Loving You Is Killing Me 2 von Shunya (Liebe? Aber klar doch!) ================================================================================ Prolog: Liebe ist... -------------------- Irgendwie ist es ja schon ein komisches Gefühl in festen Händen zu sein. Nicht, dass ich vorher schon großartig viel mit Mädchen herumgemacht hätte, aber ich bin jetzt mit einem Jungen in einer Beziehung und habe keine Ahnung wie so etwas abläuft. Gibt es dafür überhaupt einen Ratgeber? Muss man da irgendetwas beachten? Es müsste doch eigentlich einfacher sein, als mit einem Mädchen, immerhin sind Kerle nicht so einnehmende Wesen und ziemlich einfach gestrickt. Davon gehe ich einfach mal aus, denn vom Charakter her, bin ich nicht sonderlich anspruchsvoll. Peter... Wie konnte es eigentlich passieren, dass ich plötzlich mit ihm zusammen bin? Habe ich irgendetwas verpasst? Gut, der kleine Nerd kann ziemlich energisch sein, was man ihm nicht so ansieht, aber wann genau habe ich mich in ihn verliebt? Das muss mir auch entgangen sein. Ich gebe es nicht gerne zu, aber einen Jungen zu küssen, kann schon irgendwie geil sein. Es ist nur eben nicht so einfach. Wenn zwei Mädchen sich küssen, finden das alle klasse, das ist großes Kino, aber wenn sich Jungs küssen, hört der Spaß auf. Wir haben uns nicht mal geoutet, weder in der Schule noch bei unseren Familien. Die einzigen die es bisher wissen, sind meine beste Freundin Sarah und Peter's Bruder Josef. Na ja, und seine Anhängsel Loana und Selena, die es nicht gerade begeistert aufgenommen haben, dass wir jetzt miteinander gehen. Man kann es ja doch nicht jedem Recht machen. Vor einigen Wochen hätte ich auch nie im Leben gedacht, mich auf einen Jungen einzulassen. Mal ehrlich! Was habe ich an einem Jungen, was ich bei einem Mädchen nicht auch haben kann? Wenn ich Peter an die Wäsche gehe, sind da keine prallen Titten und schwingende Hüften hat er auch nicht. Ich bin nur froh, dass wir noch nicht weiter gegangen sind, als uns zu küssen und von mir aus kann es auch ruhig dabei bleiben. Ich habe es auch nicht so eilig damit, was das angeht... Kapitel 1: … heisser als die Sonne ---------------------------------- „Wie kommt es eigentlich, dass du hier bist und Peter in der Schule sitzt?“, fragt Josef mich verwundert, seine schwarz-weiße Katze Mahabba auf dem Arm haltend und sieht auf mich herab. „Vielleicht, weil Pete braver ist als ich?“, kommt es ganz schlau von mir zurück. Nein, es liegt eher daran, dass Pete im Gegensatz zu mir ein kleiner Streber ist. Der geht ja sogar noch mit Fieber zur Schule, um nur ja keine Fehltage zu haben. „Was ist wirklich los?“, fragt Josef mich und geht vor mir in die Hocke. Mahabba nutzt diese Chance und windet sich aus seinen Armen wie ein Wurm. Ich sehe Josef an. Muss ich es ihm sagen? Können wir nicht einfach so tun, als hätte ich richtig gute Laune und alles ist in Butter? „Meine Eltern lassen sich scheiden. Das ist los!“, murre ich widerwillig. „Sie wollen wissen, bei wem ich leben will...“ Als ob ich bei einem von beiden leben möchte! Ich will nicht bei Leuten leben, die mich, ihr Kind, vor die Wahl stellen! „Du willst dich also nicht entscheiden?“, fragt Josef mich. Verdutzt sehe ich ihn an. Seine Naivität ist manchmal doch irgendwie ein wenig nervig. „Natürlich nicht! Die können mich mal! Sollen sie sich doch darum streiten, wer mich bekommt! Haben will mich sowieso keiner der beiden! Du müsstest sie mal reden hören!“ Empört schnaube ich und wende meinen Blick von Josef ab. Keine fünf Sekunden später, spüre ich seine Hand auf meinem Kopf. Wie gut, dass ich mein deprimiertes Gesicht hinter meiner Sonnenbrille verstecken kann. Wenigstens habe ich jetzt auch mal einen Grund sie zu tragen, denn der Sommer kam schneller als mir lieb ist und mit einem Mal wird mir bewusst, dass ich Pete in einigen Monaten ein Jahr lang kenne. Komisch, kommt einem gar nicht so vor. Wie schnell doch die Zeit dahin schwindet. Ein Jahr und er trägt immer noch seine hässliche schwarze Brille... Feiern Schwule eigentlich auch ihren Jahrestag? Wie feiert man den überhaupt? Bei mir hat noch nie eine Beziehung bis zu einem Jahr gehalten! Müssen wir da auch einen auf romantisch machen? Ich verziehe meinen Mund und gebe einen ungnädigen Laut von mir. Soweit kommt's noch! Das kann Pete alleine machen! „Ist dir nicht zu warm?“, fragt Josef mich und verwirrt sehe ich ihn an. Wie kann er von einem Thema zum nächsten wechseln und das ohne mit der Wimper zu zucken? „Nö, wieso?“, erwidere ich verwundert. Josef lächelt und zieht leicht an meinem Shirt. „Na, du bist komplett in schwarz gekleidet und in der Sonne ist es zurzeit extrem warm. Du willst doch keinen Hitzschlag bekommen oder?“ Ich zucke mit den Schultern. Ich finde es ganz okay so. Schwarz ist immerhin mein Markenzeichen! Wie sähe das denn aus, wenn ich plötzlich in weiß oder so herumlaufe?! Das geht einfach nicht! „Und was ist mit dir? Wieso hockst du bei dem tollen Wetter hier drin herum?“, frage ich Josef kopfschüttelnd. Er lacht. Das süße Lachen müssen beide Brüder hundert pro von ihrer Mutter geerbt haben! Ganz sicher! Wobei... Pete habe ich noch nie herzhaft lachen gesehen. Josef sieht mich amüsiert an. „Wer soll denn den Laden führen, wenn ich nicht da bin?“ Ach ja, da war ja noch was... Ich beneide Josef dafür, dass er schon einen Job hat und dann auch noch einen wo er sich körperlich nicht sonderlich anstrengen muss. Gut, ich kann mit Büchern nicht viel anfangen, aber Regale auffüllen kann ja wohl nicht so anstrengend sein oder? „Ich meine, du willst doch sicher auch mal ein Date mit deiner Freundin haben oder nicht? Bei dem Wetter muss man das doch einfach mal ausnutzen! Schließ doch einfach den Laden für einen Tag und habe deinen Spaß!“, fordere ich Josef auf. Er seufzt und ich sehe ihm an, wie gerne er meine Aufforderung nachkommen würde, aber genau wie Pete findet er immer eine Ausrede, sich nicht zu amüsieren. „Ich kann doch nicht einfach den Laden für einen Tag schließen! Ich muss jeden Tag ausnutzen, außerdem kommt heute noch eine Lieferung mit neuen Büchern!“, meint er und schüttelt den Kopf. Gut, dann eben nicht! Spaßbremse... Sagt der Richtige, ich hocke ja auch lieber hier im Laden herum, als etwas zu unternehmen. Hah! Unternehmen ist gut! Soll ich etwa wieder zur Schule gehen und mitten in die Stunde reinplatzen? Mir ist für heute die Lust am Unterricht vergangen. Ich habe wichtigere Sorgen! Zum Beispiel die Arbeit, durch die ich volle Kanne durchgerasselt bin. Meine Eltern werden sich freuen. Die meckern sowieso über jede Kleinigkeit. Denen passt zurzeit scheinbar gar nichts in den Sinn. „Josef, könntest du dir eigentlich vorstellen mit einem Kerl Sex zu haben?“ Josef sieht mich entgeistert an. „Wi-wie kommst du denn da drauf?“ Ich zucke mit den Schultern und sehe an ihm vorbei, betrachte angeregt das volle Bücherregal und lasse meinen Blick anschließend wieder zu Josef wandern. „Na ja, Pete macht neuerdings immer wieder solche Andeutungen...“, gebe ich mich geschlagen und beantworte seine Frage. Wieso musste ich damit auch anfangen? Eine wirklich dumme Idee! Toll gemacht, Ewan! Josef schüttelt den Kopf. „Nein, aber ich habe ja auch eine Freundin. Die Frage habe ich mir nie gestellt.“ Was für ein Glückspilz! „Hm, vielleicht lässt Pete sich ja auch für mich operieren. Die Ärzte müssten nicht mal viel machen, er sieht ja schon aus wie ein halbes Mädchen!“, witzele ich und bin total begeistert von meiner Idee. Josef legt den Kopf schief. „Wäre das euer erstes Mal?“, fragt er mich eindringlich. Ich sehe ihn an und verziehe meinen Kopf. „Quatsch! Von wegen! Ich hatte schon Sex!“, erwidere ich störrisch. „Ich meinte nicht im allgemeinen. Ist es dein erstes Mal mit einem Jungen, also mit Peter?“, fragt Josef. Ich grummele etwas undeutliches vor mich hin, was sich auch nur im Entferntesten wie ein Ja anhört. Josef nickt. „Habt ihr euch schon informiert?“ „Wie informiert?“, frage ich und spüre das große Fragezeichen, welches über meinem Kopf schwebt. „Na, über Analsex...“, meint Josef und wird ein wenig rot im Gesicht. Klar, muss ihm schon peinlich sein, mit mir über so ein Thema zu sprechen. Moment! Sollte es nicht mir peinlich sein? Ich bin hier der Jüngere von uns beiden und im Gegensatz zu Josef muss ich es mit einem Kerl treiben! Ich grummele erneut und wende den Blick ab. Kann man nicht auch eine offene Beziehung führen? Wenn jeder von uns Sex braucht, kann er es mit jemand anderem treiben und ansonsten sind wir eben irgendwie zusammen? Ich seufze. Nichts da, Klein-Pete würde ich mit niemandem auf der ganzen Welt teilen! Der gehört mir! Ich lege den Kopf in den Nacken und bekomme prompt Mahabba's Schwanz gegen den Kopf gedonnert. Ich glaube, diese Katze hat was gegen mich! Josef kratzt sich am Kopf und unweigerlich fällt mein Blick auf seine blonden Locken. Ob er Lockenwickler benutzt? „Jedenfalls solltet ihr euch ein paar Bücher besorgen und vielleicht mit einem Arzt oder so reden?“, schlägt Josef vor. „Oder ihr guckt euch ein paar Filme an...“, meint er und wird noch eine Spur dunkler im Gesicht. „Filme?“, frage ich verwirrt. Ah! Die Glühbirne in meinem Hirn ist angeschaltet. „Du meinst Schwulenpornos?!“ Josef nickt und kann mir kaum noch in die Augen sehen, so verlegen ist er. Der Kerl wirkt irgendwie nicht gerade sehr viel älter als ich... Schwulenpornos... Große Lust drauf habe ich ja nicht gerade, aber das wäre vielleicht mal ein Anfang. Und was ist, wenn ich davon ein Trauma bekomme? Dann lande ich für den Rest meines bescheidenen Lebens in der Klapse! Ich schüttele den Kopf. Film hin oder her, daraus wird nichts! Nein, danke! Mein Blick fällt auf Josef's Schritt und eine Gänsehaut überkommt mich. Keine wohlige Gänsehaut, nein! Diese ist viel schlimmer! Sie hat etwas unheimliches an sich! Ich muss schlucken. Was ist, wenn Pete unbedingt bei mir... Also, das geht doch nicht! Nicht mit mir! Auf keinen Fall! Bei mir wird ganz sicher gar nichts irgendwo reingsteckt! Soweit kommt's noch! Und überhaupt! Wo sollten wir es auch machen? Bei ihm? Seine Eltern wären bestimmt nicht erfreut, wenn sie uns dabei zuhören dürften, so dünn wie die Wände im Hause Harmon sind. Bei mir? Wäre zwar möglich, weil meine Eltern beide berufstätig sind, aber das ist mein Reich und Schweinereien will ich da ganz sicher nicht machen. Immerhin habe ich da schon diesen furchtbaren Traum gehabt, der mich so belastet hat. Mein Zimmer bringt Unglück! Wenn ich da etwas mit Pete mache, passiert bestimmt wieder irgendetwas Furchtbares! Josef erhebt sich und hebt Mahabba von den Büchern hinter mir herunter. Ein paar Bücher rutschen dadurch zur Seite und nur mit sehr schnellen Reflexen würde man sie wohl noch auffangen können. Jedenfalls sind mir solche Reflexe nicht gegönnt und so sehe ich nur tatenlos zu, wie ein Buch nach dem anderen auf dem Boden landet. „Ach herrje!“, meint Josef besorgt und sieht sich die Bücher an, nachdem er Mahabba, neben mir auf dem Boden abgesetzt hat. Ein paar Bücher haben Eselsohren bekommen. Katze und ich sehen uns an und schauen dann demonstrativ weg. Keiner will etwas mit der Sache zu tun haben. Josef seufzt ein ums andere Mal, je mehr Bücher er sich ansieht. Kann ich etwas dafür? Es war doch nicht meine Idee, die Katze da von dem Bücherstapel zu heben und sie hat es sicher auch nicht gestört, da drauf zu schlafen. Josef stapelt die Bücher und trägt sie in den hinteren Bereich des Ladens. „Wo willst du hin?“, rufe ich ihm hinterher. Kurz vor der Tür dreht Josef sich zu mir um. „Die kann ich nicht mehr zum Verkauf anbieten, wenn sie beschädigt sind!“ Ah, okay. Das kann ich verstehen. Würde ich auch nicht kaufen wollen. Im nächsten Moment muss ich laut auflachen, so dass Mahabba mich fauchend ansieht und auf ein anderes Regal springt. Josef hat sich sofort wieder umgedreht und scheint vergessen zu haben, dass die Tür verschlossen ist. Jedenfalls hat er sich ordentlich den Kopf an der Tür gestoßen. Der Ärmste wird wohl eine ziemlich große Beule kriegen. Ich grinse und erhebe mich. Josef hält sich stöhnend die Stirn und so öffne ich ihm großzügig die Tür. Er lächelt mich leicht an und geht mit den Büchern auf dem Arm ins Zimmer. Was für ein Tollpatsch. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder. Bei dem laufe ich nämlich jedes Mal ins Fettnäpfchen. Ich sehe mich in dem Zimmer um und muss an unsere letzten Treffen denken. Hier haben wir uns immerhin das erste Mal geküsst. Ein bisschen gefummelt auch, aber das kam mehr von mir als von ihm. Viele gute Erinnerungen habe ich an diesen Raum jedenfalls nicht. Ich habe damals wirklich ziemlich großen Mist gebaut und Pete dadurch verletzt. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass er jemand besseren als mich verdient hat!“, erzähle ich Josef, der inzwischen an der Pantryküche steht und sich einen Kaffee mit der Maschine macht. Josef sieht zu mir und zeigt mir sein unbekümmertes Lächeln. „Was redest du da? Ihr versteht euch doch gut oder nicht? Dann gibt es auch keinen Grund dazu, ein schlechtes Gewissen zu haben!“, meint er gutmütig und greift nach einem Glas. Josef beugt sich herunter und öffnet den kleinen Kühlschrank, der hauptsächlich mit Getränken gefüllt ist. Er füllt Fanta ins Glas ein und reicht es mir. Augenblicklich geht die Kälte des Getränks auf meine Hände über, was bei dem warmen Wetter doch sehr angenehm ist. Zufrieden halte ich es mir an den Hals, ehe ich einen kleinen Schluck des Sprudelgetränks zu mir nehme. Vielleicht hat Josef ja Recht? Ich mache mir bestimmt zu viele Gedanken um nichts und wieder nichts. „Bist du dir sicher, dass du bei dem Wetter jetzt einen Kaffee trinken willst?“, frage ich ihn belustigt. Josef nickt. „Ich brauche Kaffee, ohne hat mein Leben keinen Sinn!“, meint er und sieht mich vollkommen überzeugt an. Ich nicke mit wie ein Wackeldackel und trinke meine Fanta. „Wenn du einen Hitzschlag bekommst, bist du selber Schuld!“, meine ich und grinse breit. Josef winkt ab und streckt sich ausgiebig. Wie kommt es eigentlich, dass ich mehr Zeit mit ihm verbringe als mit seinem Bruder? Ich meine, immerhin bin ich ja mit der kurzen Version befreundet, auch wenn ich weiß wie Josef küsst. Das war allerdings ein einmaliges Erlebnis. Keiner von uns beiden ist scharf darauf, es zu wiederholen und ich nutze es nur noch manchmal um Pete zu ärgern, der sich immer wieder tierisch darüber aufregt. Kann ich doch nichts dafür, wenn er dabei so niedlich aussieht! Ich muss grinsen, als ich daran denke und schüttele nur den Kopf, als Josef mich fragend ansieht. Der Kaffee ist nach einiger Zeit fertig, genau genommen nach meinem zweiten Glas Fanta und so setzen wir uns auf die viel zu kleine Couch. Ich muss grinsen, als Josef zu mir rutscht. So ging es mir mit Pete auch. Mann, habe ich dieses Sofa gehasst! Inzwischen nicht mehr so sehr. Es gibt schon ein paar Vorzüge, denn so kann ich schön nahe mit Pete zusammen sitzen, wenn wir mal die Zeit hier verbringen. „Kannst du es dir leisten, jetzt hier gemütlich einen Kaffee zu trinken? Ich meine, die Zeit hättest du auch mit deiner Freundin verbringen können!“ Josef sieht mich musternd an. „Ich wusste nicht, dass dir so viel daran liegt, dass ich heute etwas mit meiner Freundin unternehme?“, fragt er und streckt mir seine Zunge heraus. Ich zucke mit den Schultern und schlürfe geräuschvoll mein Glas leer. Seit dem zweiten Glas gibt es nämlich einen gelben Strohhalm, den ich in einer Schublade gefunden habe. Josef trinkt genüsslich seinen Kaffee und irgendwie genieße ich diese Stille hier im leeren Geschäft. Das Wetter ist toll und irgendwie könnte ich mich glatt daran gewöhnen hier zu sein. „Sag mal, könnte ich nicht einfach hier einziehen?“, frage ich Josef, der beinahe seinen Kaffee ausspuckt, als er meine Worte hört. Ungerührt sehe ich ihn an. Josef schüttelt den Kopf. „Du bist noch Minderjährig! Du kannst nicht einfach hier einziehen! Außerdem ist das ein Geschäft, wo willst du denn schlafen?“ Ich grinse und klopfe auf das Sofa. Gut, es ist gerade mal so groß, dass nur zwei Personen darauf sitzen können, aber wenn ich mich etwas zusammenrolle, wie so ein Fötus, dann sollte das doch möglich sein. Josef schüttelt vehement den Kopf und setzt seine Tasse auf dem Tisch vor uns ab. „Auf keinen Fall! Das kann ich nicht verantworten!“, meint er stur. Ich ziehe einen Schmollmund und sehe ihm tief in die Augen. Ein Dackelblick hat schon so manch ein kaltes Herz erwärmt. Tja, das von Josef scheint aus Beton zu sein. „Schau mich nicht so an! Das geht einfach nicht!“, meint er und greift wieder nach seiner Kaffeetasse. Ich seufze und lege den Kopf schief. Schade, dass war so ein guter Einfall, wie ich finde. Mahabba kommt ins Zimmer stolziert und sieht uns mit ihren dunklen Augen an, als wäre es ein Verbrechen, dass wir hier sitzen. Sie würdigt uns keines Blickes mehr und geht zu ihrem Futternapf, wo sie sich schmatzend über die Breckis hermacht. Ich lehne mich auf dem Sofa zurück gegen die Lehne und schließe einen Moment lang die Augen. Aus einem Moment ist eine ganze Stunde geworden, denn das nächste Mal, als ich sie öffne, zeigt die Uhr schon an, dass es kurz vor Mittag ist. Ich habe den ganzen Morgen bei Josef im Laden verbracht. In ein paar Stunden kommt Pete wahrscheinlich auch hierher. Er ist lieber im Laden als Zuhause. Die Bindung zwischen den beiden Brüdern geht tiefer als die zu ihren Eltern. Schon erstaunlich. Ich glaube, zu meinen Eltern habe ich überhaupt keine Bindung. Als hätte jemand irgendwann mal, aus einer Laune heraus, den roten Faden durchgeschnitten, welcher uns als Familie verbunden hat. Der rote Faden des Schicksals oder so etwas in der Richtung. Ich stelle mir vor wie Pete in den Laden kommt, seine Brille zurecht rückt und dann hilflos mit Josef versucht Mahabba davon abzuhalten, wieder sämtliche Bücher durcheinander zu bringen. Ich recke und strecke mich und stehe dann auf. Mahabba schläft vor dem Kühlschrank, scheint dort kühler zu sein. Ich gehe zum Kühlschrank, schenke mir noch ein Glas Fanta ein und gehe damit bewaffnet zurück in den Laden. Obwohl die Tür die ganze Zeit offen gewesen ist, habe ich nicht einmal mitbekommen, dass inzwischen einige Leute den Laden betreten haben. Nicht einmal die Türglocke habe ich gehört. Ich bleibe neben einem Bücherregal für Kinder stehen und sehe Josef beim Kassieren zu. Soweit ich es mitkriege, will eine Frau ein Buch vorbestellen, kann sich aber nicht mehr an den Titel erinnern. Armer Josef. Geplagt von seinen Kunden. Ich hingegen werde von etwas ganz anderem geplagt, denn irgendetwas zerrt unnachgiebig an meiner Hose. Mürrisch schaue ich zu Boden. Wehe die olle Katze reißt meine Hose kaputt! Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich auf einen laufenden halben Meter. „Da! Vorlesen!“, fordert der kleine Wicht mit dem pinkfarbenem Kleidchen, den roten lockigen Haaren und den Sommersprossen im Gesicht von mir. „Häh? Was?“, frage ich noch im Halbschlaf. „Lies das vor!“, fordert sie mich auf und sieht mich mit einem Blick an, der keine Widerrede zulässt. „Kannst du das nicht selber lesen?“, frage ich genervt. Wie kann man so etwas abwimmeln? Gibt’s dafür einen Ratgeber? „Ich kann noch nicht lesen! Ich kann nur ein paar Wörter schreiben!“, meint die kleine Dame und hält mir ein kunterbuntes Buch vor die Nase. Widerwillig greife ich nach dem Buch und sehe es mir an. Na ganz toll. Was ist das denn bitte für eine Geschichte? „Pipopa's Abenteuer im Zoo?“, lese ich Wort für Wort. Wer oder was soll dieses Pipopa sein? Wer kommt denn auf so einen Namen? Das ist kein Name, das ist eine Zumutung! „Nee, lieber nicht. Davon kriege ich sicher nur Migräne!“, murre ich und gebe ihr das Buch zurück. Zumindest versuche ich es, denn Madame schiebt es mir sofort zurück, ohne das Buch in die Hände zu nehmen. „Mach schon!“, meint sie stur und sieht mich erbost an. Wägen wir die Möglichkeiten ab! Wenn ich es ihr vorlese, dann kriege ich nachts kein Auge mehr zu, bei diesem Cover, das Augenkrebs verursacht! Lese ich es ihr nicht vor, heult sie im Laden herum und alle halten mich für den großen bösen Wolf, der Rotkäppchen bei lebendigem Leibe frisst. Die letzte Möglichkeit wäre: Renn um dein Leben! Genau das tue ich jetzt auch. In aller Ruhe stelle ich Buch und Glas vorsichtig auf einem Regal ab, gehe einfach an dem meckernden Wicht vorbei, verabschiede mich lächelnd von Josef und öffne die Tür. Sobald sie hinter mir schließt, nehme ich die Beine in die Hand und renne, als ginge es um die Olympiade. Kapitel 2: … wie ein Stück Zucker --------------------------------- „Wieso lässt du dir nicht von mir helfen?“, fragt Pete mich und schaut mürrisch zu mir auf. „Ich bin immerhin besser in der Schule als du!“, fügt er hinzu. Wow! Soll mich das jetzt etwa aufbauen? Pete, du bist so einfühlsam, wie ein Serienkiller. „Ich bin durch die letzte Arbeit gerasselt. Meine Eltern und Lehrer halten es für besser, wenn ich Nachhilfeunterricht nehme und jetzt wurde mir halt irgendein Kerl empfohlen. Was soll ich da noch machen?“ „Sagen, dass ich dir Nachhilfestunden gebe!“, meint Pete störrisch. Ich bleibe im Schulflur stehen und sehe ihn an. Pete weicht meinem Blick aus. Manchmal verstehe ich ihn einfach nicht. Wieso beharrt er jetzt so sehr darauf? „Was soll das ganze Theater eigentlich?“, frage ich ihn und schiebe meine Sonnenbrille auf meinen Kopf. Pete sieht mich anklagend an und zieht einen Schmollmund. „Wie soll ich wissen, was mit dir los ist, wenn du es mir nicht sagst?“, frage ich ihn, nun selber leicht gereizt. Pete scheint es mir nicht sagen zu wollen. Soll er es für sich behalten, mir doch egal! „Wir sind da!“, meine ich und bleibe vor einer Tür stehen. Pete muss draußen warten, während ich laut anklopfe, die Tür öffne und in dem Zimmer verschwinde. „Wie immer zu spät!“, bemerkt mein Lehrer und sieht mich kopfschüttelnd an. Würden alle immer rechtzeitig kommen, könnte man uns gleich durch Roboter ersetzen. Seufzend lasse ich mich auf einen Stuhl plumpsen und nehme erst jetzt den Jungen wahr, der am Fenster angelehnt steht und mich betrachtet. Ich mustere ihn eingehend, genauso wie er es bei mir tut. Schwarze Haare, schwarzer Pullover mit einem Aufdruck von Jack Skellington aus Nightmare Before Christmas und einer blauen Jeans. Um den Hals trägt er eine enge Kette mit Kugeln, Perlen oder was auch immer das darstellen soll. Sein Pony ist viel zu lang, man sieht gerade mal ein Auge hindurch lugen und mit einem Mal muss ich an einen Piraten denken. Dank der Augenklappe sieht man bei den Piraten ja auch immer nur ein Auge. Ich unterdrücke ein Grinsen und sehe meinen Lehrer an. „Das ist Jörg Weber. Ich habe ihm schon von dir erzählt und auch von deinen Schwächen in beinahe allen Fächern.“ Ich muss schlucken. Ja, sag es doch gleich, dass ich ein Loser bin! Captain Hook hält mich jetzt bestimmt auch für einen, da fällt das dann nicht mehr weiter auf... Ich grummele nur und bin drauf und dran rauszugehen und doch Nachhilfe bei Pete zu nehmen. Der nimmt mich wenigstens so wie ich bin, auch wenn er gerne mal den Streber heraushängen lässt. Streber und Loser, nein, was für ein Traumpaar! „Freundet euch schon mal ein wenig an, ich muss mich jetzt um ein paar Schüler kümmern, die heute Nachsitzen.“, meint mein Lehrer, steht auf und verlässt das Lehrerzimmer. Kurze Zeit herrscht Stille im Raum und keiner von uns beiden weiß, was er sagen soll. „Ich habe dich hier schon öfter herumlungern gesehen. Du läufst immer in Schwarz herum!“, meint Jörg und grinst breit. Wow, danke, ohne dich wäre mir das nie im Leben aufgefallen! Ich nicke und sehe ergeben zu ihm auf. „In welchen Fächern hilfst du mir?“, frage ich ihn unnötigerweise. „In beinahe allen!“, äfft Jörg unseren Lehrer nach und nun müssen wir beide lachen. „Ich kann ihn genauso wenig leiden wie du. Wer bei ihm nicht die volle Punktzahl erreicht, ist eh unten durch. Ich kann solche Kerle nicht leiden, die so perfektionistisch sind!“, erklärt er mir und ich nicke. Kann ich gut verstehen. „Ich habe mir mal ein paar deiner Sachen angesehen. Im Grunde genommen, bist du nicht auf den Kopf gefallen, du denkst nur etwas zu kompliziert, deswegen kommst du mit dem Unterrichtsstoff nicht klar.“ Verwirrt sehe ich Jörg an. „Heißt das jetzt ich bin...“ Ja, was bin ich denn nun? „Du hast ein schlaues Köpfchen, aber du musst etwas umdenken in nächster Zeit!“, erklärt Jörg mir. Verstehe das einer mal. „Okay...“, erwidere ich vage. „Wir fangen morgen nach dem Unterricht an. Soll ich zu dir kommen oder willst du zu mir?“, fragt Jörg mich und scheint bereits im Lehrermodus zu sein. Ich zucke mit den Schultern. Eigentlich würde ich viel lieber morgen zu Josef in den Laden gehen und dort den Tag beenden. So wie beinahe jeden Tag, wenn ich mal nicht mit Pete zusammen bin. Der muss morgen nämlich länger in der Schule bleiben, weil seine Klasse irgendein dämliches Projekt gestartet hat. Von wegen richtige Ernährung und so weiter. Ich seufze und schüttele den Kopf. „Ich komme zu dir!“ Ich habe keine Lust ihn mit heimzubringen. Die einzigen die dort hinkommen dürfen sind Sarah und Pete. Ansonsten ist das mein Reich, in dem andere Leute nichts zu suchen haben. Schon gar nicht solche, die ich gerade mal ein paar Minuten kenne. „Okay, prima! Du kannst auch zum Essen bleiben. Meine Familie will grillen, wird sicher lustig!“, meint Jörg begeistert. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und nicke bedächtig. Erst lernen, dann das Vergnügen...heißt doch so oder? Aber wer sagt schon 'Nein' zum Essen? „Ist gut!“ Ich stehe auf und Jörg reicht mir grinsend die Hand. „Dann auf gute Zusammenarbeit, Leidensgenosse!“, meint er und streckt mir frech die Zunge heraus. Ich grinse und schlage ein. Wir verlassen gemeinsam das Lehrerzimmer und werden draußen schon von Pete erwartet, der sich sofort vom Boden erhebt, auf dem er zuvor noch gesessen hat und mich abwartend ansieht. „Das ist Jörg. Er gibt mir ab morgen Nachhilfe.“ Pete nickt und mustert Jörg prüfend, der neben mir steht und ihn anlächelt. „Peter!“, stellt er sich vor und sieht Jörg noch immer so misstrauisch an. Was ist heute nur los mit dem Jungen? Ich greife nach Pete's Handgelenk und schleife ihn einfach mit. „Was machst du jetzt?“, fragt mich Jörg. Ich zucke mit den Schultern. „Mit Pete rumhängen, denke ich mal...“ Jörg wirft einen kurzen Blick über die Schulter nach hinten, wo Pete sich hinter mir herzerren lässt. Mich beschleicht das Gefühl, als hätte ich etwas Wichtiges verpasst. „Man sieht sich!“, meint Jörg, als wir an den Treppen ankommen. Er muss wohl noch irgendetwas erledigen, denn er geht den Flur entlang zu einem Klassenzimmer und verschwindet darin. Ich sehe Pete an, der wegen irgendetwas immer noch schmollt und verschlinge unsere Finger miteinander. Pete sieht auf unsere Hände und für den Bruchteil einer Sekunde kommt es mir so vor, als würden sich seine Mundwinkel nach oben ziehen. Wie gesagt, es kommt mir nur so vor, denn in Wirklichkeit hat Pete immer noch dieses Sieben-Tage-Regenwetter-Gesicht drauf. „Was hast du jetzt schon wieder?“, frage ich ihn, weil er wohl ein neues Problem gefunden hat, das nichts mit dem Problem von vorhin zu tun hat. Oder irre ich mich? Pete leckt sich über die trockenen Lippen und weicht meinem Blick aus. „Scheinst dich ja gut mit ihm zu verstehen...“, brummt er kaum hörbar. Ich wühle derweil in meiner Hosentasche nach einem Labello und drücke ihn meiner kleinen Brillenschlange in die Hand. Er dreht ihn auf und kurz darauf glänzen Pete's Lippen verführerisch. Vielleicht hätte ich ihm den Labello doch nicht geben sollen? Das Teil ist bei dem Wetter sowieso schon viel zu weich. Durch die Hitze schmilzt so etwas wirklich schnell. „Hast du ein Problem damit, wenn ich mich mit jemandem unterhalte?“, frage ich Pete. Er schüttelt den Kopf und gibt mir den Labello zurück. Ich seufze. Manchmal ist es wirklich schwierig Pete zu verstehen. In ihm steckt ein ganzes Mädchen! Alle Achtung! „Was ist los?“, dränge ich ihn und das in beiderlei Hinsicht, denn nun muss er vor mir zurück an die Wand weichen. „Gar nichts ist los...“, grummelt er ausweichend und ich muss grinsen. Wird das hier ein Spiel, bei dem ich ihm die Antwort aus den Fingern saugen muss? Ich hebe meine Hand und lasse meine Finger langsam von seinem Bauch nach oben über die Brust gleiten. Sehr langsam wohlgemerkt! Pete versucht sich zwar nichts anmerken zu lassen, aber inzwischen kenne ich ihn gut genug, um zu wissen was er mag. Einen Schritt gehe ich noch näher an ihn heran und spüre seinen Atem an meinem Gesicht. Mein Blick fällt auf Pete's Lippen und momentan muss ich mich doch ein bisschen beherrschen ihn nicht gleich zu küssen. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und lehne mich mit meinem Körper an ihn. „Komm schon, sag's mir!“, fordere ich Pete auf. Der schüttelt wieder nur leicht den Kopf und sieht mir jetzt ebenfalls, hungrig auf einen Kuss, in die Augen. Mit meinem ganzen Körper drücke ich Pete noch fester gegen die Wand. „Komm schon, Pete...“, bettele ich leise und muss dabei grinsen. Er ebenfalls und da es uns beiden irgendwie zu blöd wird, küssen wir uns lieber. Wie gut, dass hier gerade niemand im Schulflur ist, das hätte peinlich werden können. Normalerweise küssen wir uns auch nicht in der Öffentlichkeit, geht immerhin niemanden etwas an und zur Schau stellen wollen wir uns auch nicht. Das kommt doch sowieso echt billig rüber. Außerdem macht es mehr Spaß, wenn man das Gefühl hat, jederzeit erwischt werden zu können. Ich grinse gegen Pete's weiche Lippen und spüre seine Finger in meinen Haaren. Das muss ich diesem kleinen Nerd lassen, küssen kann er! Und er kann einem ständig an die Wäsche gehen, weil er seine Finger einfach nicht bei sich behalten kann. Pete's Finger gleiten von meinen Haaren, herunter zu meinem Hals und über meinen Oberkörper. Ich kann gar nicht so schnell reagieren, da hat er sie mir auch schon unter meinen Pullover geschoben und heizt mir noch mehr ein. Mir ist doch schon warm! Wir küssen uns gieriger und irgendwie scheint gerade bei uns beiden eine Sicherung durchgeknallt zu sein. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur an der Hitze? Jedenfalls lernt mein Pullovers flugs den Fußboden kennen und Pete's Finger scheinen meine Haut gar nicht mehr loslassen zu wollen. Das wird mir nämlich bewusst, als eine seiner Hände in meiner Hose verschwindet, auf meinem Hintern landet und fest zupackt. Ich verspanne mich augenblicklich und nehme Abstand von Pete. Entgeistert sieht er mich an. Ich tue es wahrscheinlich nicht weniger. „Sorry...“ Mehr bringe ich einfach nicht heraus. Ich bücke mich und hebe meinen Pullover auf, ziehe ihn mir über und bleibe betreten vor Pete stehen. Ich habe nichts dagegen, wenn er mich anfasst, schon gar nicht in bestimmten anderen Regionen, aber er will dann immer gleich mehr und noch mehr und ich bin einfach nicht so weit, als dass ich ihn machen lassen würde. Pete sieht mich gekränkt an. „Ich habe doch nichts gemacht!“, erwidert er pampig. Ja, er hat nichts getan, ihn trifft auch keine Schuld. Wie gerne würde ich es ihm sagen, aber ob er es auch verstehen würde? Ich habe eine halbe Ewigkeit gebraucht um mich damit abzufinden, dass ich jetzt mit einem Jungen zusammen bin. Sofort mit ihm Sex zu haben, wäre einfach zu viel für mich. Nicht, wenn ich auch noch andere Probleme mit mir herumschleppe. „Du willst mich immer nur küssen, aber auf Dauer ist mir das echt zu blöd!“, meint Pete und sieht mich an, als wäre ich an allem Schuld. Bin ich ja auch irgendwie. Ich knabbere an meiner Unterlippe und weiche seinem Blick aus. „Jetzt reg' dich doch nicht gleich so auf...“, brumme ich. „Ich rege mich nicht auf. Würde ich mich aufregen, würde ich dir jetzt eine Szene machen, tue ich aber nicht!“, erwidert Pete trotzig. Ich seufze und fahre mir mit den Händen durch die Haare. „Ich kann das einfach noch nicht!“ Damit lasse ich ihn stehen und gehe die Treppenstufen herunter. Tja, sehr weit komme ich allerdings nicht, denn Pete folgt mir einfach. „Was soll das heißen?“, fragt er mich, holt auf, läuft neben mir her und sieht mich skeptisch von der Seite an. Ich verziehe meinen Mund zu einer Grimasse und wage es nicht ihn anzusehen. Wieso müssen die Leute nur immer so viele Fragen stellen? „Wieso sollte ich es dir sagen? Du wolltest mir ja vorhin auch nicht erzählen, was mit dir los ist!“ Ja, ich kann manchmal auch ein Stinkstiefel sein. Soll er doch meckern. Wenn Pete mir nichts sagt, tue ich es auch nicht. Basta! Pete greift nach meinem Arm und hält mich abrupt zurück, so dass ich beinahe die letzte Stufe heruntergerutscht wäre. Mühsam versuche ich mein Gleichgewicht auf der Treppe zu halten und sehe ihn dann anklagend an. Pete rückt seine Brille zurecht und hält mich noch immer fest. Es tut weh! „Du kannst dir das echt nicht selber denken?“, fragt er mich kopfschüttelnd. Ich verstehe nur Bahnhof. Was will er damit ausdrücken? Was soll ich mir denn denken, wenn er kein Wort darüber verliert? Ich schüttele den Kopf, einfach weil ich wirklich keine Ahnung habe, was in ihm vor geht. „Ich...also...ich war einfach eifersüchtig, verstehst du?“ Jetzt bin ich noch verwirrter. „Worauf?“, frage ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. „Na, dass du jetzt mehr Zeit mit irgendeinem dahergelaufenem Kerl verbringst und ich zurzeit einfach kaum noch mit dir zusammen bin. Ich habe das Schulprojekt und du...du kriegst jetzt Nachhilfe von diesem Jörg. Ich wollte dir Nachhilfe geben, weil...damit wir...“ Pete sieht mich hilflos und schulterzuckend an. „Vermisst du mich etwa so sehr?“, frage ich ihn breit grinsend und komme ihm ein wenig näher. „Wo denkst du hin?“, brummt er. „Bist du eifersüchtig?“, frage ich ihn lachend. „Du willst mehr Zeit mit mir verbringen!“ Pete verschränkt seine Arme vor der Brust, läuft an mir vorbei und rennt schon beinahe die Stufen herunter. „Träum' weiter!“ „Pete! Bleib stehen! Warte doch mal!“, rufe ich ihm lachend hinterher und verfolge ihn. „Du willst es ja nur nicht zugeben!