als wäre ich ein kleines Kind, das deine Wand beschmiert hat!", fauchte sie. "Du willst Danzō mit dir ins Verderben reißen? Ich sage: nein. Wir werden zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und zwar ohne dass du fällst. Hoffe ich." Naruto hüpfte von dem Sideboard, auf das er sich gesetzt hatte, nachdem er damit aufgehört hatte, Sasuke zu verspotten, und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Wie willst du das bitte anstellen, Sakura-chan?" Ein wissendes, bösartiges Grinsen huschte über ihre Lippen, die von Itachis Kuss immer noch brannten. "Wir ziehen die Sache ganz anders auf als gewohnt." "Das musst du erklären", warf Tenten skeptisch ein. Auf dieses Stichwort hatte Sakura gewartet. "Normalerweise", begann sie die Erläuterung ihres Plans, der unausgereifter nicht hätte sein können, "sind wir fürs Grobe zuständig. Wir regeln unsere Probleme mit Fäusten, Drohungen und Waffen. Hier müssen wir sehr viel subtiler vorgehen. Genauer gesagt, das genaue Gegenteil von dem, was wir sonst machen." "Könntest du auf den Punkt kommen, Sakura?", bat Shikamaru ungeduldig. Sakura nickte. Sie ging an ihm vorbei, um sich hinter Itachis Rücken zu stellen. Bloß eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass Naruto ihr gleich an die Gurgel gehen würde. Itachi schien erst skeptisch, bewegte sich jedoch nicht vom Fleck, als sie ihre Position hinter ihm einnahm. Von dort lugte sie in den Raum. "Wir werden es ganz anders machen. Fingieren, wenn ihr so wollt." "Und wie?" "Mit juristischer Hilfe." Stille. Es dauerte, bis Narutos Groschen fiel und er kreidebleich seine Hände vors Gesicht schlug. "Alles, Sakura-chan, alles, bloß nicht meine Hinata-chan!" . . Das Hidden Leaf Hauptquartier war leer. Bis auf Itachi, der gedankenverloren aus dem Fenster in die Dunkelheit starrte. Nachdem Sakura sich geweigert hatte, ihren Plan mehr als nur zu umreißen, solange Hinata nicht anwesend war, hatten sie sich getrennt, um jeder für sich nachzudenken, ob sie diese Risiken tatsächlich eingehen wollten. Alles, was sie laut ihrem Plan tun würden, war illegal, bloß um am Ende der Gerechtigkeit ihren Sieg zu verschaffen. Wir ironisch. Sakura war mit Tenten im Besprechungsraum zurückgeblieben, um ihren Kameraden Zeit für sich zu gewähren. Auch Itachi hatte ausgesehen, als brauche er diese Zeit. Sie hatte ihn ziehen lassen, seitdem versuchte sie, das ungute Bauchgefühl zu unterdrücken, in dem sie sich Sorgen machte, dass er einfach abhauen würde. Die innere Stimme, die ihr versuchte, genau das einzureden, verstummte erst, als sie ihn am Fenster der Personalküche stehen sah, die aus einer Mikrowelle, Kaffeemaschine und Sakebar bestand. "An was denkst du?" Welch ekelhafte Klischeefrage. Sakura stellte sich neben ihn; nicht zu dicht, sodass er notfalls ausweichen konnte, falls dieser Kuss zuvor bloß ein Kurzschluss gewesen sein sollte, aber doch nahe genug, um sich einzubilden, sie könne ihn jederzeit berühren. Seltsam, wie sehr sie sich auf ihn fixiert hatte, wo es doch die ganze Zeit um Sasuke ging. Itachi machte keine Anstalten, sich zu bewegen. "Ich frage mich, wohin ich gehen soll." Sakura stockte. "Ich dachte, das hätten wir geklärt? Wir stehen alle hinter dir—mehr oder weniger. Jedenfalls werden wir unser Bestes geben, deinen Namen reinzuwaschen." "Du bist viel zu gut", sagte er leise, ohne sie anzusehen. "Wäre mein Name hinter all dem falschen Schlamm sauber, könnte ich viel eher verstehen, wieso mir diese mir unbekannten