Federschwingen von RhapsodosGenesis ================================================================================ „Also wir sind viel zu früh dran“, weihte Nathan Kyrie ein, „Was wirklich sehr untypisch für mich ist – aber langsam wissen sie ja, dass du mich verdirbst.“ Er grinste keck. „Aber das heißt, dass wir genug Zeit haben, um Thi einen Besuch abzustatten, ihn aufzumuntern, ihn anzufeuern und ihn zu einem Sieger zu machen!“ Sie standen auf den Tribünen. Ganz hinten am Geländer. Unter ihnen erstreckten sich bestimmt zwanzig Sitzreihen mit unzählig vielen Sitzen. Sie war sich sicher, dass es jener Ort war, an dem Xenon sie das letzte Mal ausfindig gemacht hatte – aber sie war auch überzeugt davon, dass dieser Platz sich um Welten vergrößert hatte! Damit war wohl bewiesen, dass hier alles aus Licht gewoben und beliebig veränderbar war. Und sie hätte dazu auch fähig sein können – wenn sie nur gewesen stärker wäre. Was sie nicht war. Die Vorstellung, dass Nathan all dies ebenfalls bewerkstelligen könnte, war schier überwältigend. „Ja. Wo ist er denn?“, wollte Kyrie wissen, „Ich möchte ihn unbedingt sehen“, sinnierte sie, ohne ihm Zeit zum Nachdenken zu lassen. „Wann kommen denn Liana und die anderen?“, schloss sie ihre Gedanken pausenlos ab. Nathan zuckte mit den Schultern. „Zu Beginn des Spiels – pünktlich wie immer eben! Wir halten ihnen Plätze frei.“ Dann stieß er sich in die Lüfte ab und flog nach unten. Kyrie folgte ihm. Sollte sie ihm sagen, dass sie Xenon einst hier gesehen hatte? Wenn auch nur kurz? Und was sollte sie antworten, wenn Thi sie fragte, wo sie gesteckt hatte? Sie wollte ihn nicht beunruhigen. Kyrie flog ein wenig schneller, um Nathan aufzuholen. Sie hatte sich entschieden, mit der Lügnerei und Geheimniskrämerei aufzuhören. Wenn sie schon jemanden hatte, mit dem sie sprechen konnte, so musste sie das doch ausnutzen! … Oder ..? „Wegen … Wegen Xenon“, begann sie zögernd, „hier war einer der Orte, an denen ich ihn gesehen hatte …“ Nathan schaute sich kurz aufmerksam um. „Ist er hier?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“ Noch nicht … Zumindest konnte sie ihn nicht sehen. Was, wenn er kommen würde? „Gut.“ Nathan lächelte. „Ich möchte Thi nicht beunruhigen … Wir teilen es ihm nach dem Spiel mit, okay?“ Kyrie nickte. „Das wäre auch mein Vorschlag gewesen“, stimmte sie zu. Falls sie es ihm überhaupt mitgeteilt hätte. Sie wollte ihn nämlich eigentlich gar nicht beunruhigen. … So viel zu ihrem neuen Vorsatz der Offenheit und Ehrlichkeit. „Und Liana fragen wir noch wegen den anderen Namen“, fügte Nathan hinzu, „Die Frau kennt einfach jeden.“ Kyrie lächelte. „Danke …“ Sie flogen hinunter zum Spielfeld. Kyrie konnte mit all den Stangen und Rädern, die in der Luft herumschwebten, gar nichts anfangen. „Habe ich dir eigentlich schon einmal die Spielregeln erklärt?“, wollte er beiläufig wissen. „Nein, noch nicht“, gab sie zu, wobei sie den gesamten Platz musterte. Die Anzeigetafeln, die vermutlich heute noch Punkte aufzeigen würden, thronten riesig beidseitig über den Tribünen. „Es spielt eine bestimmte Anzahl von Gruppen gleichzeitig gegeneinander. Das Spiel kann man mit zwei oder mehr Gruppen zu je sieben oder mehr Spielern spielen“, erklärte er, „Man darf das Spielfeld mit Hilfe von Magie verändern, weshalb starke Engel sehr gerne zum Spielen eingeladen werden, aber mit Geschick und Strategie kann jeder starke Engel übertrumpft werden.