Loving You Is Killing Me 2 von Shunya (Liebe? Aber klar doch!) ================================================================================ Kapitel 9: … beim Kuscheln das Handy auszuschalten -------------------------------------------------- Abwartend sehen fünf Augenpaare auf Pete, der auf dem Sofa sitzt und vergessen ist der Streit, den die Mädchen kurz zuvor ausgefechtet haben. „Also, wieso bist du abgehauen?“, frage ich Pete, der noch immer verstimmt dreinblickt. „Ich stehe auf Männer!“, murrt er. „Ist das Grund genug?!“, fügt er pampig hinzu. „Sag nicht, du hast dich geoutet?“, frage ich ihn erstaunt. Das habe ja noch nicht mal ich getan. Wozu auch? Ich meine, meine Eltern würde es herzlich wenig interessieren, genauso wie sie alles andere nicht interessiert was mich betrifft. Pete schüttelt den Kopf. „Nein, aber die werfen mich eh raus, wenn sie es wissen, also ziehe ich vorsorglich schon mal bei dir ein!“, erklärt er. Nicht ohne einen kurzen Blick auf Jörg zu werfen. Ich merke es und ziehe die Augenbrauen hoch. Geht es wirklich nur um seine sexuelle Orientierung und die Angst, dass seine Eltern ihn nicht akzeptieren so wie er ist oder will Pete mich im Auge behalten? „Du kannst hier nicht einfach einziehen, Pete! Es ist immer noch Jacks Wohnung und wer weiß, vielleicht nehmen deine Eltern es gelassener auf als du jetzt denkst?“, rede ich auf ihn ein. „Ganz bestimmt nicht!“, meint er störrisch. „Willst du mich etwa nicht hier haben?“ „So meine ich das doch gar nicht! Ich finde nur du reagierst ein bisschen übertrieben!“, murre ich. Pete sieht mich finster an. „Ich übertreibe also?“ Zustimmend nicke ich. „Du machst aus einer Fliege einen Elefanten! Sprich erst mal mit deinen Eltern, bevor du einfach so hier einziehst!“ Pete sieht aus, als würde er mich steinigen wollen. Griesgrämig wendet er den Blick ab und schaut aus dem Fenster. Ganz toll, jetzt bin ich wieder das Arschloch vom Dienst. Ich bin der Freund, also muss ich zu ihm stehen. Den Gefallen kann ich ihm aber nicht tun. Ich finde seine Idee nun mal überhastet. Gut, wenn er mit seinen Eltern gesprochen hat, dann kann er immer noch zu mir kommen, aber so finde ich es irgendwie sinnlos. „Rede mit deinen Eltern, Pete!“, rede ich auf ihn ein. Pete scheint es sich zu Aufgabe gemacht zu haben, mich von nun an zu ignorieren. „Komm schon, Pete! Sei nicht so kindisch!“ Oho~ jetzt habe ich aber was angestellt! Er dreht den Kopf zu mir herum und steht abrupt auf. „Hast du heute noch mehr an mir auszusetzen?!“, brüllt er mich wütend an. „Hey, so war das doch nicht gemeint!“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Pete, wenn du willst, kannst du gerne eine Weile hierbleiben!“, mischt sich Jack ein. Was habe ich denn jetzt schon wieder verpasst? Wieso sticht Jack mir einen Dolch in den Rücken? „Er kann doch nicht einfach hier einziehen?!“, erwidere ich empört. „Wieso? Passt es dir nicht, dass ich hier bin? Willst du lieber mit Jörg allein sein?“, entfährt es Pete angepisst. Wütend läuft er aus dem Wohnzimmer. Aus dem Flur höre ich wie er mit dem Gepäck herumhantiert. „Ewan...“, meint Loana und zieht meinen Namen qualvoll in die Länge. Sie ist kurz davor zu explodieren. „I-ich mache ja schon!