春の価格 - Haru no kakaku von _kuromoko-chan_ (Der Preis des Frühlings - Kashi/Tenzou friendship) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 3 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ –––––––––––9. Mai––––––––––– „...ein Heidenspaß werden. Ich kann mir gut vorstellen, wie...“ Leise Gesprächsfetzen drangen an sein Ohr. Wie durch Watte sickerte das Gesprochene langsam in sein Hirn, tröpfelte durch die Windungen und forderten nach Verständnis. Langsam, zäh wie erkaltende Lava, nahm sein Denkorgan wieder seine Arbeit auf und versuchte das Gehörte zu verarbeiten. Nach und nach gelang es ihm, die Sätze zu verstehen, jedoch nicht ihren Sinn. Wer sprach da? Irgendwie kamen ihm die Stimmen bekannt vor. Aber das konnte nicht sein. Sein Bewusstsein arbeitete sich weiter nach oben. Wurde er gerade bewegt? Ja, scheinbar. Irgendwas zog an seinem Bein. Die Nervenenden auf seinem Rücken signalisiertem seinem Hirn, dass er wohl gerade über Steinboden geschleift wurde. Aha. Längere Zeit dümpelte seine geistige Präsenz in einem Dämmerzustand und nahm die bisher gesammelten Daten über sein Umfeld als schlichte Tatsache hin. Doch das Denken, das ihm bislang noch recht schwer gefallen war, wurde langsam klarer und begann zu hinterfragen. Warum wurde er über einen Steinboden gezogen? Wohin wurde er gezogen? Und von wem? Der Denkprozess wurde jäh unterbrochen, als der kalte Stein unter seinem Rücken verschwand und mit ihm für ein paar wenige Sekunden der Bodenkontakt. Dieser wurde jedoch umso härter wieder hergestellt, als der kurze Flug abrupt endete. Okay, jetzt wollte er wirklich wissen was los war. Unter größten Mühen gelang es ihm, ein Auge ein spaltweit zu öffnen. Im ersten Moment sah er gar nichts. Dann flammten die Stimmen wieder auf. Es fiel ihm unendlich schwer, den Kopf in deren Richtung zu bewegen. „Schau mal, was unsere Shinobi draußen gefunden haben...“ Irgendetwas raschelte, ein verwunderter Laut wurde hörbar. Der Gesprächspartner schien positiv überrascht zu sein. „Das nenne ich glückliche Fügung. Dieser Bastard hat mir schon zweimal meine Pläne durchkreuzt.  Doch diesmal“, ein schabendes Geräusch, das vermutlich von einem eisernen Gegenstand stammte, wurde hörbar, „...wird er das sicherlich nicht schaffen. Nein“, die Stimme lachte, „diesmal nicht. DIESMAL wird er mir sogar dabei behilflich sein. Leg seine Hände hier drauf.“ Seine Instinkte schlugen Alarm. Wenn auch nur kurz, so loderte sein komplettes Bewusstsein aus seiner lethargischen Starre und er richtete sich augenblicklich auf. Zeitgleich klärte sich seine Sicht und ließ ihn erschrocken nach Luft schnappen. „Na sieh mal einer an, wer da aufgewacht ist. Respekt, normalerweise hält das Gift länger.“ „Was... was habt ihr Mistkerle mit Kakashi-Sensei vor???“ Naruto versuchte verzweifelt, auf die Beine zu kommen. Schwere Fesseln schnitten ihm in die Fuß- und Handgelenke, was ihn allerdings eher anspornte, als dass es ihn in seinem Handeln stoppte. Doch wie sehr er sich auch bemühte, sein Körper wollte ihm nicht recht gehorchen. Seine Glieder fühlten sich an, als wären sie aus Blei gegossen und verweigerten ihm den Dienst. Das zum Scheitern verurteiltes Unterfangen wurde mit einem hämischen Lachen quittiert. Naruto schnaubte wutentbrannt. „Gib's auf, Knirps. Dein Körper wird für die nächste Stunde nicht zu gebrauchen sein. Was uns sehr entgegen kommt. Aber zurück zu deiner Frage.“ Der Mann griff wieder nach dem Gegenstand, den er vorhin hoch gehoben hatte. Es war eine massive Eisenstange. „Dein Sensei hat mir ein paar mal zu oft Probleme bereitet. Er mag jetzt zwar gefesselt sein, aber ich muss leider zugeben... Er ist ein ernst zu nehmender Gegner. Aber er ist ein Shinobi. Und weißt du, was die gefährlichste Waffe eines Shinobi ist?