Unsure and annoyed von abgemeldet (Yohji x Brad) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Unsure and annoyed Teil: 1/? Autorin: Sliver Pairing: ? (Na gut, ich habe da schon ein oder zwei Pairings im Visier. Aber so einfach muss ich es euch ja auch nicht machen.) Warnung. OOC, ? Rating: ? (Aber vermutlich wird es nicht mehr als PG-14. Vielleicht. Kann sein. Muss nicht. Könnte aber.) Kommentar: Ich habe bisher nur dieses eine, nicht einmal groß überarbeitete Kapitel, eine Handvoll unzusammenhängender Ideen und einen vagen Handlungsverlauf. Wenn das Feedback darauf positiv ist, versuche ich, mir eine anständige Geschichte aus den Fingern zu saugen. Auf einen richtigen Plot muss man, glaube ich, jedoch nicht warten. Oder vielleicht doch. _betont_ ~Brads Visionen von der Zukunft~ °~~~~°~~~~° "Das kriegen wir schon gedeichselt, wirst sehen." "Ungewöhnlich ist es ja schon." "Quatsch. Das geschieht täglich. Die Umstände sind andere, aber ansonsten ist es überall das Selbe." "Wenn du meinst." "Also abgemacht?" "Abgemacht." Die beiden Gestalten hoben zum Abschied die Hand und gingen dann in verschiedene Richtungen. -------------------------------------------------------- Brad Crawford ordnete sich rechts ein um abzubiegen, während er darüber nachdachte, warum genau der heutige Tag so furchtbar war. Punkt Nummer eins: Er war übermüdet, weil Schuldigs Gestöhn ihn die ganze Nacht wachgehalten hatte. Er hatte zwar keine Ahnung, an wen Schuldig gedacht hatte, aber es musste ja ein ganz heißer Feger sein, wenn Schuldig sich am laufenden Band einen runterholte. Schön für Schuldig, schlecht für Crawford, der eigentlich gerne mal geschlafen hätte. Punkt Nummer zwei: Kein Kaffee am morgen. Nicht geschlafen, und dann kein Koffein, um ihn wenigstens die ersten Stunden fit zu halten. Dazu kam noch Nagis überhebliche Miene, als der junge Japaner Brad den letzten Rest Kaffee vor der Nase wegtrank. Der Amerikaner machte eine mentale Notiz, den frechen Kerl bitter dafür büßen zu lassen. Außerdem nahm er sich vor, ab jetzt wieder in seiner eigenen Wohnung zu schlafen, deren Adresse die anderen von Schwarz nicht kannten. Es war zwar unpraktisch was die Koordinierung ihrer Aufträge betraf, wenn er nicht mit seinem Team zusammen war, aber ein paar Wochen lang würde es schon gehen. Punkt Nummer drei: Ein völlig nutzloses Meeting mit Leuten von SZ, nur angesetzt, um ihre Stagnation zu bekakeln und Schwarz die Schuld für ihr schlechtes Vorankommen in die Schuhe zu schieben. Die letzten paar Stunden hatte Crawford damit verbracht, ruhig und beherrscht Leute so zu beleidigen, dass sie es nicht merkten und ihnen höflich zu erklären, dass wohl eher sie und ihre völlige Unfähigkeit für etwaige Fehler verantwortlich zu machen wären und dass keine Schuld bei Schwarz läge. Gegen Ende des Meetings hätte er gerne den Kopf des Vorsitzenden in eine Schraubzwinge geklemmt, aber das lag in diesem Moment leider nicht in seiner Macht. ~ Ein weißes Auto kommt von links~ Brad konnte gerade noch rechtzeitig auf die Bremse treten, sonst hätte wohl niemand den Unfall überlebt. Durch den Aufprall groggy und genervt (Punkt Nummer vier: Autounfall, und selbst dran schuld) stieg er aus dem Auto, um nachzusehen, ob jemand verletzt wurde. Anscheinend nicht, denn als sich die Tür des weißen Wagens öffnete, hörte er eine ihm irgendwie bekannte Stimme farbenfroh fluchen. "Scheiße, Aya bringt mich um!" Punkt Nummer fünf: Beteiligte Partei bei dem Unfall: Yohji Kudou. ------------------------------------------------------------------------- "Echt, wie kann man nur so dämlich sein!", regte Yohji sich auf. Brad hob eine Augenbraue leicht an, was soviel hieß, wie dass er Yohji gleich mit einem Schraubenzieher erstechen würde, wenn er nicht endlich die Klappe hielt. Leider kannte jener diese subtilen Zeichen nicht und zeterte weiter. Crawford und Yohji hatten es geschafft, sich nicht auf offener Straße an die Gurgel zu gehen. Irgendwie hatten sie es auch auf die Reihe gekriegt, zu einer Werkstatt zu gelangen, damit dort der Schaden begutachtet werden konnte. Beide waren nämlich nicht besonders scharf darauf gewesen, die Polizei zu dem Unfall hinzuzuholen, und Crawford war sowieso schon dermaßen mit dem Nerven am Ende, dass ihm alles recht war, solange er nur endlich nach Hause kam. Ein seltsames Unbehagen machte sich in ihm breit. ,Und jetzt bekomme ich auch noch Hunger. Was für ein Tag.', dachte er. Er hätte sich dafür ohrfeigen können, dass er Yohji die Vorfahrt genommen hatte. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass nur seine Gabe ihn vor einem viel zu frühen und viel zu sinnlosen Tod gerettet hatte. Er hatte aber auch doppeltes Pech: Nicht genug, dass er ausgerechnet Kudou angefahren hatte, nein, dieser war auch noch Fujimiyas Wagen gefahren, weil sein eigener in der Werkstatt war und er dringend für einen Auftrag weiter außerhalb ein Auto gebraucht hatte. Unter Androhung aller möglicher Strafen hatte Aya Yohji sein Auto, sein geheiligtes Auto, das direkt, wenn auch nur wenig, nach seiner Schwester rangierte, gegeben. Er hatte es sicher durch den Auftrag geschafft, und auf dem Heimweg, wenige Blocks von seinem Haus entfernt, musste Crawford ihn anfahren. Dies alles hatte Yohji Brad erzählt, als sie wohl oder übel ihr Kriegsbeil begraben mussten und gemeinsam zur nächstgelegenen Werkstatt trotteten (wobei Crawford niemals ,trotten' würde. Er ging.) Schließlich musste er vor ihm kein Blatt vor den Mund nehmen, Crawford war auch nur ein Killer. Dabei hatte sich Yohji regelrecht als angenehme Gesellschaft erwiesen. Doch jetzt ging ihm der Brünette gewaltig auf die Nerven. Die Leute von der Werkstatt hatten ihnen gleich am Anfang zu bedeuten gegeben, dass der Porsche fast schon nicht mehr zu retten war (das hatte Crawford bereits gewusst) und jetzt führte Yohji sich auf, als sollte er bei lebendigem Leibe gebraten werden. Er wurde regelrecht hysterisch. "Ich kann nicht nach Hause! Aya killt mich! Er wird mich die ganze Zeit wegen seines Autos belästigen... Er wird mir keine Lüge glauben..." So und so ähnlich brabbelte er schon die ganze Zeit vor sich hin und raufte sich das Haar. Verzweifelt wandte er sich an Crawford. "Du musst mich irgendwo anders unterbringen." "Ich? Sicher nicht.", meinte dieser trocken. "Sicher doch! Du bist daran schuld, dass Ayas Porsche Schrott ist, du hast _mich_ angefahren, du Möchtegern-Hellseher. Meine Misere ist allein deine Schuld, also übernimm auch die Verantwortung!" "Geh doch in ein Hotel." "Ja, sicher. Erst fährst du mich fast über den Haufen, dann muss Ayas Wagen repariert werden, was eine Heidensumme kosten wird, und jetzt soll ich auch noch die Kohle für ein Hotelzimmer locker machen. Bin ich Krösus, oder was?" Brad verdrehte die Augen. "Ich zahl es dir." Er wollte den nervigen Japaner loswerden. "Nee, ich will nicht in ein Hotel, ich bin ungern dort. Ich mag Hotels nicht. Denk dir was anderes aus." Brad stampfte innerlich mit dem Fuß auf. Stellte der Herr auch noch Ansprüche! "Was soll das?? GEH in ein HOTEL!!" Yohji druckste herum. "Ich... kann nicht. Ich habe..." Der Rest des Satzes wurde so leise gesprochen, dass Brad es nicht verstand. "Wie bitte?" "...." Langsam aber sicher ging ihm Yohjis Verhalten auf die Nerven. Nein. Revision. Yohji ging ihm immer _mehr_ auf die Nerven. "Ich habe es nicht verstanden, du hast zu leise gesprochen. Reiß dich mal zusammen." "Es geht dich nichts an. Du musst nicht wissen, warum ich nicht in ein Hotel will. Ich gehe einfach nicht und basta." "Dann schlaf doch auf der Straße.", entgegnete Brad ungerührt. "Ich... okay... oh Mann, wie peinlich... Ich habe Angst vor Putzfrauen." Yohji blinzelte Brad verstohlen an. Dieser sah ihn an wie eine Kuh wenn es donnert, dann fing er haltlos an zu kichern, etwas, was er schon seit langem nicht mehr getan hatte. "Was??? Du hast was??" Crawford kriegte sich fast nicht mehr ein. Verärgert und verunsichert versuchte der Japaner zu erklären. "Als Kind war ich mal mit meinen Eltern im Hotel. Und die Putzfrauen dort... also, das waren wahre Teufel. Die haben... Nein, zwing mich nicht es auszusprechen. Es ist zu grausam." Brad blickte Yohji immer noch ungläubig an. ,Wenn das alles solche Memmen sind, ist es ein Wunder, dass sie sich in dem Job so lange gehalten haben!', dachte er, immer noch leise lachend. Das war total unglaublich. "Davon habe ich ja noch nie gehört. Eine Putzfrauentrauma, was? Eine Putzfrauenphobie!" Hämisch lachte er. "Das ist überhaupt nicht witzig!", ereiferte sich der Jüngere, "Wenn du das durchgemacht hättest, was ich erleiden musste, würdest du jetzt nicht lachen!" Langsam beruhigte der Amerikaner sich wieder. "Also kein Hotel. Weil du", scheeler Seitenblick zu Yohji, "Angst vor Putzfrauen hast. A-ha. Und was dann?" "Lass mich bei dir wohnen!" Crawford starrte sein Gegenüber an, das ihn breit angrinste. Dann fing er wieder an zu lachen. Das zweite Mal in wenigen Minuten. Vermutlich wurde er wahnsinnig. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte (ein kräftiger Tritt ans Schienbein half dabei Wunder) sagte er: "Wie stellst du dir das vor? Mal ganz abgesehen davon, dass ich nicht einmal für Geld in deiner Nähe bleiben würde, geschweige denn dich in meiner Wohnung schlafen ließe, scheinst du Genie zu vergessen, dass wir Feinde bis aufs Blut sind. Ich hätte dich schon längst töten sollen, gleich nachdem du aus dem Auto stiegst hätte ich zurücksetzen und die überfahren sollen." Brad konnte dieses Ausmaß an Dummheit gar nicht fassen. Ob ihn seine oder Yohjis Dummheit verwunderte, war ihm allerdings selbst nicht klar. "Hast du aber nicht.", stellte Yohji fest. Crawford zuckte mit den Schultern. "Temporäre geistige Umnachtung." "Pah! Gib es zu, du magst mich.", sagte Yohji voller Überzeugung und legte einen Arm um die Schultern des Amerikaners. Dieser musste sich beherrschen, um ihn nicht hier in der Werkstatt und vor Zeugen totzuschlagen und entwand sich Yohjis Griff. "Fass mich nicht an. Mein Gott, ich muss eine Gehirnerschütterung haben oder Schlimmeres, aber okay, du Nervensäge kannst bei mir wohnen. Aber nur, bis das Auto repariert ist!" "Danke.", erwiderte Yohji. Brad grummelte innerlich. ,Wenigstens ein Hauch von Manieren. Wie erbaulich.' Die beiden standen noch etwas in der Werkstatt und warten auf das endgültige Urteil der Mechaniker. Das ließ dem Amerikaner Zeit, sich seinen neuen Mitbewohner etwas genauer anzuschauen. Wenn er nicht gerade zeterte wie ein altes Weib fand Brad ihn gar nicht so unausstehlich. Eher sogar ziemlich amüsant und hübsch. ,Und gepflegt. Immerhin gepflegt.', dachte Crawford fast schon dankbar. Er hielt Yohji allerdings nicht gerade für den Allerschlausten, schließlich hatten Schwarz Weiß schon oft ziemlich fertiggemacht, wobei sich Yohji nicht gerade positiv hervorgetan hatte. Seine Gedanken schweiften zu dem Gespräch von gerade eben zurück. Irgendetwas hatte da nicht gestimmt... Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. "Hey, _ich_ zahle doch für die Reparatur!", ließ er sich plötzlich vernehmen. Yohji grinste nur und widmete sich auf einmal sehr interessiert ein paar Schrauben. So dumm war er wohl doch nicht. ,Hinterhältiger Bastard!' -TBC- °~~~~°~~~~° Ciao, Sliver Kapitel 2: ----------- Titel: Unsure and annoyed Teil: 2/? Autorin: Sliver Pairing: Eines ist ja schon klar (Brad/Yohji x Yohji/Brad). Aber gibt es eventuell noch ein zweites? Lasst euch überraschen... Rating: PG-14. Glaub ich. Ich habe da allerdings eine Lemon-Szene im Kopf... Traue mich bloß nicht, sie zu schreiben. *drop* Warnung: OOC Kommentar: Vielleicht nehme ich Drogen und weiß es gar nicht? Wäre eine mögliche Erklärung für meine derzeitige Verblödung... ,denken' _betont_ ~Brads Visionen von der Zukunft~ °~~~~°~~~~° Um Haltung bemüht betrat Crawford sein Appartement und hieß Yohji einzutreten. Er konnte es immer noch nicht ganz fassen. Drei Wochen... Drei geschlagene Wochen, 21 Tage, 504 Stunden, wahrscheinlich sogar mehr. Drei Wochen würde es dauern, bis der Porsche repariert wäre. Drei Wochen lang hätte er Yohji am Hals. Zumindest sah so der Plan aus. Ob Brad sich daran halten würde, stand auf einem anderen Blatt. Schließlich konnte er Yohji immer noch umbringen, das sollte er eigentlich tun. Es war logisch, es wurde von ihm erwartet. Aber er hatte keine Lust. Der Tag war sowieso schon schlimm genug gewesen. Er wollte sich jetzt nicht auch noch einen Kampf oder auch nur einen schnellen Mord aufhalsen. Er wollte sich nicht seine Laune total versauen und seinen Teppich ruinieren. Und dann würde er sich auch noch um die Leiche kümmern müssen. Das war jetzt so ziemlich das Letzte, was er jetzt brauchte. Crawford wollte eigentlich nur etwas essen und dann ein heißes Bad nehmen. Oh ja, ein heißes Bad klang gut. Außerdem war sein einziger Grund, Yohji umzubringen, der, dass SZ es so wollte. Nur Pech, dass ihn derzeit die Wünsche SZs nur marginal interessierten. Das heutige Meeting hatte ihm recht deutlich vor Augen geführt, dass ihm die Ziele und Methoden der Organisation egal waren, ja dass sie ihn regelrecht abstießen. So einen Haufen inkompetenter Idioten, die nicht mal von 12 bis Mittag dachten, hatte er noch nicht gesehen. Er empfand es regelrecht als Beleidigung, für solche Leute zu arbeiten. Nein, Brad würde heute keinen Finger mehr für die Organisation krumm machen. Er war ein sehr gewissenhafter Angestellter, arbeitete immer in der eingeplanten Zeit. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Und keine Sekunde länger. Feierabend! Erschöpft riss er sich die Krawatte vom Hals und stapfte in die Küche, in der Hoffnung, endlich einen ruhigen Abend genießen zu können. Zu seinem Verdruss folgte ihm Yohji jedoch und lehnte in den Türrahmen, die Arme verschränkt, und beobachtete seinen Gastgeber. "Hast du nichts anderes zu tun als mich anzuglotzen?", fragte Crawford schnippisch, während er im Kühlschrank herumsuchte. "Nö.", gab Yohji eloquent zur Antwort und starrte weiter auf Brad. "Wenn du Hunger hast, keine Sorge, ich koche auch für dich." Der gierige Blick in den Augen des Japaners war für ihn nicht anders zu deuten. "Lass mich dir helfen.", bot dieser an und machte einen Schritt auf Brad zu. ~Yohji verschüttet das kochende Wasser, taumelt nach hinten und wirft den Nudeltopf vom Tisch.~ "Das lässt du schön bleiben.", sagte Crawford schnell und packte einen protestierenden Yohji am Handgelenk, um ihn aus der Küche zu ziehen. Die Uhr, die er unter seinen Fingern spürte, erinnerte ihn an etwas. Er schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn ob seiner heute vorherrschenden Blödheit und stellte sich, als sie im Wohnzimmer angekommen waren, vor Yohji. "Mach die Beine breit.", forderte Brad sein Gegenüber auf und wartete mit verschränkten Armen darauf, dass ihm Folge geleistet wurde. Doch Yohji guckte ihn nur ungläubig an. "Ähm... Hast du irgendwas vor von dem ich wissen sollte, Crawford? Ich weiß ja, dass ich ein leckeres Kerlchen bin, aber das du gleich _so_ rangehen würdest hätte ich nicht von dir gedacht." ,Wovon zur Hölle redet der eigentlich... Oh.' Die plötzlich aufkommende leichte Röte überspielte er geschickt mit einem Blick, der auch dem dümmsten Bauer anzeigte, dass jetzt Maulhalten angesagt war, und ging auf Yohji zu. "Ich bitte dich. Ich habe es nicht so mit Dingen, die durch tausend Hände gegangen sind. Wer weiß was du für Krankheiten hast. Ich will dich bloß abtasten.", entgegnete er herablassend und machte sich daran, den Weiß auf Waffen hin zu untersuchen. "Autsch. Das trifft mich tief.", sagte Yohji, nicht im Mindesten beleidigt klingend. Er schien den Wortwechsel zu genießen. "Sollte es auch." Brad ließ sich von seinem Gegenüber die Uhr mit den Drähten geben und ging dann in die Knie, um auch Yohjis Beine abtasten zu können. Dadurch war sein Gesicht zwangsläufig auf der Höhe von Yohjis Schritt, was er aber ignorierte. Er rechnete sich aus, dass dieser bloß wieder blöde und völlig aus der Luft gegriffene Witze und Behauptungen machen würde, und das war ihm jetzt wirklich zu viel. "Meiner größten und gefährlichsten Waffe schenkst du ja gar keine Beachtung.", meinte der Japaner verschmitzt. "Es ist ein rechtes Monster." Verwundert darüber, dass Yohji einfach so auf seine Waffe hinwies, schaute der Amerikaner aus seiner hockenden Position auf. Seinem Blick begegnete ein schelmisches Lächeln. "Dabei hast du es direkt auf Augenhöhe." Brad schaltete nicht schnell genug und schaute geradeaus - direkt auf den Reißverschluss von Yohjis Jeans. Er schaute wieder nach oben und hob eine Augenbraue skeptisch an. "Findest du sowas wirklich witzig? Bemitleidenswert.", meinte er geringschätzig und konzentrierte sich dann wieder auf seine Arbeit. Yohji focht das jedoch nicht an. "So scharf, dass er hinter Gitter muss!", grölte er schon fast und lachte dann. Crawford war wieder aufgestanden und blickte sein Gegenüber scheel an. "Na das kann ja heiter werden. Bist du immer so drauf? Wenn ja, solltest du dich nicht darauf gefasst machen, dass ich dich einfach für deine Albernheit töte. Ich werde dich langsam zu Tode _quälen_." Er warf Yohji, der ihm fröhlich zuzwinkerte und nicht einen Pfifferling auf Brads Drohung gab, einen Blick zu, der deutlich fragte, ob er nicht doch besser eine Zwangsjacke für seinen Gast besorgen sollte, dann drehte er sich um und ging wieder in die Küche. Erst dort erlaubte er sich ein Lächeln. Yohjis Art war zwar schwierig, aber irgendwie auch amüsant. Nicht wie Nagis pubertäres Verhalten, manchmal rotzig, manchmal depressiv, immer nervig. Nicht wie Schuldigs abseitige Art. Von Farfarellos Wahnsinn gar nicht zu sprechen. Und er war schon gar nicht so wie die spinnerten, grenzdebilen SZ-Fritzen. Man hätte Brad Crawford vermutlich erst mit einer stumpfen Gabel die Eier abreißen und ihn mit den Zehen an die Decke nageln müssen, bevor er es zugegeben hätte, aber irgendwie fing er an, Yohji zu mögen. ,Ich sage doch, ich werde wahnsinnig.' Brad schüttelte den Kopf und machte sich daran, Wasser für die Nudeln aufzusetzen. --------------------------------------------------- Das Abendessen war in löblicher Stille, nur durch etwas höfliche Konversation unterbrochen, vergangen. Yohji hatte irgendwo seine Manieren ausgegraben und sich wie ein guter Gast benommen. Er war sogar ohne zu Murren zum Rauchen auf den Balkon gegangen. All das ging Brad durch den Kopf, als er sich mit geschlossenen Augen in der Badewanne rekelte. Im Hintergrund spielte leise Bach, in der Hand hielt er ein Glas guten Rotweins. Auf einer Ablage stand eine Schachtel Pralinen. Was konnte man mehr wollen. Doch Crawford verbrachte nicht viel Zeit mit rumdösen. Es gab Wichtigeres, das seine Aufmerksamkeit verlangte. SZ. Gedankenverloren nahm er einen Schluck eines wirklich ausgezeichneten und nicht zu teuren Weines aus Kalifornien und lehnte sich zurück. SZ hatte sich wirklich zu einem Problem entwickelt. Mit jedem Tag wurden seine Bedenken hinsichtlich der Organisation größer. Die Ziele, die sie verfolgte, waren nicht mehr seine Ziele. Die Methoden, die sie anwandte, waren nicht mehr seine Methoden. Brad machte seine Arbeit so wie immer, und er machte sie gut, aber er fragte sich immer öfter, wozu er das alles tat. Er klopfte sich mit dem Zeigefinger auf die Lippen. Die Frage war: Waren seine Bedenken groß genug, um daraus die Konsequenzen zu ziehen? Brad musste auch die Situation seiner Teammitglieder bedenken. Waren sie gewillt, SZ zu erledigen? Wollte er das überhaupt? Unwillkürlich musste Crawford an das Meeting von heute mittag denken und stöhnte genervt auf. Oh ja, solche Schwachköpfe verdienten jedes Schicksal, das ihnen zustieß. Leute, die es nicht einmal schafften, den Widerstand vereinzelter, versprengter Gegner zu brechen. In dem Meeting wurde ein Großteil von Brads Zeit durch das Gejammer eines Offiziellen aufgefressen, der sich darüber beklagte, dass irgend jemand aus der Organisation (Brad war zu diesem Zeitpunkt viel zu sehr damit beschäftigt, sich vorzustellen, wie er dem Vorsitzenden jeden Nagel einzeln ausriss, als das er auf solche belanglosen Kleinigkeiten wie Namen achtgegeben hätte) einen Journalisten (auch seinen Namen hatte Brad nicht mitbekommen, er malte sich gerade aus, wie er den Kopf des Redners immer und immer wieder auf die Tischplatte haute, bis das Blut nur so spritzte), der dabei war, in den internen Angelegenheiten SZs herumzustöbern und jede Menge unangenehme Dinge herausgefunden hatte, auf so dilettantische Weise umgebracht hatte, dass man genauso gut gleich eine Schnur von der Leiche bis zum Hauptquartier von SZ hätte ziehen können, an der die Polizei nur hätte entlang gehen müssen, um die Auftraggeber zu finden. Wenn nicht so viele hochrangige Polizisten auf SZs Gehaltsliste gestanden hätten, säße jetzt die gesamte Bagage hinter Gittern. Crawford erschauderte bei dem Gedanken. Der Mord an dem Journalisten kümmerte ihn wenig, noch weniger interessierte es ihn, ob SZ zerschlagen würde oder nicht, es zählte für ihn nur, dass im Zuge etwaiger Ermittlungen gegen die Organisation wohl oder übel auch Schwarz in den Polizeiakten aufgetaucht