Menschen zu helfen versuchen. Ich bin nach allem noch ein Mitglied von Akatsuki. Ich wirkte bei Erpressungen mit, plante Entführungen, vermittelte Drogen, bedrohte rechtschaffende Bürger." "Du hast es getan, weil du es musstest, um nicht ausgeschlossen zu werden", berichtigte sie. "Hättest du nicht nach ihren Regeln gespielt, wärst du schutzlos zurückgeblieben. Du musstest in Ōsaka bleiben, wegen Sasuke; deine einzige Chance war Akatsuki, die dir Schutz vor Danzō boten. Itachi, du hast nie jemanden mit deinen eigenen Händen umgebracht, nicht wahr?" "Nein." "Dann … bist du ein ganzes Stück besser als jeder andere von Hidden Leaf. Das ist der Grund, wieso wir dir helfen. Wir sind vielleicht nicht genauso böse wie Akatsuki, aber wir sind kein Stück besser. Jeder versucht auf seine Weise, seine Sünden mit seiner Hilfe für dich zumindest ein stückweit zu sühnen." Sie schlug ihren Blick auf das Fensterbrett nieder, wo seine Hand ruhte. Das Schweigen, das sich über sie legte, wehrte nicht lange. "Ich meinte eigentlich, wo ich die Nacht verbringen sollte", stellte er schlussendlich richtig. "Ich dachte daran, ein Hotelzimmer zu beziehen. Wenn ich bar zahle, wird es die ANBU schwer haben, mich zu finden." "Du kannst—" Sakura brach ab. Wenn sie sagte, was sie sagen wollte, war dies eine Entscheidung sehr viel größerer Tragweite. Sie schüttelte den Kopf; die Entscheidung war längst gefallen. "Wenn du möchtest, kannst du bei mir übernachten." "Deine Mitbewohnerin wird davon wenig begeistert sein." "Ach", winkte sie ein wenig verlegen ab. Sie spürte, wie ihre Wangen rot wurden. Ein wenig zu hektisch tippte sie auf ihrem Handy herum, das sie an ihr Ohr führte, als das erste Freizeichen ertönte. "Ino? Ja, ich bin's." Im Hintergrund lärmte Clubmusik. "Kann ich heute jemanden mitbringen?" Inos obszöne Antwort trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht. Ihre blonde Freundin war eindeutig betrunken. "Danke." Sie legte auf. "So funktioniert das bei euch Frauen also?" "Wir hängen keine Socken an die Tür, falls du das meinst", gab sie nonchalant zurück, nachdem sie aufgelegt hatte. "Es ist eine Regel zwischen uns. Wenn die eine 'jemanden mitbringt', fliegt die andere bis mindestens neun Uhr am Folgetag aus. Ino wäre heute vermutlich sowieso nicht nach Hause gekommen. Außerdem … muss ich mindestens einmal pro Monat auswärts schlafen. Sie kann ruhig mal das Feld räumen." Dass sie ihm eben eine sehr, sehr, sehr, sehr, sehr subtile Einladung ausgesprochen hatte, wollte sie gar nicht erst wahrhaben. Wenn sie sich einredete, es nicht so gemeint zu haben, konnte sie wenigstens ihm die Schuld in die Schuhe schieben, falls er auf falsche Gedanken gekommen war. Wie naiv sie doch war. Herzzerreißend. . . Mit Itachi in einem Zug zu sitzen, war eine merkwürdige Angelegenheit. Sakura hatte sich nicht vorstellen können, jemanden wie ihn in ein öffentliches Verkehrsmittel verfrachten zu können. Sie musste zugeben, er sah gut aus auf dem orangefarbenen Plastiksitz. Was wenig mit dem orangefarbenen Plastiksitz zu tun hatte. Schande. "Wieso hast du eigentlich keinen Führerschein?", wollte er wissen, bloß um irgendetwas zu sagen. Scheinbar bemerkte er ihre Anspannung. Wann saß man denn auch schon mit einem—zu Unrecht—gesuchten Kriminellen mir nichts dir nichts in einer Eisenbahngarnitur? Sie konnten von Glück reden, dass der Zug beinahe leer war. "Wieso hast du kein Auto?", konterte sie. "Akatsuki hat eigene Chauffeure." "Wie präpotent." Er legte