Küchentussi vs. Schwertschwuchtel von abgemeldet (SanjixZorro; ?x?) ================================================================================ Kapitel 31: Rendezvous im Trauerhaus ------------------------------------ Ace' Part: Ich stand da und starrte Lysop perplex hinterher, wie er nach draußen verschwand. Ein klein wenig enttäuscht war ich ja bereits gewesen, als ich aufgewacht war und festgestellt hatte, dass er nicht mehr bei mir lag. Doch dass er mir jetzt direkt vor der Nase davonlief, offensichtlich von den anderen vergrault, passte mir so gar nicht. Was auch immer hier geschehen war – der Sache würde ich genauestens auf den Grund gehen. »'Morgen, Leute!«, übertönte ich das allgemeine Chaos und betrat das Esszimmer, »Sagt mal, war das gerade Lysop?« Ich deutete mit dem Daumen hinter mich und blieb am unteren Tischende stehen. »Guten Morgen, Ace!«, begrüßte mich Ruffy als einziger und sah mich durch zwei Löcher in einer Brotscheibe hindurch an, »Ja, das war Lysop. Ich hab auch keine Ahnung, warum der so plötzlich gehen musste.« Daraufhin machte ich mir noch nicht einmal die Mühe, zu seufzen. Ruffy war so unbrauchbar wie eh und je, wenn es um Taktgefühl ging. »Ich bin ganz froh, dass er weg ist!«, schnaubte Nami, »Da, guck mal, was er gemacht hat! Meinen BH hat er als Putzlumpen missbraucht!« Sie hielt mir ein braun geflecktes Etwas entgegen. Musste ich verstehen, wieso der ausgerechnet hier ins Esszimmer geraten war? »Und er hat mir Kaffee über meinen neuen, weißen Rock geschüttet«, ergänzte Robin, »Jetzt konnte ich ihn Frankie gar nicht richtig zeigen.« »Er ist doch auch so sehr schön!«, beteuerte Frankie, der meines Erachtens nach kurz vor einem heftigen Gefühlsausbruch stand. »Ich hab immer noch keinen Tee!«, kam es von Brook, wobei er mit seiner leeren Tasse einen Rhythmus auf den Tisch klopfte, »Tee! Tee! TEE!« »Moment, Moment!«, rief ich und hob beschwichtigend die Hände. Als alle endlich verstummt waren und mir Gehör schenkten, fuhr ich fort. »Wollt ihr damit sagen, dass Lysop bloß ein paar kleinere Missgeschicke passiert sind und ihr ihn deshalb rausgeworfen habt?« »Haben wir nicht«, erwiderte Nami, »Wir haben ihm bloß gesagt, er soll demnächst seine Finger von Sachen lassen, die er sowieso nicht kann. Da, siehst du, wie er die Brote abgeschnitten hat? Die sind alle ganz...« »Wieso hat Lysop die Brote abgeschnitten?«, allmählich verstand ich gar nichts mehr, »Wo ist Sanji?« »Der hat einen ganz fürchterlichen Kater. Ich hab ihm zwei Kopfwehtabletten und Bettruhe verschrieben«, piepste Chopper, der auf der Couch saß und mit feuchten Augen sein linkes Bein inspizierte. »Okay, dann gehe ich richtig der Annahme, dass sich Lysop als einziger darum gekümmert hat, dass es überhaupt etwas zu essen gibt?« Mit herausforderndem Blick sah ich in die Runde. Bei allem, was ich bisher herausgefunden hatte, ging mir allmählich doch die Galle über. »Hat er«, grinste Ruffy fröhlich, »War doch ganz nett von ihm.« Das reichte. »Stimmt, Ruffy, da hast du Recht: Das war sogar ein wenig zu nett von ihm, wenn ihr mich fragt«, ich schnappte mir ein paar aufgeschnittene Semmeln und warf etwas Käse darauf, »So, das nehm ich mit... und das auch... und... hmm... das da auch...« »Wo gehst du hin?«, fragte Nami und sah mich genauso verwirrt an wie der versammelte Rest der Mannschaft. »Irgendwohin, wo ich nicht mit euch erbärmlichen Ignoranten an einem Tisch sitzen muss«, entgegnete ich vorwurfsvoll und überheblich zugleich, »Ohne Lysop hättet ihr jetzt gar nichts zu essen und ihr dankt es ihm, indem ihr ihn rausekelt. An eurer Stelle würde ich mir mal ernsthafte Gedanken darüber machen, was das Wort Freundschaft eigentlich bedeutet.