“ Er grinste verlegen. „Ziemlich einfach sogar. Wie oft Thi mich schon fertig gemacht hat, obwohl er noch nicht einmal einen Bruchteil meiner Magie besitzt …“ Er schüttelte den Kopf. „Jedenfalls geht es darum, Kugeln aus Licht so schnell anzuhäufen, dass man damit einen Dämon zerstören könnte. Das Spiel ist nämlich eine Art Gedenken an das Opfer, das unsere Engelvorfahren erbracht haben, um Gott beizustehen. Das Licht, das heute aufgewendet wird, spenden wir an Gott, sodass dieser einen Bruchteil Stärke zurückerlangt.“ „Das ist aber nett“, stellte Kyrie fest, „Wie lauten die Regeln?“ „Es klingt nett, aber es ist eigentlich sinnlos“, erklärte Nathan weiter, „Es ist wirklich mehr ein Spiel. Eine Erinnerung, vielleicht sogar eine Tradition. Darum ist es auch nicht verwerflich, dass die Regeln lauten, dass man die anderen Teams abhalten muss, während man selbst vorankommen soll. Das ist außerdem ein Grund, weshalb lichtstarke Spieler begehrt sind.“ „Warum ist Thi dabei?“, wollte Kyrie wissen, wobei sie die Erklärung einfach zur Kenntnis nahm. Sie wollte es einfach nett finden – also würde sie es nett finden. Sie glaubte, die Ambitionen dahinter zu verstehen. Nathan hatte angedeutet, dass starke Engel hier nur selten mitspielten. Also war es ein Ausgleich für die schwachen: Die starken konnten Gott zur Seite stehen, konnten den Engeln zur Seite stehen und ihnen mit ihren Fähigkeiten helfen. Die Schwachen konnten nur zusehen. Aber zumindest bei diesem Spiel konnten sie ihre Vorzüge zur Schau stellen und durch die Spende konnten sie sich selbst einreden, Gott zu helfen. Vermutlich würde Gott das Licht entweder gar nicht bekommen oder aber es sowieso erhalten. Kyrie wusste es nicht. „Was geschieht mit dem Spielfeld nach dem Spiel?“, wollte Kyrie wissen, „Das letzte Mal war es viel kleiner.“ „Wir essen es“, sagte Nathan grinsend. Kyrie lachte. „Das war kein Scherz“, gab er sachlich dazu. Er schaute sie ernst an. „Was denkst du, aus was es besteht? Es ist dasselbe Zeug, das wir sonst immer beim Lichtcafé essen. Bloß etwas größer und fester.“ Sie schaute ihn skeptisch an. „Wieso spenden sie dieses Licht dann nicht an Gott?“, hakte Kyrie nach. Er nahm sie doch auf den Arm! Nathan zuckte mit der Schulter. „Dass das Publikum auch etwas davon hat?“ Er grinste. „Gott gehört all dieses Licht, Kyrie. Also bräuchten wir gar nichts auf seinen Namen zu proklamieren.“ Kyrie nickte verstehend. Aber noch immer war sie sich nicht sicher, ob es sich zuvor um einen Scherz gehandelt hatte. Doch sie würde es vermutlich schneller erfahren, als ihr lieb war. Dann standen sie vor einer Tür, die in ein kleines Gebäude führte. Es war wirklich klein. Es gab kein Obergeschoss, aber es zog sich etwas in die Länge. Es war bloß viereckig und wirkte wie ein kleiner Haufen goldener Container, die zusammen geschoben worden waren. „Hast du alles verstanden?“, wollte er von ihr wissen, wobei er bloß auf die goldene Tür mit einigen Einkerbungen, welche eine nette Zierde ergaben, blickte. Sie nickte beiläufig. „Denn jetzt wirst du dem Team vorgestellt“, erklärte er ihr knapp, wobei seine Stimme etwas angespannt war. Ob etwas nicht in Ordnung war? Nathan öffnete langsam die Tür. Alles war – wie überall – von Licht erfüllt und die Wände schienen weich wie Wolken zu sein, obwohl sie wohl hart wie alles andere waren. Irgendwo von weiter hinten ertönten Stimmen. „Heute spielen sieben Teams zu je sieben Spielern gegeneinander. Sie alle tragen eindrucksvolle Kleidung, die zum Motto ihres Teams passt, sodass man sie am Spielfeld nicht verwechselt.“ Nathan grinste. „Ich weiß noch, unser Motto damals …“ Er lachte kurz auf. „Was hattet ihr denn für ein Motto?“, wollte Kyrie wissen, während sie sich umschaute. Aber überall waren nur Wände und Stimmen. „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe stets auf morgen“, zitierte Nathan stolz, „Ich glaube fast, dass Acedia deshalb auf mich aufmerksam geworden ist.