Küchentussi vs. Schwertschwuchtel von abgemeldet (SanjixZorro; ?x?) ================================================================================ Kapitel 16: Theaterproben ------------------------- Robins Part: Der April ging in den Mai über und bald schon hatten wir die Seesteininsel weit hinter uns gelassen. Die Tatsache, dass wir Brook dort vorgefunden hatten, konnte ich mir nur damit erklären, dass Professor Elbrecht Elfstein sein Verschwindekabinett mit der Pyramide verbunden haben musste. Vielleicht hatte sich auch der Text über dem Pyramidentor genau darauf bezogen, denn zwischen Sanji und Zorro war die Stimmung schlechter als je zuvor. Nicht nur, dass sie sich an den Kragen gingen, wann immer sie einander begegneten, sie hatten sogar damit angefangen, sich grundsätzlich zu meiden. Als Resultat hatten Nami und ich Sanji übermäßig oft in unserem Zimmer sitzen und mussten für ihn die Seelsorger spielen. Jegliche Andeutung daraufhin, dass Zorro doch auch etwas an ihm finden könnte, blockte er von vorneherein ab. Nun, man konnte niemanden zu seinem Glück zwingen. Brook währenddessen wurde mit aller Herzlichkeit auf der Sunrise Gryphon willkommen geheißen. Bald schon hatte Frankie ihm das Schiff bis in den hintersten Winkel gezeigt und ihm das bisher unbenutzte Zimmer neben dem seinen zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise blieb es selbstverständlich auch nicht aus, dass er in die heiklen Geschehnisse der vergangenen Wochen eingeweiht wurde. Sein einziger Kommentar dazu war allerdings, dass Sanji und Zorro sich seiner Meinung nach durchaus verdient hätten. Interessanter wurde es nur noch dadurch, dass sein erster Traum auf dem neuen Schiff einen zutiefst erschütterten Ruffy beinhaltete. Ob dies jedoch tatsächlich mit Sanji und Zorro zu tun hatte, wagte ich ernsthaft zu bezweifeln. Zwei Tage nach Ruffys Geburtstag schien ich dann aber endlich eine neue Gelegenheit gefunden zu haben, die beiden Streithähne doch noch zu verkuppeln. Und zwar fand ich sie in der Zeitung. »Humbug das alles!«, grummelte Nami und warf den ihrer Ansicht nach nutzlosen Teil der Zeitung zurück auf unseren Couchtisch. Sie las ausschließlich Politik, Wirtschaft und die Aktienkurse. Nicht, dass sie irgendwelche Aktien besaß; sie machte sich nur einen Spaß daraus, nachzusehen, ob sie mit ihren Annahmen Recht behielt, welche Aktien fallen und welche steigen würden. »Nun verteufel doch nicht immer alles gleich so«, entgegnete ich und hob den Kulturteil auf. Eine großer Artikel, einem Aufruf gleich, hatte mein Interesse gefangen. »Das hier zum Beispiel ist doch nun wirklich kein Humbug«, erläuterte ich, »Hör mal: Rococo feiert sein 100. Theaterfestival! Oberbürgermeister Count Fetti ruft Schauspieltruppen aus aller Welt auf, sich diesem Spektakel anzuschließen. Teilnehmer werden noch gesucht. Nami, da machen wir mit.« »Was?!« Ich hatte es tatsächlich geschafft, sie von ihren Aktienkursen aufblicken zu lassen. »Na, Ace hat gestern irgendwann erwähnt, dass Rococo die nächste Insel sein muss, die wir anlaufen. Das trifft sich doch gut.« »Robin, wir sind Piraten, keine Schauspieltruppe.« Damit hielt sie die Sache für abgetan und vergrub sich wieder in ihren Zahlenreihen. Aber so schnell ließ ich nicht locker. Sie hatte ja noch gar nicht begriffen, welch einmalige Gelegenheit das war. »Wenn wir verkleidet sind, erkennt uns doch keiner«, meinte ich, »Und es ist ja auch egal, ob wir tatsächlich mitmachen oder nicht: Die Proben sind das, worauf ich eigentlich hinauswill. Was meinst du, wie geschickt wir Sanji und Zorro da einander näherkommen lassen können?« »Ich weiß nicht...« Sie sah skeptisch auf den Zeitungsartikel hinüber. »Ach ja«, fügte ich wohlweislich hinzu, »Dem Gewinner des Festivals winken Ruhm und Lob und ein Preisgeld von 1000000 Berry...« »Da machen wir mit!!! Wann ist das denn?!« Sie rutschte neugierig zu mir herüber. Ihre Schwäche für Geld war doch immer noch das Erstaunlichste auf diesem Schiff. »Das Festival findet an drei Tagen in Folge statt«, erklärte ich, während sie den Artikel kurz überflog, »Vom 25. bis zum 27. Mai. Das ist noch knapp über zwei Wochen bis dahin. Wenn wir uns vollkommen darauf konzentrieren, dürften wir das doch hinbekommen.« »Wir müssen das hinbekommen!«, beschloss Nami mit Feuereifer, »Lass uns am besten gleich überlegen, was für ein Stück wir spielen. Und du schreibst das Drehbuch dazu.« »Kann ich schon machen. Immerhin muss das für unsere zum Teil doch sehr begriffsstutzige Crew leicht zum auswendig merken sein.« »Und an was genau dachtest du da so?«, wollte Nami wissen, »Sowas wie Romeo und Julia? Oder Ein Sommernachtstraum?« »Doch nicht so etwas Herkömmliches«, entgegnete ich, »Hier steht, dass Parodien oder eine Pointe am Schluss durchaus erwünscht sind. Ich finde, da eignet sich doch ein Märchen gut.