Federschwingen von RhapsodosGenesis ================================================================================ Kyrie schaute auf die Uhr und wusste, dass ihre Eltern bald zurückkehren würden. Sie würden vermutlich wieder nicht bei Ray vorbeischauen. Und sie würden sie heute wohl wieder einer Befragung unterziehen. Am besten hielt sie sie damit ab, indem sie im Zimmer blieb und sich dann beim Treppensteigen helfen ließ. Sie hatte während des gesamten Morgens geübt, die Treppen auf und ab zu steigen, wobei sie darauf achten musste, ihre Beine richtig zu belasten und das Gleichgewicht auch ohne ihren linken Arm zu finden. Das gestaltete sich als relativ schwierig. Aber machbar. Und zeitaufwändig. Doch mittlerweile gelang es eigentlich ganz gut. Deshalb hatte sie sich noch einmal, ein letztes Mal für diesen Vormittag, quälend langsam nach oben begeben, um hier bleiben zu können und zu lernen. Sie hatte bereits einige Zeit in ihre Bücher investiert. So viele verschiedene Dinge, die einst geschehen sein hätten sollen, standen in diesen Unterlagen – doch langsam startete sie, an ihnen zu zweifeln. Viele hingen mit Gott in Verbindung. Jemand, der immer für sie da war – ja, er war da … Nur nicht ganz so nah, wie diese Schriften es vermuten ließen. Er schützte sie vor den feindlichen Dämonen, die auf schwache Menschen übergreifen wollten – oder auf Halbmenschliches … Nun – nur noch bis Sonntag. Dann konnte sie sich anderen Dingen widmen. Am Sonntag würde Kyrie nämlich ihren Vater bereits wieder zur Messe begleiten können. Weil er dabei war. Würde sie alleine hingehen wollen, hätte er es ihr vermutlich untersagt. Ihr Vater machte sich einfach nur zu viele Sorgen … Viel zu viele, als es ihm überhaupt selbst gut tat … Aber wie sollte sie ihn auch davon abhalten? Es war doch irgendwie gerechtfertigt, dass er sich so quälte – so ganz ohne Information! Er verstand immerhin nicht, was wirklich los war … konnte es doch nicht verstehen! Noch immer hatte er sich diese absurde Idee, dass Ray irgendwie darin verwickelt sein würde, nicht aus dem Kopf geschlagen … Sie wusste einfach nicht, was sie ihm noch sagen sollte – außer, dass Ray ganz bestimmt nicht der „unbekannte Angreifer“ gewesen war! Aber – sie konnte ihm doch nicht mehr erzählen! Es war eine Geschichte von Engeln … und für Engel. Nicht für ihren Vater, nicht für einen Menschen und schon gar nicht für einen Gläubigen! Für einen, der an das Gute glaubte, der an die guten Engel und Gottes ständige Gegenwart glaubte ... Sie versteifte sich beim Gedanken daran. Vor drei Wochen war sie noch genauso gewesen. Und in nur einer Nacht war ihr Horizont so grandios erweitert worden, dass … dass sie es so einfach akzeptiert hatte, dass alles, was sie bisher geglaubt hatte, teils eine absolute Lüge, andererseits aber auch die Wirklichkeit war … So kompliziert … Ihr Kopf schmerzte. Wie würde es da ihren Vater ergehen, der das Licht des Himmels nicht so kannte, wie sie es tat? … Getan … hatte … Getan hatte. Vergangenheit. Es gab kein Zurück. Und es waren keine menschlichen Angelegenheiten, die Xenon da klären hatte wollen. Dämonen … Sie erschauderte. Dämonen! Sie? Ein Dämon? Wie sollte sie das ihrem Vater bitte beibringen, wenn sie es noch nicht einmal schaffte, die theoretische Existenz von Dämonen anzusprechen! Wie?! Plötzlich ertönte ein ungewohntes Geräusch. Ihr Herz machte einen Satz. Schock … Dann realisierte sie, dass sie bloß das Telefon hörte. Sie verstand jetzt, weshalb ihre Mutter erleichtert über die telefonfreien Tage war. Kaum hatte man es eingeschaltet, klingelte es