Das Blut der schwarzen Rose von JessMizukiro ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- "Seid ihr alle soweit?", fragte Black Rose und schnürte die Scharniere der Scheiden enger, sodass sie sich an ihren Körper schmiegten. Sie spürte die besorgten Blicke, die Jack und vor allem Dwayne auf sie richteten: "Keine Sorge, ich werde nichts anstellen." Dwayne seufzte und sah sie an: "Wir können dich sowieso nicht aufhalten." Black Rose nickte bestätigend und musterte nun die anderen. "Wartet noch einen Moment.", meinte Schattenprinz. Er bekam gerade seine Schulter von Nachtfalke verbunden und mit seinem halb angezogenen Kleidungsstücken, hatte dies sogar etwas amüsantes an sich. "Hättest du dich nicht auch hinterher anziehen können?", fragte Mondschein verwundert und musterte Schattenprinz´ Mantel, der ihm von der Schulter zu rutschen drohte. "Das artet ja in Arbeit aus.", murrte Schattenprinz und war froh, als er endlich seine Kleidung komplett anziehen konnte, was sich aber mit der verletzten Schulter schwieriger gestaltete, als er angenommen hatte. Black Rose seufzte genervt, ging zu ihm und half ihm in den Mantel: "Los mach schon, ich will vor dem Sturm beim Karzer sein." "Dann solltet ihr euch beeilen.", meinte Jack und deutete nach draußen, wo der Wind bereits Fahrt aufnahm. Während sich der Wind immer weiter zum Sturm aufbäumte, begannen die Baumkronen sich den Sturmböen zu beugen. Die schwarzen Wolken hüllten derweil den Wald in eine immer düstere Schwärze, bis man kaum mehr als ein paar Meter weit sehen konnte. Ab und an hörten man ein paar Waldbewohner durch die Büsche huschen, oder sah ihre leuchtenden Augen zwischen den Ästen hervorblitzen. Der Schnee rutschte vom Ast, wurde vom Wind erfasst und rieselte leise - in kleinen Flöckchen - auf den Waldboden, als Black Rose auf diesem Ast zum stehen kam. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie, wie Nachtfalke und Schattenprinz auf dem gegenüberliegendem Baum Stellung bezogen und wie Schattenprinz sie aus dem Halbschatten heraus mit seinen dunklen Augen anblickte. Außerdem hörte sie das Gebüsch unter sich leise rascheln, als Kreuz-König dort seinen Platz einnahm - denn er kam nicht auf die Bäume. Black Rose blickte in den Wald, dessen Schwärze, die - wie eine Wand - immer weiter auf die Gruppe zukam. Mondschein war schon lange zwischen den Bäumen verschwunden, um ihren Platz auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung einzunehmen und dafür mussten sie ihr noch Zeit geben. Vom Wald aus huschten Black Roses Augen zu den Flutlichtscheinwerfern der Wachtürme, die sich langsam am Waldrand entlang tasteten, dessen Strahlen die Assassinen jedoch nicht erreichten. Sie verengte leicht die Augen, als sie eine Gestalt aus dem Lichtkegel treten sah, die sich das Gewehr schulterte und Richtung Wald marschierte. Sie gab eine kurze Handbewegung an Kreuz-König weiter, der - nach einem bestätigenden Nicken seitens Schattenprinz - einen Schalldämpfer auf den Lauf seiner Pistole schraubte. Währenddessen beobachtete Black Rose den Feind weiter und dieser machte keinerlei Anstalten stehen zu bleiben, weswegen sie einen kurzen Blick Richtung Nachtfalke warf. Dieser griff nach einem kleinen Ast, brach ihn lautlos ab und schmiss ihn ins Gebüsch direkt neben der Gestalt, dessen rote Uniform im Scheinwerferlicht fast glänzte. Das Rascheln der wenigen, noch vorhandenen Blätter, ließen den Schupo stehen bleiben und einen prüfenden Blick in den Wald werfen. Kreuz-König nutzte seine Chance, zielte sorgfältig und schoss. Kein Geräusch war zu hören. Entspannt schraubte er den Schalldämpfer wieder ab und ließ die Pistole in den Halfter zurückgleiten. Black Rose sah zu, wie