Küchentussi vs. Schwertschwuchtel von abgemeldet (SanjixZorro; ?x?) ================================================================================ Kapitel 13: Es ist nicht, wonach es aussieht, Frankie ----------------------------------------------------- Zorros Part: Die Tage vergingen und das Wetter wurde nicht besser. Dafür aber die Gesundheit sämtlicher erkälteten Mannschaftsmitglieder. Der Koch stand schon am Tag nach unserer Regen-Odyssee wieder am Herd und sah einfach zu geil aus, als dass man an meiner Stelle mal eben einen Blick in die Küche riskieren konnte. Jedes Mal schoss mir nämlich die Röte ins Gesicht und mich überkam jenes überwältigende Gefühl, das ich bereits verspürt hatte, als er fiebertrunken in meinen Armen lag. Das mich dies besonders bissig zu ihm sein ließ, verwunderte mich nicht einmal mehr. Lysop hingegen, der gemeinsam mit Ace und Ruffy am vierten Tag unseres Aufenthalts zum Einkaufen geschickt wurde, hatte seinen ganz persönlichen Spaß an der Insel. Oder besser gesagt: An ihren achtbeinigen Bewohnern. Kaum waren die drei wieder zurück, hörte man Nami entsetzt aufkreischen und wenig später rannte sie wie von Furien gehetzt in ihr Zimmer. Sie schien Lysops neuen Haustieren nicht allzu viel abgewinnen zu können. Selbst, wenn er beteuerte, dass doch nur eines von ihnen tatsächlich giftig war. Zu unser aller Glück jedoch landeten die Spinnen noch am selben Tag in seinem Terrarium und da waren sie meiner Meinung nach bestens aufgehoben. So vergingen fast zwei Wochen, in denen die durch die Wolken linsende Sonne eine wahre Seltenheit darstellte. Als gegen Ende der zweiten Woche dann das Wetter aufzuklären begann, war das nicht nur für mich, der ich mein Training an Deck verlegen konnte, eine Wohltat. Robin, Lysop und Chopper machten zu Gunsten der Wissenschaft den Wald unsicher, während Ruffy mit Rollschuhen an den Füßen quer über das Schiff jagte und dabei immer wieder Nami in die Seite kiekste, die ihre fertigen Karten zum Trocknen aufhängte. Frankie hatte sich in seine Werkstatt verzogen, Ace faulenzte mit einem Becher Sahnejoghurt in Robins Liegestuhl und der Koch stand in der Küche, wo er die seltsamen Früchte einkochte, die sich auf der Insel finden ließen. Man kam sich direkt vor, als würden wir hier nur Urlaub machen. Besonders, da die Einwohner von Arachnida allem gegenüber freundlich gesinnt schienen und es aufgrund der niedrigen Bevölkerungsdichte schwierig war, an einem Tag mehr als nur einem von ihnen zu begegnen. Später am Abend, nachdem wir alle gegessen hatten, blieben die meisten unten im Gemeinschaftsraum, um Karten zu spielen. Der Koch verschwand im Bad und ich folgte Frankie und Robin zum Frauenzimmer. Dies allerdings nicht, um mich zu ihnen hinzu zu gesellen, sondern, um mich am hinteren Ende des Schiffs bis auf die Hose auszuziehen und in das von der Sonne den ganzen Tag aufgewärmte Wasser zu springen. Nun, so ganz aufgewärmt wie ich mir gedacht hatte, war es zwar nicht, aber das hielt mich trotzdem nicht davon ab, vor dem Schiff meine Bahnen zu ziehen. Training war Training. Punkt. Da konnte das Wasser noch so kalt sein. Und die Haie noch so bissig, dass sie einem die Hälfte der Hosenbeine abfressen mussten. Nach den absolvierten Übungen kletterte ich zurück auf das Schiff und sammelte meine Sachen ein. Anziehen brauchte ich die jetzt auch nicht mehr; immerhin hatte ich vor, gleich ins Bett zu gehen. Durch das Dunkel der Nacht hindurch, das nur vom Licht der Bullaugen erhellt wurde, bahnte ich mir meinen Weg am Frauenzimmer vorbei. Ich überlegte lieber nicht lange, was dort drinnen wohl gerade geschehen war. Selbst, wenn ich an Frankies Stelle ja Robin mit in mein Zimmer genommen hätte. Stattdessen setzte ich einen Fuß auf die oberste Treppenstufe (oder zumindest auf das, was ich für eine Stufe hielt) und fühlte im nächsten Moment, wie es mir die Beine unterm Körper wegriss. »WAS...?!