“, erwidere ich hastig, stehe vom Sofa auf und renne Pete hinterher, der bereits die Tür geöffnet hat und mit Sack und Pack wieder abhauen will. Ich greife nach seinem Arm und halte ihn fest. Pete stemmt sich mürrisch dagegen und sieht mich gereizt an. Würde ich jetzt loslassen, würde er wohl den Boden küssen. „Du kannst bleiben!“ „Ach! Auf einmal oder wie?!“, antwortet er und zerrt an seinem Arm, den ich jedoch nicht loslasse. „Ja, auf einmal! Lass uns in Ruhe darüber reden! Ich will mich nicht mit dir streiten. Davon habe ich heute echt genug. Hast du deinen Eltern wenigstens gesagt wo du bist?“ Pete lässt die Schultern hängen. Der Träger seines Rucksacks rutscht herunter und so lasse ich seinen Arm los und greife danach, um ihm die Tasche vom Rücken zu nehmen. „Dann ruf sie an und sag, dass du ein paar Tage bei mir bleibst. Kurzurlaub oder so was.“ Pete knabbert auf seiner Unterlippe. „Und du willst mich wirklich hier haben? Bin ich dir nicht im Weg mit deinem neuen Freund?“, fragt er und klingt doch sehr eifersüchtig. Ich grinse. Keine Ahnung wieso es mich freut, dass es ihn stört. Einfach deshalb, weil ich so spüre, dass ich ihm wichtig bin? „Wieso glaubst du, dass da was zwischen uns läuft?“, frage ich Pete. Er grummelt leise etwas, was ich nicht verstehe. „Pete?“, frage ich ihn und trete näher auf ihn zu. „Momentan seid ihr öfter zusammen als wir beide...“, gibt er schmollend zu. „Vertraust du mir?“, frage ich ihn unbeeindruckt. Pete sieht zu mir auf. „Pete, vertraust du mir?“ Er presst seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schluckt. Gerade als er den Blick senkt, greife ich grob nach seinem Kinn und ziehe sein Gesicht zu mir hoch. „Zur Liebe gehört auch Vertrauen. Nur weil Jörg und ich uns gut verstehen, heißt das nicht, dass ich gleich mit ihm in die Kiste springe! Ich habe schon eine halbe Ewigkeit gebraucht, um mir einzugestehen, dass ich dich mag und es hat auch lange gedauert, bis ich Sex mit dir wollte. Denkst du wirklich, da lasse ich mich so schnell auf einen dahergelaufenen Jungen ein? Wenn ich dir schon vertraue, tu mir den Gefallen und erwidere es! Unterstelle mir nicht noch einmal Dinge, von denen du nicht weißt, dass sie wirklich passiert sind. Mit wilden Vermutungen kommen wir hier nicht weiter, okay?“ Pete nickt und sieht aus wie ein geschlagener Hund. Ich ziehe ihn in meine Arme und drücke ihn fest an mich. „Ein bisschen Eifersucht ist okay, aber es sollte nicht ausarten. Ich will nicht, dass du mir lauter Dinge in die Schuhe schiebst und unsere Beziehung darunter leidet und ich denke, dass willst du auch nicht oder?“ Pete schüttelt heftig den Kopf und vergräbt sein Gesicht an meinem Shirt. Ich kraule seine Haare und schließe mit der anderen Hand die Tür, nachdem ich etwas ungelenk einige der Taschen mit dem Fuß zurück in den Flur geschoben habe. „Ruf deine Eltern an und dann essen wir erst mal was, sonst gehe ich hier noch ein!“, meine ich lachend und küsse Pete auf die Wange. „Und zum Dessert will ich heute Nacht dich haben!“ Pete errötet unweigerlich und schiebt sich seine Brille zurecht. „Mal sehen...