Küchentussi vs. Schwertschwuchtel von abgemeldet (SanjixZorro; ?x?) ================================================================================ Kapitel 22: Die Vereinbarung ---------------------------- Ace' Part: »So, Leute, wisst ihr was?«, Ruffy sah uns über sein Früstück hinweg breit grinsend an, »Heute Abend wird gefeiert!« Wir hielten allesamt in der Bewegung inne und bedachten ihn mit skeptischen Blicken. Was genau wollte er denn feiern? »Ehh, darf man erfahren, wieso?«, erkundigte sich Nami vorsichtig und sprach somit für die Allgemeinheit. »Na, das liegt doch auf der Hand«, antwortete Ruffy, »Sanji und Zorro sind zusammen.« »Das willst du feiern?«, hakte Frankie nach. Also war ich doch nicht der einzige, der diesen Unsinn verstanden hatte. »Klar muss das gefeiert werden. Hat ja auch lange genug gedauert mit den beiden.« »Moment, Moment!«, rief Nami dazwischen, »Du wusstest das?!« »Was?« »Dass Sanji und Zorro...!« Bevor Nami ausreden konnte, fing Ruffy lauthals zu lachen an. »Ha, ha, da fragst du noch! Natürlich wusste ich das! Ich hab doch Sanji gesehen und sofort gewusst, dass ich den mit Zorro verkuppeln muss!« Nee, jetzt nicht wirklich, oder? Allgemeines Seufzen und Aufstöhnen folgte. Hätten wir das eher gewusst, dann wäre uns einiges an Stress erspart geblieben. »Wirklich was dafür getan hast du aber nicht!«, zischte Nami. »Doch, hab ich!«, behauptete Ruffy, »Ich hab ganz viel... also, sagen wir... na ja, vielleicht hab ich wirklich nicht so viel getan. Aber das ist doch jetzt egal. Die zwei haben es endlich geschafft! Das ist doch eine Party wert!« Sein begeistertes Grinsen wirkte wider Willen ansteckend. Egal, was für ein kleines Dummerchen er auch war; er meinte es immer nur gut mit allen. »Na, ich weiß ja nicht, ob Sanji Lust hat, Partyvorbereitungen zu treffen«, meinte Lysop nachdenklich, »Der liegt doch lieber bei Zorro im Bett.« »Ach was! Da kümmern wir uns selber drum! Nami kann auch kochen!« »Ja, solange sie das ganze Geschirr wieder abspült und nicht wie beim letzten Mal alles an Ort und Stelle liegenlässt, dürfte das klappen«, schmunzelte Robin. »Mann, Robin!« Nami gab ihr einen Stoß in die Rippen, nur ungern daran erinnert, wie Sanji ausgeflippt war, als sie vor drei Wochen einen Pudding gekocht und den leeren Topf auf dem Herd hatte stehen lassen. »Selbst wenn«, grinste ich, »Sanji ist so verknallt, der merkt gerade bestimmt nicht, ob das Geschirr von ihm oder sonst jemandem stammt oder überhaupt Geschirr ist.« Allgemeines Gelächter folgte, dann begann sich unsere Versammlung aufzulösen. Mit der Absicht, mich ungesehen davonzustehlen, um ja nicht zum Abräumen eingeteilt zu werden, stand ich leise vom Tisch auf. Der einzige, der schneller verschwand als ich, war Lysop. Ich sah ihm verstohlen hinterher, wie er in meinen Schuhen unter Deck verschwand, dann machte ich mich auf den Weg in mein eigenes Zimmer. Dort angekommen warf ich mich auf das Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und starrte die Decke an. Ob ich es bereute? Das war schwer zu sagen. Sicher, ich hatte Vivi hintergangen, doch da sie gar nichts davon wusste, fiel es mir schwer, ein wirklich schlechtes Gewissen zu entwickeln. Noch dazu, da es für Lysop und mich nur eine Art Notlösung gewesen war. Irgendwie war ich nicht fähig, das Ganze ernst zu nehmen. Wir waren opportunistisch vorgegangen und hatten nur aus unserer Situation das Beste gemacht. Mehr steckte nicht hinter unserem Handeln. Zumindest nahm ich das in Lysops Fall an. Was mich anbelangte, so hatte ich damit natürlich mein brennendes Verlangen gestillt und auf diese Weise den unsäglichen Traum von heute Morgen aufgearbeitet. Wenigstens muss ich jetzt nicht mehr an Marco denken, überlegte ich. Genoss diesen Zustand einen Augenblick lang. Bis sich mir ein neuerlicher Gedanke aufdrängte. Dafür muss ich jetzt an Lysop denken. Toll gemacht, wirklich. Dabei hatte ich ernsthaft geglaubt, die Beziehung mit Vivi hätte mir das Schwulsein ausgetrieben. Dass es sich gerade kein bisschen danach anfühlte, daran waren nur die widrigen Umstände auf diesem Schiff Schuld. Hätte mein Bruder auch nur eine Frau mehr in der Mannschaft gehabt, dann... ...hättest du mit der auch nichts angefangen, nachdem du dir Zorro und Sanji unter der Dusche geben musstest. Sei wenigstens ehrlich zu dir selber. Nein, es war sogar beinahe so, als ob der Sex heute Morgen etwas in mir auf den Plan gerufen hätte, was vielleicht besser unter Verschluss geblieben wäre. Es war die Lust auf mehr. Nach fast zwei Jahren, in denen ich jeglichen auch nur halbwegs intimen Kontakt mit einem anderen Mann sorgfältig vermieden hatte, kam es mir so vor, als wäre die Sache mit Lysop bloß eine winzigkleine Vorspeise gewesen, auf die unweigerlich der Hauptgang folgen musste. Mein Körper, den die Erinnerungen an längst vergangene Tage voller Leidenschaft quälten, hätte in seinem jetzigen Zustand keine Frau an seiner Seite akzeptiert. Ich wollte mehr und das mit einem Kerl. »Verdammt nochmal, Ace«, zischte ich gezwungen lächelnd in den Raum hinein, »Du würdest es sofort wieder tun. Ganz gleich, wann und wo. Versuch das ja nicht zu leugnen.