« »Schneewittchen?« »Und welche sieben Zwerge? Frankie und Brook gehen höchstens als Riesen durch.« »Na, dann vielleicht Rotkäppchen...«, schlug Nami vor. Aber auch das schien mir nicht gerade geeignet für unseren Chaotenhaufen. »Das darfst dann du spielen, oder wie?«, schmunzelte ich, »Und Chopper ist der böse Wolf?« »Okay, dann eben Rapunzel!« »Wer von uns hat so lange Haare? Außerdem kommen da fast keine Personen drin vor.« »Ach, ich geb's auf!«, maulte Nami und schob beleidigt die Unterlippe vor, »Alle meine schönen Vorschläge findest du nicht gut. Dann spielen wir doch gleich das Märchen vom Schlaraffenland, da freut sich Ruffy.« »Nein, jetzt warte mal...« Mir war etwas eingefallen. Etwas, das beinhaltete, dass Zorros peinlicher erste-Nacht-auf-dem-neuen-Schiff-Traum wahr wurde. »Wie wäre es denn mit Dornröschen?« »Dornröschen? Kommen da nicht ein wenig zu viele weibliche Charaktere vor? Eine Prinzessin, eine Königin, eine Hexe und eine gute Fee.« »Na, das ist doch ganz einfach«, lächelte ich, während sich die Idee in meinem Kopf zu einem ausgeklügelten Plan umwandelte, »Wir machen aus der Prinzessin einen Prinzen, ich bin die Königin und du die Hexe und was die Fee angeht; die können wir durch einen guten Waldgeist ersetzen.« »Du willst den Prinzen schwul machen?« »Perfekte Rollenverteilung für Sanji und Zorro«, sagte ich amüsiert, »Außerdem finden das bestimmt alle Leute lustig.« »Kann sein...« Sie blickte kurz ins Leere, dann packte sie der Ehrgeiz wieder. Kurz entschlossen schlug sie sich mit der Faust in die Handfläche. »Ha, das machen wir! Wenn du das Drehbuch schreibst, gewinnen wir auf alle Fälle!« »Huch, na vielen Dank, aber es liegt nicht nur an mir allein. Wenn die anderen sich als lausige Schauspieler erweisen, können wir uns den Sieg an den Hut stecken.« »Die werden schon richtig schauspielern!«, drohte Nami mit blitzenden Augen, »Dafür sorge ich im Notfall höchstpersönlich!« Au weh, ich hab den Teufel losgelassen. Ich hoffe, die anderen verzeihen mir das. »Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte ich mit einem duldsamen Lächeln, »Ich werde mich inzwischen an das Drehbuch setzen.« Weshalb ich die Zeitung zusammenschob, aufstand und mir einen Stift und ein paar Zettel holte. Was mir alles auf einen Schlag an Textmaterial eingefallen war, musste umgehend auf Papier gebracht werden. Und wer weiß: Vielleicht würde diese Version des Märchens als Meilenstein in die Geschichte des Theaterschauspiels eingehen. Nach zwei Tagen pausenlosen Schreibens und Verbesserns war das Drehbuch endlich fertig. Nun galt es, die am Frühstückstisch versammelte Mannschaft ebenfalls für die Sache zu begeistern. »Jungs!«, rief Nami über den allgemeinen Tumult hinweg und erhob sich von ihrem Stuhl, »Robin und ich haben euch etwas mitzuteilen!« Verwundert über die unerwartete Ansage wandten sich ihr alle Blicke zu und auch der verbitterte Kampf um die Orangenmarmelade, den sich Lysop, Brook und Ace lieferten, verebbte. »Gebt es zu«, grinste Sanji schief in seine Zigarette hinein, »Ihr seid lesbisch.« »Sind wir nicht, du Blödmann!« »Aber wirklich«, stimmte ich leicht empört zu, »Was sollte ich denn mit Nami? Die mit ihrem Putzfimmel... und überhaupt hab ich doch Frankie.« Sanji zuckte nur mit den Schultern. Hauptsache, er hatte seinen Senf dazugeben können. »Nein, das ist es nicht, was wir euch sagen wollen!«, schnaubte Nami ungeduldig, »Es geht um ein, nun ja, sagen wir... es ist ein Projekt.« »Juhuu! Ein Projekt!«, grölte Ruffy, »Bestimmt hat das mit Essen zu tun!« »Hat es nicht!« Nami sah ihn zurechtweisend an, dann fuhr sie fort: »Es geht um ein Theaterstück, das wir gerne mit euch allen einstudieren möchten. Wir kommen demnächst nach Rococo und...« »Da mach ich nicht mit«, brummte Zorro und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ihr macht alle mit!!«, schrie Nami zornig, »Sonst kann ich... äh, ich meine... können wir das Preisgeld vergessen! 1000000 Berry sind jetzt nun mal wirklich kein Pappenstiel!« »Es handelt sich um einen Wettbewerb«, griff ich helfend ein. »Cool!«, Ruffy schien begeistert, »Und welche Rolle krieg ich!? Eine ganz wichtige, ja?!« »Hm, von mir aus...«, stimmte auch Zorro zu, den ich bei seinem Ehrgeiz erwischt hatte. Lächelnd zog ich die vervielfältigten Drehbücher hervor und legte sie sorgfältig gestapelt auf den Tisch. »Natürlich kriegst du eine wichtige Rolle«, versprach ich und reichte Ruffy seinen Text, »Du darfst König sein. Du musst nur alles, was farbig markiert ist, auswendig lernen.« »Boah! Ich bin König! Ich und sonst keiner!« Das man ihn damit zufrieden stellen kann, dachte ich mir ja bereits. Auf einmal hielt Ruffy in der Bewegung inne, um genau zu studieren, was eigentlich auf dem Papier stand, das er mir aus der Hand gerissen hatte. »Dorn-rös-chen«, las er vor, dann begann er breit zu grinsen. »Das ist ein cooles Märchen!