You are not alone ... von abgemeldet ((AoixRuki)) ================================================================================ Kapitel 5: Erwünschte oder unerwünschte Besucher ------------------------------------------------ Erwünschte oder unerwünschte Besucher Wahrscheinlich waren es nur einige Minuten gewesen, in denen ich regungslos da saß, mit dem Rücken gegen die raue Mauer hinter mir gelehnt, den Kopf im Nacken und ein leises Schnauben von mir gebend, doch es kam mir vor wie eine Ewigkeit in der mein schmerzhaft pochendes Schienbein, mein Magen und mein Kopf mich fast um den Verstand brachten, ich nur mit stummen Gesichtsausdruck da saß und an Nichts dachte. Da war einfach nur Leere, keine Panik, keine Wut, keine Hysterie. Da war nur Leere und das stille Rauschen der Autos, die in der Nebenstraße entlang fuhren. Ein Wunder, das ich das Atmen nicht einfach vergaß, wie das Denken und endlich von dieser Welt verschwinden konnte. Doch so gütig war das Leben nicht zu mir, denn ich war keines Wegs tot, noch dem Tode nahe. Dafür spürte ich den Schmerz viel zu deutlich. Ächzend versuchte ich meinen linken Arm zu heben, doch der Schock saß noch zu tief, als das ich jetzt einfach aufstehen und weg gehen könnte. So schaffte es mein Arm gerade mal in die Höhe meines angewinkelten Knies, auf dem ich ihn keuchend ablegte. Langsam schien mein Verstand zurück zu kehren und ich startete einen neuen Versuch, dieses Mal versuchte ich allerdings, meinen Oberkörper aufzurichten, was gleich durch einen ziehenden Schmerz in meinem Magen aufgegeben werden musste. Meine Lage schien aussichtslos und was tut man am besten in solch einer Situation, in der man keine Kontrolle über seinen Körper hat? Natürlich, man kommentiert alles mit Kraftausdrücken:“ Scheiße Taka, was machst du nur wieder… So eine verdammte Scheiße.“ Wieder ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen und starrte einfach stur in den Himmel, während die Luft immer noch stoß artig meine Lunge verließ. „Ta…Takanori?“, fragte eine stockende Stimme zu meiner Rechten, welche ich zuerst nicht richtig ein zu ordnen wusste, da sie merkwürdig hoch verzerrt schien. Ich rührte mich nicht, denn mich nun zu bewegen würde nur erneut zu Schmerzen führen. Also blieb ich stumm sitzen, mit dem Kopf im Nacken, die Augen leicht geschlossen, als die Stimme sich nun etwas gefestigter wieder zu Wort meldete:“Takanori, ist alles okay?“ Ich drehte nun doch zögerlich den Kopf zur Seite und blinzelte gegen das Licht an, welches aus der Nebenstraße direkt in meine Augen drang. Die Stimme kam mir bekannt vor und meine Vermutung bestätigte sich auch sogleich, denn tatsächlich blickte ich in Aois Gesicht, auf dessen Stirn sich eine tiefe Falte gebildet hatte. Er sah mit einer Mischung aus Verwirrtheit und Sorge auf mich herab und kniete sich nun neben mich. „Jah…“, keuchte ich und musste von dem drückenden Gefühl meines Magens husten. Ich drückte wieder stärker mit meiner Hand auf meine Magengrube, als könnte sie den Schmerz lindern und zischte durch meine aufeinander gepressten Zähne:“Alles bestens…“ Aoi blickte nun noch misstrauischer zu mir herüber und ließ seinen Blick von meinem Gesicht zu meinem Magen schweifen. Er streckte eine Hand aus und drückte mit einigen Fingern auf meine Hand, welche sich immer noch auf meinen Magen presste. „Ahh…verdammt…“, keuchte ich, als er den Druck verstärkte und ich somit einem erneuten Schmerz ausgesetzt wurde. Ich versuchte ihn wütend an zu funkeln, doch Aoi blickte immer noch auf meine Hand. „Wenn du wieder nur gaffen willst und mich dann bei der Schule verpfeifst, dann verschwinde lieber gleich!