« Damit drehte ich mich schwungvoll um und verließ das Esszimmer, ohne mich noch einmal umzusehen. Sollten sie doch von mir denken, was sie wollten. Diese Standpauke hätte ich ihnen auch gehalten, selbst wenn ich gegenwärtig nicht so viel für Lysop empfinden würde. Ich wusste genau, wie es war, nicht akzeptiert zu werden für Umstände, für die man überhaupt nichts konnte. Sei es seine eigene, zweifelhafte Herkunft oder eben die Tatsache, dass man ein kleiner Tollpatsch war; das war nichts, worüber andere zu richten hatten. Meinen schwelenden Zorn unterdrückend biss ich in eine der Käsesemmeln und machte mich auf den Weg unter Deck. Wohin Lysop sich verkrümelte, wenn er schlechte Laune hatte, wusste so ziemlich jeder hier an Bord. Für gewöhnlich ließen wir ihm diese Privatsphäre auch, doch gerade eben hatte ich das Gefühl, dass ich gebraucht wurde. Genau aus diesem Grund schritt ich nun auch zielstrebig durch die Waschküche, in der mein ganzes emotionales Chaos seinen Ursprung hatte, und öffnete leise die gegenüberliegende Tür. Es war dunkel in dem kleinen Abstellraum, da die Bullaugen mit Tüchern verhangen waren und sich das Gerümpel bis an die niedrige Decke stapelte. Ich war noch nie zuvor hier gewesen, brauchte aber dennoch nicht lange, mich zurecht zu finden. Das erleichterte mir nämlich bereits eine verschnupfte Stimme, die aus der hinteren rechten Ecke zu kommen schien. »Wer auch immer das ist, kann gleich wieder gehen«, schniefte sie. Ich gehorchte nicht, sondern umrundete mit einem verklärten Lächeln eine Reihe Holzkisten. Dahinter kam ein merkwürdiger Bretterverschlag zum Vorschein, unter den eine Matratze geschoben worden war. Auf dieser Matratze saß, seine Arme um die Beine geschlungen und mit dem Kopf zwischen den Knien, ein armselig vor sich dahin vegetierender Lysop. Alleine dieser Anblick reichte aus, um meinem Herzen einen Stich zu versetzen. Wie niederträchtig waren die anderen eigentlich, ihn ohne schlechtes Gewissen in eine so verzweifelte Lage bringen zu können? »Ich dachte, du hättest vielleicht noch nichts gegessen«, machte ich mich bemerkbar, »Willst du was hiervon?« Er blickte auf und ich hielt ihm eine Semmel entgegen. »Ach, Ace, du bist das«, nuschelte er, »Nein, danke. Hab keinen Hunger.« Missmutig wandte er sich ab und fuhr fort, die Wand anzustarren. Weshalb ich zunächst mit einem kaum hörbaren Seufzen die Augen schloss, mich dann aber auf alle Viere begab und zu Lysop in das Bretterhaus hineinkroch. Meinen Hut nahm ich ab, legte die restlichen Semmeln hinein und schob ihn bei Seite. Es sah so aus, als bräuchte es ein wenig mehr als Essen, um Lysops gute Laune wieder herzustellen. »Die anderen waren nicht gerade nett zu dir, was?«, murmelte ich und setzte mich neben ihn. Er schüttelte den Kopf, wobei ein lautloses Schluchzen seine einzige Antwort war. »Na, wie dem auch sei... Ich hab ihnen gehörig die Leviten gelesen. So ein Verhalten ist wirklich unter aller Sau. Ich meine...« »Hast du das?« Lysop sah mich aus verheulten Augen heraus an, als glaubte er mir nicht ganz. Ich nickte bloß. Dass daraufhin neue Tränen sein Gesicht hinabliefen, hatte ich nicht beabsichtigt. »Ogott, Ace...«, schluchzte er, »Das..., das... hättest du wirklich nicht t-tun brauchen. I-ich bin ja... ganz alleine s-selber Schuld...« »Bist du nicht!« Meine Antwort klang schärfer als geplant. Das war wieder so typisch, dass Lysop den Mist auch noch glaubte, den die anderen ihm einredeten. Nur, damit er wunderbar im Selbstmitleid zerfließen konnte. Das war nicht ganz, was ich mit ansehen wollte. »D-doch, Ace...!«, behauptete er weiterhin, »I-ich kann... gar nichts richtig machen... Ich...« »Also, ich finde, das war ziemlich richtig von dir, das Frühstück herzurichten. Sonst hätte ich jetzt hungern müssen«, bremste ich ihn aus. »Schön, d-dass du das findest«, entgegnete er missmutig, »Die anderen... d-die anderen...« Er brachte seinen Satz nicht zu Ende, sondern vergrub sich in einem erneuten Anfall von unterdrücktem Schluchzen hinter seinen Knien. »Ach, verdammt, lass dir die anderen doch egal sein«, sagte ich mitfühlend und streckte beide Arme nach ihm aus, »Komm mal her zu mir.