den Kopf schief. "Also?" Sakura seufzte und nahm eine ihrer Haarsträhnen auf. Sie musste sich eindeutig die Haare waschen. "Ich war bei den Marines. Wozu braucht man auf einem Schiff schon einen Führerschein?" An der Art, wie er abwartete, erkannte sie, dass er wenig zufrieden mit dieser simplen Antwort war. Was hatte er erwartet? Eine tragische Geschichte? Nach ihrer Zeit beim Militär war sie zu beschäftigt—und faul—gewesen, fahren zu lernen. "Weißt du, Itachi, Sasuke wird sich schon wieder einkriegen", meinte sie, bevor sie in Schweigen verfallen konnten. "Er war schon immer stur, nicht wahr? Das müsstest du doch am besten wissen. Wenn er erst einmal erkannt hat, dass du es zu seiner Sicherheit getan hast, wird er dich wieder in sein Leben lassen." Sie beobachtete ihre Fingerspitzen, als seien sie etwas Besonderes. "Er neigt dazu, die Menschen, die er gerne hat, auszuschließen. Selbst Naruto und ich stehen manchmal vor einer verschlossenen Tür. Das meine ich übrigens nicht metaphorisch. Sasuke hat die nervige Angelegenheit, Leute zu ignorieren." "Dessen bin ich mir bewusst." Er neigte den Kopf, um ihn an das kühlende Fenster zu lehnen, gegen das dicke Regentropfen trommelten. Heute Nacht würde der Regen nicht mehr aufhören. "Solange ich ihn damit beschützen kann, ist es mir recht, wenn er mich hasst. Ich lebte zehn Jahre mit dem Wissen, von ihm verachtet zu werden. Inzwischen kann ich mir gut einreden, dass es nicht mehr wehtut." Vom Bahnhof zu Sakuras Appartement war es nicht weit. Als sie gemeinsam die Räumlichkeiten betraten, merkte er flüchtig an, dass sich seit seinem letzten Besuch nicht viel verändert habe. Es machte Sakura klar, weshalb Shikamaru derart überzogen reagiert hatte. Nun, da sie sich daran erinnerte, wie sie Itachi anfangs gesehen hatte, konnte sie seinen Standpunkt nachvollziehen. Ein Grund mehr, ihn mitsamt der ganzen Welt zu überzeugen, dass sie alle falsch lagen. "Hier ist Wechselkleidung." Sie reichte ihm ein Bündel frisch gewachsener Männersachen, die er argwöhnisch beäugte. Sie verdrehte die Augen. "Wir—okay, Ino—hat immer eine Garnitur Männerkleidung hier. Für gewisse Umstände. Frag nicht, ich habe selbst keine Ahnung, was in ihrem Schlafzimmer stattfindet. Trage sie lieber. Was du jetzt anhast, kannst du auf keinen Fall anbehalten." Sie deutete auf seine zerrissenes, blutiges, dreckiges Outfit, dessen weibliches Pendent sie selbst trug. Die Dusche, die sie sich gönnte, war wohltuender als alles, was sie sich im Moment vorstellen konnte—ja, tatsächlich alles. Mit nassen Haaren gab sie das Bad für Itachi frei, der für einen Mann ungewöhnlich lange brauchte. In der Zwischenzeit beseitigte sie Inos zurückgelassenes Chaos, machte Tee, und als sie ihr Zimmer betrat, stand Itachi frisch geduscht mit nicht minder nassen Haaren vor ihrem Schreibtisch, auf dessen Stuhllehne er die Kleidung drapiert hatte, die sie ihm gegeben hatte. Sein nackter Oberkörper wurde nur schemenhaft vom zwischen den Jalousien durchdringenden Mondlicht beschienen, was ihm eine eigenartige Aura gab. Es war nicht hell genug, dass sie die Farbe seiner Boxershort erkennen konnte, aber immerhin nicht zu dunkel, um sie überhaupt zu erkennen. Was nicht viel half. Von einer inneren Unruhe getrieben, stellte sie das Teeservice beiseite und durchsetzte den Raum. Sie trug einen dünnen Morgenmantel, durch dessen dünnen Stoff sich die Wärme seiner Haut an die ihre schmiegte, als sie die Arme um ihn schlang und ihn mit all der Hingebung