« Dem gewahr wusste ich nicht ganz, ob ich mich auf die Feier heute Abend freuen sollte oder ob Skepsis nicht doch angebrachter war. Zumindest konnte es unschön enden, sollte ich den Fehler begehen und mich betrinken. Sanjis Part: Ewig konnte selbst ich nicht bei Zorro im Bett bleiben. Besonders, da immer noch der zerbrochene Teller und die damit verbundene Schweinerei am Boden herumlagen. Also half ich Zorro kurzerhand dabei, sich aufzurichten, dann verschwand ich, um einen Lappen aus der Küche zu holen. Als ich zurückkam, saß Zorro da und löffelte brav seinen (mittlerweile wohl eiskalten) Grießbrei. Ein Bild, für das ich ihn am liebsten sofort wieder mit einer Umarmung attackiert hätte. Doch ich hatte andere Aufgaben, um die ich mich kümmern musste. Und immer komm ich mir vor, als wär ich sowas wie eine Putzfrau. Wetten, Nami und ich sind die einzigen hier, die wissen, dass beispielsweise auch ein Abfluss von Zeit zu Zeit sauber gemacht gehört? So und ähnlich meine Gedanken, während ich mit dem Lappen und einem Eimer Spülwasser bewaffnet über den Saustall herfiel. Gerade als ich fertig geworden war und eigentlich den Wassereimer ausleeren wollte, entdeckte ich etwas. Unter dem Bett versteckt und kaum sichtbar stand eines der Dielenbretter ein wenig über. Ich streckte den Arm aus und prüfte es. Es wackelte. »He, Marimo«, sagte ich und kroch ein Stück unter das Bett, um das Dielenbrett hochzuheben, »Guck mal, was du hier hast. Entweder war Frankie schlampig oder bei deinem Zimmer hat Ruffy mitgeholfen.« Ich hielt das Brett nach oben, damit Zorro es sehen konnte, und lugte währenddessen neugierig in das Loch, das sich aufgetan hatte. »Was ist denn? Wo hat Frankie...?« Zorro stockte mitten im Satz der Atem, dann brüllte er los. »Koch! Leg das sofort wieder zurück! Das geht dich gar nichts an! Das, das...!« Einen Moment später verwunderte mich seine wütende Reaktion auch überhaupt nicht mehr. Von Neugierde gepackt hatte ich nämlich das Brett achtlos bei Seite geschoben, meine Hand in dem Loch versenkt und etwas Weiches zu fassen bekommen. Ich angelte es hervor, realisierte, was es war, und musste mit meinen Augen kämpfen, damit mir diese nicht aus dem Kopf fielen. »Was ist das denn?!« Hin- und hergerissen zwischen Verwirrung und Argwohn sprang ich auf, das Ding in den Händen, das sich ohne jeden Zweifel als eine Miniaturversion von mir entpuppte. Die Haare aus gelber Wolle, die Augen Knöpfe und gekleidet in einen maßgeschneiderten Anzug sah es aus wie ein Kinderspielzeug. Wie kam Zorro an so etwas? »Oh Gott, Koch! Nein! Oh nein! Tu es wieder weg, das ist nicht für...! Oh Mann, jetzt bist du sicher sauer auf mich!« Ich blickte von dem Püppchen auf Zorro hinüber und sah, dass er puterrot angelaufen war. Nun, mir wäre das an seiner Stelle auch peinlich gewesen. Noch dazu, weil ich es aus seinem so sicheren Versteck gekramt hatte. »Hat das Nami für dich gemacht oder...?«, traute ich mich fragen, unsicher, ob ich lachen sollte. »Nein, hat sie nicht!«, empörte er sich und verschränkte die Arme, als hätte ich eine Beleidigung ausgesprochen, »Die kann das gar nicht richtig, diese Amateurin! Die weiß noch nicht mal, wie man Kissenbezüge...!« Schockiert von dem, was er gerade hatte durchblicken lassen, klappte er schnell den Mund zu. Und wenn ich gedacht hätte, sein Gesicht wäre bereits rot genug gewesen, dann wurde ich nun eines Besseren belehrt. Hieß das dann etwa...? »Das hast du gemacht«, riet ich ins Blaue hinein und begann zu lächeln, »Du kannst nähen.« »Nein, kann ich nicht!« Zornig auf sich selbst starrte er in den leeren Teller hinein, den er auf dem Schoß liegen hatte. »Doch, Marimo, kannst du. Viel besser als Nami sogar.« Immer noch mit einem verklärten Lächeln auf den Lippen setzte ich mich an die Bettkante und betrachtete das Püppchen in meinen Händen nun mit ganz anderen Augen. Natürlich, viel peinlicher als die Tatsache, dass er nähen konnte, war es Zorro, dass ich nun genau darüber bescheid wusste, wie er mich sah. Doch gerade das war der Grund, der mich einige Glückstränen hinunterschlucken ließ. Zorro liebte mich. Er liebte mich und war dabei so niedlich wie ich es noch nicht einmal von Chopper angenommen hätte. Sicherlich hatte niemand sonst auf dieser Welt einen Freund, der einem auf solch wundervoll wortlose Weise sagen konnte, was er an einem mochte. »Ach, Marimo, weißt du was?