« Ich verlor das Gleichgewicht und alles, was ich bei mir trug, bei dem vergeblichen Versuch, mein klägliches Landen in der Rückenlage zu verhindern. Und als ich die ganze Treppe auf diese Weise hinunterpolterte, wurde mir auch klar, was das gewesen war, was mich zum Stolpern gebracht hatte. Vermaledeiter Rollschuh! Sanjis Part: Ohne jegliche Reuegefühle hatte ich ein entspannendes Bad genossen und mal eben den anderen das Abräumen des Tisches überlassen. Ich war vielleicht Koch, aber das war noch lange nicht dasselbe wie die Putze vom Dienst. Außerdem schien es mir, als ob sich die klebrigen Dämpfe der eingekochten Beeren an mir festgesaugt hätten. Mit einer Grundreinigung konnte man da gar nichts verkehrt machen. Als ich nun so im Badezimmer stand und mir die Haare abtrocknete, kam mir der geniale Einfall, mir gleich noch das letzte Eis zu holen, das oben im Kühlfach lag. Sonst würde das morgen doch wieder nur Ace verputzen, der gerne Nami oder Lysop damit beauftragte, ihm heimlich etwas aus der Küche mitzubringen. Der Bequemlichkeit halber wickelte ich mir das Handtuch um die Hüften. Wenn ich kurz mal eben so einen Abstecher in die Küche machte, würde das um diese Uhrzeit sowieso niemand bemerken. Auf diese Weise bekleidet (Chopper hätte mir deswegen die Hölle heiß gemacht, weil ich mich viel zu leicht wieder erkälten könnte) verließ ich das Bad und schritt gemächlich am Esszimmer vorbei und auf das Deck hinaus. Ich erreichte das untere Ende der Treppe und im selben Moment hörte ich von oben einen wütenden Schrei heruntergellen. Bevor ich ganz begriff, wer oder was das gewesen war, rutschte etwas der Länge nach die Treppe hinunter, mir direkt zwischen die Beine. Ich kippte vornüber, mit voller Wucht auf diesen jemand, den ich im nächtlichen Dunkel nicht erkennen konnte, und landete mit ihm vor den Stufen. WAMM! Das Schlimme war nicht der Aufprall. Es war die Tatsache, dass es mir einfach nicht möglich gewesen war, die unpassende Platzierung meiner Lippen zu verhindern. Scheiße! Darf denn das sein!? Wen knutsch ich da eigentlich gerade?! Wer auch immer es war; er schien nicht besonders viel dagegen zu haben. Denn nach einem kurzen Schockmoment wurde mein Kuss schüchtern erwidert. Zögerlich zuerst, dann immer inniger. Fast so, als würde er mich nie mehr wieder gehen lassen wollen. Und auch ich wollte nicht, dass es aufhörte. Gemeinsam mit dem beneidenswert muskulösen Körper unter mir und den beiden kräftigen Händen, die sich kurzerhand um meine Taille schlossen, vereinigte dieser Kuss all das in sich, was ich mir von einer perfekten Liebe erwartete. Wärme, Geborgenheit und ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmten mein gesamtes Selbst, während ich wie benommen in dieser Verbindung versank, die so wundervoll wie auch zufällig war. Ewig hätte ich so daliegen und ihn einfach küssen können, dich an ihn gepresst durch seinen festen Griff und mit einer Hand in seinem feuchten Haar. Ewig. Das ist so genial! Das kann einfach nur richtig sein! Diese Kraft... und so süß... und so niedlich schüchtern... und was ist eigentlich das da...? Die Finger meiner rechten Hand waren auf etwas Metallenes gestoßen. Waren das etwa Ohrringe? Wer auf diesem Schiff trug denn Ohrringe? Mir fiel nur eine einzige Person ein. »Marimo?!?