“ Seine Augen verengten sich. „Seine Hände.“ Der Fuchsjunge musste hilflos mit ansehen, wie sein Kontrahent mit der schweren Stange weit ausholte und sie mit all seiner Kraft auf die Hände des Kopierninjas schmetterte. Der zuvor noch leblose Körper bäumte sich auf und krümmte sich keinen Augenblick später zusammen. Es war kein Schmerzlaut zu hören, keine Klage, gar nichts. Der grauhaarige Mann schien auch nicht zu Bewusstsein zu kommen, aber seine Gesichtszüge verrieten Pein, sein Atem ging schneller und die Muskeln zuckten. Naruto kam nicht umhin, verzweifelt nach seinem Sensei zu rufen und seinen Peiniger mit übelsten Beschimpfungen zu belegen. Dieser tat das allerdings gespielt ab und warf die Stange achtlos in eine Ecke. „Ach ja, und was dich angeht“, er wandte sich an den Blondhaarigen, „so wirst du mir auch noch von großem Nutzen sein.“ „Ich werde dir dreckigem Bastard bestimmt nicht helfen! Das kannst du dir gleich abschmieren!“ fauchte der Chaosninja. Zu gerne hätte er dem Großmaul gezeigt, was eine Harke war. Aber seine Glieder litten immer noch unter der Paralyse des Gifts. So blieb ihm nichts anderes übrig, als seinem Gegenüber tödliche Blicke zu zu werfen. Unbeeindruckt fuhr dieser jedoch fort. „Wie es das Schicksal will, so hast du etwas, was ich sehr gut gebrauchen kann.“ „Vergiss es!“ „Ich habe meine Mittel und Wege.“ „Das will ich sehen“ Höhnte Naruto. „Ich werde nicht klein beigeben, nur weil du mir die Hände brichst.“ „Wer sagt denn, dass ich DIR etwas brechen werde?“ Der Uzumaki brauchte nicht lang, um zu verstehen, auf was der Andere hinaus wollte. Wut packte ihn. Dieser feige... „DU WIRST IHN NICHT NOCHMAL ANRÜHREN, ODER ICH...“ „Ich glaube kaum, dass du gerade in der Lage bist, Forderungen zu stellen. Los, schafft ihn fort. Ab auf die Maschine mit ihm.“ „Und die anderen Beiden?“ „Nun...“ Er ließ seinen Blick über die Gefangenen schweifen. „Schmeißt sie vorerst in die Zelle. Ich werde mich gleich um sie kümmern.“ Er blickte noch kurz hinterher, als seine Schergen die Gefangenen und den laut zeternden Naruto fort zerrten, ehe er ebenfalls den Raum durch eine andere Tür verließ. –––––––––––21.Mai––––––––––– „Ach VERFLUCHTE...!!!“ Shizune konnte sich gerade noch mit einem Hechtsprung aus der Flugbahn des Buches retten, das in enormen Tempo an ihr vorbei rauschte und schließlich geräuschvoll in der Wand einschlug. Mit dem verschreckten Blick eines von einem Fuchs geweckten Huhnes glotzte sie das gedruckte Werk an, das gerade noch so mit dem letzten Drittel seine Schaftes aus dem Putz lugte. Von einem Buch erschlagen. Zwar nicht die lächerlichste, aber auch nicht wirklich die ruhmreicheste Todesart. „Äh... ich nehme mal an, Sie haben immer noch nichts hilfreiches gefunden?“ Fragte sie vorsichtig. Tsunade schnaubte. Sie saß mit den Ellbogen auf der Platte abgestützt an ihrem Tisch und raufte sich die Haare. Vor ihr türmten sich unzählige Bücher und Schriftrollen. Überall lagen lose Blätter und leere Kaffeetassen, trugen ihren Teil zu der scheinbar willkürlichen Unordnung bei. „Es ist zum Verrückt werden“ Murrte sie. „Überall steht das Gleiche drin.“ Einen schweren Seufzer von sich gebend schob die Godaime ihren Stuhl nach hinten und erhob sich. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen stellte sie sich ans Fenster und starrte mit leerem Blick nach draußen. Ihre Assistentin folgte ihr mit besorgter Mine. „Es muss doch irgend eine Möglichkeit geben!“ „Hah“, lachte die Hokage humorlos, „Möglichkeiten gibt es viele. Sie haben nur alle das selbe Ergebnis.“ „Das selbe Ergebnis?“ Tsunade beobachtete ein paar Kinder, die vor dem Hokageturm unbeschwert Fangen spielten. Sie kamen wohl gerade von der Akademie heim. „Ja.