«, erklärte er, »Da geht es um so eine olle Trulla, die sich in den Finger sticht und dann hundert Jahre nur pennt! Ace hat mir das früher mal erzählt! Fand ich richtig knorke!« Ahh... unser aller Lieblingswort... Aber die Allgemeinheit überging das mehr oder weniger betreten, denn nun kam Fahrt in die Jungs. Alle wollten sie ihre Rolle haben. »Ich zuerst, ich zuerst!«, Lysop war aufgesprungen, um seinen Text abzuholen, »Ich bin ganz bestimmt der Prinz! Dafür muss man nämlich edel und großmütig zugleich sein und außerdem auch noch gut aussehen!« Er stolzierte wie ein Gockel vor mir herum, um mir zu zeigen, dass er eines Prinzen durchaus würdig war. »Stimmt«, lächelte ich, worauf er vor Stolz beinahe zu platzen drohte, »Deshalb kriegt diese Rolle auch Sanji.« Ich reichte Sanji seinen Blätterstapel, während Lysop zu einem Häuflein Elend zusammenschrumpfte. »Tja«, meinte Sanji im Vorübergehen zu ihm, »Wer hat, der hat. Stimmt's?« Lysop gab ihm keine Antwort. Er stand vor mir wie ein begossener Pudel und machte ein langes Gesicht. »Aber wer wird denn gleich Trübsal blasen«, sagte ich aufmunternd zu ihm, »Du darfst dafür Küchenjunge sein.« »Oh, na toll. Das muntert mich jetzt echt auf.« Er nahm seinen Text widerwillig entgegen, dann schlurfte er auf seinen Platz zurück. Ruffy fand das Ganze urkomisch. »Ha, ha, ich bin König und du nur Küchenjunge! Los, bring mir was zu essen!« »Nö, ich denk gar nicht dran.« Er starrte beleidigt die Wand an, während sich Sanji wieder zu Wort meldete. »War das nicht so, dass der Küchenjunge vom Koch eine Ohrfeige kriegt?«, fragte er gehässig, »Und wenn nicht ich der Koch sein darf, wer übernimmt dann diese glorreiche Aufgabe?« »Ach, dafür haben wir uns Frankie ausgesucht«, antwortete Nami leichthin. Das reichte aus, um Lysop vollständig zu vergraulen. »Ogott! Das hat ja nur so kommen können!«, jammerte er und stand auf, »Ich geh in mein Trauerhaus, Leute! Da kann ich mich schon einmal geistig und seelisch darauf vorbereiten, dass man mir den Kopf abschlägt...« »Aber vergiss nicht, deinen Text auswendig zu lernen!«, brüllte Nami ihm hinterher, während er tatsächlich den Gemeinschaftsraum verließ, »Sonst schlag ich dir den Kopf ab!« Nami, du kannst echt gruselig sein, wenn du willst. Mir tut Lysop jetzt fast schon ein wenig Leid. »Frankie-Schatz«, murmelte ich und schob ihm die Blätter hinüber, »Bitte sei so gut und lass Lysop ganz, ja?« Mit einem breiten Grinsen nickte er. »Sonst haben wir ja niemanden mehr, den wir ärgern können.« Ich seufzte auf. Männer waren doch alle nicht ganz gescheit. Selbst, wenn ich nicht genau wusste, ob man das fröhlich vor sich hin summende Etwas, das neben mir aufgetaucht war, wirklich als Mann bezeichnen konnte. »Wenn ich dann auch meine Rolle in diesem bemerkenswert unterhaltsamen Schauspiel erfahren dürfte?«, fragte Brook höflich. Zu schade, dass wir seinen Einsatz auf der Bühne gar nicht geplant hatten; er hätte mit Sicherheit einen hervorragenden Schauspieler abgegeben. »Zuerst wollte ich aus dir einen bösen Voodoo-Zauberer machen«, offenbarte ich ihm, »Aber da war Nami dann dagegen, weil sie unbedingt die Hexe spielen will. Also haben wir uns dafür entschieden, dass du für die musikalische Untermalung zuständig bist.« »Yohohoho! Mit Freuden! Dürfte ich dann zur Belohnung endlich eure Höschen...?« »Du hattest doch erst Wäschedienst!«, fuhr Nami dazwischen und beförderte ihn mit einem Tritt auf seinen Platz zurück, »Reicht dir das immer noch nicht?!« »Offensichtlich nicht«, bemerkte Frankie, während ich amüsiert in mich hineinlächelnd aufstand, um dem bisher sehr stillen Rest seine Rollen zuzuteilen. »Ich bin die Königin«, erklärte ich, während ich einmal den Tisch umrundete, »Chopper, da ich mir dachte, dass du keine Fee spielen willst, hab ich aus dir einen guten Waldgeist gemacht. Da passt dann auch dein Geweih sehr schön dazu.« »Das macht mich jetzt aber gar nicht froh, du blöde Kuh!« Ich überließ ihn seiner übertriebenen Übersprungshandlung, wobei mir einmal mehr bewusst wurde, welch seltsame Gestalten dieses Schiff doch bevölkerten. Mit dieser Truppe sollten wir doch einen unschlagbaren Theater-Kracher landen können. »Hier, Ace, du bist unser Erzähler.« »Wie? Ich gehör doch gar nicht zur Mannschaft!«, beschwerte er sich über das halb ausgelöffelte Marmeladeglas hinweg, »Ich dachte, ich...« »Auch unsere Dauergäste sind dazu verpflichtet, bei möglicherweise anfallenden Projekten mitzuhelfen!«, bestimmte Nami, »Steht alles im Vertrag!« »Aber ich hab doch gar keinen Vertrag unterschrieben!« »Das Verkünden von Sätzen wie 'Ich mach hier für 'ne Weile Urlaub!' gilt bereits als unterschriebener Vertrag.