der leblose Körper in sich zusammensackte und den reinweißen Schnee mit seinem Blut tränkte. Dann ließ sie sich - mit einem prüfenden Blick in Richtung der Scheinwerfer - vom Ast gleiten und schritt auf den Leichnam zu. Hinter sich hörte sie, wie auch Kreuz-König leise aus seinem Gebüsch trat und spürte außerdem die Blicke von Schattenprinz und Nachtfalke im Nacken. Als sie schließlich bei der Leiche ankam und diese mit dem Fuß auf den Rücken drehte, sah sie geradewegs in das Gesicht eines Jungen - kaum älter als 15 Jahre. Die Schusswunde auf der Stirn war glatt und sein Gesicht unbeschädigt. Kreuz-König hatte gute Arbeit geleistet. Eine Weile lang sah Black Rose in das bleiche Gesicht des Jungen unter dessen Kopf sich der Schnee rot verfärbte. Dann ging sie in die Hocke und begann ihm seine Uniform auszuziehen. Dem weißen Streifen an seinen Ärmeln nach zu urteilen, war der Junge ein Kadett gewesen. Nachtfalke hob die schwarze Mütze des Jungen auf und betrachtete sie ungerührt. Black Rose stand auf und stopfte ihm die Uniform in die Arme: "Zieh das an." Schattenprinz hatte die Leiche inzwischen ins Gebüsch gelegt und beobachtete nun die anderen. Kreuz-König schaufelte etwas weißen Schnee über den blutroten, während Nachtfalke die Uniform anzog. "Siehst gar nicht so schlecht aus.", urteilte Schattenprinz und Black Rose sah zu ihm: "Geh auf deinen Posten. Wir haben nicht mehr viel Zeit." Wie zur Bestätigung nahm der Wind Fahrt auf und wehte Nachtfalke fast die Mütze vom Kopf. Er hielt sie mit einer Hand fest und schulterte mit der anderen das Gewehr. Es konnte los gehen. Nach einem kurzem Nicken trennten sich nun die Wege der vier. Während Schattenprinz seine Stellung nördlich des Karzers bezog, blieben Kreuz-König und Nachtfalke im westlichen Teil des Waldes. Black Rose ging im Schutz der Büsche und Bäume in Richtung Flussufer. Nachtfalke traute sie nicht weit genug, um ihn als Kadett getarnt in das Karzer zu schicken. Also blieb nur noch dieser Weg, den sie sich außerdem als Fluchtweg offen halten mussten. Am Flussufer blieb sie stehen, zog sich den Mantel aus und versteckte ihn in einem Busch. Der Mantel würde es ihr nur schwerer machen sich im Wasser zu bewegen, außerdem bräuchte sie nach ihrem Bad wenigstens ein trockenes Kleidungsstück. Sie blickte vorsichtig zu den schwarzen Mauern des Karzers und wartete auf das ausgemachte Zeichen. Bald kam es auch schon. Der erste Wachturm, blendete kurz ab und dann wieder auf, kurze Zeit später auch der zweite. Die Luft dürfte also rein sein. Vorsichtig setzte Black Rose einen Fuß in das eiskalte, dunkelgraue Wasser des Flusses. So schlich sie sich in gebückter Haltung immer weiter in die Fluten, bis sie letztendlich noch einmal tief Luft holte und abtauchte. Das Wasser war erstaunlich klar und bot ihr ein gutes Sichtfeld. Sie ließ sich bis zum Grund absinken, wo sie Halt an den Steinen fand um nicht zu weit weg getragen zu werden. Sie blickte zur Wand des Karzers und suchte nach dem versteckten Eingang, doch das war gar nicht so einfach. Um nicht zu weit abzudriften nahm sie einen schweren Stein in die Hände, der sie am Boden hielt. So ging sie auf das Arrestkarzer zu und hoffte nicht allzu bald wieder Luft holen zu müssen. Ein Geräusch ließ sie aufmerken, es hörte sich an wie ein Summen. Wie das Summen von einer Schraube. Das Wasser übertrug das Geräusch wirklich sehr gut. Das war bestimmt eine Lieferung von Proviant. Denn Zeit zum Jagen hatten die Schupo bestimmt nicht. Langsam ließ Black Rose den Stein los und ließ sich nach oben schweben, dann hielt sie sich an einer metallenen Stange fest und sah wie ein kleines U-Boot immer näher kam. Die Scheinwerfer schalteten sich aus und