“ Die blonde Kunoichi wendete ihren Blick von Fenster ab und richtete ihn zu Boden. „Entfernt man den Bijuu...“ ihre traurigen Augen trafen Shizunes „...stirbt der Jinchuuriki.“ Es wurde kurzzeitig still im Hokagebüro. Nur der Lärm der spielenden Kinder drang durch das gekippte Fenster herein und hinterließ einen faden Beigeschmack. Shizune war verwirrt. Er starb? Das war merkwürdig. Wenn das stimmte, dann... „...warum hat Naruto dann überlebt?“ Fragte sie. Es wunderte sie, dass die Hokage nicht überrascht reagierte. „Sagt dir der Name Kushina Uzumaki etwas?“ Shizune nickte. „Ja, das war doch...“ Sie stockte kurz. „...die Mutter von Naruto... richtig?“ „Mmh.“ Tsunade nahm erschöpft Platz und schloss für einen Moment die Augen. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zu getan. „Kushina war der Jinchuuriki des Neunschwänzigen, ehe Naruto es wurde. Tobi extrahierte vor einigen Jahren den Kyuubi aus ihr. Doch sie überlebte die Extraktion. Der Uzumaki-Clan war und ist mit einer besonders starken Lebenskraft gesegnet. Und einem einzigartigem Chakra, das die kurzzeitige Kontrolle eines Bijuus ermöglicht. Vermutlich hat sie es Naruto vererbt.“ Gedankenverloren starrte sie über ihren Arbeitstisch. Es MUSSTE einen anderen Weg geben. Kakashi eignete sich, trotz dass er ein überaus fähiger und begabter Shinobi war, nicht als Jinchuuriki. Die Wahl des Trägers wurde nie unbedacht getroffen. Er musste gewisse Voraussetzungen mit sich bringen, um als Gefäß dienen zu können. Um mit der Bürde leben und umgehen zu können. Wenn Kakashi bei der Extraktion nicht starb, dann vermutlich, wenn der Kyuubi versuchte, seinem Gefängnis zu entkommen... Und wenn ihm dies gelingen sollte, so stünde Konoha-Gakure vor einem ganz anderen Problem. Shizune schreckte heftig zusammen, als Tsunade sich vollkommen unerwartet aus ihrer Starre löste und energisch auf den Tisch schlug. „Es hilft nichts“, verkündete sie, „ich muss mit den Naras reden.“ „Mit den Naras? Aber ich dachte wir wollten...“ „Ja ja, keinen mehr mit einweihen. Aber ich komm nicht weiter und die Sache ist zu brisant, als dass wir es dabei belassen könnten. Außerdem sind die Beiden äußerst vertrauenswürdig. Wir brauchen Hilfe! Und das sind nunmal die beiden klügsten Köpfe hier im Dorf.“ Die Assistentin der Godaime nickte verstehend und verließ den Raum, um nach den Männern rufen zu lassen. Hoffentlich konnten sie ihnen wirklich helfen. –––––––––––21. auf den 22. Mai––––––––––– Tenzou konnte nicht schlafen. Es war schon gut und gerne drei Stunden her, als er sich vor Naruto hatte rechtfertigen müssen, warum kein Ramen in der Hütte zu finden war. Der Disput hatte kürzer als erwartet gedauert. Der blonde Shinobi gab relativ schnell auf und zog sich in sein Bett zurück. Ihm fehlte es seit dem Verlust des Bijuus schlichtwegs an Energie. Doch der Chaosninja war nicht der Einzige, der dem Mokuton-Spezialisten Kopfzerbrechen bereitete. Besorgt starrte er zu dem Bett auf der anderen Seite des Zimmers. Normalerweise bewegte sich der Kopierninja so gut wie nie im Schlaf, aber in letzter Zeit, besonders heute Nacht, warf er sich unruhig in den inzwischen durchgeschwitzten Laken hin- und her. Das Fieber war wieder angestiegen, so wie Sakura es prophezeit hatte. Machen konnte sie dagegen nichts. Der Körper versuchte, den Kyuubi zu bekämpfen. Ein aussichtsloses Unterfangen. Tenzou stand zum gefühlt hundertsten Mal in dieser Nacht auf und tauschte das befeuchtete Tuch auf Kakashis Stirn gegen ein neues, kühles. Als er mit der Hand versehentlich an die glühende Stirn seines Freundes stieß, runzelte er missmutig die Stirn. Wortlos verließ er das Bett und verschwand im Bad. Kurze Zeit später kehrte er mit zwei feuchten Tüchern zurück, die er dem Kranken behutsam um die Beine wickelte und schließlich mit zwei trockenen Tüchern fixierte. Das würde die Temperatur wenigstens ein bisschen senken. Die Bewegungen des Kopierninja wurden wieder unruhiger.  