“, fuhr ich ihn an und wurde dafür gleich wieder mit einem Hustenanfall bestraft. „Taka… aber ich wollte doch nicht, dass so etwas passiert… ich wollte dir helfen.“, sprach er leise und blickte sichtlich verunsichert in mein Gesicht. Schön, aber leider hat mir seine verfluchte „Hilfe“ nur noch mehr Ärger eingebracht. „…kommst hier an und meinst einfach mal mein verdammtes Leben zerstören zu müssen…“, sagte ich und lies demonstrativ meine platten Haare in mein Gesicht fallen, um ihm zu zeigen, was er mir eigentlich angetan hatte. „Aber…ich wollte doch nicht, das sie dich verprügeln, ich…“ „Das meinte ich doch gar nicht! Von mir aus können die mich dreimal täglich zusammen schlagen, immerhin wäre ich dann immer noch ich selber, und nicht dieser Mitläufer-Verschnitt!“, unterbrach ich ihn. Ich hatte seine dämlichen Entschuldigungen so satt. Wieso und warum er einfach so gegen meinen Willen gehandelt hatte war mir egal. Er war schuld, das zählte für mich im Moment… Langsam schien er zu begreifen, warum ich eigentlich wütend war und zupfte an einer meiner Haarsträhnen, welche mir immer noch im Gesicht hingen. Sofort riss ich meinen Kopf zur Seite und er zog erschrocken die Hand weg. „Fass mich nicht an!“, giftete ich mit unterdrücktem keuchen und er schien wirklich verletzt durch meine Worte. „Taka, es tut mir wirklich leid… ich hab nie gewollt, das sie dir verbieten, die zu stylen oder so was, wie hätte ich denn auch bitte damit rechnen können, dass es dir so wichtig ist… bitte lass mir dir wenigstens jetzt helfen, es ist immerhin meine Schuld.“, er schaute mich geknickt an und versuchte dann einen Arm um mich zu legen, damit er mich mit sich auf die Beine ziehen konnte, doch ich rutscht wieder zur Seite und wich mit letzter Kraft seinen Händen aus. „Ich hab gesagt du sollst deine Griffel von mir lassen…!“, fuhr ich ihn wieder an. Wäre ja noch schöner, wenn ich mir jetzt ausgerechnet von ihm helfen lasse! Unschlüssig schaute er mich an und zog seine Hände wieder zurück. „Taka ich kann dich hier doch nicht einfach so sitzen lassen, darf ich dir wenigstens helfen auf zu stehen. Ich merk doch, dass dir alles weh tut!“, seine Stimme klang unsicher und er schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob er mich irgendwie überzeugen konnte. Ich stützte meine Hände neben mir ab und versuchte mich hoch zu drücken, doch sofort merkte ich, wie ein Stich durch meinen gesamten Körper fuhr und ich augenblicklich zurück auf dem Boden sank. „Na schön…!“, zischte ich, immer noch sichtlich verärgert und fuhr trotzdem ein kleines Stück zurück, als er seine Arme erneut um mich legen wollte. „Ich tue dir schon nichts Taka…“, sagte er leise, doch ich grummelte darauf nur, denn bei ihm war ich mir nie wirklich sicher, was er tut und was nicht. Ich spürte, wie er einen Arm um meinen Oberkörper legte und sich mit dem anderen auf dem Boden abstütze, um selber Halt zu finden. Leise zischte er die Luft aus, als er sich mit mir hoch zog und mich schwankend auf meinen Füßen abstellte. Augenblicklich wandte ich mich aus seinem Griff und schwankte etwas, doch ich schaffte es immerhin halbwegs sicher zu stehen. „Bist du dir sicher, dass…ich dich nicht noch nach Hause bringen soll?