“ Er grinste. „Was habt ihr dann getragen?“, bohrte sie interessiert nach. Er beäugte sie eindringlich. „Willst du das wirklich erfahren?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Vermutlich schon, sonst hätte ich nicht gefragt“, feixte sie. „Gar nichts“, hauchte er, „Immerhin haben wir die Kleidung erst morgen besorgt!“ Er lachte total amüsiert. Kyrie konnte sich der Vorstellung eines komplett nackten Teams nicht erwehren und unterdrückte den Drang, sich mit der Hand gegen die Stirn zu klatschen. Manchmal war es schwer einzusehen, dass diese Leute alle weit über zweihundert Jahre alt waren. „Ich hoffe, dass Thierry diesmal mit einem anderen Motto kommt“, murmelte sie verstimmt. „Tut er. Aber das kann er dir ja selbst sagen.“ Nathan lächelte, als er vor einer Tür stehen blieb. „Dahinter befindet sich das glorreiche Siegerteam!“ „Klopfen …“, begann Kyrie ihren Vorschlag, doch Nathan erübrigte es, den Satz fertig zu stellen, indem er einfach die Tür aufriss und „Guten Morgen, Leute!“, rief. „Nathan!“, riefen einige gleichzeitig. Ein Mann mit rotem Haar und blauen Augen rannte auf ihn zu und schlug in seine Hand ein. Seine Kleidung wirkte gar nicht so ausgefallen. Es war genau genommen ganz normale, weiße Kleidung – hinten und vorne hingen jeweils unförmige Fetzen hinunter und goldene Verzierungen prägten sie. Eine weiße Feder allerdings thronte auf seiner Brust wie eine Brosche. Ob das seine erste Feder gewesen war? „Hey, altes Haus! Sieht man dich auch mal wieder? Willst du mitmischen?“ Der Mann grinste. „Nein, Kumpel, tut mir leid! Ich sitze heute leider auf der Zuschauerbank. Aber du wirst mich auf alle Fälle jubeln hören, sobald ihr siegt!“, versprach Nathan und schlug dem Mann auf die Schulter. „Also enttäuscht mich nicht, Leute!“ „Du solltest uns lieber anfeuern, während wir spielen, Idiot“, erklang die Stimme einer Frau. Als sie hervortrat, erkannte Kyrie ihr kurzes, weißes Haar und ihre roten Augen, die auf Kyrie einen ziemlich gefährlichen Eindruck machten. Auch sie war unspektakulär und ähnlich wie ihr Kamerad – vor allem in denselben Farben – gekleidet. Und plötzlich schlug auch sie Nathan auf die Schulter. „Ich finde es immer noch dämlich, dass du das Team verlassen hast, Verräter!“ „Beruhige dich, meine Liebe“, erklang die ruhige Stimme eines alten Mannes, der wohl überhaupt nicht hierher zu passen schien. Er wirkte ruhig, trug eine unauffällige Brille und war von beachtlichem Alter. Bestimmt beinahe hundert! Das ergraute Haar war ihm beinahe ausgefallen und er kniff seine Augen zusammen. „Bin ich denn kein guter Ersatz?“, fragte er schmunzelnd. „Ersatz ist gut“, erwiderte sie trocken, danach seufzte sie, „Nathan, bitte, komm zumindest solange zurück, bis er aus seinem Zyklus befreit ist!“ Kyrie beobachtete den Mann mit Interesse. Er war also noch im Zyklus. Gut – das hätte sie sich denken können. Keiner würde freiwillig so alt und gebrechlich wirken … und dann auch noch Sportsgeist besitzen. Vermutlich war er gerade am Ende des ersten oder am Anfang des zweiten Zyklus. Aus einem Nebenzimmer tauchte plötzlich ein Kopf auf. Er gehörte einer Frau goldenem Haar, welches ihr beinahe bis zum Boden reichte. Ob das nicht große Angriffsfläche beim Spiel bot? Auch sie begrüßte Nathan mit einigen Worten. Hinter ihr kamen dann zwei Männer – einer mit langem, hellem Haar, der andere mit kurzem dunklen – und gaben Nathan gleichzeitig einen Stoß in die Seite. Nathan beugte sich hinunter. „Geht es dir gut?