« Bereitwillig ließ er sich auf meinen Schoß ziehen, wo er schließlich sitzen blieb und sich Trost suchend an meinen Oberkörper schmiegte. Ich hielt ihn fest in meiner Umarmung, eine Hand in seinen dichten Locken und mit der Absicht, ihm durch meine bloße Gegenwart wieder zu positiveren Gedanken zu verhelfen. »Die anderen waren einfach nur undankbar«, raunte ich mit beruhigend tiefer Stimme, »Die haben gar nicht wirklich kapiert, was du für sie getan hast, glaube ich. Und seien wir ehrlich: Das hätte so früh am Morgen jedem passieren können. Nicht nur dir.« »Ach, g-gib dir doch keine Mühe, Ace...« Neue Tränen ließen ihn unter meinen Fingern erzittern. Er musste von sich wirklich denken, dass er der größte Versager war, den die Welt je gesehen hatte. Und alles nur, weil ihn ein jeder immer nur auf seine Fehler aufmerksam machte. Dabei war er ein so einfallsreicher, energiegeladener Freund, mit dem bestimmt nie Langeweile aufkam. Zudem konnte er außergewöhnlich lieb sein, wenn es die Situation verlangte. Doch wie hätte ich ihm all das sagen sollen, ohne dabei peinlich zu klingen? Plötzlich umfasste er mich mit mit beiden Armen und drückte mich so fest an sich, dass mir kurzzeitig die Luft wegblieb. »Ace...!«, heulte er, »S-sag..., b-bin ich wirklich... s-so ein... hoffnungsloser T-trampel...?! G-geht wirklich... alles daneben..., w-was ich...?!« »Schscht, hör schon auf«, flüsterte ich und strich sanft über seine Haare, »Wir alle haben unsere Fehler. Und wenn du ein wenig tollpatschig bist, dann bist du das eben. Sieh mal: Ruffy und Zorro zum Beispiel sind strohdumm, Nami und Frankie haben ihre Emotionen nicht ausreichend unter Kontrolle und Robin und ich sind einfach nur faul. Wir müssen das akzeptieren und versuchen, miteinander zurechtzukommen. Außerdem mag ich dich genauso wie du bist. Wenn dir nicht all diese Lappalien passieren würden, dann wärst du doch gar nicht mehr du selbst.« »B-bist du dir da s-sicher...?«, hauchte er und rutschte unruhig zurück, als wäre ihm irgendetwas unangenehm, »D-dass du mich so magst w-wie ich bin...? Obwohl ich d-doch wirklich... g-gar nichts richtig machen kann?« »Wie kommst du denn immer darauf, dass du gar nichts richtig machen könntest? Du...« »W-weil es doch s-so ist...«, er hob seinen Kopf und sah mich mit seinen dunklen, glänzenden Augen ganz unglücklich an, »Da, s-siehst du...? Sogar jetzt...« Sein beschämter Blick huschte kurz an sich hinab, dann sah er mit roten Wangen in eine andere Richtung. Erstaunt stellte ich fest, dass ich wohl die aphrodisierende Wirkung von Trauer und den darauffolgenden Worten des Trosts unterschätzt hatte. Dass besonders Lysop darauf ansprach, wunderte mich hingegen gar nicht; wenn seine Nerven blank lagen, war er extrem sensibel. »Daran ist doch nichts falsch«, lächelte ich schließlich und zog ihn wieder näher an mich, »Wenn du dich gerade danach fühlst, dann stelle ich mich gerne zur Verfügung.« »I-im Ernst...? Das... das m-macht dir gar nichts aus?« »Was? Dass das nicht so vereinbart war, etwa?«, ich erlaubte mir ein gehässiges Kichern, »Oh Mann! Wenn es dir dann nur besser geht, dann würde ich das auch vor versammelter Mannschaft mitten im tiefsten Winter im Schnee machen.« »Oh«, er sah mich direkt an, seine Wangen mittlerweile in ein glühendes Leuchten getaucht, »D-danke...