Er murmelte irgendetwas Unverständliches und kniff die Augen zusammen. Tenzou wusste nie genau, ob er das tat, weil er Schmerzen hatte, oder weil er schlecht träumte. Doch der ANBU hatte seit dem Vorfall genug Nächte neben seinem Kameraden gewacht, um zu wissen, was dagegen half. So befremdlich wie es ihm anfangs schien, so normal war es für ihn mittlerweile. Behutsam ergriff er die noch nicht ganz vollständig verheilte Hand seines Senpais und fuhr beruhigend mit dem Daumen über den Handrücken. Und tatsächlich beruhigte sich der Verletzte. Sein Atem ging ruhiger und kontrollierter, seine Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. Zufrieden mit seinem Werk strich der ANBU die von Schweiß verklebten Haare von der Stirn seines Gegenüber, bevor er sich selbst wieder in sein Bett begab. Schmunzelnd musste Tenzou daran zurückdenken, als er sich das erste Mal mit dieser Situation konfrontiert sah. Das war kurz nach der Operation gewesen. Gegen die Nacht war diese harmlos... –––––––––––14. auf den 15.  Mai––––––––––– Gegen vier oder mehr Gegner gleichzeitig kämpfen? Kein Problem. Einen reißenden Fluss zu Fuß überqueren? Durchaus machbar. Tagelang ohne Nahrung überleben? Kinderspiel. Aber das... das überforderte den ANBU. Die erste Nacht nachdem sie von der Mission heim kehrten hatte der Kopierninja leblos auf seinem Krankenbett verbracht. Einzig und alleine das leichte Heben und Senken der Brust verriet, dass er noch am Leben war. Es war gespenstisch. Der sonst so starke Shinobi wirkte beängstigend schwach und zerbrechlich zwischen den ganzen medizinischen Geräten, die seine Atmung steuerten und seinen Herzschlag kontrollierten. Die Nacht verlief ohne Komplikationen. Am nächsten Tag überprüfte Tsunade regelmäßig den Zustand des grauhaarigen Mannes und redete immer wieder beruhigend auf Tenzou und Sakura ein. Tatsächlich konnte sie auch vor ein paar Stunden den Tubus ziehen und das Beatmungsgerät abschalten, da er wieder mit der selbstständigen Atmung begonnen hatte. Er erhielt lediglich assistierend Sauerstoff über eine Nasensonde. Aus dem Koma erwacht war er trotzdem nicht. Auf Geheiß der Hokage hin wich Tenzou seinem Senpai nicht von der Seite. Nicht, dass es eines Befehls bedurft hätte. Er wäre ohnehin bei Kakashi geblieben. Sein labiler Zustand erlaubte keine Verlegung an einem von Konoha entfernteren Ort. So mussten sie das Risiko eingehen und den neuen Jinchuuriki im Dorf behalten. Tenzou würde eine große Hilfe sein, sollte der Kyuubi Probleme machen. Aber er hielt sich zurück. In der ersten Nacht passierte gar nichts, und nun, in der zweiten... Nun ja. Der Mokuton-Spezialist starrte seinen Senpai ratlos an. Vor rund zwanzig Minuten hatte ihn ein leises Wimmern aus seinem Dämmerschlaf gerissen. Im ersten Moment freute er sich, dass Kakashi eine Regung von sich gab, doch dann wurde ihm bewusst, dass etwas nicht stimmte. Völlig nassgeschwitzt warf sich der Kopierninja im Bett umher, das EKG piepste empört in einer viel zu hohen Frequenz und seine Gesichtszüge waren merkwürdig verzerrt. Die herbeieilende Nachtschwester gab ihm Schmerzmittel, mehr konnte sie auch nicht tun. Mit einem entschuldigenden Blick verließ sie das Krankenzimmer wieder und ließ Tenzou alleine mit seiner Misere. Die Herzfrequenz hatte sich zwar wieder ein wenig beruhigt, war aber immer noch erhöht. Dicke Schweißtropfen standen auf der Stirn und rannen über das verkrampfte Gesicht. Immer und immer wieder kamen leise Klagelaute über die Lippen des