wäre. Die Unfähigkeit dieser Leute hatte sein Team in Gefahr gebracht! Der Amerikaner hätte mit den Zähnen geknirscht, wenn das dem Genuss der Praline, die er sich gerade im Mund zergehen ließ, nicht abträglich gewesen wäre. Sein Entschluss war gefasst. Schwarz würde sich von SZ abnabeln. Wahrscheinlich bedeutete das, dass sie die Köpfe und die hohen Angestellten von SZ alle töten mussten. Brad zuckte mit den Schultern. Nicht sein Problem. ------------------------------------------------------ Die beiden Männer saßen, wie schon das letzte Mal, in einer ruhigen Ecke in einer kleinen Bar in Shinjuku. Der eine schwenkte gedankenverloren sein Glas herum und beobachtete die scharf riechende Flüssigkeit, die sich darin befand. Viel war nicht mehr drin. Der andere musterte sein Gegenüber eingehend, sog dann die Olive von ihrem Plastikspieß und fragte mit vollem Mund: "Und, wie läuft's?" Der Angesprochene sah nicht auf, sondern zuckte nur mit den Schultern. "Sag du's mir. Ach, und hättest du dir keine weniger spektakuläre Art, ein Treffen zu arrangieren, ausdenken können? Das sah verdammt knapp aus." Der Mann mit der Olive im Mund wischte den Einwand beiseite. "Stell dich nicht so an. Es ist doch alles gut gelaufen, du bist da, wo du sein wolltest. Also jammere mich ja nicht voll. Was ihn angeht: Ich kann es zur Zeit schlecht beurteilen, schließlich hat er gerade andere Dinge um die Ohren." "Schon klar. Ich tue jedenfalls was ich kann, um unseren ,furchtlosen Anführer' von euch fernzuhalten, bis er sich entschieden hat." "Furchtlos und sexy", verbesserte ihn der andere. Daraufhin verdrehte der Angesprochene die Augen. Sein Gegenüber lachte. -TBC- °~~~~°~~~~° Kapitel 3: ----------- Titel: Unsure and annoyed Teil: 3/? Autorin: Sliver Email: sliver-sama@web.de Rating: PG-14 Warnung: OOC Pairing: Es wird immer klarer. Kommentar: Eigentlich wollte ich ja nichts mehr schreiben, bis ich das mündliche Abi hinter mich gebracht habe, doch eine Begegnung der dritten Art zwang mich, weiterzuschreiben. Kennt ihr MTV meet? Da kann man per SMS Nachrichten auf dem Bildschirm bringen lassen. Und dort stand doch echt "YAOI FOREVER". Mich hat's vom Stuhl gehauen! Ich ziehe meinen Hut vor dem Sender dieser SMS! _betont_ °~~~~°~~~~° "Freut mich, dass ihr alle so _pünktlich_ gekommen seid.", begann Crawford mit einem ungeduldigen Blick zu Schuldig, der gerade zur Tür hereingetorkelt kam, "Dann können wir das Meeting ja beginnen. Wichtig genug ist es ja." Er wartete demonstrativ ab, bis der Mann mit den langen roten Haaren sich gesetzt hatte, dann fuhr er fort: "Ich will gleich zum Punkt kommen, bevor Schuldig uns unter den Tisch rutscht: Ich habe dieses Treffen einberufen, um mit euch einige Dinge bezüglich SZ zu besprechen." Brad schob seine Brille hoch. "In letzter Zeit sind den Leuten von SZ jede Menge schwerer Fehler unterlaufen. Fehler, die einfach nicht hätten passieren dürfen. Wie ich einem Gespräch mit Nagi", er nickte dem Jüngeren zu, der kurz aufblickte, "entnommen habe, ist das nicht nur mir aufgefallen. Nun, wir sind zwar dieser Organisation verpflichtet, aber ich wüsste nicht, wann wir uns an irgendetwas gebunden hätten, was unser Ruin hätte werden können. Meines Erachtens sind wir nun genau an diesem Punkt angelangt. SZ besteht aus völligen Stümpern, die nicht nur sich selbst, sondern vor allen Dingen uns in Gefahr bringen, entdeckt zu werden. Das kann ich nicht zulassen. Unsere vordringlichste Priorität muss es sein, uns selbst zu schützen. Ich gehe davon aus, dass es nicht euer innigster Wunsch ist, den Rest eures Lebens die Spinnen an der Zellenwand zu zählen. Deshalb mein Vorschlag, um uns aus dieser misslichen Lage zu befreien:..." Er machte eine Kunstpause, um den Effekt seiner nächsten Worte zu erhöhen, und ließ seinen Blick über seine Teammitglieder streifen. Da waren Nagi, der ihm mit gesenktem Kopf zuhörte, Farfarello, der, für seine Verhältnisse sehr interessiert, ein Messer immer wieder in einen Styroporklotz steckte, was ein ohrenbetäubendes Quietschen verursachte, und... Schuldig, der mit geschlossenen Augen auf dem Tisch hing, während ihm der Sabber aus dem Mund lief. Der Amerikaner verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte Schuldig mit einem abwartenden Blick. Dann schlug er mit der flachen Hand kräftig auf den Tisch, was Schuldigs Ohr, das auf eben jenem Tisch lag, gar nicht gut tat. Erschrocken schaffte es der Rotschopf, sich in eine halbwegs sitzende Position zu bringen. "Wassis? Mann, das war aber nicht nett, Brad..." Schuldig versuchte, Brad böse anzuschauen, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte. Er sah eher aus wie ein überfahrener Maulwurf. Auch Assoziationen mit gerupften Mardern boten sich an. Crawford zuckte mit den Schultern und versuchte angestrengt, sich jeden Kommentar über Schuldigs Aussehen zu verkneifen. Die Gelegenheit war einfach zu günstig, aber mit der Eitelkeit des Deutschen war nicht zu spaßen. Hätte er irgendetwas in Richtung ,toter Maulwurf' gesagt, hätte es gut sein können, dass die nächsten paar Wochen überall, wo er hinging, halbverweste Nager aufgetaucht wären. Darauf legte Brad dann doch keinen Wert. "Du bist hier nicht als Mimose eingestellt.", wies Brad ihn zurecht, "Im übrigen bist du selber schuld, wenn du mehr säufst, als du verträgst." Das brachte ihm einen wirklich wütenden Blick von Schuldig ein, doch direkt darauf verzog er das Gesicht vor Schmerz und hielt sich den Kopf. "Diese Kopfschmerzen bringen mich um.", nuschelte er. "Unter diesen Umständen sollten wir das Meeting zu Ende bringen, solange Schuldig noch unter den Lebenden weilt.", meinte Brad spöttisch lächelnd und wandte sich dann wieder dem Thema zu. "So, da ich dank Schuldigs Einlage den Faden verloren habe, mach ich es kurz. Ich bin der Meinung, dass wir uns von SZ lösen sollten, und zwar endgültig. Soll heißen: Wir machen die Bande kalt. Das sollte kein Problem werden, wenn wir alle zusammenarbeiten. Außerdem könnte es sein, dass wir Verstärkung bekommen... Aber das ist noch lange nicht spruchreif." Nein, das war es wahrlich nicht, diese Idee war ihm eben erst gekommen, während er redete. Aber es war etwas, worüber es sich nachzudenken lohnte. "Wie ich schon sagte, müssen wir gegen SZ an einem Strang ziehen. Also. Will noch jemand etwas dazu sagen?" "Was hast du mit ,Verstärkung' gemeint?", meldete sich Nagi zu Wort. Brad musste schmunzeln. Er hatte vorausgesehen, dass die vernünftigen Fragen nur von Nagi zu erwarten gewesen waren. Mit Schuldig war heute wohl eher weniger zu rechen. Mit Farfarello nie. "Wie gesagt, darüber solltet ihr euch keine Gedanken machen. Darüber kann ich noch nichts sagen. Wir sollten uns auf alle Fälle darauf einstellen, alleine arbeiten zu müssen. Viel wichtiger ist die Frage, ob ihr mir alle zustimmt. Schreiten wir deshalb zur Abstimmung: Wer ist dafür, SZ den Garaus zu machen?" Eine Hand, ein Messer und ein halblebiger Finger hoben sich. "Wer ist dagegen?" Aus Schuldigs Richtung kam ein kehliges Stöhnen. Brad sah überrascht zu dem Deutschen. "Willst du etwas sagen?" "Ja. Mir ist schlecht.", gab Schuldig bekannt und suhlte sich weiter in seinem Selbstmitleid. Verwundert starrte Brad ihn an. "Ist das alles?!" "Das ist doch wohl schlimm genug!... Autsch...", schimpfte und jammerte Schu. Der Amerikaner verdrehte ungehalten die Augen. "Diese Heinis sind doch völlig unregierbar.", flüsterte er düster. Er hatte es auch wirklich nicht leicht mit seinen Mitarbeitern. Genervt kniff er sich in die Nasenwurzel. Er machte drei Kreuze, wenn die SZ-Angelegenheit endlich hinter ihnen lag. Dann wären sie frei zu tun, was auch immer sie wollten, und für Crawford war es beschlossene Sache, dass er erstmal so viel Land wie möglich zwischen sich und diesen individualistischen Haufen bringen würde. Urlaub. Das Wort klang wie Engelsgesang in seinen Ohren. "Danke, Schuldig, für diese erhellende Neuigkeit. Dann ist es also beschlossen, dass wir SZ erledigen." Brad erhob sich und ging zur Tür. Im Türrahmen drehte er sich noch einmal um. "Ach, und Schuldig: Wisch deine Spucke vom Tisch. Das ist ja widerlich." Die dick gepolsterte Tür fing sowohl Schuldigs unflätige Flüche wie auch Nagis hämisches Lachen ab. -------------------------------------------------------------- Anscheinend konzentriert hielt Brad eine Zeitung in Händen. Aber eben nur anscheinend, in Wirklichkeit lauschte er auf das Rauschen der Dusche. Unter eben jener Dusche stand sein derzeit kompliziertestes Problem. Die Sache mit SZ machte ihm eigentlich kaum Kopfzerbrechen, jetzt, nachdem Schwarz entschieden hatte, die Organisation zu zerschlagen, konnten sich die Angehörigen von SZ schon mal ihre Särge bestellen - sollte von ihnen überhaupt genug für eine Beerdigung übrig bleiben. Wenn Farfarello richtig zupackte, konnte man sich da nicht so sicher sein. Ihm wäre allerdings um einiges wohler gewesen, wenn er schon eine Vision von dem Kampf mit SZ gehabt hätte. Selbst, wenn sie gering war - etwas Unsicherheit war schon dabei. Brad Crawford hasste es, unsicher zu sein. Dieser Gedanke brachte ihn zurück zu seinem duschenden Problem, seit neuestem Quelle permanenter Überraschungen und Verwirrung. Gefühls- und Werteverwirrung. Für jemanden, der es gewohnt war, fast alles im Voraus zu wissen und zu kontrollieren, eine denkbar schlechte Situation. Brad spitzte die Ohren. Duschend? Das Wasserrauschen hatte gerade aufgehört. Schnell hielt er seine Zeitung wieder hoch und fing an, den Börsenteil zu lesen, über dem er jetzt schon eine geschlagene halbe Stunde saß, von dem bisher jedoch noch nichts bis in seine Großhirnrinde vorgedrungen war. Wie es das Schicksal so wollte, sollte er auch jetzt nicht viel weiter als bis zur Überschrift kommen, denn eine immense Ablenkung in Gestalt Yohjis, nur in ein knappes Handtuch und ein paar glitzernde Wassertropfen gewandet, betrat gerade das Wohnzimmer. Crawford schluckte trocken und versuchte unauffällig über den Rand seiner Zeitung zu schielen. Verstohlen beobachtete er, wie Yohji, sich seiner Wirkung auf Brad völlig unbewusst, im Zimmer stand und augenscheinlich etwas suchte. Dabei stand er mit dem Gesicht zum Sofa gewandt, auf dem der nervöse Amerikaner saß, und hatte eine Hand auf die Hüfte gestemmt, was ihn in Brads Augen aussehen ließ wie ein in Marmor gemeißelter Apollo, so ebenmäßig, muskulös und lässig. Brad rollte die Zeitung zusammen und schlug sie sich an die Stirn. Er fragte sich schon zum wer weiß wievielten Male, wie um alles in der Welt er so tief hatte sinken können, dass er den nervigen Sprücheklopfer von Weiß mit antiken Kunstwerken in Verbindung brachte! Das waren eben die Nachteile einer klassischen Bildung. Was ihn zu den alten Griechen brachte, die dafür bekannt waren, dass Homosexualität damals völlig üblich gewesen war... Noch ein Schlag an die Stirn. Diesmal so fest, dass seine Brille verrutschte. Er stand doch gar nicht auf Männer! Eine fiese, näselnde und besserwisserische Stimme hinter seiner Stirn fragte ihn, ob er sich in dieser Hinsicht völlig sicher wäre. Wäre es nicht unter seinem Niveau und seinen frisch manikürten Händen abträglich gewesen, hätte er jetzt nervös an den Nägeln gekaut. Naja, _so_ dem eigenen Geschlecht abgeneigt war er nun auch wieder nicht. Natürlich dachte er schon mal, dass dieser oder jener Mann besonders gut oder, ja, besonders sexy aussah. Aber, so sagte sich Crawford, das war ja schließlich völlig normal. Jeder dachte mal, dass ein Angehöriger oder eine Angehörige des eigenen Geschlechts attraktiv sei. Das hieße ja noch lange nicht, dass man an dieser Person auch sexuelles Interesse hatte. Galt das auch, wenn man nachts aufwachte und die Laken wechseln musste, weil man davon geträumt hatte, wie sich eben jenes Exemplar Mann nackt und stöhnend unter einem rekelte? Ein aufmerksamer Beobachter hätte jetzt die leichte Röte auf den Wangen des Amerikaners bemerkt, als er sich jenen denkwürdigen Vorfall wieder ins Gedächtnis rief. Sein "Ich stehe nicht auf Männer"-Vorsatz war gerade vergessen. Gute Detektive, auch gute ehemalige Detektive, sind auch gute Beobachter. "Brad, hast du mein... Brad?" Keine Antwort. Yohji stellte sich vor Crawford, dessen verträumter Blick in weite Ferne gerichtet zu sein schien. Der Japaner beugte sich vor und wedelte mit der Hand vor Brads Gesicht. "Hm?", fragte dieser, als er so aus seinen Gedanken und somit auch aus seiner Starre geholt wurde, und hielt den Atem an. Yohjis Gesicht befand sich so unglaublich nah vor dem seinen... "Hey, Brad, was ist mit dir? Du siehst total weggetreten aus. Und... sehe ich da etwa _Röte_ auf deinen Wangen schimmern?" Yohjis ungläubiges Entzücken holte ihn schnell wieder in die Realität zurück. Das war Yohji! Yohji! Nur Waschbrettbauch und kein Gehirn. Er war _nichts_, woran _er_, Brad Crawford, interessiert sein könnte! Er rückte seine Brille zurecht. "Entschuldige, was hast du gesagt? Ich war wohl einen Moment nicht ganz aufmerksam." Yohji lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wieso? Bringe ich dich etwa durcheinander?" "Das hättest du wohl gerne." Brad klopfte sich für seinen glaubwürdig herablassenden Tonfall mental selbst auf die Schulter. Bevor der andere etwas sagen konnte, fragte er: "Nun, was wolltest du von mir? Und keine Anzüglichkeiten, bitte.", setzte er nach, als er Yohjis Grinsen sah. "Och. Dabei weiß ich, dass du das magst." "Soso." Brad lächelte milde. "Du bist regelrecht heiß auf mich." Der Amerikaner zog eine Augenbraue hoch. "Und wovon träumst du nachts?" "Von dir, wie du dich unter mir rekelst und wie deine Hände meinen..." "Danke, das reicht." Es erinnerte ihn zu sehr an das, woran er vorhin gedacht hatte. "Hmpf. Wie du meinst. Aber du kommst mir nicht so leicht davon, merk's dir. Ich habe dich gefragt, ob du wüsstest, wo mein Handy ist." Brad blinzelte. "Ähm... Nein. Nein, ich habe keine Ahnung. Aber du kannst gerne mein Telefon benutzen." Er betrachtete ihn argwöhnisch. "Außer natürlich, du willst Telefonsexgespräche nach Urugay führen oder so." "So etwas habe ich überhaupt nicht nötig.", erwiderte der Brünette und grinste so unverschämt, dass Brad plötzlich das Verlangen verspürte, diesem impertinenten Kerl ordentlich den Hintern zu versohlen. Wie konnte jemand nur so übermenschlich breit grinsen! Noch ein bisschen weiter, und er hätte sich in die eigenen Ohrläppchen beißen können. Er zügelte diesen Drang, auch wenn dafür sehr viel Selbstbeherrschung vonnöten war, und zuckte stattdessen unverbindlich mit den Schultern. Yohji zog eine Augenbraue hoch. "Sooo... Wie dem auch sei, ich kann dein Telefon nicht benutzen. Ich möchte zuhause anrufen, damit sie sich keine Sorgen machen. Sollten sie aus irgendeinem Grund deinen Anschluss herausfinden, säßen wir tief in der Klemme." Brad nickte. Da hatte Yohji doch mal mitgedacht. Das er das noch erleben durfte. "Du hast recht. Ein Wunder ist geschehen. Tja, dann such mal schön." Er lächelte zuckersüß und versteckte sich wieder hinter seiner Zeitung. "Und du magst mich doch!", rief Yohji, als er sich, immer noch halbnackt, und das diesmal mit voller Absicht, wieder auf die Suche machte. ------------------------------------------------------------ "Whoa! Da grinst mal einer! Bist du etwa schon betrunken hergekommen?", fragte eine Stimme lachend, als sich jemand an den Tisch in der Ecke setzte. "Erinnere mich nachher daran, darüber zu lachen. Kann ich dich zu einem Drink einladen?" Die Person, die zu der Stimme gehörte, zeigte auf das Glas vor ihr auf dem Tisch. "Danke, hab noch. Wieso so gut gelaunt?" "Deine Informationen über seine Gedanken waren Gold wert. Besonders sein Traum... Himmel." Die Person lachte wieder und strich sich ihr langes Haar nach hinten. "Kaum zu glauben, nicht? Harte Schale, weicher Kern." "Hammerhart. Besonders in der Lendengegend. Aber was anderes: Wie läuft's bei dir?" Ein Schulterzucken und ein Seufzen. "Erst einmal müsst ihr in die Gänge kommen, bevor ich richtig anfangen kann." Der andere nickte. "Keine Sorge. Ich bleibe ganz gewiss am Ball.", sagte er und legte seinem Kompagnon die Hand auf die Schulter. "Wobei ich nicht die geringste Ahnung habe, was du an _dem_ findest." Der Mann mit dem langen Haar seufzte theatralisch. "Schicksal." Sein Gegenüber verkniff sich mehr schlecht als recht ein Lachen. "Mein Gott, wie _rührend_!", kicherte er und tat so, als würde er sich Tränen aus den Augenwinkeln tupfen. "Idiot.", giftete der andere. "Penner.", kam es ungerührt zurück "Mistkerl." "Arschloch." "Schwuchtel." "Selber Schwuchtel." Sie funkelten sich an. Und grinsten. "Gilt dein Angebot von vorhin noch?" Derjenige, der später an den Tisch gekommen war, drehte sich um. "Bedienung!" -TBC- °~~~~°~~~~° Ich nehme mal an, langsam weiß jeder, wer da immer spricht. ... ... Äh, mehr habe ich nicht zu sagen. Außer: Ich habe keine Ahnung, was ich da schreibe, und es ist verdammt schwer, den Ton zu halten. *drop* Ich hoffe, ihr mögt es trotzdem. Ich gebe mir Mühe. Ciao, Sliver Kapitel 4: ----------- Titel: Unsure and annoyed Teil: 4/? Autorin: Sliver Rating: PG Warnung: com, silly, OOC Pairing: Yohji x Brad, ? x ? (alles zu seiner Zeit) Disclaimer: So wie in den anderen Kapiteln auch. Aber Miako gehört mir. Kommentar: momo ist schuld! Sie wollte, dass ich weiterschreibe. Jetzt lebt damit. Ach ja, sollte ich irgendjemandem irgendwie mit diesem Kapitel auf die Füße getreten sein, dann sag ich schon mal Entschuldigung. >Yohji am Telefon< _betont_ °~~~~°~~~~° Omi schaffte es gerade noch, das Telefon auf die Station zu legen und einen einigermaßen unschuldigen Blick aufzusetzen, bevor ein rothaariges Todeskommando ins Wohnzimmer stürmte und sich drohend vor ihm aufbaute. "MIT WEM hast du gesprochen?", knurrte Aya, die Hände in die Hüften gestemmt, und blitzte Omi gefährlich an. Dieser blinzelte nur ,verständnislos' und ersparte sich eine Antwort. "Es war Yohji, stimmt's? GIB ES ZU!" Aya legte noch mehr Tod in seinen Blick. Sein wildes Aussehen wurde durch seinen kreuzhässlichen orangenen Pullover noch unterstrichen. Omi schüttelte den Kopf. "Nein, dass war nur ein Schulkamerad. Wegen der Hausaufgaben..." Weiter kam er nicht. "Chibi...", knurrte Aya gefährlich leise und musterte sein Gegenüber, als suchte er sich die beste Stelle zum Zuschlagen aus. Omi begegnete dem patentierten ,Sprich, wenn dir dein Leben lieb ist'-Blick mit einem ,Ich bin klein, lass mich am Leben'-Augenaufreißen, worauf Aya mit einem gekonnten ,Blut soll fließen'-Starren antwortete. Omi wollte sich schon fast ergeben, doch er fing sich und parierte geschickt mit einem ,Gleich fang ich an zu weinen, du großer böser Mann'-Wimpernklimpern und drängte den Rothaarigen zurück. Dieser seufzte ergeben und senkte den Blick. "Schon gut... Sag Yohji, er soll sich mal melden... Grüße an mein Auto." Damit drehte er sich um und stapfte von dannen. Als sich der Blonde sicher war, dass Aya außer Hörweite war, wählte er eine Nummer. >Ja? Kudoh hier.< "Hallo Yohji. Ich bin's nochmal." >Hey Chibi. War verdammt knapp.< "Du sagst es. Aya wird immer launischer, je länger sein Auto weg ist. Wie lange dauert es denn noch?" >Die Reparatur? Etwas weniger als zwei Wochen. Mit etwas Glück habe ich bis dahin auch endlich erreicht, was ich wollte.< Omi konnte ein Seufzen nicht verhindern. "Na Gott sei Dank. Aya braucht mal etwas Abwechslung. Ich hoffe bloß, wir machen nichts Falsches." Lachen in der Leitung. >Ganz sicher nicht. Glaub mir, die beiden sind wie füreinander geschaffen. Oh, Aya wird sich sicher aufführen wie eine beleidigte Jungfer, aber das wird ihm schnell ausgetrieben werden. Wirst sehen.< Darauf folgte ein derart dreckiges Lachen, dass es Omi die Schamesröte ins Gesicht trieb. Der Jüngere wollte etwas sagen, doch ein paar seltsame Geräusche am anderen Ende der Leitung ließen ihn inne halten. Ein Knall, dann ein deftiges, entfernt klingendes Fluchen, eilige Schritte, gefolgt von Yohjis Lachen, das von einem heftig schimpfenden Crawford durchbrochen wurde. "Was ist denn bei euch los?", wollte Omi neugierig wissen. >Oh, Brad hat sich als Koch versucht. Nur ist sein Dampfkochtopf schon älteren Datums und ist ihm um die Ohren geflogen.< Wieder Lachen, dann, aufgebracht: "Das ist nicht witzig! Das Ding hätte mich um ein Haar umgebracht!" Jetzt musste auch Omi grinsen. "Aaaa-ha. Nun, dann lass ich euch mal alleine mit euren mörderischen Küchenutensilien. Ruf an, wenn sich was Neues ergibt." >In Ordnung. Ah! Brad, hör auf mich mit dem Küchenhandtuch zu schlagen! Au! Es tut mir ja leid!