“, meint er und nimmt sein Handy aus der Hosentasche. Er verschwindet in meinem Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Kurz darauf sitzen wir alle zusammen im Wohnzimmer und schlemmen bis zum geht nicht mehr. Jack und ich haben in der Hinsicht morgens zumindest genug vorbereitet. Die leeren Mägen werden mit Maiskolben, Spießen und verschiedenen Fleischsorten, Kartoffelsalat und anderen Köstlichkeiten gefüllt und dass es immer noch am regnen ist stört niemanden. Nebenbei gucken wir Prestige und irgendwann liegen wir alle völlig gesättigt und überfressen irgendwo auf Halbmast und machen Siesta. Pete und ich haben uns natürlich für die Zeit in mein Zimmer verzogen. Selena hat das Sofa beschlagnahmt, Loana ist einfach im Schaukelstuhl eingepennt und was Jack und Jörg so treiben, will ich lieber nicht wissen. Bestimmt hat Jack sein ergebenes Hündchen zum Geschirr spülen verdonnert oder so. Der Kerl ist und bleibt ein Sadist! Pete klebt regelrecht an mir, die Klamotten liegen längst auf dem Boden verstreut und genüsslich knabbere ich an der Haut meines Desserts. Petes Hände streichen über meinen Rücken, während unsere Körper sich aneinander reiben und meine Hand uns beide verwöhnt. Unsere Lippen finden sich zu einem Kuss und dass Pete mir seine Finger in den Arsch steckt und mich fingert, stört mich auch nicht mehr. Irgendwie turnt es mich auch ein wenig an. Stöhnend massiere ich seine Zunge mit meiner und berausche mich an den Gefühlen der Lust, die auf mich einströmen. Ich zögere den Moment so lange hinaus, bis wir beiden unseren Höhepunkt erlangen und schließlich ermattet, aber zufrieden im Bett liegen. Ich küsse Petes Schulter und ziehe die Bettdecke über unsere verschwitzten Leiber. Viel Schlaf bekommen wir aber nicht mehr, denn irgendwann kehren wieder Geräusche im Haus ein. Ich höre den Wasserkocher in der Küche, laute Unterhaltungen aus dem Wohnzimmer und den Fernseher. Mürrisch ziehe ich mir grummelnd die Bettdecke über den Kopf. Als ich die Augen öffne, sitzt Pete im Bett und liest ein Buch. „Bist du schon länger wach?“, frage ich ihn verschlafen. Pete guckt zu mir und nickt. „Ich hatte noch keine Lust zu den anderen zu gehen.“ Mit dem Arm umschlinge ich seine Hüfte und kuschele mich näher an ihn heran. Pete wuschelt mir durch die Haare und grinsend verteile ich Küsse auf seiner nackten Haut. „Ist irgendwie doch gar nicht so übel, wenn du hier bist...“, murmele ich und sehe zu ihm auf. Pete lacht und legt sein Buch zur Seite. „Was liest du da?“, frage ich und verrenke mich halb, nur weil ich zu faul bin, den richtigen Arm zu benutzen. Zum Glück klemme ich mir bei der Aktion keinen Nerv ein. Auf dem Cover sind zwei Männer eng umschlungen. Sie tragen schwarze Lederkleidung. „Ist das so ein Sadomaso Buch?“, frage ich ihn entsetzt und sehe zu Pete auf. „So was liest du?“ Pete zuckt die Schultern. „Ich habe es im Internet gekauft, war nicht sehr teuer. Ist ein bisschen zu heftig für meinen Geschmack, aber nicht schlecht.“ „Wenn du mir den Arsch mit einer Peitsche versohlst, kette ich dich mit allen Vieren ans Bett und mache schlimme Sachen mit dir!“, drohe ich Pete, der mich breit angrinst. „Und wenn mir das gefällt?“, erwidert er frech. „Dann gibt’s Sexentzug für dich!“ Pete zieht einen Schmollmund. „Dann hole ich nächstes Mal einen Sexratgeber mit lauter verrückten Stellungen, die wir ausprobieren können!“ Lachend ziehe ich Pete auf mich. „Das klingt schon besser!“ Wir küssen uns und noch ehe wir wieder scharf aufeinander werden, klopft es und jemand öffnet die Tür. Jack steckt seinen Kopf in den Raum und hält sich die Hand vor die Augen. „Pennt ihr noch?