« »Koch?!?« Keuchend schreckte ich auf und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, wie er unter mir lag. Wir hatten beinahe gleichzeitig bemerkt, was genau wir da eigentlich taten, und beiden war es uns auch gleichermaßen peinlich. Von einem Moment zum nächsten fielen mir abertausende von Dingen ein, die ich jetzt gerne zu ihm gesagt hätte. Von Komplimenten über sein Aussehen bis hin zu der simplen Frage, warum er denn die Treppe heruntergefallen war, war alles vertreten. Am liebsten jedoch hätte ich ihm hier und jetzt meine Liebe gestanden und ihn fest in meine Arme genommen, egal wie trotzig er darauf auch reagieren mochte. Das Gefühl, das wir beide bis vor Kurzem noch geteilt hatten, ließ mich einfach nicht mehr los. Und ich wollte – nein, brauchte – mehr davon. Einfach nur, weil ich noch nie zuvor so viel für jemanden empfunden hatte. Schon hatte ich den Mund aufgemacht, um das Unaussprechliche endlich zu sagen, da war von oben das Geräusch einer sich öffnenden Tür zu hören. Dann eine Stimme, die Robin eine gute Nacht wünschte, und schließlich Schritte. Nein, bitte nicht! Hab doch irgendwas vergessen! Dreh wieder um...! »Und was wird das, wenn es fertig ist?!« Frankie war wie angewurzelt auf dem oberen Treppenabsatz stehen geblieben und blickte ohne jegliche Zweifel auf uns herab, wie ich in dieser eher delikaten Pose auf dem Marimo saß, nur mit einem Handtuch bekleidet, und er mich immer noch um die Mitte festhielt, zu schockiert, um mich loszulassen. Mit einem bitter enttäuschten Zähneknirschen sog ich tief Luft ein. Es war der richtige Moment gewesen und ich hatte ihn verpasst. Noch einmal würde ich den Marimo nicht so überrumpelt erwischen. Weshalb ich mich nun auch fuchsteufelswild nach Frankie umdrehte und gemeinsam mit dem Marimo wie aus einem Munde brüllte: »Das ist nicht, wonach es aussieht!!!« »Wir sind doch bloß aufeinander gefallen!«, wetterte ich, »Und alles, weil du so ungeschickt bist, Algenbirne!« »Ja, was kann ich denn dafür, wenn Ruffy seine bescheuerten Rollschuhe überall rumliegen lässt!?! Da würdest du auch drauf ausrutschen, du Suppenkasper!« »Suppenkasper?! Ich glaub, du hast sie nicht mehr alle! Jetzt geh sofort da unter mir weg!« Ich funkelte ihn bitterböse an. Alles war schief gelaufen, aber auch einfach alles. »Das sagt der Richtige!«, brummte er, »Du sitzt doch auf mir drauf!« »Weil du mich festhältst! Rein zufällig!« »Ohh, gut! Ich lass dich ja schon los!« Was er auch tat; rot vor Zorn und ohne auch nur das kleinste Anzeichen dafür, dass ihm diese wenigen intimen Augenblicke vorhin in irgendeiner Weise gefallen hätten. Ich sprang ähnlich wütend von ihm herunter, dann erhoben wir uns alle beide. Es war aber auch dämlich von mir gewesen, mir einzubilden, er hätte mich ebenso gerne geküsst wie ich ihn. »Ahh, okay, wenn das so ist...«, kam es da von Frankie, der uns immer noch ungläubig anglotzte, »Geh ich mir mal eben noch ein Eis holen.« Er verschwand; ziemlich verwirrt und ohne ganz verarbeitet zu haben, was er gerade gesehen hatte. Na toll! Als ob ich noch nicht genug Ärger hätte! Jetzt geht mein Eis auch noch flöten! Und an allem war der Marimo Schuld! »Was tust du eigentlich hier draußen?!«, fuhr ich ihn an, »Und wieso bist du so nass?!« »Darf man jetzt noch nicht einmal mehr schwimmen gehen!? Außerdem könnte ich dich dasselbe fragen! Du mit deinem Handtuch!