Verwundeten und stachen dem Braunhaarigen ins Herz. Er hatte seinen Mentor schon oft verletzt gesehen. Doch bislang hatte er die Verletzungen immer wortlos hingenommen. Hatte immer den Starken gespielt. Ihn jetzt so... so schwach zu sehen schockierte und schmerzte Tenzou. Noch mehr schmerzte es ihn, dagegen machtlos zu sein. Er konnte nichts tun. Gar nichts! Unruhig, wie ein eingesperrter Tiger, schlich er vor dem Bett auf und ab, unfähig, ruhig und tatenlos neben dem Kopierninja sitzen zu bleiben und redete sich ein, das Ganze würde gleich wieder aufhören. Doch das tat es nicht. Es wurde sogar schlimmer. Kakashis Atmung wurde schwerer, unregelmäßiger und wirkte angestrengter als sonst. Er jappste ein paar mal, schien nach Luft zu ringen, hustete schließlich und stöhnte. Seine sowieso schon recht blasse Gesichtsfarbe verschmolz förmlich mit dem Weiß des Bettlaken, in dem er gerade seine Finger vergrub. Es knackte gefährlich. Erschrocken sprang Tenzou nach vorne und griff nach den Händen des Hatake. „Lass das! Der Bruch wird nur wieder aufgehen...“ Im nächsten Moment kam er sich unendlich bescheuert vor. Lass das. Der Mann lag im Koma! Als ob er hören würde, was er ihm sagte. Zur Verwunderung des ANBU entspannte sich die Fingermuskulatur jedoch. Die Hand lag schlaff und kalt in Tenzous eigener. „Die ist ja eiskalt!“ Entfuhr es ihm. Automatisch begann er, vorsichtig über den Handrücken zu streichen, um ihn zu erwärmen. Einen Moment später ließ er sie jedoch erschrocken fallen, als ihm bewusst wurde, was er gerade tat, um sich sogleich wieder einen Idioten zu schimpfen. Die Hand schlug gegen das Bettgestell, was der Kopierninja mit einem schmerzerfülltem Stöhnen quittierte. „Ich … äh … oh … Entschuldigung! Ich...“ Er redete wieder mit einem Komapatienten. Reiß dich zusammen! Kakashis Atem ging wieder schwerer. Rastlos warf er den Kopf umher und murmelte irgend Etwas vor sich hin. Der Braunhaarige starrte abwechselnd in das klatschnasse Gesicht des Mannes vor ihm und der neben der Matratze herunter hängenden Hand. Es schien geholfen zusammen haben. Unsicher ließ er den Blick durch das Zimmer schweifen. Es war doch eh niemand außer ihnen beiden hier! Worauf wartete er dann noch? Schließlich fasste er sich ein Herz und griff abermals nach der Hand. Die fahrigen Bewegungen des Grauhaarigen wurden augenblicklich ruhiger, die Atemfrequenz verlangsamte sich auf ein gesünderes Maß. Ein schüchterner Blick auf das EKG zeigte ihm eine Herzschlagfrequenz von 100. Verglichen zu dem vorherigen Wert von 160 vorhin war das wenig. Aber noch nicht niedrig genug. Der durchtrainierte Shinobi hatte normalerweise einen Ruhepuls von 50 – 60 Schlägen pro Minute. Tenzou schluckte und überlegte kurz. Als wollte sie ihn provozieren, sprang die Anzeige der Pulsfrequenz wieder auf 120. „Na gut, na gut! Das bleibt aber unter uns" Schnaufte er schließlich resigniert. Behutsam begann er wieder, den Handrücken zu streicheln. Und tatsächlich... der Monitor des EKGs bestätigte die helfende Wirkung. Der Wert, um den der Puls des Braunhaarigen gerade in die Höhe stieg, verlor der des grauhaarigen Shinobi, um sich schließlich zwischen 60-70 einzupendeln. Schon viel besser. Zufrieden bemerkte Tenzou zudem, wie Kakashi sich vollständig entspannte. Das war es doch allemal wert. Er beobachtete den Schlafenden noch eine Weile, ehe die Müdigkeit ihn schließlich auch übermannte und er mit dem Kopf neben Kakashi einschlief. –––––––––––9. Mai––––––––––– Sakura gab es nicht gerne zu, aber sie war überfordert. Sie saß mutterseelenalleine mit zwei verwundeten und bewusstlosen Shinobi seit fast zwei Stunden mitten in der eiskalten Wildnis und hatte nicht die leiseste Ahnung vom Verbleib ihrer eigenen