Black Rose war sich sicher, dass es über Funk gesteuert wurde. Aber es war eindeutig zu klein, um eine gute Deckung abgeben zu können. Black Rose dachte sofort um und tauchte vorsichtig auf. Sie wusste das hier Wachen patrouilliert hatten und genau wie vermutet, lag ein einsames Gewehr auf dem Gras. Schnell griff sie danach und zog sich an der Wand entlang wieder nach unten. Das U-Boot war schon angekommen und eine Schleuse öffnete sich dort, wo sich Black Rose kurz zuvor noch aufgehalten hatte. Schnell tauchte sie weiter hinab und hielt das Gewehr fest in der Hand, welches ihr das Abtauchen auch um einiges leichter machte. Die Öffnung war gerade groß genug um einen Menschen durchzulassen. Nachdem das U-Boot durch die Schleuse gefahren war, klemmte sie die Schusswaffe zwischen die Stahlverriegelung, welche daraufhin blockierte und sie offen hielt. Schnell zog sie sich durch die Öffnung und blickte nach oben zur Wasseroberfläche. Eine Leiter führte nach oben zu den hellen Lichtern und der Schatten des U-Boots hob sich deutlich ab. Einen Steg könnte Black Rose auch erkennen und sie hielt sich an einer Stufe der Leiter fest um nicht aufzutauchen. Doch sie konnte hier nicht ewig warten und bestimmt würde einer der Schupo hier herunterkommen um nach dem Problem zu sehen. Vorsichtig ließ sie sich nach oben treiben, wobei die darauf achtete unter dem Steg zu bleiben. Sie ließ sich langsam bis zu den Schultern aus dem Wasser auftauchen und atmete leise. Ein paar Tropfen liefen ihr übers Gesicht. Sie konnte deutlich zwei Personen miteinander reden hören. "Wieso müssen wir immer diese Schlepp-Arbeiten machen? Haben die nicht genug Leute dafür?", fragte eine tiefe, männliche Stimme und den Fußtritten nach zu urteilen, gingen sie gerade direkt über Black Rose hinweg. "Wir sind nun mal Kadetten, Markus. Da muss man halt so was machen.", antwortete der zweite mit einer wesentlich freundlicheren Stimme. "Und genau deshalb sollten wir lieber lernen zu Kämpfen, statt hier die Kisten-Schlepper zu spielen.", Markus schien ziemlich aufgebracht zu sein. "Manchmal frage ich mich, wieso sie dich genommen haben, Stephen. So ein Weichei wie du bist." "Hör auf mich zu beleidigen. Außerdem, du schleppst gerade das Mittagessen für dich und die anderen auch.", antwortete Stephen. "Ich tue was ich will und du meinst wohl den Schweinefraß, den sie uns Kadetten vorwerfen. Die ersten Offiziere und die Hauptmänner schlemmen doch wie die Könige." "Das werden wir auch tun, wenn wir erstmal aufgestiegen sind." "Du meinst wohl, wenn ich aufgestiegen bin. Aber wenn du nett bist, befördere ich dich vielleicht, wenn ich erstmal Hauptmann bin.", lachte Markus und Black Rose erschien es so, als ob sein Ego gar nicht mehr größer werden konnte. Die Stimmen, sowie die Schritte entfernten sich immer weiter, bis Markus Stimme plötzlich rief: "Hey Marie, überprüf doch endlich mal die Schleuse!" Vorsichtig lugte Black Rose unter dem Steg hervor, als sich eine Frau nährte, die kaum älter wie sie selbst sein konnte. Sie ging den schmalen Weg entlang zur Schaltzentrale. Dort leuchtete ein Knopf rot auf und Black Rose vermutete das sie gerade versuchte die Schleuse zu schließen. "Die Schleuse klemmt!", rief die Frau zurück und als Antwort bekam sie nur: "Na dann tu was dagegen! Wir sind beschäftigt!" Black Rose grinste als sie sah, wie der Kopf der Frau vor Wut rot anlief, dann ließ sie sich zurück unter den Steg gleiten und tauchte ab, als die Frau sich der Leiter nährte. Von unten konnte sie sehen, wie sie sich die rote Uniform auszog und in schwarzen Sachen herunterkletterte. Black Rose ließ sich tiefer hinabsinken und beobachtete wie sich die Schupo mithilfe der Leiter immer