“, fragt er gut gelaunt. „Du kannst die Hand runternehmen. Wir machen nichts unanständiges, zumindest nicht jetzt!“, erwidere ich lachend. Jack lässt die Hand sinken und atmet theatralisch aus. „Puh~ und ich dachte schon, ihr macht Schweinkram!“ „Das heben wir uns für heute Nacht auf!“, meint Pete keck. „Bitte, bitte! Verschont mich damit! Ich muss mir wohl noch Ohrstöpsel besorgen!“ Jack setzt sich zu uns aufs Bett und greift nach dem Buch. „Oha! Ich hoffe, ihr macht nicht so was?“, meint er mit großen Augen, nachdem er den Inhalt auf der Rückseite gelesen hat. „Doch, das hatten wir im Sinn und du musst herhalten!“, erwidere ich todernst. Jack lacht und legt das Buch wieder beiseite. „Nein, danke. Ich stehe nicht so auf Schmerzen!“ Er schüttelt den Kopf und sieht dann zu Pete. „Bei euch ist alles wieder gut soweit?“, fragt er in die Runde. Pete und ich sehen uns an, ehe wir heftig mit den Köpfen nicken. „Brav!“, lobt Jack uns. „Du kannst echt gern ein paar Tage bleiben, Peter. Das stört mich nicht im Geringsten!“ Pete lächelt. „Hey, mach ihm keine schönen Augen!“, murre ich schmollend und zwicke ihm in den Arm. Pete brummelt und sieht mich an. „Ich mache doch gar nichts!“ „Wenn du jemanden mit den Augen verschlingen musst, mach es bei mir!“, murre ich und strecke ihm die Zunge heraus. „Vielleicht überlege ich es mir noch mal mit der Peitsche?“, kontert Pete. „Na ja, jedenfalls wollen die anderen jetzt gehen. Wollte ich euch nur kurz sagen. Jack erhebt sich vom Bett und verlässt das Zimmer. Pete und ich stehen ebenfalls auf und ziehen uns hastig etwas über, um uns von den anderen zu verabschieden. „Meinst du, ihr vertragt euch wieder?“, frage ich Loana. Sie verzieht ihren Mund und zuckt mit den Schultern. „Wahrscheinlich. Wir können nicht lange wütend aufeinander sein.“ Loana zwinkert mir zu und zieht sich ihre Schuhe an. Ich verabschiede mich von Selena und Jörg. „Na, will ich wissen, was du und Jack noch so getrieben habt?“, frage ich ihn grinsend. Jörg boxt mir in die Schulter. „Als ob großartig was passiert wäre!“ „Bis dann!“ Die drei verlassen die Wohnung und so schleppen ich, Pete und Jack die ganzen Taschen in mein Zimmer. Okay, der Raum war vorher schon nicht allzu groß, jetzt mit dem ganzen Gepäck sieht es noch unruhiger und wesentlich kleiner aus. Wir verdrücken uns ins Wohnzimmer und lassen den Abend mit Stullen, kalten Getränken und den Nachrichten im Fernsehen ausklingen. „Was schreibst du da?“, fragt Pete und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. „Hm? Nichts besonderes, nur eine SMS an Jörg.“ Petes grummeln ist nicht zu überhören. Er lugt mir immer noch über die Schulter auf mein Handy, also drehe ich mich weiter von ihm weg. „Worüber schreibt ihr?“, will Pete wissen und ich weiß, dass er immer noch extrem eifersüchtig ist. „Was meinst du?“, frage ich ihn abwesend. „Worüber schreibt ihr miteinander?“ Seine Stimme klingt schon ein wenig ungeduldig. „Nichts dolles. Ist nur wegen dem Nachhilfeunterricht. Was wir halt als nächstes durchnehmen und was im Unterricht dran kommt.“, erkläre ich. „Könnt ihr das nicht in der Schule klären?“, murmelt Pete leise. „Ich bin ja gleich fertig!“, murre ich. „Mach doch, was du willst!“, keift Pete und lässt von mir ab. Seufzend drehe ich mich ihm zu. „Welche Laus ist dir jetzt wieder über die Leber gelaufen?“ „Du!