küsste, die aufzubringen sie fähig war. Itachi ließ es zu, ehe er den Kuss unterbrach, um sein Gesicht in ihrem Haar zu vergraben. Sie drückte die Lippen gegen seine Schulter, in der ein Muskel von der Anspannung der letzten Tage willkürlich zuckte. Es war ein Lied. "Es tut mir leid", murmelte sie gegen seine Schulter. Sie senkte den Kopf, sodass ihre Stirn an seinem Schlüsselbein lag. "Was tut dir leid?" "Nutzen wir uns aus?", sinnierte sie, die unwirkliche Nähe verzweifelt haltend. "Sind wir hier, weil wir etwas füreinander empfinden? Oder ist es nur die körperliche Anziehung, die uns verbindet? Will ich dich aus den falschen Gründen retten? Es sollte doch alles leichter werden. Stattdessen bin ich immer verwirrter." Er strich über ihr Haar, bis zu ihren Spitzen und von dort in quälender Langsamkeit ihre Wirbelsäule entlang, nur um kurz über ihrem Gesäß zu stoppen. "Wer könnte schon einen Verbrecher lieben?" "Wer könnte einen Mörder lieben?", entgegnete sie in seichtem Wispern. Dass Itachi die Umarmung auf diese Worte hin auflöste, brachte Unbehagen in ihr auf. Seine Hände, die ihr Gesicht anschließend in sich nahmen, entschädigte sie dafür. "Wenn uns die Gesellschaft nicht haben will und kein Mensch uns lieben kann, bleibt uns wohl nur die Flucht zu einander." Sie wollte lachen, doch die brutale Realität, in denen er es für egal erklärte, weswegen sie hier waren—zusammen hier waren—ließ sie den Mund zu einer harten Linie verziehen. Sie befreite sich aus seinem Halt und setzte sich auf ihr Bett, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich endlich anzuziehen. Mit ihm zu schlafen war keine Lösung, es würde sie nur ablenken. Plötzlich durchzuckte ein Blitz die aufgekommene Stille und ließ sie erschrocken aufkreischen, die Arme dicht um sich geschlungen. Itachi ließ das Shirt fallen, um seiner statt beide Augenbrauen empor zu ziehen. "Eine erfolgreiche Auftragsmörderin, ausgebildet vom U.S. Marine Chor, Scharfschützin, die sich ohne mit der Wimper zu zucken mit Orochimaru, Akatsuki und letztendlich der Regierung anlegt und du erzählst mir, du hast Angst vor Blitzen?" Sakura wollte ihm den Mittelfinger zeigen, doch der Blitz, der gefolgt von tiefem Grollen sehr nahe einschlug, ließ sie sich auf dem Bett zusammenrollen. Itachi streifte seicht lächelnd seine Socken ab, setzte sich neben sie und schlang die Arme um ihre Hüften. Es half zumindest, so weit, dass sie aufhörte zu zittern. Es war peinlich, von einem Mann derart liebevoll bevormundet zu werden, um dessen Anerkennung sie monatelang mit blutigen Bandagen gekämpft hatte. Sie hatte das schreiende Bedürfnis, eine Rechtfertigung auszusprechen, die ihn daran erinnerte, dass sie kein kleines Mädchen war. Diese Rechtfertigung hatte sie leider nicht. "Es ist weniger ein Blitz als der darauffolgende Donner, der mir an die Nieren geht." Mit Wohlgefallen konnte Sakura spüre, wie sie sich in Itachis Armen entkrampfte, sodass sie den Kopf an seine Brust legen konnte. Seinen Herzschlag am Ohr, schloss sie die Augen. Bum, bum, bum, ging sein Herz in einer rhythmischen Melodie, die einem Kinderlied glich. "Willst du deine tragische Traumageschichte endlich haben?" Er lachte tief. "Ich bitte darum. Da du sie mir in puncto Fahrstühlen und Führerscheinen verwehrt hast, bin ich ganz Ohr." Also schön, wenn er denn unbedingt wollte … "Ich war noch ein kleines Mädchen, als meine Mutter in mein Zimmer kam, weil sie ein Geräusch gehört hatte. Es war ein Buch, das ich unabsichtlich