weiter unter Wasser zog. Als sie schließlich eine Lampe anknipste, holte Black Rose aus ihrer Hosentasche einen reißfesten, dünnen Faden. Die zwei Kerle wussten ja gar nicht, dass sie ihre Kameradin gerade in den Tod geschickt hatten. Leise schwamm die zu der Frau hin, die dann aber den Kopf drehte und sah wer auf sie zu schwamm. Aber Black Rose war schneller als sie und schlug ihren Kopf mit der Schläfe an das Geländer. Dadurch war die Schupo zwar nur benommen, aber es reichte um sie mit dem Faden zu erwürgen. Ihre Leiche platzierte Black Rose fürs erste unterm Steg. Zu einem späterem Zeitpunkt würde sie ihn schon verschwinden lassen. Dann schwamm sie zur Leiter und zog sich aus dem Wasserbecken. Vor ihr lagen die trockenen Klamotten der Schupo. Den schwarzen Sternen nach zu urteilen, war sie Unteroffizier gewesen. Doch sonderlich viel Respekt schien sie nicht verlangt zu haben, immerhin ließ sie sich von Kadetten herumkommandieren. Schnell zog sie die rote Uniform an und schulterte das Gewehr. Sie hoffte das durch ihre langen Haare die Griffe von Akuma und Kurochi verdeckt blieben. Dann schritt sie den Weg entlang und den kleinen Flur hinab. Entgegen kamen ihr die beiden Kadetten, die sie anhand der Stimmen erkennen konnte. "Marie, hast du das Problem gefunden?", fragte Stephen und Black Rose nickte schweigend. "Hast du es auch behoben, du unnützes Ding?", kam es von Markus und Black Rose richtete den Blick auf ihn. "Beheb es doch selbst.", meinte sie sauer und Markus ließ sich davon nur ein Grinsen abgewinnen. Es war spaßig mit anderen Menschen und ihren Gefühlen zu spielen, dachte sich Black Rose nun. "Muss ich dich wirklich daran erinnern, das ich deine Nacktfotos verteilen werde, wenn du nicht tust was ich sage? Sag bloß, das hast du vergessen, Mariechen?", sagte Markus und legte die Hand an seine Hosentasche. "Ich bin gespannt wie du das tun wirst, wenn du Tod bist, Kadett Markus.", meinte Black Rose ungerührt und legte eine Hand an den Gürtel. Dort war eine Kleinkaliber-Pistole angebracht. In Markus Augen glänzte Angst auf, während Stephen schon zurückwich. Aber der selbstgefällige Kadett ließ natürlich seine coole Fassade nicht fallen: "Ach, du bluffst doch nur. Als ob du mich erschießen würdest" "Ach, glaubst du das wirklich?", meinte Black Rose und zog die Pistole mit einer einzigen Bewegung. Sie konnte zwar nicht mit Schusswaffen umgehen, doch auf so kurze Entfernung würde selbst sie ihr Ziel treffen. "Und ich bin Unteroffizier Marie, oder Ma'am, haben wir uns da verstanden?" Stephen war schon längst verschwunden und nun stieg auch in Markus sichtlich Panik auf. Offenbar interessierte es hier niemanden, was man mit den Kadetten anstellte. "Sehr, Sehr wohl Ma'am. Ich, Ich werde dann mal … verschwinden.", kam es stotternd von Markus, doch Black Rose hielt ihn fest. "Die Fotos, oder du kannst den Traum Hauptmann zu werden vergessen." Mit zitternder Hand übergab der sonst so selbstbewusste Kadett Black Rose drei Fotos. "Ich wusste doch, das du bluffst, du hast ja nur drei.", meinte Black Rose und stieß ihn weg: "Ich hoffe das war das letzte Mal, dass wir eine Auseinandersetzung hatten." Markus verschwand sofort um die nächste Ecke und sie steckte die Bilder in ihre Hosentasche. Auch die Pistole ließ sie wieder in den Halfter am Gürtel zurückgleiten. Akuma flüsterte ihre zischend etwas Unverständliches zu. Nein, noch ist es nicht an der Zeit euch einzusetzen, war ihre Antwort. Black Rose ging den Gang runter und entdeckte schließlich eine Treppe die nach oben führte. Sie ging hinauf und fand sich in einem großen, abgedunkeltem Raum wieder in dem sich Kisten bis zur Decke stapelten. Während sie sich den Raum genaustes