«, seufzte ich schließlich und warf mich neben ihn der Länge nach hin, »Jetzt tut mir der hier fast ein kleines Bisschen Leid.« Ich nahm ihm den Teller weg und setzte an dessen Stelle das Püppchen. »Komm schon, hör auf damit, Koch! Das ist so peinlich, das...!« »Nein, wieso denn? Guck dir den Armen doch bloß mal an. Du hast jetzt mich und er hat gar niemanden mehr. Tut er dir nicht Leid?« Eine ganze Weile blickte Zorro noch finster drein und überlegte wohl, wie er darauf am besten reagieren sollte. Letztendlich begann sich seine wütende Miene jedoch aufzulösen. »Du meinst«, brummte er, ohne mich dabei anzusehen, »Er wünscht sich einen Freund?« »Das meine ich nicht nur, das weiß ich«, antwortete ich lächelnd, »Ich hab mir doch auch die ganze Zeit gewünscht, dass du mich liebst.« Ich stand auf und stellte den Teller auf den Ofen. Genau diesen Augenblick nutzte Zorro, um einen trotzigen Entschluss zu fassen. »Na gut! Okay! Koch, bring mir die Schachtel aus der untersten Schublade da drüben!« Er deutete auf das Kästchen, das gegenüber vom Bett stand, und ließ sich dabei keine einzige Gefühlsregung anmerken. Niemals hätte ich gedacht, dass jemand, der vorhatte, einer Handarbeit nachzugehen, so militärisch aussehen konnte. Trotzdem ging ich nun hinüber und zog mit einem schiefen Grinsen die Schublade auf. Ich hob die Schachtel heraus und trug sie zu Zorro ans Bett. »Hier. Was hast du damit eigentlich vor?« »Siehst du dann schon«, knurrte er, weiterhin mit eiserner Miene, während er die Schachtel öffnete. Darin befanden sich neben erstaunlich bunten Woll- und Stoffresten auch Dinge wie lose Reißverschlüsse, Knöpfe und die verschiedenartigsten Nadeln. Eine davon zog er nun gemeinsam mit einem Faden und etwas Stoff aus der Schachtel hervor. Es sah ganz danach aus, als würde ich in den Genuss einer Lifevorführung seiner Künste kommen. Bevor ich allerdings etwas sagen konnte, bedachte er mich über seine Hände hinweg mit einem stechenden Blick, der direkt aus der Hölle zu kommen schien. »Ich warne dich, Koch! Nur ein einziger dummer Kommentar zu dem, was ich hier mache, und du fliegst raus!« Das war deutlich. Glücklicherweise fiel mir aber auch gar kein dummer Kommentar ein. Ich lümmelte mit einer Zigarette im Mund am unteren Ende des Bettes herum und sah Zorro verträumt dabei zu, wie er mit geübten Griffen ein zweites kleines Püppchen nähte. Allmählich leuchtete mir ein, dass es wohl gar nicht Nami gewesen war, die die Kostüme für das Theaterstück geschneidert hatte. Alleine die Tatsache, dass Zorro unsere Maße genommen hatte, sprach dagegen. »Mal so 'ne Frage, Marimo«, meinte ich nach einer Weile, »Jetzt, da ich das hier weiß, ist ganz klar, dass nicht Nami die Theaterkostüme genäht hat. Aber woher wusste Nami, dass du das kannst?« »Frag mich nicht. Das war mir selber unheimlich«, antwortete er, die Aufmerksamkeit ganz konzentriert bei seiner Arbeit, »Die hat mich einfach so aus heiterem Himmel gefragt, ob ich das machen würde. Und ich konnte nicht zulassen, dass die olle Funzel Mist baut, also hab ich mich kurzerhand verraten. Sie hat mir dann nur ein wenig mit den einfachen Sachen geholfen.« »Na dann...« Ich war wieder still und stellte mir im Insgeheimen vor, wie fürchterlich das für beide gewesen sein musste, zusammen etwas auf die Beine zu stellen. Nami, die sauer darüber war, dass Zorro etwas besser konnte als sie, und Zorro, den Namis Ratschläge und Befehle zur Weißglut brachten. Nein, das war kein schönes Arbeitsteam. Egal, wie man es drehte und wendete. »Wo wir gerade von Nami gesprochen haben«, führte ich unsere Konversation fort, »Das mit dem Wachs am Ofen hätte ich auch eher ihr zugetraut als dir. Ich meine, wenn man Kerzen selber zieht, spart man Geld.« Ich linste ihn vorsichtig an. Hoffentlich ging er nicht gleich in die Luft, weil ich so ganz offensichtlich etwas gegen sein Hobby hatte. »Kerzenziehen?!«, er sah mich empört an, »Was ist das denn für eine bescheuerte Beschäftigung?!« »Aber das Wachs...« »Noch nie was von Wachs-Batiken gehört?!« »Das schon, aber...«, ich stockte kurz, völlig überrascht von meiner Entdeckung, »Du machst sowas?« Allmählich hatte ich das Gefühl, dass ich bei Zorro auf alles gefasst sein musste, was eigentlich so gar nicht zu ihm passte. »Was glaubst du, wie ich das Muster auf meine Vorhänge bekommen hab?