“, murrt Pete und versteckt sein Gesicht im Kissen. Er zieht sich die Decke über den Körper, so dass nur noch seine blonden Haare zu sehen sind. „Ich habe dir gesagt, dass wir nur was besprechen, mehr nicht!“, erzähle ich ihm genervt. „Dann mach doch weiter! Lass dich nicht von mir stören!“, höre ich undeutlich aus dem Kissen heraus. „Pete... Piti... Pitey... Pi?“, flüstere ich ihm neckend ins Ohr. „Lass das!“ „Was stört dich jetzt schon wieder?“, will ich wissen. Heute geht ihm ja scheinbar ziemlich viel auf die Nerven. Pete erhebt sein Gesicht aus dem zerknautschten Kissen. „Es ist nachts! Wir beide sind allein und nichts passiert!“, meckert er. „Ich dachte, wir könnten wenigstens mal kuscheln, aber nein, du musst ja unbedingt mit Jörg simsen!“ Er knallt den Kopf zurück ins Kissen und schmollt weiter. Ich werfe einen Blick auf mein Handy und verziehe meinen Mund. Eine neue Nachricht von Jörg. Seufzend schalte ich das Handy aus und lege es auf dem Nachttisch ab. „Sorry, Pete!“, murmele ich und ziehe ihm die Bettdecke bis zum Rücken herunter. Ich küsse seine Schulter und streichele mit der rechten Hand über seinen schmalen Rücken. Pete dreht sein Gesicht seitlich und guckt zu mir auf. „Bist du fertig?“, fragt er, woraufhin ich nicke und ihm zu Leibe rücke. Ich schmiege mich an Petes Körper und klammere mich mit Armen und Beinen an ihn. „Ewan, was wird das, wenn es fertig ist?“, fragt Pete belustigt und lässt es sich gefallen. „Keine Ahnung... Ich sags dir, wenn ich es weiß!“ Grinsend schiebt und dreht er sich in meine Richtung, so dass unsere Gesichter nur noch Zentimeter voneinander trennen. Petes Finger streichen langsam über meinen Hals. Er beugt sich vor, überbrückt die letzten Zentimeter und küsst mich fordernd. Ohne meine Lippen von seinen zu trennen, drehe ich Pete auf den Rücken, lasse mich gleich mitziehen und komme auf seinem Körper zum liegen. Etwas ungelenk befreien wir uns von unseren Klamotten und so landen T-Shirts und Shorts auf dem Boden. Da ich Vorsorge getroffen habe, brauche ich nur die oberste Schublade des Nachttisches zu öffnen, um mir ein Kondom und Gleitgel zu nehmen. „Was machen wir, wenn Jack uns hört?“, fragt Pete grinsend. Ich lächele und zucke mit den Schultern. „Er wird wohl kaum reinkommen und uns unterbrechen oder?“ Gierig erforschen wir unsere Körper, lassen keinen Millimeter aus und wenn ich mir vorstelle, dass jetzt öfter zu kriegen, zumindest solange Pete hier ist, finde ich das gar nicht mal so übel. Es ist früh am Morgen und wenn man dann eine Hand ins Gesicht geklatscht bekommt, ist das nicht gerade eine angenehme Art aufzuwachen. Ohnehin war die Nacht recht kurz, weil Pete für gewöhnlich einen ziemlich unruhigen Schlaf hat. So nackt wie er neben mir liegt, kann ich es ihm aber verzeihen. Müde setze ich mich im Bett auf, reibe mir kurz über die Augen und ziehe die Vorhänge ein wenig zur Seite. Draußen herrscht immer noch so eine düstere Stimmung. Der Regen von gestern ist immer noch zu sehen und die dicken grauen Wolken lassen darauf schließen, dass der Tag heute auch nicht besser wird. „Ob es noch ein Gewitter geben wird?