« »Ich war baden!«, stellte ich die Situation klar, »Und dann bin ich raus, um mir das letzte Eis zu holen, das jetzt Frankie hat! Vielen Dank auch dafür!« »Ja, 'tschuldigung! Hättest ja nur die andere Treppe nehmen brauchen! Dann wär nichts von alledem passiert!« »Wär vielleicht besser gewesen!« »Ja, vielleicht!« Wir starrten uns noch einen Moment zornig an. Dann machte ich schwungvoll auf dem Absatz Kehrt und ließ den Marimo stehen. Ich wollte jetzt einfach nur alleine sein. Der blöde Vollidiot, der! Wieso muss er mich hassen?! Wieso kann es denn nicht einmal sein, dass die Dinge so laufen wie ich sie mir vorstelle?! Ich schlug meine Zimmertür hinter mir zu, dann stand ich für einige Sekunden einfach nur kiefermahlend da. Es hätte ein wundervoller Abend werden können, wenn ich ein wenig schneller reagiert hätte. Der Marimo und ich – das hatte sich richtiger als alles andere auf der Welt angefühlt. Obwohl ich noch nicht einmal gewusst hatte, dass er es war, den ich da... Oh Mann, wir haben uns geküsst! Mit brennenden Wangen rutschte ich an der Tür hinab, bis ich auf dem Boden saß, und dachte zurück an diese erstaunlich weichen Lippen an meinen. An die Berührung seiner großen, rauen Hände, die sich um meine Mitte gelegt hatten, und daran, wie nahe ich seinem bloßen Oberkörper gewesen war. Wieder und wieder spielte sich diese Szene in mir ab und auf einmal wollte ich nichts mehr als ihn in genau diesem Moment hier bei mir zu haben. Ihn, den ich so sehr liebte, dass jeder Gedanke daran, dass all unsere Konversationen nur Streit und Zwietracht mit sich brachten, mich bis tief ins Innerste schmerzte. Warum konnte der Mistkerl mich denn nicht auch lieben? Oder mich zumindest an seiner Seite akzeptieren? War es wirklich so lächerlich, eine Beziehung mit ihm anzustreben? »Oh, Marimo«, flüsterte ich mit einem gequälten Lächeln, »Wenn du doch nur wüsstest, wie sich das anfühlt; jemanden zu lieben, der einen nur verachtet.« Ich begrub mein Gesicht in den Händen und war hin- und hergerissen zwischen Schwelgen im langsam verblassenden Glücksgefühl und Versinken in endloser Trostlosigkeit. Diese Nacht würde wohl eine schlaflose werden, dessen war ich mir sicher. Namis Part: Nach zwei verregneten Wochen hatte sich mein Lock Port endlich neu ausgerichtet. Was hieß: Wir konnten diese spinnenverseuchte Insel verlassen. Früh am nächsten Morgen taten wir auch genau das. Einer warmen Frühlingssonne entgegen stachen wir in See und da ich Wetter und Wind für einigermaßen beständig hielt, riskierte ich eine Dusche, während Robin den Kurs hielt. Eingewickelt in ein Badetuch suchte ich Seife und Shampoo zusammen, dann schob ich die Tür unserer Badedusche auf. Ich stieg hinein, wollte schon das Tuch von mir werfen und entdeckte gerade noch rechtzeitig das Monster. »IEEEE!!! HILFEEE!!!« Ich sprang mit einem Satz wieder aus der Wanne und suchte Zuflucht auf dem Klodeckel. Die haarigen Beine der Kreatur waren sogar von hier aus noch zu erkennen. »Lysop, komm sofort hierher und sammel dein Ungeziefer ein!!!« Wie konnte das Biest nur aus dem Terrarium entwischt sein? Hatte Lysop nicht versprochen, darauf aufzupassen, dass genau das nicht geschah? »Nami, bist du hier drin?« Mit einem eulenhaften Unschuldsblick lugte er zur Badezimmertür herein. Was fiel ihm eigentlich ein, jetzt auch noch den Ahnungslosen zu spielen?! »Da! In der Badewanne!«, rief ich und schaffte es kaum, meine Hysterie zu unterdrücken, »Nimm es und hau ab!