« Ich antwortete nicht, sondern drängte ihn nur mit sanfter Gewalt auf den Rücken. Er brauchte mich mehr, als ich erwartet hatte. Was aber so ganz in Ordnung war; immerhin waren wir mehr als nur die Freunde, die wir vorgaben zu sein. Sanjis Part: Ich wusste nicht mehr, wie ich diesen fürchterlichen Morgen überstanden hatte. Von Schwindelgefühl, über mörderische Kopfschmerzen bis hin zu Übelkeit hatte ich alle Phasen des Katzenjammers durchlebt. Eingeschlafen war ich dann letztendlich in Zorros Armen, als die Tabletten, die Chopper mir gebracht hatte, zu wirken begonnen hatten. Ein Wunder war es nicht, dass ich erst irgendwann am frühen Nachmittag wieder aufwachte. Ich fühlte mich matt und immer noch ein wenig neben der Spur, doch wenigstens waren die Schmerzen verschwunden. Langsam setzte ich mich auf. Was ich jetzt dringend brauchte, war ein großes Glas Wasser. Weshalb ich den friedlich schnarchenden Zorro auf die Wange küsste und dann sein Zimmer in Richtung Gemeinschaftsraum verließ. Einen jeden anderen hätte wohl der Schlag getroffen, bei dem Anblick, der sich mir bot. Doch ich war nicht umsonst schon etwas länger der Smutje dieser Mannschaft. Ich nahm den einem Schlachtfeld gleichenden Esstisch mit einem Kopfschütteln und einem schwächlichen Lächeln hin und holte ein Glas aus dem Geschirrschrank. Während ich es immer wieder mit Wasser füllte und in gierigen Zügen leerte, besah ich mir die Bescherung genauer. Es sah beinahe so aus, als hätte man Frühstück und Mittagessen ineinander übergehen lassen, ohne wirklich darauf zu achten, was man eigentlich zu sich nahm. Unzählige Teller stapelten sich kreuz und quer zwischen Kaffeeflecken, undefinierbaren Krümeln und Orangenschalen. Fast ein Stück moderne Kunst, wenn man denn so wollte. Ich nenn es... hmm... »Überreste«. Aber das wäre zu einfallslos. Besser ist »Nach der Schlacht«. Oder noch besser: »Kosmisches Chaos«. Über meine eigenen Namenskreationen schmunzelnd fing ich an, den Tisch abzuräumen. Irgendeiner musste es ja tun. Und wenn sich in meiner Abwesenheit niemand dazu angehalten fühlte, blieb diese Aufgabe doch wieder an mir hängen. Was mich im Moment aber noch nicht einmal störte. Umso mehr störte mich dafür die Tischdecke. Sie war voller Flecken, klebte an manchen Stellen und konnte alles in allem wohl nur noch als dreckig bezeichnet werden. Was wollte man aber auch anderes erwarten, wenn man die Crew sich selbst überließ? »Ein Fall für die Wäsche«, murmelte ich, während ich das Tuch auch schon vom Tisch zog und das ganze schmutzige Knäuel dann unter meinen Arm klemmte. So ausgerüstet machte ich mich mit federnden Schritten auf den Weg nach unten. Noch fühlte ich mich nicht, als könne ich wieder Bäume ausreißen, doch ein kleines bisschen Aufräumen hatte noch keinem geschadet. Ich betrat den Wäscheraum, warf schwungvoll die Tischdecke auf den riesigen Haufen, um den sich diese Woche Chopper zu kümmern hatte, und wäre auch beinahe wieder gegangen, wenn nicht etwas meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Die Tür, die in die angrenzende Abstellkammer führte, stand einen Spalt breit offen. Ungewöhnlich war das natürlich nicht. Sicherlich suchte Frankie bloß gerade nach Werkmaterialien oder Lysop hatte sich in sein »Trauerhaus« verzogen. Die Neugierde hatte mich aber trotzdem gepackt. »Frankie, bist du das?!« Mit wenigen Schritten war ich auf der anderen Seite des Raumes und hatte die Tür weiter aufgestoßen. Niemand antwortete. Stattdessen schlug mir der stickige, durchdringende Geruch nach verbrauchter Luft und Sex entgegen. Ich stutzte. Das war doch ein recht merkwürdiger Ort für Sex. Nami hätte sich hier niemals dazu hinreißen lassen und Robin und Frankie nahmen für gewöhnlich lieber Werkstatt oder Bibliothek aufs Korn. Da blieben nicht mehr viele Leute übrig, die das gewesen sein konnten. Solange es nichts mit Chopper zu tun hat. Der hätte immerhin Wäschedienst.... Unsicher, ob ich das, was mich dort drinnen erwartete, überhaupt sehen wollte, schob ich mich in den Raum hinein. Es war nicht unbedingt schicklich, hier herumzuspionieren, das wusste ich. Doch hätte ich es nicht getan, wäre ich bestimmt vor Neugierde geplatzt. Lautlos schlich ich an Blechrohren vorbei, stieg über eine Ansammlung alter Farbeimer und umrundete zuletzt eine Wand aus Kisten. Dann versuchte ich durch das dämmrige Licht hindurch zu erkennen, wen genau ich da bei heimlichen Anzüglichkeiten erwischt hatte. »So, so«, murmelte ich und blieb stehen, um mir eine Zigarette anzuzünden, »Dafür ist also ein Trauerhaus da.