“, fragte er und blickte zu Boden. Gut, es tat ihm anscheinend wirklich leid, doch wenn ich sauer war, dann war ich eben sauer und da hilft zu meist auch die beste Entschuldigung nicht! Er kratzte sich leicht unschlüssig am Hinterkopf und als er immer noch keine Anstalten machte, aus meinem Blickfeld zu verschwinden, tat ich dies eben und lief leicht schwankend die Straße hinunter. Solange ich mich nicht streckte und immer leicht gekrümmt ging, hielten sich die Schmerzen in Bauch sogar einigermaßen in Grenzen. Ich schleppte mich ächzend in die U-Bahn und ließ mich auf einem der, um diese Zeit zu Glück vielen freien Plätzen nieder. Schlagartig viel all die Verbitterung von mir ab, welche ich in seiner Gegenwart immer empfand und die mich davon abhielt, mit ihm zu reden. Vielleicht hätte ich mich nicht ganz so unfreundlich verhalten sollen, er versucht ja immerhin nur mir zu helfen und seine Fehler wieder gut zu machen, auch wenn er es damit meistens nur noch schlimmer machte… trotzdem er hatte es irgendwie nicht verdient, nachdem er sich als einziger um mich gesorgt hatte, von mir so schlecht behandelt zu werden. Ich ging immer noch gekrümmt den kurzen Weg vom Bahnhof bis zu meinem Haus und wühlte nach meinem Schlüssel. Es war um Glück noch nicht all zu spät und somit würde hoffentlich nur meine Mutter zu Hause sein. „Taka…?“, vernahm ich schon ihre fragenden Rufe, als ich durch die Tür trat und wenig später lugte sie hinter der Küchentür hervor, kurz bevor sich ein entsetzter Ausdruck auf ihrem Gesicht bildete und sie schnell auf mich zu trat. „Taka…was ist denn nur passiert mein Baby?“, krächzte sie mit fiepsiger, hoher Stimme und betrachtete mich, mit weit aufgerissenen Augen von Oben bis Unten. Ja jetzt sorgte sie sich auf einmal wieder darum, wie ich mich fühlte. Oder was? „Nichts…“, sagte ich bissig und wollte mich an ihr vorbei, die Treppe hinauf schieben, als sie mich noch einmal an meinem Arm zurück hielt und leise sprach:“Ich werde einen Arzt kommen lassen…“, dann ließ sie mich los und verließ den Flur mit einem leisen Schluchzen. Manchmal glaube ich, das ich Menschen nicht glücklich machen kann, nur Traurig oder Sauer… Schleppend krabbelte ich viel mehr die Treppe hinauf, als das ich ging, ließ mich sofort in mein Bett fallen und entspannte meine Muskeln. Jetzt wo ich mich nicht mehr rührte und mich ablenkte, spürte ich wieder ein ganz schwaches ziehen in meinem Magen, dass mit jeder Bewegung schlagartig anstieg und mir einen Stich versetzte. So lag ich einfach nur da und wartete ab, was passieren würde… Eine meiner unteren Rippen war gebrochen und mein Schienbein geprellt, doch ansonsten waren es nur einige blaue Flecke, die mich nun um meinen wohl verdienten Schlaf brachten, wie der extra hierfür vorbei gekommene Arzt fachmännisch analysiert hatte. Auf jede Regung von mir folgte ein Schmerz, auf den sich unwillkürlich mein Körper zusammen zog und erneutes Stechen in meiner Magengegend mit sich brachte. Es war ein Teufelskreis… Eigentlich war es eh egal, ob ich schlief oder nicht, denn ich hatte die nächsten paar Tage strenge Bettruhe, damit meine Rippe wieder ganz wurde und ich schnellst möglich wieder meinen heiß geliebten Alltag aufnehmen konnte… Blinzelnd blickte ich der Sonne entgegen, welche provokant direkt in meine noch müden Augen schien und bracht mich dazu, mich herum zu drehen. Miese Idee Taka… Jammernd hielt ich mir den Magen und wälzte mich wieder auf den Rücken. Ich schielte zu der kleinen Uhr auf meinem Nachttisch hinüber und musste geschockt feststellen, dass es bereits gegen 14 Uhr war, ich hatte den halben Tag