Teamkameraden. Außerdem waren sie schon längst überfällig... Angst kroch ihr in die Adern, gepaart mit einem Anflug von Panik. Ihnen war bestimmt etwas passiert! Doch solange nicht zumindest einer der ANBUs sein Bewusstsein wiedererlangte, konnte sie die Beiden unmöglich alleine lassen. Andererseits brauchten Naruto und Kakashi bestimmt Hilfe. Sie wussten noch nichts von dem Gift, mit dem ihr Feind hinterhältiger Weise arbeite. Zwar hatte sie nach anfänglichem Schrecken festgestellt, dass das Gift in keiner Weise tödlich, sondern nur paralysierend war, doch konnte die Paralyse selbst den Tod eines Kämpfers bedeuten, da ihm dadurch jegliche Möglichkeit der Verteidigung verwehrt blieb. Asuma und Tenzou hatten wahrlich Glück gehabt von Team 7 gefunden zu werden. Genma hätte wohl nicht mehr lange durchgehalten. Und wenn er auch noch gefallen wäre... Die pinkhaarige Kunoichi hatte mittlerweile mit ihren beiden Patienten Unterschlupf unter einem umgestürzten Baum gesucht und sie so gut wie es mit ihren bescheidenen Mitteln nun einmal möglich war verletzungsgerecht gelagert. Die Wunden waren weder sonderlich tief, noch lebensbedrohlich, was mehr als verwunderlich war, wenn man die Masse an Gegner bedachte, die den Konoha-Nin gegenüber gestanden hatten. Keine Frage, es waren sehr talentierte Shinobi und durchaus befähigt, es mit mehreren Kontrahenten gleichzeitig auf zu nehmen... Sakura beschlich ein leiser Verdacht. So grausam es klang, er beruhigte sie ein wenig. Wenn sie recht hatte, waren ihre Freunde gewiss noch am Leben. Um sich abzulenken, öffnete sie Tenzous Verbände, über die sich ein leichter Rotschimmer des durchsickerndes Blutes gelegt hatte. Nachdem sie die Wunde freigelegt hatte, jagte sie abermals heilendes Chakra hindurch und wartete geduldig, bis der Blutfluss versiegte. Noch während sie den Verband wieder um den Oberarm schlang, registrierte sie, wie Regung in den Körper kam. Hastig schickte sie noch mehr ihres grünen Chakra in den Brustkorb des Erwachenden, um das Herz zu stimulieren und den Prozess zu unterstützten. Ein gequältes Stöhnen entrann der Kehle des Mannes, als die Realität erbarmungslos über ihm zusammenschlug. Missmutig brummelnd presste er die linke Hand an seine Schläfe und versuchte die Augen zu öffnen. Er musste ein paarmal blinzeln, ehe er Sakura erkannte, die ihn erleichtert anlächelte. „Yamato-taichou!“ Entfuhr es ihr. „Wie fühlen Sie sich?“ „Mmh“ War die knappe Antwort. Mühseelig versuchte er, sich aufzurichten, scheiterte aber an dem Versuch. Mit einem genervten Schnauben kapitulierte er schließlich und schaute die Medic-Nin fragend an. „Was machst du hier?“ „Ich war mit Kakashi-Sensei und Naruto auf...“ „Oh mein Gott. Wo sind Genma und Asuma?“ Unterbrach er sie und warf den Kopf suchend umher. „Haben sie überlebt? Was ist passiert? Wo sind die ganzen...“ „Beruhigen Sie sich!“ Sakura drückte ihren ehemaligen Taichou energisch auf sein Lager zurück. „Genma verfolgt mit Kakashi-Sensei und Naruto die Nuke-Nins. Und Asuma-Sensei“, sie nickte in Richtung des noch Bewusstlosen, „liegt neben Ihnen.“ Tenzou folgte ihrer Geste und entdeckte schließlich den Gesuchten. Ein erleichtertes „Oh“ entfuhr ihm und er ließ seinen Kopf wieder sinken. „Mir dröhnt der Schädel“ Klagte er und griff sich abermals mit einer unkoordinierten Geste an die Schläfe. „Was ist passiert?“ „Sie wurden vergiftet.“ „Ich wurde was?“ „Vergiftet. Ein lähmendes Gift, das die Reizübertragung zwischen dem Stirnlappen im Hirn und den Nervenzellenenden der Muskulatur blockiert und anscheinend eine mehrstündige Bewusstlosigkeit hervorruft. Asuma-Sensei hat's auch erwischt“ Und Kakashi-Sensei und Naruto vermutlich inzwischen auch, fügte sie besorgt in Gedanken hinzu. „Moment, Moment. Eine MEHRSTÜNDIGE Bewusstlosigkeit? Wie lang war ich weg?