auch schon wieder … Aber … vermutlich wäre es doch ratsam, sich zu melden. Sonst machte sich womöglich noch jemand unnötig Sorgen … Sie erhob sich ächzend und startete langsam los. Nun – es würde auf die Geduld der Person ankommen. Sie hätte sich gerne beeilt, aber das lag nicht im Bereich des Möglichen. Hoffentlich hatte derjenige sich nur verwählt und würde seinen Fehler gleich von selbst bemerken. Kyrie schleppte sich zur Tür und stieß diese auf, dann machte sie sich den Gang entlang, wobei sie zweimal beinahe stolperte … und noch ehe sie die Treppen erreicht hatte, war es auch schon wieder vorbei. Das war dann wohl nichts … Zum Glück. Sie wartete für einen kurzen Moment – doch das Telefon begann nicht erneut zu klingeln. Dann drehte sie sich um, um wieder in ihr Zimmer zurückzukehren. Dann konnte sie ja weiter lernen. Oder Trübsal blasen. Was auch immer zuerst kam. „Es funktioniert wieder?“, freute sich Ray, „Entschuldigen Sie die erneute Störung … Aber Sie scheinen vergessen zu haben, dass ich angerufen habe? Würden Sie mich dieses Mal bitte zurückrufen? Ich mache mir Sorgen um Kyrie … Scheint meine Nummer bei Ihnen überhaupt auf?“ Er stockte kurz. „Moment – ich sage sie Ihnen gleich an.“ Er diktierte die Nummer langsam und deutlich. „Vielen Dank … Auf Wiederhören.“ Zumindest funktionierte das Gerät wieder. Ob sie einen kurzen Anschlussausfall gehabt hatten? Er war erleichtert, dass das Telefon endlich wieder seinen Zweck erfüllt hatte. Zum Glück hatte er nicht aufgehört, sich an die Hoffnung namens Nummer zu klammern. Das mit dem Auto konnte er immerhin nur durchziehen, wenn Ted ihm seinen Wagen und seine Zeit lieh. Und das war ihm in den letzten drei Tagen leider nicht gelungen. Und Mark und Ken waren beide so alt wie er und damit ohne Fahrberechtigung. Ein trauriges Detail. Genauso wie das, dass er schon wieder alleine auf dieser Mauer saß und sich darüber Gedanken machte, weshalb Kyrie nicht kam. Genauso wie gestern. Und vorgestern. Er hatte sie nun schon seit über einer Woche nicht mehr gesehen. Langsam musste man ihn für einen übergeschnappten Stalker halten! Was, wenn sie nie mehr wieder kommen würde? Wenn er den Rest seines Lebens alleine auf dieser Mauer verbringen würde, nur weil er auf jemanden wartete, der letzten Endes doch nie mehr zurückkehren würde? Aber was war, wenn sie zurückkehrte und er nicht da war? Dann wäre all die Zeit, die er hier gesessen und gehofft hatte, umsonst gewesen. Und sie wäre vermutlich enttäuscht. Außer es ging immer noch von ihr aus … Diese verfluchte Unsicherheit! Hoffentlich würde John zurückrufen. Der Mann musste doch vernünftig sein! Immerhin hatte er dieses Mal sogar seine Nummer hinterlassen … Er starrte sein Handy missmutig an. „Komm schon. Einmal musst du doch einen Sinn haben!“, keifte er es an. Dann steckte er es wieder ein und seufzte. … Er brauchte wirklich ganz dringend eine neue Beschäftigung. „Lege dich wieder hin“, sagte Magdalena fürsorglich, als sie Kyrie vom Stuhl aufhalf, „Du hast dich einfach überanstrengt. Bist du den ganzen Vormittag lang die Treppen auf und ab gegangen?