ansah, lehnte sie sich langsam gegen die Tür, welche sich dann auch fast geräuschlos schloss. Die Vorratskammer war kaum beleuchtet, da nur ein paar rohrähnliche Wandlampen ihn erhellten. Ein paar der Lichtspender flackerten und tauchten Teile des Raumes in eine düstere Finsternis, während andere von den großen Kisten verborgen wurden, die sich vor ihnen auftürmten. Langsam schlich Black Rose in eine der finsteren Ecken des Raumes, die graue Jacke der Uniform hinter sich herziehend. Es war schon komisch sich in den Klamotten des Feindes zu bewegen und so zu tun als währe man dieser. Hinter einem der Kistentürme blieb sie stehen, lehnte sich mit einer Schulter daran und spähte um die Ecke, um die Patrouille sehen zu können, deren Schritte mit jeder Sekunde näher kamen. Als der Schupo um die Ecke kam und stehen blieb, fiel ihr sofort auf, das er keines der Gewehre trug, wie sonst jede andere Wache an diesem Ort. Außerdem strahle er eine Aura der Unwissenheit aus, welche Black Rose vermuten ließ, das es leicht sein würde ihn in eine Falle zu locken. Dennoch schien der Junge kein Kadett mehr zu sein, offenbar war er ein einfacher Soldat, ohne höheren Rang. Aber was tat er dann hier? Man ließ doch sonst nur Kadetten in solchen Räumen Wache schieben. Hier passierte sonst eigentlich nie etwas, nun ja, heute war es anders. Ein leichtes Lächeln stahl sich für Sekundenbruchteile auf ihre Lippen, bevor sie dem Wächter im Schatten der Kisten folgte. Erst in der Mitte des Raumes blieb der Schupo wieder stehen, während sie sich einen schützenden Platz im Schatten sicherte. Von dort aus konnte sie das gesamte Geschehen überblicken. Die Mitte war frei geräumt von den großen Eichenholzkisten und wirkte damit wie eine Lichtung im Wald. Nur einzeln standen an die großen Kisten gelehnt einige Fässer oder helle Buchenholzkisten, die aussahen, als währen sie im Dunkeln zusammengezimmert worden. Auf der Kiste, die ihr gegenüber stand, konnte Black Rose deutlich das, mit schwarzer Farbe aufgepinselte, Wort ''Äpfel'' lesen. Sie wandte den Blick von den Fässern und Kisten ab, als ein zweiter Schupo auf die 'Lichtung' trat. Er trug ebenfalls kein Gewehr bei sich und sah auf den ersten Blick wütend und genervt aus. Der Schupo fischte sich aus einer Kiste einen rotbackigen Apfel, biss hinein und warf einen Blick auf seinen Kollegen, bevor er auch ihm einen dieser roten Obststücke zuwarf: "Wenn wir schon hier sind, dann sollten wir wenigstens nichts verkommen lassen." Der zweite Schupo fing das Obst, setzte sich auf eines der Fässer, legte den Kopf an die große Eichenholzkiste hinter sich und sah desinteressiert zur schwarzen Decke hinauf. "Solange du wenigstens die Finger vom Wein lässt.", mit diesen Worten biss auch er in seinen Apfel, aber ohne den Blick vom Schwarz abzuwenden. Sein Kollege sah sich währenddessen um, als sehnte er sich nach etwas Aufregung, dann seufzte er, blickte zu dem Anderen und meinte: "Trotzdem brauchen wir hier nicht so gelangweilt rumzuhocken." "Was bitte willst du hier machen?", fragte dieser daraufhin, schwenkte den Blick zu seinem Kollegen und sprang elegant vom Fass. Offenbar war er genervt von seinem Partner, zumindest hörte man dies an der Betonung seiner Worte. "Haben wir nicht schon genug Stress mit dem General?" Was diese beiden wohl angestellt hatten, um den General zu verärgern? "Nur weil der uns degradiert hat? Pah! Hast du jetzt etwa Angst, oder was?" Die beiden gaben sich ihren Gefühlen hin und Black Rose fühlte sich in ihrer Meinung bestätigt, das diese 'Gefühle' einem nur im Weg standen. "Was denkst du denn von mir?! Aber, jetzt denk' du wenigstens einmal nach! Wir dürfen ja jetzt nicht Mal mehr beim Verhör der