< Der Blonde am anderen Ende der Leitung legte auf und fragte sich mit großen Augen, ob er das gerade wirklich gehört hatte. --------------------------------------------------------- Nachdem er es geschafft hatte, Brads Attacken abzuwehren, fragte Yohji: "Hast du dich jetzt abreagiert? Dir ist doch hoffentlich klar, dass ich viel zu sexy bin für Blutergüsse, die nicht von Knutschflecken stammen?" Brad wollte wieder zum Küchenhandtuch greifen, wurde aber von Yohjis Hand aufgehalten. "Ist mir ein Rätsel, wie dich irgendwer länger ertragen kann.", knurrte er, was aber durch sein leichtes Grinsen ziemlich an Wirkung verlor. "Ich werde heute ganz sicher nichts mehr in der Küche anfassen, und dich lasse ich erst ran, wenn der Weltuntergang bevorsteht. Was tun wir jetzt gegen meinen knurrenden Magen?" Yohji zuckte mit den Schultern. "Komm, ich lad dich ein auf eine Pizza und etwas Sex." Brad riss den Kopf hoch und sah ihn an, als hätte Yohji den Verstand verloren. Konsterniert rief er: "Hast du sie noch alle?!" Crawfords Entsetzen ließ Yohji völlig kalt. Überrascht fragte er: "Was, magst du keine Pizza?" Dazu legte er eine Unschuldmiene auf, die den Teufel durch das Tor zum Paradies gebracht hätte. Brad gab es auf. In der Zeit, die er nun schon mit Yohji unter einem Dach wohnte, hatte er gelernt, auf diese Sprüche besser nicht einzugehen, solange er nicht wollte, dass noch mehr dieser Art darauf folgte. Leider machten ihm Yohjis Sprüche viel zu viel Spaß. Er bedachte sein Gegenüber mit einem strengen Blick. "Pizza ja, Sex nein." Den enttäuschten Blick und die zitternde Unterlippe ignorierte er. "Und du bezahlst." Yohji grinste und warf Brad seinen Mantel zu. "Cool, ein Date! Und ich dachte, du fragst nie!" Leicht belämmert schnappte sich der Amerikaner seinen guten Cashmere-Mantel aus der Luft und trat hinter Yohji aus der Wohnung, empört etwas von "Was faselst du da? Von wegen Date! Das hättest du wohl gerne!", murmelnd. Er schloss die Wohnungstür ab, drehte sich um - und lief direkt gegen Yohjis stocksteifen Rücken. Verwundert starrte er auf eine in Leder gekleidete Schulter, die langsam zu zittern anfing. "Was ist denn?" Yohji streckte langsam den Arm aus und deutete zittrig den Flur entlang. "Da... d-da ist eine..." Plötzlich machte er einen Satz, wirbelte herum und warf sich Brad an den Hals. Völlig perplex über diesen Ausbruch blickte er den Flur entlang. In seinem Stockwerk waren noch andere Wohnungen, und neben der Treppe entdeckte er Miako, die Putzfrau eines seiner Nachbarn. Brad ging ein Licht auf. Putzfrau... "Miako! Hallo, Miako!", rief der Amerikaner grinsend der älteren Frau zu. Lässig legte er seine Arme um den panischen Mann an seinem Hals, wobei er versuchte, nicht allzu viel an den warmen kräftigen Körper, der sich an ihn presste, zu denken. Die Putzfrau schaute auf und kam dann lächelnd ein Stück näher. Yohji wimmerte leise. "Hallo, Crawford-san! Wie geht es Ihnen?" Die Frau stutze, als sie das furchtsame Häufchen Elend, dass derzeit versuchte, in den anderen hinein zu kriechen und sich zu verstecken, an dessen Hals bemerkte. "Was hat der denn?", fragte sie skeptisch und wollte Yohji mütterlich die Hand auf die Schulter legen. Der Brünette fiel beinah in Ohnmacht. Mit einer lässigen Geste wischte er Miakos Hand fort. "Oh, beachten Sie ihn nicht weiter, Miako-san. Er ist gerade erst aus der Nervenheilanstalt entlassen worden. Schizoide Zustände, gespaltene Persönlichkeit und noch ein paar andere Sachen. Am besten ist, sie kommen ihm in den nächsten Tagen nicht zu nahe." Brad lehnte sich verschwörerisch vor und flüsterte: "Kann sein, dass er mal nackt durch den Flur springt und... sagen wir mal, obszöne Dinge tut. Das konnten sie ihm in der Klinik nicht abgewöhnen. Aber ansonsten ist er harmlos, solange er seine Medikamente bekommt. Eher eine Gefahr für sich selbst als für andere." Der Schwarzhaarige setzte eine überzeugend mitleidheischende Miene auf. Die ältere Frau schaute ihn entsetzt an, warf einen argwöhnischen Blick auf Yohji, der nun wirklich nicht das Idealbild geistiger Gesundheit darstellte und wich einen Schritt zurück, ohne die Augen von dem Japaner zu nehmen. "Ich verstehe. Armer Kerl." Es klang nicht sehr überzeugend. "Nun, dann will ich sie nicht weiter aufhalten..." Mit einem schwachen Winken eilte sie den Flur herunter und verschwand, für ihr Alter und ihre Leibesfülle überraschend behände, hinter der Wohnungstür. Brad grinste von einem Ohr zum anderen. ,Die Rache ist mein!', dachte er sich, als er Yohji über den Rücken strich. "Sie ist weg.", meinte er ruhig, und der Japaner löste sich unsicher von Crawford. Er versuchte sein angeknackstes Ego zu retten und funkelte ihn böse an. "Gott, bist du gemein." Er zog einen Schmollmund und drehte sich abrupt um, stürmte den Gang entlang. Immer noch lachend folgte der andere ihm. "Beleidigt?", fragte er scheinheilig, als er Yohji erreicht hatte. Dessen Vorsatz, nicht mehr mit Brad zu reden, löste sich sofort in Luft auf. "Wie konntest du mir das nur antun?! Du hast sie auch noch hergerufen, obwohl, nein _weil_ du wusstest, dass ich Angst vor Putzfrauen habe! Fiesling! Und als ob das nicht reichte, hast du mich auch noch als Wahnsinnigen hingestellt! Ich mache keine obszönen Dinge im Flur!!", ereiferte sich der Brünette und starrte Brad enttäuscht an. Dieser ließ sich davon nicht beeindrucken. "Das war meine Rache für deine ewigen Anspielungen und Flirtereien. Und dafür, dass du mich eben ausgelacht hast. Meine Küche ist von oben bis unten voll mit Kartoffelmansch." Yohji schnaubte, verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich demonstrativ weg. "Hey, war doch nur ein Scherz. Ich hätte das nie gemacht, wenn ich nicht gedacht hätte, die Putzfrauenphobie wäre erlogen. Ich meine, wer hat schon Angst vor Putzfrauen?", meinte der Amerikaner entschuldigend. "Ich.", kam es verschnupft von dem Brünetten, aber er entspannte sich wieder und schaute sein Gegenüber an. Ein Funkeln trat in seine grünen Augen, was Brad einen Schritt nach hinten machen ließ. "Was?", fragte der Amerikaner und erwartete das Schlimmste. "Ich bin immer noch sauer auf dich. Aber du kannst es _vielleicht_ wieder gut machen..." Brad zog eine Augenbraue hoch. Was hatte der Wahnsinnige nun wieder vor? "Geh mit mir tanzen!" Yohji strahlte wie ein Atomreaktor. Brads Miene verdüsterte sich hingegen. "Niemals!" Unter gar keinen Umständen würde er mit dem Weiß tanzen gehen! Vermutlich würde er darauf bestehen, ihn einzukleiden, und Brad legte keinen Wert darauf, für einen Stricher gehalten zu werden. "Doch, doch!" Yohji klatschte in die Hände. Er freute sich geradezu ungesund. "Es wird dir Spaß machen! Das bist du mir schuldig! Morgen, ja?" Hm... Morgen... Morgen abend stand eigentlich eine weitere unproduktive und völlig sinnlose SZ-Sitzung an. Als Brad nicht gleich antwortete, schmiegte sich der Japaner an den anderen und blickte ihn mit einer Mischung aus Hundeblick und wahnsinnigem Grinsen an. Brads Augen weiteten sich erschrocken. "Okay, okay! Ich gehe mit! Aber versprich mir, mich nie wieder so anzusehen! Du machst mir angst!" Yohji kicherte böse. ----------------------------------------------------------- Irgendwo anders in Tokyo drehte sich Schuldig vom Bauch auf den Rücken. Er hielt eine Fotografie in der Hand und seufzte herzzerreißend. Wenn er doch endlich... Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und ein genervter Telekinet stand in der Tür. "Sag mal, was machst du die ganze Zeit? Hast du dich heute _einmal_ um Farfarello gekümmert? Er hat Brads Zimmertür aufgebrochen und ist darin Amok gelaufen!", schnauzte Nagi ihn an. Schuldig ließ das Foto blitzschnell unter seiner Bettdecke verschwinden und erhob sich aufreizend langsam von seinem Bett. "Mach dir nicht ins Hemd, Kleiner. Braddy ist der Zustand seines Zimmers gerade völlig egal." Das dazu gelieferte Grinsen machte den Jüngeren stutzig. "Was weißt du?", fragte er, die Augen argwöhnisch zu Schlitzen verengt. "Ich? Oh, ich weiß aus Prinzip nichts...", lachte er und drehte eine Haarsträhne zwischen den Fingern. "Komm, Kleiner, Farfs Gedanken drehen sich gerade darum, deinen Labtop in der Badewanne zu versenken. Wir wollen ja nicht, dass das nächtliche Porno-Herunterladen umsonst war." Nagi nahm sich nicht die Zeit, darauf zu antworten, sondern raste wie von der Tarantel gestochen nach unten, dicht gefolgt von einem schadenfroh lächelnden Deutschen, der noch einen wehmütigen Blick Richtung Bettdecke warf. -TBC- °~~~~°~~~~° Nja, ich war auch schon mal witziger. Ich gebe mir ja Mühe, okay? Ciao, Sliver Kapitel 5: ----------- Titel: unsure and annoyed Teil: 5/? (die unendliche Geschichte?) Autorin: Sliver Warnung: OOC, com Pairing: Yohji x Brad, ? x ? Rating: ähm? Weiß nicht? Niedrig. Kommentar: Ich habe eindeutig zu wenig zu tun. Sonst brauche ich immer ewig für ein Kapitel, aber diesmal ging's ganz schnell. Gebt mir was zu tun!! Ach ja, Brads Outfit habe ich von einem Bild geklaut, auf dem er, sehr lässig, Nagi, nicht weniger lässig, gegenüber steht. Sehr hübsch. Disclaimer: Wie in den Kapiteln zuvor auch. _betont_ °~~~~°~~~~° Der Abend war lau und angenehm, also hatten sich Brad und Yohji zu Fuß auf den Weg zum Restaurant gemacht. Pizza, wie versprochen. Und Yohji hatte es geschafft, wenn auch unter Androhung schwerster Strafen, Crawford nicht weiter anzubaggern und sich wie ein ordentlicher junger Mann verhalten. Aber jetzt befanden sie sich auf dem Rückweg, und Yohji nutzte die Gelegenheit, um den anderen in die Geheimnisse des Aufrisses einzuführen. Yohji winkte Brad mit einem Finger herüber. "Wenn ich dich schon mit einem Finger kommen lassen kann, überleg mal, was erst passiert, wenn ich den ganzen Körper einsetze..." Dazu warf er Brad ein laszives Lächeln und einen Hüftschwung zu, was diesen dazu veranlasste, innerlich zu schwitzen und äußerlich ein kühles Lächeln aufzulegen. "Wie billig." Der Amerikaner schnaubte leise. "Dein Glück, dass du diesen Schwachsinn nicht ernsthaft bei mir probierst." Davon, dass Yohji seinetwegen aus einem Telefonbuch vorlesen könnte, wenn er sich bloß so wunderbar sexy und sündig bewegte, sagte er lieber nichts. "Halt, halt, ich habe noch mehr." Yohji hielt zwei Finger hoch. ?Weißt du, warum du diese Finger zum Masturbieren nehmen solltest?" Brad zog skeptisch eine Augenbraue hoch, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. "Ich hasse dich und ich weiß, dass ich es bereuen werde, aber bitte, sag mir, warum ich sie nehmen soll." "Weil es meine sind." Brad verdrehte grinsend die Augen. "Und der Spruch funktioniert? Abartig." Yohji grinste auch und gab dem anderen einen freundschaftlichen Stoß. Ein paar Schritte gingen sie schweigend weiter, bis Yohji fragte: "Brad, haßt du mich eigentlich wirklich?" Hätte er es nicht für vollkommen unmöglich gehalten, hätte Brad gemeint, dass der Brünette fast kleinlaut klang. "Nein, natürlich nicht." "Hm." Im Schein der Straßenlaternen konnte der Amerikaner ein kleines Lächeln auf Yohjis Lippen sehen. Der Japaner betrachtete Brad mit einem, für dessen Geschmack, viel zu zärtlichen Lächeln, weshalb der Amerikaner gegen eine leichte Hitze in den Wangen kämpfen musste. Das war unerhört! Er war schon seit Jahren nicht mehr verlegen gewesen, und es war unter seiner Würde, ausgerechnet vor dem Weiß, dem nervigen, dauergeilen und unanständigen Weiß, eine derartige Gefühlsregung zu zeigen! Er räusperte sich. "So... Wir sollten uns etwas beeilen, ich muss morgen früh raus. Hab viel zu tun. Geschäftliches, du verstehst." Warum um alles in der Welt klang er so unsicher? Das war nur Yohji. Dem Brünetten war selbst nie etwas peinlich, warum war er dann - er gestand es sich ein - verlegen? "Okay. Weck mich, wenn du aufstehst.", meinte der Japaner ruhig. Brad blickte den anderen skeptisch an. Er hatte Yohji bisher eher als Langschläfer kennengelernt, der sich nicht einmal durch ein Erdbeben oder einen Sturmangriff aus seinem Schönheitsschlaf scheuchen ließ. Brad wäre sogar bereit gewesen zu wetten, dass die Hunnen brandschatzend durch Yohjis Schlafzimmer reiten könnten, ohne den Japaner groß zu stören. "Warum? Willst du die Welt schon am frühen Morgen mit deiner Anwesenheit geißeln?", fragte er mit einem Augenzwinkern. Yohji ging auf Brads spielerischen Ton nicht ein. Er zuckte nur mit den Schultern und schob die Hände in die Taschen seiner Lederjacke. "Wenn ich dich sonst den ganzen Tag lang nicht sehe, will ich dir wenigstens guten Morgen sagen können." Brad versuchte, nicht allzu schockiert auszusehen. Was war denn _das_? Er hätte ja mit vielem gerechnet, aber so etwas - er brachte es kaum über sich, es zu denken - Süßes? 'Whoa, Brad! Schalt mal einen Gang zurück! Hör dich mal selber denken - Lässt du dich allen Ernsten von so etwas beeindrucken?', brüllte seine innere Stimme indigniert. Vielleicht lag es daran, dass sich der Mensch früher oder später an alles gewöhnte, vielleicht war auch der milde Abend oder der gute Wein daran schuld, aber - als er Yohji nachdenklich von der Seite betrachtete, seine feinen Gesichtszüge, das glänzende Haar, die langen Wimpern studierte - kam er zu einer für ihn etwas überraschenden Erkenntnis: Er musste diese Frage mit ja beantworten. 'Der Wein, ganz sicher der Wein...', versuchte Brad sich weiszumachen. ----------------------------------------------------------- Brad betrachtete sein Bild im Spiegel. Er unterzog sein Äußeres einer letzten kritischen Begutachtung, trat dann einen Schritt zurück, stützte die Hände auf die Hüften und lächelte. Makellos, wie immer. Weil der heutige Tag ungewöhnlich heiß war, trug er nur eine bequeme Anzughose und ein lockeres T-Shirt. Das Jackett würde er erst in den klimatisierten Büroräumen anziehen. Eigentlich erwartete man ja von ihm, dass er immer und überall mit Hemd und Krawatte auftauchte. Aber was scherten ihn anderer Leute Erwartungen? Ein äußerst verlockender Duft stieg ihm in die Nase. Ein Duft, der von der Sonne Südamerikas berichtete, von den Hängen Perus, den Wäldern Brasiliens. Yohji hatte den Kaffee fertig. Nachdem er sich durch seine Visionen vergewissert hatte, dass der Japaner seine teure Küche weder in die Luft jagen, noch unter Wasser setzen oder abfackeln würde, hatte Brad Yohji zähneknirschend an den Herd gelassen. Eine gute Entscheidung, wie er feststellte, als er sich an den Esstisch setzte und den ersten Schluck aus seiner Tasse tat. Ein fantastisches Gebräu, das der andere da servierte. Entspannt lehnte Brad sich zurück. Das war Leben. In den Spiegel sehen und die eigene Perfektion bewundern, und dann eine Tasse ordentlichen Kaffee. Die einzige Droge, von der man sich soviel hinter die Binde gießen konnte, bis es einem zu den Ohren wieder rauskam, ohne dafür zur sozialen Randexistenz zu werden. Man konnte sich so lange die Magenschleimhäute mit dem Herz-Kreislaufkiller zuschütten, bis einem die Augen hervorquollen, man unverständliches Zeug brabbelte und die Feinmotorik eines entschlossenen Absinthtrinkers weit nach der Sperrstunde hatte, und es war absolut akzeptiert. Er liebte Kaffee. Der Tag ließ sich regelrecht perfekt an, aber er wusste, dass das nur die Ruhe vor dem Stresstest war: Gleich würde er sich auf den Weg zu den anderen Schwarz machen, um dort nach dem rechten zu sehen, um sich dann mit Mephisto in die Vorhölle, sprich mit Yohji in einen Club, zu begeben. Wenigstens käme er dann um das 'Meeting mit den Hirnlosen', der SZ-Vorstands-Elendsvergrößerungs und -bekakelungs-Sitzung herum. Das hatte schon was für sich. Naja, wenn es nach ihm ginge, wäre der SZ-Vorstand ziemlich bald hirnlos. Im wörtlichen Sinne. Brad nahm noch einen Schluck aus seiner Tasse und erhob sich dann. Fragend sah Yohji ihm nach. "Musst du schon gehen?" "Ja. Dompteur im Löwenkäfig spielen." Yohji lächelte und stand auch auf. "Vergiss unsere Verabredung nicht. Komm nicht zu spät heim, ich muss dich schließlich noch entsprechend ausstaffieren." Brad zuckte zusammen. Als hätte er es geahnt. "Ich nehme an, ich kann dich von diesem Plan nicht abbringen, oder?", fragte er mit einem schweren Seufzen. "Nö." Der Brünette grinste. Brad ließ die Schultern hängen. Wenn es nicht so ehrlos gewesen wäre, hätte er jetzt um Gnade gebettelt. Oder wäre geflohen. Aber dazu war er leider zu stolz. Verdammt. "Ich verspreche dir, es wird dir Spaß machen." Der Amerikaner sah nicht überzeugt aus. "Versprich mir lieber, dass du mich nicht in irgend so eine Kaschemme schleppst. Keine Nackttänzer, keine Schaumparties, kein Lack und Leder." Der Japaner lachte, als er Brads niedergeschlagenen Gesichtsausdruck sah. "Versprochen. Dabei gibt es da so eine schöne Sado-Maso Bar in Shinjuku..." Er duckte sich lachend, als Brad Anstalten machte, ihn zu erwürgen. "Nur ein Scherz. Das würde ich dir doch nie antun." "Natürlich nicht. Wie konnte ich bloß auf so eine Idee kommen?!", rief Crawford sarkastisch. Dann legte er sich sein Jackett über den Arm. "So gerne ich auch weiterhin die Wahrscheinlichkeit einer Racheaktion mit dir diskutiert hätte, ich muss jetzt gehen." Brad öffnete die Tür. "Warte, das Schild in deinem T-Shirt hängt raus..." Damit eilte er zu Brad, las, was auf dem Schildchen stand, machte verächtlich "Hmpf!" und steckte es wieder rein. "Was ist so 'Hmpf' an meinem T-Shirt?", fragte Brad wider besseres Wissen. "Och, nichts, ich hatte nur erwartet, dass ?Made in Heaven' draufstünde." Yohji zwinkerte Brad zu, schob ihn zur Tür raus und verschloss diese. Vor der Tür stand ein ziemlich belämmerter und langsam aber sicher lächelnder Brad. 'Okay, nachher erschieß ich mich. Ich fange doch tatsächlich an, seine blöden Sprüche zu mögen!" Kopfschüttelnd begab sich Crawford zu seinem Auto. ---------------------------------------------------------- "Na, Nagi, wie geht's?", fragte Brad fröhlich und lächelte. Nagi ging einen Schritt zurück, verschränkte die Arme vor dem Körper und musterte ihn misstrauisch. "Farfarello hat versucht, meinen Laptop zu ertränken, nachdem er dein Zimmer in Schutt und Asche gelegt hat. Wieso?" Seine Stimme triefte vor Argwohn. Brad schien davon nichts mitzubekommen. "Alles beim Alten, was? Gut!" Er klopfte Nagi auf die Schulter. "Na, dann will ich euch mal nicht weiter stören, bei... was auch immer ihr gerade tut. Wenn was ist: Ich bin im Arbeitszimmer!", sprach's und spazierte aus dem Zimmer, einen erschütterten Nagi und einen sich vor Freude zerreißenden Schuldig zurücklassend. "Tja, da scheint mal einer einen guten Tag zu haben, was?", meinte der Deutsche jovial und legte die Füße auf den Wohnzimmertisch. Der Japaner hingegen konnte diesen frohen Mut nicht teilen. "Er... er hat mir auf die Schulter geklopft.", sagte Nagi schockiert und starrte auf seine Schulter, als würde sich jeden Moment explodieren. "Was hat den denn gebissen?" Schuldig hob den Zeigefinger. "Haustiere heben nachweislich die Laune.", dozierte er. Das lenkte Nagi von seiner hochgefährlichen Schulter ab. Irritiert zog er die Augenbrauen zusammen. "Was _faselst_ du schon wieder?" "Nun", Schuldigs Gesicht zierte ein teuflisches Lächeln, "Unser edler Anführer hat sich ein Haustierchen zugelegt. Ein kleines Kätzchen, um genau zu sein." Er verkniff sich ein Kichern. Verwundert starrte der Jüngere auf die Tür, durch die Brad eben verschwunden war. "Ich dachte, er mag keine Tiere, weil sie seine heiligen Anzüge vollhaaren?", fragte er verständnislos. Irgendwie hatte er das Gefühl, etwas Wichtiges nicht mitbekommen zu haben. Und dieses Gespräch trug nicht gerade dazu bei, ihn zu informieren. "Die Liebe ist eine Himmelsmacht...", flötete der Deutsche und lachte lauthals. Angewidert betrachtete Nagi Schuldig. "Okay, vergiss, dass ich gefragt habe. Ich will es _nicht_ wissen." ---------------------------------------------------------- Brad legte sein Schlüsselbund auf die Kommode und sein Jackett über eine Stuhllehne. "Yohji! Bist du da?", rief er in die Wohnung. Das Licht war zwar an und die Anlage lief, alles deutliche Zeichen, dass jemand hier war, aber dem Weiß traute er zu, dass er die Wohnung wie einen Weihnachtsbaum erleuchtete und dann verschwand. "Yohji?" "Schlafzimmer!" Neugierig, was der andere dort machte und etwas verärgert darüber, dass er einfach so in seinem Schlafzimmer rumhüpfte, ging er zu ihm. Was er sah, ließ fast sein Herz stehenbleiben. Yohji hatte eindeutig die Zeit genutzt und sich ausgehfein gemacht. Und wie. Er trug eine schwarze Lederhose, die an ihm natürlicher und perfekter als an einer Schlange aussah und ein schimmerndes ärmelloses Oberteil genau in der Farbe seiner Augen. Oben an der Brust wurde es geschnürt, doch Yohji ließ es wohlweißlich offen, sich der Wirkung seiner halbentblößten leichtgebräunten Haut bewusst. Er sah schlicht atemberaubend aus, wie nicht von dieser Welt. Brad gab sich jede Mühe, ihn nicht mit offenem Mund anzustarren, obwohl es angesichts der Erscheinung in seinem Schlafzimmer wie eine durchaus angemessene Reaktion erschien. Stattdessen wandte er unter großer Willensanstrengung seinen Blick ab und sah auf den Boden, über den alle möglichen und unmöglichen Kleidungsstücke verstreut waren. Und er konnte schwören, dass das Zeug nicht ihm gehörte. "Ich habe ein paar Sachen von mir geholt, damit du sie anprobieren kannst. Dein Kleiderschrank gibt nämlich nicht viel her." Misstrauisch hob Brad ein netzartiges Ding, dessen Verwendungszweck eher unklar war, von seinem Bett und betrachtete es. Er zog es hierhin und dorthin, und nach längerem Nachdenken erkannte er, womit er es hier zu tun hatte: Ein geschnürtes Netztop, dass nur die Brust bedeckte. Nackt wäre man besser angezogen. Besorgt ließ er es fallen. "Wenn du denkst, dass ich so etwas anziehe, hast du dich geschnitten. Und überhaupt", sein Blick wanderte über die Menge an Partykleidung, "so viele Sachen hattest du doch gar nicht dabei. Wo kommt das alles her?", fragte er, seinen Blick weiter auf alles, nur nicht auf Yohji, richtend. "Ich habe mich in meine eigene Wohnung geschlichen und soviel Kleidung entführt wie ich tragen konnte. Da siehst du mal, was für Gefahren ich auf mich nehme, um dich anständig einzukleiden." Er warf ihm ein charmantes Lächeln zu. Brad ging über zu Meditation. Einatmen, halten, ausatmen... Er riss sich zusammen und schnaubte. "Anständig, was? Im Vergleich dazu ist das Bühnenoutfit von Christina Aguilera hochgeknöpft. Ich hätte mich nie darauf einlassen sollen. Das hat man jetzt davon." Er schob ein paar Kleidungsstücke zur Seite und setzte sich auf die Bettkante. Yohji setzte sich neben ihn. Nah. Sehr nah. Crawford versuchte nicht auf den schlanken muskulösen Arm zu starren, der ihm etwas Blaues hinhielt. Wieso musste der Japaner ihn dabei auch am Oberarm berühren? Machte er das etwa mit Absicht? 