“ Inzwischen haben wir das Gebäude verlassen und nun renne ich hinter Pete her, um ihn auf dem Schulhof noch zu erwischen. Vor dem Brunnen hält Pete an, dreht mir den Rücken zu und wartet, bis ich bei ihm angekommen bin. „Sind wir eigentlich zusammen?“, fragt Pete mich und sieht mich nun doch noch an. „Was meinst du damit?“ „Na ja, ich weiß nicht. Manchmal kommt es mir so vor, als wären wir nur Freunde, die sich hin und wieder küssen und befummeln, aber mehr auch nicht...“, erklärt Pete. Ich muss schlucken und zucke mit den Schultern. „Was willst du denn noch?“, frage ich ihn ahnungslos. „Sollen wir eine Beziehung führen, wie es Jungen und Mädchen tun?“ Woher soll ich wissen, wie man mit einem Jungen zusammen ist? Ich bin doch das erste Mal mit einem zusammen. Pete zuckt nun ebenfalls mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“ Eine Zeitlang stehen wir uns beide ratlos gegenüber. Sollte ich es eigentlich nicht wissen? Ich war doch schon mit Mädchen zusammen. Ich kann mich nur irgendwie nicht richtig daran erinnern. Gut, an den Sex erinnere ich mich noch sehr gut, aber das andere? Hatten wir Dates? Keine Ahnung, wir sind durch die Stadt gelaufen, die Mädchen sind fleißig shoppen gegangen, ich bin mir dabei immer nur vorgekommen wie ein Packesel und durfte mir all ihre langweiligen Geschichten anhören. Aber Pete ist anders. Er lernt fleißig für die Schule, ist engagiert, liest gerne und schreibt auch manchmal Geschichten. Er spricht nicht sehr viel, aber trotzdem fühle ich mich in seiner Gegenwart wohl. Er verlangt auch nichts von mir. Es ist schön mit ihm zusammen zu sein. Was könnte man denn dann noch mehr wollen? „Pete...“ Ich habe keine Ahnung, was ich ihm vorschlagen soll. Ein Date? Soll ich den Nachhilfeunterricht abblasen? Ich habe keinen blassen Schimmer. Pete schüttelt den Kopf und lächelt. „Vergiss es, ist nicht weiter wichtig.“ Doch ist es, aber er versucht die Situation nicht schlimmer zu machen, damit ich ihn nicht wieder als mädchenhaft bezeichne. Welcher Junge will schon als Mädchen bezeichnet werden? Noch immer stehen wir uns einander gegenüber und wissen nichts so recht mit uns anzufangen. Allerdings wird es jetzt doch ein klein wenig unangenehm. „Kommst du mit zu mir?“, frage ich Pete also, um das blöde Schweigen nicht länger ertragen zu müssen. Pete nickt und dreht sich um. Wir gehen zusammen zur Bushaltestelle und warten auf den nächsten Bus, da wir den letzten leider um einige Minuten verpasst haben. Ich muss lächeln. Vor beinahe einem Jahr habe ich hier zwei Jungs gesehen, wie sie ganz Nahe zusammen gestanden haben und heute ist es dasselbe. Nur, dass wir uns nicht vor allen Leuten einfach küssen. Pete sieht mich mit leicht schräg gelegtem Kopf an. Nee, das behalte ich für mich. Ich grinse also nur und greife nach seiner Hand. Wir verschränken unsere Finger miteinander und als der Bus endlich erscheint, steigen wir ein und setzen uns ganz nach hinten. Pete's Kopf landet auf meiner Schulter. Er sitzt am Fensterplatz und sieht nach draußen. „Ich glaube, ich habe gerade ein Déjà-Vu...“, murmelt er. „So?“, frage ich ihn überrascht. Er nickt langsam. „Nur, dass ich das letzte Mal da draußen stand!“, meint er und zeigt aus dem Fenster. „Und du hier gesessen hast. Du hast mich so komisch angesehen.“ „Komisch?“, frage ich ihn verwirrt. Seit wann gucke ich denn komisch? Ich gucke komisch? Ich kann gar nicht komisch gucken! Das ist doch mein Gesicht, so sehe ich eben aus! „Ja, damals hatte ich das Gefühl, als würde dein Blick mich fragen, wieso ich noch da draußen stehe und nicht bei dir im Bus bin.“ Pete lacht leise und dreht seinen Kopf zu mir herum. „Dein Ernst?“ Pete schüttelt den Kopf. „Nein, kam mir nur gerade so in den Sinn.“ Ich schnaufe und sehe geradeaus. „Ich habe mich verfolgt gefühlt. Ich dachte, du wärst hinter mir in den Bus eingestiegen, bist du aber nicht. Du warst da draußen, aber dein Blick... Es ist halt so, als würdest du direkt in mich hineinsehen. Als wüsstest du immer was mit mir los ist. Das war mir damals irgendwie unheimlich!“, erzähle ich ihm. Pete kichert und wuschelt mir leicht durch die Haare. „Weißt du, wie lange ich wieder vor dem Spiegel hänge, bis die Haare richtig sitzen?“, brumme ich und versuche alles wieder in Form zu kriegen. Pete küsst mich auf die Wange und hilft mir. „Typisch Mädchen!“ Ich blase empört die Wangen auf und Pete kann es nicht lassen und drückt mit den Fingern in mein Gesicht, so dass ich die Luft auspuste. Wir lachen und irgendwie bin ich ganz froh, dass die Stimmung nicht mehr so ernst ist. „Pete?“, frage ich ihn. „Sind wir jetzt zusammen?“ Pete sieht mich schmunzelnd an. „Ich denke schon. Irgendwie. Was meinst du?“ Ich nicke. Irgendwie. Irgendwie klingt okay, das klingt nach mehr. Mehr ist immer gut. Einen Augenblick lang sehen wir uns in die Augen und ich habe das Gefühl, als würde Pete's Blick mir etwas sagen wollen. Ich weiß nur nicht was. „Pete?“, frage ich ihn erneut und sehe ihm noch immer in die Augen. „Was ist?“, fragt er leise. „Wir sind gerade an meiner Haltestelle vorbeigefahren...“, flüstere ich ihm zu. Pete sieht mich entgeistert an. Er sieht nach draußen, orientiert sich kurz an der Umgebung und richtet sich plötzlich auf. „Stopp! Anhalten!“, brüllt er quer durch den Bus, packt meine Hand und zerrt mich hinter sich her zum Ausgang. Der Bus hält abrupt an und kopfschüttelnd öffnet der Fahrer uns die Tür. Dankend laufen wir raus, rennen den Gehweg ein paar Meter entlang, bis wir langsamer werden und nebeneinander hergehen. „Du überraschst mich immer wieder, Schätzchen!“, gebe ich tuntenhaft von mir, wedele mit der Hand, als würde ich eine Biene verscheuchen wollen und lache. Pete grinst ebenfalls und greift nach meiner Hand. Er zieht mich näher an sich heran und als uns nur noch wenige Zentimeter voneinander trennen, überbrückt er sie und küsst mich kurz. „Was? Mehr nicht?“, frage ich ihn will Pete erneut küssen. „Nicht hier...“, meint er kichernd und als ich seinem Blick folge, sehe ich eine ältere Dame, die neugierig aus dem Fenster ihres Hauses zu uns blickt. Ich verkneife mir ein Lachen und zerre Pete hinter mir her. Vielleicht sollten wir uns doch öfter mal in der Öffentlichkeit küssen? Macht mir aber trotzdem mehr Spaß mit ein wenig Risiko. „Was ist mit dem Kuss?“, fragt Pete mich. Ich drehe mich kurz zu ihm um und zeige zu meinem Haus, dem wir uns mit jedem Meter nähern. „Fortsetzung folgt in meinem Zimmer...“ Kapitel 3: … eine tolle Krankheit --------------------------------- Ich sterbe... Mir geht es nicht gut, alles tut weh, meine Nase läuft mir davon, meine Stirn glüht und mir ist total kalt und das im Sommer! Sommergrippe, welcher Idiot kommt denn auf so eine blöde Idee? Im Sommer sollte man nicht krank sein und doch hat es mich erwischt. Womit habe ich das nur verdient?! Das ist so was von unfair! Wo ich gestern noch mit Pete zusammen war, lief doch alles prima und jetzt bin ich hier am dahin vegetieren und bemitleide mich selbst. Ob Pete mich gesund pflegt? So wie in Manga und Büchern, wo ein flottes Bienchen dem kranken Wurm ein paar heiße Stunden beschert? Ich muss zugeben, dass es schon ein bisschen erotisch wäre, wenn Pete sich nackt neben mich legen würde und mich ein wenig verwöhnt, aber das ist Wunschdenken. So etwas macht er nicht, glaube ich zumindest. Das Gespräch von gestern geht mir auch immer wieder durch den Kopf. Pete ist unzufrieden mit uns beiden, aber was soll ich machen, damit er sich wohl fühlt? Ich gehe doch schon auf ihn ein. Was erwartet er denn noch von mir? Ich kann verstehen, dass er mehr Zeit mit mir verbringen will, aber da muss doch mehr an der Sache dran sein. Liegt es wirklich daran, dass ich noch keinen Sex mit ihm haben will? Hey, immerhin muss ich herhalten und das finde ich mehr als ungerecht! Ich will nicht die Frau sein! Es klingelt an der Tür und sofort setzen sich meine grauen Gehirnzellen in Bewegung. Wer kann das jetzt sein? Um diese Uhrzeit? Der Postbote, Sarah, Pete? Haben sie die Schule geschwänzt? Zu Tränen gerührt setze ich mich im Bett auf und augenblicklich wird mir schwindlig. Das war dann wohl doch keine so gute Idee. Soll ich einfach liegen bleiben? Ich meine, wenn es wichtig ist, kommt er oder sie schon noch wieder. Ich schüttele den Kopf und sofort setzt der Schwindel wieder ein. Stöhnend halte ich meine Hand an die heiße Stirn und streiche mir die Haare aus dem Gesicht, die mehr als unangenehm daran kleben. Es klingelt erneut. Fröstelnd ziehe ich die Bettdecke um mich herum fester und stehe langsam auf. Als mir schwarz vor Augen wird, atme ich tief durch und halte inne. Scheint wohl doch etwas ernster zu sein, als ich angenommen habe. Energisch stehe ich auf und gehe durch mein Zimmer. Eine ziemlich wackelige Angelegenheit. Ein drittes Mal klingelt es. „Ja, ich komme doch schon! Bin auf dem Weg!“, meckere ich ungehalten und bleibe bei der Treppe stehen. Vielleicht sollte ich die runter robben? Ich greife nach dem Treppengeländer und halte mich eisern fest, gehe eine Stufe nach der anderen langsam herunter und atme erleichtert auf als ich auch die letzte Stufe gemeistert habe. „Level 2!“, murmele ich und sehe zur Tür. Ich greife nach dem Türknauf und öffne. „Morgen! Ich habe im Lehrerzimmer gehört, dass du krank bist!“ „Woher weißt du wo ich wohne?“, frage ich Jörg verwirrt. Jörg zuckt die Schultern und grinst mich breit an. Er hält eine Plastiktüte hoch und wedelt damit leicht herum. Mein Blick folgt der Tüte und wieder wird mir schwindlig. Ich sinke zu Boden und halte mich an der Tür fest. „Hoppla!“, stellt Jörg überrascht fest und geht vor mir in die Hocke. „Alles okay? Ist dir schlecht?“ Ich schüttele den Kopf, nur leicht angedeutet und sehe zu ihm auf. „So krank war ich schon lange nicht mehr...“, bringe ich mühsam hervor und wünsche mich einfach nur noch zurück in mein Bett. „Sind deine Eltern da?“, fragt Jörg mich und sieht an mir vorbei ins Innere der Wohnung. „Nein, sie wissen nicht mal das ich heute Zuhause geblieben bin. Es würde sie auch nicht interessieren.“ Jörg seufzt und kriecht näher an mich heran. „Gut, dann geht’s erst mal zurück ins Bett mit dir.“ Er greift mir unter die Arme und zieht mich hoch. Mühsam stehe ich auf und halte mich an ihm fest. Geknickt stelle ich fest, dass der Kerl vor mir wärmer ist als meine Bettdecke. „Vielleicht sollte ich mich auf die Heizung legen?“, witzele ich und grinse Jörg an. Der lächelt und zieht mich noch näher an sich heran, ehe er mich mit sich zieht und die Haustür mit dem Fuß zu tritt. „Wo lang?“, fragt er. Ich zeige mit der Hand die Treppe hinauf und gemeinsam erklimmen wir langsam die Stufen. Müde lasse ich mich in mein Zimmer manövrieren und von Jörg ins Bett legen. Er deckt mich zu und sofort verstecke ich mich unter der Bettdecke. „Ich habe ein paar Medikamente mitgebracht. Moment, ich hole kurz die Tüte hoch!“, erklärt er und verschwindet aus meinem Zimmer. Schlotternd liege ich in meinem Bett und schlinge die Arme um meinen Oberkörper. Ich höre Schritte und wie Jörg wieder in mein Zimmer kommt. Er setzt sich zu mir aufs Bett und ich spüre wie seine Hand unter die Decke gleitet und meine Stirn befühlt. Es ist angenehm warm. Kurz darauf steckt er mir einfach ein Fieberthermometer in den Mund und ich höre etwas knistern. Holt er Tabletten aus einer Packung oder was macht der Kerl da hinter mir? Ich drehe mich auf die Seite, schaue zu ihm und sehe, dass ich nicht falsch gelegen habe. Jörg nimmt mir das Thermometer aus dem Mund und hält mir eine Tablette sowie eine Flasche Wasser vor die Nase. „Damit du wieder fit wirst!“, meint er lächelnd und widerwillig schlucke ich die Tablette mit dem Wasser herunter. Ich lege mich ächzend zurück ins Kissen und schließe die Augen. „Wieso kümmerst du dich eigentlich um mich? Ich meine, du kennst mich gerade mal einen Tag lang oder so...“ Ich sehe zu Jörg auf, der nur die Schultern zuckt und lächelt. „Ich mag dich, außerdem hätte ich dir heute Nachhilfe geben sollen.“ Sehr plausibel klingt das alles irgendwie nicht. Ich seufze und sehe ihn an. Ich werde nicht schlau aus diesem Jungen, der immerzu nur lächelt. Wie soll man hinter so eine Fassade gelangen? „Willst du mein Freund sein?“, frage ich ihn frei heraus. „Wir verstehen uns prima und ehrlich gesagt habe ich nicht allzu viele Freunde...“, gestehe ich ihm notgedrungen. Jörg strahlt mich förmlich an. „Klar! Ja, auf jeden Fall! Gerne!“ Ich lächele leicht und lasse es zu, dass er mir die Haare aus dem Gesicht streicht, als seine Hand aber plötzlich tiefer wandert und über meinen Hals gleitet, zucke ich kurz zusammen. „Du bist ganz verschwitzt, ist besser, wenn du dir frische Klamotten anziehst. Soll ich dich waschen?“, fragt Jörg und zieht mir einfach die Decke weg, nicht dass die sonderlich brauchbar wäre im Moment. Das blöde Teil wärmt kein Stück! Ich sehe stirnrunzelnd zu, wie Jörg mein Hemd aufknöpft und halte seinem Blick stand. „Wer trägt denn heutzutage noch Pyjama? Schläfst du nicht in Boxershorts? Es ist doch Sommer!“, meint Jörg und schüttelt den Kopf. Na, hör mal! Ich kann doch wohl tragen was ich will! Das hat mir keiner vorzuschreiben, was ich anziehen soll oder was mir steht! Außerdem würde ich lediglich in Boxershorts elendig erfrieren! „Ich mag es halt so...“, murre ich und sehe auf seine Hände. Wieso wirkt es nur so frivol, wenn er einen Knopf nach dem anderen öffnet? Jörg zieht mir das Hemd über die Schultern und schwerfällig hebe ich meinen Oberkörper an, damit er es mir leichter ausziehen kann. Jörg beugt sich über mich und streift mir das Hemd langsam über die Schultern. Oder kommt es mir nur so langsam vor? „Mir ist kalt...“, stelle ich fröstelnd fest und schlinge erneut die Arme um meinen Körper. Jörg lächelt und streicht mir kurz mit der Hand über die Stirn. „Gleich wird’s besser.“ Er greift nach meiner Hose und zieht am Gummiband. Was wird das hier eigentlich? Ich meine, der einzige Junge, der mich bisher ausziehen durfte ist Pete! Willenlos sehe ich zu, wie Jörg mir die Hose über die Beine zieht und ich so nur noch in engen Boxershorts vor ihm liege. Sein Blick verharrt kurz zwischen meinen Beinen und so langsam bin mir nicht mehr so sicher, ob es eine kluge Idee gewesen ist, ihn hereinzulassen. „Jörg, mir ist kalt!“, meckere ich ungehalten. Er sieht zu mir und nickt grinsend, nicht ohne mit seiner Hand meinen Oberschenkel zu streifen. Das ist doch volle Absicht! Der Kerl kämpft mit unfairen Mitteln! Der ist auch nicht besser als Pete! Alle wollen sie mir meine Jungfräulichkeit stehlen! Na ja, zumindest das was noch davon vorhanden ist. Sex mit Mädchen habe ich immerhin schon gehabt. „Wo sind deine Klamotten?“, fragt Jörg mich und sieht sich im Zimmer um. „Im Schrank.“ Wo sonst? Jörg durchwühlt meinen Kleiderschrank und frierend muss ich ausharren, bis er endlich wieder mit Klamotten beladen zu mir kommt. „Die solltest du auch ausziehen. Ich meine, wenn du schon am Schwitzen bist, sollte ich dich ein wenig waschen, dann geht es dir gleich besser.“, meint Jörg und greift nach meiner Boxershorts. Ist der Kerl noch ganz bei Trost?! „Spinnst du?!“, keife ich ihn an und greife nun selber nach meiner Boxershorts. Ich bin nicht scharf darauf ihm meine intimsten Stellen zu zeigen. „Was stellst du dich so an? Wir sind beide Kerle! Zier dich nicht so! Du bist wie ein Mädchen!“, meint Jörg ungehalten. Okay. Das hat gesessen! Finster sehe ich ihn an. Pete darf das ja noch zu mir sagen, aber dieser Kerl... Und da fliegt sie dahin, meine Boxershorts. Einen Moment passt man mal nicht auf und schon liegt man geschwächt und entblößt vor einem wildfremden Jungen voller Hormone und Spermien und fühlt sich mehr als nur ausgeliefert. Entsetzt sehe ich wie Jörg mir ungeniert auf den Penis starrt. „Wa-was glotzt du so?!“ Ich ziehe die Beine an und greife blindlings nach der Bettdecke. Würde ich mich nicht so schwach fühlen, würde ich dem Kerl jetzt eine reinhauen und ihn aus meinem Haus werfen! „Netter Anblick!“, meint Jörg und schiebt meine Beine auseinander. „Du Arsch!“, brülle ich so laut ich kann. Jörg grinst nur und beugt sich vor. „Soll ich dir einen blasen?“, fragt er mich und leckt sich anzüglich über die Lippen. Wow! So etwas hat Pete mich nie gefragt. Der schreitet immer gleich zur Tat. Ich schlucke und lächele ihn grimmig an, mit Schwung ziehe ich die Bettdecke über mich. Puh, gerettet! Jörg zieht einen Schmollmund und als ich seine Hand unter der Decke spüre, wird mir komisch zumute. Wie kann der Kerl mich einfach anfassen? Wieso fühlt es sich überhaupt so gut an? Ich stöhne unwillkürlich und presse sofort meine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Soweit kommt's noch! Ich bin krank und der Kerl vergeht sich an mir! Jörg hebt die Decke an und krabbelt darunter, legt sich auf mich und sieht mich an. „Du gefällst mir und ich will dich. Ich habe immer bekommen, was ich will und das wird auch bei dir nicht anders sein.“ Mir läuft es eiskalt über den Rücken. „Ich habe schon einen Freund!“ „Die Brillenschlange? Ach komm! Der bringt's doch nun wirklich nicht!“, meint Jörg und greift mir zwischen die Beine. Ich schnappe empört nach Luft, drücke mit meinen Händen gegen Jörg's Brustkorb und versuche ihn wegzuschieben. „Ich bin echt gut!“, flüstert er mir mit seinem heißem Atem in die Ohren und empfindlich wie ich bin, zucke ich zusammen, spüre die Gänsehaut am Hals und keuche leise. Es klingelt plötzlich, so dass wir beide zusammen fahren. Jörg scheint einen Moment zu überlegen, ob er es einfach ignorieren soll. Er scheint sich lieber an mir austoben zu wollen. „Ich komme ein anderes Mal darauf zurück.“ Entgeistert sehe ich ihn an. „Träum weiter!“, murre ich und atme erleichtert auf, als Jörg sich aufsetzt und vom Bett steigt. Mit den Händen fahre ich mir durch das Gesicht und kann noch immer nicht fassen, was hier gerade passiert ist. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich habe mich kaum gewehrt und irgendwie... Scheiße, es hat mir gefallen wie er mich angefasst hat! Ich sehe zur Seite, höre unten mehrere Stimmen und versuche mir hastig die Boxershorts wieder anzuziehen. Mehrere Leute trampeln die Treppe hoch und mehr als erleichtert sehe ich Sarah und Pete ins Zimmer kommen. „Hey! Wir wollten mal nach dem kranken Kücken sehen!“, begrüßt mich Pete und gerade jetzt könnte ich ihm glatt um den Hals fallen, was ich auch demonstrativ tue und Jörg, über Pete's Schulter hinweg, warnend ansehe. „Was? So schlimm?“, fragt Pete belustigt, aber ich kann heraushören, dass er sich über die Umarmung freut. Wenn der wüsste, wie froh ich gerade bin! Ich halte mich an ihm fest und habe nicht vor ihn so schnell wieder loszulassen. Sarah macht sich neben mir auf dem Bett breit und öffnet ihren Rucksack. Für einen Krankenbesuch hat sie mal wieder die wichtigsten Dinge dabei. Magazine, Chips und Cappuccino. „Damit du uns nicht vor die Hunde gehst!“, meint sie und füttert mich mit Chips. Pete küsst mich sanft auf den Hals und befühlt meine Stirn. „Du glühst!“, stellt er fest und drückt mich zurück ins Bett. Er hebt die Decke an und betrachtet mich. „Deine Boxershorts ist falsch herum.“ Mir entgleisen die Gesichtszüge. „Da-das ist nur, weil...!“ Pete sieht mich herausfordernd an. Was soll ich denn sagen? Das ich eben beinahe verführt worden bin? Das neben ihm sein Rivale steht? Das Jörg mich begrapscht hat und es mir gefallen hat? Ich halte also lieber meinen Mund und erwidere Pete's Blick. Der mustert mich prüfend und steht auf. „Du bist ganz verschwitzt, ich hole mal ein paar Tücher und Wasser.“ Ich nicke und sehe zu, wie er aus dem Zimmer verschwindet und Jörg sich lächelnd aufs Bett setzt. Der Kerl würde ihm bestimmt alles erzählen! Jetzt hat er mich auch noch in der Hand und er weiß es! Pete kommt zurück und setzt sich wieder neben mich. Er setzt einen Eimer mit Wasser ab und irgendwie ist es mir schon ein wenig unangenehm, dass mir jetzt alle zusehen können. Pete taucht einen Lappen ins Wasser, wringt ihn aus und beginnt damit, mich abzureiben. Ich würde diese Prozedur glatt genießen, würden nicht vier Augen zu viel zusehen. „Ich habe ihm frische Kleidung heraus gelegt!“, meint Jörg und Pete sieht zu ihm, schaut wieder zu mir und zieht eine Augenbraue nach oben. „E-es ist nicht...“, stottere ich hastig und hebe abwehrend meine Hände. Pete seufzt und greift nach den Klamotten, doch im selben Moment tut Jörg es ihm gleich und einen Augenblick lang starren die beiden sich an. Sie beginnen im gleichen Moment zu ziehen und irritiert sehe ich von einem zum anderen. „Was soll das? Lass los?!“, murrt Pete, doch den Gefallen tut Jörg ihm nicht. „Keine Sorge, ich werde ihm schon beim Anziehen helfen!“, meint Jörg und wirft mir einen wissenden Seitenblick zu. Oha, hat der Kerl vor, doch zu plaudern oder was soll dieser Blick bedeuten? Beide Jungs zerren unnachgiebig an den Klamotten, die das wohl nicht mehr allzu lange mitmachen werden. Wenn ich nicht dazwischen gehe, gibt’s gleich Mord und Totschlag! „Das übernehme dann wohl ich!“, mischt sich plötzlich Sarah ein und sieht die Jungs mit einem Blick an, der keinen Widerspruch duldet. Sofort lassen sie den Stoff los und sehen ziemlich angepisst aus. Wer kann es ihnen auch verübeln? „Los, raus hier!“, meint Sarah und scheucht Pete und Jörg aus dem Zimmer. Oha, ich ahne schon, was auf mich zukommt. Sarah schließt die Tür und sieht mich auffordernd an. „Habt ihr was gemacht?“, fragt sie mich ohne lange zu überlegen. „Was meinst du?“, frage ich sie scheinheilig. „Jörg und du? Habt ihr was miteinander?“ Heftig schüttele ich den Kopf. „Ich bin doch mit Pete zusammen!“, erwidere ich. „Hm...“ „Was ist?“, frage ich nun meinerseits. „Hätte ja sein können...“, meint sie vage. „Was hätte sein können? Glaubst du, ich lasse mich auf Jörg ein?“ Sarah schüttelt den Kopf. „Man merkt aber, dass beide was von dir wollen und zweigleisig zu fahren, könnte ins Auge gehen.“ Heftig schüttele ich den Kopf, muss aber im nächsten Moment inne halten, weil mir schwarz vor Augen wird. „Er hat damit angefangen! Ich wollte es ja gar nicht!“, versuche ich zu erklären. „Dann pass' besser auf.“ Sarah greift nach meiner Hose und hilft mir beim Anziehen. „Kannst du sie wegschicken? Ich will einfach nur schlafen.“ Bittend sehe ich Sarah an, die daraufhin nickt und das Zimmer verlässt. Ich sehe auf, als die Tür sich kurz darauf wieder öffnet. Pete steckt seinen Kopf herein. Mir wird bei seinem Anblick ein wenig mulmig zumute. Er kommt zu mir und setzt sich auf das Bett. „Gute Besserung.“ Ich lächele leicht und greife nach seinem Handgelenk. „Kriege ich keinen Abschiedskuss?“ Pete grinst und beugt sich vor. „Wehe, du steckst mich an!“, flüstert er und überbrückt die letzten Zentimeter, küsst mich sanft und wuschelt mir kurz durch die Haare. „Vergiss nicht viel zu trinken und etwas zu essen. Bis morgen!“ Ich nicke und sehe ihm hinterher. Wäre schön, wenn er bleiben würde, aber das sind mir momentan einfach zu viele Leute im Haus und im Augenblick ist es mir lieber, wenn nur Sarah hier bei mir bleibt. Die kommt nach ein paar sehr langen Minuten wieder ins Zimmer und stellt drei Tassen auf den Beistelltisch. „Wieso drei Tassen?“, frage ich sie und hebe den Kopf an. „Cappuccino und eine Tomatensuppe im Schnellverfahren.“ Sie sieht mich zufrieden an und wirft einen kurzen Blick auf die Tüte, die Jörg mitgebracht hat. Sarah setzt sich damit zu mir aufs Bett und wühlt interessiert darin herum. „Was will er denn damit?“, fragt sie nach einigen Sekunden und hält zwei Kondome vor meine Nase. Ich schlucke überrascht. „Äh, na ja, was man wohl so damit macht oder nicht...?“ Sarah runzelt die Stirn. „Pass bloß auf! Der ist mir nicht ganz geheuer!“, murrt sie und steckt die Kondome zurück in die Tüte. Ich greife nach den Chips und schiebe mir ein paar davon in den Mund. Wirklich komisch, dass gerade die ungesunden Sachen mich schneller wieder auf die Beine bringen, als wenn ich jetzt etwas gesundes zu mir nehmen müsste. Ich lächele leicht vor mich hin und sehe dann Sarah einen Moment lang an. „Was ist?“, will sie wissen. „Ich glaube, ich stecke irgendwie in der Klemme!“, gestehe ich ihr. Sarah beugt sich vor und greift in die Chipstüte. „Wem sagst du das. Und? Was hast du vor?“ Ich zucke mit den Schultern und seufze. „Wenn ich das nur wüsste...“ „Jedenfalls hat Peter einen Rivalen und ich denke nicht, dass er dich kampflos aufgeben wird, dafür liebt er dich zu sehr!“ Ich nicke bedächtig. Ich, der eigentlich mit Jungs nichts am Hut hat, stehe plötzlich zwischen zwei Jungen, die wie Hähne um eine Henne kämpfen! Wieso nur, bin ich dauernd das Weib? Wäre irgendwie cooler, wenn ich um Pete kämpfen müsste, als er um mich... „Jörg ist aber auch ziemlich starrsinnig. Ich denke, der wird uns noch eine Menge Ärger machen. Er meinte vorhin zu mir, er bekommt immer was er will.“ Sarah legt den Kopf schief und lässt sich dann rücklings aufs Bett fallen, landet mit dem Rücken direkt auf meinen Beinen und gibt einen Laut von sich, der mir sagt, dass das nicht sehr gemütlich zu sein scheint. „Als hätte ich zurzeit nicht schon genug Stress...“, brumme ich und verschränke die Arme hinter dem Kopf. „Meinst du deine Eltern?“, fragt Sarah mich. „Ja, auch die Schule und die beiden Kampfhunde!“ Ich stöhne genervt und schließe einen Moment die Augen. „Am liebsten würde ich mich jetzt bei Josef im Laden verkriechen...“, murmele ich leise. „Josef hat es dir irgendwie angetan oder?“, fragt Sarah und ich höre den amüsierten Unterton in ihrer Stimme heraus. Will sie damit andeuten...? „Falls du meinst, ich stehe auf ihn, dann nein! Er ist mehr wie... wie ein älterer Bruder oder Ratgeber. Bruder und Vater in einem? Ach, ich weiß auch nicht. Ich mag ihn halt sehr gern. Aber mehr auch nicht. Ich bin in seinen Bruder verliebt und das wird sich auch nicht ändern.“ „Hm, wenn du meinst...“, erwidert Sarah. „Wieso? Würde es dir gefallen, wenn mehr zwischen mir und Josef ist?“, frage ich sie grinsend und öffne wieder meine Augen. Sarah lacht. „Nee, bloß nicht! Du und Pete, ihr seid das süßere Paar!“ „Ja, er ist echt süß! Und er kann so geil küssen!“, schwärme ich lachend. Sarah boxt mir in die Seite. „Hey, mach mich nicht eifersüchtig!“ „Keine Sorge, dir würde ich doch nie fremd gehen!“, erwidere ich amüsiert und starre an die Decke. Ich atme tief durch und schließe meine Augen wieder. „Den Sommer habe ich mir irgendwie anders vorgestellt. Ich meine, ich wollte meinen Spaß haben, was unternehmen, stattdessen falle ich vielleicht durch, meine Eltern stehen kurz davor sich zu trennen und wenn ich nicht aufpasse werde ich von einem dahergelaufenem Nachhilfelehrer flachgelegt.“ Leise seufze ich. „Na ja, zumindest wird es kein langweiliger Sommer!“, meint Sarah sarkastisch. Ich sehe sie einen Moment schmunzelnd an, bevor wir beide loslachen. „Langweilig wird es wirklich nicht!“ Kapitel 4: … wenn man an jemand anderen denkt --------------------------------------------- Wegen dir bin ich jetzt erkältet, also komm gefälligst vorbei und übernimm Verantwortung! Peter ♥ Irgendwie irritiert mich das Herz am Ende der SMS... Der Kerl ist ein Sadist! Okay, ich kann es ihm aber auch schlecht verübeln, immerhin habe ich ihn angesteckt, aber muss er deswegen gleich so schlecht drauf sein? Kann er nicht niedlich sein und mich verführen? Das würde mir jetzt wesentlich besser in den Kram passen, als wenn er mich anmotzt. Ich sehe von meinem Handy auf und direkt auf das Haus von Pete. Ein Jahr! Wir kennen uns beinahe ein Jahr und ich bin jetzt das erste Mal bei ihm Zuhause eingeladen, werde seine Eltern kennenlernen, notgedrungen und werde endlich erfahren wie Pete's Zimmer aussieht. Wieso erst jetzt?! Na ja, wahrscheinlich liegt es daran, dass Pete sich immer noch nicht vor seinen Eltern geoutet hat, also bringt es nicht viel, wenn er mich zu sich einlädt, immerhin könnte jederzeit jemand ins Zimmer platzen und uns beim fummeln erwischen, was ja nicht gerade in seinem Sinne wäre. In der Hinsicht sind wir aber wohl beide etwas prüde. Ich habe auch nicht so gerne Zuschauer beim Knutschen. Ehrfürchtig starre ich das Haus vor mir an. Für mich sieht schon so ein schlichtes Einfamilienhaus aus wie eine Villa. Mal ehrlich der einfache blaue Kasten in dem ich lebe, ist zwar auch ein Einfamilienhaus, aber nicht zu vergleichen mit dem, in dem Pete wohnt. Das hier ist ein Designerhaus mit hohen Fenstern. Das ganze Haus besteht beinahe nur aus Fenstern! Heilige Scheiße! Wollte Pete mir so etwas vorenthalten? Wie gemein! Noch dazu gibt es einen kurzgemähten Rasen vor dem Haus, der Obama's Garten wahrscheinlich in nichts nachsteht! Ein wenig neidisch sehe ich mir das Haus an und entdecke die Lampen. Bei Nacht sieht das bestimmt richtig schön aus. Meine Klitsche hingegen ist ein bunter Strich in der Landschaft, die es um nichts in der Welt mit diesem Haus aufnehmen kann. Traurig, aber wahr. Meine Eltern haben das Haus damals von Verwandten geerbt, sonst würde ich wahrscheinlich immer noch in einem Appartement irgendwo in der Stadt innerhalb eines Mehrfamilienhauses leben. Ich atme tief aus und laufe den Gehweg zur Haustür entlang. Davor bleibe ich stehen und schaue auf das Klingelschild. Menno, ich stehe tatsächlich vor dem richtigen Haus! Widerwillig drücke ich auf die Klingel und zu meinem Entsetzen kann ich von drinnen eine Melodie hören. Das verdammte Haus hat Musik! Wäre ich ein Einbrecher, würde ich glatt das ganze Haus klauen! Nach kurzer Zeit wird mir die Tür geöffnet und vor mir steht ein älterer Mann mit einem leichten Grauansatz im dunkelblondem Haar. Er sieht mich freundlich, aber irgendwie auch musternd an. Klar, ich stehe hier ja auch komplett in schwarz mitten im Sommer vor seiner Tür. Der denkt bestimmt, ich hätte mich auf meinem Weg zur nächsten Beerdigung verlaufen. „Ähm, ich bin ein Freund von Peter. Ich habe gehört, dass er krank ist und wollte mal nach ihm sehen.“ Nervös reibe ich meine verschwitzten Hände an der Jeans ab und versuche mich an einem höflichen Lächeln, das mir jedoch nicht so richtig gelingen will. „Es ist schön mal einen Freund von Peter kennenzulernen. Er bringt so selten mal jemanden mit. Komm rein!“, meint der Mann, den ich für Pete's Vater halte. Wer sollte das auch sonst sein? „Die Treppe hoch, nach links, das letzte Zimmer auf der rechten Seite.“ Ich nicke und sehe mir die Wohnung an. Hier sieht alles so edel aus. Irgendwie fühle ich mich hier nicht sehr wohl in meiner einfachen Kleidung. Ich gehe zur Treppe, starre auf die Stufen mit dem weißen Teppich und ziehe mir lieber vorsichtshalber die Schuhe aus, ehe ich noch großartig die Bude putzen darf. Ich lasse die Schuhe am Treppenabsatz stehen und mache mich auf den Weg zu Pete's Zimmer. An den Wänden hängen Landschaftsbilder in Aquarell. Ich bleibe stehen und sehe sie mir genauer an. Auf jedem Bild steht derselbe Name mit Pete's Nachnamen. Isabell. Ein schöner Name. Das muss dann wohl Pete's Mutter sein. Ist sie Malerin? Vor Pete's Zimmer bleibe ich stehen und klopfe an die Tür. Ich könnte auch einfach reinstürmen, es würde mich nicht stören, wenn Pete gerade nackt wäre oder so. Das habe ich bei ihm ja schon öfter gesehen, wenn wir uns gegenseitig befriedigt haben. Das muss an der Atmosphäre des Hauses liegen, ob man nun will oder nicht, man wird automatisch höflich. Gefällt mir ganz und gar nicht! Blödes Haus, lass mich in Ruhe! „Herein!“, ertönt von Innen eine heisere raue Stimme. Ich drücke die Türklinke herunter und öffne die Tür. Zuerst weiß ich gar nicht wo ich als erstes hinsehen soll. Wenn ich unsere Zimmer so miteinander vergleiche bin ich doch ganz froh, dass meines so farbenfroh und chaotisch aussieht. Pete's Zimmer wirkt abweisend, steril und viel zu ordentlich für meinen Geschmack. Nichts scheint am falschen Platz zu liegen. Direkt am Fenster, gegenüber der Tür, steht Pete's Bett. Er sieht zu mir und schaut ziemlich zerknautscht aus. Er trägt nicht mal seine Brille und die hat er doch eigentlich immer auf der Nase. Ohne die olle Brille kenne ich ihn ja gar nicht. So würde ich ihn auf der Straße bestimmt nicht wieder erkennen! „Hey...“ Irgendwie habe ich keinen blassen Schimmer was ich sagen soll. Ich setze mich auf die Bettkante und lasse zu, dass Pete nach meiner Hand greift. Ich drücke sie und noch immer sagen wir nichts. Vielleicht muss es ja auch nicht sein? Ist doch auch ganz schön, wenn man mal nichts sagen muss. Pete lässt meine Hand los und befühlt meine Stirn. Er lächelt. „Wenigstens bist du wieder fit.“ „Ja, aber ich wollte dich nicht anstecken. Wer hätte gedacht, dass das so schnell geht...“ „Du hast mich geküsst. Durch den Speichel geht das wohl schneller.“ Pete zuckt mit den Schultern. Wow! Das klingt so gar nicht romantisch, wenn man das so gesagt bekommt. Mal ehrlich, was ist auch romantisch an einem Kuss? Man tauscht Speichel und Bakterien aus und wenn man andere Leute beim Küssen beobachtet, sieht es immer aus, als würden sie sich gleich gegenseitig auffressen wollen. Hat also eher was von Zombies. „Woran denkst du?“, fragt Pete und wedelt leicht mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. „Über den Sinn des Küssens.“ „Zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“, will Pete grinsend wissen. „Das es eklig ist und verdammt viel Spaß macht!“ Unbekümmert sehe ich ihn an und entlocke Pete ein Lachen, auch wenn es eher nach einem sterbenden Fisch klingt. Machen Fische eigentlich Geräusche? Kann man das hören? Ob Wanda, der Fisch im Brunnen unserer Schule, auch Geräusche macht? Pete schließt die Augen und ich sehe zu, wie sein Brustkorb sich langsam hebt und senkt. Ich kann nicht widerstehen und lege meinen Kopf auf seiner Brust ab. Ich spüre wie Pete's Finger sanft durch meine schwarzen Haare gleiten und mit einigen Haarsträhnen spielen, sie zwirbeln und leicht daran ziehen. Würde es nach mir gehen, würde ich mir jetzt die Klamotten vom Leib reißen und mich einfach mit zu Pete unter die Decke schmuggeln, mich an ihn kuscheln und eine Siesta machen. Ja, das könnte mir gefallen. „Wie war die Schule?