« Während ich mir mit beiden Händen das Badetuch an den Körper presste und mich so klein wie nur möglich zu machen versuchte, beugte sich Lysop ganz gemütlich über die Wanne und nahm das Vieh doch tatsächlich mit bloßen Händen heraus. Es war mindestens doppelt so groß wie mein Kopf und schwarzrot quergebändert. »Das ist die erste«, grinste Lysop, »Danke, Nami.« »Wie?! Die erste?!« »Na, irgendwer hat gestern das Terrarium nicht richtig zugemacht. Und jetzt sind alle fünf Spinnen weg. Ehh... Nami, sag mal, hast du nichts an...?« Er glotzte mich mit der Spinne im Arm schamlos an. »Ja, ich wollte eigentlich duschen gehen!!«, brüllte ich zurück, packte die Seife und warf sie ihm an den Kopf, »Und jetzt raus hier!! Mach, dass du deine Monster eingesammelt hast, bevor ich hier fertig bin!!« Wutschnaubend jagte ich ihn samt Spinne hinaus, dann knallte ich die Tür hinter ihm zu. Das war doch die Höhe, meine hilflose Situation so auszunutzen, um einen Blick auf etwas nackte Haut zu erhaschen. Wobei er eigentlich nicht mehr sehen konnte als sonst auch. Mit einem nervösen Kichern beruhigte ich mich wieder. Was regte ich mich eigentlich auf? Die Spinne war weg und solange ich mich hier aufhielt, würde ich auch keiner weiteren über den Weg laufen. Vielleicht würde aus dem Duschen ja ein Baden werden. Dann konnte ich mir immerhin den Kopf darüber zerbrechen, wann Robin und ich (und vielleicht auch Frankie, den sie gestern erfolgreich aufgeklärt hatte) die nächste Sanji-und-Zorro-Verkuppelungs-Aktion starten sollten. Schon wieder besser gelaunt ließ ich Wasser in die Wanne laufen. Wenn da draußen gerade vier Spinnen auf freiem Fuße waren, erwartete man doch bestimmt nicht von mir, so bald wieder aufzutauchen. Ace' Part: Es war immer dasselbe auf diesem Schiff: Sobald man anfing, sich zu langweilen und ernsthaft in Erwägung zog, seinen Aufenthalt abzubrechen, geschah etwas neues Interessantes. Heute hatte es mit sage und schreibe gleich vier Spinnen zu tun. Nachdem Robin und ich Lysop nämlich lange genug dabei zugesehen hatten, wie er Namis Orangenbäume halb auseinandernahm, erbarmte ich mich schließlich und fragte: »Sag mal, was suchst du da eigentlich?« »Ihr werdet so lachen«, erwiderte er betreten grinsend und sprang auch von dem letzten der Bäume herunter, »Mir sind meine Spinnen entlaufen.« »Alle fünf?« Ich hob eine Augenbraue. Hörte sich ganz nach der willkommenen Abwechslung an, auf die ich gewartet hatte. »Na ja, eine hab ich schon wieder. Du weißt schon, die Große. Yvonne hab ich sie genannt. Nami hat sie in der Badewanne gefunden.« »Da wird sie sich gefreut haben«, schmunzelte Robin. »Und wie«, grinste Lysop, »Ha, ha, die hat wegen der harmlosen Yvonne soo einen Aufstand gemacht.« Er unterbrach sich, dann bettelte er mit jämmerlicher Stimme: »Sagt mal, könntet ihr mir vielleicht beim Suchen helfen? Als ich Sanji danach gefragt hab, hat der glatt die Krise gekriegt und ist auf seinen Herd geklettert.« Daraufhin konnte ich nicht umhin, loszulachen. Die Vorstellung, dass Sanji aus Angst vor einem winzigen Krabbelwesen auf seinem Herd Zuflucht suchte, war zu köstlich. »Also, ich hab keine Zeit...«, begann Robin, doch ich winkte amüsiert ab. »Lass es gut sein. Ich bin ja auch noch da. Zu zweit werden wir die fürchterliche Bedrohung schon aufhalten können.« Ich erhob mich vom Tisch, an dem ich bis gerade eben noch gefaulenzt hatte, und folgte Lysop die Treppen hinunter bis zum mittleren Deck. »Okay, wo hast du schon gesucht und wo müssen wir noch...?