“, fragte Kyrie besorgt, wobei sie einige Schritte nach vorn ging, um zu Nathan zu gelangen – sich der Dummheit ihrer Frage erst später bewusst werdend. Immerhin befanden sie sich im Himmel. Es herrschte keinerlei Verletzungsgefahr. „Sollte das eine Begrüßung sein?“, feixte Nathan. Er erhob sich wieder und boxte den beiden riesigen Männern – ebenso riesig wie Thierry, mit ebenso beachtlicher Brustgröße! – auf die Schultern. Und auch sie trugen Federbroschen. Ihr fiel auf, dass diese Feder von jedem Teammitglied getragen wurde – diese und die Farbe Weiß mit goldenen Verzierungen. Beide grinsten und schlugen sich gegenseitig mit den Fäusten ein. „Wen hast du uns denn da mitgebracht?“, wollte der rothaarige Mann wissen, „Ist das jetzt Joshuas Ersatz?“ Er wandte sich kurz zum alten Mann um. „Ich habe doch gewusst, dass es das dunkle Haar war! Joshua hat aber auch echt schöne Haare.“ Nathan schaute ihn ungehalten an. „Nein, das ist Kyrie.“ Sie hob kurz die Hand. „Hallo …“, begrüßte sie sie unsicher, wobei sie sie aber anlächelte, um vielleicht etwas an Sympathie zu gewinnen. Joshuas Ersatz? Bedeutete das etwa, dass Nathan wirklich …? Sie begutachtete ihren hünenhaften Lehrmeister, der aber immer noch winzig und zierlich gegenüber dieser Muskelprotze – die Frauen mit eingeschlossen – wirkte. „Hallo Kyrie!“, rief der alte Mann erfreut, „Thi hat mir von dir erzählt! Du bist also der Grund, weshalb er mittwochs das Training immer schmeißt!“ Sie erkannte zwar nicht genau, was daran den Mann so glücklich machte, aber sie nickte vorsichtig – und dann realisierte sie, was er gesagt hatte. Sie … sie lenkte Thi also vom Training ab? Oh nein … Und dann war sie die letzten Wochen nicht einmal erschienen … Er hatte also völlig umsonst … „Kyrie!“, erklang plötzlich eine laute, übermäßig bekannte Stimme aus dem anderen Raum. Thierry drückte sich an der Frau mit dem goldenen Haar vorbei und stürmte auf sie zu, wobei er sie fest umarmte, ohne ihre Flügel zu bestätigen. „Du bist wieder da! Und, hast du die Prüfungen geschafft? Wenn du die Prüfungen hinbekommst, dann werden wir das Spiel heute gewinnen!“ Er wandte sich zu seinen Teamkameraden um. „Wer wird heute siegreich sein?“ „WIR werden heute siegreich sein!“, riefen alle synchron. Dann drehte er sich dem alten Mann zu und korrigierte ihn streng: „Mittwochs gibt es das beste Essen im Lichtcafé!“ Der Mann grinste schief. Erwartungsvoll schaute Thi zu ihr. Plötzlich fiel Kyrie auf, dass Thi dasselbe trug wie immer: eine Weste – diesmal in Weiß - und eine helle Hose. Auch er hatte sich eine Brosche an der Weste befestigt. Aber … es wirkte dennoch unspektakulär. „Na ja …“, begann sie, als Thierry sie wieder herunter ließ – was ein ziemlich großes Stück war, das sie vom Boden trennte … - und schaute Hilfe suchend zu Nathan. Sie konnte doch nicht noch jemanden anlügen! Eine Person pro Tag war genug! Mehr als genug! Nathan zuckte mit den Schultern. „Ich habe mich geirrt, sie hatte gar keine Prüfungen. Sie … sie war bloß so verpeilt, dass sie die Uhr falsch gestellt hatte! Sie ist dann einfach jeden Dienstag gekommen und hat sich gefragt, warum keiner von uns mehr aufgetaucht ist!“ Nathan klang wirklich, als würde er es völlig ernst meinen – und sie damit verspotten! Sein Grinsen erübrigte den Rest, denn plötzlich wurde die gesamte Kabine von Lachen erfüllt. Und Nathan warf ihr einen entschuldigenden Blick zu – aber auch wenn sie gerade jeder auslachte … sie war Nathan dankbar dafür, dass er für sie gelogen hatte. Thierry klopfte ihr auf die Schulter und grinste. „Ich bin froh, dass die Uhr wieder funktioniert! Du bist jetzt da – heute kann also gar nichts schief gehen! Nach dem Spiel reden wir noch, okay? Aber wir müssen uns jetzt noch fertig machen!