“ „Gut und gern zwei Stunden.“ Tenzou zog scharf die Luft ein. Die Entwicklung der Geschichte schmeckte ihm gar nicht. Ein dumpfer Schmerz kroch in ihm empor, ließ ihn Böses ahnen. „Und du sagtest, die Anderen verfolgen die Nuke-Nins? Seit ZWEI STUNDEN? Da stimmt was nicht. Sie brauchen bestimmt Hilfe!“ Der Braunhaarige startete den nächsten Versuch, auf zu stehen. Die lähmende Wirkung wurde immer schwächer, lag aber immer noch in seinen Knochen und hemmte die Koordination. Er musste zu seinem Team! Er musste ihnen helfen! Er musste Kakashi helfen! Wenn ihm etwas zustöße... Unwirsch drückte er Sakuras Arm von sich, die verzweifelt versuchte, ihren rebellischen Patienten am Boden zu halten. Ihr belehrender Protest verhallte ungehört. Größere Schmerzen, Spätfolgen, das war ihm doch alles egal! Noch lebte er und so lange er das tat, so lange musste er seine verbleibende Kraft für die Rettung seiner Kameraden einsetzen. Außerdem hatten sie ihm durch ihr Eingreifen das Leben gerettet, jetzt musste er sich revanchieren. Er musste jetzt hier weg, er musste sie finden, er... Ein gezielter Schlag auf sein Brustbein raubte ihm den Atem und ließ ihn wie einen nassen Sack jappsend in sich zusammen fallen. Bunte Sternchen tanzten vor seinen Augen einen wilden Tango und er brauchte einen Moment, ehe er das von rosanem Haar umrandete Gesicht identifizieren konnte, das ihn entnervt anstarrte. „Jetzt reicht es mir aber! Sie sind ja schlimmer als Naruto!“ Zischelte die Kunoichi ihn an und senkte die drohend erhobene Faust, um sich anschließend schnaubend eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Da Tenzou immer noch um Luft rang, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Standpauke über sich ergehen zu lassen. „Ich bin auch besorgt um die Anderen! Aber es bringt ihnen nichts, wenn Sie, wehrlos wie Sie gerade noch sind, von den Nuke-Nin aufgegriffen und ebenfalls gefangen genommen werden!“ „E-Ebenfalls... gefangen?“ Presste der Mokuton-Spezialist mühsam hervor. „Ja.“ Mittlerweile hatten sich Sakuras Gesichtszüge wieder entspannt. Nun wieder versöhnlicher gestimmt, half sie den ANBU in eine aufrecht sitzende Position und nahm neben ihm Platz. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Ninjas euch lebendig fangen wollten“, begann sie ihre Erklärung. „Was macht dich da so sicher?“ „Zum einen Ihre Verletzungen. Sie sind nicht tödlich, wohl aber behindern sie im Kampf und schwächen den Gegner. Genauso, wie zum zweiten, das Gift. Warum sollen sie ein lähmendes Gift einsetzten, wenn sie ihre Gegner doch eigentlich ausschalten wollen?“ „Mmh“ Tenzou begann, zu verstehen. Hoffnung keimte in ihm auf, wenn auch nur kurz. Wenn die Medic-Nin recht hatte, dann stellte sich zusätzlich noch eine ganz andere Frage. „Aber wofür? Wofür lassen sie uns am Leben?“ „Ich weiß es nicht“ Antwortete Sakura wahrheitsgemäß. „Mich interessiert primär, WO die Anderen jetzt sind. Warum sie gefangen genommen worden sind – falls sie das wirklich sind – können wir dann immer noch raus finden.“ Tenzou nickte ernst. Ein bisschen schämte er sich jetzt für sein vorheriges Verhalten, aber das war schnell vergessen. Es gab wichtigeres zu erledigen. „Also gut, gemäß dem Falle, du hast recht – was ich hoffe – müssen wir uns jetzt genau überlegen, wie wir vorgehen. Wir sollten...“ Ein leises Stöhnen unterbrach ihn. „Asuma-Sensei!“ Sofort war Sakura bei ihm. Wie zuvor bei ihrem Taichou unterstützte sie den aufwachenden Körper mit heilendem Chakra und zog erst ihre Hand weg, als der Patient die Augen öffnete. „Wie fühlen Sie sich?“ „Mmmh“ Brummte Asuma. „Ich hätte nichts gegen eine Zigarette einzuwenden... was ist passiert?