“, fragt Pete leise und holt mich aus meinen Gedanken heraus. Er ist krank, da muss er nicht an die blöde Schule denken. Er sollte lieber an mich denken oder an seine Bücher, das wäre mir jetzt wesentlich lieber. „Ganz okay. Deine Bodyguards wollten wissen wo du steckst. Neuerdings fragen sie mich, ob ich weiß, was mit dir ist. Das haben sie vorher nicht gemacht. So langsam scheinen sie sich daran zu gewöhnen, dass wir zusammen sind... Irgendwie.“, erzähle ich. Pete kichert und zupft an meinen Haaren, entlockt mir so ein Brummen und räuspert sich im nächsten Moment. „Wie läuft es mit der Nachhilfe?“, fragt er und ich ich kann das Zögern in seiner Stimme hören. Ich merke, dass er nicht fragen will, dass es ihm unbehaglich ist und dass er sich ja eigentlich keine Sorgen machen will, es aber trotzdem tut, weil er Angst hat, mich zu verlieren und das finde ich echt süß von ihm! „Jörg hatte heute nicht so viel Zeit. Er hat mir ein paar Aufgaben bei den Hausaufgaben erklärt. Joa, mehr war das auch nicht.“ „Ach so...“ Höre ich da einen kleinen Funken Erleichterung aus seiner Stimme heraus? Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Irgendwie ist es süß, wenn Pete eifersüchtig ist, das zeigt immerhin, dass ihm etwas an mir liegt und das er mich an seiner Seite haben möchte. Fragt sich nur, ob ich das auch möchte... Jörg's Berührung hat mich durcheinander gebracht. Dumm, denn es war nur eine Berührung und als Mann kann ich doch nichts dafür, wenn ich da ein wenig in Verzückung gerate, wenn mir jemand etwas weiter unten Freude bereitet. Zum Teil waren es aber auch seine Worte, die mich nicht loslassen. Ich habe immer bekommen, was ich will und das wird auch bei dir nicht anders sein. Hat er das ernst gemeint? Glaubt er, er kann so mit mir umgehen? Ich bin kein Spielzeug, dass er einem anderen Kind mal so eben aus der Hand reißen kann und wenn es nach mir geht, bin ich lieber Pete's Spielzeug, weil er viel besser mit mir umgehen kann als so ein Frevler wie Jörg. Inzwischen kenne ich Pete auch besser und dieser Jörg ist quasi noch ein Fremder, den ich erst seit ein paar Tagen kenne. Was würde es mir also bringen, wenn ich mich auf ihn einlassen würde? „Ich habe gestern wieder etwas geschrieben...“, kommt es nach einer Weile von Pete. Ich hebe träge den Kopf und grinse. Geht er doch noch unter die Schreiberlinge? „Was ist es diesmal?“, frage ich ihn neugierig. „Es geht um einen ziemlich schlauen Kerl, der sich Hals über Kopf in einen total chaotischen Mitschüler verliebt.“ Ich runzele die Stirn. Das kommt mir irgendwie bekannt vor... Wo habe ich das schon mal gehört? „Moment mal! Schreibst du über uns?“, frage ich ihn mit großen Augen. Pete weicht meinem Blick aus. „Darf ich das nicht?“, fragt er ein wenig gereizt und heiser. Gute Frage. Darf er über uns schreiben? „Wenn du mich nicht falsch darstellst und andere Namen benutzt, ist es mir gleich.“ Pete lacht auf, so dass ich ihn erstaunt ansehe. „Wie muss ich dich denn darstellen?“ Ich richte mich auf und denke einen Augenblick nach. „Na, du musst mich so darstellen wie ich bin! Cool, immer in feschen Klamotten, attraktiv und alle Welt liegt mir zu Füßen!“ Pete sieht zu mir auf und streckt mir die Zunge heraus. „So würdest du dich wohl gern sehen! Du bist überhaupt nicht cool, sondern eher verweichlicht. Deine Klamotten haben auch schon bessere Tage gesehen und attraktiv? Mit Sonnenbrille kann jeder gut aussehen, Ewan.“ Pete muss erneut lachen, als er meine Schnute sieht und streicht mir versöhnlich über den Arm. „Ich will nicht, dass dir die ganze Welt zu Füßen liegt. Ich möchte dich für mich haben und dass du nur mich siehst. Reicht es nicht, wenn ich dir zu Füßen liege, zu dir aufsehe und dich bewundere?“ Mir wird ganz warm bei Pete's Worten und ich spüre wie ich rot im Gesicht werde. Wieso bringt er mich immer wieder so schnell mit seinen Worten in Verlegenheit? Ich grinse, erhebe mich vom Bett, nur um ein Bein über Pete's Beine zu schlagen und mich breitbeinig auf ihm hinzusetzen. Ich stütze mich mit meinen Händen seitlich seines Kopfes auf der Matratze ab und beuge mich tiefer, um ihm direkt in die Augen zu sehen. „Kommen die beiden denn am Ende zusammen?“, frage ich Pete leise. Entgegen meiner Erwartung ist Pete ganz und gar nicht von meinem Gebaren beeindruckt. Er liegt ganz ruhig und entspannt unter mir und erwidert meinen Blick. „Ich habe die Geschichte noch nicht fertig geschrieben und da ist so ein blöder Kerl der sich zwischen das Liebespaar stellt. Ich glaube, sie kommen am Ende nicht zusammen, weil er alles kaputt machen wird.“ Mein Grinsen verschwindet und nachdenklich sehe ich Pete an. „Glaubst du das wirklich?“ Pete schluckt und zuckt mit den Schultern. Er weicht meinem Blick aus und richtet seinen Kopf zur Tür. Ich richte mich ein wenig auf, nehme die Hände weg und lasse sie locker auf Pete's Bauch liegen. „Das Letztens...“ Scheiße, wie erklärst du ihm das jetzt, Ewan? „Also, er wollte mir nur beim umziehen helfen, mehr nicht. Als ihr geklingelt habt, habe ich mich schnell wieder angezogen, deswegen war auch die Boxershorts falsch herum.“ Das klingt so dämlich, dass es beinahe schon wieder wahr sein könnte, aber eben nur beinahe, denn eine Kleinigkeit will meinen Mund nicht verlassen. Diese Winzigkeit, dass da noch etwas mehr war. Ich sollte es ihm sagen, aber was wird Pete dann davon und vor allem von mir halten? Ich will ihn nicht enttäuschen, trotzdem komme ich mir ein wenig schäbig vor. Pete wendet sich wieder mir zu und knabbert auf seiner Unterlippe. „Magst du ihn?“, fragt er mich. „Ja, als Freund, aber mehr auch nicht.“ Mehr ist da ja wirklich nicht. Ich mache mir nur ein paar Sorgen um meinen Hintern. Der soll bis zum Ende meines Lebens jungfräulich bleiben! Nicht mal Pete lasse ich da ran! „Manchmal wüsste ich gerne, was in deinem Kopf abläuft...“, meint Pete und sieht mich nachdenklich an. „Glaub mir, das ist alles so verquer, da herrscht das reinste Chaos, das willst du gar nicht wissen!“, erwidere ich lachend. Pete lächelt und hebt seine Hände hoch, die sich langsam meinem Gesicht nähern. „Ja, vielleicht hast du Recht...“ Ich komme ihm ein wenig entgehen, senke meinen Kopf und spüre seine Hände, wie sie sanft über meine Wagen gleiten, ehe sie plötzlich zu zwicken, wie es alte Großmütterchen bei ihren Enkeln immer machen müssen. „Aua!“, meckere ich und blase die Wangen auf, sehe Pete empört an, der lachend seine Arme um mich schlingt und mich auf sich zieht. Ich komme dem gerne nach und lege mich bäuchlings auf meinen kranken Patienten. „Lust auf Doktorspiele?“, flüstere ich ihm lasziv zu und schiebe langsam, sehr langsam, Pete's Shirt hoch. Seine Haut ist noch so herrlich blass, ungeküsst von der Sonne und gewärmt vom Fieber. Das ich gerade nicht besser bin als Jörg es letztens bei mir war, schiebe ich schnell beiseite. Pete ist immerhin mein Freund, den darf ich begrabbeln. Ich senke meinen Kopf und platziere hauchzarte Küsse auf Pete's Bauch, dessen Finger über meinen Nacken fahren und unter meinem Pullover verschwinden. „Zieh den aus...“, meint er und zerrt nun selber ein wenig an dem störendem Stoff. Ich komme der Bitte nur allzu gerne nach und lasse mir von Pete beim Ausziehen helfen. Mein Shirt rutscht ein Stück hoch und wenn ich ehrlich bin, ist mir doch ganz schön warm. Vielleicht sollte ich den Pullover die nächste Zeit doch weglassen? Pete legt den Pullover zur Seite und fährt meine Arme entlang, ehe er sie wieder sinken lässt und gar nichts mehr macht. Verwirrt sehe ich ihn an. „Was ist?“, frage ich ihn. Pete sieht mich schmollend an. „Ich habe keine Lust. Wir gehen nie weiter und ich will endlich richtig mit dir schlafen!“ Unschlüssig richte ich mich wieder auf, bleibe aber auf seinem Schoß sitzen und weiß auch nicht wirklich, was ich sagen soll. Ich hebe die Hand und zeige mit dem Finger zur Tür. „Willst du denn mit mir schlafen und alle können zusehen?“ Die Tür ist immerhin noch sperrangelweit geöffnet! „Ich meinte ja nicht heute, aber irgendwann sollten wir es schon tun oder nicht?“, fragt Pete und sieht mich zweifelnd an. Okay, jetzt komme ich mir noch schäbiger vor. Wie kann ich einem Kranken nur eine Bitte abschlagen? „Ich habe da halt noch so meine Probleme mit...“, bringe ich mühsam hervor. „Womit? Hast du Angst davor mit mir zu schlafen? Oder ist es etwas ganz anderes?“ Ich presse meine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und nun bin ich es, der Pete's Blick ausweicht. „Wenn es dir so zuwider ist, dann kann ich auch... Dann kannst du ihn bei mir reinstecken...“, meint Pete zaghaft, auch wenn er dabei nicht sehr glücklich aussieht. Ich weiß, wie gerne er mich überwältigen würde. „Ich glaube, das ist es nicht...“ Klar, ich stehe nicht so drauf, wenn mir ein Junge mit dem Penis in meinen Gedärmen herumstochert, aber irgendwie hätte ich schon mal wieder Bock auf Sex, allerdings nicht auf die Schmerzen. „Ich habe dich noch nicht richtig überzeugt oder? Also von mir...“ Ich sehe Pete an und muss schlucken. Ja, das auch, aber ich denke nicht, dass es daran liegt. „Du hast Angst, weil es anders sein wird, nicht wahr? Weil man es eigentlich mit einem Mädchen machen sollte. Das hat man dir so eingetrichtert, dein Leben lang. Es wird dir nicht deine Männlichkeit nehmen, Ewan! Du bist und bleibst ein Mann, auch wenn du mit mir schläfst. Das verlierst du dadurch nicht. Du wirst auch nichts falsch machen, weil ich genauso wenig Ahnung habe, wie Männer miteinander schlafen, wie du. Das lernen wir dann einfach zusammen und wenn du Angst vor Krankheiten hast, dann gehe ich vorher zum Arzt und lasse mich durch checken. Ich muss nur wissen, was du denkst, damit ich dir entgegen kommen kann.“ Ich bleibe stumm auf Pete sitzen und sehe wie er mich aufmunternd anlächelt. „Und jetzt willst du am liebsten weglaufen, weil du selber nicht weißt, was dich zurückhält oder?“, fragt er mich ganz ruhig. Er streichelt sanft meinen Handrücken und zuckt mit den Schultern. „Ich halte dich nicht auf, aber du kannst nicht ewig vor allem davon laufen, Ewan.“ Noch immer sitze ich unbeweglich auf ihm. „Du stehst dir selber im Weg!“, meint Pete und pickt mir mit dem Zeigefinger gegen die Brust. „Du blockierst dich, du blockierst irgendetwas da drin.“ „Hör auf das zu sagen... Hör auf zu tun, als würdest du mich kennen!“, brülle ich Pete fassungslos an. Erschrocken sieht er zu mir auf. „Ich hab es so satt! Wieso kannst du es nicht einfach akzeptieren, dass ich es noch nicht will! Was ist so schwer daran? Ich habe zurzeit ganz andere Sorgen und du interessierst dich nur für Sex! Fick dich, du blöde Brillenschlange! Schreib das doch in deine bescheuerte Geschichte!“ Wütend klettere ich vom Bett und hebe meinen Pullover vom Boden auf. Ich gehe zur Tür und bleibe einen Moment stehen. „Du bist auch nicht besser, willst mit mir schlafen und bringst es nicht mal fertig dich vor deiner Familie zu outen!“ Ohne ein weiteres Wort verlasse ich die Wohnung und könnte einfach nur heulen. Wo kommt denn nur dieser Wutausbruch her? Mit gemischten Gefühlen bleibe ich kurz draußen stehen. Wie tief kann man an einem Tag eigentlich noch sinken? Den Frust über meine Eltern lasse ich jetzt an Pete aus. Das hat er einfach nicht verdient! Als ich merke wie meine Lippen zitterten, presse ich sie fest zusammen und gehe heimwärts. Ich bin zu stolz und zu aufgebracht, als dass ich mich jetzt bei Pete entschuldigen könnte. Ich sollte besser noch mal mit ihm reden, wenn ich wieder etwas runtergekommen bin. „Ich glaube nicht, dass Jörg unserer Beziehung schadet, das schaffen wir auch ganz gut alleine...“, murmele ich leise vor mich hin. Pete ist krank und ich war ihm alles andere als eine gute Hilfe. So habe ich mir den Tag ganz sicher nicht vorgestellt. Enttäuscht schlurfe ich die Straße entlang und sehe erst auf als ich jemanden anrempele. „Sorry!“ Verwirrt sehe ich in braune Augen, die mich ebenfalls ein wenig erstaunt mustern. „Was machst du denn hier?“, fragt mich Loana und streicht sich die blonden Locken beiseite, die ihr frech ins Gesicht wehen. „Ich war bei Pete, wo sonst?!“, murre und will an ihr vorbeigehen, aber das lässt sie natürlich nicht zu, hält mich am Arm zurück und sieht mich fragend an. „Hattet ihr Streit? Das ich das noch erlebe! Peter ist doch die Ruhe in Person!“ Ich schüttele den Kopf. „Pete hat nichts falsch gemacht. Nur ich, weil ich immer alles falsch mache. Ich kann es eben nicht besser! Ich bin kein Genie und ich weiß auch gar nicht, was er an mir toll findet und überhaupt...“ Irgendwie kommen die Worte aus mir hervor gesprudelt, enden abrupt und enttäuscht von mir selbst sehe ich Loana an, die mich nur stumm mustert und gar nichts sagt. „Ich gehe nach Hause...“ „Warte! Ich lade dich auf einen Drink ein. Komm mit!“, meint sie und zerrt mich einfach mit sich. Wir gehen zu einem kleinen Café in der Nähe von Pete's Haus, an dem ich auch schon auf dem Hinweg vorbeigelaufen bin. Wir suchen uns einen Fensterplatz und bestellen uns Cappuccino und Cupcakes. „Hängst du mal nicht mit Selena zusammen rum?“, frage ich sie, nur um überhaupt etwas zu sagen und dieser unangenehmen Stille zu entkommen. Loana schüttelt den Kopf. „Wir hängen nicht immer zusammen herum. Sie hat ein Date mit ihrem Freund.“ „Sie hat einen Freund? Interessant...“ Dann sind die beiden ja wirklich nicht lesbisch! Ich habe das Geheimnis entschlüsselt und aus der ganzen Schule bin ich der einzige! Yeah! Bringt mir nur nicht viel. Loana zuckt mit den Schultern und sieht aus dem Fenster, zu einer Frau, der ständig eine Wespe auf dem Eis sitzt und die nur kurz auffliegt, wenn die Frau wie wild mit der Hand wedelt, nur um sich dann wieder über den Süßkram herzumachen. „Willst du nicht irgendetwas sagen?“, frage ich Loana zweifelnd. Sie sieht mich nachdenklich an. „Nein, ich wollte dich nur einladen.“ Was soll das denn heißen? Sie lädt mich ein, stellt aber keine Fragen? Ist sie denn keinen Deut neugierig, auf das was zwischen mir und Pete vorgefallen ist? „Wieso lädst du mich dann ein?“, frage ich sie stirnrunzelnd. „Einfach so. Brauche ich dafür einen Grund? Es gibt vieles was man einfach so ohne Grund macht. Ist doch okay so. Es muss nicht immer einen Grund geben oder?“, erwidert Loana und lächelt der Kellnerin zu, die uns unsere Bestellungen an den Tisch bringt. „Vielleicht... Ich weiß nicht.“ Ich starre auf meinen bunten Cupcake und scheine den Appetit verloren zu haben. „Niemand ist perfekt. Fehler macht man immer mal. So sind wir Menschen eben. Wärst du perfekt, würde Pete sicherlich irgendwann den Haken bei dir suchen. Den Haken, der aufzeigt, was an dir nicht echt ist. Du bist echt, denn du hast Macken und Fehler wie jeder andere auch. Wenn du sie dir eingestehst, umso besser. Sei ehrlich mit Pete, damit kommst du noch am besten voran.“ Ich starre Loana an und schlucke. „Ich glaube, er interessiert sich nicht für meine Probleme.“ „Interessierst du dich denn für seine?“, fragt Loana mich. „Was?“ Sie trinkt einen Schluck von dem heißen Cappuccino und sieht mir tief in die Augen. Es fühlt sich unangenehm an, als würde sie mich mit ihren Augen abtasten, analysieren was ich für ein Mensch bin und mich dann niedermachen, zertrampeln und sagen, dass Pete jemand besseren als mich verdient hätte. „Du weißt wie Pete ist. Er frisst viel in sich hinein und das ist nicht gut. Er spricht auch nicht über seine Sorgen. In der Hinsicht seid ihr euch ähnlich.“ Nachdenklich dreht sie ihre Tasse zwischen ihren Händen. „Zurzeit bist du sein einziger Freund. Du müsstest ihn mal sehen, wenn er über dich spricht, denn dann leuchten seine Augen und er kann gar nicht mehr aufhören von dir zu erzählen. Wenn ihr immer nur das Negative seht, dann kann eure Beziehung auch nicht funktionieren. So etwas geht einfach nicht.“ „Was soll ich denn machen?!“, murre ich. „Wie wäre es, wenn du zu ihm gehst und ihr euch wieder versöhnt? Und bring ihm den da mit.“ Loana zeigt auf meinen Cupcake und lächelt. „Eine kleine Aufmerksamkeit hat noch nie geschadet.“ Ich seufze resigniert. Wieso soll ich dem Löwen einen Cupcake hinhalten, wenn dieser sich nach meinem Fleisch verzehrt? Ich fürchte mich ein wenig vor dem Löwen, der immer so ruhig ist, aber wenn man einmal nicht aufpasst, dann fällt er dich von hinten an und du bist verloren. Game Over. Kapitel 5: … den ersten Schritt zur Versöhnung tun! --------------------------------------------------- Jetzt stehe ich schon wieder vor diesem Haus und mir ist gar nicht wohl dabei, es noch einmal betreten zu müssen. Wahrscheinlich will Pete mich jetzt sowieso nicht mehr sehen. Ich will mich auch nicht mehr sehen... Ich drücke überlebensmüde auf die Klingel und lausche der Melodie. Die Tür wird geöffnet und wie heißt es so schön? Man begegnet sich immer zweimal im Leben und das scheint wohl heute zu sein. Pete's Vater runzelt die Stirn. „Warst du nicht eben noch da? Hast du etwas vergessen?“, fragt er mich. „Ja, so etwas in der Art. Kann ich noch mal zu Pete?“ Mein Gegenüber nickt und lässt mich ins Haus. Ich gehe zur Treppe, streife meine Schuhe wieder vor der ersten Stufe ab und laufe die Treppe hoch, steuere Pete's Zimmer an und öffne ungefragt die Tür. Pete sieht mich überrascht an. „Was kommt jetzt?“, fragt er mich feindselig. Unschlüssig bleibe ich in der Mitte seines Zimmer stehen und zucke mit den Schultern. Ich fand den Gedanken schon nicht so toll, noch mal hierher zu kommen, wie also sollte ich mir in dieser kurzen Zeit noch eine plausible Entschuldigung einfallen lassen? Ich lasse den Blick durchs Zimmer schweifen und knabbere an meiner Unterlippe. „Wenn du mir nichts zu sagen hast, wieso bist du zurückgekommen?“, fragt Pete und seufzt genervt. „Ich habe dir was mitgebracht...“, meine ich und halte die Schachtel mit dem Cupcake hoch. Ganz toll, was ist das denn für ein dämlicher Spruch?! Was besseres fällt dir wohl echt nicht ein oder Ewan?! Pete sieht mich entgeistert an. „Ja und?“ Ich könnte meinen Kopf gegen die Wand schlagen und es würde dadurch trotzdem nicht besser werden. „Ich hätte nicht so austicken sollen. Das hast du echt nicht verdient!“, versuche ich mich zu rechtfertigen. „Schön, dann sind wir uns ja endlich mal einer Meinung!“, murrt Pete und sieht mich immer noch beleidigt an. Verlegen fahre ich mir fahrig mit der Hand über den Nacken. „Ich will schon irgendwie mit dir schlafen, aber meinst du nicht, dass der Zeitpunkt immer ziemlich daneben ist? Ich meine, beim ersten Mal, hätte ich dich beinahe vergewaltigt. Der Schulflur und dein Zimmer mit geöffneter Tür sind auch nicht sonderlich prickelnd...“ „Du würdest auch nicht mit mir schlafen, wenn der Zeitpunkt perfekt wäre! Was ist los mit dir, Ewan?“, meint Pete und setzt sich im Bett auf. Ich hole tief Luft und weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich schlucke nervös. „Ich halt's Zuhause nicht mehr aus.“ Pete sieht mich schweigend an und ich kann es nur allzu deutlich sehen, dass sich die kleinen Rädchen in seinem Gehirn in Windeseile drehen. „Deine Eltern...“ Ich nicke. „Ich will endlich mein eigenes Leben führen. Ich habe es satt, dass sie mir dauernd Fragen stellen, auf die ich keine Antworten habe. Diese Stille im Haus macht mich noch verrückt und ich will auch nicht einen auf Familie machen, wo nichts ist. Wir sind keine Familie mehr. Jeder lebt für sich. Das ist kein Leben. Nicht so wie ich es mir vorstelle...“, erzähle ich ihm und wage es nicht Pete anzusehen, stattdessen starre ich auf den Teppich zu meinen Füßen. „Was willst du machen?“, fragt Pete stirnrunzelnd. Ich zucke mit den Schultern. „Mir eine Arbeit und eine Wohnung suchen.“ „Brichst du die Schule ab?“ Pete sieht mich angespannt an. Ich schüttele den Kopf. „Ich bin nicht gut in der Schule. Den Abschluss schaffe ich vielleicht gerade mal so eben mit ach und Krach...“, gebe ich zu. „Wenn du die Schule abbrichst, kannst du was erleben!“, meint Pete und sieht mich drohend an. Ich lächele und nestele an den Kanten der Schachtel herum. „Mit einem schlechten Zeugnis nimmt mich doch eh keiner...“ Pete schüttelt energisch den Kopf. „Was redest du da? Du hast noch Zeit und kannst dich verbessern. Du hast Jörg, der dir hilft und dann findest du auch eine Ausbildung! Sieh' nicht alles so schwarz, Ewan!“ „Wie auch immer, vielleicht finde ich auch einen Nebenjob und kann neben der Schule arbeiten.“ „Von einem Nebenjob kannst du dir aber keine Wohnung leisten!“, erwidert Pete. „Ich weiß, aber vielleicht bekomme ich irgendwie Unterstützung oder ich suche mir eine WG.“ „Ich wünschte, du könntest bei mir wohnen...“, meint Pete seufzend und sieht auf seine Bettdecke. Ich lächele und gehe zu ihm, setze mich aufs Bett und lege ihm die Schachtel auf den Schoß. „Wäre schon toll, aber deine Eltern wissen ja noch nicht mal, dass du schwul bist. Willst du sie gleich ins Grab befördern?“, necke ich ihn grinsend. „Meine Eltern sind eben altmodisch. Sie wünschen sich ein nettes Mädchen für mich. So wie es aussieht, musst du dir mal Gedanken über eine Geschlechtsumwandlung machen!“, kontert Pete und streckt mir die Zunge raus. „Du würdest aber ein viel süßeres Mädchen abgeben. Du bist doch schon so ein halbes Mädchen!“ „Nimm das zurück!“, meint Pete und sieht mich schmollend an. „Ein echt süßes Mädchen!“, erwidere ich lachend. Pete beugt sich vor und sieht mir tief in die Augen. „Sag noch einmal, dass ich ein Mädchen bin und ich werde kein Wort mehr mit dir reden!“ Ich blase die Wangen auf und nun bin ich es, der schmollt. Dabei trieze ich ihn doch immer so gerne. Ich gebe mich geschlagen. „In Ordnung.“ „Deine Eltern lassen sich also wirklich scheiden?“, fragt Pete und ich nicke. Wir schweigen. Was soll man da auch großartig sagen? Ich kann meine Eltern nicht dazu zwingen zusammen zu bleiben, wenn zwischen ihnen die Luft raus ist. Trotzdem vermisse ich unsere gemeinsame Zeit, als wir noch glücklich waren. Scheinbar kann es nicht für immer so sein, wie man es gerne hätte. Pete streckt seine Hände aus und nimmt meine Hände in seine. Ich sehe zu, wie er leicht mit den Fingern darüber streicht. „Mir geht es nicht nur um den Sex. Okay, schon, aber... Ich möchte dir auch irgendwie Halt geben und dir nahe sein und ich weiß einfach nicht, wie ich es sonst machen soll, wenn wir uns ohnehin schon kaum sehen. Mir fehlt einfach die körperliche Nähe, weil du mich immer wieder abweist. Ich weiß nicht, was das soll und du verwirrst mich damit, auch wenn du es unwissentlich tust, aber diese Abweisungen sind manchmal doch etwas verletzend...“, erzählt er mir leise. Ich schlucke und weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann ihm nicht einfach etwas versprechen, was ich vielleicht nicht einhalten kann und ich will es auch nicht. „Ich weiß, dass es dir schwer fällt, weil du vorher hetero warst, aber vergiss nicht, dass du dich in mich verliebt hast und nicht andersherum. Ich bin schwul und ich bin gerne mit dir zusammen, aber ich will mehr und wenn du mir das nicht geben kannst, dann...“ Pete bricht den Satz ab und sieht mich hilflos an. „Dann hat es keinen Sinn, eine Beziehung zu führen?“, beende ich seinen Satz. Pete schüttelt den Kopf. „Ich bin nun mal nicht davon ausgegangen, dass du vielleicht eher eine platonische Beziehung führen möchtest und das behagt mir nun mal nicht.“ „Ich habe schon Beziehungen mit Sex geführt. Es ist nicht so, als wäre das hier meine erste. Es ist eben nur das erste Mal mit einem Kerl und dann solltest du auch verstehen, dass ich mich nicht gerade auf dieses Erlebnis freue, auch wenn ich dich liebe!“, murre ich. Pete zieht ein Sieben-Tage-Regenwetter-Gesicht. Ich sehe ihn auffordernd an. „Du musst dich eben noch ein bisschen gedulden, bis ich mich mit dem Gedanken angefreundet habe, mit dir zu schlafen.“ Pete schnalzt verächtlich mit der Zunge. „Wenn ich stärker wäre, würde ich dich jetzt auf der Stelle flachlegen!“ „Gib's doch zu, du bist scharf auf meinen Körper!“, necke ich ihn lachend. Pete zieht einen Schmollmund und lässt seine Hand unter mein Shirt gleiten. „Du trainierst ja auch. Bei mir muss man die Bauchmuskeln mit der Lupe suchen!“, gesteht er neidisch. Ich grinse breit. „Ich habe dich beim Sport gesehen, du kannst nicht mal Sit Ups!“ „Na und? Ich werde Schriftsteller oder arbeite in der Buchhandlung! Dazu brauche ich kein Sixpack!“, meint er eingeschnappt. „Lass uns noch ein bisschen warten, okay?“, frage ich Pete. Pete sieht mich an und nickt dann leicht. „Aber Petting ist drin oder?“, fragt er neugierig. „Süßer, du darfst mir auch einen blasen, wenn's dich glücklich macht!“, erwidere ich lachend. Das Lachen bleibt mir jedoch im Halse stecken, als mein Blick zur Zimmertür fällt und Pete's Vater uns entgeistert ansieht. Dirty Talk mit den Eltern, das hat so eine bizarre Wirkung, die ich mit niemandem teilen will. Besonders, wenn man genau in dem Moment steckt, wo niemand auch nur ein Wort sagt, diese erstickende Stille, diese kurze Zeit, wo man einfach nur im Erdboden versinken möchte, scheint kaum ein Ende nehmen zu wollen. Als hätte jemand für einen kurzen Moment die Zeit angehalten, verharren wir alle drei und starren uns an wie erstarrte Kaninchen. Wie sehr wünsche ich mir, dass Pete's Vater in Wirklichkeit gar nicht vor uns steht, dass es nur eine Halluzination ist, aber dieser Wunsch wird mir nicht erfüllt. „Ich verstehe die Jugend von heute einfach nicht mehr...“, murmelt Herr Harmon und schüttelt den Kopf, dann geht er an unserem Zimmer vorbei, den Flur entlang und erst als ich eine Tür höre, atme ich erleichtert auf. Ich sehe Pete an, der immer noch kreidebleich neben mir im Bett sitzt. „Hey, alles in Ordnung mit dir?“ „Ob das noch ein Nachspiel haben wird?“, fragt Pete mich mit großen Augen. Ein Nachspiel? Das Schlimmste haben wir doch gerade überstanden und es kam mir eben nicht vor, als würde es Pete's Vater wirklich interessieren über was wir da geredet haben. Wer weiß, was er überhaupt gehört hat? Vielleicht hat er auch nicht den Sinn dahinter verstanden? Ich beuge mich vor und öffne die Schachtel, welche immer, noch unberührt von ihm, auf seinem Schoß liegt. Mit Erfolg lenke ich Pete's Aufmerksamkeit darauf und ein zögerliches Lächeln überspielt seine Lippen, als er den bunten Cupcake mit den Streuseln darauf erblickt. Pete nimmt ihn aus der Schachtel, die ich zur Seite schiebe und beißt herzhaft ab. „Mir hilft es immer, wenn es mir nicht gut geht, alles zu essen, was ich mag!“, erzähle ich ihm grinsend, während Pete vergnügt kaut und den Vorfall mit seinem Vater scheinbar vergessen hat. Ich hebe meine Hand und lege sie an Pete's Wange, der mich aufmerksam ansieht. Ich neige ihm meinen Kopf entgegen, öffne meinen Mund leicht und lasse meine Zunge über seinen Mundwinkel gleiten, lecke ihm die süße Sahne aus dem Gesicht und mit geschlossenen Augen suchen meine Lippen automatisch seine. Wir küssen uns, pressen unsere Lippen anfangs noch zärtlich, dann immer stärker und verlangender aneinander, ehe Pete den Mund öffnet, beim Atmen einen Laut der Verzückung von sich gibt und meine Zunge sich ihren Weg in die Tiefen seines Mundes sucht, seine Zunge findet, die so intensiv und süß schmeckt und sie ausgiebig liebkost, umgarnt und keine Sekunde von ihr ablässt. Pete hält den Cupcake seitlich von sich, während ich ihn zurück auf die Matratze drücke und mich komplett auf ihn lege, ihn mit meinen Küssen geradezu verschlinge und mit meinen Fingern über seine fiebrige erhitzte Haut streiche. Atemlos löse ich mich von ihm und sehe auf Pete herunter. Er lächelt und seine geröteten Wangen zeigen mir, wie sehr es ihm gefallen hat. Ich atme tief aus und muss dann lachen. Pete runzelt die Stirn, sieht verwirrt zu mir auf und kann sich scheinbar nicht denken, das mir gerade ein Stein vom Herzen fällt. Ein kleines Missverständnis, das in einem großen Streit geendet hat und nun haben wir uns so schnell wieder vertragen. Liebe ist so simpel, wir machen sie nur komplizierter als sie ist. Ich sehe Pete grinsend an, beuge mich noch einmal vor, um von seinen feuchten süßen Lippen zu kosten, ehe ich mich aufrichte und vom Bett steige. „Ich komme morgen wieder vorbei...“, raune ich ihm zu und erhalte ein Nicken von Pete, der sich daran macht, den Cupcake zu vertilgen und mir nachsieht, als ich sein Zimmer verlasse, nur um mich im Türrahmen noch einmal umzudrehen und ihm kurz mit der Hand zuzuwinken. „Okay, soweit sind die Aufgaben richtig. Ich denke, du verstehst langsam das Prinzip dahinter!“, lobt mich Jörg und nickt mir anerkennend zu. Ich atme erleichtert aus und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Langsam wird es wirklich immer wärmer, so dass ich heute lediglich in einem schwarzen Shirt im Klassenzimmer sitze und mit Jörg ein Aufgabenblatt durchgehe, welches er für mich vorbereitet hat. Was mir weniger gefällt, sind seine konstanten Annäherungen heute. Er kann wirklich kaum die Finger von mir lassen und jedes Mal, wenn er mich berührt, hinterlassen seine Fingerkuppen ein warmes Gefühl, das sich regelrecht auf meiner Haut einzubrennen scheint. Jörg legt mir die Hand auf meinen Handrücken und noch ehe ich sie zurückziehen kann, greift er fest danach und sieht mir direkt in die Augen. „Lass den Scheiß...“, murre ich. Zu meinem Ärger lassen mich seine Avancen nicht gerade kalt. Jörg tut mir den Gefallen und lässt mich los. Er legt die Zettel auf den Tisch, während ich nervös mit meinem Kugelschreiber herumspiele und sehe auf, als er plötzlich aufsteht. „Was ist?“, frage ich ihn verwirrt, als Jörg um den Tisch herumgeht, geradewegs auf mich zu und unerwartet sein Bein über mich schwingt, so dass er auf meinem Schoß zum Sitzen kommt. Überrumpelt sehe ich den Jungen an und gerade als ich reagieren, ihn von mir schieben will, beugt sich Jörg vor und küsst mich eindringlich. Erstarrt sehe ich ihn an und spüre, wie er sich dichter an meinen Körper drückt, seine Arme um mich schlingt und mir mit dem Kuss alle Sinne raubt. Meine Finger krallen sich in sein grünes Shirt, zerren regelrecht daran, doch Jörg lässt nicht von mir ab, packt meinen Hinterkopf, um mich fester an sich zu drücken und um den Kuss zu intensivieren. Seine Lippen fühlen sich so weich und zart an, während seine Zähne an meinen Lippen knabbern und sich seine vorwitzige Zunge in meinen Mund schiebt, während eine Hand über meinen Oberkörper streicht und mir dreist in den Schritt greift. Unwillkürlich stöhne ich in den Kuss hinein, den Jörg scheinbar nicht unterbrechen will und nur am Rande nehme ich wahr, dass hier der falsche Kerl auf mir sitzt. Das ist nicht mein süßer Pete, dieser Junge ist nicht süß, aber unglaublich geschickt mit seinen Händen und der Zunge, die mich noch wahnsinnig macht. Ich höre wie er meinen Reißverschluss herunterzieht, nachdem er den Knopf geöffnet hat. Seine Hand schleicht sich in meine Hose, drängt in meine Boxershorts und berührt mich. Ich zucke zusammen, fühle die aufkeimende Erregung in mir aufsteigen. Was macht der Kerl hier nur mit mir? Ich kann kaum noch klar denken, spüre nur den feurigen leidenschaftlichen Kuss, seine geübte Hand, die mich zwischen den Beinen berührt und befriedigt. Die Hitze, die sich in meinem Gesicht ausbreitet, scheint kein Ende nehmen zu wollen, verteilt sich über den ganzen Körper und vor Lust kann ich mich kaum noch zügeln. Mit einem heftigen Ruck befördere ich Jörg auf den Tisch, so dass die Stifte und Zettel Boden fallen, bemerke den lasziven Blick in seinen Augen, ehe ich mich über ihn beuge und meinen Körper an ihn presse. Stöhnend und Keuchend verwöhnen wir uns gegenseitig in dem stickigen Klassenzimmer mit der angestauten Hitze, während uns der Schweiß am Körper entlang läuft und wir scheinbar aneinander kleben... Heftig atmend liege ich in meinem Bett und streiche mir mit den Händen über mein brennendes Gesicht, wische mir den Schweiß von der Stirn und wage es kaum den Blick zu senken, als ich meine Erektion spüre. Was zum Teufel war das?! Ein Alptraum, ganz klar! Nach Atem ringend strampele ich die Bettdecke von mir, als käme ich gerade von einem Marathonlauf. Wieso habe ich von Jörg geträumt und wieso so was?! Ich setze mich erschöpft im Bett auf, spüre die stickige Luft um mich herum und versuche mich zu beruhigen. Mein Blick fällt zwischen meine Beine. Mein Penis prangt mir freudig entgegen, doch diesmal habe ich nicht im Geringsten Lust ihm und mir ein paar schöne Minuten zu bescheren. Wie konnte mich dieser Traum nur so anturnen? „Ich habe Pete betrogen, wenn auch nur in einem Traum, aber ich habe es getan!“, murmele ich verstört. Mit Jörg, mit dem ich mich so gut verstanden habe, der mein Freund sein will, der auf mich abfährt und wahrscheinlich genau dasselbe mit mir tun will, wie ich es in meinem Traum mit ihm gemacht habe. „Verdammte Scheiße!“, fluche ich und lasse mich zurück ins Kissen fallen. Ich fühle mich kribbelig, würde mir jetzt am liebsten an die Wäsche gehen, doch ich kann es nicht. Nicht, wenn ich dabei wahrscheinlich an den falschen Jungen denken werde. „Wieso nicht Pete...?“, flüstere ich matt. Hastig drehe ich mich auf die Seite, lange mit der Hand auf den Boden und suche verzweifelt mein Handy. Erleichtert hebe ich es hoch, nachdem ich es unter meinen Klamotten herausgewühlt habe und suche in der Galerie nach einem Foto. Pete lächelt mir entgegen und irgendwie beruhigt es mich. Ich starre ihn an und auch wenn Jörg sich immer wieder in meine Gedanken schleichen will, versuche ich ihn daraus zu verbannen, als ich meine Hand in die Hose schiebe und mir Erleichterung verschaffe. Ich sitze am Brunnen und fühle mich irgendwie mehr als schäbig. Erst habe ich einen Sextraum mit Jörg und anschließend benutze ich ein Foto meines Freundes als Wichsvorlage. Das sollte ich wohl besser für mich behalten... „Morgen!“, werde ich fröhlich begrüßt und als ich mürrisch aufblicke, sehe ich in Jörg's unbekümmertes Lächeln und augenblicklich ist der heiße Traum wieder da, läuft vor meinem inneren Auge ab, wie ein Film und nur mit Mühe kann ich mich zusammenreißen und die aufkeimende Erregung meines Körpers unterdrücken. Was ist nur los mit mir? So etwas habe ich bei Pete nie empfunden. Ich lecke mir über meine trockenen Lippen und bemerke mit Misstrauen, dass Jörg sich einfach neben mich setzt und mir sogar mit der Hand auf den Oberschenkel klopft, dabei scheinbar unabsichtlich ein wenig tiefer rutscht oder bilde ich es mir nur ein? Ich rutsche ein wenig von ihm weg und sehe mich um. Wo steckt Pete? „Suchst du jemanden?