von meinem Nachttisch geworfen hatte, als ich es verbotener Weise nach meiner Schlafenszeit zu Ende gelesen hatte. Wir waren damals erst ein paar Monate in den Staaten und dementsprechend fühlte ich mich zu dieser Zeit sehr einsam. Meine Mutter arbeitete viel, mein Vater war ständig an den Docks und die unvergleichlich wunderbare Ino war meine einzige Freundin, die mein Selbstwerfgefühl anfangs nicht gerade auf seinen Zenit getrieben hatte. Als ich anfing, aufgrund der Schelte meiner Mutter und vielen anderen Dingen zu weinen, begann sie, mir eine Gutenachtgeschichte zu erzählen." "Um dich zu beruhigen?" Sie sog den betörenden Duft seiner nackten Haut ein, über die ihre Fingerspitzen spielerisch strichen. "Das war ihre Intention. Diese Geschichte handelte von einer Bauernmagd, die im alten feudalen Japan am Hof ihrer Schwiegereltern tagein, tagaus schuften musste. Ihre Arbeit begann weit vor dem ersten Hahnenkräh und endete lange nach dem Sonnenuntergang. Ihr Ehemann, der Besitzer der kleinen Obstplantage, war ein furchtbarer Mann. Sie waren jung verheiratet worden, gegen ihrer beider Willen, denn beide liebten jemand anderen. Der Mann ließ seine Frustration an seiner Frau aus, jahrelang, bis der Mann, den die Bauernmagd einst geliebt hatte, starb. Sie hatte inzwischen ein Alter erreicht, in dem es nicht unüblich war, dass gleichaltrige Menschen starben. Ihre Ehe war kinderlos geblieben, verflucht vom Hass ihrer verschmähten Partner, so erzählte man sich, sodass die Frau keine Reue empfand, einen Plan zu schmieden, der sie ihrem grausamen Schicksal entreißen würde. Während eines Unwetters schloss sie einen Pakt mit einem Dämon, der den Blitzen innewohnte, und versprach ihm das Blut ihres erkalteten Leichnams und das Leben ihres Mannes, wenn er ihr die Stärke gäbe, ihren Mann zu töten. Der Dämon schuf ein Wakizashi aus den Knochen seines Arms, das er der Frau überreichte. Der Pakt war besiegelt. Das nächste Unwetter ließ nicht lange auf sich warten und die Frau ergriff ihre Chance. Sie holte Raihonema aus dem Schrank, in dem sie es versteckt hatte, und setzte es ihrem Gatten an die Brust. Doch als sie zustoßen wollte, zückte er ein Schwert, das er unter seiner Decke verborgen gehalten hatte, und trieb es durch ihr Herz. Der Dämon hatte ihrem Mann von ihrem Vorhaben noch in derselben Nacht erzählt und einen anderen Pakt mit ihm geschlossen. Gegen sein eigenes hatte der Mann das Leben seiner Frau getauscht. Gebeutelt von Schmerz, sackte die Frau über dem Körper ihres Mannes zusammen, wodurch sie Raihonema durch sein eigenes Herz trieb." Itachi zog sie enger an sich und führte seine Fingerspitzen ihr Haar entlang zu ihren Schultern und über ihr Schlüsselbein zu ihren Wangen. Wo er sie berührte, hinterließen seine Finger eine Spur des angenehmen Kribbelns. "Der Dämon hat sie gegeneinander ausgespielt und am Ende zwei Leben bekommen. Das ist eine sehr lehrreiche Geschichte." Sakura löste sich eilig aus seiner innigen Umarmung. "Doch nicht für ein sechsjähriges Mädchen! Meine Mutter wollte mir aufzeigen, dass es viele Menschen gibt und gab, denen es viel schlechter ging. Leider hatte ich eine sehr, sehr lebhafte Phantasie. Ich erzähle Ino davon, die mich Heulsuse schimpfte und mir Streiche spielte, die sich nur mehr schwach in meiner Erinnerung abzeichnen. Irgendwie scheinen sich diese Erlebnisse als Angst vor Donner in meinem Kopf manifestiert zu haben." Sie warf einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster, vor