«, erwiderte er mit einer Gegenfrage und nickte zu dem Bullauge hinüber. In der Tat wiesen die grünen Vorhänge ein etwas krakeliges, gelbes Kringelmuster auf. Woher hatte Zorro das alles bloß gelernt? Musste man als Schwertkämpfer so etwas auch können? Was mich anging, so konnte ich noch nicht einmal einen Knopf annähen. Das hatte bisher immer Nami für mich gemacht. Ganz klar, dass sie nach dem, was ich herausgefunden hatte, diesen Job nun auch los war. »So, fertig«, brummte Zorro da auf einmal, »Und jetzt darf sich der hier aber nicht mehr beschweren.« Er setzte das neue Püppchen neben das andere, um mit der üblichen ernsten Miene seine Materialien wieder wegzupacken. Rasch war ich bei ihm, damit ich mir das Resultat seiner Arbeit aus nächster Nähe ansehen konnte. »Nein, beschweren braucht er sich jetzt wirklich nicht mehr«, stellte ich mit einem Lächeln fest, »Die zwei sind ja herzallerliebst.« Ein kleiner, zum Knuddeln niedlicher Zorro hatte sich zu meinem Miniaturselbst hinzugesellt. Fast konnte man meinen, die beiden würden Händchen halten. »Kannst sie dir ja in die Küche setzen, wenn du sie so lieb findest«, murmelte Zorro, während er sorgsam die Nähnadeln verstaute. »Und ob ich das tun werde«, lachte ich überschäumend vor Glück und küsste ihn auf seine rosa angehauchte Wange. Vieles von dem, was ich an ihm so gern hatte, tat er wohl ganz unbeabsichtigt. Doch wahrscheinlich war es genau das, weshalb ich mich immer mehr in ihn verliebte. Lysops Part: Es war eine durchaus seltsame Party, die wir an diesem Abend abhielten. Nicht nur, dass wir unsere beiden schwulen Mannschaftsmitglieder feierten, die jeder andere Kapitän wohl über Bord geworfen hätte. Nein, hinzu kam noch, dass Sanji und Zorro überhaupt nicht anwesend waren. Was aber wohl mehr an ihrer Unlust lag, die so lange herbeigesehnte Zweisamkeit aufzugeben, als daran, dass Chopper Zorro strenge Bettruhe verordnet hatte. Und es war mir auch egal. Ob die beiden da waren oder nicht, änderte schließlich nichts an meiner Situation. Nicht ernsthaft in Feierlaune saß ich oben an Deck unter den Orangenbäumen und kippte mir einen Schnaps nach dem anderen hinter die Binde. Ich wollte vergessen. Jawohl, vergessen wollte ich, zu welcher Verzweiflungstat mich mein eigener Körper heute Morgen getrieben hatte. Vergessen wollte ich, dass ich trotz allem nicht einmal unter den kleinsten Gewissensbissen litt. Und vergessen wollte ich auch, dass ich überhaupt verlobt war. Am besten vergaß ich die gesamte Welt und mich selber gleich mit dazu. Nichts gab es, was meine trübe Stimmung hätte heben können. Weder Ruffy, Frankie und Brook, die auf dem Tisch herumhüpften und um die Wette »What shall we do with the drunken sailor?« grölten, noch Chopper, Nami und Ace, die sich ein Wettsaufen lieferten. Ebensowenig natürlich Robin, die wie immer einfach nur daneben saß, lächelte und sich köstlich zu amüsieren schien. Ja, sie alle hatten es gut und mussten nicht immerzu daran denken, dass ihr erstes Mal kein Stück so verlaufen war, wie sie es sich immer vorgestellt hatten. Wobei ich es im Eigentlichen ziemlich dreist von Ace fand, dass er so einfach tun konnte, als wäre nichts gewesen. Bis auf die wenigen Worte, die wir beim Frühstück miteinander gewechselt hatten, und einige verstohlene Blicke in meine Richtung, war er wieder ganz der Alte. Beschäftigte ihn unser Fehltritt am Ende überhaupt gar nicht? Oder war er nur so gut darin, seine eigentlichen Gefühle zu überspielen? Ich wusste es nicht. Umso sicherer wusste ich dafür allerdings, dass ich bereits viel zu viel getrunken hatte. Meine Augenlider waren schwer wie Blei und meinen gesamten Körper durchströmte eine unangenehme Wärme, die ähnlich wie Fieber im Gesicht ihre schlimmsten Auswirkungen zeigte. Vielleicht war es für mich an der Zeit, einfach in mein Bett zu verschwinden, zu schlafen und den morgigen Tag mit neuer Motivation anzugehen. Diesen Entschluss gefasst, zog ich mich langsam an dem Baumstamm hinter mir hoch. Unfairerweise machte dies mein Gleichgewichtssinn nicht ganz mit, so dass ich letztendlich irgendwie an dem Baum lehnte und damit kämpfte, ein klares Bild vor Augen zu erhalten. »Leute!«, japste ich zu dem Tisch hinüber, an dem Nami bereits zur sechsten Runde aufrief, »I-ich glaub, ich geh ins Bett...! Bin müde...!« Mit kurzer Verzögerung kam ihre schrille Antwort bei mir an. »Du siehst aber nicht gerade danach aus, als könntest du noch irgendwo hingehen! Soll dich nicht einer nach unten bringen?!« »Ach was...«, fing ich an, aber da hatte ich die Rechnung ohne Ace gemacht. »Gute Idee, Nami. Ich hau mich besser auch aufs Ohr.« »Du steigst aus?!« »Ich will's ja nicht übertreiben«, erwiderte er, stand auf und schob seinen Stuhl bei Seite. Mit nur drei Schritten war er bei mir und ehe ich es verhindern konnte, hatte er mir unterstützend einen Arm umgelegt. »'Nacht, Leute!