“, fragt Jörg mich neugierig, beugt sich dabei viel zu nahe zu mir vor und mustert mich lächelnd. „Ich muss noch mal kurz auf Klo!“, erwidere ich kurzangebunden, stehe abrupt auf und laufe mit großen Schritten zu den Toiletten, flüchte regelrecht vor dieser fleischgewordenen Versuchung und verstecke mich in einer der hinteren Toiletten. Ich klappe den Deckel herunter und setze mich auf das Klo. Verzweifelt senke ich den Kopf und schüttele mich, weil ich mich vor mir selbst ekele. Ich habe mich in Pete verliebt und das war mir anfangs schon zuwider gewesen und jetzt habe ich plötzlich Gedanken gegenüber Jörg, als wäre es etwas völlig normales, was es aber für mich nicht ist, weil ich mich eigentlich nicht zu anderen Jungs hingezogen fühle! „Scheiße...“, murmele ich und trete gegen die Tür. „Ewan?“, höre ich eine vertraute Stimme. Na endlich! Hastig reiße ich die Tür auf, sehe in den Raum hinein und sehe meinen Freund, der mich erblickt und lächelnd auf mich zukommt, doch ehe er noch etwas sagen kann, packe ich Pete und zerre ihn zu mir in die Kabine. „Ewan? Was ist denn los?“, fragt er verdattert und krallt sich in mein Shirt, als ich ihn fordernd gegen die Wand drücke, seine Frage ignoriere und ihn stürmisch küsse, während ich mit dem Fuß die Tür zutrete, blind nach dem Schloss taste und es umdrehe, damit niemand hereinkommt. Pete schließt die Augen, lässt sich widerstandslos von mir küssen und gierig befummele ich ihn überall am Körper, was Pete mit leisen Seufzern quittiert. Ich küsse seinen Hals, lecke über die Haut und knabbere leicht daran, die so angenehm nach Shampoo riecht. „Was ist denn mit dir los?“, fragt Pete und kann sich ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen. Er greift nach meiner Hüfte und zieht mich näher an sich heran und ich kann nicht anders, als ihn zu umarmen und würde ihn am liebsten nie wieder loslassen. Kann ich ihn nicht irgendwie an mir festkleben? „Ich liebe dich...“, flüstere ich ihm ins Ohr und presse seinen schmächtigen, schlanken Körper fest an mich. „Ich liebe dich auch!“, meint Pete und erwidert die Umarmung, lehnt sich an mich und Stille erfüllt den Raum, während er mir zärtlich über den Rücken streicht. Jörg kann mich mal! Ich habe hier einen total tollen und süßen Freund, den ich um nichts auf der Welt betrügen oder verletzen will! Und doch keimen in mir Gewissensbisse auf, eben weil mir dieser fremde Junge nicht aus dem Kopf gehen will. Was soll ich nur machen? Wie werde ich diese Hirngespinste wieder los? Kapitel 6: … Überstunden für ein Geburtstagsgeschenk (zensiert) --------------------------------------------------------------- Heute bin ich also 18 Jahre alt. Nichts hat sich geändert. Warum sollte es das auch? Als ich 17 wurde, hat sich ja auch nichts verändert. Der einzige Vorteil ist, dass ich jetzt offiziell sämtliche Entscheidungen selber treffen kann, immerhin bin ich jetzt volljährig. Das Wichtigste ist, dass ich von hier weg muss. Schon seit heute Morgen sind meine Eltern nur am streiten. Das hält doch kein Mensch aus! Ich liege auf meinem Bett, alle Viere von mir gestreckt und überlege wo ich hinziehen könnte. Vielleicht in die Nähe von Pete? Der hat sich die letzten Tage leider ziemlich rar gemacht. Keine Ahnung, was mit ihm los ist. Nimmt er es mir etwa übel, dass ich ihn in der Jungentoilette überfallen habe? Bis zum Äußersten sind wir jedenfalls nicht gegangen, obwohl ich mich kaum beherrschen konnte. Und soweit ich mich erinnern kann, hat es Pete durchaus gefallen! Ich wuppe meinen Körper mit einem Ruck in die Senkrechte und lasse den Blick durch mein Zimmer schweifen, in dem ich den Großteil meines Lebens verbracht habe, seit meine Eltern die Wohnung geerbt haben. Ich stehe auf und verlasse mein Zimmer, gehe die Treppe herunter und atme tief durch. Meine Eltern werden nicht begeistert sein, aber irgendwann muss ich es ihnen ja mal erzählen. Vorbei an der Haustür, durch den düsteren Flur, wo es links in die Küche geht und rechts in die Abstellkammer, steuere ich direkt unser Wohnzimmer an, in dem ich mich so gut wie gar nicht mehr aufhalte. Ich höre von hier draußen ihre Stimmen, bleibe vor der Glastür stehen und lausche, warte, bis sich ihre Gemüter beruhigt haben. Wahrscheinlich geht es mal wieder um das Übliche, wer nimmt das Kind, wer kriegt das Haus? Ich greife nach der Türklinke, spüre mein Herz heftig in meiner Brust pochen und fühle mich ganz und gar nicht gut. Ich bin viel zu aufgeregt! Noch einmal tief ein- und ausatmen und dann drücke ich die Türklinke herunter, öffne sie und betrete das Wohnzimmer. Mein Vater sitzt auf dem Sofa, den Ellenbogen auf die Armlehne gestützt und seinen Kopf gegen die Hand gelehnt. Man sieht die ersten grauen Haare in seinem dunklen schwarzem Haar, nur sein Anzug sieht nagelneu aus, knitterfrei natürlich und wehe er findet darauf auch nur einen Fusel! Meine Mutter steht am Fenster, sieht nach draußen in den sonnendurchfluteten Garten, in dem sie noch letztes Jahr voller Stolz ihre geliebten Rosenbeete gepflanzt hat. Nun kümmert sich ein Gärtner um den Bestand der Pflanzen und das Mähen des Rasens. Sie dreht sich zu mir um, als sie die Tür hört. Ihrem Gesicht merkt man die Strapazen des Scheidungskrieges an. Ihr Lächeln hat sie längst verloren und die Falten in ihrem Gesicht scheinen immer mehr zuzunehmen. Sie wird alt, wird mir in diesem Moment bewusst. Ich schlucke und sehe von meiner Mutter zu meinem Vater. „Ich habe euch etwas mitzuteilen!“, merke ich an und mehr oder weniger interessiert sehen sie nun zu mir. „Was ist denn?“, brummt mein Vater. Ich kratze mich verlegen am Nacken und suche nach den richtigen Worten. „Also, ich habe einen Job gefunden. Ich verdiene dort nicht so viel, ich gehe ja auch noch zur Schule, aber es wird reichen. Ich bekomme etwas Unterstützung, ich habe mich da schlau gemacht und es wird reichen, um mir ein eigenes Appartement zu finanzieren.“ Meine Eltern schweigen. „Du willst also bei keinem von uns leben?“, fragt meine Mutter mich, in einer Tonlage als würde sie mir vorwerfen, ich sei undankbar. Ich nicke langsam und stecke meine verschwitzten Hände in die Hosentaschen. „Seht's mal so. Ihr habt dann eine Sorge weniger!“, murmele ich. „Was für einen Job hast du?“, fragt mein Vater und sieht mich musternd an. „Doch keine Drogen oder?“ Ich schüttele heftig den Kopf. Nie im Leben würde ich Drogen verkaufen! Was denkt er denn von mir?! „Bei einem Friseur. Hauptsächlich an der Kasse und sauber machen.“ „Aha...“ Mein Vater sieht kaum beeindruckt aus, wendet sich von mir ab und zuckt mit den Schultern. „Hast du schon eine Wohnung gefunden?“, fragt meine Mutter und verschränkt ihre Arme vor der Brust. Ich schüttele den Kopf. „Ich werde mir die nächsten Tage eine suchen.“ „Nun gut. Dann soll es so sein.“ Ich schaue zu meinem Vater, der nach der Fernbedienung greift. „Wenn du Geld brauchst, sag Bescheid.“ Ich nicke und sehe noch einmal zu meiner Mutter, welche nun ebenfalls nickt und so verlasse ich erleichtert das Wohnzimmer, in dem ich es keine Sekunde länger ausgehalten hätte. Im Grunde genommen ist es ihnen egal, sie wollen mich beide nicht, sie wollen mich aus dem Weg haben, um ein neues besseres Leben zu beginnen. Sollen sie doch. Ich habe meine eigenen Pläne! Die nächsten Tage verbringe ich damit im Internet und in der Zeitung Wohnungsannoncen zu suchen. Was leider gar nicht so einfach ist, wie man es sich immer vorstellt. Erst Mal muss die Wohnung so liegen, damit ich nicht Stunden brauche, um zur Schule zu kommen. Sie darf mein Budget nicht übersteigen, weil ich auf eigenen Beinen stehen will und kein Geld meiner Eltern annehmen möchte. Ich überlege, ob es nicht besser wäre in eine Wohngemeinschaft zu ziehen. Komme ich überhaupt mit anderen Leuten klar? Ich bin eher ein Einzelgänger und im Haushalt bin ich auch keine allzu große Hilfe. Ich finde eine Wohnung, die sich vielversprechend anhört und beschließe es einfach mal auf gut Glück zu versuchen. Es ist Sonntag und die letzten Tage habe ich lediglich ein paar Mal mit Pete gesimst, mehr war nicht drin. Ich habe keine Ahnung, was zurzeit mit ihm los ist. Heute muss ich erst mal den Tag mit Jörg überstehen. Ich sitze in der Küche am Tisch und trinke eine Tasse Cappuccino. Am Nachmittag habe ich einen Termin bei der Wohnung, die ich mir ansehen möchte. Ein wenig Geld habe ich mir von meinen Eltern doch leihen müssen, denn sonst hätte ich kaum da einziehen können. Na ja, mal sehen wie das Gespräch verlaufen wird. Es klingelt an der Tür und so stehe ich mit meinem Getränk bewaffnet auf und gehe durch den Flur, öffne die Haustür und sehe Jörg an, der mich strahlend anlächelt. „Hey! Wie geht’s?“, fragt er und mit einem Schulterzucken lasse ich ihn in die Wohnung. Er trägt ein weißes Shirt mit einem roten 'Kiss Me' Aufdruck. Na, den Gefallen werde ich ihm ganz sicher nicht tun! Er trägt schwarze Jeans und Sneakers. Casual Wear. „Gehen wir nach oben?“, fragt Jörg und nickend folge ich ihm die Treppe hinauf, in mein Zimmer. Mir ist ein bisschen mulmig zumute, denn nach meinem letzten Traum, bin ich immer noch ziemlich angespannt, sobald ich ihm über den Weg laufe. „Ich habe gar keine Lust auf Lernen, es ist viel zu heiß!“, meint Jörg und wirft seine Tasche, in meinem Zimmer angekommen, auf mein Bett. Er legt sich auf die Matratze und streckt sich ausgiebig. Unschlüssig bleibe ich in der Mitte des Raumes stehen, nippe an der Tasse und versuche es mir nicht anmerken zu lassen, dass ich auf Jörg's freigelegten Bauch starre. Was muss der Junge auch so schlank und braun gebrannt sein? Ich werfe einen kurzen Blick auf meinen blassen Arm. Na ja, ich bin eben kein Sommermensch. Ich halte mich lieber im Schatten auf. „Was machst du da?“, frage ich entsetzt, als Jörg sich einfach vor meiner Nase das Shirt vom Leib reißt. Okay, er zieht es sich nur aus, aber aus meiner Sicht, sieht das Ganze ein bisschen anders aus. Was meine Augen eben sehen wollen oder mein Körper, der seit einiger Zeit schon auf Entzug ist, weil Pete nichts von sich hören lässt. Ich starre nun also auf Jörg's entblößten Oberkörper und knabbere auf meiner Unterlippe. Ganz schön durchtrainiert für einen Nachhilfelehrer... Ich schüttele den Kopf. „Zieh dich wieder an!“, fordere ich Jörg auf, der nun aufsteht und zu mir kommt. Er bleibt dicht vor mir stehen und lächelt hinterlistig. „Fass mich an.“ Ich sehe direkt in seine Augen, lasse den Blick herunterschweifen, über seine Nase, auf seinen Mund, die Lippen, die sich leicht öffnen und sehe zu, wie Jörg sich über die Lippen leckt. Wieso muss ich immer in Versuchung geführt werden? Das ist echt unfair! Jörg greift nach meiner freien Hand, nimmt mir die Tasse aus der Hand und stellt sie auf die Kommode neben mir. Er führt meine Hände an seinen Körper und ich sehe wie meine Finger zittern. Ich schlucke heftig und mit Schrecken muss ich feststellen, wie sich meine Hände selbstständig machen, über die warme, weiche Haut gleiten und sich um den Jungen schlingen. Ich drücke ihn fest an mich und atme tief durch. Jörg umschlingt mich mit seinen Armen ebenfalls und zieht mich mit zum Bett. Er setzt sich und zieht mich auf seinen Schoß. Hastig ziehe ich mir das Shirt vom Körper, während Jörg sich an meiner Hose zu schaffen macht und sie mir bis in die Kniekehlen zieht. Er zieht mir die Boxershorts runter und bearbeitet mein Glied mit der Hand. Ein Stöhnen entrinnt mir. Jörg zieht mich am Nacken herunter und küsst mich verlangend. Er steht auf, schiebt mich zurück und drückt mich auf das Bett, zieht sich die Hose und Boxershorts aus, ehe er vor mir in die Knie geht und mit einen Blowjob gibt. „Hey, hörst du mir zu?“ Irritiert sehe ich auf. Ich sitze tatsächlich auf meinem Bett, aber zwischen meinen Beinen befindet sich niemand. Jörg liegt bäuchlings neben mir auf dem Bett und sieht mich stirnrunzelnd an. „Äh, nein?“, frage ich und ziehe meine Augenbrauen zusammen. War das ein Tagtraum? Was ist nur mit mir los? Liegt das an der Hitze? „Ewan! Du hast Montag einen Test! Du solltest mir schon zuhören, wenn du nicht durchfallen willst!“, murrt er und schiebt das Aufgabenbuch von sich. „Ich weiß, aber ich kann mich heute einfach nicht konzentrieren!“, erwidere ich ebenso missmutig, was aber vor allem an dem Tagtraum liegt. Wieso habe ich solche erotischen Träume nur mit Jörg, aber nie mit Pete? Das verwirrt mich gewaltig! Ist Pete für meine Gelüste einfach nicht erotisch genug? Bedröppelt sitze ich auf meinem Bett. Mein Körper findet meinen Freund nicht erotisch?! Am liebsten würde ich mich jetzt heulend unter meiner Decke verkriechen. „Musst du nicht bald los? Du wolltest dir doch um 15.30 Uhr die Wohnung ansehen?“, meint Jörg und wirft einen Blick auf seine Uhr. Ach! Stimmt ja! Da war noch was... „Du hast Recht! Ich muss los!“, murmele ich und springe vom Bett auf, sammele meine Sachen zusammen und suche nach meinem Handy, bis Jörg es mir hin hält. „Soll ich mitkommen?“, fragt er belustigt und einen Moment sehe ich ihn mit großen Augen an. „Okay...“, erwidere ich zögernd. Was soll schon passieren? Er will sich nur mit mir die Wohnung ansehen. Jörg steht nun ebenfalls auf, wobei mein Blick wieder auf sein Shirt fällt. 'Kiss Me'... In meinem Tagtraum habe ich ihn geküsst, aber würde ich es auch im richtigen Leben fertig bringen? Ich schüttele heftig den Kopf und verlasse mit Jörg als Anhängsel mein Zimmer. Im Flur ziehen wir uns die Schuhe an und verlassen die Wohnung. „Deinen Eltern macht es wirklich nichts aus, dass du einfach woanders hinziehst?“, fragt Jörg neugierig. Ich nicke. „Ja, es ist ihnen egal...“ „Hm...“ Ich spüre Jörg's prüfenden Blick auf mich, versuche aber ihn zu ignorieren und gehe mit dem Jungen zusammen zur Bushaltestelle. „Der Bus kommt in fünf Minuten!“, stelle ich fest und stecke meine Hände in die Hosentaschen. Jörg steht neben mir und klimpert fröhlich auf seinem Handy herum. „Wie weit wohnst du denn dann von der Schule weg?“, fragt er, als sei es eine Nebensächlichkeit. „Etwa eine halbe Stunde.“ „Geht ja noch...“ „Japp!“ Wir warten schweigend auf den Bus und als er endlich kommt, werde ich doch ein wenig nervös. Was wird mich erwarten, bekomme ich die Wohnung? Wir stehen vor einem großen gelben Kasten, der zwischen anderen Kästen eingepfercht ist. Wow, ich habe noch nie in einem Altbau gelebt! Neugierig sehe ich die Straße rauf und runter. Es ist zum Glück eine Nebenstraße, also herrscht nicht allzu viel Verkehr. Den Gehweg zieren gleichmäßig verteilt Bäume und es sieht nicht so verkommen aus. Okay, kaum zu vergleichen mit der Wohngegend wo ich noch lebe, aber es kann sich sehen lassen. „In welchem Stock?“, fragt Jörg und steht bereits an der Tür. „Ganz oben.“ „Okay.“ Er drückt auf sämtliche Summer und wartet bis einer ihm schon öffnen wird. Die Tür lässt sich kurz darauf öffnen und einige Stimmen ertönen. „Danke!“, brüllt Jörg frech in die Gegensprechanlage. Ich kann ihm nur entsetzt lächelnd zusehen. Macht er das immer so? Neugierig folge ich Jörg ins Haus. Es ist wirklich ein Altbau, das merke ich an dem Stuck an der Decke und der alten Treppe, die verziert ist, aber scheinbar auch schon vor einer Weile restauriert worden ist. Wir gehen die Treppe hinauf, die uns im Kreis laufend, immer höher dirigiert. Eine Tür steht offen und Jörg geht direkt darauf zu. „Hallo?“, ruft er und ich vernehme eine männliche freudige Stimme. Ich betrete die Wohnung, in der die Stimmen widerhallen. Den Blick umher schweifen lassend, sehe ich mich fasziniert um. Die Räume sind groß, hell und die Fenster bieten eine gute Sicht auf die Stadt. Ich sehe wie ein gutaussehender junger Mann auf uns zukommt. „Hi! Ich bin Jack!“, stellt er sich vor. „Wer von euch ist Ewan?“, fragt er grinsend und Jörg zeigt sofort auf mich. „Tag auch!“, grüße ich ihn und kann kaum den Blick von der Wohnung lassen. „Scheinbar gefällt's dir hier!“, meint Jack, den ich nun doch etwas eingehender betrachte. Er hat genau wie ich schwarze Haare, trägt ein schwarzes Shirt und trägt um den Hals eine Kette, deren Anhänger ich nicht sehen kann, weil er unter dem Shirt verschwindet. Er sieht schlank aus und ist bestimmt so ein typischer Mädchenschwarm mit seinem intensivem Blick und den dunklen Augen. „Ja, es sieht nicht schlecht aus.“ „Hier vorne wäre dein Zimmer.“ Jack geht voraus und öffnet eine Tür. Jörg und ich folgen ihm wie kleine Dackel und betrachten das leere Zimmer. Wie gut, das ich meine Möbel mitnehmen kann, sonst müsste ich wohl auf dem Boden pennen. „Wirklich ganz schön groß!“, staune ich und werfe einen Blick in den Flur. „Nebenan ist die Küche, wir haben einen Gemeinschaftsraum und das Badezimmer ist direkt am Ende des Flurs. Gegenüber der Küche ist die Abstellkammer und daneben ist mein Zimmer.“ Jack lächelt und macht eine weit ausschweifende Geste. „Schaut euch ruhig alles an!“, fordert er uns auf. Das lassen Jörg und ich uns nicht zwei Mal sagen, sofort durchstöbern wir alle Zimmer. Der Gemeinschaftsraum ähnelt einem Wohnzimmer, sehr behaglich. Die Küche gefällt mir auch sehr gut, nur muss ich Jack wohl noch beichten, dass ich keinerlei Kochkünste vorweisen kann. Davor graut es mir schon ein wenig. Mehr als Fertiggerichte sind bei mir leider nicht drin. Das Badezimmer ist geräumig, mit Dusche und Wanne, je nachdem was man bevorzugt und einem Fenster, was ja auch nicht immer üblich ist, in den neueren Wohnhäusern. Alles in allem gefällt mir die Wohnung aber sehr gut, auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wie ich mein neues Zimmer wohl einrichten werde. Viel Gepäck habe ich ja sowieso nicht. „Ich nehme die Wohnung!“, entfährt es mir und ich hätte nicht gedacht, dass ich mal so spontan sein würde. Jack grinst breit. „Prima!“, meint er zufrieden und lehnt sich gegen die weiße Wand im Flur. „Wann ziehst du ein?“ „So bald wie möglich! Am besten schon gestern!“ Zufrieden betrachte ich mein neues Zimmer. Die Wände erstrahlen in einem herrlichen schwarz. „Wie weit bist du?“, ertönt Jack's Stimme aus dem Flur. Seine Schritte nähern sich meinem Zimmer und triumphierend sehe ich zu ihm, als er entsetzt meine Wände ansieht. „Was ist das denn hier für eine Grotte?“, entfährt es ihm fassungslos. „Also ich mag es!“, meine ich stur und habe nicht vor, die Wand noch einmal umzustreichen, solange ich hier wohne. „Du magst es wohl so düster, was?“, fragt Jack und sieht mich zweifelnd an. „Ja, schwarz ist eine tolle Farbe!“ „Aber du bringst dich nicht um oder?“ „Wieso sollte ich?“, frage ich ihn verwirrt. „Na, dann ist ja gut!“, meint Jack und macht kehrt. Ich laufe zur Tür und sehe ihm nach. Komischer Kerl. Mag er die Farbe nicht? Sieht doch gar nicht so schlimm aus. Meine Möbel kommen morgen früh mit einem Umzugswagen hierher. Zum Glück muss ich die nicht alle selber hier reinschleifen. Die Nacht verbringe ich erst mal im Gemeinschaftsraum, denn dort lässt sich das Sofa, zu einem Bett ausziehen. Von der Küche weht ein leckerer Duft herüber und mit knurrendem Magen folge ich ihm. Jack steht in der Küche und brutzelt eine Gemüsepfanne auf dem Herd. Die Sache mit dem Kochen haben wir zum Glück auch schon geklärt, dafür muss ich mich allerdings mit im Haushalt einbringen. „Heute Abend kommt er also?“, fragt Jack und sieht zu mir. Freudig nicke ich. Nach einer Ewigkeit, wie mir scheint, sehe ich endlich Pete wieder! „Wie gut, dass ich nicht da bin!“, witzelt Jack. „Was soll das denn heißen?!“ „Na, wenn ihr hier eure Schweinereien anstellt, will ich nicht mithören müssen!“, erklärt Jack lachend. Ich ziehe einen Schmollmund, geselle mich neben ihn und boxe Jack spielerisch in die Seite. Wie gut, dass er auch schon weiß, dass ich einen Freund habe, so ist es einfacher mit Jack zu leben. Der ist stockhetero und hat eine süße Freundin, die ich schon auf einigen Fotos gesehen habe. Noch wichtiger ist mir aber, dass ich mich so gut mit Jack verstehe. Er ist so eine Art großer Bruder und Freund in einem für mich. Fast so wie Josef, nur ein bisschen cooler. Jack und ich setzen uns in der Küche an den Tisch und machen uns gierig über das Essen her, immerhin will Jack sich gleich aus dem Staub machen und ich will mir nicht vorstellen, was er für versaute Sachen mit seiner Freundin anstellen wird. Während ich mich also anschließend an den Abwasch mache, verschwindet Jack kurz unter der Dusche und mit einem Grinsen fällt mir der heutige Morgen an, als er mir die Tür geöffnet hat und ihm das Handtuch zu Boden gefallen ist. Ich denke, das wird ein gutes Leben hier. Es klingelt an der Tür, also lasse ich den Abwasch Abwasch sein und flitze aus der Küche, schlittere durch den Flur und öffne schwungvoll die Wohnungstür. Da steht er! Mein süßer, kleiner, knuffiger Pete, mit der hässlichsten Brille auf der Nase, die ich je gesehen habe! „Pete!“ Grinsend lasse ich ihn herein und stirnrunzelnd betritt Pete mein neues Zuhause. „Ihr habt keinen Fahrstuhl!“, meint er anklagend und ist tatsächlich ein wenig rot um die Nase und etwas aus der Puste. „Kondition, Liebling! Das wird dir gut tun!“, meine ich grinsend und lege ihm einen Arm um die Schulter. „Ist dein Zimmer schon eingerichtet?“, fragt Pete und löst sich aus meinem Griff. Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich ihn an, führe Pete jedoch in mein Zimmer. „Die Wände sind fertig. Morgen kommen die Möbel.“ „Du musst lüften, Ewan!“, meint Pete aufgebracht und geht sofort zum Fenster, um es zu öffnen. „Ach, deswegen fühle ich mich so komisch!“, merke ich grinsend an. „Bist du high?“, fragt Pete mich prüfend und kommt zu mir. „Wer ist ein Hai?“, necke ich ihn amüsiert. Pete seufzt. Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, als ich Jack über den Flur tapsen höre und wie er in seinem Zimmer verschwindet. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen!“, fordere ich ihn auf und zerre Pete hinter mir her. Direkt am Eingang befindet sich ein Tisch, weiter hinten im Zimmer sind der Fernseher sowie das bereits ausgezogene Bett. Hinten grenzt der Balkon an und von dort hat man den Ausblick auf einen nervigen Kinderspielplatz. Zum Glück befindet sich mein Zimmer auf der anderen Seite. Ich schließe die Tür hinter uns und Pete sieht sich im Zimmer um, ehe er zum Balkon geht, die weiße, durchsichtige Gardine zurückzieht und die Tür öffnet. Er geht auf den Balkon und so folge ich ihm. „Alles in Ordnung?“, frage ich Pete und lehne mich neben ihm an das Geländer. Draußen in der Nachmittagshitze toben ein paar Kinder, um einen Brunnen herum. Pete lehnt sich gegen mich, was mein Herz höher schlagen lässt und lehnt seinen Kopf an meine Schulter. „Ich habe dich vermisst...“, murmelt er. „Ich dich auch, aber du warst es, der immer keine Zeit hatte.“ „Dafür gab es ja auch einen Grund und ich bereue es, dass ich damit nicht eher angefangen habe, sondern es dir erst jetzt geben kann.“ Pete sieht zu mir auf und fragend sehe ich ihn an. „Was willst du mir denn geben?“, frage ich ihn erstaunt. Pete fischt in seiner Hosentasche herum und holt ein kleines Kästchen hervor. „Wird das jetzt ein Heiratsantrag?“, frage ich kichernd. Pete verzieht seinen Mund. „Quatsch!“ Er öffnet die Schatulle. Darin befindet sich eine hübsch verzierte Kette in der Form eines Schwertes mit zwei Drachen, die sich darum herum winden. Der Griff des Schwertes ähnelt einem Kreuz. Andächtig fahre ich mit meinen Fingern darüber. „Die ist echt für mich?“, frage ich Pete. „Happy Birthday, Ewan!“, flüstert Pete, beugt sich vor und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Auch, wenn es etwas spät dafür ist.“ Gerührt nehme ich die Kette an mich, betrachte sie und halte das Schmuckstück Pete hin, der die Schatulle auf dem Balkongeländer abstellt und mir die Kette um den Hals bindet. Wann habe ich das letzte Mal etwas geschenkt bekommen? Ich kann mich gar nicht daran erinnern... Nicht mal meine Eltern haben mir zu meinem 18. etwas geschenkt. Hastig wische ich mir eine vorwitzige Träne aus dem Augenwinkel und ehe ich es mich versehe, schlingt Pete von hinten seine Arme um mich, zieht mich an sich und lehnt seinen Kopf auf meine Schulter. Er küsst mich sanft am Hals und genießerisch schließe ich die Augen. „Jungs, ich bin dann weg!“ Erschrocken, als wären wir gerade in Flagranti erwischt worden, sehen wir zur Tür, wo Jack seinen Kopf hereingesteckt hat und uns zuwinkt. „Bis dann!“, rufe ich ihm noch zu, ehe er verschwindet. „Man, habe ich mich erschrocken!“ Lachend drehe ich mich zu Pete um. „Das heißt, wir haben jetzt sturmfreie Bude?“, fragt er und sieht mich mit einem komischen Blick an. Ich atme tief durch. „Sieht so aus...“ Pete lächelt, greift nach meiner Hand und zieht mich vom Balkon aus, wieder in die Wohnung. Ich schließe die Tür hinter mir und lasse mich von meinem Freund zum Bett führen. Kapitel 7: … Überstunden für ein Geburtstagsgeschenk ---------------------------------------------------- Heute bin ich also 18 Jahre alt. Nichts hat sich geändert. Warum sollte es das auch? Als ich 17 wurde, hat sich ja auch nichts verändert. Der einzige Vorteil ist, dass ich jetzt offiziell sämtliche Entscheidungen selber treffen kann, immerhin bin ich jetzt volljährig. Das Wichtigste ist, dass ich von hier weg muss. Schon seit heute Morgen sind meine Eltern nur am streiten. Das hält doch kein Mensch aus! Ich liege auf meinem Bett, alle Viere von mir gestreckt und überlege wo ich hinziehen könnte. Vielleicht in die Nähe von Pete? Der hat sich die letzten Tage leider ziemlich rar gemacht. Keine Ahnung, was mit ihm los ist. Nimmt er es mir etwa übel, dass ich ihn in der Jungentoilette überfallen habe? Bis zum Äußersten sind wir jedenfalls nicht gegangen, obwohl ich mich kaum beherrschen konnte. Und soweit ich mich erinnern kann, hat es Pete durchaus gefallen! Ich wuppe meinen Körper mit einem Ruck in die Senkrechte und lasse den Blick durch mein Zimmer schweifen, in dem ich den Großteil meines Lebens verbracht habe, seit meine Eltern die Wohnung geerbt haben. Ich stehe auf und verlasse mein Zimmer, gehe die Treppe herunter und atme tief durch. Meine Eltern werden nicht begeistert sein, aber irgendwann muss ich es ihnen ja mal erzählen. Vorbei an der Haustür, durch den düsteren Flur, wo es links in die Küche geht und rechts in die Abstellkammer, steuere ich direkt unser Wohnzimmer an, in dem ich mich so gut wie gar nicht mehr aufhalte. Ich höre von hier draußen ihre Stimmen, bleibe vor der Glastür stehen und lausche, warte, bis sich ihre Gemüter beruhigt haben. Wahrscheinlich geht es mal wieder um das Übliche, wer nimmt das Kind, wer kriegt das Haus? Ich greife nach der Türklinke, spüre mein Herz heftig in meiner Brust pochen und fühle mich ganz und gar nicht gut. Ich bin viel zu aufgeregt! Noch einmal tief ein- und ausatmen und dann drücke ich die Türklinke herunter, öffne sie und betrete das Wohnzimmer. Mein Vater sitzt auf dem Sofa, den Ellenbogen auf die Armlehne gestützt und seinen Kopf gegen die Hand gelehnt. Man sieht die ersten grauen Haare in seinem dunklen schwarzem Haar, nur sein Anzug sieht nagelneu aus, knitterfrei natürlich und wehe er findet darauf auch nur einen Fusel! Meine Mutter steht am Fenster, sieht nach draußen in den sonnendurchfluteten Garten, in dem sie noch letztes Jahr voller Stolz ihre geliebten Rosenbeete gepflanzt hat. Nun kümmert sich ein Gärtner um den Bestand der Pflanzen und das Mähen des Rasens. Sie dreht sich zu mir um, als sie die Tür hört. Ihrem Gesicht merkt man die Strapazen des Scheidungskrieges an. Ihr Lächeln hat sie längst verloren und die Falten in ihrem Gesicht scheinen immer mehr zuzunehmen. Sie wird alt, wird mir in diesem Moment bewusst. Ich schlucke und sehe von meiner Mutter zu meinem Vater. „Ich habe euch etwas mitzuteilen!“, merke ich an und mehr oder weniger interessiert sehen sie nun zu mir. „Was ist denn?“, brummt mein Vater. Ich kratze mich verlegen am Nacken und suche nach den richtigen Worten. „Also, ich habe einen Job gefunden. Ich verdiene dort nicht so viel, ich gehe ja auch noch zur Schule, aber es wird reichen. Ich bekomme etwas Unterstützung, ich habe mich da schlau gemacht und es wird reichen, um mir ein eigenes Appartement zu finanzieren.“ Meine Eltern schweigen. „Du willst also bei keinem von uns leben?“, fragt meine Mutter mich, in einer Tonlage als würde sie mir vorwerfen, ich sei undankbar. Ich nicke langsam und stecke meine verschwitzten Hände in die Hosentaschen. „Seht's mal so. Ihr habt dann eine Sorge weniger!“, murmele ich. „Was für einen Job hast du?“, fragt mein Vater und sieht mich musternd an. „Doch keine Drogen oder?“ Ich schüttele heftig den Kopf. Nie im Leben würde ich Drogen verkaufen! Was denkt er denn von mir?! „Bei einem Friseur. Hauptsächlich an der Kasse und sauber machen.“ „Aha...“ Mein Vater sieht kaum beeindruckt aus, wendet sich von mir ab und zuckt mit den Schultern. „Hast du schon eine Wohnung gefunden?“, fragt meine Mutter und verschränkt ihre Arme vor der Brust. Ich schüttele den Kopf. „Ich werde mir die nächsten Tage eine suchen.“ „Nun gut. Dann soll es so sein.“ Ich schaue zu meinem Vater, der nach der Fernbedienung greift. „Wenn du Geld brauchst, sag Bescheid.“ Ich nicke und sehe noch einmal zu meiner Mutter, welche nun ebenfalls nickt und so verlasse ich erleichtert das Wohnzimmer, in dem ich es keine Sekunde länger ausgehalten hätte. Im Grunde genommen ist es ihnen egal, sie wollen mich beide nicht, sie wollen mich aus dem Weg haben, um ein neues besseres Leben zu beginnen. Sollen sie doch. Ich habe meine eigenen Pläne! Die nächsten Tage verbringe ich damit im Internet und in der Zeitung Wohnungsannoncen zu suchen. Was leider gar nicht so einfach ist, wie man es sich immer vorstellt. Erst Mal muss die Wohnung so liegen, damit ich nicht Stunden brauche, um zur Schule zu kommen. Sie darf mein Budget nicht übersteigen, weil ich auf eigenen Beinen stehen will und kein Geld meiner Eltern annehmen möchte. Ich überlege, ob es nicht besser wäre in eine Wohngemeinschaft zu ziehen. Komme ich überhaupt mit anderen Leuten klar? Ich bin eher ein Einzelgänger und im Haushalt bin ich auch keine allzu große Hilfe. Ich finde eine Wohnung, die sich vielversprechend anhört und beschließe es einfach mal auf gut Glück zu versuchen. Es ist Sonntag und die letzten Tage habe ich lediglich ein paar Mal mit Pete gesimst, mehr war nicht drin. Ich habe keine Ahnung, was zurzeit mit ihm los ist. Heute muss ich erst mal den Tag mit Jörg überstehen. Ich sitze in der Küche am Tisch und trinke eine Tasse Cappuccino. Am Nachmittag habe ich einen Termin bei der Wohnung, die ich mir ansehen möchte. Ein wenig Geld habe ich mir von meinen Eltern doch leihen müssen, denn sonst hätte ich kaum da einziehen können. Na ja, mal sehen wie das Gespräch verlaufen wird. Es klingelt an der Tür und so stehe ich mit meinem Getränk bewaffnet auf und gehe durch den Flur, öffne die Haustür und sehe Jörg an, der mich strahlend anlächelt. „Hey! Wie geht’s?“, fragt er und mit einem Schulterzucken lasse ich ihn in die Wohnung. Er trägt ein weißes Shirt mit einem roten 'Kiss Me' Aufdruck. Na, den Gefallen werde ich ihm ganz sicher nicht tun! Er trägt schwarze Jeans und Sneakers. Casual Wear. „Gehen wir nach oben?“, fragt Jörg und nickend folge ich ihm die Treppe hinauf, in mein Zimmer. Mir ist ein bisschen mulmig zumute, denn nach meinem letzten Traum, bin ich immer noch ziemlich angespannt, sobald ich ihm über den Weg laufe. „Ich habe gar keine Lust auf Lernen, es ist viel zu heiß!“, meint Jörg und wirft seine Tasche, in meinem Zimmer angekommen, auf mein Bett. Er legt sich auf die Matratze und streckt sich ausgiebig. Unschlüssig bleibe ich in der Mitte des Raumes stehen, nippe an der Tasse und versuche es mir nicht anmerken zu lassen, dass ich auf Jörg's freigelegten Bauch starre. Was muss der Junge auch so schlank und braun gebrannt sein? Ich werfe einen kurzen Blick auf meinen blassen Arm. Na ja, ich bin eben kein Sommermensch. Ich halte mich lieber im Schatten auf. „Was machst du da?“, frage ich entsetzt, als Jörg sich einfach vor meiner Nase das Shirt vom Leib reißt. Okay, er zieht es sich nur aus, aber aus meiner Sicht, sieht das Ganze ein bisschen anders aus. Was meine Augen eben sehen wollen oder mein Körper, der seit einiger Zeit schon auf Entzug ist, weil Pete nichts von sich hören lässt. Ich starre nun also auf Jörg's entblößten Oberkörper und knabbere auf meiner Unterlippe. Ganz schön durchtrainiert für einen Nachhilfelehrer... Ich schüttele den Kopf. „Zieh dich wieder an!“, fordere ich Jörg auf, der nun aufsteht und zu mir kommt. Er bleibt dicht vor mir stehen und lächelt hinterlistig. „Fass mich an.“ Ich sehe direkt in seine Augen, lasse den Blick herunterschweifen, über seine Nase, auf seinen Mund, die Lippen, die sich leicht öffnen und sehe zu, wie Jörg sich über die Lippen leckt. Wieso muss ich immer in Versuchung geführt werden? Das ist echt unfair! Jörg greift nach meiner freien Hand, nimmt mir die Tasse aus der Hand und stellt sie auf die Kommode neben mir. Er führt meine Hände an seinen Körper und ich sehe wie meine Finger zittern. Ich schlucke heftig und mit Schrecken muss ich feststellen, wie sich meine Hände selbstständig machen, über die warme, weiche Haut gleiten und sich um den Jungen schlingen. Ich drücke ihn fest an mich und atme tief durch. Jörg umschlingt mich mit seinen Armen ebenfalls und zieht mich mit zum Bett. Er setzt sich und zieht mich auf seinen Schoß. Hastig ziehe ich mir das Shirt vom Körper, während Jörg sich an meiner Hose zu schaffen macht und sie mir bis in die Kniekehlen zieht. Er zieht mir die Boxershorts runter und bearbeitet mein Glied mit der Hand. Ein Stöhnen entrinnt mir. Jörg zieht mich am Nacken herunter und küsst mich verlangend. Er steht auf, schiebt mich zurück und drückt mich auf das Bett, zieht sich die Hose und Boxershorts aus, ehe er vor mir in die Knie geht und mit einen Blowjob gibt. „Hey, hörst du mir zu?“ Irritiert sehe ich auf. Ich sitze tatsächlich auf meinem Bett, aber zwischen meinen Beinen befindet sich niemand. Jörg liegt bäuchlings neben mir auf dem Bett und sieht mich stirnrunzelnd an. „Äh, nein?