“ Mit knappen Sätzen erläuterte Sakura abermals das Geschehen. Sarutobis Miene wurde düster. Geduldig hörte er sich die Erläuterung der Kunoichi an und nickte schließlich verstehend. „Gut. Wenn du Recht hast, dann müssen wir die Drei suchen. Da es offensichtlich in letzter Zeit keinen Neuschnee gab, dürften ihre Spuren noch zu sehen sein.“ „Ich werde ihnen nachgehen. Ihr Beiden müsst erst einmal hier bleiben, eure Körper sind noch nicht vollständig rehabilitiert.“ „Aber...“ „Kein Aber“ Schnitt Sakura ihm das Wort ab. „Ein Späher erregt weniger Aufsehen als Drei. Sollte ich in einer halben Stunde nicht zurück sein, nehmt Kontakt mit Konoha auf. Ich lasse euch mein Verbandsmaterial hier.“ Mit diesen Worten erhob sich die Kunoichi und verschwand. Zurück ließ sie zwei besorgte Shinobi, die ihr handlungsunfähig hinterher starrten. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Naruto hatte es mittlerweile aufgegeben, sich zu wehren. Die Schergen seines Feindes hatten ihn mit Händen und Füßen an eine merkwürdig anmutende Maschinerie gespannt, die ihm unangenehm ins Kreuz stach. Es war schier unmöglich, sich daraus wieder zu befreien. Nach heftigem Protest und kräftezehrenden Ausbruchsversuchen sah der Fuchsjunge schließlich ein, dass er seine Energie lieber für den richtigen Moment aufbewahren sollte. Zum ersten Mal, seitdem er in diesen düsteren Raum verfrachtet worden war, betrachtete er bewusst sein Umfeld. Mit angestrengten Augen erkannte er mehrere Nischen, die in den Stein geschlagen waren und von massiven Stahlgittern abgeriegelt wurden. Es waren sechs Stück an der Zahl und falls sie momentan in Benutzung waren, so verhielten sich die Gefangenen auffällig still. In einer von den Sechsen mussten sich Kakashi und Genma befinden. In der Dunkelheit konnte Naruto nur erahnen, in welcher Richtung die Tür lag, zu der sie hinein geschleift worden waren. Ein schleifendes Geräusch fing seine Aufmerksamkeit. „Hallo?“ Fragte er schließlich in die Schwärze hinein. „Ist da wer?“ Einen Moment lang blieb es still, dann drang das Fluchen einer bekannten Stimme zu ihm. „Verfluchte Scheiße, mir platzt gleich die Birne. Was ist hier verdammt nochmal passiert?“ „Genma!“ Entfuhr es Naruto erfreut. Der Angesprochene blickte erstaunt auf und versuchte, den Ursprung des Ausrufes ausfindig zu machen. „Naruto? Bist du es?“ „Ja. Ist Kakashi-Sensei bei Ihnen?“ Ein weiteres Fluchen erklang. „Sehen kann ich ihn nirgends. Viel zu dunkel hier. Und bewegen kann ich mich auch nicht richtig. Was ist hier eigentlich los?!“ „Ich glaube, die haben uns vergiftet“ Naruto war besorgt. Wo war sein Sensei? Der Lackaffe von vorhin hatte gewiss nichts gutes mit ihm vor. Und mit Genma und ihm auch nicht. Das hatte vermutlich alles mit dieser seltsamen Maschine zu tun, an die er gerade gefesselt war. „Wir müssen hier raus“ Stellte Genma nüchtern fest. „Weißt du, wem wir hier auf den Leim gegangen sind, dass wir hier fest sitzen?“ Noch ehe der Chaosninja antworten konnte, wurde die Tür aufgestoßen. Licht fiel herein und blendete ihn. „Du schon wieder“ Knurrte Naruto. „Wo ist Kakashi-Sensei?!“ Unbeeindruckt trat der Mann in den Raum. „Je nachdem, wie kooperativ du bist, wirst du ihn früher oder später wieder sehen. Und so, wie du dich gerade verhältst, wird es sehr bald geschehen.“ Das war kein Versprechen. Das war eine Drohung. „Und es wird dir nicht gefallen.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ende des 3. Kapitels :) Im Nächsten wird wohl die aktuelle Gegenwart erstmal mehr Beachtung finden. Zum Einen weil sie in diesem Kapitel ein bisschen kurz gekommen ist zum Anderen weil ich damit die Spannung noch ein bisschen steigern möchte B) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)