«, begann ich, doch ich wurde unterbrochen von einer auffliegenden Tür und Chopper, der wehklagend nach draußen preschte. »Au, au, au! Hinfee! Nimm es doch einer weg! Meine Nase!« Wild herumfuchtelnd rannte er in Zickzacklinien über das Deck. An seiner Nase baumelte etwas kleines Schwarzes, das offensichtlich nicht gewillt war, ihn loszulassen. Ich tauschte einen vielsagenden Blick mit Lysop, dann schnappte ich den eben wieder vorbeilaufenden Chopper mitten aus der Bewegung vom Boden weg. »Halt doch still!«, zischte ich und tat mein Bestes, das zappelnde Rentier festzuhalten. »Es winn mich fressen! Es hat mich reingenegt! Es... AUAAA!!!« Der letzte Aufschrei rührte daher, dass Lysop mit geschicktem Griff das kleine Ding von Chopper heruntergepflückt hatte. Es hatte einen purpurfarbenen Kopf, acht Beine und war ganz offensichtlich eine walnussgroße, erstaunlich platte Spinne. »Ahh, danke Chopper. Jetzt haben wir Keks wieder.« Lysop stopfte die Spinne in ein mitgebrachtes Marmeladeglas, während ich den immer noch schniefenden Chopper zurück auf den Boden stellte. »Keks?« Zweifelnd sah ich Lysop an. Er dachte sich vielleicht verrückte Namen für seine Haustiere aus. »Sie sondert ein seltsames, süßlich riechendes Sekret ab«, erklärte er, »Ich glaube, sie lockt damit ihre Beute an.« »Und ich dachte, sie wäre ein Bonbon!!«, heulte Chopper. »Siehst du!«, freute sich Lysop, ohne es wirklich böse zu meinen, »Bei Chopper hat's geklappt!« »Ja, sehr schön«, sagte ich mit einem schwachen Lächeln, bevor Chopper noch mehr zu heulen anfangen konnte, »Ich schlage vor, Chopper lässt sich jetzt erst einmal von Sanji die Nase verbinden und wir suchen die restlichen drei Spinnen.« Ich schob das Rentier in Richtung Kombüse und machte mich selber auf den Weg ein Stockwerk weiter nach unten. Dort angekommen streckte ich als erstes die Hand nach der Tür zum Trainingsraum aus. Sie bewegte sich keinen Milimeter. »Was ist?«, fragte Lysop, der hinter mir aufgetaucht war, »Geht sie nicht auf?« »Irgendwie nicht. Wer sperrt denn da zu?« Ich warf mich dagegen, doch es war zwecklos. »Hat der Trainingsraum überhaupt einen Schlüssel?«, fragte Lysop und das zu Recht: Weit und breit war kein Schlüsselloch zu sehen. Dafür aber eine seltsam klebrige Masse, die zwischen Tür und Rahmen hervorquoll. Ich stippte einen Finger hinein und als ich ihn wieder zurückzog, hing ein ewig langer Faden daran. »Sind das... Spinnfäden?« Ich sah Lysop schräg an. »Das kann gut sein«, antwortete er eifrig, »Eine von den Spinnen produziert ziemlich starke Klebefäden. Ich hab sie Hundertwasser genannt.« »Spaßvogel hättest du sie besser nennen sollen. Sie hat die ganze Tür zugesponnen.« »Vielleicht will sie ungestört da drinnen trainieren...« Mit einem scharfen Blick brachte ich ihn zum Schweigen. Für Albernheiten war gerade nicht der richtige Zeitpunkt. »Na gut«, flüsterte er kleinlaut, »Wie kommen wir da rein?« »Das ist ein Notfall, oder?« Er nickte etwas unsicher. »Gut, dann darf Frankie mir nachher auch nicht böse sein. Ist alles für einen guten Zweck.« Und mit diesen Worten steckte ich ganz ohne Vorwarnung die Tür in Brand. »Ace! Sag mal, hast du sie noch alle?! Wenn der Spinne etwas passiert, dann...!« »Hoffen wir lieber für dich, dass sie nicht den ganzen Raum eingesponnen hat. Wegputzen kannst du das nämlich alleine.« Voller Genugtuung sah ich zu, wie sich das Feuer tief ins Holz hineinfraß. Es war schon eine ganze Weile her, dass ich meine Teufelskraft so erfreulich destruktiv gebraucht hatte. Folglich hatte ich so meinen ganz persönlichen Spaß daran, als die Tür endlich verkohlt aus den Angeln fiel. »Da liegt einer!