“, frage ich und ziehe meine Augenbrauen zusammen. War das ein Tagtraum? Was ist nur mit mir los? Liegt das an der Hitze? „Ewan! Du hast Montag einen Test! Du solltest mir schon zuhören, wenn du nicht durchfallen willst!“, murrt er und schiebt das Aufgabenbuch von sich. „Ich weiß, aber ich kann mich heute einfach nicht konzentrieren!“, erwidere ich ebenso missmutig, was aber vor allem an dem Tagtraum liegt. Wieso habe ich solche erotischen Träume nur mit Jörg, aber nie mit Pete? Das verwirrt mich gewaltig! Ist Pete für meine Gelüste einfach nicht erotisch genug? Bedröppelt sitze ich auf meinem Bett. Mein Körper findet meinen Freund nicht erotisch?! Am liebsten würde ich mich jetzt heulend unter meiner Decke verkriechen. „Musst du nicht bald los? Du wolltest dir doch um 15.30 Uhr die Wohnung ansehen?“, meint Jörg und wirft einen Blick auf seine Uhr. Ach! Stimmt ja! Da war noch was... „Du hast Recht! Ich muss los!“, murmele ich und springe vom Bett auf, sammele meine Sachen zusammen und suche nach meinem Handy, bis Jörg es mir hin hält. „Soll ich mitkommen?“, fragt er belustigt und einen Moment sehe ich ihn mit großen Augen an. „Okay...“, erwidere ich zögernd. Was soll schon passieren? Er will sich nur mit mir die Wohnung ansehen. Jörg steht nun ebenfalls auf, wobei mein Blick wieder auf sein Shirt fällt. 'Kiss Me'... In meinem Tagtraum habe ich ihn geküsst, aber würde ich es auch im richtigen Leben fertig bringen? Ich schüttele heftig den Kopf und verlasse mit Jörg als Anhängsel mein Zimmer. Im Flur ziehen wir uns die Schuhe an und verlassen die Wohnung. „Deinen Eltern macht es wirklich nichts aus, dass du einfach woanders hinziehst?“, fragt Jörg neugierig. Ich nicke. „Ja, es ist ihnen egal...“ „Hm...“ Ich spüre Jörg's prüfenden Blick auf mich, versuche aber ihn zu ignorieren und gehe mit dem Jungen zusammen zur Bushaltestelle. „Der Bus kommt in fünf Minuten!“, stelle ich fest und stecke meine Hände in die Hosentaschen. Jörg steht neben mir und klimpert fröhlich auf seinem Handy herum. „Wie weit wohnst du denn dann von der Schule weg?“, fragt er, als sei es eine Nebensächlichkeit. „Etwa eine halbe Stunde.“ „Geht ja noch...“ „Japp!“ Wir warten schweigend auf den Bus und als er endlich kommt, werde ich doch ein wenig nervös. Was wird mich erwarten, bekomme ich die Wohnung? Wir stehen vor einem großen gelben Kasten, der zwischen anderen Kästen eingepfercht ist. Wow, ich habe noch nie in einem Altbau gelebt! Neugierig sehe ich die Straße rauf und runter. Es ist zum Glück eine Nebenstraße, also herrscht nicht allzu viel Verkehr. Den Gehweg zieren gleichmäßig verteilt Bäume und es sieht nicht so verkommen aus. Okay, kaum zu vergleichen mit der Wohngegend wo ich noch lebe, aber es kann sich sehen lassen. „In welchem Stock?“, fragt Jörg und steht bereits an der Tür. „Ganz oben.“ „Okay.“ Er drückt auf sämtliche Summer und wartet bis einer ihm schon öffnen wird. Die Tür lässt sich kurz darauf öffnen und einige Stimmen ertönen. „Danke!“, brüllt Jörg frech in die Gegensprechanlage. Ich kann ihm nur entsetzt lächelnd zusehen. Macht er das immer so? Neugierig folge ich Jörg ins Haus. Es ist wirklich ein Altbau, das merke ich an dem Stuck an der Decke und der alten Treppe, die verziert ist, aber scheinbar auch schon vor einer Weile restauriert worden ist. Wir gehen die Treppe hinauf, die uns im Kreis laufend, immer höher dirigiert. Eine Tür steht offen und Jörg geht direkt darauf zu. „Hallo?“, ruft er und ich vernehme eine männliche freudige Stimme. Ich betrete die Wohnung, in der die Stimmen widerhallen. Den Blick umher schweifen lassend, sehe ich mich fasziniert um. Die Räume sind groß, hell und die Fenster bieten eine gute Sicht auf die Stadt. Ich sehe wie ein gutaussehender junger Mann auf uns zukommt. „Hi! Ich bin Jack!“, stellt er sich vor. „Wer von euch ist Ewan?“, fragt er grinsend und Jörg zeigt sofort auf mich. „Tag auch!“, grüße ich ihn und kann kaum den Blick von der Wohnung lassen. „Scheinbar gefällt's dir hier!“, meint Jack, den ich nun doch etwas eingehender betrachte. Er hat genau wie ich schwarze Haare, trägt ein schwarzes Shirt und trägt um den Hals eine Kette, deren Anhänger ich nicht sehen kann, weil er unter dem Shirt verschwindet. Er sieht schlank aus und ist bestimmt so ein typischer Mädchenschwarm mit seinem intensivem Blick und den dunklen Augen. „Ja, es sieht nicht schlecht aus.“ „Hier vorne wäre dein Zimmer.“ Jack geht voraus und öffnet eine Tür. Jörg und ich folgen ihm wie kleine Dackel und betrachten das leere Zimmer. Wie gut, das ich meine Möbel mitnehmen kann, sonst müsste ich wohl auf dem Boden pennen. „Wirklich ganz schön groß!“, staune ich und werfe einen Blick in den Flur. „Nebenan ist die Küche, wir haben einen Gemeinschaftsraum und das Badezimmer ist direkt am Ende des Flurs. Gegenüber der Küche ist die Abstellkammer und daneben ist mein Zimmer.“ Jack lächelt und macht eine weit ausschweifende Geste. „Schaut euch ruhig alles an!“, fordert er uns auf. Das lassen Jörg und ich uns nicht zwei Mal sagen, sofort durchstöbern wir alle Zimmer. Der Gemeinschaftsraum ähnelt einem Wohnzimmer, sehr behaglich. Die Küche gefällt mir auch sehr gut, nur muss ich Jack wohl noch beichten, dass ich keinerlei Kochkünste vorweisen kann. Davor graut es mir schon ein wenig. Mehr als Fertiggerichte sind bei mir leider nicht drin. Das Badezimmer ist geräumig, mit Dusche und Wanne, je nachdem was man bevorzugt und einem Fenster, was ja auch nicht immer üblich ist, in den neueren Wohnhäusern. Alles in allem gefällt mir die Wohnung aber sehr gut, auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wie ich mein neues Zimmer wohl einrichten werde. Viel Gepäck habe ich ja sowieso nicht. „Ich nehme die Wohnung!“, entfährt es mir und ich hätte nicht gedacht, dass ich mal so spontan sein würde. Jack grinst breit. „Prima!“, meint er zufrieden und lehnt sich gegen die weiße Wand im Flur. „Wann ziehst du ein?“ „So bald wie möglich! Am besten schon gestern!“ Zufrieden betrachte ich mein neues Zimmer. Die Wände erstrahlen in einem herrlichen schwarz. „Wie weit bist du?“, ertönt Jack's Stimme aus dem Flur. Seine Schritte nähern sich meinem Zimmer und triumphierend sehe ich zu ihm, als er entsetzt meine Wände ansieht. „Was ist das denn hier für eine Grotte?“, entfährt es ihm fassungslos. „Also ich mag es!“, meine ich stur und habe nicht vor, die Wand noch einmal umzustreichen, solange ich hier wohne. „Du magst es wohl so düster, was?“, fragt Jack und sieht mich zweifelnd an. „Ja, schwarz ist eine tolle Farbe!“ „Aber du bringst dich nicht um oder?“ „Wieso sollte ich?“, frage ich ihn verwirrt. „Na, dann ist ja gut!“, meint Jack und macht kehrt. Ich laufe zur Tür und sehe ihm nach. Komischer Kerl. Mag er die Farbe nicht? Sieht doch gar nicht so schlimm aus. Meine Möbel kommen morgen früh mit einem Umzugswagen hierher. Zum Glück muss ich die nicht alle selber hier reinschleifen. Die Nacht verbringe ich erst mal im Gemeinschaftsraum, denn dort lässt sich das Sofa, zu einem Bett ausziehen. Von der Küche weht ein leckerer Duft herüber und mit knurrendem Magen folge ich ihm. Jack steht in der Küche und brutzelt eine Gemüsepfanne auf dem Herd. Die Sache mit dem Kochen haben wir zum Glück auch schon geklärt, dafür muss ich mich allerdings mit im Haushalt einbringen. „Heute Abend kommt er also?“, fragt Jack und sieht zu mir. Freudig nicke ich. Nach einer Ewigkeit, wie mir scheint, sehe ich endlich Pete wieder! „Wie gut, dass ich nicht da bin!“, witzelt Jack. „Was soll das denn heißen?!“ „Na, wenn ihr hier eure Schweinereien anstellt, will ich nicht mithören müssen!“, erklärt Jack lachend. Ich ziehe einen Schmollmund, geselle mich neben ihn und boxe Jack spielerisch in die Seite. Wie gut, dass er auch schon weiß, dass ich einen Freund habe, so ist es einfacher mit Jack zu leben. Der ist stockhetero und hat eine süße Freundin, die ich schon auf einigen Fotos gesehen habe. Noch wichtiger ist mir aber, dass ich mich so gut mit Jack verstehe. Er ist so eine Art großer Bruder und Freund in einem für mich. Fast so wie Josef, nur ein bisschen cooler. Jack und ich setzen uns in der Küche an den Tisch und machen uns gierig über das Essen her, immerhin will Jack sich gleich aus dem Staub machen und ich will mir nicht vorstellen, was er für versaute Sachen mit seiner Freundin anstellen wird. Während ich mich also anschließend an den Abwasch mache, verschwindet Jack kurz unter der Dusche und mit einem Grinsen fällt mir der heutige Morgen an, als er mir die Tür geöffnet hat und ihm das Handtuch zu Boden gefallen ist. Ich denke, das wird ein gutes Leben hier. Es klingelt an der Tür, also lasse ich den Abwasch Abwasch sein und flitze aus der Küche, schlittere durch den Flur und öffne schwungvoll die Wohnungstür. Da steht er! Mein süßer, kleiner, knuffiger Pete, mit der hässlichsten Brille auf der Nase, die ich je gesehen habe! „Pete!“ Grinsend lasse ich ihn herein und stirnrunzelnd betritt Pete mein neues Zuhause. „Ihr habt keinen Fahrstuhl!“, meint er anklagend und ist tatsächlich ein wenig rot um die Nase und etwas aus der Puste. „Kondition, Liebling! Das wird dir gut tun!“, meine ich grinsend und lege ihm einen Arm um die Schulter. „Ist dein Zimmer schon eingerichtet?“, fragt Pete und löst sich aus meinem Griff. Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich ihn an, führe Pete jedoch in mein Zimmer. „Die Wände sind fertig. Morgen kommen die Möbel.“ „Du musst lüften, Ewan!“, meint Pete aufgebracht und geht sofort zum Fenster, um es zu öffnen. „Ach, deswegen fühle ich mich so komisch!“, merke ich grinsend an. „Bist du high?“, fragt Pete mich prüfend und kommt zu mir. „Wer ist ein Hai?“, necke ich ihn amüsiert. Pete seufzt. Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, als ich Jack über den Flur tapsen höre und wie er in seinem Zimmer verschwindet. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen!“, fordere ich ihn auf und zerre Pete hinter mir her. Direkt am Eingang befindet sich ein Tisch, weiter hinten im Zimmer sind der Fernseher sowie das bereits ausgezogene Bett. Hinten grenzt der Balkon an und von dort hat man den Ausblick auf einen nervigen Kinderspielplatz. Zum Glück befindet sich mein Zimmer auf der anderen Seite. Ich schließe die Tür hinter uns und Pete sieht sich im Zimmer um, ehe er zum Balkon geht, die weiße, durchsichtige Gardine zurückzieht und die Tür öffnet. Er geht auf den Balkon und so folge ich ihm. „Alles in Ordnung?“, frage ich Pete und lehne mich neben ihm an das Geländer. Draußen in der Nachmittagshitze toben ein paar Kinder, um einen Brunnen herum. Pete lehnt sich gegen mich, was mein Herz höher schlagen lässt und lehnt seinen Kopf an meine Schulter. „Ich habe dich vermisst...“, murmelt er. „Ich dich auch, aber du warst es, der immer keine Zeit hatte.“ „Dafür gab es ja auch einen Grund und ich bereue es, dass ich damit nicht eher angefangen habe, sondern es dir erst jetzt geben kann.“ Pete sieht zu mir auf und fragend sehe ich ihn an. „Was willst du mir denn geben?“, frage ich ihn erstaunt. Pete fischt in seiner Hosentasche herum und holt ein kleines Kästchen hervor. „Wird das jetzt ein Heiratsantrag?“, frage ich kichernd. Pete verzieht seinen Mund. „Quatsch!“ Er öffnet die Schatulle. Darin befindet sich eine hübsch verzierte Kette in der Form eines Schwertes mit zwei Drachen, die sich darum herum winden. Der Griff des Schwertes ähnelt einem Kreuz. Andächtig fahre ich mit meinen Fingern darüber. „Die ist echt für mich?“, frage ich Pete. „Happy Birthday, Ewan!“, flüstert Pete, beugt sich vor und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Auch, wenn es etwas spät dafür ist.“ Gerührt nehme ich die Kette an mich, betrachte sie und halte das Schmuckstück Pete hin, der die Schatulle auf dem Balkongeländer abstellt und mir die Kette um den Hals bindet. Wann habe ich das letzte Mal etwas geschenkt bekommen? Ich kann mich gar nicht daran erinnern... Nicht mal meine Eltern haben mir zu meinem 18. etwas geschenkt. Hastig wische ich mir eine vorwitzige Träne aus dem Augenwinkel und ehe ich es mich versehe, schlingt Pete von hinten seine Arme um mich, zieht mich an sich und lehnt seinen Kopf auf meine Schulter. Er küsst mich sanft am Hals und genießerisch schließe ich die Augen. „Jungs, ich bin dann weg!“ Erschrocken, als wären wir gerade in Flagranti erwischt worden, sehen wir zur Tür, wo Jack seinen Kopf hereingesteckt hat und uns zuwinkt. „Bis dann!“, rufe ich ihm noch zu, ehe er verschwindet. „Man, habe ich mich erschrocken!“ Lachend drehe ich mich zu Pete um. „Das heißt, wir haben jetzt sturmfreie Bude?“, fragt er und sieht mich mit einem komischen Blick an. Ich atme tief durch. „Sieht so aus...“ Pete lächelt, greift nach meiner Hand und zieht mich vom Balkon aus, wieder in die Wohnung. Ich schließe die Tür hinter mir und lasse mich von meinem Freund zum Bett führen. Pete zieht sich die Schuhe aus und ich tue es ihm gleich. Wir setzen uns auf das Bett und langsam streicht mir Pete mit den Händen über die Wangen, hinunter auf den Hals, wo seine Fingerkuppen mich schier verbrennen. Ich spüre, wie ich rot werde und merke nur allzu deutlich, wie sehr ich ihn die letzten Tage vermisst habe. Ich greife nach Pete's Schultern und drücke ihn in die Laken, lege mich auf ihn und presse meine Lippen verlangend auf seinen Mund. Seine weichen Lippen drängen sich gegen meine und als sich sein Unterleib an mich drückt, entlockt er mir ein leises Stöhnen, was ihn wiederum dazu anleitet, mir seine flinke Zunge in den Mund zu schieben. Anfangs etwas heftig, immerhin haben wir einiges nachzuholen, wird der Kuss mit der Zeit leidenschaftlicher und intensiver. Mit dem Unterleib drücke ich mich gegen Pete und spüre wie erregt er ist. Also hat ihn die Trennung auch nicht so kalt gelassen wie mich, was mich freut, angesichts der Tatsache, dass er vorhin etwas abweisend reagiert hat. Nur mit Mühe, kann ich mich von seinen verlockenden und verführerischen Lippen lösen, setze mich auf Pete's Schoß und spüre seine Erektion an meinem Hintern. Ich ziehe sein Shirt hoch und entblöße damit die leicht gebräunte Haut, sehe entzückt auf Pete's Brustwarzen und beuge mich vor, um meine Lippen darum zu legen, sauge und knabbere an der Rechten, während ich die Linke mit den Fingern massiere und necke. Pete's Hände bleiben auch nicht untätig, wurschteln in meinen Haaren herum und suchen sich ihren Weg unter mein Shirt, befühlen die erhitzte Haut und entlocken mir eine Gänsehaut. Ich höre den Reißverschluss meiner Hose und spüre, wie Pete's Hand in meiner Boxershorts verschwindet. „Hah...ngh...“ Pete weiß genau, was er machen muss, um mich in Fahrt zu bringen, entlockt mir ein Stöhnen nach dem anderen und erste Lusttropfen perlen auf seine Finger, laufen über seine schlanke Hand, die mich fest im Griff hat. „Pete...“, murmele ich und lecke über seine Brustwarze, ehe ich mich der anderen widme. Meine Hände verschwinden nach unten, öffne nun meinerseits seine Hose und muss keuchen, als Pete's Hände tiefer wandern und nach meinen Hoden greifen. Eng, viel zu eng und zu heiß! Mir klebt der Schweiß am Körper, obwohl wir noch nicht mal angefangen haben und weil es mich noch verrückt macht, lasse ich von Pete's Hose ab, ziehe mir das Shirt aus, werfe es irgendwo hinter mich und entledige mich schnellstmöglich von meiner Hose. Stolz präsentiere ich Pete meinen aufgerichteten Penis, den er wiederum ergreift und rhythmisch massiert. Ich drücke mein Glied immer wieder in seine Hand, mal langsam, dann schneller werdend und koste diesen Moment voll aus. Keuchend schiebe ich meinen Penis mit einem Ruck tiefer in Pete's Hand und erleichtere mich auf seinem Bauch, wo mein Sperma in seinen Bauchnabel läuft und schwer atmend versuche ich wieder zu Luft zu kommen. Pete leckt sich die Lusttropfen von der Hand und zieht sich an meinen Schultern zu mir hoch. „Jetzt bin ich dran!“, raunt er mir ins Ohr und zieht mich herunter, um mich neben sich aufs Bett zu drücken. Ich bin immer noch etwas außer Atem, mein Brustkorb hebt und senkt sich und angeturnt sehe ich zu, wie Pete sich ebenfalls auszieht. Sein Penis streift mein Bein, als er sich zwischen meinen Beinen positioniert und sie anschließend hoch schiebt. „Wa-was wird das?“, frage ich ihn irritiert. Pete sieht mich ungerührt an. „Nach was sieht es wohl aus?“ Angespannt sehe ich zu ihm, als Pete meine Beine gegen meinen Bauch presst. „Festhalten!“, fordert er mich auf und so tue ich ihm zögernd den Gefallen. Das letzte Mal als ich so etwas gemacht habe, war wohl noch zu Zeiten, als meine Mutter mir die Windeln gewechselt hat. Im nächsten Moment keuche ich auf. „Was zum...?!“ Pete leckt mit der Zunge langsam von meiner Penisspitze, die Seite entlang, herunter zu den Hoden und drückt sich gegen meinen Muskelring. „Entspann dich!“, murrt er und nimmt seine Finger zu Hilfe, die er mit Spucke anfeuchtet und in mich schiebt. Ich halte die Luft an und runzele die Stirn. „Das fühlt sich komsich an!“ „Das wird mit der Zeit besser!“, meint Pete und nimmt einen zweiten Finger hinzu. Herrje, wie viele passen noch da rein? Ich lege den Kopf in den Nacken und versuche entspannt zu bleiben. Pete bewegt die Finger in mir. Mein Muskelring zieht sich förmlich um ihn herum fester zu, scheint seine Finger gar nicht mehr gehen lassen zu wollen und wohltuend merke ich, wie Pete mit seiner Zunge meinen Penis bearbeitet, seine Lippen darum legt und ihn tief in sich aufnimmt. Scheiße, ist das geil! Nach kurzer Zeit verschwinden die Finger und Pete scheint etwas in seiner Hose zu suchen, lässt mich voller Lust gequält auf dem Bett liegen. Ich fühle mich so ignoriert und lege einfach selber Hand an. Genüsslich räkele ich mich auf dem Bett, schließe die Augen und spreize die Beine weiter, ehe ich erschrocken aufsehe, als etwas Kaltes an meinem Eingang entlangläuft. „Was ist das?“, frage ich überrascht. Pete hält mir eine Tube Gleitgel vor die Nase, wirft sie zur Seite auf das Bett und positioniert sich vor meinem Hintern. Ich spüre, wie sein harter Penis sich unnachgiebig gegen meinen Muskelring drückt. Der will da rein! Scheiße! Der will mich echt aufspießen! Mit einem lauten Stöhnen greife ich in die Laken und kann es immer noch nicht fassen, dass Pete sich in mich drückt, tiefer, immer tiefer. Es ist viel zu eng und zu heiß! Mir läuft dank der Hitze eh schon der Schweiß über den Körper. „Nicht so... tief... Pete, nicht so...“, keuche ich und kneife die Augen zusammen. Pete hält inne, wartet bis ich mich entspannt habe und versucht es weiter. Immer tiefer schiebt er seinen Penis in mich, bis er beinahe komplett in mir ist. Er wartet, gibt mir Zeit, mich daran zu gewöhnen. Langsam zieht er sich aus mir heraus, ich atme aus, doch zu früh gefreut, er schiebt sich einfach wieder in mich! Diesmal energischer, etwas gröber, fahriger. Seine Hand greift nach meinem Penis, lenkt mich mit seinen Bewegungen ab. Hoch und runter, hoch und runter. Ich stöhne, bekomme kaum mit, wie er sein Tempo steigert, sich immer tiefer und schneller in mir versenkt, während mir seine Hand Lust bereitet. Pete stöhnt tief, als ich mich um ihn herum fester zusammenziehe. Mit den Beinen umklammere ich ihn, drücke ihn nur noch tiefer in mich, an mich und so lässt er von mir ab, stützt seine Hände auf die Matratze und legt noch an Tempo zu. Seine Augen sind beinahe geschlossen, sein Mund leicht geöffnet. Ich ziehe ihn fester an mich, küsse Pete verlangend und schlinge meine Arme um seinen schwitzenden Rücken. Noch ein paar Mal schiebt er sich in mich, ehe er tief in mir kommt und sich anschließend ermattet auf mich fallen lässt. Nur unser heftiges Atmen ist im Zimmer zu hören und es dauert eine Weile, bis Pete sein schlaffes Glied aus mir herauszieht und er sich das Kondom vom Penis abzieht. Er klettert auf meinen Schoß, während ich mich aufsetze und grinst mich zufrieden an. „Nächstes Mal, bist du dran!“, flüstere ich ihm zu und ziehe Pete mit mir zurück in die zerwühlten Laken. Sein verschwitzter Körper, an dem noch mein Sperma klebt, macht mich irgendwie an. „Wieso hast du es diesmal zugelassen?“, fragt Pete und küsst meine Brust, leckt über meine Nippel und knabbert daran. „Weiß nicht, vielleicht, weil ich dich zu sehr vermisst habe?“, deute ich vage an und streiche Pete durch die Haare. „Sag mal, bist du schon wieder scharf?“, fragt Pete und drückt sich fester an mich, bringt mich zum stöhnen und verlegen sehe ich ihn an. „Ein bisschen?“ Pete grinst. „69?“ Lachend nicke ich und küsse Pete, ehe er sich umdreht und wir uns noch anderweitig im Bett amüsieren. Kapitel 8: … in der Mitte der Bank sitzen ----------------------------------------- Es ist Montag. Ich sitze auf dem Schulhof, habe mich auf den Brunnen gepflanzt und lächele wie blöde vor mich hin. Wie gut, dass ich meine Sonnenbrille aufhabe, dann sieht auch keiner meinen dummen Blick. Pete und ich haben die halbe Nacht nicht geschlafen, dass sieht man ihm heute auch an und er scheint etwas durch den Wind zu sein. Im Gegensatz zu ihm geht es mir bestens, obwohl ich den Arsch herhalten musste. Okay, es tut noch weh, aber möglicherweise hat es mir auch einfach nur gefehlt, mal so richtig durchgenommen zu werden? Trotzdem will ich eine Revanche! Am liebsten würde ich Pete jetzt zur Toilette zerren und ihn da vernaschen, aber er scheint sich wohl lieber an meiner Schulter ausschlafen zu wollen. Selena und Loana scheinen sich jedenfalls einen Spaß daraus zu machen, uns aufzuziehen. Sollen sie doch. Heute prallt alles an mir ab, mir geht’s einfach nur gut! „Was hast du eigentlich die ganze Zeit gemacht?“, frage ich Pete neugierig. Immerhin hat er kaum ein Lebenszeichen von sich hinterlassen und der Job muss wohl ziemlich anspruchsvoll gewesen sein, wenn er keine Zeit für mich hat, wo er doch immer möglichst jede freie Minute mit mir verbringen will. Pete sieht zu mir. „Im Buchladen meines Bruders gearbeitet. Er hat mir ziemlich viel Arbeit aufgehalst. Zudem ist jetzt mehr Kundschaft da. Im Sommer sind die Leute ja viel mehr unterwegs und unser Buchladen ist hier in der Gegend sowieso der einzige.“ Ich nicke und kann mir gut vorstellen, dass Pete keine Zeit gehabt hat. Er muss ja so schon öfter im Laden seines Bruders einspringen. „Heute Nachmittag musst du arbeiten oder?“, fragt Selena mich. Ich nicke, das wird noch ein Spaß, denn mein Chef kann ziemlich kleinlich sein und in letzter Zeit hat er ständig was an seinen Mitarbeitern auszusetzen. „Morgen, Leute!“ Ich werfe einen Blick zwischen Selena und Loana hindurch, die mir die Sicht versperren, auch wenn ich die Stimme inzwischen ganz gut zuordnen kann. Es ist nämlich niemand geringeres als Jörg. Grinsend gesellt er sich zu uns. „Kommst du heute zur Nachhilfe?“ „Heute? Ich muss nach der Schule arbeiten!“, murre ich. „Es wäre aber nicht schlecht, wenn wir den Test noch mal durchgehen. Du hast doch gleich einen. Dann kann ich dir zeigen, was du falsch gemacht hast, außerdem hast du Ende nächster Woche noch eine Arbeit anstehen. Für die solltest du auch noch lernen.“ Ja, so ein Scheiß. Kaum geht es auf die Ferien zu, ticken die Lehrer aus und foltern uns mit irgendwelchen lausigen Testen und Arbeiten, die kein Mensch braucht. „Komm halt heute Abend bei mir vorbei, dann habe ich Zeit...“, erwidere ich missgelaunt. Pete hebt den Kopf und macht ein verächtliches Geräusch. „Was ist?“, frage ich ihn. „Nichts...“ Pete steht auf und rückt seine Brille auf der Nase zurecht. „Ich gehe schon mal zur Klasse!“ Und schwupps ist er weg. Was für eine Laus ist ihm denn über die Leber gelaufen? Seine beiden Bodyguards folgen ihm natürlich und lassen mich mit Jörg alleine. Na, schönen Dank auch! „Sind deine Möbel schon angekommen?“, fragt Jörg und setzt sich neben mich. „Im Verlauf des Vormittags werden sie wohl gebracht. Jack hat heute frei und kümmert sich zum Glück darum. Er weiß ja, dass der Test wichtig ist.“ „Verstehst du dich gut mit ihm?“ „Ja, er ist toll und er kann echt super kochen! Wir verstehen uns gut und wir wollen uns einen Filmabend einmal die Woche einrichten. Ansonsten sehen wir uns ja nicht so oft, er hat ja auch seinen Job und hat nicht so viel Zeit. Am Wochenende ist er meistens bei seiner Freundin. Nächstes Wochenende kommt sie zu uns, wir wollen dann grillen!“ „Cool, kann ich auch kommen?“, fragt Jörg begeistert. Ich zucke mit den Schultern. „Klar, warum nicht?“ Dann kann ich auch gleich Pete samt Anhängsel einladen. Machen wir doch gleich eine Party im engsten Kreis der Freunde draus. Solange ich nicht mit Jörg alleine sein muss ist mir alles recht! „Prima, ich freue mich schon drauf!“, meint Jörg und steht schwungvoll auf. Er winkt mir kurz zu und geht dann ebenfalls zum Schulgebäude. Ich bleibe zurück und sehe ihm hinterher. Wenn Jörg und Pete einen Tag miteinander verbringen müssen, gibt das Mord und Totschlag. Ich seh's schon kommen! Besagter Tag ist endlich da. Die Prüfung habe ich mich Ach und Krach so eben gemeistert und meine Möbel haben auch endlich ihren festen Platz in meinem Zimmer gefunden. Jack hat mich bereits früh morgens aus dem Bett geworfen, weil er alles vorbereiten will und so ackern wir den ganzen Vormittag, putzen die Bude blitzblank, warum auch immer und richten alles zum Grillen her. Das Wetter ist leider ein mieser Spielverderber und so beginnt es um die Mittagszeit heftig zu regnen. Deprimiert stehe ich vor dem Fenster im Wohnzimmer, starre durch das dicke Glas und gucke zu, wie die Regentropfen am Fenster abprallen und daran herunterfließen. Es klingelt an der Tür und so überlasse ich Jack den Vortritt, der eilig mit Handtüchern auf dem Arm zum Eingang läuft und unsere ersten Gäste in Empfang nimmt. Von den Stimmen her, erkenne ich, dass es Loana und Selena sind, die gerade eingetroffen sind. Ich wende mich vom Fenster ab, laufe quer durch das Wohnzimmer und durch den Flur zu unseren Gästen. Die Mädchen rubbeln sich geschäftig die nassen Haare ab und grüßen mich kurz angebunden. Die Frisuren sind hin und so wie es aussieht, sind sie mitten in den Regenguss geraten. „Wir haben kalte Getränke im Kühlschrank wollt ihr was?“, frage ich sie, nur um überhaupt etwas tun zu können. „Wasser!“ „Bier!“, meint Selena. Loana sieht sie erstaunt an. „Seit wann trinkst du Bier?“, fragt sie verwundert und betont jedes einzelne Wort. „Mein Freund trinkt es, dann kann ich das ja wohl auch tun!“ „Du magst aber gar kein Bier!“, meckert Loana ungehalten. Selena verzieht ihren Mund. „Ich kann trinken was ich will!“, murrt sie. „Ach ja? In ein paar Monaten läufst du ihm wie ein Dackel hinterher und bist nicht mehr wert als eine Dienstmagd!“, hält Loana ihr vor. „Mädels! Beruhigt euch!“, versucht Jack die beiden Streithähne zu beruhigen. Verwirrt sehe ich zu ihnen. Ist irgendetwas vorgefallen? Sonst sind die beiden doch ein Herz und eine Seele? Loana wirft Selena einen gereizten Blick zu und geht schnurstracks an mir vorbei in die Küche. Stirnrunzelnd folge ich ihr. „Ist was passiert?“, frage ich sie, während Loana die Kühlschranktür öffnet und sich eine kleine Wasserflasche heraus holt. „Was soll schon passiert sein?!“, murrt sie und dreht am Verschluss der Flasche, bekommt sie nicht auf und hält sie mir entgegen. Ich nehme ihr die Wasserflasche ab und drehe ohne Probleme den Deckel ab. Ich reiche ihr beides und zucke mit den Schultern. „Ihr streitet euch doch sonst nie, also muss etwas vorgefallen sein.“ Loana trinkt einen großen Schluck und atmet anschließend tief durch. „Kaum hat sie einen Freund, werde ich zur Nebensache! Stell dir vor, wir haben vor Ewigkeiten einen Urlaub geplant, den sie jetzt mit ihrem dämlichen Freund durchziehen will! Ich komme mir nur ein klitzekleines bisschen verarscht vor!“ Loana ist am brodeln, wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Ich bleibe lieber auf Abstand und lehne mich gegen einen Küchenschrank. „Hast du ihr gesagt, dass es dich stört?“, frage ich sie. „Natürlich! Aber sie lebt in ihrer rosaroten Welt, wo es nur sie und ihren ach so tollen Freund gibt. Am liebsten würde ich ihr mal einen gehörigen Arschtritt geben!“ Geräuschvoll stellt sie die Wasserflasche auf den Tisch neben ihr und setzt sich plumpsend auf einen Stuhl. Ich setze mich zu ihr und auch wenn ihr zu gerne einen Rat geben würde, ich habe keinen für sie. Schweigend sitzen wir eine Weile am Tisch. Ab und an trinkt Loana einen Schluck Wasser. Irgendwann steht sie auf. „Ich habe mich beruhigt, denke ich.“ Ich nicke, lächele ihr zu und so gehen wir zu Selena und Jack, die im Wohnzimmer auf uns warten. Die beiden Mädchen werfen sich griesgrämige Blicke zu und sprechen kein Wort miteinander. Na, das wird bestimmt ein toller Tag... Zum Glück klingelt es an der Tür und so mache ich einen Abflug aus dem Raum des Schweigens. Ich öffne die Tür und Jörg grinst mich breit an. Er ist zwar auch am ganzen Körper durchnässt, aber wenigstens hat er gute Laune. „Hey!“, meine ich und trete einen Schritt zur Seite, um ihn eintreten zu lassen. „Da sind Handtücher!“ Ich zeige zur Kommode und Jörg schmeißt sich darauf, als wären die Handtücher gerade im Ausverkauf. Ich schließe die Tür und bleibe bei ihm. „Im Wohnzimmer herrscht dicke Luft. Die Mädels haben sich gezofft!“, warne ich ihn. Jörg zieht die Augenbrauen hoch. „Oha! Zickenkrieg?“ Ich verziehe mein Gesicht. Jörg lacht und klopft mir auf die Schulter. „Die kriegen sich bestimmt schon wieder ein!“ Muss schön sein, so ein Optimist zu sein. Jörg und ich gehen ins Wohnzimmer, wo er erst mal alle begrüßt, Jack kennt er ja noch von der Hausbesichtigung und rückt diesem sofort ordentlich auf die Pelle. Loana und Selena reden immer noch nicht miteinander. Loana starrt nun ihrerseits aus dem Fenster, hält die Arme vor dem Bauch verschränkt und hängt ihren Gedanken nach. Selena sitzt derweil auf dem Sofa und blättert in einem von Jacks Motorradmagazinen. Ich lasse mich neben ihr auf das Sofa fallen. Wirklich ein toller Tag! Ich hätte ihn ja lieber im Bett verbracht, statt mir die Launen anderer Leute antun zu müssen. Interessiert beobachte ich wie Jörg sich vorbeugt und Jack irgendetwas erzählt, worauf dieser lachen muss. Wie kleine Schulkinder sitzen sie auf dem Sofa mir gegenüber und flüstern sich geheime Sachen zu. Der Rotschimmer auf Jörgs Wangen entgeht allerdings auch mir nicht. Jack wird wohl kaum anbeißen, da er auf Frauen steht. Seufzend schaue ich zu Selena die angestrengt auf das Magazin guckt und einen Artikel über ein neues Motorrad liest. Man kann sich das Leben auch schwer machen. Sie sollte sich lieber wieder mit Loana vertragen. Damit täten die beiden uns allen einen Gefallen. Mein Blick fällt auf die Uhr. Die Zeit vergeht leider auch nur schleppend und es regnet immer noch. Ächzend erhebe ich mich vom Sofa und geselle mich zu Loana, die mir einen kurzen Blick zuwirft, ehe sie wieder aus dem Fenster schaut. „Ob das noch was wird heute?“ Loana zuckt mit den Schultern. „Vielleicht hört es zum Nachmittag auf? Wir können das Essen zur Not auch im Herd grillen.“, meint sie. „Aber so ein Barbecue im Haus ist einfach nicht dasselbe wie draußen...“, jammere ich. Loana lächelt kaum merklich und lehnt sich mit der Schulter gegen das Fenster. „Dann grillen wir eben nächstes Wochenende draußen, irgendwann muss ja mal wieder die Sonne scheinen!“ „Hoffentlich!“, murre ich und wende mich ab. „Ich hole mir was zu trinken.“ Ich verlasse das Wohnzimmer und gehe in die Küche. Jack lehnt am Fenstersims und sieht mich an, als er mich erblickt. Ein Grinsen kann ich mir dann doch nicht mehr verkneifen. „Was ist so lustig, du Breitmaulfrosch?“, fragt er und legt den Kopf fragend schief. „Jörg scheint dich zu mögen, du Hecht!“, kontere ich keck. Jack lächelt wehleidig. „Ja, er lässt mich kaum in Ruhe. Er scheint einen Narren an mir gefressen zu haben.“ „Ist doch irgendwie süß.“ Grinsend gehe ich zum Kühlschrank und hole mir eine Cola heraus. Jack gibt mir einen Tritt gegen mein Schienbein. „Was willst du andeuten?“, fragt er mich und nimmt mich kurz darauf in den Schwitzkasten. Lachend versuche ich mich zu befreien und die Cola nicht auf dem ganzen Boden zu verteilen. „Gar nichts! Ehrlich!“, erwidere ich kichernd. „Wo steckt er eigentlich?“ „Im Badezimmer.“ Ich lehne mich gegen Jack, der mich immer noch nicht loslässt und gucke verschmitzt zu ihm auf. „Bestimmt probiert er jetzt all deine Sachen aus und klaut deine Zahnbürste!“, necke ich ihn. Jack verzieht sein Gesicht und versucht mir auf den Fuß zu treten. „Du kleiner Wicht!“ „Was macht ihr da?“, fragt Loana belustigt und sieht vom Flur zu uns. Jack und ich schauen synchron zu ihr. „Gar nichts!“ „Ach so?“, meint sie und kommt näher. „Wollen wir schon essen? So langsam könnte ich was vertragen.“ Jack nickt. „Ja, gute Idee. Auf das Wetter können wir keine Rücksicht nehmen. Wer weiß wie lange der Regen noch anhält?“, meint er, lässt von mir ab und stellt den Herd ein, damit er sich aufheizt. „Wollen wir einen Film gucken?“, frage ich Loana. „Auf jeden Fall! Viel wird ja heute wohl nicht mehr passieren.“ Sie geht voraus und gerade als ich dem Mädchen folgen will, hält Jack mich am Arm zurück. „Was ist mit Peter? Kommt er heute noch?“ Ich zucke mit den Schultern. „Eigentlich schon. Keine Ahnung was ihn aufhält. Ich schicke ihm gleich eine SMS. Soll ich dir noch helfen?“ „Nein, geht schon. Ich schnappe mir gleich deinen Freund, der hängt eh wie eine Klette an mir, dann kann er sich auch nützlich machen.“ Jack grinst frech und kopfschüttelnd boxe ich ihm in den Magen. „Ja ja, spann du nur unsere Gäste ein!“ Jack streckt mir die Zunge heraus und holt unser Essen aus dem Kühlschrank, das wir morgens schon vorbeireitet und in Folie eingelegt haben. Ich gehe zu den Mädchen ins Wohnzimmer zurück und steuere den Schrank an, in dem all unsere DVDs lagern, die wir einfach zusammen geschmissen haben. Mein und dein hat es von Anfang an nicht bei uns gegeben. Gemächlich durchstöbere ich die Auswahl und greife nach einem Film. „Was haltet ihr von Prestige – Die Meister der Magie?“, frage ich in die Runde. „Magie? Ich weiß nicht...“, murrt Selena gelangweilt und zieht eine Schnute. „Worum geht es in der Handlung?