« Ich bekam kaum mit, ob und was die anderen ihm antworteten, denn schon bugsierte er mich davon, die Treppe hinunter. Noch während er das tat, wäre ich am liebsten auf der Stelle tot umgefallen. Die Art und Weise, wie er mich festhielt und an seinen bloßen Oberkörper zog, ließ die Wärme in mir zu einer unerträglichen Hitze anschwellen. Und weil auch er nicht mehr ganz so nüchtern zu sein schien wie er behauptete, fiel es ihm nicht im Geringsten ein, die Distanz zwischen uns irgendwie zu verringern. Ob ich das überhaupt gewollt hätte, wusste ich nach einigen weiteren Schritten aber auch schon gar nicht mehr. Ich ließ es einfach mit mir geschehen, dass wir unter Deck kletterten und er mich kurzerhand den Gang entlang in mein Zimmer hineinschob. Gerade eben war mir seine Nähe angenehm genug, um darüber zu vergessen, dass ich bis vor wenigen Minuten noch in Selbstmitleid geschwelgt hatte. Er war warm, allgegenwärtig und strahlte eine seltsam benebelnd wirkende Energie aus. Egal, was weiterhin geschah – sehr viel schlimmer als heute Morgen konnte es nicht werden. »Verdammt, bin ich vielleicht zu...«, nuschelte ich. »Da bist du nicht alleine«, entgegnete er und nahm seinen Arm von mir, um die Türe zu schließen. Doch obwohl er mich nicht mehr berührte, blieb ein Teil von ihm an mir haften. Die Hitze war es. Die Hitze, die langsam meine Haut hinabkroch und mich von innen heraus zum Glühen brachte. Instinktiv steuerte ich auf mein Hochbett zu und hievte mich hinauf, ohne auf die Abfolge meiner Handgriffe zu achten. Ich war zu abgelenkt von der Reaktion, die der Alkohol kombiniert mit Ace' Berührung in mir hervorrief. Es war ein erstaunlich heftiges Verlangen nach etwas, was ich noch nie zuvor gekostet hatte. Weshalb es mir nur Recht war, dass Ace es nicht beim Türe-Schließen beließ, sondern gleich absperrte. »Du hast immer noch meine Schuhe an«, bemerkte er da und folgte mir hinauf zwischen die vielen Decken, die sich hier angesammelt hatten. »D-du die meinen a-aber auch...«, brachte ich mit Mühe hervor, während ich meine Füße endlich von ihren beklemmenden Gefängnissen befreien durfte, »U-und außerdem... die Hose... viel zu...« »Eng?«, schlug er vor, seine Hände nach meinen Hosenträgern ausgestreckt. Ich nickte nur und biss mir auf die Unterlippe, damit mir ja kein Laut entweichen konnte, als seine Finger mich erneut berührten. Wenn ich geglaubt hatte, das vorhin wäre Hitze gewesen, die mich durchströmte, dann überkam mich Ace in voller Gänze nun wie ein Inferno. Im nächsten Moment lagen unsere Klamotten unerklärlicherweise irgendwo am Fußende des Bettes und eine unbekannte Kraft drückte mich zurück in mein Kissen. Ich wagte kaum zu atmen, so intensiv war jede einzelne Berührung seines erregt zitternden Körpers an meinem. Als ich aufsah, entdeckte ich, dass er sich über mich gebeugt hatte, den durchdringenden Blick seiner nachtblauen Augen direkt auf mich gerichtet. Er befand sich in unmissverständlicher Position zwischen meinen Beinen und jetzt wurde mir auch schlagartig klar, worauf sich das alles unweigerlich hinauslief. Heute Morgen war ihm nicht genug gewesen; er wollte nicht nur mehr, er wollte es richtig. »N-nein, Ace...«, stammelte ich kaum überzeugend, »D-das geht nicht. D-der passt da nicht rein... ga-ganz b-bestimmt nicht...« »Muss aber.« Zwar erschreckte mich die Überzeugung in seinem Satz, doch war es auch der Klang seiner tiefen Stimme, der meinen Widerstand niederschlug, bevor er sich gänzlich entfalten konnte. »Aber, aber... Das geht wirklich nicht... d-der passt da nicht...« »Sei still. Tut er wohl.« »N-nein, tut er n-nicht... der passt...« Ich zuckte zusammen und konnte ein leises Wimmern nicht unterdrücken. Ich hatte mich verrechnet: Er passte sehr wohl dort hinein. Mit heftig brennenden Schmerzen zwar, jedoch auf solch ungewohnte Weise zufriedenstellend, dass mir ein Keuchen entwich. Ich wusste nicht, was ich empfinden sollte. Wut, Enttäuschung, Lust oder Begierde – sie alle schienen mir für diesen Moment unpassend, obwohl gleichzeitig so allgegenwärtig. »Geht's?« Mit ernstem, fast schon besorgtem Gesicht sah Ace mich an. Zumindest konnte ich ihm anrechnen, dass er sich nicht einfach rücksichtslos nahm, was er wollte. »G-geht schon...