« Einerseits war es Lysop, der dort gänzlich ausgezogen auf der Matratze lag und schlief. Andererseits lag er gar nicht wirklich auf der Matratze. Unter ihm, beide Arme um ihn geschlungen, entdeckte ich niemand anderen als Ace. Der einzige Grund, weshalb ich nicht schockierter reagierte, war der, dass ich so fest mit Chopper gerechnet hatte. Lysop und Ace. Das muss man auch erst einmal verkraften. Da wäre ich ja nie draufgekommen. Obwohl die beiden sich neuerdings wirklich merkwürdig verhielten; das war mir nicht entgangen. Tss, wie ulkig, überlegte ich, während ich einige Rauchschwaden in die Luft pustete, Erst machen sich alle über ihre Aktionen á la »Colaschnüre« lustig und dann das hier. Wie lange die das wohl schon durchziehen, ohne dass einer etwas davon merkt? Nachdenklich betrachtete ich die beiden. Ich schätzte ihre Beziehung auf nicht viel älter als zwei Wochen – vorher war mir Lysop nämlich noch verhältnismäßig normal vorgekommen. Zumindest hatte ich es mir doch nicht einfach nur eingebildet, dass er in letzter Zeit auffällig oft an Ace klebte. »Ach, ihr zwei«, brummte ich und hob eine Decke auf, die ich am Fußende der Matratze gefunden hatte, »Ihr habt es wohl nicht ausgehalten, dass ihr von drei Pärchen umgeben seid, was?« Vorsichtig breitete ich die Decke über ihnen aus, dann blickte ich noch einen Moment auf die beiden hinab. Ob ihnen das, was sie taten, erlaubt war oder nicht – sie sahen unerwartet niedlich miteinander aus. Ein Verfechter der Meinung, dass sie absolut nicht zusammenpassten, war ich jedenfalls nicht. »So, jetzt will ich euch aber nicht weiter stören«, flüsterte ich und machte mich auf Zehenspitzen auf den Rückweg, »Schlaft noch schön.« Ein allwissendes Lächeln umspielte meine Lippen, als ich die Tür hinter mir zuzog. Selbstverständlich würde ich das soeben Erfahrene für mich behalten. Geheimnisse waren bei mir sicher aufgehoben und der einzige, der vielleicht davon erfahren würde, war Zorro. »Das glaubt er mir nie«, kicherte ich, schob meine Hände in die Hosentaschen und machte mich gut gelaunt von dannen, »Niemals glaubt er mir das.« Ace' Part: Als der Schlaf behäbig von mir wich, war das erste, was ich wahrnahm, dass jemand mit vollem Gewicht auf mir lag. Auch spürte ich mit jeder noch so kleinen Bewegung, dass weder er noch ich irgendetwas anhatten. Aber das erschien mir ganz richtig so; es war schön. Wunderschön. Er war warm, wie ich ihn mit beiden Armen festhielt, und am liebsten hätte ich ihn nie mehr wieder losgelassen. Tat ich zunächst auch nicht. Sogar dann nicht, als mich seine gedämpfte Stimme dazu veranlasste, die Augen zu öffnen. »Ace. Hey, Ace. Bist du wach?« Ich sah Lysop an. Er hatte sich auf mir ein wenig aufgerichtet und blickte unverwandt zurück. Meines Wissens nach waren wir uns noch nie zuvor so nahe gewesen, nachdem wir miteinander geschlafen hatten. »Klar bin ich wach«, raunte ich meine Antwort, »Warum? Ist es schon spät?« »Keine Ahnung. Draußen wird es auf jeden Fall schon wieder finster.« »Wir haben den ganzen Tag verpennt?« »Ich war zwischendurch kurz wach und hab was gegessen«, erwiderte er, »Aber ja: Wir liegen hier schon ziemlich lange so rum.« »Egal«, sagte ich ganz automatisch, »Ich will noch nicht aufstehen.« »Ich auch nicht.« Er legte seinen Kopf wieder auf mir zurecht, dann schwiegen wir eine geraume Zeit. Mich überfluteten währenddessen meine Gedanken. Ich liebte ihn und er lag hier direkt in meinen Armen. Warum konnte ich es ihm nicht einfach sagen? Weil es so unerhört klingen würde? Weil ich nicht die richtigen Worte fand? Oder weil ich Angst davor hatte, dass er mit einem Rückzieher darauf reagieren würde? Zweifel nagten an mir und ich konnte sie nicht abschütteln. Obwohl es sich so richtig anfühlte, wie unsere bloßen Körper einander berührten. Noch nicht einmal meine Finger traute ich mich bewegen, weil ich befürchtete, Lysop bereits mit dem Anflug einer zärtlichen Streicheleinheit zu vergraulen. Fast war es eine Qual, die ich jedoch bereitwillig erduldete. Einfach nur, weil er bei mir war. »Sag mal, Ace«, fragte er irgendwann und holte mich somit zurück in die Realität, »Hast du uns eigentlich zugedeckt?