'Blöde Frage. Natürlich macht er das mit Absicht. Bastard.' Zähneknirschend nahm er das Kleidungsstück in Empfang. "Hier. Du bist größer und anders gebaut als ich, also werden dir meine Hosen wohl nicht passen. Aber ein paar meiner Hemden könnten gehen. Probier das mal." Misstrauisch beäugte er das blaue Nichts in seinen Händen. Wenn das so weiterginge, würde er sich an Farfarellos Medikamenten versuchen. Es war schließlich offensichtlich, dass er den Verstand verlor. Sonst würde er niemals ernstlich in Erwägung ziehen, das anzuziehen. Seufzend nestelte er an dem Saum seines T-Shirts, um es auszuziehen. Dann hielt er inne und starrte Yohji von der Seite an. "Was ist?", fragte dieser verwundert. "Willst du mir zusehen?" Brads Stimme geisterte zwischen verblüfft und verärgert. Yohji machte große Augen und schien einen Moment nachzudenken. "Hey, wenn du mich so lieb danach fragst..." "Raus." Wenn er diesen Ton anwendete, hatte man sich besser gestern schon ins Ausland abgesetzt. Der Brünette schien ausnahmsweise die Situation zu erfassen und verließ das Zimmer. Direkt vor der offenen Schlafzimmertür blieb er stehen. "Bitte, wie du wolltest. Ich bin draußen. Jetzt zieh dich aus und..." Das Zuknallen der Tür unterbrach ihn. ---------------------------------------------------------------- "Yohjiiii!" Besorgt steckte der Gerufene seinen Kopf zur Tür herein. ?Was ist denn?" "Das ist ein Komplott, gib es zu! Du willst mich in so große Verlegenheit bringen, dass ich die Schande nicht mehr ertragen kann und Selbstmord begehe!", klagte Brad. Verblüfft trat der Jüngere näher und betrachtete den Amerikaner. Er konnte beim besten Willen nichts Schlechtes an dem Oberteil erkennen. Eher im Gegenteil; Brad sah fabelhaft aus. Viel zu gut für diese Welt. Yohji würde die Gaffer und Betatscher mit einem Stock abwehren müssen, denn niemand legte Hand an _seinen_ Brad. "Wieso? Du siehst doch gut aus!" "Das trage ich nicht! Das ist durchsichtig!", empörte sich der Amerikaner. "Eben!", rief Yohji, langsam mit seiner Geduld am Ende. Nach dem fünfzehnten Outfit hatte er aufgehört zu zählen. Entweder es war zu eng, zu übertrieben, zu nuttig, oder schlicht zu wenig. Nicht einmal er war so pingelig, was seine Kleidung anging, und er hatte jeden Grund, sich außerordentlich gut zu kleiden. Schließlich sah er ja auch außerordentlich gut aus. Der Brünette duckte sich, als Brad einen Nietengürtel nach ihm warf. Das Lederteil segelte über ihn hinweg und klatschte an die Wand hinter ihm. Er drehte sich um und blickte nachdenklich auf die Delle, die die Schnalle an der Wand hinterlassen hatte. "Okay...", Yohji wand sich wieder zu dem offensichtlich nicht mehr sehr geduldigen Amerikaner, der die Hände auf die Hüften gestützt hatte und ihn mit hochgezogener Braue ansah. "Vielleicht sollten wir doch eher was aus deinem Kleiderschrank nehmen..." Sein Oberkörper verschwand in Brads Schrank und wühlte darin herum. Crawford war schon viel zu genervt, um daran Anstoß zu nehmen. Ein durcheinandergebrachter Schrank war gerade sein geringstes Problem. Plötzlich segelte ein olivfarbenes Hemd an ihm vorbei. "Zieh mal das an. Und dazu..." Yohji stürzte sich auf das Bett und hob wahllos Kleidungsstücke an. Er wühlte sich durch die Unordnung wie ein Maulwurf durch die Erde. "Aha! Diese Hose." Er hielt Brad eine dunkelbraune, fast schwarze Hose hin. Dieser nahm sie ihm zweifelnd ab. Wenigstens wurde er mit irgendwelchen Knallfarben verschont. Er war schließlich kein Papagei. "Hmmm... von mir aus." Crawford beäugte die Kombination kritisch. Es sah nicht schlecht aus, aber das wunderte ihn nicht. Es waren ja schließlich seine Sachen. Yohji lächelte erleichtert und verließ ohne zu Murren das Schlafzimmer. Er machte sogar die Tür hinter sich zu. Während Brad sich umzog und er jede Vorstellung von einem halbentblößten Brad aus seiner Fantasie zu verbannen versuchte, kramte er sich durch seine Accessoires. Vielleicht fand er etwas, was dem anderen stehen würde. "He, Yohji!" Der Angesprochene horchte auf. Es klang besser als all die Male zuvor, ohne Verzweiflung, Verbitterung und Todesdrohung. Vielleicht hatten sie jetzt endlich das passende Outfit gefunden. Yohji hoffte es. Er öffnete die Tür und pfiff anerkennend durch die Zähne. Brad war gerade dabei seinen Gürtel zu schließen und sah auf. Er hatte die obersten Knöpfe des Hemdes offengelassen und die Ärmel etwas hochgekrempelt. Es verströmte regelrecht sexy Lässigkeit. Yohji war hingerissen. "Hervorragend." Yohji trat näher und hielt ihm die Sachen hin, die er gefunden hatte. "Hier." Der Amerikaner nahm die Sachen und betrachtete sie kritisch. Sie bestanden aus einer einfachen Kette aus hellen Holzperlen und einem schlichten Silberring. Er streifte beides über und betrachtete sich im Spiegel. Doch, nicht schlecht. Konnte man lassen. "Gut." Er klatschte in die Hände. Yohji verdrehte die Augen dankbar gen Himmel und schickte ein Dankesgebet an alles, was dazu beigetragen hatte, dass Brad endlich mit seinem Aussehen zufrieden war. Bevor dem anderen noch irgendetwas einfallen konnte, was sie weiter aufhalten würde, zog er Brad trotz heftiger Proteste am Arm hinter sich her aus der Wohnung. -TBC- °~~~~°~~~~° Also, ich find's gut. Vielleicht nicht so witzig wie die ersten paar Teile, aber man kann das ja auch nicht immer auf Teufel komm raus bringen. Ciao, Sliver Kapitel 6: ----------- Titel: unsure and annoyed Teil: 6/? Autorin: Sliver Pairing: Yohji x Brad, ? x ? Rating: Was sind denn die Richtlinien für die Ratings? Kann mir das mal jemand erklären? Warnung: com Disclaimer: Weiß Kreuz gehört Project Weiß. Mir gehört die Idee. Geld verdiene ich keines hiermit. Kommentar: Ich habe es hier und da ein bisschen verändert, aber den Inhalt belassen. Der letzte Absatz ist aber anders, weil ich mich in einer üblen Sackgasse befand. Das tue ich jetzt zwar eigentlich immer noch, aber es ist nicht mehr gar so schlimm. °~~~~°~~~~° Brad zog herausfordernd die Augenbrauen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust, als ihn eine Frau an der Bar unverhohlen musterte. Schon wieder. Wo war er hier, in der Auslage eines Supermarkts? Stand ihm etwa "Sonderangebot" auf die Stirn geschrieben? Wenn er, der er vollständig bekleidet war, schon so angeglotzt wurde, was mussten sich erst Leute in offenherzigerem Outfit gefallen lassen? So wie Yohji? In weiser Voraussicht griff er nach hinten, nach dem Arm des Jüngeren, um sich zu vergewissern, dass er noch da war. Das fehlte ihm gerade noch, dass seine Begleitung von irgendeiner Tussi oder einem tussigen Kerl abgeschleppt wurde und er hier ganz alleine übrig blieb! /Etwa eifersüchtig, Braddy?/ Crawford verfluchte recht fantasievoll den Tag, an dem er geboren wurde, den Tag, an dem seine Eltern sich kennen gelernt hatten, den Tag, an dem die erste Zelle entstanden war. Schuldig war hier! Er holte tief Luft und drehte sich um, um dem Deutschen in gewählten Worten, Worten, die kleine Kinder besser nicht hören sollten, klar zu machen, dass er seine Nase besser raushalten sollte, sonst hätte er bald keine mehr, als er durch ein fröhliches "Schuldig!" direkt neben ihm aufgeschreckt wurde. Verblüfft blinzelte er und rückte seine Brille zurecht. Sah er da recht? Yohji und Schuldig warfen, nein, nicht mit Messern oder tödlichen Blicken, sondern sich einander in die Arme und drückten sich heftig. Brad hörte das Knacken von Knochen. Irritiert betrachtete er die beiden, die sich wieder voneinander gelöst hatten und in irrem Tempo aufeinander einredeten, jeder ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Irgendwie hatte er das Gefühl, etwas Wichtiges verpasst zu haben. Zeit für Erklärungen, fand er. Er streckte eine Hand nach Yohjis Arm aus und tippte ihn leicht an. Sofort drehte dieser sich zu ihm um. "Ihr kennt euch?", stellte er fest und warf einen beißenden Blick zu Schuldig. Da hatte sein Kollege also die ganze Zeit Beziehungen zum Gegner unterhalten. Sieh mal einer an. Der Japaner lächelte leicht verlegen und lehnte seinen Arm auf die Theke. "Weißt du, Brad, Schu und ich haben uns vor... äh... einiger Zeit in der Disco getroffen. Beide angeschickert, beide irgendwas namenloses Blondes auf dem Schoß... Die Gemeinsamkeiten waren nicht zu übersehen." Er senkte den Blick, als er Brads wütendes Funkeln bemerkte und rutschte ein Stück näher an den Amerikaner. "Statt dass wir uns dort an die Gurgel sprangen gab ich ihm einen Drink aus. Und noch einen. Und noch einen. Ich kann mich nur noch vage an den weiteren Verlauf des Abends erinnern, aber es war... sehr erheiternd." Schuldig warf einen verschmitzen Blick zu Yohji, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte, was unter Brads wütendem Starren zu einem unschuldigen Augenaufschlag mutierte. Der Rothaarige zuckte mit den Schultern. "Der Rest ist Geschichte." Crawfords Blick wanderte zwischen den beiden hin und her, als er versuchte, sich einen Reim auf das Ganze zu machen. Misstrauisch heftete sich sein Blick auf Schuldig. "Wie lange geht das schon so?", wollte er wissen. Ihm war die Pause in Yohjis Erzählung nicht entgangen und harrte der Dinge, die da kommen mochten. Der Rothaarige zuckte nonchalant mit den Schultern. _Zu_ nonchalant. "Och... vielleicht ein dreiviertel Jahr?" Brad riss die Augen auf. ,So lange schon?? Und überhaupt...' Seine Augen weiteten sich, als er in Betracht zog, wie lange die beiden sich schon kannten, was für Persönlichkeiten die beiden hatten und das Schuldig Yohji betrunken gemacht hatte. Er würde doch nicht etwa... "Nein, Brad. Wir haben nicht miteinander geschlafen. Wo denkst du hin, du Ferkel?", meinte Schuldig pikiert und nippte an einem Drink, den er sich eben hatte spendieren lassen. Zahlen würde er dafür jedenfalls nicht. Der Angesprochene wurde rot, doch sein Gehirn holte seine Eifersucht ein. Moment mal. Soweit er wusste, konnte Schuldig nicht in seine Gedanken eindringen. Zumindest war er davon immer ausgegangen. Woher hatte er dann gewusst, was er gedacht hatte? Ein Gedanke mit sicher schrecklichen Auswirkungen formte sich hinter seiner Stirn. Schreckliche Auswirkungen, was Schuldigs nähere Zukunft betraf. Hatte der Telepath ihn hinsichtlich seiner Fähigkeiten etwa _angelogen_? Brad hob eine Augenbraue und knurrte. Das war _kein_ gutes Zeichen. Der Deutsche machte große Augen und hob die Hände. "Was guckst du mich so an? Wirklich, Braddy, aus deinem Gesicht kann man neuerdings lesen wie aus einem Buch." Yohji blickte von einem zum anderen, zwei Gläser in den Händen. Er reichte Brad eines davon und grinste ihn unverschämt an. "Bra~ad", flötete er, "Bist du etwa eifersüchtig?" Der Angesprochene riss sich von Schuldig los, bevor sich seine Blicke dinglich manifestierten und den Rothaarigen aufspießen konnte, und sah zu dem Brünetten. Konsterniert nahm er ihm das Glas ab. "Ich bin an Schuldig nicht interessiert.", sagte er herablassend und Yohji absichtlich missverstehend. Der Brünette wollte protestieren, ließ es aber sein, vor allen Dingen, weil Schuldig recht schmerzhaft auf seinem Fuß stand. Scheiß Cowboystiefel. Scheiß Metallsohlen. Stattdessen beobachtete Yohji Crawford dabei, wie dieser sein Glas Whiskey leerte. Ein eher bösartiges Grinsen lag auf seinem Gesicht. Als er sicher war, dass der Inhalt des Glases sicher Brads Hals hinuntergeronnen war, legte er ein zuckersüßes Lächeln an den Tag und einen Arm um Brads Taille. Dieser starrte ihn kühl an, was allerdings durch die leichte Rotfärbung auf dessen Wangen weniger beeindruckend wirkte. "Lass uns tanzen.", flötete Yohji und zog den Amerikaner enger an sich. Dieser schüttelte vehement den Kopf. "Nein." Das kam überhaupt nicht in Frage. Es reichte schon, dass er hierher mitgekommen war. Er würde sich nicht auch noch öffentlich lächerlich machen. Schon gar nicht, wenn Schuldig hier war. "Oh, aber du hast es mir versprochen.", säuselte Yohji und zupfte an Brads Hemd. "Nachdem du mir mit der", er schauderte, "Putzfrau schier einen Herzinfarkt beschert hast, hast du es mir versprochen. Du willst doch nicht, dass ich Maßnahmen ergreifen muss?" Auf seinem Tonfall konnte man ausrutschen. Der Schwarzhaarige versuchte, Yohjis Klammergriff von seinem Hemd zu lösen. "Dein Pech, wenn du so naiv und vertrauensselig bist. Ich werde nicht tanzen." Entgegen Brads Erwartungen zuckte der Japaner mit den Schultern und ließ ihn los. "Okay, du bist selbst schuld. Komm nachher nicht zu mir gerannt und beschwer dich." Damit ging er einen Schritt zurück und holte er tief Luft. Seltsamerweise entstand genau in diesem Moment eine Pause in der Musik. "DU BASTARD!!! WIE KONNTEST DU MIR DAS ANTUN UND MIT NAGI VÖGELN!! DER TYP IST _MINDERJÄHRIG_, DU PERVERSE SAU!!" Er streckte eine Hand aus und zeigte auf Brad. "DU HAST MICH MIT EINEM KIND BETROOOOOGEEEEENNN!!!" Absolut jeder in dem Club, Gäste, Barmänner, Discjockey, starrte auf Brad. Es waren keine freundlichen Blicke. Zwei Securitymänner bahnten sich ihren Weg durch die Menge, feste Entschlossenheit auf ihren Zügen. Brad erbleichte. Yohji schniefte. Schuldig grinste. Crawford sprang den Brünetten regelrecht an und zerrte ihn auf die Tanzfläche. Die Musik hatte wundersamerweise wieder eingesetzt und Schuldig spendierte sich noch einen Drink für sauber geleistete Arbeit. Unter den tödlichen Blicken der versammelten Menge, die sehr langsam und sehr argwöhnisch wieder zu tanzen anfing, standen sich Brad und Yohji gegenüber. Der Griff um Yohjis Handgelenk wurde immer fester. "Du bist so schlecht.", hauchte der Amerikaner, als er seine Stimme wiedergefunden hatte. Der Brünette schaute ihn gelassen an. "Hast du allen Ernstes gedacht, ich würde es dir so leicht machen? Du solltest mich langsam besser kennen. Und jetzt lass mich los, du tust mir weh." Brad, immer noch gelähmt vor Erstaunen über dieses Ausmaß an gemeiner Phantasie, tat, was Yohji wollte. "Reg dich nicht auf. Schuldig sorgt dafür, dass sich keiner daran erinnern wird." Crawford warf dem Deutschen einen mörderischen Blick zu, unter dem dieser zusammenzuckte und sich schnell zur Bar wandte. Beinahe sofort wurde eine ganze Flasche Wodka vor ihn gestellt. "Und jetzt, wo wir schon auf der Tanzfläche sind, kannst du ja auch tanzen.", meinte der Brünette lächelnd. Brad verdrehte die Augen. Ihm war klar, dass er nicht darum herumkam, aber er musste fragen, wenigstens um seine Würde aufrecht zu erhalten. "Und warum sollte ich das tun?" "Weil ich dich darum gebeten habe. Weil du es mir versprochen hast. Weil es ehrenhaft wäre, dein Versprechen einzuhalten. Und weil ich dich unbarmherzig quälen werde, wenn du es nicht tust." Na bitte. Niemand konnte ihm jetzt noch unterstellen, dass er es nicht versucht hätte. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Klang der Musik, die glücklicherweise ziemlich tanzbar war. Er vermutete, dass Schuldig daran gedreht hatte, und nahm sich vor, den Rothaarigen doch nicht ganz so lange zu foltern, bevor er ihn töten würde. Doch jetzt musste er erstmal eine Nacht mit einem unglaublich attraktiven Yohji überstehen, ohne sich dabei zum Vollidioten zu machen. --------------------------------------------------- Brad stöhnte und zog die Decke über den Kopf. Er hatte Muskelkater an Stellen, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass er dort überhaupt Muskeln hatte, und das, obwohl er ein durchtrainierter Mann war. ,Wenn ich die Arme wieder bewegen kann, erwürge ich Yohji. Wieso mussten wir auch bis fünf Uhr morgens tanzen? Ich bin vor zwei Minuten eingeschlafen. Mag nicht aufstehen!', grummelte er ihn Gedanken. Sein Wecker schien da aber andere Vorstellungen zu haben und klingelte fröhlich weiter. Plötzlich hörte es auf. Verwundert drehte er sich in Richtung Wecker und öffnete er ein gerötetes Auge. "WAS ZUR HÖLLE MACHST DU IN MEINEM BETT??!" Yohji murmelte etwas Undefinierbares und verzog das Gesicht. "Du hast mir genau ins Ohr gebrüllt.", beschwerte er sich heiser. "Ich weiß, das hatte ich auch vor! Was machst du hier?" Panisch dachte Crawford an die letzte Nacht, besser an den letzten Morgen zurück. Er schaute an sich hinab. Gut, er war angezogen. Auch konnte er sich an nichts erinnern, für das man sich üblicherweise auszog. Er entspannte sich ein bisschen. Aber nur ein bisschen. "Hast du sie noch alle? Ich lege mich ja auch nicht einfach ungefragt in dein Bett!", keifte er. "Schade. Ich würde dich sicher nicht von der Bettkante stoßen.", meinte der Brünette grinsend und drehte sich zu Crawford, sodass er sah, wie dieser genervt die Augen verdrehte. "Das ist keine gute Zeit, um mir auf den Wecker zu fallen.", mahnte der Amerikaner gefährlich leise. "Ist ja schon gut. Als wir heute morgen nach Hause gekommen sind, war ich einfach zu müde, um das Sofa herzurichten. Also habe ich mich einfach hier hingelegt, dein Bett ist ja groß genug. Außerdem warst du zu dem Zeitpunkt auch nicht so zimperlich. Du hast dich an mich gekuschelt.", stichelte er und amüsierte sich prächtig dabei. Brad zog eine Augenbraue hoch. "Das kann ich kaum glauben.", meinte er trocken. Das war zwar gelogen, aber solange Yohji ihm das abnahm, war alles in Butter. Anscheinend tat er das nicht. "Hast du aber. Ganz eng. Du hast dich regelrecht an mich _gepresst_.", entgegnete er mit einem breiten Grinsen. "Wenn das so ist, werde ich mich wohl besonders gründlich waschen müssen. Du machst das Frühstück." Er stand auf. "Entschuldige, ich habe dich nicht ganz verstanden: Sagtest du ,waschen' oder ,wichsen'?", fragte Yohji unschuldig und lachte, als ihn ein Kissen im Gesicht traf. ----------------------------------------------------- "Wann musst du gehen?" Brad sah auf die Uhr und verzog das Gesicht. In zwanzig Minuten würde er sich nicht der Schlechtigkeit der Welt, sondern der geballten Dummheit SZs stellen müssen. Ganz sicher würde irgendein inkompetenter Heini ihn fragen, warum er gestern nicht bei der Besprechung war. Die Antwort ,Oh, ich war mit einem von Weiß tanzen, weil ich scharf auf ihn bin und ohnehin absolut alles besser ist, als sich mit euch Deppen rumzuschlagen' kam ihm nicht besonders klug vor. Ein feines Lächeln zierte sein Gesicht, als er daran dachte, dass er in Bälde keine derartigen Sorgen mehr haben würde. Das erinnerte ihn an etwas. Er lehnte sich über den Tisch und fixierte Yohji mit starrem Blick. "Was?", fragte dieser unsicher ob der intensiven Musterung, der er unterzogen wurde. "Ihr kämpft doch gegen SZ.", stellte Brad fest. "Ja?" "Ihr wollt sie doch besiegen." "Mhm?" Brad lehnte sich wieder zurück. "Gut." Yohji starrte den anderen perplex an. "Wie, ,gut'? Du arbeitest doch für die!" Der Amerikaner verdrehte die Augen und stöhnte. "Und glaub mir, das ist kein Zuckerschlecken." Er nahm einen Schluck von Yohjis hervorragendem Kaffee und sah den anderen ernst an. "Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, dass es für Schwarz von Nachteil wäre, wenn wir das Arbeitsverhältnis zu SZ weiterhin aufrechterhalten würden. Wir haben somit beschlossen, uns von dieser Gruppierung abzunabeln." Der Japaner blinzelte, als er das Gehörte verarbeitete. "Weniger hochgestochen willst du mir also sagen, dass ihr keinen Bock mehr auf SZ habt und die Typen loswerden wollt.", fasste er zusammen. "Exakt." Er rührte nachdenklich in seinem Kaffee. "Ich nehme an, das erzählst du mir nicht, um etwas Small Talk zu machen." "Ganz recht. Ich möchte, dass Weiß uns unterstützt." Der Kaffeelöffel blieb mitten in der Bewegung stehen. "Wie bitte?" "Wir haben beide das gleiche Ziel, die Zerstörung SZs. Gemeinsam kriegen wir das auch hin, wir haben das nötige Know-How, und je mehr wir sind, desto besser." Yohji starrte Brad an, als sähe er ihn zum ersten Mal. "Aya bekommt einen Schlaganfall, wenn du ihm das unterbreitest." "Nicht ich werde ihm das sagen, sondern du." Beim Anblick von Yohjis kalkweißem Gesicht lehnte er sich wieder über den Tisch und meinte drängend: "Überleg doch mal. Ihr versucht nun schon so lange, SZ zu stürzen, und was habt ihr erreicht? Gar nichts. Ohne uns werden ihr auch niemals etwas erreichen. Zusammen wird das ein Spaziergang! Selbst Aya wird die Vorzüge dieser Vorgehensweise erkennen. Außerdem musst du ihm irgendwann ja sowieso sagen, wo du so lange warst. Er wird weniger Grund haben dich umzubringen, wenn wir Verbündete sind.", appellierte er unverhohlen an Yohjis Selbsterhaltungstrieb. Dieser starrte ihn weiterhin unbewegt an. "Omi wird sicher am leichtesten zu überzeugen sein... Und Ken ist kein Problem, wenn wir erst Aya haben. Außerdem... wäre das eine geradezu göttliche Gelegenheit, um...", murmelte er vor sich hin. Plötzlich erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht. "Gut!" "Gut?" Der Japaner nickte enthusiastisch. "Ja, gut! Ich werde es den anderen sagen. Das ist auch sicher keine Falle?" Sein Gesicht verdüsterte sich für einen Moment. "Nein." "Okay! Das wird ein Spaß..." Yohji kicherte vor sich hin. "Yohji, ist alles in Ordnung mit dir?", fragte Brad misstrauisch. Der Angesprochene riss den Kopf hoch. "Oh, klar. Alles bestens." Er stand lächelnd auf und zog sich seine Jacke an. "Ich gehe mal zu der Autowerkstatt und mache denen ordentlich Feuer unterm Hintern. Tschüß!" Damit lehnte er sich hinab und hatte, noch bevor Brad reagieren konnte, diesen auf die Wange geküsst. Eine ganze Weile, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, löste sich Brad aus seiner Starre. ,Was zum...' Er betastete langsam sein Gesicht. Irgendetwas stimmte da nicht. Was war denn mit seinen Lippen... Erschrocken riss er seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. ,Nie und nimmer!', dachte er, schockiert. ,Nie und nimmer habe ich eben...', es fiel ihm schwer, es nur zu denken, ,_verträumt gelächelt_!' °~~~~°~~~~° Kapitel 7: ----------- Titel: unsure and annoyed Teil: 7/? Autorin: Sliver Email: sliver-sama@web.de Archiv: gerne, solange ich gefragt werde Warning: Ack. Muss ich? Okay: PG 14, com, silly Pairing: Yohji x Brad Disclaimer: Die Weiß Kreuz-Charaktere machen viel zuviel Stress, ich will die gar nicht. Zum Glück gehören sie Project Weiß, und nicht mir. Geld gibt es für mich leider keins, aber man kann nicht alles haben. Die Liedtexte und -titel, die in diesem Kapitel verwendet werden, gehören den jeweiligen Besitzern. Sie sind unten mit Titel und Interpret angegeben. Kommentar: Ein weiterer Teil ist draußen. Preiset den Herrn. Dank geht an ryushin, die mich bis zum Haareraufen damit genervt hat und sich meine Textfragmente angeschaut und mich mehr oder minder aus dem Sumpf für dieses Kapitel (jedes Kapitel hat seinen eigenen Sumpf) gezogen hat. ,Denken' >Telefon< °~~~~°~~~~° >Tsukiyono Omi?