dem der strömende Regen tobte. "Donner sind laut und furchteinflößend. Sie ähneln Schüssen, bei denen Menschen sterben, und Autounfällen. Alles Schlechte beginnt mit einem Krach, der wie Donner klingt." In einer fließenden Geste zog er sie wieder an sich heran und versenkte sie in einen tiefen Kuss, der besitzergreifend und tröstlich zugleich war. Als er seine Lippen widerwillig von ihr löste, presste er seine Stirn an die ihre, seine Augen geschlossen, und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. Worte schwebten zwischen ihnen, die er nicht formulieren konnte. Er war kein Mann großer Reden und wo Naruto oder Sasuke ihr versprochen hätten, immer für sie da zu sein, wenn der Donner käme, berührten seine Lippen ihre erneut. Er war kein Mann großer Reden, weil es nicht notwendig war. Keine tausend Worte hätten mehr versprechen können als dieser eine Kuss. . . Sakura hob die Hand. Sofort kehrte Ruhe im Besprechungszimmer von Hidden Leaf ein. "Sie sind da", sagte sie leise. Die Tür war einen spaltbreit geöffnet, sodass die Stimmen am Gang ungehindert an ihrer aller Ohren dringen konnten. Naruto hatte versprochen, sich Sakuras Vorschlag durch den Kopf gehen zu lassen. Scheinbar wollte er ihn in die Tat umsetzen. Draußen erwiderte Hinata etwas Höfliches auf seine Frage, das durch das Holz der Tür nicht deutlich zu vernehmen war. "Ich wäre dem nicht abgeneigt, wenn es dir nichts ausmacht, Naruto-kun. Würdest du mir endlich verraten, was du mir hier zeigen möchtest? Mir ist diese Einrichtung nicht geheuer. Soll das wirklich ein Büro sein?" "Ja, ja, Hinata-chan, das sagte ich doch! Hör zu, du darfst jetzt nicht ausflippen. Versprich es mir!" Sie legte verwirrt den Kopf schief. "Was geht hier vor sich? Naruto-kun? Steckst du in Schwierigkeiten?" "Nein! Das heißt ja. Nicht ich, sondern … ach, Sakura-chan soll das erklären." "Sakura?", wiederholte sie. "Was macht Sakura hier? Sollte sie nicht arbeiten?" "Das tut sie." "Ich verstehe nicht…" "Komm einfach mit. Ich möchte dir jemanden vorstellen." Sakura ließ die Hand sinken und gab das Zeichen zur Aufteilung. Jeder der angespannten Lauscher suchte sich schnellstmöglich eine Beschäftigung, um nicht ertappt zu werden. Sie wollte Hinata nicht gleich mit einer Kompanie Assassinen verschrecken. Es würde nicht viel helfen, selbst wenn sie stark dezimiert waren. Asuma war tot, Kakashi und Gai bei Kurenai, Lee lag im Krankenhaus, Neji und Kiba hatten beschlossen, sich aus dieser Farce herauszuhalten, und weil Sai in diesem Moment versuchte, Tsunade davon zu überzeugen, dass Itachi zu helfen das Richtige war, waren sie lediglich zu sechst. Naruto stieß die Tür auf und erst sah Hinata sich bloß um. Sie grüßte die Freunde ihres Lebensgefährten. "Ich kenne diese Menschen, Naruto-kun", stellte sie fest. "Wen möchtest du mir nun vorstellen?" Naruto holte tief Luft. Mit einigem Bammel trat er in die Mitte seiner Freunde. "Uns alle. Wir sind Mitglieder von Hidden Leaf; einer Assassinengruppe." Hinatas Mundwinkel zuckte. Sogar aus der Entfernung konnte Sakura sehen, wie ihr Teint erbleichte und ihr Herz begann, schneller zu schlagen. "Du nimmst mich doch auf den Arm, Naruto-kun. Nicht wahr? Naruto-kun? Du arbeitest doch in derselben Firma wie Neji-niisan, wo ihr euch kennengelernt habt! Neji-nii—oh. mein. Gott. Neji-niisan ist … ist …" Ihre Augenlider flatterten, als sie nach oben sah und nach hinten kippte. Naruto fing sie entsetzt auf. "H-Hinata-chan! Hinata-chan! Hey, mach' die Augen auf! Hey! Hörst du mich? Hinata-chan! Sakura-chan, tu doch was! Das ist alles nur deine Schuld!" Sakura wusste nicht, was sie hätte tun können, außer ihrer Freundin den Handrücken zu tätscheln. "Sie beruhigt sich schon wieder, keine Sorge." Sie behielt recht. Binnen weniger Minuten schlug Hinata die Augen auf. 