“ Das entschuldigende Lächeln seiner Tochter bejahte die Vermutung eindeutig. John saß noch am noch nicht abgeräumten Esstisch. Eigentlich wollte er Kyrie heute wieder befragen. Aber sie war beim Essen eingeknickt und schon sehr blass erschienen … Hätten sie sie doch wieder ins Krankenhaus bringen sollen? Magdalena stützte Kyrie und verließ mit ihr die Küche. Die beiden Damen schafften das ohne ihn, hatten sie ihm versichert. Das würde er ja dann sehen … John seufzte. Seine Schüler waren sehr erleichtert gewesen, ihn wieder zurückzuhaben. Auch die Pfarren, an denen er abends und früh morgens predigte, schienen sehr erfreut über seine Rückkehr zu sein. Seine Kollegen hatten sich aufgrund seiner Abwesenheit bereits gesorgt – und als er ihnen erklärt hatte, dass seine Tochter einen Unfall gut überstanden hatte, schienen sie alle erleichtert. Vermutlich weil das bedeutete, dass sie nicht mehr für ihn einspringen mussten. Aber auch die Leute, denen er vorsprach, schienen wesentlich gespannter als sonst zugehört zu haben. Ob sie seine Anwesenheit vermisst hatten? Leider hatte er nach den Predigten keine Zeit für private Gespräch – sonst nahm er sich immer Zeit dazu, auf Einzelne einzugehen -, da er wegen Kyrie nach Hause wollte, um sie einerseits zu schützen und andererseits Magdalena zu entlasten. Diese war immerhin auch wieder voll im Berufsleben tätig. Er erhob sich, um die Teller zu stapeln und zur Spüle zu bringen – und auf dem Weg zu dieser erkannte er, dass etwas am Telefon blinkte. Er zog die Stirn kraus. Danach legte er die Teller ab und machte sich zum blinkenden Gerät auf. „Nachricht“, las er leise vor. Und dabei wunderte er sich, wer das Telefon wieder eingesteckt hatte. Nachdem er sich kurz versichert hatte, dass Kyrie und Magdalena nicht auf der Treppe waren, hörte er die Nachricht ab. Und fühlte sich bestätigt: Dieser Junge glaubte schon wieder, sich melden zu müssen! Was war er? Ein Stalker? Diesmal klang er weitaus selbstsicherer. Er lauschte den Worten von Ray, der sich diesmal gar nicht vorgestellt hatte, dafür aber kurz davor war, seine Nummer zu hinterlassen. John regte sich nicht, um die Nummer zu notieren. Hätte er zurückrufen wollen, so hätte es nur einer Taste bedurft. Doch er weigerte sich. Die Nachricht endete. „Wer war das?“, erklang plötzlich Magdalenas Stimme hinter ihm. Er schaute zu ihr. Wie lange hatte sie da gestanden? „Niemand Wichtiges“, antwortete John daraufhin. Seine Frau zog die Augenbrauen nach oben. „Was wollte er denn?“ John zuckte mit den Schultern. „Ich denke, er hat sich verwählt.“ Eine Lüge. Eiskalt hatte er seine Frau belogen … Was wurde nur aus ihm? Und das nur wegen diesem Ray … wegen dieser ungeklärten Sache … Es lastete schwer auf ihm. Alles. Aber er war so unsicher! Was verschwieg ihm Kyrie nur? Was? Was war in den letzten Wochen bloß geschehen, dass er seine ehrliche, offenherzige Tochter auf diese Weise verlieren musste? Sie hatte ihm doch immer alles gesagt, oder etwa nicht? Was veranlasste sie nur dazu, in dieser wirklich wichtigen Sache zu schweigen?! Aber er wollte nicht, dass seine Frau von diesen Anrufen erfuhr. Sie verstand es einfach nicht! Sie sah nicht hinter Kyries Fassade! Da war etwas mit diesem Jungen, das Kyrie ihnen nicht sagen wollte! Und womit sonst sollte es zu tun haben als mit diesem Übergriff?! Aber wenn er jetzt noch einmal den Stecker zog, so war es zu auffällig … Das Einzige, was er tun konnte, war, den Hörer nicht ganz aufzulegen … Aber das musste er dann morgens tun … Dann würde der Junge auch nicht an die Freisprechanlage kommen und Kyrie würde ihn nicht hören. Dann würde sie ihn vielleicht vergessen – oder gestehen, dass er etwas mit der Sache zu tun hatte. Oder ihm irgendetwas anvertrauen. … Warum musste ausgerechnet die eine Person, von der er ein Einzelgespräch erwartete, abblocken, wo alle anderen ihm hinterherliefen? „Ach so …“, murmelte sie dann, „Der arme Mann – dann wird er das ja nie erfahren … Rufst du ihn nicht zurück?