« Sie lächelte ihn hinterlistig über den Tisch hinweg an, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte. »Meinetwegen«, sagte er gleichgültig, »Solange ich nur der Erzähler bin... die Rolle der Prinzessin hätt ich nicht übernehmen wollen, mit dem Wissen, dass Sanji mich wachknutschen muss.« »Nein, das passt ja auch viel besser auf Zorro«, versicherte ich ihm und verteilte auch noch den letzten Stapel Blätter. Zorro verengte daraufhin seine Augen zu Schlitzen (wenn das überhaupt noch ging) und hakte mit einem Anflug von Entsetzen nach: »Moment mal, heißt das jetzt also, dass ich Dornröschen spielen muss und dass der Koch mich wachknutscht?!« »So in etwa«, grinste Nami. »Außerdem gibt es gar kein richtiges Dornröschen«, versuchte ich ihn zu beruhigen, »Also, zumindest keine Prinzessin. Du darfst auch einen Prinzen spielen.« »Sowas Schwules!«, bemerkte Ruffy, aber keinen interessierte es. Alle Augen waren auf Zorro und Sanji gerichtet, die beide einen rosa angelaufen waren und aussahen, als würden sie gleich in die Luft gehen. »Das habt ihr doch extra gemacht!«, fauchte Sanji schließlich und blickte zornig in Namis Richtung, »Nur, weil ihr wisst, dass wir beide schwul sind...!« »Richtig«, sagte ich und ließ mich wieder neben Frankie nieder, »Wir dachten uns, ihr hättet da am wenigsten dagegen.« »Von wegen!«, brüllte Zorro, »Ihr wisst genau, dass wir uns nicht ausstehen können!« Ach, ernsthaft? Vielleicht sollte ich allen von diesem netten Sanji-Püppchen erzählen, dass du jeden Abend knuddelst... »Na, aber wir hätten ja schlecht Ace und Lysop für die Rollen nehmen können...« »Wehe euch!«, drohte Ace. Auch er hatte das Flaschendrehen nicht vergessen. »Seht ihr«, fuhr ich fort, »Und weil ich das Märchen ein wenig abändern wollte, so dass es möglichst komisch ist, mussten wir zwei schwule Prinzen einfügen. Dass ihr euch nicht mögt, daran kann ich nichts ändern. Die anderen würden ja noch nicht einmal freiwillig einen Mann küssen.« »Als ob du freiwillig Nami knutschen würdest!«, beschwerte sich Sanji. »Also, wenn es nur für ein Theaterstück wäre... wär mir das egal.« »Mir auch«, sagte Nami, »Ist doch alles bloß gespielt.« Daraufhin wusste Sanji nichts mehr zu sagen. Er sah finster drein und ich konnte direkt hören, wie er sich im Insgeheimen über seine Rolle freute. Nicht anders verhielt es sich mit Zorro, der dazu übergegangen war, die einzelnen Blätter mit prüfendem Blick zu überfliegen. Wobei mir einfiel, dass er ja als einziger gar nicht lesen konnte. Das könnte noch interessant werden... »Die Aufführung ist in zwei Wochen«, verkündete Nami, als keiner mehr einen Einwand vorbrachte, »Bis dahin haben wir Zeit, zu proben, Requisiten zu beschaffen und Kostüme zu nähen. Aber zuerst werden wir alle unsere Texte auswendig lernen. Wer weniger Text hat, kann sich ja dann um das Schiff und unseren Kurs kümmern.« Zustimmendes Gemurmel folgte, wobei Ruffy immer noch den Kopf über die Tatsache schüttelte, dass ich in dem Stück seine Frau sein sollte und Zorro unser Sohn. »Gut, dann lasst uns anfangen!« Mit einer freudigen Miene voller Tatendrang klatschte Nami in die Hände. Es war schon erstaunlich, wie motivierend die Aussicht auf ein wenig Geld sein konnte. Nun, Hauptsache, sie hält die Sache am Laufen. Alle erhoben sich, um den von Nami auferlegten Pflichten nachzugehen, als mein Blick auf Zorro fiel, der sich gleich als erster aus dem Gemeinschaftsraum hinausstahl. Bestimmt hatte er vor, sich mit dem Text auf dem kleinen Balkon direkt unter dem Greifenkopf des Schiffes zu verstecken, von wo aus er sich für gewöhnlich um den Anker kümmerte. Er erwartete doch nicht ernsthaft, dass er ohne Hilfe dazu in der Lage sein würde, überhaupt irgendetwas zu entziffern? Da musste ich ihm als pflichtbewusste Verkupplerin doch ein wenig unter die Arme greifen. Durchtrieben lächelnd machte ich mich auf den Weg zu Sanji hinüber. Wer sonst eignete sich am Besten, um ihn Zorro hinterherzuschicken? Zorros Part: Wütend über meine eigene Machtlosigkeit rutschte ich die Wand hinab nach unten, bis ich auf dem Boden saß. Der Balkon mochte vielleicht kein ganz so gutes Versteck sein wie Lysops Trauerhaus, aber zum Alleinesein reichte er allemal. Wie konnten die Frauen nur so hinterlistig und gemein sein? Zwar war mir klar, dass sie mir nur helfen wollten, doch die Sache mit dem Koch war so heikel, dass ich das Gefühl hatte, jeder Eingriff von außen würde es nur schlimmer machen. Konnte ich das nicht selber regeln? Hielten die mich wirklich für so unfähig in Liebesdingen? Und dann diese dämliche Theaterrolle! Wie soll denn über die Sache letztens Gras wachsen, wenn sie den Koch dazu zwingen, mich zu küssen?! Schlimmer hätte es gar nicht mehr kommen können. Noch dazu hatte ich keinen