«, krächzte ich und schluckte jegliche Beschwerde mit einem sturen Entschluss hinunter. Ich war kein Waschlappen; ich würde das nicht nur aushalten, sondern dem Ganzen auch noch etwas abgewinnen. Ace sollte auf keinen Fall merken, dass ich das zum ersten Mal tat. Als er, bekräftigt von meiner Aussage, anfing, sein Vorhaben gierig in die Tat umzusetzen, begriff ich immer mehr, dass zumindest er etwas dergleichen schon einmal getan hatte. Nicht anders konnte es sein, dass er genau wusste, wie er mich wo berühren musste, damit mich Empfindungen jenseits meiner Vorstellungskraft durchzuckten. Und obwohl da immer noch dieser unüberwindbare Schmerz in mir war, beruhigte es irgendwie, Ace die ganze Zeit über anzusehen. In seiner Gegenwart fühlte ich mich so viel geborgener, als es beispielsweise bei Sanji der Fall gewesen wäre. Dieses Wissen alleine reichte aus, um eiskalte Schauer von Gänsehaut meinen ganzen Körper hinabzujagen. Welche sich phasenweise mit dem warmen Glühen abwechselten, das sich besonders an jenen Stellen abzeichnete, an denen wir einander berührten. Ich schloss die Augen, als seine Bewegungen mit einemmal immer eindringlicher und heftiger wurden. Ob es wehtat oder nicht – bis zum bittersüßen Ende wollte ich das durchhalten. Er mit den Händen an meinen Schultern und mir somit so nahe, dass es unmöglich war, nicht von dieser ekstatischen Hitze erfasst zu werden, die uns beide umgab. Ich war bereits schweißgebadet zu diesem Zeitpunkt, doch es interessierte mich nicht. Egal wie weit sich unsere Körper noch aufheizen würden, es konnte nur noch besser werden. Fast fühlte es sich sogar so an, als wäre er es, der die Temperatur in diesem Raum zum Sieden brachte und mich wie glühendes Eisen an sich presste. Es war pures, loderndes Verlangen, es brannte sich nähesuchend in meine Haut und verursachte dort scharfe, beißende Schmerzen, die alles in den Schatten stellten, was ich bisher je hatte aushalten müssen. Ich riss entsetzt die Augen auf. Das war nicht mehr gut! Meine gesamte linke Schulter wie auch die Innenseite meines Oberschenkels quälte etwas, das sich mit lodernder Begierde immer weiter hineinfraß. »Ace, sag mal, SPINNST DU?!?« Mit aller Kraft verpasste ich ihm eine Ohrfeige. Augenblicklich verschwand der in sich gekehrte Ausdruck von seinem Gesicht und damit auch die von mir zehrenden Flammen von meiner Haut. Vivi tat mir gerade schrecklich Leid, wenn das der Preis war, den man für Sex mit Ace zahlen musste. »Oh Gott, hab ich...?!« Er starrte mich schockiert an, dann entdeckte er die Verbrennungen, die keineswegs leichten Grades waren. »Es tut mir so Leid!«, rief er und aus seinem Blick konnte ich lesen, dass dem tatsächlich so war, »Ich, ich...! Ich wollte das nicht, okay?! Ich...! Soll ich aufhören?« »Nicht jetzt«, knurrte ich zurück. Zwar brannten die Wunden höllisch, doch nicht genug, um die viel zu weit fortgeschrittene Erregung aus mir zu bannen. »Bist du dir sicher...?« »Mann, Ace, jetzt mach schon!« Ich funkelte ihn fast schon wütend an. Wie konnte er das nur in Frage stellen? Möglich, dass ich vielleicht ein klein wenig jämmerlich wirkte, wenn man mich genauer kannte, aber dass ich wegen solch einem läppischen Vorfall abgebrochen hätte, was mir so gut tat, das lag mir fern. »Na gut, wie du meinst...«, murmelte er und bedachte mich mit einem letzten, mitfühlenden Blick, bevor er fortfuhr, mich nach allen Regeln der Kunst flachzulegen. Ace' Part: Als ich früh am nächsten Morgen mit einem herzhaften Gähnen erwachte, staunte ich nicht schlecht. Das, was ich da vor Augen hatte, war eine krause, schwarze Haarmähne und jemand, der sich mit dem Rücken zu mir an mich schmiegte. Überrascht richtete ich mich ein Stück auf, um mit einem prüfenden Blick meine Umgebung zu analysieren. Klar, drüben am anderen Ende des Raumes stand auf einem eingezogenen Zwischenboden eine Couchecke mit Tisch, ebenso wie in der Mitte des Zimmers ein riesiges Terrarium, in dem fünf Spinnen hausten, wie ich nur allzu genau wusste. Und folglich brauchte ich mich auch gar nicht zu wundern, dass ich mich in Lysops Hochbett befand. Neben ihm. Ihm beschützend einen Arm umgelegt. Mit einem tiefen Seufzen ließ ich ihn los und warf mich rücklings auf das Kissen. Ich hatte es tatsächlich getan. Nachdem Nami mich mit ihrem blöden Saufspiel betrunken genug gemacht hatte, war ich einfach mit Lysop abgehauen und hatte in stummer Übereinkunft mit ihm geschlafen. Und zwar richtig diesmal. Ohne, dass es mir jetzt im Nachhinein besonders peinlich wäre. Vielleicht wäre es das, überlegte ich, Wenn ich das gegen seinen Willen getan hätte. Aber das ist ja gerade das Verrückte: Es schien ihm ganz Recht zu sein. Ich warf ihm einen abschätzenden Seitenblick zu. Entweder lag es daran, dass auch er gestern einen über den Durst getrunken hatte, oder er war nach reiflicher Überlegung zu demselben Ergebnis wie ich gekommen: Selbst wenn wir Sex miteinander hatten – niemand würde je davon erfahren. Da wir nur Kumpel waren, die zudem beide eine Verlobte hatten, würden die anderen noch nicht einmal Verdacht schöpfen, sollten wir uns unter dem Vorwand, beispielsweise eine Partie Schach spielen zu wollen, in eines unserer Zimmer zurückziehen. Eine einmalige Gelegenheit, umso länger ich darüber nachdachte. Plötzlich drehte sich Lysop neben mir auf den Rücken. Erst gab er einige nuschelige Laute von sich, dann setzte er sich auf und sah sich übermüdet um. Als er mich entdeckte, konnte ich mir einen zynischen Kommentar nicht verkneifen. »Na, wie ist das so?