verpennt, kein Wunder, wenn man abends nicht schlafen kann… Ich beschloss erst einmal ausgiebig ein Bad zu nehmen, denn mein Arzt hatte mir zu der Bettruhe und Schmerzmitteln auch noch Wärme empfohlen, um es ein bisschen erträglicher für mich zu machen. So schleppte ich mich ins Bad und warf mich wenig später ins warme Wasser. Es fühlte sich gut an und tatsächlich spürte ich, wie der Druck sich löste und ich entspannt aufatmen konnte. Einen Moment schloss ich die Augen, also ich plötzlich ein leises Klopfen an meiner Tür hörte. „Mhm…“,machte ich und meine Mutter sprach leise :“Taka… da ist ein Junge an der Tür, er sagt er bringt dir Hausaufgaben… soll ich ihn rein lassen?“, seit gestern redete meine Mutter nur das nötigste mit mir, aber nicht etwas weil sie wütend war, nein es schien eher als wenn sie Angst hätte etwas falsches zu sagen. Nervös richtete ich mich wieder auf in der Wanne und schaute überlegend zur Tür hinüber. „Ähm wie sieht er denn aus…?“, fragte ich nun etwas zögerlich, allerdings noch unschlüssig, ob ich lieber Angst haben sollte oder mich freuen, das einer aus der Schule anscheinend an mich gedacht hatte. „Er sagt sein Name ist Shiroyama und er hat längere schwarze Haare…“, sie sprach nun etwas lauter, doch immer noch zögerlich. Mit meiner Ruhe war es nun allerdings vorbei und ich wollte am liebsten einfach wieder in meiner Badewanne untertauchen und nie wieder heraus kommen. „Verdammt das ist Aoi…“, flüsterte ich so leise, dass meine Mutter es nicht hören konnte und sagte etwas lauter:“Es ist gerade etwas ungünstig ich wollte jetzt eigentlich baden…kann er dir nicht einfach die Sachen geben…?“ „Okay…“, hörte ich sie nur noch leise sagen, bevor sie die Treppe wieder hinunter ging um Aoi weg zu schicken. Tatsächlich fühlte ich mich deswegen irgendwie… mies. Er scheint sich wirklich bei mir entschuldigen zu wollen und ich bin zu feige, um mit ihm zu reden… Das hatte selbst er nicht verdient… aber so bin ich nun mal. Gehe jeder Schwierigkeit aus dem Weg und versuche, das Leben immer so leicht wie möglich zu halten – soweit MIR das eben möglich ist… Seufzend sank ich wieder tiefer und schloss die Augen, doch mit Entspannung wurde das wohl heute nichts mehr und so ließ ich mir wenig später die Zettel, die Aoi mir gebracht hatte, von meiner Mutter geben. Wälzte mich mit ihnen aufs Bett und las, doch wirklich konzentrieren konnte ich mich nicht. „Taka!“, hörte ich plötzlich die Stimme meines Vaters auf dem Flur. Gestern hatte ich ihn nicht mehr gesehen und ich wusste auch wirklich nicht, wie ich mit dieser Situation jetzt um gehen sollte. Er öffnete leise die Tür und trat zu mir ans Bett, wirklich wütend sah er nicht aus, sein Gesicht war eher ausdruckslos und schaute auf die Zettel in meiner Hand. „Taka wir müssten mal reden! Du weißt doch selber, das das so nicht weiter gehen kann und ich finde wir müssen einen Kompromiss schließen, damit wir alle zufrieden sein können…“ Etwas verwirrt blickte ich zu ihm auf, nicht ganz schlüssig, wie ich auf seine Aussage reagieren sollte. „Du merkst doch auch, dass du in der Schule schlecht behandelt wirst, und wir fühlen uns ebenfalls nicht wohl mit der derzeitige Situation, deine Mutter redet ja auch kaum noch mit mir und wenn doch, ist sie immer gleich auf Streit aus und wir müssen da jetzt einfach mal etwas dran ändern…“, irgendwie hatte ich schon wieder ein ganz schlechtes Gefühl bei seinen Worten, doch ich wollte mich zusammen reißen, nicht gleich wie ein kleines Kind anfangen zu schreien und ihm Sachlich entgegentreten, sonst würde ich ja selber nie an mein Ziel kommen. „Taka, wir sind langsam wirklich ratlos, was wir mit dir machen sollen, wir versuchen dir zu helfen, aber du blockst einfach ab und stellst dich uns entgegen, anstatt unsere Hilfe an zu nehmen.