blassen Schimmer, wie genau man diese Buchstabenkolonnen anstarren musste, damit da Wörter daraus wurden. Von der Seite etwa? Lange genug? Oder musste man etwa schielen? Ich lieferte mir gerade einen verbissenen Kampf im Dauerblinzeln mit der ersten Seite, als die Tür zur Werkstatt aufging. Sofort hörte ich auf mit meiner peinlichen Beschäftigung und wandte den Kopf. Der ungebetene Gast war der Koch. Ohne ein Wort zu sagen, ließ er sich in sicherem Abstand neben mich sinken, dann zündete er eine Zigarette an. Spinnt der?! Was will er hier?! Seit der Pyramide geht er mir doch aus dem Weg. Er hat doch nicht etwa vor...? Ich spürte Hitze in mein Gesicht und meinen Magen schießen. Er würde doch nicht über das reden wollen, was er in der Pyramide zu mir gesagt hatte? »Marimo, bitte fahr jetzt nicht gleich aus der Haut, sondern lass mich ausreden...« Verdammt, es geht wirklich darum! Voll banger Erwartung starrte ich ihn an, wie er einige Rauchschwaden in die Luft blies, offensichtlich bemüht, nicht in meine Richtung zu sehen. »Robin schickt mich«, fuhr er fort und machte somit jede meiner Hoffnungen zunichte, »Sie meint, ich soll dir mit den Texten helfen, weil du ja nicht lesen kannst.« »Und wieso seid ihr euch da alle so sicher?!«, murrte ich mit verschränkten Armen. War ja klar gewesen, dass er nicht freiwillig hierher gekommen war. »Komm schon, warum solltest du deinen Untersuchungstest sonst jedes Jahr mit Chopper gemeinsam ausfüllen?« »Ich könnte auch eine Allergie gegen Fragebogenkästchen haben«, murmelte ich. »Heißt du Lysop?« »Nein.« Ich spürte, wie er mich mit einem durchdringenden Blick bedachte. Vielleicht war es das Beste, ihm meine Schwäche zu offenbaren. Einfach nur, damit er merkte, dass ich bereit war, meine Gefühle mit ihm zu teilen. »Na gut«, seufzte ich, »Ich kann wirklich nicht lesen. Aber was willst du denn schon tun? Es mir mal eben schnell beibringen?« »Ich kann dir immerhin vorlesen, was du dir merken sollst«, brummte er hinter seiner Zigarette hervor, »Und dann sprechen wir gemeinsam die wichtigsten Stellen durch.« Gemeinsam... Dieses eine Wort hallte lange in meinem Kopf nach. Wenn der Koch doch nur wüsste, dass es noch so viele Dinge mehr gab, die ich gerne gemeinsam mit ihm tun würde! Doch weil ich niemals die passenden Worte gefunden hätte, ohne dabei dämlich oder überstürzt zu klingen, behielt ich das für mich. »Von mir aus«, sagte ich stattdessen tonlos. Eine Beziehung zwischen uns beiden war sowieso derart unmöglich, dass es gar keinen Sinn machte, noch länger darauf zu hoffen. Wir hatten uns zweimal – wenn auch nicht freiwillig – geküsst und das musste mir reichen. Selbst, wenn ich mir seine Nähe im Moment mehr als alles andere wünschte. Alles wäre wieder im Lot, wenn er mich doch wenigstens einmal in seine Arme nehmen würde. In einer Art niedergeschlagenen Kapitulation ließ ich mir Zeile für Zeile vom Koch meinen Text vorlesen. Ich war nicht gerade schnell damit, mir Robins kompliziertes Geschreibsel auswendig zu merken und so saßen wir fast vier Stunden nebeneinander auf dem Balkon. Abgesehen davon, dass jeder zweite Satz Grund genug für eine Meinungsverschiedenheit war und die Aussicht auf eine Aussprache mit dem Koch immer weiter in Ferne rückte, hatte ich jedoch beinahe Spaß an der Sache. Bis wir bei der letzten Szene angelangten. »Nein, Koch! Das sag ich ganz einfach nicht!« »Stell dich doch nicht so an!«, schnaubte er, »Du sollst mich doch bloß fragen, ob ich dich heiraten will! Das kann nicht so schwer sein!« Bloß, bloß...! Das ist reine Folter! Ich konnte Schmerzen ertragen, ich hatte die übelsten Kämpfe und Verletzungen hinter mir, ohne dass ich je das Gesicht verzogen hätte, und für meine Feinde war ich der schlimmste Albtraum. Und doch: Ein einziger, vor einigen Wochen für mich noch so belangloser Satz reichte aus, um mich an den Rand der Verzweiflung zu treiben. Ein Satz, auf den mir der Koch die Antwort geben würde, die ich gerne gehört hätte, wenn sie nicht so unecht wie das Theaterstück selbst gewesen wäre. »Nein, ich sag das ganz sicher nicht!«, beharrte ich, »Wo gibt es denn außerdem zwei Prinzen, die mit Erlaubnis ihrer Eltern heiraten dürfen?!« »Da hast du allerdings Recht...« Der Koch betrachtete nachdenklich das Textblatt. Ob ich ihn so schnell davon überzeugt hatte, weil er die Hochzeitssache selber so peinlich fand? »Logischer wäre es doch, wenn die beiden Prinzen miteinander abhauen«, murmelte er, »Alles andere kommt nicht gerade glaubenswert rüber.« »Sag ich ja!« Auf meinen mürrischen Ausruf hin sprang der Koch vom Boden auf. »Wir sind dann fertig, glaub ich«, sagte er, »Ich geh zu Robin und unterhalte mich mit ihr nochmal über den Schluss von dem Stück und ob wir da nicht was ändern können. So tolerant waren die in Märchen bestimmt nicht, dass zwei Prinzen hätten heiraten dürfen.