«, fragte ich, »Wenn man nebeneinander aufwacht und feststellt, dass man miteinander geschlafen hat?« Es dauerte einen Moment, in dem Lysop wohl seine Gedanken ordnete. Schließlich antwortete er: »Weiß ich nicht. Frag mich nicht. Mir tut alles weh.« Auch er ließ sich wieder zurücksinken, dann lagen wir da und wussten beide nicht, was wir sagen sollten. »Ist es sehr schlimm?«, hakte ich nach einer Weile schuldbewusst nach. »Hm, na ja, so wie es einem halt geht, wenn man das das erste Mal mit jemandem gemacht hat, der die unangenehme Eigenschaft besitzt, vor seinem Höhepunkt in Flammen aufzugehen.« Stimmt, da war ja noch was anderes... »Es tut mir echt Leid!«, entschuldigte ich mich, »Das war wirklich keine Absicht; ich war so besoffen, dass ich die Kontrolle über mich verloren hab. Bitte glaub mir das.« »Ja, nein, passt schon. War immerhin nicht nur deine Schuld alleine. Ich hätte mich auf das Ganze ja nicht einlassen müssen.« »Du hast es aber trotzdem getan«, erwiderte ich und beugte mich kurz nach vorne, um an meine Hose zu gelangen, die am unteren Bettende herumlag. Wenn mich nicht alles täuschte, dann hatte ich dort in der Tasche irgendwo... »Natürlich hab ich es trotzdem getan!«, verteidigte sich Lysop gerade, »Anders komm ich hier ja nie dazu! Ist nicht gerade leicht in meiner bescheuerten Situation, aber das weißt du bestimmt selbst am besten.« »Zu gut«, schnaubte ich freudlos, »Hier. Nimm das.« »Ist das... Brandsalbe?« Lysop glotzte mich an wie eine Erscheinung, als ich ihm die Tube in die Hand drückte und mich wieder hinlegte. »Nein, Schuhcreme.« Er glotzte nur noch dümmer. »Natürlich ist das Brandsalbe«, brummte ich, »Und wenn du mich jetzt weiter so blöd anguckst, dann nehm ich an, dass ich dich damit verarzten soll.« »Nein, nein, musst du nicht...«, sagte er schnell und drehte den Verschluss von der Tube ab. Während er seine schmerzhaft aussehenden Brandblasen dick mit der Salbe bestrich, fügte er nachdenklich hinzu: »Aber wozu hast du die dabei? Du selber kannst dich doch gar nicht verbrennen, oder?« »Ich nicht«, antwortete ich und starrte dabei an die Decke, »Aber meine Freunde, wenn ich nicht vorsichtig bin.« Daraufhin glaubte ich ihn einen leisen Laut der Überraschung ausstoßen zu hören. War mir diese Umsicht etwa so wenig zuzutrauen? »Danke, Ace.« Mit diesem so unerwartet von ihm kommenden Flüstern gab er mir die Tube zurück. Ich warf sie hinab ans Bettende zu meiner Hose und traute meinen Ohren noch weniger, als ich Lysop einen Zusatz murmeln hörte. »Danke für alles.« »Für alles?« Erstaunt wandte ich meinen Kopf, doch Lysop sah nicht in meine Richtung. »Mir tut zwar von der Hüfte abwärts alles weh und ich bin mir sicher, dass ich den ganzen restlichen Tag nicht aufstehen kann, aber ja, doch: Danke. Ist nicht gerade so, als ob es mir keinen Spaß gemacht hätte.« »Tatsächlich?« Ich zog schwer beeindruckt eine Augenbraue in die Höhe. Wenn er nach zweimal Sex mit mir bereits sagen konnte, dass es ihm Spaß machte, ohne ernsthaft auf Männer zu stehen, musste ich ihn wohl oder übel auf den Geschmack gebracht haben. »Jetzt tu doch nicht so«, grummelte er, »Dir hat es doch auch Spaß gemacht und ich hab das genauso gebraucht wie du. Es war sogar... also, sagen wir... ich fand das ungelogen einfach nur noch geil.« Seine Wangen wurden in einen leichten Rotton getaucht und ich staunte nicht schlecht. Was er da von sich gab, konnte doch nicht von ein- und derselben Person stammen, die noch Wochen zuvor Sanji aus dem Zimmer geworfen hatte? »Du bist schwul«, stellte ich fest. »Mann, ich hab gewusst, dass du das sagen würdest!«, empörte er sich, »Nein, bin ich nicht!« »Bist du doch.« »Nein!« »Na gut, dann halt nicht«, ich zuckte mit den Schultern, »Aber was versuchst du mir dann zu sagen?« »Weiß ich nicht!«, jammerte er, bemüht, die richtigen Worte zu finden, »Es ist nur so, dass... Wir beide... Wir sind beide verlobt, richtig?« Ich nickte. Mittlerweile machte mir noch nicht einmal mehr die Abwesenheit eines schlechten Gewissens etwas aus, wenn ich an Vivi dachte. »Und wir sind neben Chopper und Brook, die man in der Hinsicht eigentlich gar nicht mitzählen kann, die einzigen auf diesem Schiff, die nicht regelmäßig Sex haben, richtig?« »Auch richtig«, erwiderte ich, »Worauf willst du hinaus?