Schattenflüsterin dabei sein. Man! Es ist doch verdammt noch mal unser Verdienst, dass die sie jetzt überhaupt haben!" "Du meinst wohl MEIN Verdienst." Obwohl die beiden immer lauter und ausfallender wurden, kam niemand anderes hinein um dem Streit ein Ende zu bereiten. Offenbar bekamen sie gar nicht mit, was hier drinnen vor sich ging. Langsam legte Black Rose die Hand an ihre Hosentasche, wo sie deutlich das kleine Funkgerät spürte, welches schon voller Vorfreude zu vibrieren schien. Sie musste die beiden Streithähne so schnell es ging zum Schweigen bringen, damit sie mit den anderen das weitere Vorgehen planen konnte. Immerhin war sie das Auge von ihnen. Sie blickte wieder zu den beiden, die sich gerade gegenseitig die Nasen blutig schlugen und versuchte einen Weg zu finden sie ohne Aufmerksamkeit zu erregen loszuwerden. Doch immerhin gaben ihr die Schreie und lauten Kampfgeräusche in der Vermutung recht, das dieser Raum offenbar genauso schalldicht war, wie der gesamte Komplex an sich. Aus diesem bunkerähnlichem Gefängnis sollten schließlich keine Schreie der Gefolterten Gefangenen dringen. Doch nun spielten diese Umstände ausgerechnet dem Feind - also ihr - in die Hände. Ein kurzes, fast schon diabolisches Lächeln huschte über ihre Gesichtszüge, bevor sie sich noch einmal umsah. Die Streitenden hatten sich inzwischen getrennt und standen mit dem Rücken zueinander an den jeweils diagonal zueinander liegenden Seiten des Raumes. Während der auf der anderen liegenden Seite des Raumes stehende Schupo neben einem unsicher gestapelten Turm aus Kisten stand, hatte sich der zweite genau in ihrer Nähe positioniert. Besser konnte es in diesem Moment wirklich nicht laufen! Leise schlich sie sich im Schatten näher an den Schupo heran, der dort mit verschränkten Armen stand und die Wand musterte. Aber aus seinen Augen sprühte schon etwas Reue und selbst im Schatten sah Black Rose das blaue Veilchen welches sich um sein linkes Auge bildete. Während sie sich näherte, zog sie langsam das Messer, welches sie unter ihrem Gürtel befestigt hatte. Sie ließ den Blick keinen Augenblick vom Schupo, um keine seiner Bewegungen zu verpassen. Nur kurz vergewisserte sie sich, das sich auch der Zweite nicht bewegt oder gar umgedreht hatte, bevor sie den jungen Mann packte und zu sich in den Schatten zog. Ohne zu Zögern rammte ihm mit einer kurzen Bewegung das Messer in die Halsschlagader. Sie sah in die Augen des Schupo, welche sich vor Schreck geweitet hatten und jetzt immer mehr von ihrem Glanz verloren. Offenbar durchschaute er nicht, dass sie keine von ihnen war. Seine Lippen bewegten sich zwar, doch kein Wort drang aus seinem Munde, dennoch war sie sich sicher, dass er das Wort 'Marie' geformt hatte. Ihr wurde bewusst, das es sich hierbei offenbar um ihren Freund gehandelt haben musste, doch das interessierte sie nicht. Sie würden sich im Jenseits schon wieder finden. Als der Schupo regungslos am Boden lag, zog Black Rose langsam die blutige Klinge aus seinem Hals, aus dem noch für ein paar Minuten weiteres Blut fließen würde. Sie wischte das Blut am roten Oberteil der Schupo-Uniform ab, stand auf und schob das Messer wieder in den Gürtel. Sie lugte noch mal um die Ecke und konnte beobachten, wie sich der Zweite Schupo umdrehte und offenbar mit Schrecken das Fehlen seines Freundes bemerkte. Black Rose sah daraufhin zur Leiche um eine Möglichkeit zu finden, den Anderen abzulenken. Sie bemerkte den Apfel, der neben der Leiche lag und schon kam ihr eine Idee. Black Rose: Zeig mir deine Gefühle und ich zeige dir, wie du stirbst, denn Gefühle zeigen Schwäche, Schwäche ist der Tod und der Tod ist mein Freund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)