“ Er lachte. „Danke, dass du vorbei gekommen bist! Das bedeutet mir sehr viel.“ „Uh“, machte der Rothaarige, „Thi hat sich da wohl jemanden angelacht!“ Dann flüsterte er der Weißhaarigen für alle hörbar zu: „Vorsichtig, sonst wird Nathan da noch eifersüchtig!“ Die Weißhaarige verdrehte genervt die Augen. Die blonde Frau lachte laut auf. „Lass dich nicht ärgern, Kyrie!“, schlug sie ihr vor, „Ignorier all die Leute hier lieber – sie haben wohl schon zu oft Kugeln auf die Flügel bekommen, als dass sie noch klar denken könnten!“ „Bist du hier jetzt die Liebesexpertin?“, wollte der Rothaarige wissen, dann deutete er mit überheblicher Miene auf sich. „Oder bin ich das?“ „Bis später dann, Leute!“, rief Nathan, „Wir werden uns einen Platz suchen, von dem aus wir euch so richtig anfeuern können!“ „Das war jetzt keine ernste Frage, oder?“, beantwortete der alte Mann die Frage des Rothaarigen. Dann winkte er Nathan noch zu. „Danke, wir werden nehmen, was wir können!“ „Bis dann“, verabschiedete sich Kyrie und flog dann mit Nathan nach draußen, wobei sie noch die gemurmelten „Bis später“ der anderen wahrnahm – und auch den darauf folgenden Streit über Liebesexperten. Sie fragte sich, ob sich das hier immer so abspielte. Es wirkte wie eine ziemlich lustige Bande. Eine ziemlich verrückte, lustige Bande. Als sie sich etwas von dem Raum entfernt hatten, sagte Nathan leise: „Keine Panik. Nicht jedes Team ist so irrwitzig seltsam.“ „Da bin ich aber froh …“, murmelte Kyrie amüsiert. Was diese Leute für Spekulationen anstellten … Aber dennoch – solche Menschen brauchte es. Es waren Leute, die Freude verbreiteten. „Das waren also die … Goldenen“, fügte sie dann noch hinzu. Sie verließen das Spielfeld und gingen die Tribünen nach oben. Plötzlich fühlte sie sich irgendwie von einer Lichtquelle angezogen. Als sie noch oben schaute, sah sie direkt in Licht hinein. Ein Mann mit dunklem, langem Haar stand oben beim Geländer, lehnte lässig darauf und begutachtete scheinbar gedankenverloren das Spielfeld. Er hatte ein starkes, kantiges Gesicht und einen beachtlichen Körperbau. Beinahe wie die Leute aus Thierrys Team. Und noch dazu … kam er ihr bekannt vor. Ein Gesicht, das sich ihr ins Gedächtnis gebrannt hatte … Wem gehörte es? Wem nur? „Oh, na sieh mal einer an!“, rief Nathan plötzlich grinsend aus, „Gula ist auch hier!“ Er nickte der Todsünde zu – und dieser nickte sogar zurück! Kyrie fühlte sich plötzlich total unbehaglich, zwischen zwei solchen Berühmtheiten zu stehen. Berühmtheiten … irgendwie wollte es einfach nicht in ihren Kopf, dass Nathan so gut wie eine Todsünde war! Dass er total wichtig und stark und … und bekannt war! „Das muss ich unbedingt Thi erzählen! Ich wette, er ist wegen ihm hier! Der Idiot schafft es vor Nervosität bestimmt noch, Gula zu übersehen!“, murmelte Nathan, „Ich bin gleich wieder da!“, versprach er dann laut und deutlich, wobei er sich sofort umwandte. „Nein, warte – bitte!“, rief Kyrie schnell aus, „Was … was soll ich ohne dich tun? Ich … Xenon …“ Sie hielt sich gerade noch davon ab, nach ihm zu greifen. Wieso ging er weg?! Plötzlich blieb Nathan wie angewurzelt stehen. Dann drehte er sich schnell wieder zu ihr um. Er wirkte geschockt. „Oh nein – das habe ich jetzt total … Ich meine – es tut mir leid!“ Er nahm ihre Hand. „Es tut mir leid! Ich … Ich war nur so erstaunt wegen Gula, dass ich meine Aufgabe …“ „Kyrie!“, ertönte von hinten plötzlich eine total überglückliche Stimme – und im nächsten Moment wurde sie bereits von einer überglücklichen Liana umarmt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)