« »Na ja, man könnte doch... die würden das gar nicht rauskriegen... das ist eigentlich so abwegig...« »Jetzt spuck's schon aus!« »Ace«, er sah mich ernst an, »Findest du nicht auch, dass man das... hmm... so regelmäßig machen könnte?« In seinen Blick mischte sich etwas Unsicheres, sehr wohl wissend, wie ungeheuerlich sein Vorschlag war. Glück für ihn, dass er genau das ausgesprochen hatte, was schon die ganze Zeit in meinem Kopf herumspukte. »Das wär ja auch nichts Ernstes«, fügte er rasch hinzu, da ich ihm nicht gleich eine Antwort gab, »Nur so lange wir auf dem Schiff sind. Einfach, weil, weil...« »...weil wir sonst niemanden haben«, vervollständigte ich sein Gestammel, »So ganz erbärmlich aus der Not heraus. Das wolltest du doch sagen, oder?« »Kann sein.« Er zog ein jämmerliches Gesicht, da ich ihn so knallhart auf den Boden der Realität geholt hatte. Doch selbst wenn sein Vorschlag im Grunde die wahrlich erbärmlichste Ausgeburt aller männlichen Triebe war – ich willigte ohne zu zögern ein. »Dem hab ich nichts entgegenzusetzen. Find ich gut. Das machen wir.« »Jetzt im Ernst?!« Lysop starrte mich verblüfft an. Er hatte wohl nicht wirklich mit meiner Zustimmung gerechnet. »Ich hab nichts dagegen«, sagte ich gleichgültig, »Du etwa?« »Nein.« Wir tauschten verschwörerische Blicke, dann schwiegen wir uns wieder an. Fast wagte ich es nicht, zu glauben, dass wir gerade diesen Deal eingegangen waren. Es war eigentlich viel zu verrückt. Und doch – hätte ich mir einen aus der Mannschaft aussuchen müssen, dann wär das auch Lysop gewesen. Klingt vielleicht blöde, aber die eine Hälfte von den anderen fällt vom Aussehen her durch, die andere wegen ihrer Persönlichkeit. Ich erlaubte mir ein verhaltenes Grinsen. Lysop würde aus allen Wolken fallen, sollte ich ihm sagen, dass er als ganz mein Typ durchging. Dies jetzt gleich zu tun, hielt ich allerdings nicht für den taktisch klügsten Schachzug. Nein, das verschob ich besser auf eines unserer späteren »Dates«. Wobei wir den Termin für das erste noch nicht einmal wussten. »Also, wie läuft das dann so?«, fragte ich in die Stille hinein, »Heute in einer Woche oder was?« »Einmal in der Woche ist gut«, antwortete er, »Bis dahin sollten die Verbrennungen auch wieder halbwegs verheilt sein.« »Gehst du damit eigentlich zu Chopper?« »Weiß nicht. Was sag ich denn dem?« »Na, dir dürfte es doch nicht gerade schwer fallen, eine Ausrede zu finden«, lachte ich, »Und wenn alle Stricke reißen, gibt es immer noch die Wahrheit.« »Hallo, Chopper«, schauspielerte er auch sogleich voller Sarkasmus, »Ich hab da mal so 'ne Frage: Ich hab mich beim Sex an Ace verbrannt. Sieht ziemlich übel aus. Was mach ich denn da jetzt am Besten?« Er sah mich vorwurfsvoll an und fuhr fort: »Das hört sich voll bescheuert an. Da glaubt er mir ja noch eher, dass mir eine Kerze ins Bett gefallen ist.« »Du musst wissen, was du zu ihm sagst«, gähnte ich und streckte mich ausgiebig, »Aber ich geh jetzt erst mal was frühstücken.« Ich erhob mich, schnappte mir meine Klamotten und sprang damit vom Bett. Gerade als ich in meine Hose gestiegen war und den Gürtel zumachte, tauchte Lysops Kopf über dem Bettrand auf. »Wartest du noch?« »Ich dachte, du kannst gar nicht aufstehen.« »Ach, das wird schon irgendwie gehen. So schlimm kann das gar nicht... ohh, verdammt...!« Alleine das Anziehen seiner Hose schien schmerzhaft für ihn zu sein. Doch er biss tapfer die Zähne zusammen und als er endlich neben mir stand, machte ich ein anerkennendes Gesicht. Nach meinem ersten Mal hatte ich das bei Weitem nicht so einfach ohne Jammern weggesteckt. Lag aber vielleicht auch mit daran, dass er sich sonst verraten hätte. »Ace, du gemeiner Mistkerl«, grinste er und boxte mich in die Schulter, »Das kriegst du nächsten Montag so zurück. Ich schwör's dir.« »Na, da bin ich ja direkt gespannt drauf«, erwiderte ich belustigt. Auf jeden Fall würde mir demnächst nicht mehr so oft langweilig sein, das war gewiss. Wir machten uns auf den Weg nach oben und ich konnte nicht umhin, mich tief im Inneren über unsere Abmachung zu freuen. Ob mir das nur so leicht fiel, weil Lysop und ich uns sowieso so gut verstanden, wusste ich nicht. Sicher aber war, dass es andernfalls gar nie dazu gekommen wäre. Wären wir nicht zwei ähnlich verrückte Kumpel gewesen, hätte ich das Ganze wohl peinlich und unangenehm gefunden. So jedoch kam es fast einer Verabredung zum Angeln gleich. Etwas, was man mal eben ganz natürlich tun konnte. Ich grinste in mich hinein und wusste, dass meine verboten gute Laune heute durch nichts getrübt werden konnte. Nicht nach dieser Wahnsinnsnacht und ihrem unerhörten Resultat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)