“, ich seufzte schwer, als ich langsam merkte auf was dieses „Gespräch“ wieder hinaus laufen würde und richtete mich etwas auf, um ihm gegenüber nicht ganz so klein zu wirken. „Deine Mutter und ich haben immer akzeptiert, wie du dich kleidest oder schminkst…“, er warf mir kurz einen finsteren Blick zu:“-aber ich kann über die letzten Vorfälle einfach nicht mehr hinweg sehen, wenn du deswegen sogar verletzt wirst und unfähig bist in die Schule zu gehen. Taka ich bitte dich jetzt einfach darum, ich weiß ja, dass du dir neues Weiberzeugs gekauft hast, gib es mir einfach…“, er sah nun ernst drein und ich merkte, dass seine Bitte eher als Aufforderung gemeint war. „Ich wurde nicht deswegen gestern zusammen geschlagen, wenn du das glaubst. Nein falls du dich erinnerst, gestern hab ich fast komplett blank gezogen, wegen dir und deiner Aktion, mir alles weg zu nehmen. Weißt du eigentlich, wie sich das anfühlt? Das bin nun einmal nicht ich! Ich habe es Mutter schon einmal gesagt und ich werde es auch immer wieder sagen, bis ihr es endlich kapiert. Ich will nicht sein wie jeder andere, will nicht so rum laufen, wie jeder andere, ich will verdammt noch mal ICH sein.“, ich sprach nicht einmal in einem provozierenden Ton, doch ich konnte deutlich merken, wie er sich zusehends anspannte und nun doch die Augenbrauen leicht zusammen zog. „Und warum haben sie dich dann geschlagen?“, fragte er grimmig, meine letzte Aussage ignorierend. „Weil bei den Lehrern durchgesickert ist, dass die mich mobben und sie deshalb einem wohl nicht allzu netten Gespräch mit meiner Lehrerin unterziehen mussten.“, ich wurde wieder ruhiger, weil ich ihn nun noch etwas besänftigen wollte, doch er verließ nur schnaubend den Raum, mit den Worten:“ Wir müssten trotzdem etwas ändern.“ Völlig entnervt, aber doch froh, dass er mir anscheinend vorerst meine neuen Sachen ließ, verbrachte ich den restlichen Tag damit, einige der Aufgaben auf den Zetteln zu lösen, da ich allerdings eigentlich ein recht guter Schüler bin, war dies nicht wirklich eine Herausforderung für mich. Nächster Tag - gleiches Spiel. Irgendwie war mir dieses ganze „ 'rum liegen und nichts tun“ zu wieder und ich beschloss somit etwas mein Zimmer auf zu räumen. In meiner Verfassung eine echte Herausforderung und so brauchte ich doch recht lange, den Boden von den vielen Klamotten zu befreien, die ich abends einfach irgendwo in meinem Zimmer auszog und sie auch genau an dieser Stelle liegen ließ. Ich bückte mich gerade nach einem Pulli, der meinte sich unter meinem Bett verkriechen zu müssen, als die Tür zu meinem Zimmer geöffnet wurde… „Taka…“ Blitzartig richtete ich mich auf und fuhr herum; als ich die Stimme erkannte. Aoi stand verloren in Türrahmen und blickte hektisch in meinem Zimmer umher. Ich wich einen Schritt zurück, als er sich langsam durch die Tür schob und kurz darauf wieder stehen blieb. Er kratzte sich am Hinterkopf und zerrte seine Umhänge Tasche hervor. „Ähm…also ich hab hier ein paar Hausaufgaben für dich und vielleicht kann ich dir ja noch erzählen, was wir heute so gemacht haben…“, zum Ende hin wurde er immer leiser und lächelte nun schüchtern, den Blick auf seine Hände gerichtet, welche nun die Tasche langsam öffneten und sie durchwühlten. Ich stand währenddessen nur stumm an die Wand gedrückt, nicht wissen, was ich nun am besten tun sollte, also beließ ich es dabei, ihn mit großen Augen an zu glotzen, wie er nun einige Zettel aus seiner Tasche zog und sie mir entgegen schreckte. Wie ein scheues Tier, das man versucht mit etwas Futter zu locken, bewegte ich mich langsam auf ihn zu und riss ihm die Zettel aus der Hand. „Also…danke“, murmelte ich leise und setzte mich auf mein Bett. „Wie geht es dir denn?