« »Hm?«, ich bemerkte die wollig weiche Decke, die uns umgab, jetzt erst, da er es erwähnte, »Nein, hab ich nicht. Warst nicht du das?« »Nein. Sonst würd ich ja nicht fragen.« »Tja, dann muss es wohl doch ich gewesen sein«, schlussfolgerte ich, »Hab ich wahrscheinlich gar nicht richtig mitbekommen, weil ich so müde war.« »Wahrscheinlich.« Wieder war es still. Eine angenehme Stille diesmal, die nur durchbrochen war von unserem leisen Atmen. Bildete ich mir das bloß ein, oder berührten mich Lysops Hände eindringlicher als zuvor? »Ach, Ace, weißt du was?«, seufzte er auf einmal und obwohl ich es nicht sehen konnte, wusste ich, dass er grinste, »Ich stell mir gerade vor, dass du Zorro wärst.« »Hä?« Was sollte das denn so plötzlich? »Nein, jetzt überleg mal: Wenn du Zorro wärst... und ich Sanji...«, er hob seinen Kopf und lächelte mich an, »Weißt du, was ich dann tun würde?« »Nein«, erwiderte ich vollkommen wahrheitsgemäß und war viel zu fasziniert davon, wie durchdringend seine dunklen Augen mich in ihren Bann zogen, als dass ich genauer über seine Worte hätte nachdenken können, »Weiß ich nicht. Was würdest du denn tun?« Ich spürte, wie er zögerte. Sein Herzschlag glich plötzlich dem wilden Flattern eines verschreckten Kanarienvogels und seinen gesamten Körper durchfuhr eine Anspannung unergründlichen Ursprungs. Nichtsdestotrotz lächelte er immer noch, als er mir seine geflüsterte Antwort gab. »Das hier.« Er schloss die Augen und ehe ich begriff, was er vorhatte, berührten seine Lippen bereits die meinen. Ich zuckte zusammen und hielt danach ganz still. Es war nicht wie damals beim Flaschendrehen und auch der Unfall mit den Colaschnüren reichte daran nicht heran, doch ich war viel zu überrascht, um den Kuss ausreichend zu erwidern. Damit hatte ich ganz einfach nicht gerechnet. Schade eigentlich. Denn selbst wenn ich perplex dalag und Lysop einfach machen ließ – es nahm der Sache an sich keineswegs ihre Wirkung. Er war schüchtern und doch zärtlich, als wolle er mir durch diesen einen Kuss etwas mitteilen, was er mir so nicht sagen konnte. Genau so etwas in der Art hatte ich mir die ganze Zeit über herbeigesehnt. Warum ich dann regungslos unter ihm lag und immer noch nichts unternahm, um ihm zu zeigen, wie sehr mir gefiel, was er tat, wusste ich nicht. So überraschend und gefühlvoll es begonnen hatte, hörte es auch schon wieder auf, bevor ich dessen Echtheit gänzlich realisiert hatte. Lysop entzog sich mir, dann starrten wir uns an, als hätten wir gerade eben ein Verbrechen begangen. Dabei war nicht mehr geschehen, als dass die kaum mehr vorhandene Grenze zwischen uns letztendlich doch gefallen war. Kurzzeitig zwar nur, dafür aber umso eindeutiger. Meine Schuld war es wohl, dass sich daraus nicht mehr entwickelte. Ich hätte das, was ich sagte, aber auch besser überdenken können, bevor ich es Lysop so unbedacht an den Kopf warf. »Aber wir sind nicht Sanji und Zorro«, brachte ich völlig überrumpelt hervor, was leider ziemlich danach klang, als hätte ich den Kuss nicht gewollt. Bevor ich das merkte, war es jedoch schon zu spät. »Stimmt«, entgegnete er mit einem nervösen Grinsen, »Da hast du Recht. Sonst müsstest du mir auch den ganzen Tag voll verknallt hinterher rennen.« Wenn es denn jemals eine romantische, gefühlvolle Situation zwischen uns gewesen war – jetzt war sie endgültig vorbei. Und verpatzt hatte ich das. Meine Enttäuschung und Wut darüber verbarg ich schnell hinter einer Mauer aus Großspurigkeit. »Tss, wie albern. Bis es so weit kommt, fallen mir doch noch ein paar sinnvollere Sachen zu tun ein.