« Lysop stürmte mir voraus in den Raum hinein. Tatsächlich: Eingewickelt in noch mehr Spinnfäden lag dort jemand am Boden und schnarchte. Obenauf thronte eine beigefarbene Spinne mit roten Streifen, der man die Freude über ihr Jagdglück richtig ansah. »Es ist Zorro.« Mit betretenem Gesicht sah Lysop mich an, besann sich jedoch gleich darauf eines Besseren und streckte eine Hand nach der Spinne aus. »Komm, Hundertwasser! Jetzt hast du aber wirklich genug Blödsinn angestellt!« Während er sie ebenfalls in ein Glas steckte, tat ich mein Bestes, Zorro von den Fäden zu befreien. »Fragt sich, ob er zuerst eingeschlafen ist oder sie ihn zuerst eingesponnen hat«, murmelte ich dabei, »Peinlich für ihn, wenn es Letzteres war.« »Hihi, der großartige Lorenor Zorro verliert gegen eine Spinne.« Grinsend erhoben wir uns wieder, dann meinte ich: »Komm, die anderen zwei können auch nicht so weit sein. Lassen wir ihn einfach mal hier liegen. Der kommt schon wieder zu sich.« Gesagt, getan. Die nächste halbe Stunde verbrachten wir damit, den gesamten unteren Teil des Schiffes zu durchforsten. Doch nirgends war auch nur eine Spur von den verbliebenen Spinnen zu sehen. Das Schlimme daran: Eine von ihnen war stark giftig. »Aber irgendwo müssen sie doch sein!«, stöhnte Lysop, als wir die Treppe wieder nach oben stiegen. »Na, über Bord gesprungen sein werden sie kaum. Ich hab ja eher die Befürchtung, dass sich eine von ihnen im Frauenzimmer eingenistet...« Ich verstummte, als ich Nami entdeckte, die in einen Bademantel gewandet genau dorthin unterwegs war. Es war allerdings nicht nötig, sie aufzuhalten. Das tat bereits Ruffy, der plötzlich aus der Werkstatt gestürmt kam, etwas Goldenes in der Hand. »Ahh, Nami! Gut, dass ich dich hier finde!« Er sprang mit einem Satz hinauf zu ihr und hielt ihr das goldene Etwas unter die Nase. »Guck mal!«, grinste er und dachte wohl bei sich, Nami damit eine Riesenfreude zu bereiten, »Der Türknauf hier hat Beine! Cool, was!?« »IEEEEK!!! RUFFY, TU ES WEG!!! DAS IST HEUTE EINFACH NICHT MEIN TAG!!!« Sie schleuderte es ihm aus den Händen, woraufhin es mit einem KLONK direkt vor meinen Füßen landete. »Mann, Nami! Das war aus Gold! Du hättest dich doch freuen sollen...!« Er verfolgte sie bis in ihr Zimmer hinein, um auf sie einzureden. Ich hingegen bückte mich und hob die zentnerschwere Spinne auf. »Und damit hätten wir Nummer vier«, sagte ich, »Lass mich raten: Sie heißt Goldi.« »Du bist gut! Woher weißt du das?!« Ich zuckte nur die Schultern und gab Lysop die Spinne. Hoffentlich würde ich niemals in die Verlegenheit kommen, mir gemeinsam mit ihm für irgendetwas einen Namen ausdenken zu müssen. »So, jetzt fehlt nur noch Astor«, meinte er gerade, »Ist nicht gerade gut, wenn der als einziger frei rumläuft.« »Ist das die Giftige?«, wagte ich zu fragen und schob meine Hände in die Hosentaschen. Allmählich war mir alle Lust am Suchen vergangen. »Ja, leider. Sie ist graubraun, etwas größer als Keks und ein bisschen haarig. Die kann überall sein!« »Hm, hört sich echt schwierig zu finden an«, überlegte ich, während ich mit einem Wollflusen herumspielte, der sich in meiner Tasche angesammelt hatte, »Sollten wir nicht lieber alle warnen und dann gemeinsam...? Oh, aber warte mal!« Etwas größer als Keks... ein bisschen haarig... kann es sein, dass...? Ein nadelscharfer, brennender Schmerz durchzuckte meine rechte Hand. Von wegen Wollflusen! »So ein Mist«, murmelte ich, »Ich glaub, sie ist hier in meiner Hose. Sie hat mich gebissen.