« Er verschwand in der Werkstatt, ohne dass ich ihm eine Antwort hätte geben können. Natürlich war ich froh, dass mir nun diese Peinlichkeit erspart bleiben würde, vor allen Leuten um seine Hand anzuhalten, doch trotzdem machte es mich ein wenig traurig, dass er nicht länger darauf bestanden hatte, ich solle endlich den Satz sagen. Wenn er mir lange genug auf die Nerven gegangen wäre, hätte ich es mir bestimmt anders überlegt... Ich seufzte auf und lief rot an bei der Vorstellung, den Koch tatsächlich danach zu fragen, ob er mich heiraten wolle. Sanjis Part: Die Theaterproben waren die beste Ablenkung, die ich mir nach dem Abenteuer in der Pyramide hätte wünschen können. Natürlich, hier und da ließ es sich nicht vermeiden, dass ich dem Marimo über den Weg lief. Eine der peinlichsten Situationen zum Beispiel war das Maßnehmen für die Kostüme. Der Marimo war von Nami zu ihrem trotteligen Helfer auserkoren worden und während er mit dem Maßband an mir herumhandtierte, wagte ich es kaum zu atmen. In meinem Kopf war noch nicht einmal mehr Platz für die Frage, wieso der Marimo nicht lesen, trotzdem aber Zahlen erkennen konnte. Froh war ich deshalb, als ich endlich gehen durfte. Mein erstes Ziel war nämlich unumgehend mein Zimmer, wo ich mir in aller Ruhe erst einmal einen runterholte und danach mit Kopfzerbrechen auf meinem Bett lag. Es war dumm gelaufen in der Pyramide, das ganz sicher. Die entscheidenden drei Worte bereits über die Lippen gebracht zu haben, ohne dass der Marimo sie gehört hatte, machte mich im Nachhinein beinahe wahnsinnig. Das Gefühl, das für einen kurzen Moment zwischen uns existiert hatte, war so perfekt und so unendlich richtig gewesen, dass ich eigentlich gehofft hatte, der Marimo würde meine Gefühle doch erwidern. Aber es hatte nur einen ungläubigen Frankie gebraucht, um ihn wieder zu seinem alten, mürrischen Selbst werden zu lassen, das mich hasste und mir seit Neustem sogar aus dem Weg ging. Er hatte wohl Angst, ich könne noch einmal so aufdringlich werden. Aus Rücksicht (und weil ich mich ganz einfach nicht traute) hatte ich deshalb keinen weiteren Versuch unternommen, ihm meine Gefühle zu gestehen. Lieber versuchte ich ihn weitestgehend auszublenden. Was mir aber am dritten Tag unseres Theaterprojektes ziemlich schwer fiel. Nach dem Mittagessen entschied Robin nämlich, dass wir endlich DIE Szene proben sollten. Frankie hatte dafür extra ein Himmelbett geschreinert, das gemeinsam mit der hellrosa Bettwäsche durchaus nett und einladend aussah. Dass ich jedoch gleich den Marimo darin wachknutschen sollte, vergällte mir die Romantik des Bühnenbildes ziemlich. Wir hatten uns also alle am Vorderdeck versammelt, nur in unsere Kostüme gekleidet und mitsamt der Requisiten, die aussahen als stammten sie direkt aus einem Kinderbuch. Nur Robin und Nami standen auf dem Oberdeck, um einerseit Regie zu führen und andererseits den Kurs zu halten. Neben der Szenerie waren zwei Sitzbänke aufgestellt, von denen sich eine Frankie, Brook und Chopper teilten, auf der anderen hingegen Ruffy, Ace und Lysop Colaschnüre in sich hineinstopften. Ich sah an mir hinab, wie ich in diesem viel zu knappen, silberschwarzen Waffenrock dastand und konnte nicht umhin, mir in den schrecklichsten Farbtönen auszumalen, was die Mannschaft eines vorbeifahrenden Schiffes wohl zu den vorherrschenden Zuständen gesagt hätte. »Also, Zorro!«, brüllte Nami von der Brüstung herunter, »Leg dich in das Bett und dann fangt an!« »Yohohoho! Das hört sich an! Als würden wir einen Porno drehen!« »Halt die Klappe, Brook!« »Aber natürlich, Nami!« Es kehrte Ruhe unter den Zuschauern ein und egal wie ich es drehte und wendete: Eine blödere Szene hatten wir die ganzen Tage vorher nicht geprobt. Alles, was ich tun sollte, war, voller Neugierde und Staunen zu dem Bett hinübergehen, mich auf den ersten Blick in den Marimo verlieben (ha, ha) und ihn schließlich aus reiner Intuition heraus wachküssen. Dann gab es noch ein wenig schnulziges Geplänkel und dann sollte er mich von der Bühne tragen. »Sanji?! Pennst du?!« Namis Stimme holte mich aus meinen Gedanken zurück. »Ich nicht!«, erwiderte ich mit missbilligendem Blick auf das Bett, »Aber der Marimo!« »Einer soll Zorro aufwecken! So geht das nicht!« »Ja, aber Sanji soll ihn doch wachknutschen!«, meinte Ruffy und blickte in die Runde, »Oder etwa nicht?!« »Aber doch nicht, wenn er wirklich schläft!«, berichtigte ihn Lysop, während er mit einem Fuß gegen das Bett trat. »Los, Zorro! Wach gefälligst auf! Wir sind immer noch am Proben!« »Huh? Schon hell?« Verwirrt drehte der Marimo sich auf die Seite, erkannte die Lage, in der er sich befand, und ließ sich mit einem genervten Stöhnen wieder zwischen die Kissen fallen. »Können wir dann weitermachen?!