« »Faulenzen zum Beispiel?«, fragte Lysop und zog eine Braue in die Höhe. »Entweder das«, grinste ich, obwohl mir eigentlich nicht danach zu Mute war, »Oder Essen. Apropos: Meinst du, es gibt schon Abendbrot?« »Kann sein. Wieso?« »Na, weil wir uns da vielleicht allmählich blicken lassen sollten. Am Ende suchen die sonst noch nach uns.« »Das wäre ungut, oder?«, Lysop schien von dem Gedanken, dass uns jemand so finden könnte, nicht allzu angetan, »Sollen wir nach oben gehen?« »Nicht beide auf einmal«, meinte ich, während er auch schon von mir herunterkletterte, »Das kommt komisch. Als hätten wir den ganzen Tag irgendwo versteckt zu zweit verbracht.« »Haben wir ja auch nicht«, entgegnete er voller Sarkasmus. Ich setzte mich auf, zuckte nur die Schultern und sah zu, wie er sich ohne ein weiteres Wort anzog. Als er damit fertig war, sagte er: »Ich geh dann vor und du kommst in fünf Minuten nach, okay?« »Meinetwegen.« Ich suchte seinen Blick, doch er wich mir aus. War das jetzt meine gerechte Strafe dafür, dass ich vorhin so spät und so falsch reagiert hatte? Anscheinend. Stumm wie ein Fisch erhob er sich und huschte davon. Noch nicht einmal einen verstohlenen Blick über die Schulter war ich mehr wert. Mit einem tiefen Seufzen griff ich nach meiner Hose, kaum war die Tür hinter Lysop zugefallen. Auf meine bescheuerte Aktion hin war es nicht verwunderlich, dass er so schnell wie möglich aus meinem unmittelbaren Umfeld verschwinden wollte. Immerhin war da etwas zwischen uns gewesen, was sich nicht leugnen ließ. Und ich war nicht darauf eingegangen, ich Dummkopf. Es war ein schüchterner, mit äußerster Vorsicht ausgeführter Annäherungsversuch gewesen, der mir deutlich hätte machen sollen, dass auch Lysop unerwiderte Gefühle plagten. Er hatte mir zu verstehen geben wollen, was ich nicht über die Lippen brachte. Aber jetzt, nachdem mir als einziger Kommentar dazu eingefallen war, dass wir beide doch nicht Zorro und Sanji waren, würde er das vielleicht nie mehr wieder versuchen, geschweige denn ein Geständnis von meiner Seite akzeptieren. Was für ein unemotionaler Trampel war ich eigentlich?! Nicht besser als die anderen beim Frühstück! »Na, mir bleibt ja immer noch die Abmachung morgen...«, murmelte ich und machte endlich Anstalten, in die Hose zu steigen. Nicht, dass mich der Gedanke an bloßen Sex wirklich aufmunterte. Gerade rechtzeitig, um mitzubekommen, dass die anderen sich aufrichtig bei Lysop für ihr Fehlverhalten entschuldigten, kam ich beim Abendessen an. Wieder versuchte ich, ihn direkt anzusehen, und wieder wich er mir aus. Welch ein Glück für ihn, dass zwischen uns für gewöhnlich sowieso Ruffy saß. Obwohl ich es besonders heute gerne anders gehabt hätte. Da sich aber nichts an den vorherrschenden Umständen ändern ließ, lud ich mir lieber Berge von Essen auf meinen Teller. Vielleicht lenkte mich das ein wenig ab. Kann einen ja kaum ablenken, wenn direkt gegenüber Zorro und Sanji rumknutschen! Mürrisch wandte ich mich von diesem Anblick ab und starrte lieber die Butter an, so dass sie eigentlich hätte schmelzen müssen. Es sah ganz danach aus, als würde der heutige Tag genauso mies enden wie er angefangen hatte. »...hört ihr mir überhaupt zu?! He, Hallo!! Ace!! Lysop!!« Eine Hand fuchtelte mir vor der Nase herum. »Was denn?!«, fauchte ich in Ruffys Richtung. Ich musste dringend einen Ausweg aus meinem selbst fabrizierten Schlamassel finden und hatte für Albernheiten gerade weder Zeit noch Nerven. »Guckt doch mal!« Triumphierend führte Ruffy vor, wie er sich sechs eingelegte Oliven auf einmal in die Nase stecken konnte. »Wirklich sehr toll, Ruffy!«, schnaubte Lysop angenervt und drehte sich wieder weg. Ich sagte gar nichts dazu, sondern verzog nur missbilligend die Mundwinkel. Dann grillte ich mir lieber ein Stück Käse. Irgendwie musste ich meine Wut auf mich selbst ja loswerden. »Mann!