“, fragt Loana neugierig und kommt zu mir, nimmt die DVD und schaut sich interessiert das Cover an. „Der Film spielt im London des 19. Jahrhunderts. Zwei angehende Zauberkünstler lernen einen älteren Mann kennen, der ihnen Tricks zeigt, wie sie das Publikum mit neuen Zaubertricks erstaunen können. Das geht immer so weiter, es gibt immer waghalsigere Tricks und die beiden schrecken echt vor nichts zurück. Zum Ende hin wird es erst richtig genial, als...“, erzähle ich munter und ehe ich ausholen kann, hält Loana mir ihre Hand auf den Mund. „Ist ja gut! Wir gucken ihn, du wandelnder Spoiler!“, meint sie belustigt. „Ihr werdet es nicht bereuen!“, meine ich begeistert, nehme ihr die DVD aus der Hand und lege den Film ein. „Braucht dein Frauchen Hilfe beim Grillen?“, fragt Selena vom Sofa aus. „Nein, geht schon. Sie hat ihren Lover, der ihr zur Hand geht.“ Wir setzen uns auf das Sofa. Ich in der Mitte, weil die Mädchen wohl beschlossen haben, heute nicht mehr miteinander zu reden. Ich greife in meine Hosentasche und ziehe mein Handy heraus, während Selena den Film startet. „Peter?“, fragt Loana neugierig, lehnt sich an meine Schulter und guckt aufs Display. „Ja, er lässt heute auf sich warten. Ich will nur wissen, ob er heute überhaupt noch mal vorbeikommt.“ „Ihr beide seid echt unromantisch. Ihr hängt nicht pausenlos zusammen und ein richtiges Date hattet ihr auch noch nicht!“ Selena sieht mich enttäuscht an. „Kann ja nicht jeder so sein wie du!“, schimpft Loana drauf los. Seufzend tippe ich auf meinem Handy herum. Jetzt geht die Leier wieder los... Ich schicke die Nachricht an Pete ab und hoffe, er schreibt gleich zurück oder steht plötzlich vor der Haustür, damit ich meine Zeit mit ihm verbringen kann und nicht mit den beiden Ziegen an meiner Seite. „Das ist doch keine richtige Beziehung, die die beiden führen!“, murrt Selena. „Ach ja? Wer führt schon die perfekte Beziehung?! Man muss nicht dauernd ein Date haben, nur um sich zu beweisen, dass man zusammen ist! Die beiden machen das eben auf ihre Art! Misch dich da nicht ein!“, schimpft Loana und beugt sich vor. Ich drücke mich im Sofa gegen die Rückenlehne und sehe zu den beiden Mädchen. Irgendwie stecke ich gerade in der Klemme... „Das musst du ja gerade sagen! Du hattest noch nie einen Freund!“ „Immerhin bin ich kein Flittchen, das jedem Kerl hinterherrennt!“, kontert Loana wütend. „Du bezeichnest mich als Flittchen? Du hast doch Peter geküsst!“, kreischt Selena und erhebt sich ruckartig vom Sofa. Loana läuft rot an, steht auf und steht nun ebenfalls auf. „Wegen einem Kuss bezeichnest du mich als Flittchen? Gott! Ich hoffe, dein blöder Freunde betrügt dich mit einer anderen!“ „Wie kannst du es wagen...?!“ Empört schubst Selena Loana, die zu Boden fällt und sich sofort aufrafft, nur um auf Selena loszugehen. „Du blöde Kuh!“, brüllt sie gereizt und zerrt an Selenas Haaren. Hastig stehe ich auf und versuche die beiden Hyänen auseinander zu bringen. Jack und Jörg kommen ins Wohnzimmer gerannt und helfen mir, weil ich kläglich daran scheitere. Jeder schnappt sich eines der Mädchen und zieht sie voneinander weg. Jörg zerrt Loana mit sich in den Flur und kurz darauf höre ich wie sich eine Zimmertür schließt. „Diese blöde Furie!“, schreit Selena laut durch den Raum und richtet ihre Frisur. „Beruhige dich!“, meint Jack eindringlich und drückt sie zurück auf das Sofa. Eingeschnappt zieht sie einen Schmollmund und kramt aus ihrer Hose ihr Handy hervor. Wahrscheinlich muss sie es erst mal ihrem Freund schreiben, vermute ich. Ich gehe in den Flur und klappere die Zimmer ab. Aus meinem vernehme ich ein leises Weinen und höre wie Jörg auf Loana einspricht. Leise öffne ich die Tür und werfe einen Blick hinein. Die beiden sitzen auf meinem Bett. Loana hat die Beine angezogen und hält sie mit ihren Armen umklammert. Den Kopf hat sie gesenkt und ihre blonden Locken versperren mir die Sicht auf ihr Gesicht. Jörg bemerkt mich und kommt zu mir. Ich lasse ihn aus dem Zimmer treten und gehe selber hinein, schließe die Tür hinter mir und setze mich zu Loana aufs Bett. Seufzend ziehe ich sie an mich und streiche ihr beruhigend über den Rücken. Loana umarmt mich und versteckt ihr verheultes Gesicht an meinem Hals, während ihre Tränen langsam über ihre Wangen fließen. „Was meinte Selena eben, dass du Pete geküsst hast?“, frage ich sie, weil es mich doch sehr beschäftigt. Loana zieht sich zurück, setzt sich im Schneidersitz hin und reibt ihre Tränen mit dem Handrücken aus den Augen, was irgendwie niedlich aussieht. Sie holt tief Luft und zuckt mit den Schultern. „Es war nur ein harmloser Kuss, mehr nicht. Das war bevor ihr zusammen gekommen seid.“ „Pete hat mir gar nichts davon erzählt?“, murmle ich verwundert. „Ich habe ihm ja auch gesagt, er soll es für sich behalten. Er hatte damals schon Gefühle für dich. Es ist einfach passiert und hat auch nichts zu bedeuten. Wir waren nur beide neugierig, weiter nichts.“ Loana schaut mir in die Augen. „Ich finde es schön, dass ihr zusammen seid, egal was Selena sagt. Es ist eure Sache, wie ihr eure Beziehung führt!“ Ich nicke langsam. „Hast du Gefühle für Pete?“, frage ich sie angespannt. Loana schüttelt den Kopf. „Früher vielleicht mal, aber als er mir erzählt hat, dass er Männer mag, habe ich ihn mir aus dem Kopf geschlagen und danach gab es sowieso nur noch dich in seinen Augen.“ Sie lächelt und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ich lächele kurz, ehe ich kellertief seufze. „Heute ist echt ein blöder Tag. Kann es noch schlimmer kommen?“ „Ich hoffe nicht...“, murmelt Loana. Wir lachen und ich streiche mit der Hand über ihre Wange. „Ihr solltet euch nicht wegen so einem Blödsinn streiten. Das ist es echt nicht wert, wenn eure Freundschaft darunter leidet.“ Loana verzieht ihren Mund. „Frisch verliebte sind die Pest!“ Lachend kneife ich ihr in die Wange. „Pass auf was du sagst, Loana!“ „War der Kuss wenigstens schön?“, frage ich sie. Loana seufzt und klimpert mit den Wangen. „Wundervoll!“, schwärmt sie theatralisch. Lachend kugeln wir uns auf dem Bett. „Glaubst du, ich finde auch irgendwann einen Freund?“, fragt sie mich nachdenklich. „Ich bin viel zu ernst und nachdenklich...“ Ich schüttele heftig den Kopf. „Du bist blond! Männer stehen auf blonde Frauen und deine Brüste sind echt geil!“ Empört schnappt Loana nach Luft, greift nach meinem Kopfkissen und vermöbelt mich damit, während ich lachend die Flucht antrete. Ich komme gerade im Flur an, als es an der Tür klingelt. Loanas Kissen trifft mich im Rücken und fällt zu Boden. Ich laufe zur Tür und öffne sie freudestrahlend. Das Lächeln gefriert jedoch schnell in meinem Gesicht. „Pete?“, frage ich entsetzt. Schnaufend steht er im Hausflur und schaut mich mit geröteten Wangen erschöpft an. Er ist mit Sack und Pack hier angetanzt. Lauter Taschen und Tüten stehen im Flur, er selbst ist mit einem ziemlich schwerem Rucksack beladen und wird wahrscheinlich bald unter der Last zusammenbrechen. „Ich ziehe bei dir ein!“, meint er ohne mit der Wimper zu zucken. „Was? Ist was passiert?“, frage ich ihn verwirrt und starre auf meinen Freund, der ziemlich wütend drein blickt. Kapitel 9: … beim Kuscheln das Handy auszuschalten -------------------------------------------------- Abwartend sehen fünf Augenpaare auf Pete, der auf dem Sofa sitzt und vergessen ist der Streit, den die Mädchen kurz zuvor ausgefechtet haben. „Also, wieso bist du abgehauen?“, frage ich Pete, der noch immer verstimmt dreinblickt. „Ich stehe auf Männer!“, murrt er. „Ist das Grund genug?!“, fügt er pampig hinzu. „Sag nicht, du hast dich geoutet?“, frage ich ihn erstaunt. Das habe ja noch nicht mal ich getan. Wozu auch? Ich meine, meine Eltern würde es herzlich wenig interessieren, genauso wie sie alles andere nicht interessiert was mich betrifft. Pete schüttelt den Kopf. „Nein, aber die werfen mich eh raus, wenn sie es wissen, also ziehe ich vorsorglich schon mal bei dir ein!“, erklärt er. Nicht ohne einen kurzen Blick auf Jörg zu werfen. Ich merke es und ziehe die Augenbrauen hoch. Geht es wirklich nur um seine sexuelle Orientierung und die Angst, dass seine Eltern ihn nicht akzeptieren so wie er ist oder will Pete mich im Auge behalten? „Du kannst hier nicht einfach einziehen, Pete! Es ist immer noch Jacks Wohnung und wer weiß, vielleicht nehmen deine Eltern es gelassener auf als du jetzt denkst?“, rede ich auf ihn ein. „Ganz bestimmt nicht!“, meint er störrisch. „Willst du mich etwa nicht hier haben?“ „So meine ich das doch gar nicht! Ich finde nur du reagierst ein bisschen übertrieben!“, murre ich. Pete sieht mich finster an. „Ich übertreibe also?“ Zustimmend nicke ich. „Du machst aus einer Fliege einen Elefanten! Sprich erst mal mit deinen Eltern, bevor du einfach so hier einziehst!“ Pete sieht aus, als würde er mich steinigen wollen. Griesgrämig wendet er den Blick ab und schaut aus dem Fenster. Ganz toll, jetzt bin ich wieder das Arschloch vom Dienst. Ich bin der Freund, also muss ich zu ihm stehen. Den Gefallen kann ich ihm aber nicht tun. Ich finde seine Idee nun mal überhastet. Gut, wenn er mit seinen Eltern gesprochen hat, dann kann er immer noch zu mir kommen, aber so finde ich es irgendwie sinnlos. „Rede mit deinen Eltern, Pete!“, rede ich auf ihn ein. Pete scheint es sich zu Aufgabe gemacht zu haben, mich von nun an zu ignorieren. „Komm schon, Pete! Sei nicht so kindisch!“ Oho~ jetzt habe ich aber was angestellt! Er dreht den Kopf zu mir herum und steht abrupt auf. „Hast du heute noch mehr an mir auszusetzen?!“, brüllt er mich wütend an. „Hey, so war das doch nicht gemeint!“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Pete, wenn du willst, kannst du gerne eine Weile hierbleiben!“, mischt sich Jack ein. Was habe ich denn jetzt schon wieder verpasst? Wieso sticht Jack mir einen Dolch in den Rücken? „Er kann doch nicht einfach hier einziehen?!“, erwidere ich empört. „Wieso? Passt es dir nicht, dass ich hier bin? Willst du lieber mit Jörg allein sein?“, entfährt es Pete angepisst. Wütend läuft er aus dem Wohnzimmer. Aus dem Flur höre ich wie er mit dem Gepäck herumhantiert. „Ewan...“, meint Loana und zieht meinen Namen qualvoll in die Länge. Sie ist kurz davor zu explodieren. „I-ich mache ja schon!“, erwidere ich hastig, stehe vom Sofa auf und renne Pete hinterher, der bereits die Tür geöffnet hat und mit Sack und Pack wieder abhauen will. Ich greife nach seinem Arm und halte ihn fest. Pete stemmt sich mürrisch dagegen und sieht mich gereizt an. Würde ich jetzt loslassen, würde er wohl den Boden küssen. „Du kannst bleiben!“ „Ach! Auf einmal oder wie?!“, antwortet er und zerrt an seinem Arm, den ich jedoch nicht loslasse. „Ja, auf einmal! Lass uns in Ruhe darüber reden! Ich will mich nicht mit dir streiten. Davon habe ich heute echt genug. Hast du deinen Eltern wenigstens gesagt wo du bist?“ Pete lässt die Schultern hängen. Der Träger seines Rucksacks rutscht herunter und so lasse ich seinen Arm los und greife danach, um ihm die Tasche vom Rücken zu nehmen. „Dann ruf sie an und sag, dass du ein paar Tage bei mir bleibst. Kurzurlaub oder so was.“ Pete knabbert auf seiner Unterlippe. „Und du willst mich wirklich hier haben? Bin ich dir nicht im Weg mit deinem neuen Freund?“, fragt er und klingt doch sehr eifersüchtig. Ich grinse. Keine Ahnung wieso es mich freut, dass es ihn stört. Einfach deshalb, weil ich so spüre, dass ich ihm wichtig bin? „Wieso glaubst du, dass da was zwischen uns läuft?“, frage ich Pete. Er grummelt leise etwas, was ich nicht verstehe. „Pete?“, frage ich ihn und trete näher auf ihn zu. „Momentan seid ihr öfter zusammen als wir beide...“, gibt er schmollend zu. „Vertraust du mir?“, frage ich ihn unbeeindruckt. Pete sieht zu mir auf. „Pete, vertraust du mir?“ Er presst seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schluckt. Gerade als er den Blick senkt, greife ich grob nach seinem Kinn und ziehe sein Gesicht zu mir hoch. „Zur Liebe gehört auch Vertrauen. Nur weil Jörg und ich uns gut verstehen, heißt das nicht, dass ich gleich mit ihm in die Kiste springe! Ich habe schon eine halbe Ewigkeit gebraucht, um mir einzugestehen, dass ich dich mag und es hat auch lange gedauert, bis ich Sex mit dir wollte. Denkst du wirklich, da lasse ich mich so schnell auf einen dahergelaufenen Jungen ein? Wenn ich dir schon vertraue, tu mir den Gefallen und erwidere es! Unterstelle mir nicht noch einmal Dinge, von denen du nicht weißt, dass sie wirklich passiert sind. Mit wilden Vermutungen kommen wir hier nicht weiter, okay?“ Pete nickt und sieht aus wie ein geschlagener Hund. Ich ziehe ihn in meine Arme und drücke ihn fest an mich. „Ein bisschen Eifersucht ist okay, aber es sollte nicht ausarten. Ich will nicht, dass du mir lauter Dinge in die Schuhe schiebst und unsere Beziehung darunter leidet und ich denke, dass willst du auch nicht oder?“ Pete schüttelt heftig den Kopf und vergräbt sein Gesicht an meinem Shirt. Ich kraule seine Haare und schließe mit der anderen Hand die Tür, nachdem ich etwas ungelenk einige der Taschen mit dem Fuß zurück in den Flur geschoben habe. „Ruf deine Eltern an und dann essen wir erst mal was, sonst gehe ich hier noch ein!“, meine ich lachend und küsse Pete auf die Wange. „Und zum Dessert will ich heute Nacht dich haben!“ Pete errötet unweigerlich und schiebt sich seine Brille zurecht. „Mal sehen...“, meint er und nimmt sein Handy aus der Hosentasche. Er verschwindet in meinem Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Kurz darauf sitzen wir alle zusammen im Wohnzimmer und schlemmen bis zum geht nicht mehr. Jack und ich haben in der Hinsicht morgens zumindest genug vorbereitet. Die leeren Mägen werden mit Maiskolben, Spießen und verschiedenen Fleischsorten, Kartoffelsalat und anderen Köstlichkeiten gefüllt und dass es immer noch am regnen ist stört niemanden. Nebenbei gucken wir Prestige und irgendwann liegen wir alle völlig gesättigt und überfressen irgendwo auf Halbmast und machen Siesta. Pete und ich haben uns natürlich für die Zeit in mein Zimmer verzogen. Selena hat das Sofa beschlagnahmt, Loana ist einfach im Schaukelstuhl eingepennt und was Jack und Jörg so treiben, will ich lieber nicht wissen. Bestimmt hat Jack sein ergebenes Hündchen zum Geschirr spülen verdonnert oder so. Der Kerl ist und bleibt ein Sadist! Pete klebt regelrecht an mir, die Klamotten liegen längst auf dem Boden verstreut und genüsslich knabbere ich an der Haut meines Desserts. Petes Hände streichen über meinen Rücken, während unsere Körper sich aneinander reiben und meine Hand uns beide verwöhnt. Unsere Lippen finden sich zu einem Kuss und dass Pete mir seine Finger in den Arsch steckt und mich fingert, stört mich auch nicht mehr. Irgendwie turnt es mich auch ein wenig an. Stöhnend massiere ich seine Zunge mit meiner und berausche mich an den Gefühlen der Lust, die auf mich einströmen. Ich zögere den Moment so lange hinaus, bis wir beiden unseren Höhepunkt erlangen und schließlich ermattet, aber zufrieden im Bett liegen. Ich küsse Petes Schulter und ziehe die Bettdecke über unsere verschwitzten Leiber. Viel Schlaf bekommen wir aber nicht mehr, denn irgendwann kehren wieder Geräusche im Haus ein. Ich höre den Wasserkocher in der Küche, laute Unterhaltungen aus dem Wohnzimmer und den Fernseher. Mürrisch ziehe ich mir grummelnd die Bettdecke über den Kopf. Als ich die Augen öffne, sitzt Pete im Bett und liest ein Buch. „Bist du schon länger wach?“, frage ich ihn verschlafen. Pete guckt zu mir und nickt. „Ich hatte noch keine Lust zu den anderen zu gehen.“ Mit dem Arm umschlinge ich seine Hüfte und kuschele mich näher an ihn heran. Pete wuschelt mir durch die Haare und grinsend verteile ich Küsse auf seiner nackten Haut. „Ist irgendwie doch gar nicht so übel, wenn du hier bist...“, murmele ich und sehe zu ihm auf. Pete lacht und legt sein Buch zur Seite. „Was liest du da?“, frage ich und verrenke mich halb, nur weil ich zu faul bin, den richtigen Arm zu benutzen. Zum Glück klemme ich mir bei der Aktion keinen Nerv ein. Auf dem Cover sind zwei Männer eng umschlungen. Sie tragen schwarze Lederkleidung. „Ist das so ein Sadomaso Buch?“, frage ich ihn entsetzt und sehe zu Pete auf. „So was liest du?“ Pete zuckt die Schultern. „Ich habe es im Internet gekauft, war nicht sehr teuer. Ist ein bisschen zu heftig für meinen Geschmack, aber nicht schlecht.“ „Wenn du mir den Arsch mit einer Peitsche versohlst, kette ich dich mit allen Vieren ans Bett und mache schlimme Sachen mit dir!“, drohe ich Pete, der mich breit angrinst. „Und wenn mir das gefällt?“, erwidert er frech. „Dann gibt’s Sexentzug für dich!“ Pete zieht einen Schmollmund. „Dann hole ich nächstes Mal einen Sexratgeber mit lauter verrückten Stellungen, die wir ausprobieren können!“ Lachend ziehe ich Pete auf mich. „Das klingt schon besser!“ Wir küssen uns und noch ehe wir wieder scharf aufeinander werden, klopft es und jemand öffnet die Tür. Jack steckt seinen Kopf in den Raum und hält sich die Hand vor die Augen. „Pennt ihr noch?“, fragt er gut gelaunt. „Du kannst die Hand runternehmen. Wir machen nichts unanständiges, zumindest nicht jetzt!“, erwidere ich lachend. Jack lässt die Hand sinken und atmet theatralisch aus. „Puh~ und ich dachte schon, ihr macht Schweinkram!“ „Das heben wir uns für heute Nacht auf!“, meint Pete keck. „Bitte, bitte! Verschont mich damit! Ich muss mir wohl noch Ohrstöpsel besorgen!“ Jack setzt sich zu uns aufs Bett und greift nach dem Buch. „Oha! Ich hoffe, ihr macht nicht so was?“, meint er mit großen Augen, nachdem er den Inhalt auf der Rückseite gelesen hat. „Doch, das hatten wir im Sinn und du musst herhalten!“, erwidere ich todernst. Jack lacht und legt das Buch wieder beiseite. „Nein, danke. Ich stehe nicht so auf Schmerzen!“ Er schüttelt den Kopf und sieht dann zu Pete. „Bei euch ist alles wieder gut soweit?“, fragt er in die Runde. Pete und ich sehen uns an, ehe wir heftig mit den Köpfen nicken. „Brav!“, lobt Jack uns. „Du kannst echt gern ein paar Tage bleiben, Peter. Das stört mich nicht im Geringsten!“ Pete lächelt. „Hey, mach ihm keine schönen Augen!“, murre ich schmollend und zwicke ihm in den Arm. Pete brummelt und sieht mich an. „Ich mache doch gar nichts!“ „Wenn du jemanden mit den Augen verschlingen musst, mach es bei mir!“, murre ich und strecke ihm die Zunge heraus. „Vielleicht überlege ich es mir noch mal mit der Peitsche?“, kontert Pete. „Na ja, jedenfalls wollen die anderen jetzt gehen. Wollte ich euch nur kurz sagen. Jack erhebt sich vom Bett und verlässt das Zimmer. Pete und ich stehen ebenfalls auf und ziehen uns hastig etwas über, um uns von den anderen zu verabschieden. „Meinst du, ihr vertragt euch wieder?“, frage ich Loana. Sie verzieht ihren Mund und zuckt mit den Schultern. „Wahrscheinlich. Wir können nicht lange wütend aufeinander sein.“ Loana zwinkert mir zu und zieht sich ihre Schuhe an. Ich verabschiede mich von Selena und Jörg. „Na, will ich wissen, was du und Jack noch so getrieben habt?“, frage ich ihn grinsend. Jörg boxt mir in die Schulter. „Als ob großartig was passiert wäre!“ „Bis dann!“ Die drei verlassen die Wohnung und so schleppen ich, Pete und Jack die ganzen Taschen in mein Zimmer. Okay, der Raum war vorher schon nicht allzu groß, jetzt mit dem ganzen Gepäck sieht es noch unruhiger und wesentlich kleiner aus. Wir verdrücken uns ins Wohnzimmer und lassen den Abend mit Stullen, kalten Getränken und den Nachrichten im Fernsehen ausklingen. „Was schreibst du da?“, fragt Pete und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. „Hm? Nichts besonderes, nur eine SMS an Jörg.“ Petes grummeln ist nicht zu überhören. Er lugt mir immer noch über die Schulter auf mein Handy, also drehe ich mich weiter von ihm weg. „Worüber schreibt ihr?“, will Pete wissen und ich weiß, dass er immer noch extrem eifersüchtig ist. „Was meinst du?“, frage ich ihn abwesend. „Worüber schreibt ihr miteinander?“ Seine Stimme klingt schon ein wenig ungeduldig. „Nichts dolles. Ist nur wegen dem Nachhilfeunterricht. Was wir halt als nächstes durchnehmen und was im Unterricht dran kommt.“, erkläre ich. „Könnt ihr das nicht in der Schule klären?“, murmelt Pete leise. „Ich bin ja gleich fertig!“, murre ich. „Mach doch, was du willst!“, keift Pete und lässt von mir ab. Seufzend drehe ich mich ihm zu. „Welche Laus ist dir jetzt wieder über die Leber gelaufen?“ „Du!“, murrt Pete und versteckt sein Gesicht im Kissen. Er zieht sich die Decke über den Körper, so dass nur noch seine blonden Haare zu sehen sind. „Ich habe dir gesagt, dass wir nur was besprechen, mehr nicht!“, erzähle ich ihm genervt. „Dann mach doch weiter! Lass dich nicht von mir stören!“, höre ich undeutlich aus dem Kissen heraus. „Pete... Piti... Pitey... Pi?“, flüstere ich ihm neckend ins Ohr. „Lass das!“ „Was stört dich jetzt schon wieder?“, will ich wissen. Heute geht ihm ja scheinbar ziemlich viel auf die Nerven. Pete erhebt sein Gesicht aus dem zerknautschten Kissen. „Es ist nachts! Wir beide sind allein und nichts passiert!“, meckert er. „Ich dachte, wir könnten wenigstens mal kuscheln, aber nein, du musst ja unbedingt mit Jörg simsen!“ Er knallt den Kopf zurück ins Kissen und schmollt weiter. Ich werfe einen Blick auf mein Handy und verziehe meinen Mund. Eine neue Nachricht von Jörg. Seufzend schalte ich das Handy aus und lege es auf dem Nachttisch ab. „Sorry, Pete!“, murmele ich und ziehe ihm die Bettdecke bis zum Rücken herunter. Ich küsse seine Schulter und streichele mit der rechten Hand über seinen schmalen Rücken. Pete dreht sein Gesicht seitlich und guckt zu mir auf. „Bist du fertig?“, fragt er, woraufhin ich nicke und ihm zu Leibe rücke. Ich schmiege mich an Petes Körper und klammere mich mit Armen und Beinen an ihn. „Ewan, was wird das, wenn es fertig ist?“, fragt Pete belustigt und lässt es sich gefallen. „Keine Ahnung... Ich sags dir, wenn ich es weiß!“ Grinsend schiebt und dreht er sich in meine Richtung, so dass unsere Gesichter nur noch Zentimeter voneinander trennen. Petes Finger streichen langsam über meinen Hals. Er beugt sich vor, überbrückt die letzten Zentimeter und küsst mich fordernd. Ohne meine Lippen von seinen zu trennen, drehe ich Pete auf den Rücken, lasse mich gleich mitziehen und komme auf seinem Körper zum liegen. Etwas ungelenk befreien wir uns von unseren Klamotten und so landen T-Shirts und Shorts auf dem Boden. Da ich Vorsorge getroffen habe, brauche ich nur die oberste Schublade des Nachttisches zu öffnen, um mir ein Kondom und Gleitgel zu nehmen. „Was machen wir, wenn Jack uns hört?“, fragt Pete grinsend. Ich lächele und zucke mit den Schultern. „Er wird wohl kaum reinkommen und uns unterbrechen oder?“ Gierig erforschen wir unsere Körper, lassen keinen Millimeter aus und wenn ich mir vorstelle, dass jetzt öfter zu kriegen, zumindest solange Pete hier ist, finde ich das gar nicht mal so übel. Es ist früh am Morgen und wenn man dann eine Hand ins Gesicht geklatscht bekommt, ist das nicht gerade eine angenehme Art aufzuwachen. Ohnehin war die Nacht recht kurz, weil Pete für gewöhnlich einen ziemlich unruhigen Schlaf hat. So nackt wie er neben mir liegt, kann ich es ihm aber verzeihen. Müde setze ich mich im Bett auf, reibe mir kurz über die Augen und ziehe die Vorhänge ein wenig zur Seite. Draußen herrscht immer noch so eine düstere Stimmung. Der Regen von gestern ist immer noch zu sehen und die dicken grauen Wolken lassen darauf schließen, dass der Tag heute auch nicht besser wird. „Ob es noch ein Gewitter geben wird?“, murmele ich leise. Pete regt sich neben mir, dreht sich auf die Seite und schläft weiter. Ich schäle mich aus der Bettdecke und setze mich auf die Bettkante. Auf dem Boden zwischen all den anderen Klamotten angele ich nach meiner Boxershorts, ziehe sie mir über und verlasse das Zimmer. Schon im Flur kann ich den angenehmen Kaffeegeruch wahrnehmen, ignoriere ihn jedoch vorerst und verschwinde im Badezimmer. Nach der Dusche fühle ich mich fast schon wie ein neuer Mensch, irgendwie lebendig. Ich lehne mich gegen den Türrahmen und beobachte wie Jack den Kaffee aufgießt. Eine Zimmertür öffnet sich und dann kommt mir Pete entgegen geschlurft. Er sieht aus wie ein Zombie. „Morgen!“, grüße ich ihn grinsend. Pete fällt schlapp gegen mich und bleibt so stehen. „Schläfst du schon wieder?“, frage ich ihn amüsiert. Er gibt nur ein brummen von sich. Jack hält mir eine Tasse entgegen. „Pete, willst du auch einen Kaffee? Du siehst aus, als könntest du einen gebrauchen!“ Wieder nur ein grummelnder Laut aus Petes Mund. „Meine Güte, Ewan! Was hast du nur mit ihm gemacht?“, fragt Jack mich kopfschüttelnd, kann sich das breite Grinsen aber nicht verkneifen. „Das wüsstest du wohl gerne!“, kontere ich frech. Pete löst sich aus meiner Umarmung und verschwindet träge im Badezimmer. „Normalerweise bist du es doch, der halbtot aus seinem Zimmer kommt!“, erwidert Jack und schiebt sich ein Aufbackbrötchen in den Mund. Wir sind alle keine großen Frühstücker morgens. Uns reicht Kaffee und irgendwas kleines, was man sich mal so eben in den Mund schieben kann, wenn dann doch der Hunger da ist. Ich kenne es auch nicht anders. Mit meinen Eltern habe ich lediglich als Kind zusammen gefrühstückt. Da beide Arbeiten mussten, hat auch das irgendwann ein Ende gefunden. Ab einem bestimmten Punkt macht man sich darum keine Gedanken mehr, man lebt sein Leben eben so, dass man trotzdem über die Runden kommt und etwas in den Magen kriegt. „Machts Spaß mir beim Essen zuzusehen?“, fragt Jack ungerührt. Ich zucke zusammen und verschütte beinahe meinen Kaffee. „Nee, war nur in Gedanken!“, erwidere ich. Wir trotten ins Wohnzimmer. Ich setze mich auf das Sofa und schalte den Fernseher ein. Was soll man auch an einem regnerischen Sonntag großartig machen? „Bauen wir nachher die Konsole auf?“, fragt Jack. „Ja, zocken ist besser als gammeln!“ Während wir die Morgennachrichten gucken, die denselben Mist wie gestern zeigen, taucht Pete wieder auf. Etwas munterer, aber immer noch verschlafen. Er pflanzt sich neben mir aufs Sofa und sofort muss meine Schulter als Kissen herhalten. Ein Blick in Petes Gesicht sagt mir, dass er gleich wieder schläft. Ich drücke ihm die Kaffeetasse in die Hand, die Jack vorsorglich mitgenommen hat. Es dauert eine ganze Weile, bis wir alle zum Leben erwachen und den Sonntag gemächlich verstreichen lassen. Dieses Wochenende ist nicht mal Jacks Freundin aufgetaucht. Wir haben überhaupt nicht darüber geredet. Ob etwas vorgefallen ist? Ich schaue zu ihm, aber Jack ist voll und ganz in die Nachrichten versunken. Nachdenklich betrachte ich ihn. Vielleicht haben sie sich ja auch getrennt? Möglicherweise ist die Beziehung doch nicht so das Wahre gewesen? Wirklich herrlich, kaum ist eine Beziehung wieder einigermaßen im Lot, geht die nächste in Brüche. Mal ganz abgesehen von Loanas und Selenas Freundschaft. Ich kann nur hoffen, dass die beiden das noch irgendwie auf die Reihe kriegen. Noch so ein Wochenende und ich bin reif für die Klapse! Kapitel 10: … wie eine zarte Blume ---------------------------------- „Ewan, komm her und mach hier sauber!“ Genervt sehe ich zu meinem Chef, der mich heute schon den ganzen Tag lang durch den Laden scheucht. Mach dies, mach das und wenn das nicht gemacht worden ist, setzt es was! Was stimmt nur nicht mit diesem Kerl? Seit ich hier arbeite, bin ich Laufbursche, darf an der Kasse die Kunden bedienen und den Salon säubern. Eine ruhige Minute? Auf gar keinen Fall! Mürrisch greife ich nach dem Besen und gehe zu dem Platz, den die Kundin mit ihrer neuen Frisur gerade verlässt und fege die Haare zusammen. Eigentlich kann ich froh sein, dass ich neben der Schule noch einen Job gefunden habe, auch wenn er mich nicht glücklich macht. So komme ich wenigstens zu ein wenig zusätzlichem Geld. Mein Handy vibriert. Ich lasse den Blick durch das Geschäft schweifen und beobachte meinen Chef, der an der Kasse steht und eine Kundin berät. Ich hole mein Handy aus der Hosentasche und öffne die SMS. Von Jörg, wie sollte es auch anders sein. Pete bevorzugt da doch eher die traditionelle Methode und spricht lieber von Angesicht zu Angesicht. Ich grinse und schüttele den Kopf. Der Kerl hat wirklich die Ruhe weg. Neuerdings schreiben wir auch über alltägliches und nicht nur über den Schulkram, was mir ehrlich gesagt ganz gut in den Kram passt. Heimlich schreibe ich ihm zurück und gehe wieder meiner Arbeit nach. „Ewan, was soll das werden?“, fragt Jack mich kopfschüttelnd und hämmert den nächsten Nagel ins Holz. Mein neuer Kleiderschrank ist da. Der Aufbau ist eine einzige Katastrophe. „Vielleicht hätten wir doch so ein Ikeateil kaufen sollen?“, murmele ich und blättere verwirrt durch die Anleitung. „Wieso hat dieser Schrank so viele Bretter?!“, meckere ich. Jack reißt mir das dünne Heft aus der Hand und seufzt genervt. „Das Brett gehört auf die andere Seite!“ Ich lasse den Kopf hängen und lasse mich nach hinten gegen mein Bett fallen. „Wir hätten es lieber gleich von den Jungs aufbauen lassen sollen, als sie es angeboten haben!“ „Jammer nicht rum! Wir kriegen das schon irgendwie gebacken!“, meint Jack und holt die Nägel wieder heraus. „Kommt Jörg heute?“, fragt Jack mich neugierig, als ich wieder einen Blick auf mein Handy werfe. „Ja, heute Abend. Nächste Woche schreibe ich wieder eine Arbeit!“, erzähle ich und mustere Jack eingehend. „Was ist das eigentlich mit euch beiden? Hast du dich in ihn verguckt?“, frage ich Jack grinsend. Er schüttelt den Kopf. „Ich nicht, aber ich glaube Jörg steht auf mich. Ist nur so eine Vermutung.“ Lachend beuge ich mich vor. „Deswegen nutzt du ihn auch so schamlos aus oder wie?“ Jack verzieht seinen Mund. „Na ja, ein bisschen vielleicht...“, gesteht er und seufzt. „Was ist eigentlich mit dir und deiner Freundin?“, frage ich ihn nun doch. Es lässt mich einfach nicht in Ruhe. Letztens ist sie nicht zum Grillen gekommen und Jack spricht seit einer Weile nicht mehr von ihr. „Ist was passiert? Habt ihr euch gestritten?“ „Wir passen wohl doch nicht so richtig zueinander, wie ich gedacht habe. In letzter Zeit lief es nicht so gut mit uns beiden.“ Jack zuckt mit den Schultern und schaut zu mir. „Ist schon okay. Ich hatte zwar gedacht, dass es länger halten würde, aber wenn es nicht sein soll, dann ist es eben so.“ Nachdenklich sehe ich ihn an. „Du findest noch eine, die besser zu dir passt!“, versuche ich ihn aufzumuntern. Jack grinst. „Hast Recht! Gibt genug Mädels, die auf der Suche nach einem Freund sind!“ Lachend drehen wir das Brett herum und befestigen es diesmal auf der richtigen Seite. Es ist 17 Uhr als Jörg sich blicken lässt. Ich öffne die Haustür und wie es scheint hat er Pete gleich mitgebracht. Der wirkt nicht sehr erfreut darüber und sieht mich mürrisch an. Resigniert lasse ich die beiden eintreten. „Ist Jack auch da?“, fragt Jörg neugierig und sieht sich um. „Ja, in seinem Zimmer.“ Ich sehe Pete nach, der sofort in meinem Zimmer verschwindet und die Tür hinter sich schließt. Ist mal wieder Zeit für Versöhnungssex? Was auch immer ich wieder angestellt habe, Pete ist ziemlich schlecht drauf. An ihm ist wirklich ein Mädchen verloren gegangen. Unwillkürlich stelle ich ihn mir in einem rosa Rüschenkleid vor. Sein schüchterner Blick, wie er langsam den Saum des Kleides hochzieht und mir seinen nackten Körper präsentiert. Ja, das hat schon was... „Hallo? Erde an Ewan! Bist du noch da?“, fragt Jörg und fuchtelt wild mit der Hand vor meinem Gesicht herum. Irritiert sehe ich ihn an. „Was? Ja, klar! Was ist?“ Jörg grinst. „Gehen wir ins Wohnzimmer?“, fragt er und deutet zur Tür. Ich nicke und folge ihm. Noch einmal sehe ich zu meinem Zimmer. Pete wird wohl noch eine Weile warten müssen. Wir setzen uns an den Tisch, wo ich vorsorglich meine Hefte und Bücher platziert habe und beginnen mit dem Lernen. Gelangweilt hänge ich über den Büchern und versuche den Stoff irgendwie in mein Gehirn zu brennen, was heute scheinbar ein Ding der Unmöglichkeit ist. „Das wird heute nichts!“, murre ich und lege den Kugelschreiber beiseite. Jörg sieht mich stirnrunzelnd an. „Dir ist schon klar, dass nächste Woche die Arbeit ist? Willst du die bestehen oder nicht?“ Ich zucke mit den Schultern. „Ich packe das schon!“ „Glaube ich nicht. Du lässt wieder nach. Ewan! Du musst dich echt ins Zeug legen, wenn du dieses Schuljahr schaffen willst!“, meint er eindringlich. „Ist doch dämlich... Das Zeug brauche ich eh nicht!“, murre ich und seufze genervt. Jörg deutet mit dem Zeigefinger auf mein Buch. „Mathe braucht man in so gut wie jedem Job! Daran wirst du nicht vorbeikommen!“ „Mag sein, aber heute kriege ich einfach nichts in den Kopf. Da kann ich noch so lange vor den Büchern hocken!“, murre ich und schiebe die Bücher und Hefte möglichst weit weg von mir. Jörg verzieht seinen Mund. „Dann eben nicht. Was machen wir jetzt?“, fragt er und sieht mich auffordernd an. Ich zucke mit den Schultern, greife in die Schale mit dem Knabberzeug und stecke mir eine Salzstange in den Mund. Knuspernd vertilge ich sie und spüre plötzlich Jörgs Hand auf meinem Oberschenkel. Ich sehe herunter und noch ehe ich etwas machen kann, beugt er sich vor und küsst mich am Hals. Erstarrt bleibe ich sitzen, bis ich realisiere, dass es diesmal kein Traum ist. Hektisch schiebe ich den Jungen von mir und sehe Jörg bestürzt an. „Wa-was soll der Scheiß?!“ Jörg blickt mich ungerührt an. „Wenn wir nicht lernen, können wir doch auch unseren Spaß haben.“ „Ich habe einen Freund und der befindet sich zufällig gerade im Haus!“, meckere ich und rücke von Jörg ab. Sicher ist sicher! „Ich dachte, du magst mich?“, fragt er und zieht die Augenbrauen hoch. „Ja, als Freund, aber mehr auch nicht!“, stelle ich klar. Ich stehe auf und laufe ruhelos durch den Raum. „Mach dir nicht gleich ins Hemd!“ Jörg sieht mich verständnislos an. „Ich dachte, du stehst auf Jack?!“, erwidere ich prompt. Jörg zuckt mit den Schultern. „Schon, aber du bist auch nicht übel und Jack weicht mir immer aus, wenn ich versuche ihm näher zu kommen.“ Wer kann es ihm auch verübeln, wenn Jack nicht auf Männer und plumpe Anmachversuche steht? „Du solltest dich mal für eine Person entscheiden!