«, fragte Nami, worauf ich nur stumm nickte. Es musste ja sein. »Okay! Legt los!« Ich gab mir einen Ruck und setzte mich in Bewegung. Wenn ich jetzt gleich beim ersten Mal alles richtig machte, mussten wir die Szene nicht noch öfter durchspielen. Kaum beugte ich mich jedoch über das Bett, stellte ich mit wachsendem Missfallen fest, dass der Titel »Dornröschen« auf den Marimo besser passte als auf sonst irgendwen. »Ja, was ist denn jetzt?!«, krakeelte Nami von oben, »Küsst du ihn oder nicht?!« »Tu ich nicht!«, zischte ich, »Weil er schon wieder PENNT!« Das letzte Wort hatte ich ihm in voller Lautstärke ins Ohr gebrüllt und dabei eine Hand auf die Bettdecke geschlagen. Geschockt riss er die Augen auf. »W-was? Schon...?« »Es ist schon die ganze Zeit hell, ja!« Schnaubend und mit verschränkten Armen blickte ich auf ihn hinab. Noch war ich nicht in die peinliche Verlegenheit geraten, ihn zu küssen. Wenn ich das aber tat und er trotzdem nicht wach wurde, weil er tatsächlich schlief, würde das die lachhafteste Vorstellung des Jahrhunderts werden. »Du sollst nicht wirklich schlafen!«, schrie ich ihn an, dann wandte ich mich zu Nami auf dem Oberdeck um. »Nami! Wir müssen irgendetwas Ungemütliches ins Bett legen! Sonst pennt er uns immer wieder ein!« »Rosenblüten!«, kam der prompte Vorschlag. Seltsamerweise von Ruffy. »Rosenblüten?!« Wir starrten ihn unsicher an. War das jetzt ernst gemeint oder eben ein üblicher Ruffy-Vorschlag? »Na, die sind ganz abscheulich ungemütlich!«, erklärte er, »Nicht wahr, Nami?!« »Ätzend!«, antwortete sie, »Ich glaub, ich hab sogar noch welche in meinem Nachtkästchen!« Okay...? Was für schräge Sachen probieren die denn aus? Hätt ich nicht gedacht, dass das mit Ruffy überhaupt möglich wäre. Unter unseren vielsagenden Blicken rannte Nami in ihr Zimmer hinunter. Gleich darauf kam sie mit einer Tüte in der Hand wieder zurück. Sie leerte sie unter der Bettdecke aus und sofort verzog der Marimo das Gesicht. »Mann, das nervt! Da kann man ja gar nicht mehr in Ruhe schlafen!« »Das ist auch Sinn und Zweck des Ganzen!«, feixte Nami. Mit einem strahlenden Lächeln setzte sie hinzu: »Sieht außerdem ziemlich schick aus. Da hätten wir früher drauf kommen können.« Sie kehrte auf ihren Posten neben der scheinbar bestens amüsierten Robin zurück, dann rief sie: »Los! Nochmal!« Die verlangen doch nicht ernsthaft von mir, dass ich ihn hier so richtig verknallt wachknutsche, oder?! So ein kleiner Kuss reicht doch auch! Ja, er reichte aus. Er reichte aus, um den Marimo erschrocken in die Höhe fahren und mir einen kräftigen Nasenstüber geben zu lassen. »Au! Du Arsch!« Ich presste mir beide Hände gegen das Gesicht, während er verwirrt dasaß. »Ha, ha! Das war witzig!«, kugelte sich Ruffy, »Das gibt sechs Punkte!« »Fünf!«, fand Lysop. »Nee, Ruffy hat Recht!«, grinste Ace, gleich mehrere Colaschnüre auf einmal mampfend, »Sechs!« »Yohohoho! Fünf!« »Vier!« »Keinen einzigen!«, murrte Frankie, »Er soll ihn doch wachknutschen und nicht erschrecken, oder!?« »Nochmal von vorn!«, übertönte Namis ungeduldige Stimme das Gelächter. »Danke, Marimo!«, zischte ich, »Wir hätten das ganz schnell hinter uns haben können! Aber nein...!« »Ja, toll, Koch! Lieg du mal hier und wart mit geschlossenen Augen drauf, dass dich einer knutscht! Da erschreckt man sich eben mal!« »Du vielleicht...!« »Hört auf zu streiten und macht endlich weiter!«, wetterte Nami. Wir trieben sie wohl allmählich zur Weißglut. »Na gut, na gut«, murmelte ich und ging wieder auf Position. Erneut mit der Absicht, es nicht allzu sehr zu übertreiben mit den Zärtlichkeiten, wollte ich es kurz und schmerzlos machen. Die oberflächliche Entschuldigung für einen Kuss, die ich an den Tag legte, fand allerdings nicht besonders viel Anklang bei unserer strengen Jury. »Was soll das denn sein?!«, beschwerte sich Ruffy, »Das können ja Lysop und Ace besser! Hier, seht ihr?! So geht das!« Lysop und Ace!?! Ungläubig wirbelte ich herum. Und auch alle anderen starrten hinüber zu der Bank, wo Ruffy breit grinsend neben seinem Bruder saß, der tatsächlich... also, er knutschte wirklich Lysop. Der herrliche Anblick währte jedoch nur eine Sekunde lang. Bis sich Lysop unter Schock losriss. »Das ist nicht, wonach es aussieht!!«, brüllten alle beide voller Entsetzen. »Wir haben doch nur versehentlich dieselbe Colaschnur erwischt!«, verteidigte sich Ace, während Lysop heftig nickte. »Ja, ja!«, schrie Frankie plötzlich dazwischen, der mit irrem Blick aufgesprungen war, »Und immer ist das dann nicht, wonach es aussieht! Ich glaub, ihr wollt mich alle voll verarschen!« Mit großen Schritten stapfte er von dannen, sauer auf wen-auch-immer, und knallte unten angekommen heftig die Werkstatttür zu. Dass er dermaßen ausflippte, hatten wir auch schon länger nicht mehr geschafft. »Okay...