“, fragte der immer noch ratlos im Raum stehende Aoi und kaute wieder auf seiner Unterlippe, was er anscheinend öfters tat, wenn er nervös war. „Ja…eigentlich ganz gut, hab zwar noch Schmerzen, wenn ich mich zu schnell bewege, aber es geht…“, so recht wollte ich irgendwie nicht mit der Sprache heraus rücken und so blickte ich einfach nur zu Boden. Es war unangenehm. Das Schweigen, die Stille, Aoi, der einfach so herum stand und auf und ab wippte. „Setz dich doch bitte…“, sagte ich gedrückt, als ich sein Gehampel nicht mehr aus hielt und deutete auf den Schreibtischstuhl, in einer Ecke. Er setzte sich und sah ebenfalls zu Boden. Toll… wo war auf einmal der neugierige Aoi hin, der mich immer mit seinen Fragen löcherte und warum war da jetzt nur diese peinliche Stille zwischen uns? „Taka… es tut mir wirklich leid, ich wollte doch nicht, das die dich schlagen, nur weil ich unserer Lehrerin davon erzählt habe. Verdammt ich wollte doch nur, dass die dich in Ruhe lassen. Irgendwie hab ich alles nur noch schlimmer gemacht… kann ich nicht irgendwas tun, damit du mich nicht komplett hasst…?“, seine letzte Frage war so leise gewesen, das ich mir nicht mal sicher war, ob ich ihn wirklich richtig verstanden hatte. „Ich weiß doch, das du mir helfen wolltest… und jetzt kann ich eh nichts mehr daran ändern… also scheiß drauf. Mach dir doch wegen mir nicht so einen Kopf.“, rasch blickte er auf und ein seltsamer Ausdruck bildete sich auf seinem Gesicht. Irgendwie wirkte er traurig… „Das…kann mir aber nicht einfach so egal sein... ich muss was daran ändern, sonst erdrücken mich diese Schuldgefühle noch und jetzt sag nicht, dass ich keine haben muss. Verdammt noch mal ich fühle mich schuldig, ich habe unüberlegt gehandelt und jetzt muss ich die ganze Sache irgendwie wieder gerade biegen.“, er wirkte so verloren, zusammengekauert auf meinem leise knarzenden Schreibtischstuhl, mit bedrückten Gesichtsausdruck. „Du kennst mich doch erst seit ein paar Tagen, jetzt mach dich mal nicht verrückt und es reicht mir auch schon, wenn du mir die Hausaufgaben bringst, wirklich…“, irgendwie musste ich ihn beruhigen. Er schien sich ja wirklich Vorwürfe zu machen… und ihn so zu sehen, er sah aus wie ein getretener Hund, der sich in eine Ecke verkrochen hatte, aus der er nie mehr raus kommen wollte, doch wie konnte ich ihn trösten, ohne ihn näher an mich heran zu lassen. Ich komme damit einfach nicht zurecht, weiß nicht, wie ich mit ihm oder irgendjemand anderem umgehen soll. Ich habe einfach zu wenig Erfahrung im Umgang mit Anderen… „Taka, ich kenne so gut wie Niemanden hier in der Gegen und ich brauche einfach einen Freund… jetzt wo ich deine Mitschüler kenne, könnte ich mit ihnen keine ehrlich Freundschaft mehr eingehen…verstehst du, deshalb ist es mir wichtig, dass du mich nicht hasst…“ Oh gar nicht gut. Ich starrte nun regelrecht zu Boden und riss meine Augen weit auf. Verdammt, Panik, das F-Wort… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)