“, murmele ich leise. Pete regt sich neben mir, dreht sich auf die Seite und schläft weiter. Ich schäle mich aus der Bettdecke und setze mich auf die Bettkante. Auf dem Boden zwischen all den anderen Klamotten angele ich nach meiner Boxershorts, ziehe sie mir über und verlasse das Zimmer. Schon im Flur kann ich den angenehmen Kaffeegeruch wahrnehmen, ignoriere ihn jedoch vorerst und verschwinde im Badezimmer. Nach der Dusche fühle ich mich fast schon wie ein neuer Mensch, irgendwie lebendig. Ich lehne mich gegen den Türrahmen und beobachte wie Jack den Kaffee aufgießt. Eine Zimmertür öffnet sich und dann kommt mir Pete entgegen geschlurft. Er sieht aus wie ein Zombie. „Morgen!“, grüße ich ihn grinsend. Pete fällt schlapp gegen mich und bleibt so stehen. „Schläfst du schon wieder?“, frage ich ihn amüsiert. Er gibt nur ein brummen von sich. Jack hält mir eine Tasse entgegen. „Pete, willst du auch einen Kaffee? Du siehst aus, als könntest du einen gebrauchen!“ Wieder nur ein grummelnder Laut aus Petes Mund. „Meine Güte, Ewan! Was hast du nur mit ihm gemacht?“, fragt Jack mich kopfschüttelnd, kann sich das breite Grinsen aber nicht verkneifen. „Das wüsstest du wohl gerne!“, kontere ich frech. Pete löst sich aus meiner Umarmung und verschwindet träge im Badezimmer. „Normalerweise bist du es doch, der halbtot aus seinem Zimmer kommt!“, erwidert Jack und schiebt sich ein Aufbackbrötchen in den Mund. Wir sind alle keine großen Frühstücker morgens. Uns reicht Kaffee und irgendwas kleines, was man sich mal so eben in den Mund schieben kann, wenn dann doch der Hunger da ist. Ich kenne es auch nicht anders. Mit meinen Eltern habe ich lediglich als Kind zusammen gefrühstückt. Da beide Arbeiten mussten, hat auch das irgendwann ein Ende gefunden. Ab einem bestimmten Punkt macht man sich darum keine Gedanken mehr, man lebt sein Leben eben so, dass man trotzdem über die Runden kommt und etwas in den Magen kriegt. „Machts Spaß mir beim Essen zuzusehen?“, fragt Jack ungerührt. Ich zucke zusammen und verschütte beinahe meinen Kaffee. „Nee, war nur in Gedanken!“, erwidere ich. Wir trotten ins Wohnzimmer. Ich setze mich auf das Sofa und schalte den Fernseher ein. Was soll man auch an einem regnerischen Sonntag großartig machen? „Bauen wir nachher die Konsole auf?“, fragt Jack. „Ja, zocken ist besser als gammeln!“ Während wir die Morgennachrichten gucken, die denselben Mist wie gestern zeigen, taucht Pete wieder auf. Etwas munterer, aber immer noch verschlafen. Er pflanzt sich neben mir aufs Sofa und sofort muss meine Schulter als Kissen herhalten. Ein Blick in Petes Gesicht sagt mir, dass er gleich wieder schläft. Ich drücke ihm die Kaffeetasse in die Hand, die Jack vorsorglich mitgenommen hat. Es dauert eine ganze Weile, bis wir alle zum Leben erwachen und den Sonntag gemächlich verstreichen lassen. Dieses Wochenende ist nicht mal Jacks Freundin aufgetaucht. Wir haben überhaupt nicht darüber geredet. Ob etwas vorgefallen ist? Ich schaue zu ihm, aber Jack ist voll und ganz in die Nachrichten versunken. Nachdenklich betrachte ich ihn. Vielleicht haben sie sich ja auch getrennt? Möglicherweise ist die Beziehung doch nicht so das Wahre gewesen? Wirklich herrlich, kaum ist eine Beziehung wieder einigermaßen im Lot, geht die nächste in Brüche. Mal ganz abgesehen von Loanas und Selenas Freundschaft. Ich kann nur hoffen, dass die beiden das noch irgendwie auf die Reihe kriegen. Noch so ein Wochenende und ich bin reif für die Klapse! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)