« »In deiner...!?« Lysop stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Dann jedoch holte er tief Luft, um den Retter zu spielen. »Halt, Ace! Nicht bewegen! Ich hol sie da raus! Ich bin Fachmann für sowas!« Und damit steckte er eine Hand vorne in meine Hose. Vielleicht hatte ich mich ein wenig zu umständlich ausgedrückt. »Äh, weißt du...? Also... Umm...« »Nein, nein! Ich hab sie gleich! Warte, warte...!« Ein eiskalter Schauer lief meinen Rücken hinab, als er mit seinen Fingern das umschloss, was er fälschlicherweise für eine Spinne hielt. »Astor, jetzt mach keine Faxen und komm raus da!« Nein, Lysop! Das, was du da festhältst, fängt vielleicht auch mit einem »A« an, aber Astor ist es ganz sicher nicht! Klar, dass jetzt auch noch Frankie die Treppe heraufkommen musste. »Hallo, Frankie!«, rief ich ihm mit einem gekünstelten Grinsen zu, »Stör dich nicht an uns, ja?! Das ist nämlich gar nicht, wonach es aussieht! Eigentlich sucht Lysop bloß die Spinne, die hier an meiner Hand hängt!« Ich deutete mit einem Finger auf meine hoch erhobene rechte Hand, an der sich der entflohene Astor mit wütend zusammengekniffenen Zangen festgebissen hatte. Trotz allem fiel Frankie die Kinnlade herunter. »Ihr spinnt doch alle miteinander!«, rief er mit einem fassungslosen Kopfschütteln, »Erst Sanji und Zorro, jetzt ihr beide...! Ich geh zu meinen Brettern! Bei denen kann ich mir wenigstens sicher sein, dass die sowas nicht tun!« Er knallte die Werkstatttür hinter sich zu, als könne er nicht ganz fassen, was er da gerade gesehen hatte. »Ja, Mann!«, beschwerte sich nun auch Lysop, der endlich kapiert hatte, wo sich seine Spinne befand, »Sag das doch gleich! Da kann ich mich ja dumm und dämlich suchen!« Ja, und du könntest dann vielleicht mal so scheißfreundlich sein und deine Hand da rausnehmen! Findest du nicht auch?! »Sag mal, Ace?«, meinte er stattdessen, »Willst du nicht lieber zu Chopper gehen? Immerhin hat Astor dich gebissen...« »Das ist jetzt, glaub ich, weniger schlimm«, brummte ich entnervt, »Mein eigentliches Problem ist doch, dass du immer noch deine Hand in meiner Hose hast und mir einen runterholst!« »Wa...?! OH GOTT, ACE!!! ES TUT MIR JA SO LEID!!!« Schockiert von seiner eigenen Blödheit machte er einen Satz rückwärts. »Ace alleine reicht zwar auch, aber danke.« Ich zupfte die Spinne von meiner Hand und gab sie dem immer noch von Reue gebeutelten Lysop. Danach neutralisierte ich das Gift mit meinem Feuer. »Mann, Mann... du machst vielleicht Sachen...« »Und dann wieder alles auf mich schieben!«, jammerte Lysop, »Du könntest dir aber auch echt ne Unterhose anziehen!« »Ach, für wen?! Für dich?!« »Nein, aber... es kann doch durchaus mal sein, dass irgendwer versehentlich in deine Hose fassen muss!« »Das kommt ja auch so routinemäßig vor!«, schnaubte ich, »Ich bin in meinem Zimmer.« »Und ich bau mir jetzt ein Trauerhaus!« Womit sich unsere Wege trennten, er nach unten stürmte und ich betreten mein Zimmer aufsuchte. Scheiße, das gehört doch verboten, auf sowas so geil zu werden! Ich meine, das war Lysop! Schwer atmend ließ ich mich auf mein Bett fallen. Für mich gab es jetzt erst einmal etwas, um das ich mich dringend kümmern musste. Alles andere konnte warten und vielleicht würde ich sowieso den Rest des Tages hier verbringen. Zumindest auf das Mittagessen hatte ich im Moment keinen Appetit mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)