“ Sie legte den Kopf schief und blinzelte ihm zu. War das ein auffälliges Blinzeln? Ahnte sie etwas? „Ich will nicht, dass in diesem Haushalt mit Fremden telefoniert wird“, murrte er griesgrämig und ging dann zur Spüle, „Heute wasche ich ab. Ruh du dich aus.“ Seine Frau sah ihn noch kurz irritiert an, bedankte sich dann aber und ging. Und er spülte, während er über seine Missetaten nachdachte … Konnte er es irgendjemanden beichten, um sich zumindest vor Gott rechtfertigen zu können? Außer im Gebet. Als Ray bei sich zuhause ankam, entdeckte er Kim, welche unruhig in der Küche hin und her ging. „Ray!“, rief sie erleichtert, als sie ihn eintreten sah. Sie kam sofort zu ihm. „Es tut mir leid – ich konnte gestern einfach nicht so lange warten und dann warst du plötzlich weg und- …“ Er unterbrach sie forsch: „Komm auf den Punkt.“ „Was ist herausgekommen? Beim Telefonat?“, fragte sie ehrlich besorgt. Ihre Stimme klang mitfühlend. Ihre Augen drückten Sorge aus. Er zuckte mit den Schultern. „Sie rufen nicht zurück“, antwortete er schlicht. Sie sollte nicht bemerken, wie nahe ihm dieser Umstand ging. „Ach so …“, gab sie dann – betrübt? - von sich. Er drückte sich an ihr vorbei in der Erwartung, dass sie sowieso gleich aufbrechen und ihn in Ruhe lassen würde. Aber wie sooft irrte er sich. „Warte“, bat sie dann schnell, wobei sie sich umdrehte und ihn am Ärmel festhielt. Er blieb stehen. Langsam drehte er sich dann zu ihr um und schaute ihr ins Gesicht, um herauszufinden, was ihr am Herzen lag. „Ich … Also … John Kingston predigt wieder …“, erzählte sie ihm leise, „Also habe ich angenommen, dass alles wieder in Ordnung sei …“ Sie stockte kurz. „Ich wollte ihn fragen, was es mit seinem Fernbleiben auf sich hatte … doch er war schnell wieder fort …“ Ray regte sich nicht. John Kingston. Also war in ihrer Familie wieder der Alltag eingekehrt? War alles wieder normal …? „Wann war die Predigt?“, wollte er leise wissen. Wenn sie heute Vormittag gewesen war … weshalb war Kyrie dann nicht erschienen? „Dienstag Abend“, lautete ihre Antwort, welche sie mit gequälter Stimme hervorstieß, als würde es sie selbst betreffen. Warum fühlte sie sich so in ihn hinein? Sie brauchte das doch nicht zu tun! Sie sollte … sie sollte … Was? Ihn die Treppe runterstoßen? Nein. Stopp. Das ging in die falsche Richtung! „Danke“, meinte er daraufhin tonlos, ohne Emotion in seiner Stimme mitschwingen zu lassen, und setzte sich wieder in Bewegung, um in die Küche zu gelangen – doch sie hielt ihn nach wie vor fest. Er versuchte, sich loszureißen, aber sein Arm war zu schwach. Er hasste das Gefühl. „Lass …“, wollte er gerade seine Freilassung fordern, doch sie unterbrach ihn. „Am Sonntagmorgen wird er wieder dort sein … Willst du am Sonntag …?“ Ihr Blick war fragend. Ihre Stimme klang verzweifelt – so, als wollte sie ihm unbedingt um jeden Preis helfen. Warum musste sie ihn festhalten? … Weil er abhauen würde. Aber … Sonntag … „Ich überlege es mir“, antwortete er schlicht, woraufhin sie ihn sofort los ließ. Er marschierte in die Küche. „Bis … dann“, verabschiedete sie sich noch, ohne ihm in die Küche zu folgen. Er hörte nur ihre Absätze, die bei jedem Schritt ein Klicken von sich gaben, und dann die Tür, die sie zuschlug. Draußen wurde ein Auto gestartet. Am Sonntag gab es also eine Messe, auf der John Kingston sein würde? Eine … heilige Messe? Dann würde er dem Mann aus dem Auto also endlich in der Realität begegnen? Seine Predigten hören? Ein … Gotteshaus betreten? Wollte er das wirklich? Wollte er in Kyries Reich eintreten und sich dort einen Platz erschwindeln, obwohl ihm nichts an all dem Gerede lag? Bloß an ihr? Konnte er das tun … oder