“, murre ich und setze mich auf den Sessel gegenüber des Sofas. „Ich stehe auf Männer. Weißt du wie schwierig es ist einen Partner zu finden? Du bist vergeben und Jack steht nicht auf Jungs! So viel dazu! Glaubst du ich will ewig allein bleiben? In diesem Kaff gibt es nun mal nicht so viele Schwule wie du denkst!“, meckert Jörg frustriert. Bedrückt es ihn etwa, dass er allein ist? Wer kann es ihm verübeln? Es ist wirklich nicht einfach jemanden vom selben Geschlecht zu finden. Schon gar nicht in dieser Kleinstadt. Es gibt nicht mal eine Bar für Homosexuelle. „Hast du es schon mal online versucht?“, frage ich ihn und beuge mich vor. Jörg schüttelt den Kopf. „Ist doch blöd. Die meisten wohnen eh viel zu weit weg und auf eine Fernbeziehung habe ich keinen Bock. So was hält eh nicht auf Dauer!“, murrt er und schaut verstimmt aus dem Fenster. „Dann gehen wir am Freitag in die nächste Stadt und verkuppeln dich!“ Grinsend sehe ich Jörg an. Der schaut weniger begeistert drein. „Na, ich weiß nicht...“, meint er und runzelt die Stirn. Im Gegensatz zu ihm, bin ich ganz angetan von meiner Idee. Denn dann habe ich auch keinen Stress mehr mit Pete, wenn Jörg erst mal einen Kerl hat und um mich brauche ich mir dann erst recht keine Sorgen zu machen. „Also Freitag!“ Spät am Abend erzähle ich Pete von meiner glorreichen Idee. Er grinst breit. „Du willst ihn echt verkuppeln?“ Ich nicke heftig und schlinge einen Arm um seinen Bauch. Ich küsse Petes warmen Nacken. „Wie wäre es, wenn wir das gleich als Date nutzen?“ Pete dreht erstaunt seinen Kopf zu mir herum. „Mit Jörg als Anhängsel?“, fragt er mich zweifelnd. Lachend drücke ihn an mich. „Besser als gar nichts, meinst du nicht? Allein können wir immer noch etwas unternehmen und vielleicht ist es auch ganz lustig, wenn wir uns mal unter Gleichgesinnte mischen?“ Pete wiegt den Kopf vage hin und her. „Na gut! Wenn wir so Jörg von dir wegbekommen, bin ich einverstanden!“ Zufrieden schmiege ich mich an meinen Freund. Schleichend langsam wandert meine Hand zwischen seine Beine. Pete seufzt theatralisch. „Kaum bringt man den Jungen auf Geschmack, lässt er einen nicht mehr in Ruhe!“ Er dreht sich zu mir herum und küsst mich lächelnd. „Soll mir nur Recht sein!“ Gestylt und bereit uns in Getümmel zu stürzen, stehen wir also am Freitagabend vor einer gut besuchten Bar, die Pete herausgesucht hat. Einige Männer und Frauen tummeln sich draußen vor dem Eingang herum, unterhalten sich angeregt und sind bestens mit Alkohol ausgestattet. Ich lasse meinen Blick über die Partymeute schweifen und auch wenn ich mich kaum in Bars oder Diskos aufhalte, so ist es doch irgendwie ganz aufregend es gelegentlich auf sich zukommen zu lassen. Pete greift nach meiner Hand und verschlingt seine Finger mit meinen. Grinsend schüttele ich den Kopf. Jetzt beharrt er auch noch auf seinem Eigentum. Wirklich stören tut es mich aber nicht. Soll er ruhig zeigen, dass wir zusammen gehören. Was mich mehr verwundert ist, dass Jack ebenfalls mitgekommen ist. Er hatte keine Lust den Abend allein zu verbringen. Vielleicht will er aber auch nur nicht ständig an seine Ex denken? Jörg hat sich auch in Schale geworfen und steht sichtlich nervös neben mir. Sonst ist er immer so überzeugt von sich, aber wenn man ihn mal ins eiskalte Wasser wirft, wirkt er schnell verunsichert. Jack öffnet die Eingangstür und gespannt folgen wir ihm. Wir laufen durch einen langen düsteren Gang, der nur schwach beleuchtet ist. Etwa in der Mitte des Ganges stehen zwei Männer, die sich küssen und uns komplett ignorieren als wir an ihnen vorbei laufen. Jack öffnet am Ende des Flurs eine weitere Tür. Wir betreten die Bar. Die leise Musik ist angenehm. An der Bar steht ein junger attraktiver Mann in Uniform und ist beschäftigt damit einen Drink nach dem anderen zu mixen. Die Bar ist in Rot- und Brauntönen gehalten. Links vom Eingang ist die Coctailbar. Gegenüber befinden sich mehrere besetzte Tische, an denen einige Männer ordentlich auf Tuchfühlung gehen. Was sich hinter dem roten Vorhang befindet, möchte ich dann lieber doch nicht wissen. Wir finden einen freien Tisch etwas abseits und checken die Lage. Die meisten Männer sind wesentlich älter als wir und ich gehe mal davon aus, dass Jörg eher jemanden in seinem Alter sucht, wenn er sich schon an mich und Jack rangeworfen hat. „Was hältst du von dem?“, fragt Pete und zeigt auf einen Mann, der allein an der Bar sitzt. Er hat braune kurze Locken und trägt einen schwarzen Anzug. Wahrscheinlich ist er zwischen 25 und 30 Jahren. Zwar immer noch wesentlich älter als Jörg, aber die Auswahl ist leider nicht sehr groß an diesem Abend. Jörg verzieht abschätzend sein Gesicht. Wirklich überzeugt wirkt er nicht. Ein Kellner kommt zu uns. „N'abend Jungs. Was kann ich euch bringen?“, fragt er und hält Notizblock und Stift griffbereit. Wir bestellen Getränke und Knabberzeug und widmen uns wieder dem ersten potenziellen Opfer. Jörg steht auf, geht langsam auf ihn zu und sieht noch einmal eine Grimasse ziehend zu uns zurück, ehe er an die Bar geht und den Mann anspricht. Gespannt beobachte ich jeden Gesichtsausdruck der beiden und versuche zu analysieren ob es gut oder schlecht verläuft. Schon nach wenigen Minuten kommt Jörg zurück an unseren Tisch. „Ja und?“, kommt es neugierig aus drei Mündern. Jörg zeigt mit dem Daumen nach unten. „Er wartet auf seinen Freund.“ Grummelnd setzt er sich neben Jack. Ich sehe mich weiter um, während Pete munter seine Cola trinkt und es sich wohl vorgenommen hat, die Chips und Nüsse alle alleine zu vertilgen. Jedenfalls sieht er ganz os aus als hätte er Spaß. Liegt wohl auch daran, dass er hier nicht dazu gezwungen ist, zu tanzen und sich somit eventuell zu blamieren. Ein älterer Mann mit schütterem grauen Haar, gerötetem Gesicht und Bierbauch kommt auf uns zu „Hey, wie geht’s?“, meint er und setzt sich einfach auf den freien Stuhl neben Jörg. Dreist legt er ihm die Hand auf den Oberschenkel und streichelt ihn. „Wie steht's? Habt ihr Bock auf 'nen Fick?“, fragt er frei heraus. „Können Sie bitte Ihre Hand wegnehmen?“, grummelt Jörg und fühlt sich sichtlich unwohl, je weiter die dicken Finger in Richtung Schritt wandern. Er packt den Mann am Handgelenk, doch der ist stur und lässt nicht von ihm ab. So langsam macht sich schlechte Laune breit. Pete will gerade aufstehen und ihm seine Meinung geigen, als Jack Jörg kurzerhand auf seinen Schoß zieht. „Finger weg von meinem Freund!“, brummt er mit tiefer Stimme und sein Blick jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ich dachte immer Jack ist ein netter Kerl, den nichts aus der Ruhe bringt. Sein Blick macht ihn glatt zum Mörder. Der Mann ignoriert ihn und beugt sich über den Tisch. „Dann eben nicht. Hey du!“, meint er grinsend und deutet auf mich. „Wie wäre es dann mit einem Dreier? Du fickst den Kleinen mit der Brille und ich vögele dich!“ Pardon, nicht Jack wird zum Mörder, sondern Pete. Der guckt ziemlich wütend drein und ballt die Hände zu Fäusten. „Verpiss dich! Lass uns in Ruhe!“, droht mein kleiner Freund angriffslustig. „Reg dich nicht auf! Ich bezahle euch auch!“, meint er und holt sein Portmonee hervor. Unsere Rettung ist der Kellner, der die Situation wohl mitbekommen hat und den Mann vom Stuhl zerrt. „Trink nicht immer so viel. Lass die Jungs ihren Spaß haben und geh endlich heim!“, meint er und befördert den lärmenden Mann aus dem Laden. Aufatmend lehne ich mich zurück, während Pete noch außer sich ist und irgendwas in seinen nicht vorhandenen Bart murmelt. Oder sind das Flüche? Ich sehe zu Jörg, der sich, knallrot im Gesicht, von Jacks Schoß zurück auf seinen Stuhl gleiten lässt. Das hat ihn wohl nicht so kalt gelassen. Es verstreicht einige Zeit, bis wir den unangenehmen Vorfall verdaut haben. Wir bestellen die ersten alkoholischen Getränke und je später es wird, desto gelöster und entspannter werden wir. Hier und da fällt zwar mal wieder eine obszöne Anmache, aber die Männer lassen sich immer schnell verscheuchen. Es gibt dafür auch umso mehr nette Kerle, die zu uns an den Tisch kommen. Wir unterhalten uns über dieses und jenes und so langsam füllt sich die Bar. „Versuch es mal mit dem Jungen da!“, meint Pete aufgeregt und zeigt auf einen Jungen, der ungefähr in unserem Alter sein dürfte. Er läuft durch die Bar und sieht sich aufmerksam um. Jörg wirft uns dreien einen Blick zu und schaut in drei breit grinsende Gesichter. „Okay...“ Jörg steht auf und geht zu ihm, doch gerade als er nur noch fünf Meter entfernt ist, wird der Junge von einem anderen Kerl angesprochen. Jörg bleibt verdutzt stehen. Gerade als er sich deprimiert umdreht und zu uns zurück kommen will, wird er von einem Latino angesprochen. Jörg wirft uns kurz einen Blick zu, ehe er sich mit dem Mann unterhält. Sofort geht dieser näher zu ihm und kann scheinbar kaum die Finger von Jörg lassen. Kurz darauf verschwinden die beiden aus der Bar. Erstaunt sehen wir ihnen nach. Jack erhebt sich von seinem Stuhl. „Nein, warte! Lass uns erst mal abwarten. Soll er ruhig seinen Spaß haben!“, fordere ich ihn auf. Jack setzt sich wieder, aber seine Stimmung ist auf dem Nullpunkt. Er sieht es wohl nicht gerne, wenn andere sich seinem Hündchen widmen. Unruhig sieht er immer wieder zur Tür und lässt seinen Whiskey unberührt stehen. Dann atmet er erleichtert auf. Jörg kommt zurück und brodelt vor Wut. Was da wohl vorgefallen ist? Fragend sehen wir ihn alle an, als er sich auf seinen Stuhl fallen lässt. Er greift nach seinem Glas und kippt sich den Inhalt auf Ex runter. „So ein Idiot! Erst macht er einen auf nett und so und dann gehen wir raus in den Flur, nur damit er mir ein paar Tabletten unterschieben kann! Für wie bescheuert hält der mich?!“ Und mal wieder sackt seine Stimmung in den Keller. Auf einmal wird die Musik lauter und die Gespräche werden unterbrochen. Verwirrt sehen wir zu den Männern um uns herum, die alle auf den roten Vorhang starren, der sich nun langsam öffnet und eine Bühne freigibt. In der Mitte befindet sich eine Stange und sofort wird uns klar, dass der Abend jetzt erst richtig interessant wird. Ein gutaussehender Mann mit ausgeprägten Muskeln steht in der Mitte der Bühne und lässt sich von den Besuchern bejubeln. Lasziv beginnt er sich an der Stange zur Musik zu räkeln, reibt sich daran und heizt die Menge ein, während er sich von einem Kleidungsstück nach dem anderen befreit. Gelangweilt lehne ich meinen Kopf auf Petes Schulter, der angetan zuguckt. Für mich ist das nichts. Wäre es ein Mädchen, könnte ich mich ja noch umstimmen lassen, aber bei dem Muskelprotz regt sich bei mir rein gar nichts. Mein Blick fällt zum Nachbartisch und grinsend fordere ich Pete auf dorthin zu sehen. Der Kerl am Tisch fixiert begeistert den Stripper, während der Mann neben ihm, in seine Hose greift und dem Kerl einfach einen runter holt. „Was ist? Willst du auch?“, fragt Pete frech. Ich schüttele den Kopf und küsse ihn am Hals. „Vielleicht später, zuhause.“ Pete lehnt sich an mich. Ich werfe einen Blick zu Jörg und Jack. Jack würdigt die Bühne keines Blickes, trinkt genüsslich seinen Whiskey und labt sich an den Knabbersachen, während Jörgs Blick von der Bühne immer wieder zu meinem Mitbewohner wandert. Nach einiger Zeit steht der Tänzer komplett nackt auf der Bühne, was die Zuschauer sichtlich begeistert. Klar, der hat ja auch einen ziemlichen Kolben zwischen den Beinen. Da läuft einigen Jungs sicher das Wasser im Mund zusammen. Am Ende der Nummer kommt ein Mann auf die Bühne und die Zuschauer werden noch lauter. Was sie so aufgeilt weiß ich allerdings nicht. Der Mann hält sich ein Mikrofon vor den Mund und versucht die Meute zu übertönen. „Und wie immer gibt es jetzt unser Highlight! Letzte Woche gab es leider keinen Freiwilligen, aber vielleicht haben wir ja heute Glück?! Es gibt immerhin 100 € zu gewinnen!“, brüllt er. Mein Blick fällt auf die Zuschauer. Einige tun so, als würde es sie nichts angehen, andere zeigen auf irgendwelche Typen oder sind angeheitert am Johlen. Der Stripper steht noch immer auf der Bühne. „Was kommt denn jetzt?“, frage ich verwirrt. Pete zuckt die Schultern. Der Stripper streift sich ein Kondom über und spätestens als er Gleitgel auf seinem harten Schwanz verteilt, wird mir klar, was uns heute noch erwartet. Mit offenem Mund starre ich auf die Bühne. „Wer traut sich? Nur keine scheu! Freiwillige vor!“, schreit der Kommentator. Als wären wir in der Schule, schauen alle weg und hoffen, möglichst nicht rangenommen zu werden. Ich kann es ihnen nicht verübeln. Der Stripper sieht nicht so aus, als wäre er für Blümchensex zu haben. Nach einer Weile gibt es immer noch niemanden, der sich bereit erklärt, sich vor allen vögeln zu lassen. Die Schaulustigen werden ungeduldig. „Das wird heute nichts mehr.“ Pete greift ungerührt zu den Nüssen und schiebt sich einen nach dem anderen in den Mund. „Hier! Ich mache es!“ Erstaunt drehe ich mich um und schon im nächsten Moment sehe ich entgeistert auf Jörg, der aufgestanden ist und die Hand hochgehoben hat. Die Männer jubeln und klatschen Beifall. Mit großen Augen sehen wir zu ihm, der uns keines Blickes würdigt und zur Bühne geht. „Spinnt der? Hast du ihm was in den Drink gemischt?“, frage ich Pete hysterisch. Pete ist sprachlos und guckt dem Jungen mit offenem Mund nach. Ich schaue über meine Schulter hinweg zu Jack, der wenig angetan aussieht und mürrisch zur Bühne guckt, sich mit Chips vollstopft und Jörg keine Sekunde aus den Augen lässt. Mein Blick gleitet wieder nach vorne. Jörg passt überhaupt nicht in das Bild. Der Schwarzhaarige und der durchtrainierte Tänzer unterhalten sich kurz. Die Musik wechselt und kurz darauf küssen sie sich. Ein Kleidungsstück nach dem anderen fällt zu Boden, die Zuschauer toben und sehen fasziniert zu dem nackten Jüngling, der es gleich ordentlich besorgt bekommt. Jörg hält sich an der Stange fest, präsentiert allen seinen Arsch und als der Stripper ihn sich endlich vornimmt gibt es kein Halten mehr für die Männer im Raum. Schnell bildet sich eine Traube um die Bühne, alle sehen euphorisch zu, während sich mir der Magen umdreht. Wieso macht Jörg das? Ich verstehe es einfach nicht. Ich schaue auf den Tisch, Pete tut es mir gleich. Keiner von uns will zugucken. Die Geräusche der beiden werden zum Glück von der Musik und den Schaulustigen verschluckt. Als mein Blick auf Jack fällt wirkt er verletzt und enttäuscht. Kapitel 11: ... wenn man sich zum Anbeißen findet. -------------------------------------------------- Der Abend endet damit, dass Jörg lauter Nummern zugesteckt bekommt und andauernd angesprochen wird. Mit uns wechselt er kaum ein Wort. Liegt wohl auch daran, dass wir ihn jedes Mal vorwurfsvoll ansehen. Letztendlich war es aber seine Entscheidung. Was passiert ist, ist passiert. Auch wenn es keiner von uns nachvollziehen kann, wieso er sich darauf eingelassen hat. Musste er sich etwas beweisen? Oder war er scharf auf das Preisgeld? Auf dem Heimweg herrscht komplette Funkstille. Jack spricht überhaupt nicht mehr, seit der Liveshow und Jörg klagt immerzu über seinen schmerzenden Hintern. Wir nehmen uns ein Taxi und fahren nach Hause. Irgendwann in der Nacht wache ich auf. Meine Zunge klebt am Gaumen und der Mund ist staubtrocken. Im Dunkeln fische ich nach meiner Boxershorts und ziehe sie mir über. Leise, um Pete nicht zu wecken, schleiche ich zur Tür und laufe durch den Flur Richtung Küche. Im Wohnzimmer scheint noch Licht. Ich gehe zur angelehnten Tür und sehe das Flackern des Fernsehers durch die Scheibe hindurch. Ich drücke die Tür auf und luge ins Zimmer. Jörg liegt auf dem ausgezogenem Sofa und wimmert. Heult er etwa? Ich lausche angestrengt und will gerade den Raum betreten als ich hastig inne halte. Schreck lass nach! Wieso ist Jack bei ihm?! Ich bekomme leider nicht mit, worüber sie reden. Heimlich beobachte ich sie. Jack sitzt mit angezogenen Beinen neben Jörg und krault ihn am Kopf. Mich beschleicht das Gefühl, dass Jack doch mehr für Jörg empfindet als er zugeben will. Leise flüstert er auf Jörg ein, was mich schläfrig macht. Ich hocke mich hin und lehne die Stirn an den kühlen Türrahmen. Ich döse weg und wache erst wieder auf, als sich die Tür öffnet. „Ewan, was machst du hier?“, fragt er mich leise und zieht mich hoch. „Schlafen...“, brumme ich müde und lehne mich an Jack. Schön warm ist er. Jack schleppt mich zurück in mein Zimmer und verfrachtet mich zu Pete ins Bett, an den ich mich sofort ankuschele und nur noch am Rande wahrnehme wie Jack mir durch die Haare streicht und mir die Bettdecke über den Körper zieht. Einige Stunden später wache ich auf. Die Sonne scheint durch meine schwarzen Vorhänge und erhellt das Zimmer ein wenig. Pete schläft noch tief und fest. Ich stehe auf, lasse ihn in Ruhe und gehe aus dem Raum. Im Haus ist es noch ruhig, also gehe ich mal davon aus, dass Jörg und Jack noch schlafen. Als ich ins Wohnzimmer komme, staune ich nicht schlecht. Jörg und Jack scheinen sich ja ein ganz schönes Stück näher gekommen zu sein und so langsam frage ich mich echt, was zwischen den beiden abgeht. Die Decke ist zur Seite gerutscht, so dass man die nackten Leiber der beiden Jungs doch ganz gut sehen kann. Sag bloß, die hatten in der Nacht noch ein Techtelmechtel? Grinsend gehe ich ins Wohnzimmer und trete Jack in den Arsch. „Hey, seit wann bist du vom anderen Ufer?“, frage ich ihn belustigt. Jack grummelt und dreht den Kopf zu mir herum. „Was soll der Scheiß?“, meckert er verschlafen. „Seit wann stehst du auf Männer?“, frage ich ihn und gehe in die Hocke. „Wieso?“ „Na, guck doch mal, wer neben dir liegt.“ Ich deute hinter ihn und so folgt Jack meinem Wink. Als er Jörg erblickt, erstarrt er zur Salzsäule. Entgeistert sieht er mich an. „Habe ich etwa...?“ „Das möchte ich wissen. Wie viel hast du gestern Abend getrunken?“ „Ach, scheiße! Ich habe wirklich mit ihm...!“, entfährt es Jack. Er steckt den Kopf ins Kissen und stöhnt laut auf. „Ich schätze mal, Jörg wird diese Nacht nicht so schnell vergessen, immerhin steht er auf dich!“ Grinsend strecke ich Jack die Zunge heraus. Der blickt zu mir auf und seufzt. „Ich habe gestern mit ihm geredet. Er wollte mir nicht sagen, wieso er das getan hat. Vielleicht wollte er mich eifersüchtig machen oder so? Keine Ahnung, jedenfalls hat er nicht locker gelassen und dann habe ich es wohl einfach mit ihm getan...“ Jack sieht zu dem Jungen, der sich leicht neben ihm regt. Jörg schlägt die Augen auf und blinzelt ein paar Mal. Er gähnt und sieht dann zu uns. „Morgen.“ Wir schauen ihn gespannt an. „Was ist?“, fragt er verständnislos. „Kannst du dich noch an letzte Nacht erinnern?“, fragt Jack. „Letzte Nacht...?“ Jörg zieht sich die Bettdecke über den Kopf. „Erinnere mich bloß nicht daran!“ „Ich mache Kaffee!“, meine ich und erhebe mich. Jack lächelt mir zu. „Prima Idee!“ An der Tür sehe ich noch einmal kurz zurück. Jörg schaut unter seiner Decke zu Jack und nuschelt irgendetwas, woraufhin Jack lächelt. Möglicherweise bleibt es bei dem One-Night-Stand. Es sei denn Jack gesteht sich irgendwann noch mal ein, dass er den Jungen wahrscheinlich doch mag. Ich gehe in die Küche und denke an den Abend zurück. Kopfschüttelnd hole ich die Kaffeekanne aus dem Schrank. Das war wirklich was. Ich hätte nicht gedacht, dass es so was in einer Bar geben würde. Ich muss Pete unbedingt mal fragen, wie er die Bar überhaupt gefunden hat und auf was für Seiten er sich herum treibt. Pete hat da wirklich einen sehr eigenwilligen Geschmack. Als Pete auch endlich wach ist, setzen wir uns alle auf das Sofa. Jack und Jörg haben sich ohnehin noch keinen Zentimeter vom Fleck bewegt seit sie wach sind. Genüsslich trinken wir unseren Kaffee und linsen alle neugierig zu Jörg. „Also? Wie war es?“, fragt Pete neugierig, weil er es scheinbar genauso wenig aushalten kann wir Jack und ich. „Wie war was?“, brummt Jörg. „Der Sex vor all den Leuten und vor allem mit dem Stripper!“, meint Pete und beugt sich gespannt vor. Jörg verzieht sein Gesicht. „Noch mal mache ich es garantiert nicht. Ist scheiße, wenn einem alle dabei angaffen! Ich hätte es mehr genossen, wenn wir alleine gewesen wären. Der Kerl war nicht übel...“, meint er mit einem Seitenblick auf Jack. „Mit dir war es besser...“, nuschelt er und trinkt hastig seinen Kaffee. Jack grinst triumphierend. Pete und ich sehen uns vielsagend an. Wenn sich da mal nicht zwei gefunden haben. „Wieso hast du es überhaupt gemacht? Um Jack eifersüchtig zu machen?“, fragt Pete. Jörg grummelt leise. „Keine Ahnung, ich war irgendwie angepisst. Ich habe niemanden gefunden, der sich auf mich einlassen wollte und wer weiß, wann ich wieder Sex haben würde. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich gleich zwei Mal in einer Nacht gevögelt werde!“ „Glückspilz...“, meint Pete und sieht ihn begeistert an. „Hey!“, murre ich. „Du hattest auch deinen Spaß!“ „Schon, aber mit dir. Jörg hat mit zwei Fremden geschlafen, die beide heiß aussehen!“, meint Pete ungerührt. „Danke!“, meint Jack lachend. Schmollend sehe ich Pete an, der sich an meine Schulter lehnt. „Keine Sorge, du bleibst meine Nummer eins!“ „Na, hoffentlich!“, erwidere ich ein wenig gekränkt. Grinsend beugt Pete sich vor und gibt mir einen Kuss. „Ich entschuldige mich heute Nacht ausführlich bei dir.“ Zufrieden trinke ich meinen Kaffee. Damit ist die Welt für mich wieder in Ordnung. Na ja, fast. Die Woche beginnt damit, dass ich meinen Job verliere. Mit offenem Mund starre ich meinem Chef hinterher, der mich längst vergessen hat und einigen Mitarbeitern Anweisungen gibt. Meine erste Kündigung, die gesessen hat. Anscheinend ist jemand wie ich überflüssig in so einem Laden. Geknickt verlasse ich den Friseursalon und ohne noch mal einen Blick zurück zu werfen gehe ich heimwärts. Mein Weg führt mich allerdings nicht zu meinem Haus, sondern zu der Bushaltestelle. Der Bus fährt gerade ein und so nutze ich die Gelegenheit und fahre zur Buchhandlung. An der Haltestelle steige ich aus, renne zur Ampel, warte darauf, dass sie auf grün springt und überquere hastig den Zebrastreifen. Ich laufe die Straße runter und bleibe vor dem kleinen Laden stehen. Tief durchatmend sehe ich hinein. Ich erblicke Joseph und öffne die Tür. Das Glöckchen ertönt und so sieht er auf. „Hallo, Ewan!“, grüßt Joseph mich lächelnd und kommt zu mir. Kurz umarme ich ihn. Mahabba liegt bequem auf dem Tisch mit den neuen Büchern und stört sich nicht daran, dass sie ihre Haare darauf verteilt. „Wie geht’s dir? Du warst eine ganze Weile nicht hier!“, meint Joseph und wuschelt mir durch die Haare. „Ganz gut. Ich bin meinen Job los.“ Ich ringe mir ein Lächeln ab, auch wenn mir ganz und gar nicht danach ist. Am liebsten würde ich mich jetzt unter meiner Bettdecke verkriechen. „Ach herrje! Was ist passiert?“, fragt Joseph besorgt und fährt sich mit der Hand über den Nacken. Ich zucke mit den Schultern. „Ich war denen wohl nicht nützlich genug.“ „Und dann wirst du einfach gefeuert?“, meckert Joseph und schüttelt verständnislos den Kopf. „So was! Das können die doch nicht machen!“ Scheinbar ja doch. „Hast du Durst?“, fragt er und geht nach hinten in den Laden. Ich folge ihm. Joseph öffnet die Tür und geht durch den kleinen Raum zur Pantryküche, öffnet den Kühlschrank und holt den Orangensaft heraus. Er gießt uns zwei Gläser voll und reicht mir eines. „Das Gehalt ist jetzt weg. Ich weiß gar nicht wie ich über die Runden kommen soll. Ich will meine Eltern nicht anpumpen, auch wenn sie mich unterstützen würden. Ich will nichts mehr mit ihnen zu tun haben!“, murre ich und trinke einen großen Schluck. „Hm... Suchst du dir einen neuen Job?“ „Ja, was bleibt mir anderes übrig?“ Dann fällt mir etwas ein. „Sag mal, Pete hat noch nicht mit seinen Eltern gesprochen oder?“ Joseph schüttelt den Kopf. „Nein, er sträubt sich immer noch. Er hat wohl wirklich Angst, dass sie ihn nicht so akzeptieren werden wie er ist. Ich kann es verstehen. Er hängt sehr an unseren Eltern. Er will sie nicht verlieren, also geht er selbst auf Abstand, um nicht verletzt zu werden.“ „Er kann sich doch nicht ewig davor drücken!“ „Tja, Pete sieht das wohl anders.“ Joseph lacht und trinkt seinen Orangensaft. „Ah! Da bist du ja wieder!“ Synchron sehen wir zur Tür. Pinkfarbenes Kleid, rote Locken, Sommersprossen. Den halben Meter würde ich überall erkennen! Mir fällt meine Lieblingsmethode ein. Renne um dein Leben! Dazu muss ich allerdings an ihr vorbeikommen und das ist schier unmöglich, wenn die Kleine hartnäckig im Türrahmen steht und mir den Weg versperrt. Grinsend zieht sie ein Buch hinter ihrem Rücken hervor. „Vorlesen!“, fordert das kleine Monster mich auf. „Was? Nein, darauf habe ich jetzt echt keinen Nerv!“, meine ich abwehrend und sehe hilfesuchend zu Joseph, der pfeifend den Blick abwendet. Verräter! „Also gut, was hast du denn diesmal an Land gezogen?“, frage ich sie und setze mich auf die Couch. Sofort kommt das kleine Mädchen zu mir, setzt sich schwungvoll neben mich und pfeffert mir begeistert das Buch auf den Schoß. Ein kleines dickes Pony schaut mich an. „Ein Pferdebuch?“, frage ich sie jammernd. „Lies vor!“, meint sie bestimmend und schlägt mir das Buch bis zur ersten Seite auf. Sie zeigt auf den ersten Satz, sieht mich auffordernd an und bläst die Backen auf. Neben mir sitzt ein kleiner Frosch. „Also gut...“ Seufzend sehe ich zu Joseph, der mich vergnügt ansieht und widme mich dem Kinderbuch. „Katrin ist elf Jahre und darf das erste Mal Urlaub auf einem Bauernhof machen. Früh am Morgen packt sie alles in die Reisetasche. Ihre Reitkleidung, ihr rotes Lieblingskleid und die weißen...“ - „Was will sie denn mit einem Kleid auf dem Bauernhof, dass wird doch dreckig?!“, unterbricht mich die Rothaarige empört. „Na ja, vielleicht gibt es ja einen Tanzabend oder so was?“, erwidere ich schulterzuckend. „Lies den Satz noch mal vor, aber mit pink! Pink mag ich nämlich am liebsten!“ „Aber das Kleid ist rot.“ Verwirrt sehe ich zu ihr. „Pink! Es ist pink! Jetzt ist es pink!“, meint sie stur. „O-okay... Ihre Reitkleidung, ihr pinkfarbenes Lieblingskleid und die weißen Schuhe. Katrins Mama kommt hoch und bringt die Reisetasche nach unten. Das Gepäck wird im Auto verstaut...“ - Laaaaaangweilig!“, meint meine Kommentatorin und zappelt mit den Beinen. „Was ist denn jetzt?“, frage ich sie erstaunt. „Ich will zu der Stelle mit dem Pony!“, murrt sie und zieht einen Schmollmund. Hilfesuchend sehe ich zu Joseph, der sich das Lachen verkneifen muss. „Gut, dann eben das Pony!“, murre ich und suche die Seite im Buch raus. Ich sehe es schon kommen, das dünne Buch kauen wir ausführlich von vorne bis hinten durch... Völlig fertig schließe ich die Haustür auf und schleppe mich ins Haus. Wie kann es nur so anstrengend sein, einem Kleinkind ein Buch vorzulesen?! Ich will niemals Kinder haben, soviel steht schon mal fest! Und Ponys auch nicht! „Hallo? Ist jemand da?“, rufe ich in die Stille hinein. Petes schaut von der Küche zu mir in den Flur. „Ich bin hier.“ Ich gehe zu ihm, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen habe. „Du kochst? Du kannst kochen?“, frage ich ihn erstaunt. „Ein bisschen.“ Pete grinst. Ich trete hinter ihn, schlinge meine Arm um seinen Bauch und bette meinen Kopf auf seine Schulter. Pete lehnt seinen Kopf an meinen und gibt die Spaghetti in das erhitzte Wasser. „Ich habe meinen Job verloren. Mir wurde heute gekündigt.“ Pete dreht den Kopf ruckartig in meine Richtung. „Was? Wieso?“, fragt er mich bestürzt. „Tja, lästiges Personal wird nicht gebraucht. Schon gar nicht das Mädchen für alles.“ Ich seufze und schmiege mich an ihn. „Jetzt muss ich mir was Neues suchen.“ „Du findest schon was.“ Aufmunternd sieht Pete mich an und dreht sich ein wenig in meiner Umarmung, um mich zu küssen. Ich schließe die Augen und ziehe ihn fester an mich. Petes Hand berührt mich an der Wange und sein Daumen streichelt langsam über meine Haut. Meine Hand wandert unter sein Shirt und fährt über seinen warmen schlanken Bauch. „Ich mache essen...“, murmelt er gegen meine Lippen. Schön für ihn, dass hält Pete trotzdem nicht davon ab mich zu küssen. „Munterst du mich gerade auf?“, frage ich ihn und greife in seinen Schritt. Pete lächelt und schiebt mir die Zunge in den Mund. Ich gehe rückwärts und lasse mich samt Freund auf den Stuhl sinken. „Funktioniert es denn?“, fragt Pete, während ich seine Hose öffne. „Mhm... bei dir immer!“, murmele ich und suche wieder nach seinen Lippen. Meine Hand wandert derweil flink in seine Hose. „Jungs, ich bin wieder da!“, höre ich Jacks Stimme und die Tür, die ins Schloss fällt. Seufzend lasse ich von Pete ab, der seine Hose schließt und zurück zum Herd geht. Ich bleibe sitzen. Jack kommt in die Küche. „Hey!“, meint er und guckt Pete über die Schulter. „Deine Wangen sind ja ganz rot. Habt ihr wieder gefummelt?“, fragt er lachend. Pete zieht einen Schmollmund. „Mieses Timing!“, murre ich und sehe zu Jack auf, den das nicht im Geringsten stört. „Und? Wie steht es mit dir und Jörg?“, fragt Pete neugierig. Jack sieht zu ihm und setzt sich mir gegenüber an den Tisch. „Tja, seit dem Wochenende hatten wir ehrlich gesagt keinen Kontakt mehr.“ Pete und ich sehen ihn erstaunt an. „Guckt nicht so! Es war nur ein Mal und wir waren beide betrunken.“ „Aber er fährt total auf dich ab und in der Bar warst du auch ziemlich am brodeln vor Eifersucht!“, rede ich auf ihn ein. „Reg dich ab, Ewan! Es war nichts Ernstes.“ Jack erwidert meinen missmutigen Blick genervt. „Weiß Jörg das auch?“, fragt Pete ihn. Jack nestelt an seinem Lederarmband. „Wahrscheinlich nicht.“ „Also macht er sich immer noch Hoffnungen? Sag ihm lieber gleich, dass du nichts von ihm willst!“, erkläre ich empört. „Sag bloß, du traust dich nicht!“, meint Pete lachend. „Du doch auch nicht!“, murrt Jack, sieht ihn wütend an und verschwindet aus der Küche. Ich sehe zu Pete auf, der ihm versteinert nachsieht. „Pete, er hat es nicht so gemeint, dass weißt du!“ Ich greife nach seiner Hand, doch Pete entzieht sich mir. „Ja, aber er hat Recht...“, murmelt er leise. Ich starre auf seinen Rücken und seufze. „Vielleicht ist Jack nur verwirrt. Möglicherweise hat es ihm ja doch gefallen und er muss sich erst mal klar werden, ob er nicht vielleicht auch auf Männer steht?“, vermute ich. Pete sieht mich mit verzogenem Mund an. „Meinst du?“ „Möglich wäre es. Was in seinem Kopf vorgeht, weiß ich leider nicht.“ Grinsend streckt Pete mir die Zunge raus. Nach dem Essen, gehe ich auf den Balkon, telefoniere kurz mit Sarah, die zurzeit viel um die Ohren hat und erzähle ihr das nur Nötigste. Danach rufe ich notgedrungen meine Mutter an. „Hey...“ Ich lausche ihrer Stimme und sehe den Kindern auf dem Spielplatz zu. „Mum? Ich habe meinen Job verloren.“ Ich kratze mit dem Nagel an einer Stelle des Balkons herum, wo die weiße Farbe bereits ein wenig abblättert. „Ja, das ausstehende Gehalt bekomme ich noch... Weißt du, ich versuche einen Job zu kriegen. Wenn... wenn ich es nicht schaffe... I-ist nicht so wichtig, Mum. Ich schaffe das schon. Bye.“ Ich lege auf und starre mein Handy an. „Sieht so als, als hätten wir zurzeit alle ein kleines Problem, das wir mit uns herumtragen.“ Ich sehe zur Tür. Jack kommt mit zwei Bierflaschen auf den Balkon und lehnt sich über das Geländer, während er mir eine Flasche reicht. „Ja...“ Ich tue es ihm gleich, setze die Flasche an den Mund und trinke einen Schluck. „Pete macht das schon. Er braucht nur ein wenig Zeit.“ „Ich weiß, ich wollte ihn nicht vor den Kopf stoßen. Es ist ein großer Schritt für ihn.“ Jack lächelt mir zu. „Du findest auch noch einen neuen Job und sobald du deine Ausbildung machst, bekommt du regelmäßig dein Gehalt. Du bekommst ja auch Unterstützung und zur Not kannst du immer noch deine Eltern anrufen, wenn es knapp wird.“ Ich lege den Kopf schief und schaue auf den bewölkten blauen Himmel. „Du magst Jörg schon irgendwie oder?“, frage ich Jack. Er knabbert auf seiner Unterlippe. „Diese Nacht mit ihm... es hat mich irgendwie nicht gestört mit einem Mann zu schlafen. Als wäre es genauso normal wie mit einer Frau. Für mich war da kein allzu großer Unterschied, verstehst du?“ „Bist du bi?“ „Möglich. Ich denke schon.“ Jack nickt nachdenklich. „Ich habe ihn gern, aber ich weiß nicht, ob ich auch bereit bin, eine Beziehung mit einem Kerl zu führen. Ich war ziemlich lange mit Melissa zusammen, weißt du? Und dann ist Jörg plötzlich da und hängt immer wie eine Klette an mir. Er hat schon was an sich, aber ich weiß nicht...“ „Verstehe schon. Nur, warte nicht zu lange. Er ist einsam und da wird er sicher nicht ewig auf dich warten.“ „Ja, er ist ziemlich sprunghaft!“, meint Jack lachend. „Wusstest du, dass er was von mir wollte?“, frage ich ihn grinsend. „Allerdings war er etwas zurückhaltender als bei dir. Er hat wohl schnell begriffen, dass ich Pete nicht verlassen würde.“ „Sag mal, du und Pete... Wie habt ihr euch kennen gelernt?“ „Wir kannten uns schon aus der Schule, waren aber nicht unbedingt dicke Freunde. Er war halt langweilig in meinen Augen. Irgendwann hatte ich so einen absolut irren Traum, in dem ich ihn geheiratet habe und habe mir dauernd versucht einzureden, dass ich ihn nicht mag, aber während der Zeit habe ich mich unbewusst in ihn verknallt und als ich es dann realisiert habe, war es schon zu spät. Er stand die ganze Zeit auf mich und es hat lange gedauert, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich ihn wirklich liebe. Nur seine Brille nicht, die ist scheußlich!“, erzähle ich. „Meckere nicht immer über meine Brille!“, vernehme ich Petes Stimme hinter mir. Jack und ich drehen uns um. Pete kommt zu uns auf den Balkon und umarmt mich von hinten. „Erzähl ihm nicht nur die schönen Seiten. Du hast mich an der Bushaltestelle blamiert und zutiefst verletzt und im Laden meines Bruders hättest du mich beinahe vergewaltigt!“, meint er schmollend. „Wow! Ewan, das hätte ich von dir gar nicht gedacht!“, meint Jack lachend. „Du bist ja ein richtiger Draufgänger!“ „Ach was. Ewan steht übrigens nur auf mich!“, erzählt Pete stolz. „Wie kommt das?“, will Jack grinsend wissen. „Ich stehe auf Mädchen, aber Pete ist eine Ausnahme.“ „Ich habe meinen eigenen Hetero~! Ach was bin ich froh~!