< "Hallo Omi, ich bin's, Yohji. Kannst du reden? Es entstand eine kleine Pause, dann: >Ja, ich bin allein. Was gibt's?< "Ich habe heute morgen mit Brad gesprochen. Chibi, wie hoch stehen unsere Chancen, dass wir SZ in absehbarer Zeit erledigen? Bitte nicht die geschönte Version, ich bin nicht Aya." Wieder eine Pause. Der Brünette konnte regelrecht Omis misstrauischen Blick spüren. >Ganz im Ernst also?< "Ja." >Hm, eher nicht so gut...< Yohji verdrehte die Augen. "Jetzt weiß ich es ja _ganz_ genau. Was heißt das?" Omi seufzte. >Das heißt, dass ich kein Geld auf uns setzen würde. Wir sind einfach zu wenige. Wieso fragst du?< "Nun, wenn das so ist, dann präsentiere ich dir hiermit die Lösung all unserer Probleme. Brad hat mir erzählt, dass seine Leute auch keine Lust mehr darauf haben, von SZ rumkommandiert zu werden. Schwarz will SZ zerschlagen. Da wäre es doch perfekt, wenn wir zusammenarbeiten würden. Ich habe ,ja' gesagt. Was denkst du?" Vom anderen Ende der Leitung kam nur Stille. Schwere, dichte Stille, durch den Hörer wabernd wie Nebel, der sich über Yohji legte. Ihm wurde _etwas_ unbehaglich. "Omi?" Noch mehr Stille. "Omi, lebst du noch?" >Ich höre jetzt schon Ayas Arterien platzen.<, hauchte es durch die Leitung. Yohji verdrehte die Augen und knabberte an den Nägeln. "Mein Gott, Omi!" >Hörst du es? Plopp, plopp...< Der Ältere hielt den Hörer vom Ohr weg und starrte ihn entgeistert an. Dann blaffte er ins Telefon: "Deine Einstellung ist nicht besonders produktiv!" >Die Wahrheit zu verleugnen ist nicht besonders produktiv!< "Hör zu, es wird schon nicht so schlimm, Brad hat vorausgesehen, dass er es akzeptiert." Das war zwar gelogen, aber solange es Omi beruhigte... >Hat er auch vorausgesehen, wie wir deine rauchenden Überreste von der Wand schaben sollen?< Anscheinend tat es das nicht. "Hallo?? Es geht hier um eine _gute Sache_. Es geht um die Zerstörung SZs. Das muss Aya doch gefallen." >Vielleicht, wenn wir erst die großen Teile in einen Müllsack einsammeln und dann mit einem Dampfreiniger...< "Hörst du mir überhaupt zu?? Und planst du gerade, wie du meine Leiche entsorgen kannst??" Er schlug sich die Hand vor die Stirn und schloss die Augen. Er hatte ja gewusst, dass es nicht leicht werden würde, aber _damit_ hatte er nicht gerechnet. >Entschuldige, aber irgendjemand hier muss doch praktisch denken! Nicht jeder kann sich fröhlich das Hirn aus dem Schädel pim...< "Omi! Was habe ich über die Tonspur auf Billig-Pornos gesagt?" >Ich bin ja schon still.< Ein lautes Seufzen folgte. >Also guuuut... Von mir aus. Mir bleibt ja wohl kaum eine Wahl. Ich bin dabei. Nieder mit SZ. Viva la revolution.<, erklang es niedergeschlagen. "Na also, ich wusste doch, dass du Vernunft annehmen würdest." Das verächtliche Schnauben, das ihn daraufhin erreichte, ignorierte er geflissentlich. Yohji verabschiedete sich und legte auf. Gut. Diese Hürde hätte er genommen. Ken war ein Kinderspiel, wenn alle anderen dabei wären, würde der Brünette nicht hintanstehen. Blieb nur noch Aya übrig. Da würde er sich auch noch etwas einfallen lassen. Sicherlich. Irgendwas. Irgendwann. Wird schon klappen. Ganz sicher. --------------------------------------------- "Hallo, Crawfo... Boah, siehst du _scheiße_ aus!" Der Amerikaner warf Schuldig einen säuerlichen Blick zu. War ja klar. Von Regen in die Traufe. Gerade erst war er seinen sogenannten Vorgesetzten entronnen, um nun direkt in Schuldig zu laufen. Jetzt _konnte_ es nur noch besser werden. "Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben.", erwiderte er trocken, in der sinnlosen Hoffnung, dass Schuldig _einmal_ die Klappe halten würde. "Hast du die Nacht durchgemacht?" Ein irrsinniges Glitzern trat in die Augen des Deutschen, begleitet von einem ungläubigen Grinsen. "Darf man schon gratulieren?" Brad schloss langsam die Augen. Wenn er jetzt einfach eine Schere holte, Schuldigs Haare abschnitt und ihn damit erwürgte, dann hätte der Tag noch Chancen auf ein gutes Ende... Farfarello hätte es auf einen Versuch ankommen lassen. Er statt dessen sagte streng: "Ich weiß nicht, was du meinst. Und ich will es auch gar nicht wissen. Du hast schon genug angerichtet." Leider erkannte Schuldig einen Wink mit dem Betonpfahl nicht, wenn ihn einer traf. Er machte ungerührt weiter. "Oh, ist das arme Braddy-Baby etwa sauer? Dabei will der gute Schu doch nur das Beste für den armen, ungeliebten Braddy... Du bist eben undankbar, aber das sind alle Kinder." Brad konnte regelrecht spüren, wie sein Blutdruck ins Weltall davon schoss. "Du miese kleine... Du wagst es..." Er zitterte am ganzen Körper. "Acht Wochen Spüldienst! Wäsche! Müll!" "Hey, hey, wer wird denn gleich..." "Bad putzen! Hinter Farf herräumen!" Schuldig tat das einzig Richtige und ergriff die Flucht. Erschöpft ließ sich Brad auf die Couch fallen. Einen kleinen Moment lang überlegte er, ob er nicht übertrieben reagiert hatte und unfair zu Schuldig gewesen war. ,Nein,' dachte er mit grimmiger Zufriedenheit, ,Der Mistkerl hat es verdient. Für irgendwas hat er es ganz sicher verdient.' ----------------------------------------------------- Yohji sah sich in Brads Wohnung um, auf der Suche nach etwas, das noch geputzt werden musste. Entgegen der allgemeinen Auffassung hatte er durchaus hin und wieder Anfälle von Putzeritis. Schließlich stand die Inanspruchnahme einer Putzfrau für ihn völlig außer Frage. Allerdings verfügte er auch über einen äußerst strapazierfähigen Ordnungssinn. Seine haushälterischen Gedanken wurden vom Klingel seines Handys unterbrochen. Neugierig blickte er auf den Display. Eine ihm unbekannte Nummer wurde angezeigt. Yohji seufzte auf. Wahrscheinlich eine von den Tussen aus dem Koneko, hatte es wohl eine von den gerissenen Weibern geschafft, seine Handynummer rauszukriegen. Nun, es gab Mittel und Wege, solche Gespräche kurz zu halten. "Ambulanter Fußpflege-Dienst Hiruka, hier spricht Masano, was kann ich für Sie tun?" >Schön, dass du deinen Humor behalten hast, Kudou, du wirst ihn brauchen.< Yohji taumelte einen Schritt nach hinten. Schreck lass nach. Aya! "Oh. Äh. Hallo. Aya! Welche Überraschung. Äh." Schnell, schnell! Er brauchte einen Gedanken! Einen Einfall, irgendwas! Warum trat sein Hirn auch ausgerechnet jetzt die Flucht an? >Das glaube ich gerne, dass du überrascht bist.< Es klang, als hätte man einer Raubkatze beigebracht, ein Telefon zu bedienen. Keine menschliche Stimme konnte so _schwingen_. "Ähähä. Ja. Uhm, von wo rufst du denn an?" >Eines der Mädchen im Koneko war so nett mir ihr Handy zu leihen. Ich kriege für gewöhnlich immer, was ich will. Weißt du, was ich jetzt will?< Yohji schluckte. "Meinen Kopf?" >MEINEN WAGEN! MEIN AUTO! MEIN BABY! WAS HAST DU DAMIT GEMACHT?!< "Aya, bitte, ganz ruhig, es ist alles in Butter, mach dir keine Sorgen, in ein, zwei Wochen hast du ihn wieder..." >IN _EIN, ZWEI_ WOCHEN?! BIST DU WAHNSINNIG?? HÄNGST DU NICHT MEHR AM LEBEN, ODER WAS?< Yohji kniff die Augen zusammen. Genau so hatte er sich das vorgestellt. Das machte es aber auch nicht besser. >Okay. Ich bin ganz ruhig. Yohji. Hör mir jetzt gut zu. Ich werde mich nicht aufregen, wenn du zurückkommst. Ich werde dich nicht in kleine, handliche Teile zerlegen. _Solange du meinen Wagen in spätestens zehn Tagen vollkommen unbeschadet, vollgetankt und frisch gewaschen, poliert und gesaugt zurückbringst_. Ist das klar?< Yohji nickte panisch, dann fiel ihm ein, dass Aya das ja nicht sah. Mit großer Mühe presste er ein ,ja' hervor. Er war zu schockiert für mehr. >Hervorragend. Solltest du _irgendeinen_ Teil davon nicht einhalten, komme ich auf deinen Vorschlag mit dem Kopf zurück.< Dann machte es ,Klick' in der Leitung, und Yohji getraute sich wieder zu atmen. Langsam wagten sich auch seine Gedanken wieder aus ihrem Versteck. Er kam sich vor, als wäre er dem Sensemann haarscharf ausgewichen. Ein zweites Mal kam er vielleicht nicht so leicht davon. Hektisch schnappte er sich seine Jacke und machte sich auf den Weg zur Werkstatt. ------------------------------------------------------- "Ja, das ist ja ganz toll, dass sie kommen, wir hätten sie sowieso angerufen.", meinte der Automechaniker und wischte sich seine ölverschmierten Hände bedächtig an einem ölverschmierten Tuch ab. "Ach? Und wieso?" Auf dem Weg dorthin hatte Yohji es geschafft, die schlimmste Panik zu unterdrücken und war jetzt wieder mehr oder minder rationalen Gedanken zugänglich. "Ja, wir hatten Ihnen ja gesagt, das der Wagen", er tätschelte die Motorhaube des Porsches, " gerade noch gut genug zum Ausschlachten gewesen war. Aber wir haben das wieder hingekriegt. Ja, bis auf..." Dem Blonden wurde übel, als er das hörte. Mit fiepsiger Stimme presste er hervor: "Bis auf...?" "Da ist so ein Ersatzteil, diese teuren Dinger brauchen ja Material vom anderen Ende der Welt, da tut es nichts Einheimisches. Ein japanisches Auto geht nicht so leicht kaputt wie diese Importware. Und die Ersatzteile sind vor Ort zu bekommen. Früher war man noch stolz auf hiesige Produkte und fuhr sie gern. Aber heutzutage hält sich ja Krethi und Plethi für Krösus und kauft sich vom letzten Geld einen teuren Ausländischen, ohne daran zu denken, dass Reparaturen..." Yohjis Fingernägel bohrten sich in seine Handflächen. "WELCHES ERSATZTEIL???" Irritiert blickte der Handwerker in die schreckensweiten Augen seines Gegenübers. "Kein Grund, gleich zu schreien, meine Güte, kein Respekt mehr vor dem Alter, das ist doch..." Ein weiterer Blick in Yohjis Gesicht ließ ihn wieder zum Thema kommen. "Wir haben das Ersatzteil bestellt, aber die hiesige Porscheniederlassung hat es nicht, das braucht also noch ungefähr zwei Wochen. Yohji glaubte, unter Halluzinationen zu leiden. _Zwei_ Wochen? Er hatte keine zwei Wochen! Ein Bild schoss vor seinem inneren Auge vorbei. Ein Bild, wie Aya seine Leiche im Hafenbecken versenkte. "Gibt es denn keine andere Möglichkeit? Ich habe nicht so viel Zeit! Wenn der Wagen nicht in einer Woche fertig ist, bin ich tot!" Sein Gegenüber betrachtete nachdenklich die schwarzen Ränder unter seinen Fingernägeln. "Also, ich kann das Teil vielleicht auch von einer anderen Werkstatt abkaufen, falls es einer haben sollte. Aber das ist mir nicht so recht, schließlich kann ich nicht einfach zur Konkurrenz gehen und um Teile bitten, wie sieht denn das aus, das ist eine Frage des Stolzes..." Yohji riss hektisch seinen Geldbeutel aus seiner Jackentasche. "Was soll es kosten?" Der Handwerker sah überrascht auf. Es war selten, das jemand so schnell kapierte, worauf er hinaus wollte. "Ah, nein, das kann ich nicht... Also wirklich..." "Hier, nehmen Sie!" Argwöhnisch betrachtete er das Bündel Geldscheine in seiner Hand. Dann lächelte er. "Kommen Sie in fünf Tagen vorbei. Bis dahin sollte der Wagen fertig sein." ------------------------------------------------- Yohji taumelte aus der düsteren Werkstatt ins Sonnenlicht. Mit einer zitternden Hand wischte er sich den Angstschweiß von der Stirn. Ein erleichtertes Seufzen verließ seine Lippen. Das war ja gerade noch einmal gut gegangen. Gut, er hatte dem Automechaniker ein kleines Vermögen in die Hand gedrückt. Aber das war ihm sein Leben wert. Er hatte das Gefühl, dass er die Dinge viel zu lange schleifen gelassen hatte. Er hatte nur noch eine knappe Woche, um die Sache mit Brad zu deichseln, denn er hatte das untrügliche Gefühl, dass es für sein Seelenheil besser war, wenn er Ayas Wagen zum frühstmöglichen Zeitpunkt zurückgeben würde. Also noch fünf Tage mit Brad. Yohjis Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. Er wusste zwar, nicht zuletzt auch dank Schuldig, dass er den zugeknöpften Amerikaner schon ziemlich weit hatte, aber eben noch nicht weit genug. Er stapfte festen Schritts zurück zu Brads Wohnung. Es ging doch nicht an, dass er sich zwei Wochen lang den Arsch aufriss um dann unverrichteter Dinge wieder abzuziehen! Hier stand seine Ehre auf dem Spiel! Entschlossen schlug er mit der Faust in die flache Hand. Er hatte viel zu lange rumgeplänkelt. Aber damit hatte es sich jetzt. Nun wurden andere Kaliber aufgefahren! Wäre doch gelacht! ----------------------------------------------- Brads Augenbraue zuckte unkontrolliert. Mit aller ihm zur Verfügung stehenden Willenskraft versuchte er Yohji _nicht_ anzublicken. Alles, nur nicht ihn, der gerade singend und tanzend durch das Wohnzimmer wirbelte. Tanzend? Eher sich schamlos zur Schau stellend. Wie konnte jemand nur so die Hüften schwingen? Hatte er ein Extra-Gelenk in der Wirbelsäule? Er würde sich ja nur zu gerne mit Yohjis Anatomie beschäftigen... Nein, daran, dass er so dachte, war Brad nicht schuld. Das Lied, das Lied hatte ihn dazu gebracht, da war er ganz sicher. Das sang Yohji sicher mit Absicht. Das konnte kein Zufall sein. "Hey there, people, I'm They say I'm the cutest boy in town My car is fast, my teeth is shiney I tell all the girls they can kiss my heinie Here I am at a famous school I'm dressin' sharp 'n' I'm actin' cool Oh God I am the American dream I do not think I'm too extreme An' I'm a handsome sonofabitch I'm gonna get a good job 'n' be real rich Women's Liberation Came creepin' across the nation I tell you people I was not ready When I fucked this dyke by the name of Freddie She made a little speech then, Aw, she tried to make me say "when" She had my balls in a vice, but she left the dick I guess it's still hooked on, but now it shoots too quick Oh God I am the American dream But now I smell like Vaseline An' I'm a miserable sonofabitch Am I a boy or a lady...I don't know which So I went out 'n' bought me a leisure suit I jingle my change, but I'm still kinda cute Got a job doin' radio promo An' none of the jocks can even tell I'm a homo Eventually me 'n' a friend Sorta drifted along into S&M I can take about an hour on the tower of power 'Long as I gets a little golden shower Oh God I am the American dream With a spindle up my butt till it makes me scream An' I'll do anything to get ahead I lay awake nights sayin', "Thank you, Fred!" Oh God, oh God, I'm so fantastic! Thanks to Freddie, I'm a sexual spastic And my name is Bobby Brown Watch me now, I'm goin down... 1) Der Text gehörte auf den Index. Das war ja gemeingefährlich. Besonders, wenn er von einem gottgleichen jungen Mann mit einer Stimme wie flüssiger Sex vorgetragen wurde. Crawford schüttelte den Kopf. Hatte er das wirklich gerade gedacht? Er beschloss, darüber nicht zu lange nachzudenken, sondern lieber etwas zu unternehmen. "Hast du kein anderes Lied im Repertoire?", fragte Brad so ätzend wie möglich, um seine Heiserkeit zu überspielen. Doch Yohji ließ sich davon nicht beirren. "Klar!", trillierte er und zwinkerte Brad zu. Unwillkürlich griff sich dieser an den Hemdkragen. Kam es ihm nur so vor, oder wurde es heißer im Zimmer? "You're an honest moralist You trace me with your pretty finger I'm a pure terrorist Your thoughts are rising like a revolution A specialist bound by romance Long fingernails got me erect An egoist who wants to confirm love I want to struggle on until I'm inside of you You keep yourself at a distance ah Before I get lost in myself Is it okay to love, too? In the shaking night It's good as it is More Deeper As those almost maddening lips I've gotten used to melt together I am...Your...Vanilla" 2) 'Dieser Hüftschwung... Ich fall tot um...' Brad bekam definitiv Probleme mit der Atmung. Sein Blick klebte regelrecht an Yohjis agilem Hinterteil, mit dem er schwungvoll den Text untermalte. "Hör auf!" Er war sich sicher: Nicht mehr viel, und sein Verstand würde sich verabschieden und sein Unterleib würde das Ruder übernehmen. "Ich kann auch was anderes singen. "Sadistic Desire"... ,Die Stimme, wie Honig auf meiner Haut' ... "Standing Sex"... ,Der Körper, wie die fleischgewordene Sünde'... "Orgasm"..." ,Sadist.' 3) Yohji entwich ein halb erschrockenes, halb triumphierendes Quieken, als Brad sich knurrend auf ihn stürzte und Richtung Schlafzimmer zerrte. "Warte, ich hab noch ein Lied für dich: "Show me something big and untamed..." 4) "SCHNAUZE!" -TBC- 1)Frank Zappa: ,Bobby Brown', gekürzt (Ich liebe das Lied! *grins*) Es ist übrigens nicht so wichtig, wenn ihr nicht alles versteht. Wichtig ist nur, dass es sehr deutlich und voller sexuellem Inhalt ist. _Sehr_ deutlich. _Sehr_ sexuell. 2)Gackt: 'Vanilla' (Die ersten paar Zeilen) 3)Die Lieder, die Yohji hier aufzählt, sind alle von x japan 4)Zeile aus ,feel good time' von Pink °~~~~°~~~~° Gott, war das anstrengend. Belohnt mich jemand mit Kommentaren? Ciao, Sliver Kapitel 8: ----------- Titel: unsure and annoyed Teil: 8/? Autorin: Sliver Warnung: lime, com, silly Rating: PG-14 Disclaimer: Mir gehört wie immer gar nichts, außer der Idee. Die Charaktere gehören Project Weiß. Geld wird hiermit auch keines verdient. Warum eigentlich nicht? Ich könnte welches gebrauchen. Kommentar: Dank geht an: kohaku-san, die mir schrieb, ich solle doch bitte weiterschreiben, und plötzlich flossen mir die Worte förmlich von den Fingern. Es sollte immer so leicht gehen. ryushin von yaoi.de *knuddel* allgemein und überhaupt, weil sie toll ist und lieb und diesen Teil gegengelesen hat. *Blümchen überreich* An alle, die Kommentare geschrieben haben. Ich liebe euch, Leute. Aufi geht's, Teil 8 wartet. °~~~~°~~~~° Mit sprichwörtlichen Gewitterwolken um den Kopf ging Aya die Straße entlang, auf dem Weg zu einer Kundin, die mit ihm einen größeren Auftrag besprechen wollte. In ihm kochte es, und man sah es ihm an. Er musste laufen. Laufen! Seinem Porsche war ja Gott weiß was widerfahren. Beim Gedanken daran ballte er die Hände zu Fäusten. Hatte dieser verdammte kleine Mistkerl Yohji doch tatsächlich die Stirn besessen, erstens ein allgemein unerträglicher Bastard zu sein, zweitens nach erfolgreich beendetem Auftrag nicht schnurstracks nach Hause zu kommen, sondern sich irgendwo rumzutreiben (bei so einer billigen Tussi, da ging Aya jede Wette ein), und drittens, und dieses drittens sorgte dafür, dass er hörbar mit den Zähnen knirschte und sein Anblick Passanten dazu brachte, sicherheitshalber die Straßenseite zu wechseln: sein Auto nicht zurückzubringen. Sein AUTO! Sein heiliger Porsche! Wie hatte dieser elende Hurenbock es bloß wagen können, seinem Auto etwas anzutun! Und das hatte er bestimmt, Aya war ja nicht blöd, er hatte Yohji sofort angemerkt, dass da etwas nicht stimmte. Genauso gut hätte er Ayas Schwester schänden können! Der Rothaarige schaffte es, noch finsterer dreinzublicken. Aber das würde Yohji noch bereuen. Oh ja. Und wenn es das Letzte war, was Aya tat: Yohji würde dafür bezahlen! Freudig erging er sich in diversen Bestrafungen, die er dem Blonden angedeihen lassen konnte, und beachtete seine Umgebung kaum. Allerdings entging ihm nicht, dass er noch eine verdammt weite Strecke vor sich hatte. Sofort wurden die möglichen Bestrafungen noch eine Stufe härter. Er knurrte leise, als er eine ihm nicht unbekannte Stimme vernahm. "Na, Süßer? Zu Fuß unterwegs? Kann ich dich irgendwo hin mitnehmen?" Aya schloss einen Moment lang die Augen. Natürlich. Das musste ja so kommen. Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her? Mitnichten. Wenn du denkst, es geht nicht mehr, hängen die Lichter ganz sicher vorne an einem Schnellzug. Er drehte sich zur Seite, und blickte in Schuldigs Gesicht. Dieser grinste ihn an und fuhr in Schritttempo neben dem Weiß her, der natürlich nicht stehen geblieben war. Hatte er aber auch nicht erwartet. Hinter ihnen begannen schon die ersten genervt zu hupen. "Hey, ich meine das ganz freundschaftlich. Steig ein, ich bring dich hin, wo immer du auch willst." Jetzt hatte er Ayas Aufmerksamkeit. Er schnaubte und blieb stehen. "Freundschaftlich?", fragte er ungläubig und mit hochgezogenen Augenbrauen. Glaubte der Schwarz wirklich, er wäre derart verblödet? Schuldig zuckte unverbindlich mit den Schultern. "Über kurz oder lang bleibt dir ohnehin nichts anderes übrig, als dich mit uns zu arrangieren. Mach schon, steig ein. Ich beiße auch nicht. Zumindest noch nicht." Der Deutsche grinste. Aya verengte einen Moment die Augen. Was faselte dieser Typ schon wieder? Und wie wurde er ihn unmissverständlich los? Er legte den Kopf schief und sah den anderen an. Dann holte er seinen Hausschlüssel hervor, betrachtete ihn nachdenklich und machte damit langsam und genüsslich einen langen Kratzer in Schuldigs Autotür. Schuldig starrte ihn an. Lange. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, doch von ihm war nichts zu hören. Nach einer ganzen Weile, in der sie sich nur anstarrten, Schuldig mit offenem Mund, Aya mit abwartend hochgezogenen Brauen, schien sich der Deutsche wieder gefangen zu haben. Er meinte emotionslos: "Ich nehme an, das heißt nein.", und fuhr davon. Als Aya weiterging, hatte sich seine Laune erheblich gebessert. ----------------------------------- Brad bewegte sich unwillig ein bisschen, als ihn das Klingeln des Telefons weckte. Mürrisch presste er die Lider fester zusammen, in der Hoffnung, dass das Klingeln bald wieder aufhören würde. Es tat es nicht. Seufzend schlug er die Augen auf und machte Anstalten, nach dem Hörer zu greifen. "Geh nicht ran." Überrascht drehte er sich um. Yohji tastete mit geschlossenen Augen nach Brad und fand seinen Arm, hielt ihn fest. Einen Moment lang überlegte er, ob er sich jetzt schämen sollte. Er verwarf diese Idee wieder. Zum einen waren sie seit gestern abend über den Punkt hinaus, an dem man sich noch anständig schämen konnte, zum anderen hätte Scham bedeutet, dass er glaubte, einen Fehler gemacht zu haben. Brad Crawford machte keine Fehler. Statt dessen beugte er sich vor und küsste den anderen sanft auf die Stirn. "Das kann nur einer von meinen Leuten sein, niemand anderes kennt diese Nummer. Vielleicht ist es wichtig." "Wichtiger als das hier?", fragte Yohji scheinheilig und ließ seine Hand über Brads Rücken in tiefere Gefilde wandern. Er öffnete die Augen und sah den anderen intensiv an. Ein kleines verschmitztes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Brad lächelte zwar zurück, schob aber die Hände des anderen von seinem Körper. "Du bist unersättlich." "Musst du gerade sagen!", gab der Blonde gespielt empört zurück, was den Amerikaner leicht rot werden ließ. "Aber dir ist hoffentlich klar, dass ich nicht vorhabe, das Bett die nächsten vier Tage zu verlassen?" Er zog den anderen an sich. "Vier Tage! Aber ansonsten geht es dir gut, ja?", keuchte Brad. Er ließ sich aber trotzdem umarmen. "Genau so lange wird es dauern, bis Ayas Götzenfigur, sprich sein Auto, repariert sein wird, welches du, nur um dich daran zu erinnern, kaputt gefahren hast. Und er wird mich massakrieren, nicht dich. Ich verlange Genugtuung." Brad dachte nach. Auf der einen Seite Arbeit, auf der anderen Seite Yohji... Es war keine besonders schwere Entscheidung. "Genugtuung? Wenn hier jemand danach verlangen kann, dann bin ich das, schließlich belagerst du meine Wohnung, strapazierst meine Nerven und hast mich erfolgreich in den Wahnsinn getrieben." Er rollte sich auf Yohji und legte den Kopf auf seine Brust. "Ich habe noch ganz andere Sachen mit dir getrieben...", gab dieser zurück. Wie erwartet wurde Brad knallrot. "Du bist ein Schwein!", empörte er sich. "Und du stehst drauf." "Hm... naja... Ach, halt die Klappe und mach was!" Yohji ließ sich nicht lange bitten. ---- Entnervt warf Nagi den Hörer auf die Gabel. "Geht keiner ran." "Ich habe dir doch gleich gesagt, dass du es gar nicht erst zu versuchen brauchst." Gab Schuldig zurück und rührte missmutig in seinem Kaffee. Das mit seiner Autotür wurmte ihn noch immer. Da wollte man nur nett sein, und was war der Dank dafür?! Leise vor sich hingrummelnd warf er noch ein Zuckerstück in seine Tasse. "Wo ist er denn?" Der Telekinet war langsam, aber sicher mit seiner Geduld am Ende. Crawford blieb nie so lange weg, ohne sich zu melden. Ein viel zu verantwortungsloses Verhalten, Nagis Meinung nach. Der Amerikaner wusste doch genau, dass es nicht klug war Schuldig und Farfarello lange aus den Augen zu lassen. Noch dümmer war es, Nagi die beiden aufs Auge zu drücken. Seine Rache ließ nie lange auf sich warten. "Mann, Kleiner, reg dich nicht auf. Er ist in seiner Privatwohnung. Er geht nur nicht ran.", nuschelte Schuldig über den Tassenrand hinweg. Farfarello nahm sich die Zuckerdose und steckte sich eine Handvoll Zuckerwürfel in den Mund. Das knirschende Geräusch, das entstand, als er darauf herumkaute, ließ Schuldig das Gesicht verziehen und an Ayas Schlüssel auf dem Autolack denken. Der junge Schwarz tippte ungeduldig mit dem Fuß auf. "Ach, und warum nicht?" Irgendwas an dem Deutschen, vielleicht die Haltung, die ein bisschen in sich zusammenfiel, als wollte er sich unsichtbar machen, vielleicht der Blick, der etwas zu unschuldig ins Leere ging, sagten Nagi, dass der andere mehr wusste, als er zugab. Er reagierte sofort. "Und sag ja nicht, du wüsstest den Grund nicht! Ich sehe es dir an, du weißt was! Raus mit der Sprache, aber dalli!" Schuldig hatte mit der Zeit gelernt, dass es keine gute Idee war, mit Nagi Spielchen zu spielen. Er konnte eine Weile sehr geduldig sein. Und dann plötzlich ausrasten. Schuldig konnte sich besseres vorstellen, als Nagis ungezügeltem Temperament gegenüber zu stehen. "Er... ist beschäftigt." Der Rothaarige machte sich auf seinem Stuhl noch etwas kleiner. "Aha. Und womit?" "Mit Dingen." "Schuldig!" "Ja, ja, schon gut." Er hatte es zumindest versucht. "Mit jemandem." Nagi blinzelte. "Schuldig, wenn ich dir jedes Wort aus der Nase ziehen muss, werde ich das sehr wörtlich nehmen. Zum letzten Mal: Mit wem, was, und warum!" Gut. Er war loyal gewesen. Hatte versucht, nicht deutlich werden zu müssen. Aber irgendwo hatte jeder seine Grenze. Er seufzte tief. "Na gut, aber du bist selbst schuld: Mit Yohji Kudoh, Sex, Liebe." Er kniff die Augen zusammen. Erst nachdem es eine Weile still blieb, siegte die Neugier und er öffnete sie wieder. Farfarello sah ihn milde interessiert an, doch Nagi sah aus, als wäre er auf Fliegenfang. Seine Kinnlade hing ihm auf Kniehöhe. "Was?", brachte er hervor. Seine Stimme war seltsam hoch. "Brad Crawford, Stock im Arsch par excellence, hat sich entschieden, besagten Stock gegen etwas anderes einzutauschen, etwas, das Yohji Kudoh, seines Zeichens Balinese von Weiß, gehört.", meinte Schuldig trocken. Der Tag hatte so schlecht für ihn angefangen, warum sollten andere es da besser haben? Nagis geschockter Gesichtsausdruck versöhnte ihn wieder etwas mit der Welt. "Lustig.", kam es von Farfarello. Das löste den Brünetten wieder aus seiner Starre. "_Lustig_? Was ist daran lustig??" Völlig entgeistert starrte er den Iren an. Dieser zuckte mit den Schultern. "Ich wollte nur etwas zur allgemeinen Konversation beitragen." Nagi wollte etwas erwidern, entschied sich dann aber dagegen. Das hätte ohnehin zu nichts geführt. Stoisch ignorierte er den Iren und wand sich wieder Schuldig zu. "Okay." Er holte tief Luft. "Ich will Einzelheiten. Was ist passiert, und wie konnte es passieren?" Ziemlich gefasst ließ er sich auf einen Stuhl fallen. "Also: Das Ganze fängt damit an, dass ich mit Yohji schon lange befreundet bin..." Nagi ächzte. Doch Schuldig gönnte ihm keine Gnade und erzählte ihm alles. Auch wenn er, als es darum ging, zu erklären, was ihr Anführer mit dem Weiß machte, recht schwammig wurde... -TBC- °~~~~°~~~~° Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Ich habe weitergeschrieben. Gibt's dafür auch Anerkennung (in Form von Reviews)? -Sliver Kapitel 9: ----------- Titel: unsure and annoyed Teil: 9/? Autorin: Sliver Rating: PG-14 Disclaimer: Weiß Kreuz gehört mir nicht, und ich verdiene hiermit auch kein Geld. Kommentar: Ich bin verzweifelt. Meine Beta-Göttin hat zur Zeit andere Sorgen und kann mir nicht helfen, und mein eigenes Stil- oder Wasauchimmer-Empfinden hat sich auf unbestimmte Zeit abgemeldet. Ich tue euch das aber trotzdem mal an, einfach, um zu zeigen, dass ich mich durchaus noch mit dem Gedanken trage, diese Geschichte auch irgendwann mal fertig zu kriegen. Ach ja, die Namen für die SZ-Köpfe, ach, überhaupt alles, was mit SZ zu tun hat, habe ich mir aus den Fingern gesaugt, ich kann mich nämlich nicht mehr an die Details erinnern, und um mir zum Quellenstudium den Anime reinzuziehen habe ich jetzt auch keine Lust. °~~~~°~~~~° Omi versuchte eine gelassene Miene zu machen, als er Yohji zusah. Was ihm äußerst schwerfiel. Mit solch einem Anblick hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Für Omi hatte Ayas Porsche schon sehr gut ausgesehen, als Yohji ihn vor dem Koneko hielt. Er funkelte und glänzte und stand mit der ganzen Eleganz und Selbstherrlichkeit eines makellosen Sportwagens in der Auffahrt. Deshalb war er ziemlich erstaunt gewesen, als Yohji einen Benzinkanister, einen Handstaubsauger und diverse weitere Reinigungsutensilien auspackte und sich daranmachte, das Auto so herzurichten, das jedes werksneue Exemplar schamerfüllt seine Zulassung abgeben hätte. Fasziniert beobachtete Omi Yohjis Tun, doch als dieser sich Gummihandschuhe überzog und anfing, die Felgen zu polieren, musste er einfach fragen. "Ähm, Ich möchte dich auf gar keinen Fall ablenken, Yohji, aber hättest du trotz deiner sicher faszinierenden Tätigkeit die Güte, mir zu sagen, was genau du da tust?" Der Versuch, nicht sarkastisch zu klingen, schlug kläglich fehl, doch Yohji ließ sich davon nicht beirren. "Das werde ich dir sagen, Omi", setzte er an und betrachtete eine matte Stelle auf dem Metall. Resolut rieb er über die Stelle, die es so dreist wagte, sich seinen Polierversuchen zu widersetzen. "Da ich Ayas rührende Anhänglichkeit zu seinem Wagen kenne und ich ihm demnächst noch genug zusetzen werde, fand ich es nur fair, ihn wenigstens jetzt noch nicht in den Nervenzusammenbruch zu treiben." Omi betrachtete den anderen nachdenklich, wie er in hautengen Designerklamotten neben dem Auto kniete - wie er in den Hosen überhaupt gehen, geschweige denn knien konnte, würde für Omi ein ewiges Rätsel bleiben - und mit einem Putzlumpen geschäftig über das Aluminium wischte. Er nickte konzentriert. "Aya muss dich verdammt eingeschüchtert haben.", meinte er trocken. "So schlimm war ich doch gar nicht." Yohji ließ den Lappen fallen. Omi schnellte herum, in Richtung der Stimme, die so plötzlich aus dem Nichts gekommen war. Aya stand da, mit verschränkten Armen und unheilverkündendem Blick. "Oh! Aya!" Yohji schnellte in die Höhe und versuchte, unauffällig die Handschuhe abzustreifen. "Was machst du denn schon hier! Äh. Ich meine... Nicht dass ich mich nicht freuen würde, dich zu sehen, aber..." "Schlüssel." Der Tonfall, den der Rothaarige anschlug, unterbrach Yohjis Wortschwall sofort. Er stellte sich neben Omi, während der Rothaarige seinen Wagen inspizierte. Unruhig wischte er sich die Schweißperlen vom Hals. "Besser du haust ab, ich sag dir dann, wie es gelaufen ist.", raunte Omi ihm zu, während beide besorgte Blicke zu Aya warfen, der gerade die Motorhaube geöffnet hatte und sich stirnrunzelnd über das Herz seines Lieblings beugte. Als der Rothaarige sich wieder aufrichtete, waren nur noch ein unschuldig lächelnder Omi und ein Paar Gummihandschuhe übrig. ---------------------------------------------------------------------- "Du bist ein feiger Hund, damit du's weißt.", meinte Schuldig gespielt entrüstet, lachte sich ins Fäustchen und trank einen Schluck von seinem Kaffee. Yohji schnaubte. "Wer keine Ahnung hat, kann gut reden. Du wirst noch sehen, wie furchterregend dein Herzblatt sein kann." "Das will ich doch hoffen. Ich stehe auf dominante Männer." Er lachte so dreckig, dass er Yohji keinen Platz für Interpretationen gab. Der Japaner verzog das Gesicht. "Pfui, igitt, bäh. Das wollte ich nun wirklich nicht wissen." Er schüttelte den Kopf, als wollte er die Bilder verscheuchen, die sich ungebeten in seinem Kopf eingenistet hatten. _So_ wollte er von keinem der beiden Rotschöpfe denken. "Ach, tu doch nicht so prüde. Du bist ja wohl der Letzte, der da die Nase zu rümpfen hat." Yohji starrte nachdenklich ins Nichts. "Auch wieder wahr." "Sag ich doch." Schuldig blickte in sein Getränk und rührte entschlossen darin herum. Und schnippte fast seinen Löffel über den Tisch, als sich Yohji plötzlich ruckartig aufsetzte. Dann sackte er erleichtert seufzend wieder zusammen und grinste sehr breit. "Mann, du hast mir fast einen Herzinfarkt verpasst! Was war das denn jetzt?" "Einen Moment lang habe ich gedacht, dass Aya womöglich allein mit dem Wagen ist, aber dann ist mir eingefallen, dass ich Omi bei ihm gelassen habe." Schuldig verstand Bahnhof. "Und? Was gibt's da zu zucken und zu seufzen? Und grinse nicht so debil, das ist ja peinlich." Yohji warf ihm einen bösen Seitenblick zu, brachte aber seine Mimik wieder unter Kontrolle. "Ich traue es unserem ach so integeren Anführer ohne weiteres zu, irgend etwas an den Haaren Herbeigezogenes an seinem Wagen zu finden, nur damit er einen Grund hat, sich an mir auszutoben. Das käme ihm wahrscheinlich sogar sehr gelegen, aber da Omi bei ihm ist, geht das nicht." Er lachte so laut und filmbösewichtartig, dass sich fremde Leute zu ihnen umdrehten. "Oh, es wird ihm gar nicht passen, dass er mich nicht zur Sau machen kann!" Der Weiß wurde regelrecht euphorisch bei diesem Gedanken. Schuldig, der seinen Tischnachbarn mit erhobener Augenbraue betrachtete, entschied sich, diesen Möchtegern-Ikarus vom Himmel zu holen, und meinte trocken: "Um so mehr angestaute Energie kann er an dir auslassen, wenn er von dieser _kleinen_ Sache mit dir und Brad hört. Seine Begeisterung wird keine Grenzen kennen." Er musste sich Mühe geben, seine Mimik neutral zu halten und nicht zu grinsen, als er den Effekt seiner Worte auf Yohjis Gesicht sah. Von schadenfroh zu leichenblass in 0,2 Sekunden. Respekt. Gab es da einen Weltrekord? "Ach, verdammt." Mehrere zukünftige, nicht unbedingt erfreuliche Ereignisstränge entfalteten sich vor seinem geistigen Auge. Der Weiß schluckte. "Da habe ich mich wohl zu früh gefreut." "Könnte man so sagen." --------------------------------------------------------------------------- Brad regte sich auf. Er war ohnehin nicht gerade der geduldigste Mensch auf Erden und noch nie sehr gnädig mit Fehlern gewesen, aber das ging zu weit. Das konnte einfach nicht wahr sein, es überstieg seinen Horizont, war ihm zu hoch, ergab für ihn keinen Sinn. Wie ging es an, dass eine verdammt reiche kriminelle Organisation jede Menge überbezahlte Trottel auf der Gehaltsliste hatte, es aber gleichzeitig nicht schaffte, mehr als nur einen einzigen Kopierer in der Zentrale aufzustellen, der dann zu allem Überfluss auch noch kaputt war! In einem seltenen Anfall von unbeherrschtem Zorn trat er gegen das Gerät. "Ist etwas nicht in Ordnung, Crawford-san?" Um Haaresbreite wäre er erschrocken herumgefahren, etwas, das er ansonsten einfach nicht tat, weil er es für unter seiner Würde erachtete und weil es auch sonst niemanden gab, der sich so mühelos an ihn anschleichen konnte. Das konnte nur eines bedeuten. "Yashiri-san." Brad drehte sich betont gelassen um und sah so freundlich und unverbindlich wie es ihm nur möglich war auf das kleine grauhaarige Hutzelmännchen mit der maßgeschneiderten Kleidung und dem unergründlichen Dauerlächeln, das ihm nun gegenüber stand. Yashiri-san. Sein Aussehen täuschte darüber hinweg, dass man es hier mit einem der Chefs von SZ zu tun hatte, und selbst hier wurde man nicht zum Machthaber, ohne etwas auf dem Kasten zu haben. Seine Anwesenheit gefiel Brad ganz und gar nicht, war er doch davon ausgegangen, dass sich die Führungsriege wie gewöhnlich in der Schweiz aufhielt und somit viel zu weit weg war, um eingreifen zu können, wenn sie SZ den Garaus machten. Nein, das hier passte Brad absolut nicht. Doch er war viel zu sehr Profi, um sich etwas anmerken zu lassen. Er verbeugte sich formvollendet vor seinem Vorgesetzten, der die Begrüßung erwiderte, und übte sich im Smalltalk. "Yashiri-san, welch eine freudige Überraschung, Sie hier zu sehen. Wir hatten nicht mit ihrem Kommen gerechnet. Sind ihre beiden Kollegen auch hier?" Der Angesprochene grinste unverändert weiter. "Es freut mich ebenso, wieder hier zu sein. Hin und wieder muss man auch in so hervorragend geführten Abteilungen nach dem Rechten sehen. Aki-san und Nabuhiro-san sind in der Schweiz geblieben, es reicht wohl völlig, wenn sich einer diese Mühe macht." Er schaffte es, noch etwas breiter zu grinsen, und Brad hielt es für angezeigt, wenigstens die Mundwinkel leicht nach oben zu ziehen, während er sich etwas Erleichterung erlaubte. Yashiri hatte keinen Grund, ihn hinsichtlich seiner Partner anzulügen, also waren diese wohl wirklich außer Landes. Somit war nur einer dieser merkwürdigen Alten hier, die ihm ins Handwerk pfuschen konnten, und mit einem war immer noch leichter umzugehen als mit allen dreien. Zu Verabschiedung verbeugte Yashiri-san sich wieder, und Brad tat es ihm nach. Im Weggehen meinte der Alte noch jovial über die Schulter: "Und bitte: Vergreifen sie sich nicht weiter an unseren Geräten!" Seinem Gebaren nach zu urteilen, hielt er das für einen totalen Brüller, und Brad quittierte das pflichtschuldigst mit einem schmallippigen Lächeln. Dann trug er seiner Bekanntschaft mit Schuldig Rechnung und zeigte dem sich entfernenden Rücken den Mittelfinger. Brads bis eben noch eher lahmen Gedankengänge kamen jetzt voll in Schwung. Dieser Yashiri stellte ein Problem dar. Er war gewitzter, fähiger und mächtiger als die anderen. Es würde schwer werden, SZ loszuwerden - nicht unlösbar, davon ging er nicht aus, aber durchaus um einiges komplizierter und gefährlicher. Sein Hirn lief auf Hochtouren und spuckte unzählige Zukunftsversionen aus, berechnet mit einer schier unendlichen Anzahl an Variablen und Variationen. Fast ein Ding der Unmöglichkeit, hier vernünftig abzuwägen. Aber er wäre kein ordentlicher Hellseher gewesen, wenn er mit so etwas nicht hätte umgehen können. Als er sein Büro betrat blieb aus Abertausenden von Möglichkeiten nur ein gangbarer Weg übrig: Um ihr Ziel zu erreichen, ohne mindestens einen ihrer Teamkollegen in den sicheren Tod zu schicken, konnten sie nur eines tun: Sie brauchten Weiß. Ohne sie würde es nicht gehen. Brad seufzte. Das bedeutete viel Überzeugungsarbeit. -TBC- °~~~~°~~~~° Ach herrje. Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll. Um Kommentare wird gebeten, weil ich hier meinungstechnisch völlig aufgeschmissen bin. Ich habe viel zu lange nichts mehr geschrieben. Na ja. Wenn es Mist ist, kann ich es immer noch löschen. Kapitel 10: ------------ Titel: Unsure and annoyed Autorin: Sliver Kommentar: MuHAHAHAHA! Ich bin zurück! *Donnergrollen in Hintergrund* Was geht? Das übliche: Anstatt zu lernen, wenn ich es bitter nötig hätte, schreibe ich frustgebeutelt und zur Ablenkung mal wieder hier weiter. Ich lese nichts zweimal durch, und Beta gibt’s auch nicht. Deshalb wäre Kritik, und ich meine richtige, sich auf den Text beziehende Kritik, mehr als nur gerne gesehen. ICH WILL KRITIK!!! *Blitze und aufheulender Wind* Auf in den Ring. °°°~~~°°° Aya war stocksauer. Irgendetwas war so offensichtlich im Busch, dass es geradezu vor seiner Nase auf und ab hüpfte. Wo war Yohji? Nach zwei Wochen hatte er sich gnädigerweise mal für fünf Minuten blicken lassen. Wie nett von ihm. Schön, mal wieder was von ihm zu hören, _nachdem er sich 14 Tage lang im Laden hatte vertreten lassen_. Machte sich der kleine Mistkerl einfach so vom Acker und ließ sie mit der ganzen Arbeit sitzen! Rannte einfach weg wie die Sau vom Trog, weil irgend ein hübscher Rock so gutmütig war, Tür und Beine für ihn zu öffnen. Einen anderen möglichen Aufenthaltsort konnte er sich nicht vorstellen, er hatte nämlich direkt nach Yohjis und Porschebabys (nicht einmal unter verschärfter Folter würde er zugeben, dass er in Gedanken sein Auto so nannte) Verschwinden ihre gesamte Hightech-Ausrüstung dazu genutzt, jedes Hotel, jede Pension, jede heruntergekommene Jagdhütte in den Bergen nach dem infamen Entführer seines Autos zu durchforsten. Ohne Erfolg. Also musste er irgendwo privat untergekommen sein, außer, Yohji hatte sich ins Ausland begeben, eine gute Idee, wenn man Ayas Laune in Betracht zog. Der Rothaarige knirschte mit den Zähnen. Er hatte auch alle Flughäfen überwacht, nur zur Sicherheit. Das mochte vielleicht von der ein oder anderen verweichlichten Person als überzogene Maßnahme angesehen werden, jedoch nicht von ihm. Er konnte einfach nicht zulassen, dass hier, in seinem Haus, von seinem Team, Dinge abliefen, von denen er nichts wusste. Von denen er das nicht zu beschwichtigende Gefühl hatte, dass er sie wissen sollte. Sogar Omi schien mehr zu wissen als er! Entnervt schüttelte er den Kopf. Was zu viel war, war zu viel. Besonders, nachdem er wegen der Sache mit seinem Auto so frustriert war. Nicht das kleinste zu beanstanden! Nichts ist nervtötender, als Zorn, der sich nicht entladen darf. Das hatte Yohji mit Absicht gemacht, dieser Bastard, nur, um ihn zu ärgern. So ging das einfach nicht weiter. Offensichtlich tanzten ihm alle auf der Nase herum! Hier wurde seine Autorität nicht einfach in Frage gestellt, nein, hier wurde sie direkt mit Füßen getreten! Das durfte er einfach nicht durchgehen lassen. Zeit, Maßnahmen zu ergreifen. Just in diesem Augenblick ging Omi an ihm vorbei, auf dem Weg in die Küche. Allem Anschein nach wusste der Jüngere, was hier vor sich ging, deckte sogar Yohji. Nun, da dieser nicht da war... Irgendwo muss man ja ansetzen. Seine Mundwinkel zogen sich auseinander. Nur ein sehr flüchtiger, sehr unaufmerksamer Beobachter hätte das für ein Lächeln gehalten. ---------------------------------------------------------- „Nein!“ „Doch.“ „NEIN!“ „Dohohoch.“ „Yohji, lass das jetzt!“ „Hm... Nö.“ „Ich versuche hier zu arbeiten!“ „So ein Pech aber auch.“ „LASS MICH SOFORT LOS, WEISS!“ Brad spürte, wie die Arme, die sich um ihn gelegt hatten, erstarrten, um sich dann langsam von ihm zu lösen. Seufzend stützte er die Ellenbogen auf seinem Schreibtisch ab und fuhr sich durch die Haare. Der Tag war ohnehin schon elend genug gewesen, und jetzt hatte er auch noch seinen Freund beleidigen müssen. Er hatte sich nach der Begegnung mit Yashiri den Kopf über ihr weiteres Vorgehen zerbrochen. Er war gestresst und entnervt, und als er zuhause versucht hatte, ein paar Informationen zu überprüfen, musste ihn Yohji die ganze Zeit betatschen und ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. Doch das war noch lange kein Grund, ihn so anzufahren. Brad drehte sich halb zu dem anderen um, der noch immer hinter ihm stand und ihn verwirrt und verletzt ansah. Es versetzte ihm einen Stich. „Es tut mir Leid, Schatz. Ich hätte dich nicht so anfauchen dürfen.“ Er streckte eine Hand nach Yohji aus. „Komm her. Es tut mir wirklich Leid. Bitte entschuldige.“ Hätte Schuldig oder Nagi diese Worte und diesen Tonfall aus seinem Mund gehört, hätten sie sich wohl beide an Farfarellos Medikamentenschrank bedient, denn ein zerknirschter Brad kam in der Häufigkeitswahrscheinlichkeit für gewöhnlich nur knapp nach fliegenden Schweinen, aber bei Yohji war er einfach ein bisschen anders. Und dieser legte zu Brads Erleichterung seine Hand, wenn auch etwas zögerlich, in die des anderen und ließ sich näherziehen. „Ich bin einfach nur sehr gestresst. Das hätte ich nicht an dir auslassen dürfen, ich weiß.“ Er seufzte wieder, und Yohji konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Man sah sehr wohl, dass der Amerikaner sich mit dieser Situation nicht besonders wohl fühlte, und Yohji hätte seinen Freund in diesem Moment am liebsten aufgefressen, so süß sah er aus. Als Ersatzhandlung tat er das Nächstbeste und küsste ihn auf die Stirn. „Schon okay, ich bin dir nicht mehr böse.“ Er strich seinem Freund durch das Haar. „Was ist denn passiert, das dich so aufregt?“ Ein tiefes Seufzen antwortete ihm. „Ich hatte einen schlechten Tag, das ist alles.“ „Ach, und warum?“ „Weil die Welt ungerecht und das Leben ein Jammertal ist.“ Wider Willen musste Yohji auflachen. „Das sind ja ganz neue Töne. Was ist denn passiert, dass den allwissenden, allmächtigen und allgemein großartigen Brad Crawford zu solchen Äußerungen treibt?“ Wieder bekam er nur ein Seufzen zu hören. Brad stand auf und nahm seine Brille ab, kniff die Augen zusammen. Dieses ewige Starren auf den Bildschirm hatte ihn ermüdet. „Komm mit, ich erkläre es dir.“, meinte er resignierend und ging ohne sich umzusehen ins Wohnzimmer, gefolgt von einem perplexen und leicht besorgten Yohji. Er ließ sich auf die Couch fallen und zog seinen Freund zu sich in seine Arme. Einen Moment lehnte er seine Stirn gegen Yohjis und holte tief Luft. „Bei SZ gibt es drei Oberbosse, wenn du so willst. Sie halten die Zügel in der Hand und treffen alle wichtigen Entscheidungen. Für gewöhnlich halten sich die drei in der Schweiz auf, was für uns kein Problem gewesen wäre. So weit weg hätten sie unmöglich etwas unternehmen können, und im Nachhinein, nachdem wir ihnen ihre Organisation sozusagen unter dem Hintern weggezogen hätten, wären Reaktionen ihrerseits zu spät gewesen.“ Yohji hörte mit gerunzelter Stirn zu. „Und jetzt?“ „Jetzt befindet sich einer der dreien hier. Das ist zwar kein Grund zur Panik, aber doch zur Vorsicht. Ohne die Mithilfe deines Teams halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass wir SZ zerstören können, jetzt, wo er hier ist.“ Nachdenklich strich der Blonde über Brads Arm. „Warum kann euch eine einzige Person so gefährlich werden? Was ist an ihm so besonders?“ „Nun, man wird nicht oberster Leiter einer solchen Organisation, wenn man nicht über einige Fähigkeiten verfügt. Ich weiß leider nichts Genaues über Yashiris Können, der Mann war bisher zu clever, all zuviel von sich preiszugeben. Ich weiß aber, dass er über einige telepathische Fähigkeiten verfügt, wie weit diese reichen, kann ich dir jedoch nicht sagen. Schuldig kann er jedenfalls blocken. Auch ist er ein sehr guter Stratege und hervorragender Kämpfer, auch wenn er schon recht alt sein mag. Das täuscht. Auf jeden Fall ist er intelligenter und gewitzter als der Rest der SZ-Bande. Er wird kein leichter Gegner sein.“ „Hm.“ „Mit doppelt so viel Leuten wäre es natürlich sehr viel einfacher, gegen diese Leute bestehen zu können. Wir hatten zwar ohnehin gesagt, dass die beiden Teams das zusammen erledigen werden, bloß das wir dein Team noch gar nicht gefragt haben. Alles weitere hängt jetzt von deinen Leuten ab.“ „Mit Omi habe ich schon geredet. Er hat zwar nicht gerade Luftsprünge gemacht, aber für ihn ginge es in Ordnung.“, fügte Yohji ein, um Brad etwas zu beruhigen. „Schön und gut, aber was ist mit den beiden anderen? Ich kann mir Ayas Reaktion nicht einmal _vorstellen_, und ich bin Hellseher.“ „Tja“, meinte Yohji trocken, „wenn wir Glück haben, kriegt er einen Herzinfarkt. Dann wäre das Problem auch erledigt.“ ----------------------------------------------------------- „Omichi!“ ‚Oh Gott.’ Ruckartig setzte der blonde Junge sich auf und sah sich gehetzt nach einer Fluchtmöglichkeit um. Seit der Sache mit dem Auto heute morgen war Aya einfach unmöglich zu ertragen. Ständig schlich er um Omi herum, erschien plötzlich aus dem Nichts, als könne er Gedanken lesen, und dann dieses _Grinsen_... Hatte der Mensch tatsächlich so viele Zähne? So grinsten Katzen, die sich daran machten, mit einer Maus zu spielen. Um sie danach zu verspeisen. Kurz: Omi hatte Angst. Seine Augen fielen ihm fast aus den Höhlen, als er Ayas Atem in seinem Nacken spürte. Er hielt diese Anspannung einfach nicht mehr aus! „Na?“ Und dann diese Stimme! Die Tonlage war von einer Süße, die nichts Angenehmes versprach. Sehr langsam drehte der Blonde sich um. „Ja...?“, brachte er vorsichtig hervor. Ayas Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Und er _grinste_. Vage spürte Omi, wie seine Augen entgegen jeder anatomischen Möglichkeit noch größer wurden. „Omi, Freund, ich will mich kurzfassen: Ich _weiß_, dass du etwas weißt. Das will ich auch wissen. Sei clever, Omi. Du kannst dich nicht dummstellen, du kannst nicht bluffen, du kannst mich nicht hinters Licht führen. Dafür _kann_ ich dir dein Leben zur Hölle machen. Und das _werde_ ich auch.“ „Du kannst mir nicht entkommen. Und du weißt, dass ich _sehr_ entschlossen sein kann, wenn ich etwas will. Also wenn du jemals wieder Tageslicht sehen willst“, der klebrigsüße Tonfall und das Grinsen wurden von einem tiefen Grollen und verengten, zornig funkelnden Augen ersetzt, „dann tust du, was gut für dich ist und sagst mir, was hier vor sich geht.“ Omi schluckte. Wenn er nicht vor Angst gelähmt gewesen wäre, hätte er diesem Statement den verdienten Beifall gespendet. _Das_ waren doch mal klare Worte. Kein Platz für Missverständnisse. Auf solch einer Basis konnte man arbeiten. Zum Beispiel konnte man entscheiden, dass einem die eigene Haut näher war als die eines anderen. Und dass vielleicht ein Ausfall möglich war, wenn er Ayas Zorn umlenken konnte. Und dass er sich hier geradezu in einer Notwehrsituation befand. Sozusagen. Omi strafte die Schultern. Irgendwann hatte es ja so kommen müssen. „Willst du wirklich _alles_ wissen?“, fragte er sicherheitshalber noch einmal nach. Sollte nachher keiner sagen, dass es keine Warnung gegeben hätte. Aya starrte ihm weiterhin fest in die Augen, während er betont langsam nickte. Omi seufzte. „Okay, vielleicht ist es besser, du setzt dich hin...“ °°°~~~~°°° The saga continues... Oder so. Feed me with feedback! -Sliver Kapitel 11: ------------ Autorin: Sliver Disclaimer: Idee: Meins. Charaktere & Welt: Nicht meins. Oh Gott, ich habe schon so lange nichts mehr geschrieben, dass ich es wohl verlernt habe. Dies hier ist also nur ein Versuch. Ich hoffe auf Feedback, um einschätzen zu können, wie das hier aufgenommen wird und was man noch verbessern muss. Und ja, ich _weiß_, dass das ein ziemlich kurzes Kapitel ist. Besser als nichts. °°°~~~°°° Es war eine dunkle und stürmische Nacht. Eigentlich war es ein ganz normaler, leicht windiger Frühlingstag mit hellgrauen Wölkchen am Himmel, doch in Ayas Seele war es dunkel, und stürmisch, und Nacht. Blitze zuckten über den metaphorischen Himmel. Mehrere tausend Volt im Hirn ließen seine letzten Sicherungen durchbrennen. ---------------------------------------- Yohji hatte es sich gerade mit der Fernbedienung auf der Couch gemütlich gemacht, als es an der Tür klingelte. „Du machst sie nicht auf! Ich gehe hin.“ Brad kam aus seinem Arbeitszimmer gelaufen und öffnete die Tür. „AAAAHH!“ Yohji drehte sich neugierig um. „AAAAHH!“ Mit einem Satz kniete er auf der Couch und starrte über die Rückenlehne zu der Erscheinung im Türrahmen. „Schrei, so lange du noch kannst.“, kam es düster aus Ayas Mund. Er stand in der Tür wie das jüngste Gericht. Er war jenseits von zornig. Er war schon so weit auf der anderen Seite von zornig, dass er wieder ruhig war. Auf eine ganz entspannt Völker niedermetzelnde, Dörfer anzündende Art und Weise. „Es gibt keine Worte für das, was dir widerfahren wird.“ Langsam richtete er einen zitternden Finger auf Yohji. Ayas Stimme schien direkt aus der tiefsten Schale der Hölle zu ihnen hinauf zu klingen, Versprechungen von Qualen ohne Beschreibung, von Leid und Schmerz ohne Maß und ohne Hoffnung in jeder Silbe. Sie grollte über sein Teammitglied wie eine Lawine. „Dein Schicksal wird eine Warnung sein für kommende Generationen. Ich werde dich an deinen eigenen Innereien aufhängen, Freundchen. Und das ist der _angenehme Teil_.“ Yohji vergaß zu atmen. Eine atemlose Stille legte sich über die drei, wie schwarze Wolken vor einem Sturm. Selbst die Wanduhr hatte vor Anspannung aufgehört zu ticken. „Oh, hi. Da bist du ja, Aya. Hab endlich einen Parkplatz gefunden. Steh nicht in der Tür wie ein Ölgötze, Brad, wir wollen rein.“ Drei Augenpaare richteten sich auf den Neuankömmling. Schuldig machte große Augen. „Oh, habe ich euch gerade unterbrochen? Na, macht nichts. Wird schon nicht so wichtig gewesen sein. Brad, machst du uns Tee?“ Damit schob er Aya vor sich durch die Tür und schloss diese hinter sich. „Oh, und das nehme ich dir mal ab, das sperrige Ding.“, sprach’s und warf Ayas Katana in den Wandschrank neben der Tür. Das perplexe Stammeln des Rotschopfs, der so gar nicht mit _diesem_ Verlauf der Dinge gerechnet hatte, wischte er mit einem „Habe ich doch gerne gemacht“ und einem koketten Zwinkern weg und schob sich mitsamt Aya aufs Sofa (von dem Yohji sofort aufsprang und sich hinter einem Sessel in Sicherheit brachte). Der rothaarige Weiß war immer noch damit beschäftigt zu versuchen, der neuen Situation einen Sinn abzugewinnen, dass er es wortlos mit sich machen ließ. Er guckte nur mit großen Augen von Schuldig zum Schrank und zurück. Wie hatte der merkwürdige Schwarztyp ihm nur so ohne Weiteres seine Waffe abnehmen können? Und wo kam der jetzt überhaupt her? Und wieso redete er ohne Punkt und Komma? „Brad, Tee! Was bist du nur für ein Gastgeber. Nervst mich die ganze Zeit mit deinen Höflichkeitsregeln und tust so, also wärst du Knigge persönlich, und dann schaffst du es nicht einmal, deinen Gästen etwas anzubieten. Für mich bitte mit viel Zucker, danke. Tja, ich bin halt ein süßer Typ,“ sagte er mit einem kleinen Schmunzeln und verschwörerischen Blinzeln zu Aya hin, der es nur am Rande wahrnahm und immer noch darüber rätselte, wo jetzt bitteschön der Wind in seinen Segeln geblieben war, dass er auch gar nicht merkte, wie sein Nebensitzer, der weiter plapperte, seinen Arm hinter ihm auf die Couchlehne legte. „Tja, der klassische Einstieg wäre ja wohl ein „Ich war gerade in der Gegend...“, aber wir sind wohl alle zu clever um das zu glauben, also will ich euch direkt sagen, was mich zu euch führt. Übrigens, Brad hat sich hier ja recht hübsch eingerichtet, kein Wunder, dass er uns nichts von seiner Privatwohnung gesagt hat“, plauderte er weiter in einem Tonfall, als hätte er nicht gerade die Apokalypse abgewendet, sondern wäre bei seiner Tante zum Tee eingeladen, „da hast du dir ja eine echte kleine Hausfrau geangelt, Yohji, sehr nett alles. Nun ja, es geht natürlich um unsere Arbeit, was denn sonst, und ich finde, es gibt da einige grundlegende Dinge zu klären, da werdet ihr mir sicherlich zustimmen, einige... Missverständnisse geradezurücken, wenn ihr so wollt, die besonders meinen Schatz hier“, dabei legte er seinen Arm um Ayas Schulter, „doch sehr verwirren.“ Damit holte Schuldig seinen bis jetzt recht katatonischen Nachbarn aus seiner Starre. Irritiert schubste er den unerwünschten Arm von seiner Schulter und zischte ein „Was?“, aber irgendwie fehlte da der rechte Biß, ohne sein Katana. Yohji, Aya und Brad, der gerade mit einem Tablett aus der Küche kam, starrten den anderen wortlos an, als fragten sie sich, von welchem Planeten er gerade ins Wohnzimmer geplumpst war. Schuldig grinste in die Runde. /Du bist mir was schuldig, Yohji./ //Alles, was du willst, Schuldig. Alles, was du willst.// °°°~~~~°°° Tja. Ich glaube, ich brauche einen Beta-Leser. Oder ordentlich Kommentare. Sliver Kapitel 12: ------------ Unsure and annoyed Kap. 12 Autorin: Sliver Warning: OOC, silly Disclaimer: Weiß Kreuz gehört nicht mir und ich verdiene hiermit auch kein Geld. Kommentar: Alle Jahre wieder... Mal schaun, wie dieser Teil so ankommt. Ich sage euch: Es wird mit der Zeit nicht leichter, neue Teile zu schreiben. Wenn man die „Story“ (hüstel) weiter vorantreiben will, kann man nicht ständig Witze machen. Also sagt mir, wie ihr es so findet, seid ruhig ehrlich, mit vernünftiger Kritik kann ich schon umgehen, ich bin ein großes Mädchen. °~°~° Seufzend ließ sich Aya auf sein Bett fallen. Hätte ihm vor drei Wochen jemand gesagt, was er heute alles erlebt hatte, hätte er darüber gelacht. Oder besser demjenigen einen Magenschwinger versetzt und dann gelacht. Er hatte seinen Ohren nicht trauen können, als er hörte, was die anderen – hauptsächlich Feinde, nicht zu vergessen – ihm da allen Ernstes vorschlugen. Sie sollten zusammen kämpfen? Gegen SZ? Weil Schwarz sich von denen nicht mehr gängeln lassen wollte? Und Weiß wäre alleine zu schwach?? Das war doch alles völliger Irrsinn! Gut, erhatte es den anderen auch nicht leicht gemacht. Als er daran dachte, schlich sich ein böses und sehr zufriedenes Grinsen auf sein Gesicht. Der gläserne Couchtisch war jetzt Geschichte. Hoffentlich war das Ding sauteuer gewesen. Überhaupt hatte er sich gefühlt, als sei er im falschen Film. Und Yohji und Brad ein Paar! Deren verfluchtes Glück, dass er sich völlig entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten und nur des enormen Schreckens zu schulden von Schuldig, der für einen normalen Menschen einfach viel zu schnell war, hatte entwaffnen lassen. Dafür konnte Aya also natürlich gar nichts. Es würde auch selbstverständlich nie wieder vorkommen. Die Umstände waren einfach äußert widrig gewesen. So. Jedenfalls war ihm dieses Beziehungsgequatsche eindeutig zu hoch gewesen. Er war fest davon ausgegangen, dass bestimmt dieser unberechenbare Schuldig als Telepath da irgendwie die ungewaschenen Finger im Spiel hatte, bis er nach seiner Attacke auf den Couchtisch Yohji gefolgt war, der in tatsächlich dreisterweise mit dem geistesgestörten Deutschen alleine in einem Raum gelassen hatte. Welcher natürlich nichts anderes zu tun hatte, als ihm auf die Nerven zu gehen und ihn so merkwürdig anzugrinsen. So suggestiv. Und dann hatte diese Knallcharge doch allen Ernstes die Stirn, auf der Couch näher zu rutschen. So was Billiges! Genervt war er Yohji gefolgt, um ihn ordentlich zur Schnecke zu machen, doch in der Tür zum Flur blieb er überrascht stehen. Von seiner Warte aus konnte er in die Küche sehen, in der Yohji und Brad standen. Yohji hatte so traurig ausgesehen. So enttäuscht. Und Brad, Kehrschaufel in der Hand, schien ihn zu trösten. Das alles hatte so echt und vertraut ausgesehen, dass Aya sich lautlos zurückgezogen und von diesem Moment an ruhig dagesessen, geschwiegen und zugehört hatte. Er kannte seinen Teamkameraden, und so hatte er ihn noch nie gesehen. Ayas Meinung nach lag es nun zumindest im Bereich des Möglichen, dass seine Erzfeinde die Wahrheit gesagt hatten. Seufzend drehte sich der Rotschopf auf die Seite. Das hatten diese Penner ja geschickt eingefädelt! Nachdem er mal zugehört hatte, hatte alles auch so verdammt nachvollziehbar geklungen. Unfassbar. Un-fass-bar! Er fand das Ganze tatsächlich logisch! Ächzend und stöhnend wickelte er sich in seine Bettdecke. Das alles ließ zu seinem Leidwesen nur einen vernünftigen Schluss zu. Wieder aufstöhnend wälzte er sich in seinem Deckenkokon auf den Bauch. Das durfte doch alles gar nicht wahr sein! Verfluchter Mist. Zu allem Überfluss ging auch noch die Tür auf und jemand setzte sich auf den Bettrand. Er brauchte gar nicht hinzusehen. Entnervt zog er sich die Decke über den Kopf. Der Zigarettengeruch sprach Bände. „Geh weg!“ „Und?“, fragte Yohji erwartungsvoll. „Hast du dich schon entschieden?“ „Hau ab! Du nervst! Ich mag dich nicht!“ Yohji blieb ruhig. „Also hast du dich entschieden?“ Aya gab genervte Laute von sich. „Jetzt sag schon, wie hast du dich entschieden?“ Er gab auf. Mürrisch murmelte er etwas Unverständliches in seine Matratze. „Wie bitte? Sprich mal deutlich.“ „JA! Ja! Mein Gott! Ich bin dabei! Dreimal verfluchte Sch...“ Weiteres undeutliches Gegrummel folgte. Dem Blonden fiel ein Stein vom Herzen. „Super! Danke, Aya“, Yohji legte seinem Teamkollegen die Hand dahin, wo er seinen Rücken vermutete. „Das bedeutet mir viel.“ Unter der Decke wurde weiter geschimpft. ---------------------------------------------------------------- Brad trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf seine verschränkten Arme. Eigentlich war es ja klar gewesen. Wenn schon mal Schuldig pünktlich zu einer Besprechung kam, dann mussten natürlich die anderen trödeln. Vermutlich befürchteten sie, pünktliches Erscheinen würde das Ende der zivilisierten Welt bedeuten. Er machte sich eine mentale Notiz, das nächste Treffen direkt für eine halbe Stunde früher anzukündigen. Farfarello trat durch die Tür, diesmal mit einem Skalpell ausgerüstet. Woher er dieses hatte, konnte Brad sich beim besten Willen nicht vorstellen. Noch etwas später kam Nagi herein und knallte hinter sich die Tür zu, um dann hoch erhobenen Kopfes an seinen Platz zu marschieren. Brad hob streng eine Augenbraue. „Geht’s noch?“ Nagi schnaubte wütend und meinte indigniert: „Deinetwegen ist jetzt der Turm von Ervengast ist an die Gilde der Argonier gefallen!“ Brad starrte seinen jüngsten Teamkollegen an, als sei er vom Mars. War er jetzt völlig verrückt geworden? Wenn er sich an Farfarellos Pillen bedient hatte, musst er ein ernstes Wörtchen mit ihm reden. Aber erst einmal musste hinter dieses wirre Gerede kommen. „Hallo, Erde an Nagi! Wovon redest du?“ „Wegen dieses doofen Meetings habe ich meine Gilde im Stich lassen müssen, und jetzt haben die Argonier unser Heimatland eingekesselt!“ Brad traute seinem Gehör nicht. Bei ihm kam nur Silbengepuzzel an... Argonier, Evergast... Dann dämmerte es ihm. „Redest du etwa von diesem elenden Computerspiel?