'Das ist alles nicht wahr, das ist alles nicht wahr', wiederholte sie wie ein Mantra, bis sie es nicht mehr leugnen konnte. "Wieso?", fragte sie an Naruto gewandt, der ihre Hand hielt. "Wie hätte ich es dir sagen sollen?" Sie schüttelte den Kopf. "Nicht das. Kurenai-sensei hatte schon länger eine Vermutungen. Nicht gerade diese, aber sie wusste, dass etwas faul ist. Ich dachte, sie würde spinnen. Wieso sagst du es mir jetzt?" "Ich hätte es dir schon am ersten Tag gesagt, wenn mir jemand garantieren hätte können, dass du nicht schreiend davon läufst. Aber mit jedem Tag wurde es schwieriger, dich nicht mehr zu belügen. Ich kann verstehen, dass du geschockt bist." Hinata schüttelte erneut den Kopf. "Wir werden das Zuhause diskutieren. Sag mir, wieso." "Wir brauchen deine Hilfe", mischte Sakura sich ein. Hinata war zäh, sie würde es schon verarbeiten, wenn der erste Schock erst einmal verebbt war. "Juristischen Rat, genauer gesagt. Dieser Mann dort ist Uchiha Itachi. Ich nehme an, du weißt, was ihm vorgeworfen wird." Sofern möglich, wurde Hinata noch blasser. Nichtsdestoweniger nickte sie. "Wir wollen seine Unschuld beweisen. Dazu brauchen wir dich." "Ihr wollt was?" Ihre Stimme war ein ersticktes Quieken, das durch ihre vor den Mund gepressten Finger rutschte. "Gesetzt dem Fall, dass seine Unschuld tatsächlich beweisbar ist, weil sie vorhanden ist, heißt das noch lange nicht, dass sie auch juristisch existent ist! Sakura, ich bin Familienanwältin, keine Rechtsanwältin! Wenn Sasuke auf Unterhalt klagt oder Uchiha-san irgendein Sorgerecht einfordert, kann ich helfen! Aber in solchen Angelegenheiten … ich kenne einige gute Kanzleien, zum Beispiel Aburame und Söhne in Yodogawa. Sie ist zwar teuer, aber renommiert und auf Rechtsbeistand in Strafprozessverfahren spezialisiert. Sie können sicher helfen!" Naruto nahm nun auch ihre zweite Hand. "Aber denen können wir nicht vertrauen! Wir brauchen jemanden, der tatsächlich auf unserer Seite steht! Uchiha ist unschuldig, das sagt zumindest Sakura, und wir glauben ihr. Bitte, hilf uns!" "Wenn es eine Frage des Geldes ist", begann Itachi, wurde jedoch vehement von ihr unterbrochen, als sei dies eine abstruse Annahme. "Oh, bitte! Mein Nachname lautet Hyūga; ich habe Geld wie Heu! Hier geht es um meine Reputation!" Sie biss sich auf die Lippe. " Nach all den jahrelangen Lügen, seid ihr doch immer noch dieselben Menschen, oder? Bevor Naruto-kun mich wochenlang bearbeitet, ehe ich einwillige, erspare ich mir selbst diese schlaflosen Nächte. Aber ich garantiere für nichts, hört ihr? Rein gar nichts. Strafprozesse sind nicht mein Fachgebiet, also erwartet euch nicht zu viel von mir. Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht eine schlechte Wahl bin." Naruto fiel ihr freudestrahlend um den Hals. "Du bist die Beste, Hinata-chan! Darum liebe ich dich! Shikamaru und Sakura werden dir helfen, einen Schlachtplan zu entwerfen. Eure drei Gehirne zusammen werden das schon schaffen!" In seiner Umarmung verlor ihr Gesicht weiterhin an Farbe. Was genau sie benommen säuselte, was schwer zu verstehen. "… wenn Vater das wüsste …" . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)