“, singt Pete lachend. Kopfschüttelnd trinke ich mein Bier und bemerke wie Jack uns beobachtet. Lächelnd sehe ich zu ihm, während Pete sich eng an mich kuschelt. Ein paar kleine Katastrophen, mehr nicht. Wer hätte gedacht, dass noch einige größere Probleme auf uns zukommen würden, die unsere Beziehung auf eine harte Probe stellen würden... Kapitel 12: … immer da zu sein ------------------------------ „Es gibt zwei gute Neuigkeiten!“, meint Joseph begeistert und setzt sich auf unser Sofa. Ich, Pete und Jack starren ihn neugierig an. Joseph grinst breit und platzt schon fast. Hibbelig rutscht er auf seinem Platz hin und her. „Und die wären?“, fragt Pete. „Ich habe lange darüber nachgedacht!“, meint er nickend und beugt sich vor. „Ewan, willst du bei mir im Laden arbeiten? Ich könnte wirklich jemanden gebrauchen und du kommst gut mit Kindern klar!“ Mit großen Augen starre ich ihn an. Das ist nicht einer meiner wirren Träume, in denen ich gleich über jemanden herfalle und ihm das Hirn rausvögele oder? „Ewan? Lebst du noch?“, fragt Pete und stupst mich von der Seite an. Ich sehe zu ihm. „Das ist kein Traum?“, frage ich. Pete schüttelt amüsiert den Kopf und lacht. „Wo denkst du hin?“ Ich sehe zu Joseph, der mich abwartend mustert. „I-ich mach es!“, stammele ich hastig. Jack klopft mir begeistert auf die Schulter. „Hey, das ist doch klasse!“, meint er. Ich nicke und kann es gar nicht richtig fassen. „Und die andere Neuigkeit?“, fragt Pete seinen Bruder. Joseph grinst wie ein Honigkuchenpferd. „Ich werde heiraten!“ Verblüfft sehen wir ihn alle an. „Ich habe es endlich getan und Susan gefragt, ob sie mich heiraten will!“, meint er stolz. Pete springt als erster auf und fällt seinem Bruder um den Hals. „Wie toll! Ich freue mich für euch!“, meint er und scheint Joseph gar nicht mehr loslassen zu wollen. Jack reicht ihm lächelnd die Hand und auch ich drücke den Lockenkopf fest an mich. „Wann ist es denn soweit?“, fragt Pete aufgeregt. „In ein paar Monaten. Wir wollen nicht zu lange warten.“ Grinsend betrachte ich Joseph. Der Erste, der unter die Haube kommt. Ich bin mal gespannt, wer aus meinem Freundeskreis als nächstes heiraten wird. Mein Blick fällt auf Pete und ich kann mir schon denken, dass er die nächste Zeit viel mit seinem Bruder verbringt, bei der Planung hilft und... „Hey! Dann müssen wir einen Junggesellenabschied feiern!“, rufe ich begeistert und springe auf. Jack lacht und gibt mir einen Tritt gegen mein Bein. „Das ist alles woran du denkst?“ „Ich wette, du hast eben dasselbe gedacht!“, erwidere ich spitzbübisch. Jack sieht demonstrativ zur Seite und schürzt die Lippen. „Ich bin froh, dass ich es euch schon mal erzählen konnte. Ich wollte es euch unbedingt vor meinen Eltern sagen!“, erzählt Joseph und grinst breit. Pete wirft mir einen kurzen Blick zu und mit hochgezogener Augenbraue erwidere ich es. Was hat das denn zu bedeuten? „Darauf müssen wir trinken!“, meint Jack, steht auf und läuft sofort in die Küche. Als Pete und ich wieder alleine im Zimmer sind und Jack es sich vor dem Fernseher bequem gemacht hat, setze ich mich zu ihm auf das Bett und nehme ihm sein Buch aus der Hand. „Was sollte dieser Blick vorhin?“ Pete verzieht seinen Mund. „Ich glaube nicht, dass meinen Eltern so eine überstürzte Heirat gefallen wird und wann soll ich mich outen? Das geht doch voll unter, wenn alle nur noch über die Hochzeit reden! Soll ich das bekannt geben, wenn ich dem Brautpaar ein paar nette Worte sage und upsi, hoppla, habe ich ja ganz vergessen, ich ficke gerne mit Männern und ach ja, da hinten steht mein Freund mit dem ich schon eine ganze Weile zusammen bin. Meine Eltern kippen aus den Latschen! Ganz sicher!“, murrt er und greift wieder nach seinem Roman. „Du malst dir immer solche Horrorszenarien aus, Pete. Es wird bestimmt nicht so schlimm und ich bin mir sicher, deine Eltern werden Verständnis dafür haben!“ „Klar, du kennst sie ja auch so gut!“, erwidert Pete angriffslustig. „Du findest schon noch den geeigneten Moment dafür und ich lasse dich damit bestimmt nicht allein. Wenn du mich brauchst, komme ich mit!“ Ich greife nach seiner Hand und sehe Pete in die Augen, doch er wendet den Blick ab. „Ich will jetzt mein Buch lesen.“ Kommt es mir nur so vor oder wird Pete von Tag zu Tag mürrischer. Er ist wirklich ein Griesgram und so tue ich das was ich am besten kann: Ich gehe ihm so gut wie möglich aus dem Weg und halte meinen Mund. Den Einfall hat Jack anscheinend nicht gehabt, denn während ich im Wohnzimmer sitze und auf Jacks Laptop im Internet surfe, streiten die beiden sich ziemlich laut nebenan über irgendeine Belanglosigkeit. Pete findet an allem etwas zu meckern und nimmt kein Blatt vor den Mund. Seufzend stehe ich auf und gehe in die Küche. „Wieso hast du das weggeworfen?!“, brüllt Pete Jack an und hält ihm einen Zettel vor die Nase. „Weil ich dachte, das kann in den Müll, wenn es auf dem Boden liegt! Es war zusammengeknüllt!“ Jacks Lautstärke kann locker mit Petes mithalten. Mit Grauen linse ich in die Küche und hoffe, die beiden springen sich nicht an die Kehle. „Das ist wichtig und ob es zusammengeknüllt ist oder nicht, du musst mich vorher fragen!“ „Dann mach den Scheiß eben in Ewans Zimmer! Dann hast du auch einen besseren Überblick über deinen Müll! Scheiße, hast du deine Tage oder was stimmt nicht mit dir?!“, brüllt Jack wütend und lässt Pete einfach in der Küche stehen. Pete dreht sich um und als er mich entdeckt, sieht er mich angepisst an, ehe er an mir vorbeiläuft und in meinem Zimmer verschwindet. Tief durchatmend folge ich ihm, öffne die Tür, die er so geräuschvoll ins Schloss geworfen hat und als ich Pete auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch sehe, gehe ich zu ihm und schlinge meine Arme von hinten um ihn. Pete spricht kein Wort, also versöhne ich ihn mit Küssen auf Wange und Hals und streichele ihm über den Bauch, bis meine Hände sich ihren Weg unter sein Shirt suchen. „Ich will jetzt nicht...“, meint er geknickt und lächelnd drücke ich ihn fest an mich. „Komm her!“, meine ich und ziehe Pete vom Stuhl direkt in meine Arme. Er schlingt seine um meinen Rücken und versteckt sein Gesicht an meinem Hals. „Mach dich nicht verrückt. Lass es erst mal ruhen. Du kannst immer noch hier bleiben. Wir finden schon eine Lösung.“ Pete sieht zu mir auf. „Alles wieder gut?“ Er zuckt mit den Schultern und lässt sich wieder gegen mich fallen. „Hey, du bist schwer!“, erwidere ich lachend und wuschele ihm durch die blonden Haare. „Ich muss gleich zu Jörg, wegen der Nachhilfe. Meinst du, du bist heute Abend wieder in Stimmung?“, frage ich ihn keck. Pete brummt und schlägt mit seiner Hand auf meinen Arsch. „Lass mich nicht zu lange warten, sonst kann ich nicht garantieren, dass ich Jack heute noch am Leben lasse!“, meint er und lächelt schief. Grinsend beuge ich mich zu ihm runter und küsse Pete. Er erwidert den Kuss flüchtig. Stirnrunzelnd lasse ich von ihm ab. Pete geht zum Regal und sucht sich eines seiner neuen Bücher heraus, mit dem er sich auf das Bett legt. Kopfschüttelnd gehe ich aus dem Zimmer in den Flur und ziehe mir die Schuhe über, greife nach den Hausschlüsseln und verlasse das Haus. Ich laufe über die Straße zur Bushaltestelle und fahre ungefähr eine halbe Stunde, bis ich endlich Jörgs Wohnhaus erreiche. Seine Familie lebt in einem Einfamilienhaus, das ziemlich teuer und nobel aussieht. Mit hochgezogenen Augenbrauen starre ich auf das Gebäude. Langsam gehe ich zum Gartenzaun, öffne ihn, laufe über den Kiesweg zum Eingang und drücke auf das Klingelschild. Ich muss nicht lange warten, bis mir geöffnet wird und Jörg in der Tür steht. „Hey!“, meint er lächelnd und lässt mich eintreten. Ich sehe mich in der Wohnung um, die modern eingerichtet ist und ziehe brav meine Schuhe aus, ehe ich Jörg in sein Zimmer folge. „Wollen wir tauschen? Du bekommst meine Bude und ich nehme das ganze Haus?“, schlage ich beeindruckt vor. Jörg lacht und setzt sich auf einen der beiden Stühle vor seinem Schreibtisch. „Du hast einen Beamer? Wieso erfahre ich das erst jetzt?!“, meckere ich und ziehe probehalber die weiße Leinwand herunter. „Ist ja auch neu. Wollen wir nachher einen Film gucken?“, meint Jörg lachend und klopft neben sich auf den Stuhl. „Aber erst mal die Arbeit.“ „Erst das Vergnügen, dann die Arbeit!“, bettele ich. Jörg seufzt und steht auf. „Also gut...“ Er schaltet den Beamer und den Blue-Ray Player an, während ich freudig die Leinwand komplett herunterziehe und mir einen Film aus dem Regal schnappe. „Anonymous geht aber ziemlich lange, dann kommen wir ja gar nicht mehr zum Lernen!“, wendet Jörg ein. „Ach was, das schaffen wir!“, erwidere ich unbekümmert und schiebe die DVD ein. Wir schmeißen uns in Jörgs Bett und starten den Film, nachdem er das Zimmer abgedunkelt hat. Nach einer Weile linse ich immer mal wieder zu Jörg. „Sag mal, du und Jack... Habt ihr eigentlich noch Kontakt zueinander?“ Jörg schaut zu mir und schüttelt den Kopf. „Seit dem Wochenende nicht mehr.“ „Willst du ihn wiedersehen?“, frage ich ihn. „Weiß nicht...“ „Was heißt, du weißt es nicht? Ich dachte, du stehst auf ihn?“, frage ich Jörg verständnislos. „Tue ich ja auch, aber ich habe irgendwie nicht das Gefühl, dass er wirklich was von mir will. Ich meine, wir haben beide viel getrunken, hatten Sex und unseren Spaß. Ich denke, dabei bleibt es auch.“ „Das muss es aber nicht.“ Jörg seufzt. „Guck den Film.“ Missmutig öffnet Pete mir die Tür und schuldbewusst sehe ich ihn an. Es ist spät und ich hätte mich melden können, habe ich aber nicht und nun muss ich Petes schlechte Laune ertragen. „Du warst ganz schön lange weg...“ „Ja, ich habe mit Jörg noch einen Film gesehen und danach haben wir gelernt. Es ist halt etwas später geworden. So was kommt vor!“, versuche ich mich zu rechtfertigen. Pete presst seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und runzelt die Stirn. „Wieso guckst du mit ihm einen Film? So gut seid ihr gar nicht befreundet.“ „Wir verstehen uns ganz gut, warum auch nicht? Ich weiß nicht, was dich wieder stört? Er ist mein Nachhilfelehrer und wenn wir nebenbei noch ein wenig Spaß haben, ist das doch nicht schlimm!“, erwidere ich und werde langsam auch übellaunig. „Mit wem du befreundet bist, kann ich dir nicht vorschreiben oder verbieten.“ „Nein, kannst du nicht!“, erwidere ich stur. Pete sieht mich einen Moment lang schweigend an. „Fein!“ Wütend dreht er sich auf dem Absatz um, lässt mich in der Tür stehen und verschwindet in meinem Zimmer, nicht ohne demonstrativ die Tür ins Schloss zu werfen. Genervt betrete ich die Wohnung und schließe die Haustür. Ich ziehe mir die Schuhe aus und gehe in mein Zimmer. „Bleib draußen!“, murrt Pete und liegt mit dem Rücken zu mir im Bett. Seufzend schalte ich das Licht an und gehe zu ihm. „Das ist mein Zimmer, Pete!“, erwidere ich. „Auch gut!“, meint er miesepetrig und steht auf. Er wirft mir kurz einen bösen Blick zu und verlässt das Zimmer. „Dann schlafe ich halt im Wohnzimmer!“ Ich sehe ihm nach und lasse mich auf das Bett sinken. Wie gut, dass ich ihm nie was von meinen Sexträumen mit Jörg erzählt habe, sonst würde er mich auf ewig aus meiner eigenen Wohnung verbannen. Ich schlurfe ins Wohnzimmer und sehe zu wie Pete das Sofa auszieht, um das Bett zu machen. „Ist das echt dein Ernst?“, frage ich ihn und lehne mich gegen den Türrahmen. „Pete, ich habe nicht auf die Zeit geachtet. Na und? Ich bin erwachsen. Ich kann tun und lassen was ich will. Ich kann mich auch treffen mit wem ich will und wenn du Jörg nicht magst, weil du eifersüchtig bist oder aus irgendeinem anderen Grund, dann ist das deine Sache, aber ich sehe es nicht ein, mich nicht mehr mit ihm zu treffen. Er ist mein Nachhilfelehrer und ich komme gut mit ihm klar. Wir haben uns zusammengerauft und ich finde nicht so schnell wieder jemanden, mit dem ich klar komme und dessen Ratschläge und Tipps ich auf Anhieb verstehe. Ich finde es okay, wenn du eifersüchtig bist. Das ist jeder mal, aber wenn du mir keine Freiheiten lässt, machst du uns damit nur unsere Beziehung kaputt und das will ich nicht! Ich will dich nicht verlieren!“ Pete lässt das Kissen in seiner Hand fallen und senkt sein Haupt. „Schlaf gut.“ „Pete...“ „Ich bin müde! Ich will schlafen!“, herrscht er mich an. Ich sehe ihm zu, wie Pete das Bett macht und sich auszieht. „Nacht...“, murmele ich und verschwinde in meinem Zimmer. Was soll ich auch machen, wenn er mir nicht entgegen kommt. Ich kann nicht immer nur Rücksicht auf ihn nehmen. Seufzend ziehe ich mich ebenfalls aus und verschwinde unter der Decke, aber an Schlaf ist nicht zu denken. Unruhig wälze ich mich von einer Seite zur anderen, strampele die Decke mit den Füßen weg, nur um mich dann wieder zuzudecken. Genervt rücke ich mein Kissen zurecht und liege schließlich mit Blick zur Zimmerdecke im Bett, alle Viere von mir gestreckt und vermisse Petes warmen Körper an meiner Seite. „Ob es ihm auch gerade so geht?“, flüstere ich und verschränke die Arme hinter dem Kopf. Wieso ist er nur auf einmal so eifersüchtig? Ich meine, bei Jack gab es überhaupt keine Probleme, aber kaum guckt auch nur mal ein Mann mit derselben Neigung in meine Richtung faucht mein kleiner Kater und versucht sein Revier zu markieren. Es stört mich nicht wirklich, denn ich würde es auch nicht gut finden, wenn jemand seine Fühler nach meinem Freund ausstreckt, aber deswegen muss er seinen Frust noch lange nicht an mir und meinen Freunden auslassen. Vor der Zeit mit Pete habe ich sowieso schon kaum Freunde gehabt, dann soll er mir nicht die wenigen nehmen, die ich endlich gefunden habe. Vielleicht wird es auch einfach Zeit, dass er sich outet, dann ist er wenigstens das Problem schon mal los und hat es hinter sich gebracht. Es bringt ja auch nichts, wenn er es wochenlang vor sich herschiebt. Ich setze mich mit einem Ruck im Bett auf. Schlafen kann ich zurzeit sowieso nicht. Ich klettere aus meinem Bett und verlasse mein Zimmer. Vorsichtig schleiche ich am Wohnzimmer vorbei, falls Pete doch schlafen kann, im Gegensatz zu mir. In der Küche schalte ich das Licht an und hole die Colaflasche aus dem Kühlschrank. Ich trinke direkt aus der Flasche. Jack und Pete machen es ja auch. Ich stelle die Flasche wieder zurück und gehe in den Flur. Mein Blick haftet auf der Wohnzimmertür und unsicher ob ich reingehen soll oder nicht, bleibe ich stehen. Meine Hand macht sich selbstständig und greift zögernd nach der Türklinke. Ich öffne die Tür einen Spalt breit und luge in den dunklen Raum hinein. Leise schleiche ich mich ins Wohnzimmer, durch den Raum und bleibe vor dem Bett stehen. Ich kann nur schwach erkennen wo Pete liegt und lasse mich auf die Bettkante sinken. Ich beuge mich herunter und streiche ihm durch die Haare. Pete dreht sich auf die Seite und schläft weiter oder macht er das absichtlich? Grummelnd lege ich mich hinter ihn, lege meinen Arm um seinen Bauch und stelle entzückt fest, dass sein Shirt hochgerutscht ist und ich so seine nackte Haut an meinen Fingerkuppen spüren kann. Langsam bewege ich sie über Petes Bauch, wovon dieser aber leider wach wird. „Ewan...?“, murmelt er verschlafen und dreht mir den Kopf zu. Ich schmiege mich an seinen warmen Körper. Pete sucht ebenfalls automatisch meine Nähe und seufzt wohlig in meiner Umarmung. Streiten können wir auch morgen noch, aber eine Nacht ohne meine kleine Brillenschlange, das ist echt hart! Kapitel 13: … gleich zu träumen ------------------------------- Joseph läuft wie ein aufgescheuchtes Huhn durch unsere Wohnung und ist zu nichts zu gebrauchen. Ganz im Gegenteil zu seiner Verlobten Susan, die fachmännisch alles notiert, was eben so zu den Hochzeitsvorbereitungen dazu gehört und so gar nicht nervös zu sein scheint. Erstaunt sehe ich die beiden an und versuche herauszufinden, wieso ausgerechnet diese beiden sich gefunden haben. Susan sieht wunderschön aus mit ihren blauen Augen und den dunkelblonden Locken, wirkt aber vom Charakter her nicht sehr weiblich. Es ist als würde ein Kerl in ihr stecken. „Komm mal wieder runter, Joseph!“, murrt sie, weil er scheinbar mächtig ihre Nerven strapaziert. Da stellt sich einem unweigerlich die Frage, ob Joseph vielleicht doch ein wenig zu Männern tendiert, bei so einer Freundin. Und ich habe ihn damals geküsst... Pete und Jack sind ebenfalls mehr als erstaunt über Susan. Was aber vielleicht auch daran liegt, dass sie überhaupt keine Einwände hat, dass wir eine Stripperin für den Junggesellenabschied haben wollen. Sind Frauen normalerweise nicht immer gegen so etwas? Vielleicht vertraut sie Joseph einfach blindlings? Oder sie murkst ihn einfach ab, wenn ihr zu Ohren kommt, dass er sich anderweitig vergnügt hat. Zutrauen würde ich es dieser eiskalten Blondine. Ansonsten ist sie aber vollkommen in Ordnung und man kann sich prima mit ihr unterhalten. Susan arbeitet als Stewardess, kommt ziemlich viel in der Welt herum und irgendwann scheint es sie wohl mal in unsere Ortschaft verschlagen zu haben. Jedenfalls hat es zwischen ihr und Joseph gewaltig gefunkt und auch wenn beide sich nicht immer sehen können, spürt man das zwischen ihnen ein unsichtbares Band ist, das niemand so leicht trennen kann. Pete lehnt sich an mich und seufzt. Sein Blick haftet unverwandt auf den dicken Ordner, in dem Susan all ihre Notizen und Ideen für die Hochzeit festhält, allerdings wirkt er weniger begeistert. Am Abend sitzen wir beide in meinem Zimmer. Pete versucht zu lesen, während ich am Schreibtisch sitze und noch ein wenig in meinen Büchern lerne. Ich höre wie Pete das Buch zuschlägt und fühle mich irgendwie beobachtet. Als ich den Blick hebe, sehe ich genau in seine Augen. „Was ist? Seit Susan und Joseph hier waren wirkst du so abwesend.“ Pete presst seine Lippen fest zusammen und senkt den Blick. Er nestelt an seinem Buch herum, was er sonst eigentlich nie tut. Seine Bücher sind sein Heiligtum. „Pete?“ Er legt den Kopf schief und sieht zu mir. „Willst du irgendwann mal Kinder haben?“ Ich runzele die Stirn und verstehe nicht worauf er hinaus will. „Ich weiß nicht. Ich lebe im Hier und Jetzt. Was weiß ich schon, was morgen sein könnte...“ Pete schüttelt heftig seinen Kopf. „Ich meine das Ernst, Ewan! Willst du Kinder haben?“ „Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht. Ich weiß nicht, vielleicht...?“, gebe ich zu. Pete nickt langsam und bedächtig. „Ich kann dir keine Kinder schenken...“, meint er mit leiser verzweifelter Stimme. Ich drehe mich zu ihm um und sehe Pete prüfend an. „Hast du Angst, ich trenne mich deswegen von dir? Pete, selbst wenn wir keine Kinder bekommen können, bleibe ich mit dir zusammen!“ „Ich habe nur so überlegt, weil bald die Hochzeit von meinem Bruder ist und er kann heiraten und Kinder kriegen und all das was uns eine Menge Hürden entgegen bringt. Wieso wird ihm das Leben so einfach gemacht und wir stolpern von einem Hindernis zum nächsten? Das ist nicht fair!“ „Nichts im Leben ist fair. Wir müssen alle hart um das kämpfen, was wir erreichen wollen!“, erwidere ich. Pete schüttelt heftig den Kopf. „Weißt du, ich will Kinder haben. Ich will auch heiraten, aber heutzutage wird das alles auf die leichte Schulter genommen. Wozu heiraten, wenn man sich eh wieder scheiden lässt? Wozu Kinder in die Welt setzen, die auch noch undankbar dafür sind und die ihre Eltern hassen und keinen Respekt vor ihnen haben? Ich möchte Kinder, aber ich glaube nicht, dass ich ein guter Vater wäre und...“ Deprimiert lässt Pete den Satz offen im Raum hängen. Ich stehe von meinem Stuhl auf und laufe quer durch den Raum zu ihm. Vor dem Bett gehe ich in die Hocke und sehe zu Pete auf. „Du wirst mal ein richtig cooler Vater sein! Du schiebst diese Angst nur auf deine Eltern, Pete. Du musst ihnen endlich mal die Wahrheit sagen. Du kannst es nicht ewig vor dir herschieben. Du stehst nun mal auf Männer. Das ist keine Krankheit und auch kein Zustand, der sich wieder ändern wird. Damit werden deine Eltern leben müssen und wenn sie es nicht akzeptieren, dann tut es mir leid für sie, weil sie dadurch nur ihren geliebten Sohn verlieren werden und glaub mir, sie wollen ihr Kind nicht verlieren!“ Pete sieht auf mich herunter und umarmt mich. Seinen Kopf bettet er auf meine Schulter und so klettere ich auf seinen Schoß und schmiege mich an ihn. „Das Kind, dass uns als Väter kriegt, tut mir jetzt schon leid. Wir sind doch solche Idioten!“, meint Pete lachend und drückt mich fest an sich. „Was redest du da für einen Unsinn? Wir werden die coolsten Eltern der Welt sein und wenn du unbedingt willst, heirate ich dich auch. Ich meine, inzwischen ist das auch erlaubt. Sogar in Frankreich darf man jetzt heiraten! Ist doch geil!“, erzähle ich ihm und drücke Pete auf die Matratze. „Willst du wirklich ein Kind mit mir haben?“, fragt Pete ungläubig. „Du meinst so richtig mit allem drum und dran?“ „Keine Ahnung, was du damit meinst, aber ja, warum nicht? Oder willst du dich schon von mir trennen?“ Pete schüttelt heftig den Kopf und zieht mich herunter, so dass ich auf seinem Bauch zum Liegen komme. „Wird nicht einfach ein Kind zu adoptieren und du hast nicht mal deinen Abschluss in der Tasche.“ Ich nicke träge. Stimmt, da war ja noch etwas. Ob ich das schaffe? „Ewan und Peter Loades... Hm, klingt gut oder?“, murmele ich leise. Pete gibt einen empörten Laut von sich. „Wieso nehmen wir deinen Nachnamen?! Ich will meinen Nachnamen behalten! Du wirst Ewan Harmon heißen!“ „Ugh... Vielleicht heirate ich dich doch nicht.“ Lachend lasse ich mir von Pete in die Wangen kneifen. Pete sieht nachdenklich zu mir auf. „Meinst du nicht, wir sind noch viel zu jung, um uns über solche Dinge Gedanken zu machen? Wir haben noch so viel Zeit.“ „Wahrscheinlich hast du Recht...“ Ich streiche Pete durch die blonden Haare und zupfe leicht an einer Haarsträhne. „Bist du scharf?“, frage ich ihn grinsend. „Wieso?“ „Weil du meinen Arsch gleich weich geknetet hast. Ich meine ja nur...“ Mit Unschuldsmiene sehe ich meinen Freund an. Aufreizend reibe ich mit meinem Becken an seinem Schritt. Lachend zieht Pete mein Gesicht näher an sich heran. Wir küssen uns, halten uns in den Armen und schon nach kurzer Zeit liegen unsere Klamotten am Boden, wir unter der Decke und nur unser erregtes Keuchen und Stöhnen erfüllt den Raum. Als ich am nächsten Morgen die Augen öffne, blinzele ich ein paar Mal und sehe verwirrt zu Pete, der lediglich in Boxershorts gekleidet durch mein Zimmer läuft. Ich richte mich auf und sehe zu, wie er seine Taschen packt. „Morgen.“ Pete sieht zu mir auf und lächelt. Er kommt gut gelaunt zu mir ans Bett, lässt sich auf der Bettkante nieder und beugt sich zu mir herunter, um mich zu küssen. Ich ziehe ihn auf mich und streiche über seine nackte Brust. Pete löst den Kuss meiner Meinung nach viel zu schnell und streicht mir über die Wange. „Ich werde wieder zu meinen Eltern ziehen. Wenn der richtige Zeitpunkt da ist, werde ich es ihnen sagen.“ „Wieso willst du auf einmal ausziehen? Du kannst ruhig hier bleiben.“ Ich setze mich auf und sehe ihn verständnislos an. „Ich kann nicht ewig hier wohnen bleiben. Ich zahle nicht mal Miete und ich will dir und Jack nicht ewig auf der Pelle hocken.“ Pete zieht die Beine an seinen Körper und schlingt seine Arme darum. Seinen Kopf bettet er auf den Knien und lässt den Blick durch mein Zimmer schweifen. „Mir ist gestern einiges klar geworden. Wenn ich mit dir zusammen sein will und mir mit dir ein Leben aufbauen möchte, dann darf ich nicht vor meinen Problemen weglaufen. Ich werde in meinem Leben noch einigen Schwierigkeiten gegenüber stehen und wenn ich nicht langsam mal anfange mich ihnen zu stellen, wann dann?“ Ich lehne meine Stirn an Petes warme Schulter. „Worüber du dir immer Gedanken machst...“ „Einer von uns muss es ja tun!“, meint Pete und streckt mir frech die Zunge aus. Grinsend beuge ich mich vor und berühre sie mit meiner. Pete zieht mich näher an sich heran, unsere Zungen treiben ihr neckisches Spiel miteinander und nach einem kurzen Blick wird uns beiden schnell klar, dass dieser Moment nach Abschiedssex schreit. Mit einem breiten Grinsen lasse ich mich zurück ins Bett fallen, während Pete sich seiner Boxershorts entledigt und sich auf mich legt. Genießerisch schließe ich meine Augen und lasse mich von seinen Lippen verwöhnen, die meinen Oberkörper mit Küssen bedecken. Pete spreizt meine Beine und wandert mit dem Kopf noch tiefer. Ich räkele mich unter ihm und lege den Kopf in den Nacken. „Seid ihr schon wach? Wir haben ein Problem!“ Die Tür öffnet sich und wenig begeistert sehe ich zu Jack, der im Türrahmen steht und uns sprachlos ansieht. „Ähm, das hat vielleicht auch bis nachher noch Zeit...“ Mit verzogenem Mund ziehe ich die Bettdecke über meine Beine und auch Pete versteckt seinen Ständer hastig darunter. „Ja, ja, Papa kommt immer zum falschen Zeitpunkt ins Zimmer!“, meint Jack mit verstellter Stimme und zwinkert uns zu. „Ich warte im Wohnzimmer.“ Er schließt die Tür hinter sich und seufzend sehen Pete und ich uns an. „Willst du noch?“, fragt Pete mich. Ich ziehe eine Grimasse und lüpfe anzüglich die Decke. „Ein Quickie kann nicht schaden!“ Lächelnd lässt Pete sich wieder zwischen meine Beine gleiten. Kurze Zeit später sitzen wir mit Jack im Wohnzimmer. „Joseph hat eben hier angerufen. So wie er sich anhört, bekommt er kalte Füße.“ „Ist das nicht normal, wenn man heiratet? Dann kommen einem nun mal lauter Gedanken, die einen daran hindern könnten!“, wirft Pete ein. „Und wenn er wirklich alles hinschmeißt?“, meint Jack nachdenklich. Betreten schweigen wir. „Was können wir schon machen?“, murmelt Pete. „Mehr als ihm gut zuzureden können wir auch nicht.“ Ich nicke zustimmend. „Weiß Susan denn Bescheid?“ Jack zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, ob er schon mit ihr darüber geredet hat.“ „Hoffentlich fällt die Hochzeit nicht ins Wasser. Sie haben doch gerade erst mit der Planung begonnen und Joseph sah so glücklich aus, als er uns erzählt hat, dass er heiraten wird.“ Pete sieht geknickt auf den Tisch und blättert lustlos in der Fernsehzeitung herum. „Ich werde mit ihm reden, wenn ich Zuhause bin!“, meint er nach einer Weile und steht entschlossen auf. Ich tue es ihm gleich und folge Pete durch den Flur in mein Zimmer. „Wie kann er so dumm sein? Hat er nicht nachgedacht? Wieso will er jetzt einen Rückzieher machen?!“, meckert Pete verstimmt und greift nach seinen Taschen. Ich helfe ihm und trage alles in den Flur, wo Pete in seine Schuhe schlüpft. „Ist doch normal, immerhin macht er sich Gedanken darüber, wäre doch dumm, wenn er blindlings heiratet und erst hinterher alles bereut.“ Pete guckt mich mürrisch an. „Wenn du einen Rückzieher machen willst, sag es mir lieber gleich!“ Grinsend verschränke ich die Arme vor der Brust. „Ich bin nicht wie dein Bruder, wenn ich kalte Füße kriege, bin ich weg vom Fenster noch ehe du es merkst.“ Pete schmollt und versöhnlich nehme ich ihn in den Arm. „Das war ein Scherz.“ - „Das will ich doch stark hoffen!“ Pete sieht zu mir auf und schlingt seine Arme um mich. Wir küssen uns und nur ungern löse ich mich von meinem Freund. „Bis dann.“ Pete nickt und hängt sich alle Taschen um. Vollbeladen verlässt er die Wohnung und als ich die Tür hinter ihm schließe, wirkt das Appartement seltsam leer, als würde etwas Wichtiges fehlen. Wie schnell man sich doch an die Anwesenheit eines geliebten Menschen gewöhnt. Ich gehe in die Küche und hole die Cola aus dem Kühlschrank. Gerade als ich mir ein Glas aus dem Schrank nehme, kommt Jack zu mir, also hole ich noch ein zweites Glas heraus. Wir setzen uns an den Küchentisch. „Hast du schon Liebeskummer?“, witzelt Jack. Ich zucke mit den Schultern. „Und du? Jörg steht immer noch auf dich, das weißt du oder?“ Jack schaut in sein Glas und knabbert auf seiner Unterlippe. „Es war nur ein One-Night-Stand...“ „Ihr mögt euch, also worauf wartest du?“ „Hast du seine Nummer?“, fragt Jack und grinsend nicke ich. „Entweder es klappt oder es klappt nicht, so ist das Leben.“ Jack schüttelt den Kopf. „Ist schon komisch. Früher als ich noch mit Melissa zusammen war, hätte ich nie im Leben gedacht, dass ich mich mal für einen Kerl interessieren würde oder gar mit einem Mann Sex habe. Es hat mich nicht mal gestört. Es war so normal, so selbstverständlich, verstehst du? Das hat mich etwas aus dem Ruder geworfen.“ Verständnisvoll nicke ich und trinke aus meinem Glas. Ich krame in meiner Hosentasche und befördere mein Handy hervor. Im Adressbuch suche ich Jörgs Nummer heraus und halte Jack das Handy vor die Nase. „Los! Ruf ihn an!“ Jack nimmt das Handy, steht auf und verlässt mit einem schiefen Lächeln den Raum. „Wird schon schief gehen...“, murmelt er. Ich bleibe zurück und starre auf den leeren Platz vor mir. Ich kann es immer noch nicht fassen. Pete und ich machen jetzt schon Pläne für unsere Zukunft! Was ist, wenn alles anders kommt? Was dann? Ich meine, werden wir wirklich heiraten und ein Kind adoptieren? Werden wir immer zusammen bleiben? So etwas klappt doch nur in unrealistischen Romanen, die eine total falsche Sichtweise vom wahren Leben darstellen. So ist die Realität nicht. Das habe ich doch selbst erlebt. Meine Eltern haben sich scheiden lassen. Sie haben sich nicht um mich gekümmert. Ich bin ihnen schon immer egal gewesen. Wieso sollte ich mehr Glück haben als meine Eltern? Wieso sollte mein Leben so viel besser ablaufen? Ich bin das schwarze Schaf meiner Familie. Nur mit Ach und Krach werde ich meinen Abschluss schaffen und dann? Finde ich eine Ausbildungsstelle? Wird Pete mich immer lieben? Was ist, wenn er sich in jemand anderen verliebt? Wenn ich ihm nicht mehr gut genug bin? Was soll ich machen, wenn mein Leben nicht so abläuft, wie wir es uns jetzt ausmalen? Betrübt und voller Zweifel, die in meinem Kopf umherschwirren, sitze ich in der Küche und merke kaum wie die Zeit vergeht. Susan und ich sitzen im Wohnzimmer der Harmons nebeneinander. Wie bestellt und nicht abgeholt warten wir auf unsere Liebhaber, die beiden Brüder, die sich in Petes Zimmer verschanzt haben. „Wartest du schon lange?“, frage ich Susan, da ich gerade erst angekommen bin. „Hm... eine halbe Stunde.“ Sie blickt kurz auf ihre Armbanduhr. „Ja, eine halbe Stunde.“ Wir seufzen synchron. „Läuft was Gutes im Fernsehen?“, fragt Susan. Ich zucke mit den Schultern. „Ich glaube nicht...“ „Joseph hat mir erzählt, dass ihr schwul seid. Das ist okay für mich.“ Ich sehe zu Susan und lächele leicht. „Mein letzter Freund hat sich in einen Mann verliebt und mich sitzen lassen.“ Okay, der Pfeil hat gesessen. War das jetzt ein indirekter Angriff? Ich linse zu Susan und weiß nicht, wie ich reagieren soll, also belasse ich es lieber dabei und schweige. „Kaugummi?“, fragt Susan und hält mir einen Streifen hin. „Danke.“ Ich packe den Kaugummi aus und stopfe ihn mir in den Mund. „Wie laufen die Hochzeitsvorbereitungen?“ „Ganz gut.“ Während wir beide gelangweilt herumkauen und Blasen machen, kommen endlich unsere Jungs herunter. Pete lächelt als er mich erblickt und kommt zu mir. Ohne Scheu küsst er mich vor Susans Augen und setzt sich neben mich auf das Sofa. Bin ich froh, dass seine Eltern gerade nicht da sind, aber dann würde Pete es auch nicht wagen mich zu küssen. Joseph sieht zu Susan und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Tut mir leid.“ Sie schüttelt den Kopf und steht vom Sofa auf. Lächelnd bleibt sie vor ihm stehen, hebt die Hände und legt sie an Josephs Wangen. „Ist schon gut. Ich bin auch furchtbar aufgeregt!“, gibt sie zu und lehnt ihre Stirn sachte an seine. Jopseh schlingt seine Arme um ihren Körper und presst seine Verlobte eng an sich. Neidisch sehe ich zu den beiden. „Wie hast du es geschafft ihn vom Gegenteil zu überzeugen?“, raune ich Pete zu. „Ich habe ihm knallhart meine Meinung gegeigt.“ Pete lächelt lammfromm. Ich ziehe die Augenbrauen skeptisch hoch. Oh je, armer Joseph. Pete kann so gnadenlos ehrlich sein, wenn ihn etwas tierisch aufregt. Pete spielt mit meinen Fingern und schmiegt sich an mich. „Kommst du mit hoch?“, fragt er und sieht zu mir auf. Anzüglich lecke ich mir über die Lippen. „Woran denkst du denn jetzt wieder?“, fragt er lachend und zieht mich vom Sofa hoch. Nur zu gerne lasse ich mich von Pete nach oben in sein Zimmer entführen. Ich verbringe den Nachmittag bei ihm und zusammen planen wir abends mit Joseph und Susan noch einiges für die Hochzeit. Geschafft steige ich die Treppe zur Wohnung hinauf. Ich bin vollgestopft mit Kuchen, befriedigt, weil Pete und ich uns zeitweise in sein Zimmer verdrückt haben und voller Ideen für die bevorstehende Hochzeit. Ich hole die Schlüssel aus der Hosentasche und schließe die Tür auf. Merkwürdige Geräusche reißen mich aus meinen Gedanken und als ich aufblicke, sehe ich zwei nackte erregte Leiber vor mir. Das gibt’s doch nicht! Jetzt treiben die beiden es auch noch im Flur?! Jörg hat es ja nicht sehr weit in die Wohnung geschafft. Jack hat Jörg an die Wand gedrängt, hält ihn fest, während dieser sich mit Armen und Beinen an ihn klammert. „Macht ruhig weiter, ich filme solange. Wird sicher ein klasse Porno!“, begrüße ich die beiden, die mich noch gar nicht richtig wahrgenommen haben und noch im Rausch ihrer Gefühle stecken und erst jetzt erschrocken zu mir sehen, während ich seelenruhig die Tür schließe und die Schuhe von meinen Füßen streife. Wie erstarrte Statuen bewegen sie sich nicht vom Fleck. „Hah~... Ist ja gut, lasst euch nicht stören!“, murre ich und verschwinde direkt in meinem Zimmer. Noch ehe ich die Tür hinter mir ins Schloss fällt, höre ich wie die Jungs hastig in Jacks Zimmer verschwinden. Grinsend schüttele ich den Kopf und lasse mich auf mein Bett sinken. Frühlingsgefühle im Sommer? Die beiden können sich glücklich schätzen. Als Pete noch bei mir gewohnt hat, hatten wir ständig Sex, jetzt wird es schon wieder weniger und wir sehen uns auch nicht mehr jeden Tag. Das ist irgendwie ernüchternd. Ich ziehe mich aus und krieche unter meine Bettdecke. Trotzdem freue ich mich für die beiden. Wird auch Zeit, dass sie sich endlich näher kommen. „Und ich habe niemanden mehr zum kuscheln...“, brumme ich mürrisch und umklammere meine Decke mit Armen und Beinen, was nur ein dürftiger Ersatz für meinen Freund ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)