war das falsch? Wenn es um Gott ging, so musste er oftmals an seine Mutter denken. An seine Kindheit. Zusammen waren sie sehr oft zur Kirche gegangen. Seine Mutter hatte immer für die Gesundheit und das Glück ihrer Kinder gebetet und auch gehofft, dass irgendwann alles besser würde … Was ihr ihre Gebete gebracht hatten, sah man ja am Ergebnis. Nichts war besser. Und glücklich war er auch nicht. Konnte nicht glücklich sein. Wollte nicht glücklich sein. Wenn er glücklich war, dann würde er sich seiner Mutter gegenüber schlecht fühlen. Warum hatte es sie so hart erwischt und er … Er jammerte wegen eines Armes der noch Restbeschwerden aufwies … Einfach ein peinliches Verhalten … Aber dennoch … diesen Gott gab es nicht. Höchstens, dass er wirklich nur gegen diese Dämonen kämpfte, wie Kyrie es behauptete, auch wenn er diese Version wirklich nur von ihr kannte. Doch war es nicht die Aufgabe eines Gottes, sich um die Beschwerden der Menschen zu kümmern? War er nicht dafür geschaffen, ihnen zu helfen, sodass sie im Gegenzug dafür an ihn glauben konnten? Wieso sollte jemand an ihn glauben, wenn es sowieso nichts brachte. Wenn man … letzten Endes doch verletzter war als zuvor. Und wieder einmal fragte er sich, weshalb sich Kyrie so zur Theologie hingezogen fühlte. Natürlich – sie war aufgrund ihres Vaters vorbelastet, aber was genau brachte es ihr, an diese mysteriöse Gestalt zu glauben? Immerhin unterschied sie sich … in direkter Weise kaum von anderen. Natürlich war sie auf diese spezielle Weise einfach seine Mauerfreundin, die er nicht verlieren wollte, aber … dennoch … Er würde es nicht verstehen. Er ging zur Mikrowelle und setzte diese in Gang, um das Essen zu wärmen, welches Kim noch immer – liebevoll? - für ihn zubereitete. Sie würde das vermutlich niemals lassen … Dabei dachte er an Ted, welcher niemals solch ein Essen bekam … Doch es kam von Kim. Wie sollte er es da schätzen? Immerhin war es Kim und Kim … wollte ihm helfen. Sein Blick wanderte wieder zur Mikrowelle. Was hatte Gott dann überhaupt zu dieser Mikrowelle beigetragen? Was tat er eigentlich? Es war ja nicht einmal bewiesen, dass er sie wirklich alle erschaffen hatte. Und wenn doch – weshalb hatte er ihnen allen dann das Leid mitgegeben? Oder das Böse …? War das alles auf die Dämonen zu schieben? Beinahe musste er laut auflachen. Weshalb machte er sich eigentlich darüber Gedanken? Wollte er sich jetzt Gründe suchen, weshalb er am Sonntag in die Kirche gehen sollte? Um herauszufinden, ob er dazu bereit war, eines dieser Gebäude wieder zu betreten? Er brannte schon sehr darauf, John zu treffen und ihn zur Rede zu stellen. Ihn zu fragen, wo Kyrie war – oder vielmehr ihn anzuflehen, ihm diese Frage zu beantworten. Ja, sehr wahrscheinlich würde es in einem verfluchten Flehen enden, weil er keine Ahnung hatte, was er sonst noch tun konnte! Aber … würde er es wirklich tun können? All die Jahre, die er sie gemieden hatte, diese Häuser … Würde er all die Zeit aufs Spiel setzen, nur um vielleicht auf John zu treffen? Wenn er genauso schnell wieder verschwinden würde wie am Dienstag …? Wenn er sich dann umsonst diese ganze Predigt antun würde? War John es wert? … Das war die relative Frage. Aber … eines wusste er: Kyrie war es wert. Er seufzte lautstark. Was war eigentlich los mit ihm? Er wurde hier noch verrückt! Das war bestimmt das Klima. Ganz bestimmt. Er betätigte die Mikrowelle. Und der Hunger. … Aber er würde etwas über Kyrie herausfinden. Und wenn er sich dafür an Johns Wagen klammern musste. Er würde es tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)