“ „Nein, ich rede von „Tales of Mercaria“, einem der meistgespielten MMORPGs. Irgendwie muss ich ja mal Freunde treffen, wenn es im realen Leben nicht geht.“ Der dunkelhaarige Amerikaner war ab „Tales...“ draußen gewesen. Aber das selbstmitleidige Geseiere war dann doch noch bei ihm angekommen. „Du nennst also „Freunde“ Leute, die du noch niemals weder gesprochen noch gesehen hast, von denen du aber nur weißt, dass sie gerne als gepixelte Helden virtuelle Kriege um ausgedachte Pixelburgen führen und sich so klangvolle Namen wie „Lanilor“ oder „Estella“ geben?“ Von Schuldig kam so etwas wie ein amüsiertes Schnauben. Welches unter Nagis stechendem Blick direkt wieder erstarb. „Ach, was weißt du schon. Das kannst du auch gar nicht verstehen, dafür bist du zu alt!“ Im Geiste verdrehte der Amerikaner die Augen ob soviel pubertärer Unerträglichkeit. War er auch mal so gewesen? Er wagte es zu bezweifeln. Um sich weiteren Schwachsinn und mit etwas Pech einen Stuhl am Kopf zu ersparen, ließ er das Thema fallen. Es war auch zu leicht, Nagi zu ärgern. „Ich habe euch heute einberufen, weil ich euch etwas Wichtiges zu sagen habe. Etwas, dass wahrscheinlich als Überraschung für euch kommt...“ „Du schläfst mit dem Weiß, schon klar.“, kam es lapidar von Farfarello, der mit dem Skalpell irgendwas auf Oberschenkelhöhe veranstaltete. Brad gab sich alle Mühe, sich nicht an seiner eigenen Zunge zu verschlucken. „Wie. Bitte??“ Plötzlich wurde dem Amerikaner sehr, sehr heiß. Das schien irgendwie nicht in die Richtung zu laufen, die er vorgesehen hatte. „Und weil dieser eine Alte jetzt bei SZ ist, bist du der Meinung, dass wir das nicht alleine schaffen können, und hast deinen Lover samt Anhang angeheuert, mit uns zusammen SZ zu vernichten. Ach, und Schuldig steht auf den Rothaarigen von Weiß.“ Alle Blicke waren auf den Iren gerichtet. Brad war schon immer stolz auf seine Selbstbeherrschung gewesen. Wäre er momentan dazu in der Lage gewesen, hätte er sich jetzt selbst auf ein Gläschen Schampus eingeladen, denn er schaffte es, den Mund wieder zuzukriegen, im Gegensatz zu Schuldig, der in einem Goldfischglas überhaupt nicht aufgefallen wäre. Farfarello sah sich überrascht um. „Was denn? Ich bin nur etwas unausgeglichen, nicht dumm.“ Und schon war Brads Mund wieder offen. Etwas unausgeglichen...? Moment mal. Was hatte Farf da gerade gesagt? „SCHULDIG?“ ---------------------------------- Nagi hackte konzentriert auf die Tastatur seines Computers ein, als Farfarello in sein Zimmer kam und sich auf sein Bett setzte. Grinsend spielte er mit seinem Skalpell und lauschte auf das Gebrüll, das aus einem Zimmer den Gang hinunter kam. „...alles eingefädelt! DU bist daran schuld, dass...“ „...ganz alleine _deine_ Schuld! Wenn du nicht so...“ „...so was von egozentrisch, verlogen, dämlich,...“ „...der Herr Moralapostel! Zum Thema Verlogenheit kann man bei dir noch...“ „Was hast du eigentlich in meinem Zimmer zu suchen?“, kam es vergrätzt von Nagi. Farfarellos Grinsen wurden noch etwas breiter. „Im Keller ist es nicht so lustig wie hier.“ Jetzt drehte sich der Jüngere doch von seinem heißgeliebten Computer weg zu seinem Besucher. „Lustig?“ Wortlos zeigte der Ire in die Richtung, aus der das Geschrei kam. „...wo dein Platz ist! Es steht dir nicht zu...“ „...kannst mich mal! Wir sind ein Team, nicht deine...“ „Lustig. Aha.“ Mit einem Kopfschütteln drehte Nagi sich wieder weg. Er unterließ es besser, bei Farfs Gedankengängen durchsteigen zu wollen, die Gefahr, dass dessen Irrsinn ansteckend war, war ihm zu groß. „...kein Verantwortungsgefühl! Nur um deine eigenen Ziele...“ „...du selbst davon profitiert...“ Und so weiter, und so fort. Nagi setzte sich Kopfhörer auf und spielte weiter, während sein Gast leise in sich hinein lachte. --------------------- Yohji war schon bei seinem zweiten Glas, als seine Verabredung reingestürmt kam. Der Rothaarige machte zur Bedienung eine Handbewegung und ließ sich dann auf den Stuhl gegenüber fallen. „Vielleicht geht ja meine Uhr falsch, aber waren wir nicht vor einer halben Stunde verabredet gewesen?“ „Komm du mir jetzt nicht auch noch so. Dein Herzallerliebster hat mir für heute schon gereicht.“ Er bestellte einen Wodka Tonic bei der Kellnerin und wandte sich wieder Yohji zu, der in mit gerunzelten Augenbrauen ansah. „Was war denn los?“ „Farfarello, das Aas, hat vor versammelter Mannschaft rumposaunt, dass ich eine kleine, unbedeutende Schwäche für Aya habe.“ Der Weiß lachte auf. „Eine kleine, unbedeutende Schwäche? Du hast schon besser gelogen, mein Freund!“ Wenn das, was Schuldig für seinen Teamkollegen empfand, unter „unbedeutender Schwäche“, konnte man auch sagen, dass Aya seinen Wagen kaum mehr Beachtung als nötig schenkte. „Das tut überhaupt nichts zur Sache“, fauchte der Deutsche und versteckte seine aufkeimende Röte hinter seinem Glas. „Jedenfalls hat Brad dann plötzlich eins und eins zusammengezählt und mir die Hölle heißgemacht.“ „Hm, hm.“, kam es von Yohji, der offensichtlich nicht das richtige Maß an Mitleid für sein Gegenüber aufbringen konnte. Den Zusammenstoß mit seinem Teamkollegen hatte er ja schon gehabt. „Ach, übrigens: Aya hat jetzt doch zugestimmt.“ Schuldig funkelte sein Gegenüber verstimmt an. „Schön, dass du soviel Anteil an meinem Elend nimmst und gar nicht das Thema wechselst. Danke auch.“ Yohji gab sich Mühe, nicht die Augen zu verdrehen. Das Schuldig sein Gemecker bezüglich Aya seinerzeit auch angehört hatte, ignorierte er elegant. „Also, sagst du’s Brad?“ „Pff! Dem sage ich gar nichts mehr!“ Hochmütig warf er den Kopf nach hinten und verschränkte die Arme vor der Brust. „Och. Bitte!“ „Nein!“ „Bittebitte?“ „NEIN!“ „Bittebittebitte?“ Der Blonde versuchte sich an einem von Omis besseren Augenaufschlägen. „O-kay.“ Schuldig lehnte sich verschwörerisch über den Tisch. „Aber nur unter einer Bedingung.“ Dazu winkte er Yohji näher zu sich heran. Blitzschnell packte er diesen am Kragen. „Mach das nie wieder. Das sieht aus wie eine kranke Mischung aus Porno und Teletubbies. Nicht. Gut.“ „Okay, okay.“ Yohji hob beschwichtigend die Hände, und Schuldig ließ ihn los. „Obwohl der Violette von denen ja angeblich schwul sein soll, vielleicht kann man ja mal ein Date für euch einfädeln, wenn dass mit Aya nichts wird...“ Schuldig funkelte ihn gefählich an. „Du bist einfach doof.“ „Und stolz darauf.“ Der Blonde grinste breit. °~°~° Schlussbemerkungen: Ich habe nichts gegen MMORPGs oder ihre Spieler. Ich dachte nur, dass das etwas wäre, mit dem Nagi seine Zeit verbringen könnte, und dass Brad so darauf reagieren würde. Mit meiner Meinung hat das hier rein gar nichts zu tun. Ebenso zum Thema Teletubbies. Nichts interessiert mich weniger, als die angeblichen sexuellen Präferenzen von bunten, sprachbehinderten Außerirdischen. In diesem Sinne, Grüße, Sliver Kapitel 13: ------------ Kapitel 13 Autorin: Sliver Disclaimer: Weiß Kreuz gehört nicht mir und ich mache hiermit keinen müden Cent. Kommentar: Heute mal etwas Ruhigeres, schließlich muss ich ja auch mal den "Plot" *hüstel* voranbringen. °~~~~°~~~~° Mit verschränkten Armen saß Aya auf dem Sofa im Wohnzimmer, während seine Augen zwischen der Wanduhr links und der Haustür rechts vom ihm hin und her pendelten. Wieder einmal war er schlecht gelaunt. Das war ja schon nichts mehr Neues. Aber diese Mischung aus zornumwölkt, reizbar und nervös war für seine Teammitglieder (besonders für ein verräterisches, elendes, ungezügeltes und strunzdummes Sicherheitsrisiko von einem Teammitglied, wie Aya mit einem boshaften Grinsen für sich vermerkte) nicht zum Aushalten gewesen, so dass sie die anderen in die Küche verzogen hatten. Undeutlich konnte er ihr verhaltenes Gespräch durch die Tür hören. Noch sieben Minuten. Sieben Minuten, und dann würden ihre Erz-Nemesis allen Ernstes Fuß in ihr Haus setzen. Zumindest, wenn sie pünktlich wären. Und, bei allen Göttern, er empfahl ihnen dringendst, pünktlich zu sein. Unhöflichkeiten, noch bevor man überhaupt da war, würde er nicht tolerieren. Er wusste zwar nicht, was er dann machen sollte, aber ihm würde schon noch was einfallen. Sie mit dem Katana schon an der Tür zu zerschnetzeln ging ja leider nicht. Ein tiefes Grollen entkam bei diesem Gedanken seiner Kehle. Und warum ging es nicht? Weil seine feinen Kollegen es ihm weggenommen hatten! Er grollte noch mal, lauter. Omi hatte es eingeschlossen. Omi! Aufstand der Zwerge! Aya bleckte die Zähne. Nur weil Yohji, dieses dumme Stück, Angst hatte, dass Aya seinem Bückstück (oder wer auch immer bei den beiden diese Rolle innehatte, Aya hatte nicht das geringste Interesse daran, darüber auch nur ansatzweise nachzudenken, geschweige es sich vorstellen zu wollen) was antun würde. Nun rollte der Rothaarige mit den Augen. Verräterisches, elendes, ungezügeltes, strunzdummes, _feiges_ Sicherheitsrisiko! Wurde hier behandelt, als ob er sich überhaupt nicht beherrschen konnte! Wäre ja wohl nicht so schlimm gewesen, wenn er ein oder zwei von denen leicht verwundet hätte. Nur so ein bisschen. Ein paar kleine Schnittwunden, nichts Ausgefallenes. Dann wären die Fronten gleich klargewesen. Aya verzog das Gesicht. Aber nein, er hatte ja eingewilligt. Also kein Blutvergießen. Nicht mal ein bisschen Körperverletzung. Die anderen waren da sehr deutlich gewesen. Düster blickte er wieder auf den Minutenzeiger der Wanduhr. Noch zwei Minuten. Hundertzwanzig Sekunden. Dann würde diese Ausgeburten der Hölle tatsächlich hier bei ihnen im Wohnzimmer stehen. Und Platz nehmen. Womöglich gar noch neben ihm?! Sofort sprang er auf und setzte sich in einen Sessel. So eine Aktion wie in der Wohnung von Oracle, als sich Mastermind neben ihn gesetzt und ihm ordentlich auf den Zeiger gegangen war, brauchte er nicht noch einmal. Na ja. Wenigstens waren die beiden fähig gewesen, angemessen mit ihm zu reden. Der eine mehr, der andere weniger. Aya war völlig unklar, was den rothaarigen Schwarz geritten hatte. War der etwas immer so überdreht? Wie kam denn Oracle – er weigerte sich strikt, die Vornamen der Schwarz zu benutzen – nur mit dem klar? Aber andererseits, jemand, der tatsächlich eine Beziehung mit Yohji anfing, musste über eine verdammt hohe Schmerzgrenze verfügen. Da! Da, der Zeiger war auf die zwölf gesprungen. Punkt 15 Uhr. Wehe, die waren jetzt nicht pünktlich... Als es an der Tür klingelte, trauten sich auch seine Teammitglieder aus der Küche, und Yohji ging an die Tür, während sich die anderen Plätze im Wohnzimmer suchten. Weder Ken noch Omi sahen Aya an. Mit unsicherem Lächeln kamen die vier Schwarz herein und grüßten in die Runde. Ken und Omi brachten jeweils ein Lächeln und ein hallo zustande, Ayas einzige Reaktion war ein noch stärker zusammengepresster Mund. Die Situation war überhaupt nicht unbehaglich. Nein, gar nicht. Die Neuankömmlinge nahmen ebenfalls Platz, und Yohji ergriff das Wort. „Nun, da wir alle da sind, sollten wir uns erstmal alle vorstellen. Das sind Aya, Ken und Omi, ich bin Yohji.“ Dabei wies er auf seine Kollegen. „Ich heiße Brad; Schuldig, Nagi, Farfarello.“ „Ja. Also, so grob wissen ja alle, warum wir hier sind. Auch wenn wir früher auf entgegengesetzten Seiten standen, gibt es ein gemeinsames Ziel, dass wir zusammen verfolgen wollen.“ Yohji überhörte das Schnauben seines rothaarigen Teamkollegen geflissentlich. Er für seinen Teil fand, dass er das sehr schön formulierte hatte. Schließlich hatte er sich auch lange überlegt, was er sagen sollte. Von hier an übernahm Brad. „Wir, als Schwarz, gehören offiziell zu SZ. Ihr habt unter anderem gegen SZ und seine Unterorganisationen gekämpft. Doch in der letzten Zeit sind Dinge passiert, die wir nicht mehr gutheißen konnte, Dinge, von denen wir uns distanzieren wollen. Wir wollen mit SZ nichts mehr zu tun haben. Doch das geht nur auf eine Weise, und da kommt Weiß ins Spiel.“ Er schaute die Weißmitglieder an. Er hatte sich extra nicht neben Yohji gesetzt, weil er dieses Gespräch klar professionell halten wollte, doch jetzt blieb sein Blick an ihm hängen. „Dazu müssen wir SZ zerstören, und das werden wir nur zusammen schaffen. Zu acht haben wir alle bessere Möglichkeiten als zu viert, und wir bringen unser Wissen über die inneren Strukturen SZs ins Spiel.“ Yohji nickte. „Ich habe mit Omi unsere Möglichkeiten durchgesprochen, und er ist auch der Meinung, dass wir zu viert kaum Chancen haben werden. Mit Schwarz zusammen aber schon.“ Aya hatte bis jetzt einfach nur zugehört. Schließlich hatte er dem Ganzen zugestimmt, da konnte er ja auch etwas Professionalität an den Tag legen. Natürlich hatte er auch selbst mit Omi gesprochen und sich ihre Daten über SZ gründlich durchgesehen. Er wusste, dass Yohji und Oracle bis hierhin recht hatten. Jetzt schaltete er sich ein. „Wie sollen wir wissen, dass wir nicht hinters Licht geführt werden? Wie sollen wir Informationen von Leuten vertrauen, die bisher unsere Todfeinde waren? Woher sollen wir wissen, dass sie uns nicht in den Rücken fallen? Dass das hier keine Falle ist?“ Dabei fixierte er Brad mit seinem Blick. Omi wollte etwas erwidern, aber Brad ergriff das Wort. „Das könnt ihr gar nicht wissen. Wenn ihr von unserem bisherigen Verhältnis zueinander ausgeht, habt ihr jeden Grund, uns kein Wort zu glauben. Ich kann dir nur sagen, Aya, dass die Dinge sich verändert haben. Wir hatten niemals ein persönliches Interesse daran, euch zu töten, und jetzt, da uns SZ und seine Befehle egal sind, haben wir auch keinen Grund mehr, gegen euch zu kämpfen. Es war ein Job, und wir haben gekündigt. Zweitens habe zumindest ich - und auch ein weiteres Mitglied von Schwarz - eigene Gründe, die Feindschaft zwischen unseren Gruppen beizulegen.“ Seine Augen huschten kurz zu Yohji, um dann wieder in Ayas Gesicht zu sehen. „Yohji und ich sind ein Paar. Und ich kann nicht mit ihm zusammensein, wenn unsere Teams weiterhin verfeindet sind.“ Yohji hatte bei den letzten Worten seines Freundes den Kopf gesenkt. Er war sich sicher, dass er puterrot war. Das war ja mal eine Form der Liebeserklärung! Sehr süß, und vor versammelter Mannschaft auch sehr peinlich. Ken, Omi, Farf und Nagi schauten überall hin, nur niemanden an. Schuldig grinste verstohlen und zählte die Fasern im Teppich. Aya und Brad jedoch hatten den Blick nicht eine Sekunde voneinander genommen. „Hm.“ Der Rothaarige lehnte sich vor. „Du hast von einem zweiten Schwarz gesprochen, der seine Gründe hat, nicht mehr gegen uns kämpfen zu wollen. Wer und warum?“ Schuldig und Yohji senkten beide synchron ihre Köpfe tiefer. Und beide waren froh um ihre langen Haare. Konnte man sich gut dahinter verstecken. „Oh“, machte Brad. „Schuldig. Er und Yohji sind befreundet. Schon länger.“ „Hmmm.“ Ayas Blick schweifte zu den beiden. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihm da nicht die ganze Wahrheit erzählt wurde. Aber er würde schon noch dahinter kommen. „Also verlangt ihr, dass wir wegen deinen Gefühlen alle Vorsicht fahren lassen.“ Er hatte sich wieder Oracle zugewandt. „Ihr könnt alles prüfen, was wir euch vorlegen. Wir werden euch nichts vorenthalten. Ihr werdet merken, dass wir es ehrlich meinen.“ „Was waren das für Dinge, wegen deren ihr SZ zerstören wollt?“ Brad zuckte mit den Schultern und machte eine umfassende Geste mit den Händen. „Wir machen das schon so lange. Wir alle haben genügend Geld, um nie wieder auch nur einen Finger rühren zu müssen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wir tun das nicht aus Spaß, sondern weil es eben unser Beruf ist. Wäre uns eine andere Aufgabe zugewiesen worden, hätte wir diese erledigt. Und in letzter Zeit ist SZ nachlässig geworden. Schlechte Aufklärung, minderwertige Unterstützung im Feld, mangelhafte Deckung. Fehler, Nachlässigkeiten, die unsere Sicherheit bedrohen. So können wir nicht weitermachen.“ Aya schnaubte belustigt. „Aha. Also weil das Arbeitsumfeld euch nicht mehr genehm ist, weil ihr’s nicht mehr nötig habt, wollt ihr in die Hand, die euch füttert, beißen.“ „Wir wollen ein anderes Leben haben. Ein normales. Das ist nicht zuviel verlangt.“ „Hm.“ Er lehnte sich wieder zurück. Er hatte versucht, sein Gegenüber aus der Reserve zu locken, ihn in Widersprüchen zu verwickeln, aber der Schwarz hatte sich gut gehalten. Hatte ihm keinen Honig um den Mund geschmiert, sondern normal geantwortet. Gut. Er würde ihm immer noch nicht weiter trauen, als er ihn werfen konnte, aber er würde mit ihm arbeiten können. Ken hob die Hand, um etwas zu sagen. „Sind bei euch denn alle derselben Meinung wie Oracle? Wie stehen... Nagi und Farfarello dazu?“ Nagi zuckte mit den Schultern. „Ich hätte nichts gegen ein normales Leben. Bis jetzt war mir ziemlich egal, was ich tat, Hauptsache, ich wurde gut bezahlt. Da Geld jetzt kein Problem mehr ist, muss ich das auch nicht mehr machen.“ „Söldner.“, warf Aya ein, aber Nagi ließ sich davon nicht einschüchtern. Er drehte sich zu dem Rothaarigen und sah ihm direkt in die Augen. „Ja. Söldner. Nicht mehr und nicht weniger.“ Ken ignorierte die Beiden, die sich weiterhin mit Blicken taxierten, und wandte sich an Farfarello. „Und was ist mit dir?“ „Ich gehe dahin, wo meine Familie hingeht. Ich tue, was meine Familie will, dass ich tue.“ Er zeigte auf seine Teamkollegen. „Diese drei sind meine Familie.“ Die Weißmitglieder sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an, sagten aber nichts dazu. „Tja.“, machte Yohji. „Hat sonst noch wer Fragen?“ „Ja, ich.“, schaltete Omi sich ein. „Habt ihr schon einen ungefähren Plan, wie wir SZ loswerden können? Und was habt ihr an Informationen für uns, die wir noch nicht haben?“ „Einen konkreten Plan haben wir noch nicht“, antwortete ihm Brad. „Eine ungefähre Vorstellung, ja. Und was wir haben? Gebäudepläne, Namen, Fähigkeiten, Teamstrukturen, Ausrüstungen, Wachablösepläne, die Möglichkeit, von innen zu sabotieren... Wir haben so einiges. Als Zeichen des guten Willens werden wir euch einige Adressen und Pläne schicken.“ „Gut. Das werden wir natürlich prüfen müssen.“ Omi sah zu Aya. „Von meiner Seite wär’s das.“ Ken und Yohji nickten. Auch Schwarz hatten keine weiteren Fragen. Sie standen auf, und alle Weißmitglieder, sogar Aya taten es ihnen gleich, um sie zu verabschieden. „Wir melden uns, wenn wir eine Entscheidung getroffen haben. Erst werden wir uns eure Unterlagen anschauen.“ Er verneigte sich knapp vor Oracle, ganz der höfliche Japaner. Dieser tat es ihm gleich. „Wir werden warten.“ Er nickte den anderen beiden Weiß zu, dann wandte er sich zu Yohji, der an der Haustür stand, um die anderen herauszubegleiten. Brad lächelte ihm leicht zu und sagte leise „Wir telefonieren.“, bevor er hinter seinen Teammitgliedern das Haus verließ. ------------------------------------------------------ Aya stand in der Küche und wühlte im Kühlschrank, als Ken neben ihn trat. „Na?“, fragte er und sah seinen Kollegen an. „Na was?“, kam es aus der Tiefe des Kühlschranks. „Halt das mal.“ Aya drückte Ken eine Schüssel in die Hand. „Lief doch ganz gut.“ Er nahm noch eine zweite Schüssel von Aya entgegen und stellte sie neben sich auf die Arbeitsplatte. „Wir müssen natürlich noch schauen, was die Informationen wert sind, die sie uns schicken werden, und müssen weiterhin auf der Hut sein, aber für den Anfang gar nicht schlecht.“ Aya hatte seinen Kopf aus dem Kühlschrank gezogen und machte sich daran, einen Topf mit Wasser zu füllen. „Hm, ja.“ Er stellte ihn auf den Herd und schaltete diesen an. „Und du hast dich sogar ziemlich normal verhalten.“ Ken grinste und reichte dem anderen einen Löffel. „Bin ganz erstaunt. Du kochst aber früh.“ Sein Gegenüber grinste ebenfalls. „Ich habe halt Hunger. Willst du auch was?“ Ken nickte, und Aya sprach weiter. „Ich bin eben nicht völlig unbelehrbar. Und ich glaube wirklich, dass Oracle was für Yohji empfindet. Über den kann man ja viel sagen, aber eine gute Menschenkenntnis hat er.“ Das Wasser kochte, und Aya gab Nudeln hinein. „Außerdem haben die halt leider recht. Alleine wird das nichts mit SZ. Misopulver?“ Ken reichte es ihm. „Das hat dich davor aber nicht gestört. Und Yohji hast du so ziemlich alles genannt, aber seine Menschenkenntnis hast du mit keinem Wort erwähnt.“ Aya zuckte mit den Schultern. „Ich war sauer. Er hatte mein Auto. Und von den meisten Schwarztypen halten ich immer noch nichts. Brad mag vielleicht was taugen. Aber hauptsächlich hatte ich einfach keine Lust mehr, ständig sauertöpfisch durch die Gegend zu stiefeln.“ „Das sind ja ganz neue Töne.“ „Ihr habt mich halt verweichlicht.“ Ken lachte. „Ach so. Unser Fehler, ganz klar.“ Aya grinste wieder, als er diverse Gemüsestreifen zur Suppe tat. „Aber sag das bloß nicht Yohji. Oder Omi. Ich kriege sonst nie wieder einen Fuß bei denen auf die Erde. Sollen die mich ruhig fürchten.“ „Jawoll, großer Anführer. Werde mich hüten, von eurer Menschlichkeit kundzutun, Sir!“ Dabei salutierte er und schlug die Hacken zusammen. Aya verdrehte die Augen. „Kein Wunder, dass ich mit euch durchdrehe. Komm, Soldat, gib mir mal zwei Schüsseln aus dem Schrank.“ °~~~~°~~~~° *tanzt um ein Feuer, singt* Boom shakka lakka, REVIEWS! Boom shakka lakka, REVIEWS! Boom shakka lakka... -Sliver Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)