«, beschwerte sich Ruffy daraufhin, »Ihr seid heute gar nicht lustig! Alle beide voll die trüben Tassen!« »Darf man das nicht auch mal?«, nahm mir Lysop gelangweilt die Worte aus dem Mund, »Heute ist ein Scheiß-Tag.« Wie wahr, wie wahr... aber zu wieviel Prozent sind wir daran eigentlich selber Schuld? Ich spähte zu Lysop hinüber. Ohne Erfolg, natürlich. »Ruffy!«, gellte da Sanjis strenge Stimme über den Tisch hinweg, »Setz dich richtig hin und hör auf, mit dem Essen zu spielen!« Das half ein wenig. Wenn auch nicht viel, da Ruffy und Chopper sich daraufhin lauthals über meinen Kopf hinweg darüber unterhielten, wie ihnen Oliven am besten schmeckten. Ich muss es Lysop einfach sagen, überlegte ich fieberhaft herum, Er denkt jetzt, dass ich ihn wirklich nur als Sex-Spielzeug haben will. Dabei ist dem gar nicht so. Aber ob er mir das jetzt noch glaubt...? Verdammt! Ich hab diese einmalige Situation echt in den Wind geschossen! Warum muss das alles so kompliziert sein?! Schlechte Laune machte mich nur noch hungriger, weshalb ich zielstrebig in den Korb mit den Semmeln hineingriff. Ebenso wie Lysop. Shit! Warum nur? Unsere Hände berührten sich. Sollten sich eigentlich einen Kampf um die letzte noch vorhandene Semmel liefern. Was sie aber nicht taten. Stattdessen blieben sie einen viel zu langen Moment aufeinander liegen, voller Wärme und dem unterdrückten Drang, sich einfach umeinander zu schließen. Dann zogen wir sie gleichzeitig zurück, als hätten wir uns an irgendetwas gestochen. »Du kannst sie ruhig haben!«, stieß ich mit heißen Wangen hervor. »Nein, nimm du sie!«, erwiderte Lysop ebenso schockiert, »Ich hab eh gar keinen Hunger mehr!« »Ich auch nicht! Du kannst sie wirklich...!« »Jetzt nimm sie dir schon...!« »Aber...!« »Soo!«, Ruffy erleichterte uns die Entscheidung auf seine Art und Weise, »Wenn ihr die Semmel nicht haben wollt, nehm ich sie eben!« Gemeinsam mit einer dicken Scheibe Wurst stopfte er sie sich in den Mund. Da erst bemerkte ich, dass Lysop mich mit hochrotem Kopf anstarrte. Ich versuchte mich an einem Lächeln, doch auf dieses hin geschah nicht sehr viel mehr, als dass er den Blick abwandte und vom Tisch aufsprang. »Ich glaub, ich bin müde!«, sagte er schlicht, »Ich geh ins Bett! Gute Nacht!« Mit fahrig wirkenden Schritten ging er zur Tür hinüber. Das war vielleicht meine letzte Chance, noch irgendetwas zu retten. »Gute Nacht!«, rief ich ihm hinterher, so zärtlich ich mich in Anwesenheit der anderen traute, »Schlaf schön!« Dass er umso hastiger davonstolperte, kaum hatte ich das gesagt, und einfach verschwand, war ein schlechtes Zeichen. Noch unangenehmer wurde meine Situation nur dadurch, dass plötzlich alle Augenpaare auf mich gerichtet waren. Mit gutem Grund, wie mir peinlich bewusst wurde. »Hast, hast du gerade schlaf schön gesagt?«, fragte Nami argwöhnisch. »Ja, darf ich denn nicht?!«, fuhr ich sie an, »Da ist man schon mal nett und dann...!« »Ahh«, machte Robin und schmunzelte, »Ace hat es gern etwas netter. Merkt euch das.« Alle brachen daraufhin in Gelächter aus. Gut, wenn sie es denn nur als einen komischen Charakterzug meinerseits deuteten, dann war es halb so schlimm. »Ich geh auch ins Bett«, brummte ich und erhob mich. Lysop war nicht mehr da. Welchen Sinn hätte es da noch gemacht, hier zu bleiben, wo sowieso nichts von Interesse geschah? »Gute Nacht, Ace!«, rief man mir hinterher und es war mir eigentlich egal, wer es war, »Schlaf schön!« »Ja, schlaf schön!«, stimmte der Rest ein. Da hatte ich mir vielleicht etwas eingebrockt! Das würde mir wieder bis zum Sanktnimmerleinstag nachhängen! »Ach, macht doch, was ihr wollt!«, grummelte ich und riss die Tür auf. Der mitfühlende Blick, den ich mir von Sanji einfing, als ich die versammelte Runde ein letztes Mal verächtlich ansah, war in jeder Hinsicht seltsam. Besonders, da außer ihm (und dem schlafenden Zorro) jeder am Lachen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)