«, sagte Robin nach einer Weile betretenen Schweigens, »Sollten wir uns dann nicht dem eigentlichen Thema wieder zuwenden? Gesehen haben wir ja jetzt, wie das geht.« Sie erlaubte sich ein Lächeln. Lysop und Ace jedoch hatten sich weit auseinandergesetzt und sahen jeder betreten in eine andere Richtung. Die Colaschnüre hatten sie Ruffy überlassen, wohl wissend, dass ihnen dieser Kuss noch eine ganze Weile nachhängen würde. »Allerdings!«, rief nun auch Nami, »Sanji, Zorro, versucht das mindestens genausogut hinzukriegen!« Mindestens genausogut?! Das war doch eh schlecht! Das war gar nichts! Denen würde ich schon zeigen, wie ein Profi an die Sache ranging. Neben meiner jahrelangen Erfahrung hatte ich nämlich auch noch diese unerwiderten Gefühle auf meiner Seite. Es wäre ein Einfaches für mich, ihnen freien Lauf zu lassen und den perfekten Kuss nicht nur zu schauspielern. »Leg dich wieder hin!«, knurrte ich dem Marimo zu, »Wenn sie einen Märchenkuss haben wollen, sollen sie ihn auch zu sehen bekommen...« Er ließ sich zurücksinken, allerdings nicht ohne mir einen letzten, etwas bangen Blick zuzuwerfen, wie ich mich erneut von ihm entfernte und auf Position begab. »Okay!«, rief ich in die Runde hinein und straffte meine Haltung, »Neuer Versuch, neues Glück!« Langsam, als näherte ich mich einem ungeschützen Vogelnest, ging ich auf das Bett zu. Ich erreichte es und ließ mich vorsichtig auf der Kante nieder, alles andere um mich herum ausblendend. Es sollte nur noch ihn und mich geben in diesem Augenblick. Ich streckte meine behandschuhte rechte Hand nach seinem Gesicht aus und spürte, wie er kaum merklich zusammenzuckte, als ich ihm sanft über die Wange strich. Er sah so wunderschön aus, wie er mit geschlossenen Augen einfach nur dalag, das Seegrün seiner Haare noch hervorgehoben durch den weißen Waffenrock, den er trug. So wunderschön, dass ein plötzliches Verlangen wie flüssiges Gold meinen ganzen Körper durchströmte. Die Anspannung wich weder aus mir noch aus ihm, als ich kurzzeitig meine Hand wieder zurückzog, um sie von dem Handschuh zu befreien. Und stärker wurde sie sogar noch, als ich ihn wieder berührte, mich über ihn beugte und ihn in einem zärtlichen Kuss voller Liebe und Hingabe an mich zog. Es dauerte keine Sekunde, da spürte ich seine Hand an meiner Taille, wie sie mich eindringlich und doch etwas unsicher an ihn heranführte. Das war ganz einfach zu viel des Guten! Von jedem vernünftigen Gedanken verlassen, schob ich meine linke Hand weit nach unten und unter seinen Waffenrock. Unser Kuss währenddessen, der eigentlich nicht länger als drei Sekunden hätte sein sollen, war zu etwas so Heftigem geworden, wie es noch in keinem Märchen der Welt zu sehen gewesen war. Ruffys Part: Ehe einer von uns wirklich verstand, was gerade vor sich ging, hatte Zorro Sanji zu sich unter die Bettdecke geholt. »Ziemlich ungezogene Prinzessin!«, meinte ich und glotzte die beiden ungläubig an, »Findet ihr nicht auch?!« »Ehh... kann sein...«, kam es aus Ace' Richtung. Jetzt hatte Sanji sogar schon angefangen, Zorro die Hose auszuziehen. »Steht das wirklich so im Drehbuch?«, fragte ich und hob die Blätter auf, die neben mir am Boden lagen. »Keine Ahnung, Ruffy...«, stammelte Lysop, »Aber auf jeden Fall bin ich dann mal weg vom Fenster. Von mir gibt das keine Punkte!« »Von mir auch nicht!«, stimmte Ace zu, während ich die Seiten durchblätterte, um die Stelle zu finden, die ich eigentlich gar nicht so in Erinnerung hatte. »Also, zumindest haben sie es versucht«, hörte ich Brook sagen, »Einen Punkt haben sie dann doch verdient.« »50 Punkte!«, heulte Chopper überglücklich, dann war außer Schritten nichts mehr zu hören. Nun, eigentlich schon, aber wichtiger als das, was Sanji und Zorro taten, war doch, ob es auch wirklich so stimmte, dass sie es taten. »Mann, das gibt’s doch nicht!«, schimpfte ich, nachdem ich die Szene zum zweiten Mal erfolglos durchgelesen hatte, »Das steht da nirgends so! Kann mir mal einer helfen?! Ich find das nicht, ich...!« Als ich aufblickte, musste ich feststellen, dass gar keiner mehr da war, der mir hätte helfen können. Nur Sanji und Zorro. Aber die waren viel zu sehr damit beschäftigt, das zu machen, was ich sonst immer mit Nami machte. Und das eigentlich auch nur nachts und ohne, dass jeder zusehen konnte. »Ja, also...«, fing ich an, wusste aber nicht wirklich etwas dazu zu sagen. Stattdessen fühlte ich mich seltsam Fehl am Platz. »Na gut«, meinte ich schulterzuckend und natürlich ohne, dass mir einer der beiden zuhörte, »Wenn das so ist... Geh ich im Frachtraum am Pökelfleisch naschen. Das interessiert dich gerade eh gar nicht, oder, Sanji?« Nein, tat es nicht. Glück musste man haben! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)